"HURRA ! Wir leben noch !" - Ein etwas anderes Endzeitsetting

Waldviech

Gott
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Der letzte Krieg ist endgültig vorbei. Die beiden Großmächte haben sich gegenseitig weitgehend aufgerieben. Es fielen Atombomben, biologische und chemische Waffen und noch einige andere nette Spielzeuge zur gepflegten Massenvernichtung. Aber nicht nur. Der Großteil des Krieges wurde mit konventionellen Waffen geführt. Aber das ist jetzt vorbei. Endlich, nach vielen Jahren ist wieder Frieden und die Leute fangen an, die Ruinen wieder aufzubauen. Die Zeiten sind mies und es geht den meisten Leuten hunds-elend. Aber mit jedem Tag wird es etwas besser - reden sich die Leute zumindest ein.
Dies ist keine Endzeitwelt mit Mad-Max-mäßigen Straßenräubern in coolen postapokalyptischen Vehikeln, Punk-Mutanten, seltsamen Wüstenstämmen und Gewalt an jeder Ecke.
Nein, die meisten Leute haben von Gewalt die Schnauze voll und versuchen nur, die Normalität wieder herzustellen. Hier geht es um Wiederaufbau...
Die Städte liegen in weiten Teilen in Schutt und Asche - doch trotzdem versuchen die Leute, weiterzumachen. Zwar werden Trümmer beseitigt und Gebäude wieder aufgebaut, doch die Zerstörungen sind zu groß um sie schnell zu beseitigen. Ab und zu werden Blindgänger gefunden und speziell ausgebildete Bombenräumer stehen hoch im Kurs. Die Arbeiter kehren zu ihren alten Fabriken zurück und versuchen, zu retten, was noch zu retten ist. Und so findet man in all dem Elend Inseln von geradezu grotesker Normalität. Nahrungsmittel sind überall knapp und die provisorische Militärregierung rationiert die Vorräte streng. Die Leute haben natürlich ihre eigenen Methoden, dem Hunger zu entrinnen. Überall hat sich ein florierender Schwarzmarkt entwickelt. Obwohl Geld durchaus noch einen Wert hat, wird hier vorwiegend getauscht. Die Cyborgs der Militärpolizei versucht natürlich, der Schwarzmarktkriminalität einhalt zu gebieten, aber die Schmuggler und Hehler sind ihnen noch immer einen Schritt vorraus - nicht zu letzt, weil sie bei den Leuten als Volkshelden gelten. Auch ansonsten blüht überall die Kriminalität.
Mittlerweile sind sogar wieder einige Zeitungen erhältlich und wenige zivile Radiosender senden wieder. Natürlich senden sie nur wenige Stunden am Tag und dann meistens Vermissten-Litaneien und Durchhalteparolen der Militäradministration, aber es gibt sie wieder !
Auch die Zivil-Regierung wird langsam wieder eingerichtet. Aber es gibt unzählige Parteien, Gewerkschaften und Interessen-Gruppen, die ihre eigenen Vorstellungen davon haben, wie die neue Ordnung aussehen soll...

Vorbilder wären vielleicht:
die reale Nachkriegszeit der späten 40iger Jahre,
"Der dritte Mann"
"Delicatessen"
"Der Untergang"
"Die Klapperschlange" (für zerfallene moderne Großstädte)
"Barb Wire"
"Robocop" (für den futuristischen Techno-Teil)

Nun wie immer meine Frage; Was würdet ihr lassen, was würdet ihr ändern und was würdet ihr ergänzen ? :)
 
AW: "HURRA ! Wir leben noch !" - Ein etwas anderes Endzeitsetting

Lass mich dir eine simple Frage stellen:

Wie soll ein typisches Abenteuer für eine typische Gruppe aussehen?

Nein, die meisten Leute haben von Gewalt die Schnauze voll und versuchen nur, die Normalität wieder herzustellen. Hier geht es um Wiederaufbau...

Du solltest dir mal die urigen Rollenspiele "The Morrow Project" und "Aftermath" anschauen. Die sind sehr nah an deiner Vorstellung. Allerdings war die Welt nicht ganz "Friede, Freude, C-Rationen", sondern es gab 'ne Menge lokaler Kriegsherren, die Probleme machten. Die Spieler waren Teil eines Wiederaufbauprojektes und hatten gutes Equipment, allerdings auch 'ne Menge Arbeit vor sich. Nichts für Leute mit "Kill'em and take their Stuff!"-Mentalität.

Von Morrow Project sind sogar noch Reprints erhältlich, und angeblich wird an einer neuen Edition gearbeitet. http://www.timelineltd.com/


Generell würde ich es spielen, allerdings sollten deine Regelmechaniken etwas humaner sein als die von Aftermath :D. Crunch wäre hier gut, sogar ein wenig Erbsenzählerei ("Nur noch 150 Schuss Munition und Rationen für 4 Tage, Wasser für 2...wir haben ein Problem, Captain!").

-Silver
 
AW: "HURRA ! Wir leben noch !" - Ein etwas anderes Endzeitsetting

Es soll auch nicht ganz Friede und Freude herrschen ;)....nur eben nicht das typische Neo-Mittelalter oder die (zugegebenermaßen coolen) Endzeitkarren in der Wüste.

Wie soll ein typisches Abenteuer für eine typische Gruppe aussehen?
Da sehe ich schon ein paar Möglichkeiten:
Die SC´s könnten z.b. zu lokalen Polizei gehören. Da wären Möglichkeiten dann:
- Ausheben von Schmuggler und Plündererbanden
- Korruption innerhalb der Organisation
- Verfolgung von Kriegsverbrechern aus der zeit davor (die neue Regierung will ihnen an den Kragen)
- "normale" Verbrechen
- Gruppen von übriggebliebenen Feind-Soldaten erwischen

Auf der Gegenseite
- Vorratslager plündern
- versuchen, an diverse Dinge ranzukommen und sie zu schmuggeln
- Wer ist der Undercoverermittler der Militär-Polizei
- Aktionen für eine Rebellentruppe
- Die Militärpolizei infiltrieren :D

Andere "Gruppen"
- Expeditionen zu alten Industriegebieten
- Reporter erfährt von üblen Machenschaften in der neuen Regierung
- Ärzte versuchen, Seuche einzudämmen
etc. pp.
Also Möglichkeiten sehe ich da schon ! Bei den Warlords wäre zu überlegen, ob man die nicht mit hineinnehmen könnte...
 
AW: "HURRA ! Wir leben noch !" - Ein etwas anderes Endzeitsetting

Müsste es nicht 'intellektuelle' statt 'spirituelle' Kapazität heissen?
Ansonsten:
Wieviel Konflikt gibt es in der Welt?
Wir wissen ja alle, das Konflikte RPGs erst interessant machen.
 
AW: "HURRA ! Wir leben noch !" - Ein etwas anderes Endzeitsetting

Och, da gäbe es eine ganze Reihe von Konflikten, die in einer solchen Welt eine Rolle spielen könnten.

- Nachwehen des Krieges (der große Knall mag vorbei sein, aber das haben noch nicht alle Einheiten gemerkt.)
- Wie soll die neue Nation letztendlich aussehen ? Die alte Regierung existiert nicht mehr und ein ganzer Haufen verschiedenster politischer Parteien und Gruppierungen wittert Morgenluft.....möglicherweise beharken sie sich ja ziemlich heftig ?
- Die Militär-Administration und die Übergangsregierung sind zu großen Teilen ziemlich korrupt, was tun die SC dagegen ?
- In den übrig gebliebenen Städten beginnt die Lage sich zu stabilisieren, aber wie sieht es in den Gebieten aus, die stärker vom Krieg betroffen waren ?
- Die Schwarzmarkt-Kriminalität blüht, es gibt Konflikte zwischen unzähligen Schieber- und Schmugglerbanden, sowohl untereinander als auch mit der Militärpolizei.
- Die alten Vorkriegsfirmen versuchen, wieder hochzukommen und Bergungstrupps wollen an die alten Anlagen. Normalerweise läuft so etwas friedlich ab, aber manchmal auch nicht.
- Die normalen Leute hungern und schmachten mit den kargen Rationen, die sie auf ihre Lebensmittelmarken bekommen, aber einige Offiziere, Industrielle und Gangsterbosse unterschlagen notorisch Vorräte und schwelgen in dekadentem Luxus. Sind die SC´s vielleicht so etwas wie futuristische Robin Hood´s ?
- Die alte Großmachtregierung hatte viel Dreck am Stecken ! In geheimen Laboratorien und Militärbasen wurden üble Machenschaften begangen - Machenschaften, die gewiefte Journalisten jetzt aufdecken könnten. Doch einige Schergen der alten Regierung haben sich in die neue Ordnung mit hinüber gerettet....droht von denen vielleicht Gefahr ?
 
AW: "HURRA ! Wir leben noch !" - Ein etwas anderes Endzeitsetting

Ach so. Du willst garnicht die übliche Endzeit als in der Zukunft angesiedelte Ereignisse spielen.

Was Du willst - zumindest was Du oben als Abenteuerideen schilderst - ist nichts anderes als unser zeitgenössisches Iraq: After the War, oder Bosnia: The Rebuilding, oder ... <füge beliebiges heutiges Krisengebiet-nach-Krieg/Konflikt/Zwangsdemokratisierung ein> spielen.

Wirf mal einen Blick auf Afghanistan D20 oder ähnliche Rollenspiel-Supplements. Da hast Du Deine "Endzeit".

Und dann noch die Frage aller Fragen: WEN?
 
AW: "HURRA ! Wir leben noch !" - Ein etwas anderes Endzeitsetting

Und dann noch die Frage aller Fragen: WEN?
Man könnte vielleich statt der üblichen verdächtigen eine Gruppe von Führern einer Gemeinschaft spielen.
 
AW: "HURRA ! Wir leben noch !" - Ein etwas anderes Endzeitsetting

Nur das wäre dann wieder besser in einer Brettspielumsatzung a la Junta aufgehoben, oder?
 
AW: "HURRA ! Wir leben noch !" - Ein etwas anderes Endzeitsetting

Zornhau schrieb:
Und dann noch die Frage aller Fragen: WEN?
Oh. Ein Mißverständnis. - Ich meinte mit "WEN" eigentlich: Wen interessiert es denn nun wirklich in solch einer mistigen Nachkriegsdepressions-Jeder-ist-sich-selbst-der-nächste-denn-den-Wiederaufbau-wird-es-nicht -geben-Zeit zu spielen?

Wer kann sich für action-freies depressives Gejammer-Niedergangs-Rollenspiel begeistern (DeGenesis-Fans ausgenommen)?

Brettspiele wie Junta passen da schon eher - vor allem durch die herausgehobene Position dessen, den man da spielen kann.

Aber einen miesen Kriegsverlierer, der für ein Päckchen Billig-Zigaretten einen Schwarzmarkt-Schieber mit seiner 11-jährigen Schwester ficken läßt, zu spielen macht mich nicht an.

Da kann ich mir gleich als "Abenteuervorschläge" die aktuelle Berichterstattung aus dem Irak reinziehen. Kein Spaß das Ganze.
 
AW: "HURRA ! Wir leben noch !" - Ein etwas anderes Endzeitsetting

Nachkriegsdepressions-Jeder-ist-sich-selbst-der-nächste-denn-den-Wiederaufbau-wird-es-nicht -geben-Zeit
depressives Gejammer-Niedergangs-Rollenspiel

Ist so nicht ganz richtig....;) Es soll ja gerade darum gehen, das eben NICHT alles verloren ist und ein Wiederaufbau gerade stattfindet !! Also nicht um mutierte Steinzeitbarbaren mit Knochensplitterpiercings im Schniepel, nicht um neomittelalterliche Fanatiker und nicht um Rocker in Rostmöhren. Und es soll eigentlich auch kein Irak-RPG werden....es geht mir darum, wie die Zeit nach einer großen Katastrophe, Atomkrieg etc. pp. denn neben den üblichen B-Movie-Klischees noch aussehen könnte und ob es möglich ist, das Genre "Post-Apokalypse" tatsächlich mal ohne depressive Anwandlungen zu spielen.
Als Vorbild könnten da tatsächlich eher die vom Silvermane erwähnten "The Morrow Project" oder "Aftermath" dienen. Wenn euch der Plotvorschlag mit dem großen Krieg tatsächlich zu nahe an der Realität ist, wäre es auch möglich, diese Wiederaufbauphase nach einer großen Naturkatastrophe anzusiedeln. Wie könnte es aussehen, nachdem der Asteroid eingeschlagen hat ? Schnappen sich dann wirklich alle Überlebenden abgesägte Schrotflinten und piercen sich bis der Arzt kommt ? Oder gibt es Bestrebungen, die "Normalität" wieder herzustellen ?
Und was ach-so-schrecklichen Parallelen zu heutigen Kriegs- und Krisengebieten angeht - die kann man, wenn man will in fast jedem RPG finden, in dem ein Krieg vorkommt.
 
AW: "HURRA ! Wir leben noch !" - Ein etwas anderes Endzeitsetting

Waldviech schrieb:
Dies ist keine Endzeitwelt mit Mad-Max-mäßigen Straßenräubern in coolen postapokalyptischen Vehikeln, Punk-Mutanten, seltsamen Wüstenstämmen und Gewalt an jeder Ecke.

Also eine Endzeitwelt ohne all das, was Endzeitwelten interessant macht?

mfG
rmn
 
AW: "HURRA ! Wir leben noch !" - Ein etwas anderes Endzeitsetting

Aber wer sagt, das es nicht trotz allem ein interessantes Setting abgeben könnte ? Was ich vor allem haben möchte, ist ein "Endzeitsetting", das mal nicht völlig depressiv und hoffnungslos ist, sondern in dem es ganz klar um den Wiederaufbau geht. Wie könnte man das interessant gestalten ?

- das Waldviech, das hier erstens mal den Silver kopiert und zweitens seinen Entwurf retten möchte....
 
AW: "HURRA ! Wir leben noch !" - Ein etwas anderes Endzeitsetting

Waldviech schrieb:
Aber wer sagt, das es nicht trotz allem ein interessantes Setting abgeben könnte ?

Ich.

Und wenn ich das richtig sehe, bin ich da nicht der Einzige.

Was ich vor allem haben möchte, ist ein "Endzeitsetting", das mal nicht völlig depressiv und hoffnungslos ist

Ich fand beispielsweise Redline nicht völlig depressiv und hoffnungslos. Für solche Empfindsamkeiten hat man bei der Geschwindigkeit nämlich keine Zeit. ;)

mfG
rmn
 
AW: "HURRA ! Wir leben noch !" - Ein etwas anderes Endzeitsetting

Redline kenne ich nicht - das heisst den Titel schon, aber das Spiel selber nicht. Also, ums auf den Punkt zu bringen ;) ; was ist am bissherigen Entwurf "fehlerhaft" und "stört" ?
 
AW: "HURRA ! Wir leben noch !" - Ein etwas anderes Endzeitsetting

Vielleicht sollte man einfach mal versuchen, von dem nur allzu bekannten "Helden-retten-die Welt-und machen-alles-für-alle-besser"-Gedanken abkommen. Den hatten die Atommächte ja auch schon und das Resultat ist grade das, was Waldviech uns hier vorstellt.
(Stimmt doch, oder?;) )

Ein solches Szenario, bei dem es um den Wiederaufbau und die Aufrechterhaltung der Normalität geht schreit doch schon fast nach den Geschichten ganz im Kleinen. Weg von global, hin zu lokal!

Kein "Infiltriert die Neo-Gestapo des Warlords", eher "sucht das vermisste Kind in der Trümmerlandschaft, bevor beim spielen eine Häuserruine über ihm einstürzt".
Kein "Überfallt die Nachbarstadt, um denen die Vorräte zu klauen", eher "Intergiert den zugelaufenen traumatisierten Fremden, über den ihr nix, aber auch gar nix wisst als funktionierenden Teil des Ganzen in das Dorf, obwohl es böse Gerüchte über seine Vergangenheit gibt, einfach, weil jede helfende Hand gebraucht wird".

Bitte steinigt mich nicht, aber als Quelle für die Stimmung in einer solchen Nachkriegskommune mag vielleicht "Herrschaft des Feuers" herhalten. Ich meine jetzt als Beispiel den Streit zwischen Quinn und dem Familienvater, der JETZT ernten will, weil seine Kinder hungern, aber der so die Nahrungsversorgung des ganzen Dorfes gefährdet, weil ggf. zu wenig Samen zum Neusäen übrigbleiben.
Das nur mal so als Denkanstöße. Ihr seid wieder.
*Das Viech aus dem Wald schon aus Prinzip unterstütz, damit ihm die Freude an seiner unkonventionellen Idee erhalten bleibt*
 
AW: "HURRA ! Wir leben noch !" - Ein etwas anderes Endzeitsetting

Waldviech schrieb:
Also, ums auf den Punkt zu bringen ;) ; was ist am bissherigen Entwurf "fehlerhaft" und "stört" ?

Er fällt in mein Muster der "neuen deutschen Endzeit" - und von der habe ich genug (das mag man nun verstehen, wie man will ;)).

mfG
rmn
 
AW: "HURRA ! Wir leben noch !" - Ein etwas anderes Endzeitsetting

Zum Thema "Wiederaufbaugeschichten nach dem Weltenbrand" kann ich auf die Schnelle mal als Inspirationsquelle die hier in dieser Diskussion aufgelisteten Buchtips empfehlen.

Besonders herausstreichen möchte ich dabei zwei:

Sterling E. Lanier
"Hiero´s Reise"(Hiero´s Journey)
"Der unvergessene Hiero"(The Unforsaken Hiero)
Heyne SF
Jahrtausende nach einem Atomkrieg bricht ein Priestersoldat auf einem Elch zu einer gefahrvollen Reise durch ein postatomares Amerika auf. Er ist auf der Suche nach den legendären "Computern", diese Maschinen sollen seinem Orden im Kampf gegen die sog. "Dunkle Bruderschaft" helfen. Auf seinem Weg zu einer Bunkeranlage, in der sich solche Relikte befinden sollen, durchstreift er fremdartige Landschaften und begegnet einer seltsamen Fauna und Flora.
Hieros Reise ist die Inspirationsquelle für die Autoren des 70er-Jahre Post-Nuke-Klassikers "Gammaworld" (damals von TSR).

In Gammaworld geht es um genau das hier angesprochene Thema: Positive Nachkatastrophen-Geschichten.

In Gammaworld - zumindest im alten Gammaworld, welches ich 1979 zu spielen lernte - ist durch nukleare Terrorismusanschläge die technologisch fortentwickelte Menschheit ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden. Man spielt dort Pure Strain Humans (PSH, genetisch besonders "hochwertige" Übermenschen aus der Zeit vor der Katastrophe, die hochgradig resistent gegenüber Mutationen sind), Mutierte Menschen, Mutierte Tiere und - als Option - mutierte Pflanzen als SCs.

Das Besondere ist nicht das Spielen von Mutanten, die herumrennen und alles niederknüppel oder mittels Mental Blast vernichten, sondern die Tatsache, daß man Mitglieder einer Gemeinschaft(!) von Überlebenden, die seit ein paar Generationen versuchen so gut es geht auf der zerstörten Erde durchzukommen, spielt. Diese Gemeinschaften sind in der Regel einfache, stammesartig organisierte Gruppen, die bisweilen recht seltsamen (Aber-)Glauben entwickelt haben, und die für einander und für das meinsame Wohl des Stammes einstehen. - Das alte Gammaworld kannte im Gegensatz zum alten D&D KEINE LEVEL, sondern die Charaktere fingen bereits recht kompetent als verläßliche Mitglieder ihrer Gruppe, ihres Stammes an. In diesem Sinne waren es auch keine persönlichen Aufstiegsgeschichten - vom Stalljungen zum Hohen Paladin - die man in Gammaworld spielte, sondern eher Geschichten, bei denen man etwas für seine Gemeinschaft, etwas Bleibendes, etwas, das sich WIRKLICH lohnte erreichen wollte.

Ein SEHR GUTES Beispiel ist das 1982er Abenteuer "Famine in Far-Go", in welchem die Charaktere im Rahmen ihrer Rite-of-Passage-Wanderung, um als Erwachsene im Stamm aufgenommen zu werden, vom verschrobenen Stammesprediger - einem Pure Strain Human - zur Aufgabe bekommen eine Lösung für die derzeitige Hungersnot, die den bis dahin prosperierenden Stamm befallen hat, zu finden. Was daraus folgt, welche Motivationen und welche aufgrund der Not des Stammes getroffenen Entscheidungen die Gruppe im Spiel auslebt, hat mich bislang immer wieder begeistern können. (Ja, das Abenteuer kann man locker alle 5-6 Jahre wieder spielen. ;)).

Gammaworld kennt auch Machtbestrebungen der sogenannten Cryptic Alliances, wie z.B. die Zoopremists, die meinen, daß nur die mutierten Tiere die neuen Herren der Erde sein sollen, oder die Knights of Genetic Purity, die insbesondere mutierte Menschen abschlachten, um die "gute alte Zeit" wiederherzustellen, oder die Radioactivists, die sich bewußt Mutationen anschaffen (What doesn't kill you, makes you stranger.), etc. - Diese haben ihre Machtzentren und ihre Politik und ihre Kriege/Terroraktionen etc. Diese kommen in der Regel den "Normalen" Siedlungen ziemlich in die Quere und die Charaktere und ihr Stamm muss damit umgehen können.

Gammaworld ist eine zupackende, "bauen wir's auf" Endzeit - nein, falsch! - Nachkatastrophen Science Fantasy Welt mit durchaus optimistischen Tönen.

Der Pelbar-Zyklus von Paul O. Williams
Heyne-Bände 4151 bis 4156

1000 Jahre nach dem nuklearen Holocaust

In den USA haben nur wenige Menschen den Krieg und die nachfolgenden Seuchen überlebt. Ihre Nachfahren sind wieder zu "Wilden" geworden, die das weite, zum Teil noch radioaktiv verseuchte Land als Jäger durchstreifen, oder sie haben sich in kleinen befestigten Siedlungen verschanzt. Allmällich bilden sich wieder kulturelle Zentren aus; so in Pelbar, der Zitadelle am Heart-Fluss, dem ehemaligen Mississippi. Auf gefahrvollen Expeditionen beginnt man die Postatomare Wildnis des amerikanischen Kontinents zu erkunden.
Sehr interessante, "zivile" Geschichte von einem Wiederaufbau, einem politischen Entgegenkommen (oder auch nicht) nach einer nicht näher geschilderten Katastrophe. Ja, auch hier wird - zumindest zu Anfang - mit Schwertern und Bögen herumgelaufen, aber das wird mit dem Entdecken von Bunkerleuten oder Leuten mit Kanonen und Musketen bald anders. Die hier geschilderte Science-Fantasy-Welt hat praktisch keine Mutanten, sondern nur alternative Kulturen, die durchaus plausibel genug sind, daß man es ihnen abnimmt, daß sie sich aus den Ansammlungen von Überlebenden der Katastrophe entwickelt haben mögen.

Auch hier ist eine Leichtigkeit der Erzählung und ein grundlegender, sehr menschlich anrührender Optimismus die Grundstimmung dieser siebenteiligen Romanreihe.



Mal was (gerade unter dem aktuellen Eindruck, daß DeGenesis in den USA herauskommen soll, wo schon das um Klassen bessere Engel dort geflopt ist) zum Thema USA und Endzeit: (Thread-hijack my ass!)

Mein Eindruck ist der, daß US-Endzeit-Settings im Wesentlichen eine Entschuldigung für Wild West mit anderen Mitteln sind. Deadlands: Hell on Earth, Gammaworlds Pionier-Mentalität sind da nur zwei mir gut bekannte Beispiele. Ich habe den Eindruck, daß die Amerikaner garnicht diese düstere, diese schmuddelige, vor allem aber nicht diese HOFFNUNGSLOSE Endzeit-Stimmung (Hach, der Weltschmerz!) nachempfinden können oder wollen.

Engel, Endland, DeGenesis - alles ist ja so deprimierend, soooo traurig, soooooo Scheiße und bäh. *wimmer* Alles geht ohne Aussicht auf Rettung und völlig freudlos den Bach runter und keiner - nicht mal die SCs!!! - kann etwas dagegen tun. - Weichlinge. Jammerlappen. Sich-beim-Schwanzlutschen-am-Pimmel-Piercing-die-Lippe-aufreiß-und-daran-verblut-Versager.

Das erfreut den Amerikaner nicht - und mich eigentlich auch nicht, weil ich es zemlich uninspirierend finde in seiner eigenen Setting-Scheiße zu liegen und sich gut dabei zu fühlen nichtmal eine Wimper zu zucken um was an dem Dreck, an dem man zugrunde geht, zu ändern. - Willkommen in der Neuen Deutschen Endzeit! Ihr "darken" Jammerlappen!

Daher wage ich eine Prognose, daß DeGenesis in USA SEHR bald als das hohle Gestell eines hoffnungslosen Jammerlappen-Wir-gehn-kaputt-gehste-mit?-Rollenspiel-Bilderbuchs entdeckt und entsprechend NICHT gekauft werden wird. Wenn DeGenesis wenigstens ein anständiges Regelsystem hätte - doch leider auch hier endzeittypisch: "Schwerer Systemfehler!". Reicht gerade noch zur Peinlichkeit - noch nicht mal zum schlechten Beispiel.

Engel ist in Ami-Land als D20-Only-Version verheizt worden (man hätte eigentlich wissen können, wie schludrig die Engel-D20-Adaption gewesen ist - schließlich ist das Elend ja hausgemacht: Wir verelenden die Wirklichkeit. - Oder so.).

Amerikaner haben einen anderen Geschmack bei ansonsten namensgleichen Genres. Endzeit auf amerikanisch heißt "No Speed Limit", "Guns for everyone", "Sex and Nukes and Rock'n'Roll".

Wer hier trübe Tassen spülen will, der muß in der Heimat der gemütlichen Niedergeschlagenheit bleiben. Die Amerikaner haben noch viel zu viel Energie zwischen den Beinen, daß sie das ausweglose Jammertal deutscher schwanzloser Modrigkeit zu schätzen wüßten.

In diesem Sinne und als Abschluß meiner natürlich völlig subjektiven Einschätzung der Unterschiede zwischen deutschen und amerikanischen "Endzeit"-Rollenspielen: Mir ist die optimistische, die heroische, oder einfach nur die actionreichere Dicke-Knarren-abfeuern-während-man-coole-Bikes-mit-scharfen-Mutanten-Girls-drauf-durch-die-Wastelands-fährt Variante lieber.
 
AW: "HURRA ! Wir leben noch !" - Ein etwas anderes Endzeitsetting

Ja, ja ein echter Zornhau.
Ansonsten:
Ich bin lieber der 'Auserwählte' und suchen den Wasserchip und bolze nebenbei Mutanten um, als den Aufseher zu spielen und im heimischen Bunker die Notversorgung zu regeln.
 
AW: "HURRA ! Wir leben noch !" - Ein etwas anderes Endzeitsetting

Wo wir - nach dem mir aus der Seele sprechenden kleinen Ausflug am Ende - gerade bei Buchempfehlungen, Endzeit, Amerika, Mutanten, Kulturen und Wiederaufbau waren:

The Amtrak Wars

In der sechsbändigen Reihe von Patrick Tilley lernt man ein Nordamerika kennen, in dem sich aus den Wirren des Krieges drei neue Kulturen erhoben haben, die jetzt eifrig dabei sind (natürlich ganz im Namen des Wiederaufbaus), den jeweils anderen die Gurgel umzudrehen.
Ohne die erzählte Geschichte schmälern zu wollen, war das wirklich interessante an den Amtrak Kriegen für mich die Beschreibung eben dieser drei ganz verschiedenen Lager, und vor allem die Art und Weise, wie diese Menschen mit der Vergangenheit umgehen, beziehungsweise was in ihren Vorstellungen aus der Vergangenheit geworden ist - ob das nun die Besessenheit der, aus den Bunkern hervorströmenden, Bahnbrechern der Amtrak Föderation von ihrem Erbrecht auf die Blauhimmelwelt, die Erzählungen der Mutanten vom Krieg der Tausend Sonnen, in dem die grosse Muttergottheit Motown getötet wurde, oder die Angst der Eisenmeister vor dem dunklen Licht ist - die... Mythologien sind es, die diese Bücher für mich wirklich spannend gemacht haben (und die Erkenntnis, dass in der modernsten, "wissenschaftlichsten" der neuen Gesellschaften, am wenigsten von der Wahrheit erhalten geblieben ist).

mfG
rmn
 
AW: "HURRA ! Wir leben noch !" - Ein etwas anderes Endzeitsetting

Ich wäre meiner Meinung nach trotz des sehr taktischen Teils und der
berechtigten Bedenken Burncrows dafür das alle SC-Führer kleiner Gemeinschaften Spielen.
So das sich die Charakter Entwicklung nicht nur in körperlichen und geistigen Werten,
sondern auch in dem Ausdrückt was der Clan erreicht.

Die anderen , die Zukunft:
Damit der Aufbau einer Gesellschaft wirklich beobachtbar ist sollten die meisten Menschen vollkommen abgestürtzt und egoistisch sein.

In der näheren Umgebung, sagen wir mal Ruinen einer Stadt, sollte es nur kleine von Clans kontrollierte Gebiete geben. Diese Gebiete sind alle von viel neutralem Raum umgeben, so das die Zivilisation Platz hat zu wachsen....

Kultur:
Und jeder Clan ist ein eigener Kulturkreis, die müssen nicht viel gemeinsam haben.
Clanlose haben sowie so nur den täglichen Kampf ums überleben,
aber in Clan Claims gibt es eine gewisse Ordnung ein, gewisses Recht, eine Form von Regierung, eine gewisse Kultur, evtl. Etikette, Religion(!!!), eine Eigene Symbolik etc.

Interaktion:
Schön wäre es wenn jeder Clan Claim nur eine bis zwei wichtige Rescourcen hat oder sogar keine wichtige Rescource hat so das Clanchefs (SCs) einen Grund zu Interaktion haben.
Bündnisse von Clans sind Häufig.
...es kommt auch oft vor das ein Clan dem Druck von aussen nicht stand hält und die Mitglieder sich auf ander Clans verteilen das passiert oft wenn der Clans Chef stirbt.
Kriege unter gleichstarken Bünden kommen nicht vor es ist einfach wichtiger sich etwas aufzubauen da wird jeder mann gebraucht um einen gesindelfreien Ring um seinen Claim zu schaffen.
Kleinere Scharmützel gibt es wohl recht häufig.
Die SCs sind selbst dafür verantwortlich in der Gesellschaft der Clan Chefs
abkommen zu schließen und unterstützer zu finden.

Heldenpool:
Sollten Erkundungstrupps oder ähnliches ausgesand werden so müssen die Clanchefs entweder dabei sein oder die SCs sind gezwungen aus einem vorher erstellten Pool von Charakteren einen zu wählen und diesen dann zu spielen. Interressant auch wenn man in der Lage ist neue HELDEN hinzu zugewinnen.

Clans Interna:
Das interne Leben des Clans sollte der Spieler selbst beschreiben, der Spielleiter sollte ihm nur ab und an ein paar steine in den Weg legen oder allzu unfundierte "Vorgänge" unterbinden. Der Aufbau von Institutionen ist den SCs überlassen.

*braingestormt*

So in der Art wäre es auch nicht schlecht finde ich.
Sagt ruhig das es bullschit ist aber haltet mir jetzt nicht meine Rechtschreibfehler vor. Mir geht es nur um die IDEEN.
Edit:
Hab versucht es nochmal irgendwie zu sortieren
 
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