Der Krieg der aratar edhil [Talaganuindale]

Freako

Der Kriegerpoet
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4. April 2004
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Freakos Lebensgeschichte
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Diese Geschichte gehört zu den ältesten Mythen und Legenden New Hopes und spielt in der Zeit der großen Dunkelheit, als die Titanen die freien Lande bedrohten und sie um ein Haar niedergeworfen hätten. Der Held dieser Erzählung ist der große Fürst Lodrakan, einer der größten Kriegsherren, den New Hope jemals gesehen hatte. Freako selbst wird hier noch nicht erwähnt; er verdiente sich in diesen Kriegen seine ersten Sporen als Kommandant unter Lodrakans Führung. Alle Namen und Zahlen sind komplett und ohne Änderung aus den Erinnerungen von damals übernommen.
So lest denn hier die Legende vom größten Krieg der jemals die Lande erschüttert hat.
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Der letzte Krieg der Aratar Edhil

"Dies ist die Geschichte des Krieges der Aratar Edhil gegen die Titanen. Sie ist lang und schrecklich, kündet von großen Schlachten und Heldentaten, von Ruhm und Jubel, doch auch von Verlust und tiefer Trauer.

Worte allein vermögen nicht auszudrücken, wie gewaltig die Ausmaße dieses Krieges waren, doch muss die Geschichte niedergeschrieben werden, damit sie für alle Zeiten in der Erinnerung der Völker bleibt.

Ich erzähle nun diese Geschichte, und komme somit meiner Aufgabe als Chronist der Aratar Edhil nach.

Möge sie dazu dienen, allen Völkern auf New Hope zu zeigen, dass Mut, Stärke und Tapferkeit Tugenden sind, derer man sich immer erinnern sollte, und dass auch in Zeiten größten Schreckens und tiefster Verzweiflung Hoffnung bestehen."



Der Fall Eroberts

"Der Fall Eroberts ist eine der kleineren Schlachten, die in der Zeit der neuen Bedrohung auf New Hope gegen die Titanen geschlagen wurde; wie alle diese Schlachten war sie schrecklich und forderte viele Opfer, jedoch im Vergleich zu einigen anderen wieder verhältnismäßig wenig.

Als die Titanen auftauchten, begannen sie sofort das Land mit Angst und Schrecken zu überziehen und eroberten eine Stadt nach der anderen. Eine dieser Städte war Erobert, und ihr Eroberer war Trunak, der Titanenfürst.

Er war ein schreckliches Geschöpf; gewaltig, mit göttlichem Blut, grausam, wie alle Titanen, jedoch ungleich stärker an Macht und Bosheit als die meisten seiner Artgenossen. Man sagte, er verdarb jedes Land, auf das er seinen Fuß setzte, bis ins Mark.

Er war es auch, dem die Aratar Edhil als erstes den Krieg erklärten und gegen den sie ihren ersten großen Feldzug führten. Das erste Ziel in diesem Krieg war es, die Stadt Erobert, die gerade von Trunak's Armee verlassen worden war, um weitere Städte zu erobern, zurückzunehmen. Den Sturm auf die Stadt sollte die Edhilische Regentin Lilith leiten. Sie hatte sich bereits oft für das Fürstentum ausgezeichnet und war als zuverlässige Taktikerin bekannt.

Ihre Armee, mit der sie Erobert nehmen sollte, bestand aus zweitausendvierhundert Drachen, unterstützt von zehntausend schweren Infanteristen aus Lodrakan's Armee. Dieser sollte in der Zwischenzeit mit seiner Streitmacht Trunak's Armee auf freiem Feld stellen. Die beiden Angriffe sollten so ausgeführt werden, dass Trunak keine Zeit mehr bleiben sollte, seine Truppen zurück in die Stadt zu führen, die ohne die große Armee nur von zweitausend versklavten Gardisten besetzt war.

Sobald Lodrakan's Verstärkung in Goldregen, einer Stadt Lilith's, angekommen war, setzte sich das ganze Heer unverzüglich in Bewegung. In einem Gewaltmarsch erreichte es die Stadt am Nachmittag des 22.2.3411.

Schon bald begann der Angriff. Lilith's Truppen waren der Besatzungsmacht bei weitem überlegen, doch man durfte die Titanen niemals unterschätzen, das wusste sie. Also plante sie den gesamten Angriff sorgfältig, bevor sie den Angriffsbefehl gab.

Als die beiden Heere aufeinandertrafen, war der Ausgang der Schlacht schon klar. Die Gardisten der Titanen verschanzten sich in den Häusern Eroberts, aber dennoch gelang es den Infanteristen Lilith's, alle aufzustöbern und zu vernichten, während die Drachen hoch über der Luft kreisten und alles, was sich blicken ließ, einäscherten. Lilith selbst kämpfte Schulter an Schulter mit ihren Infanteristen in den brennenden Straßen Eroberts und streckte zahlreiche Feinde nieder. Bei Einbruch der Dunkelheit war die Stadt gesäubert, und mit minimalen Verlusten der Sieg erreicht. Insgesamt waren auf der Seite Lilith's nur eintausendfünfhundert Klingenfürsten und zweihundert Drachen gefallen.

Lilith schlug bei Erobert ein Lager auf und wartete den Ausgang der Schlacht zwischen Lodrakan's Truppen und Trunak's Armee ab, die zwei Tage später stattfinden sollte.

'Wenn die Götter uns beistehen,' dachte sie bei sich, als sie die rauchenden Trümmer Eroberts im blutroten Schein der Abendsonne betrachtete, 'wird die Welt bald von diesen Bestien befreit sein.'

Was sie nicht wusste, war, dass es bis dahin noch viele gewaltige Schlachten zu schlagen gab."



Die Schlacht um Quelmitur

"Die Welt von New Hope atmet auf, im ganzen Land verkünden die Kriegsboten die frohe Botschaft. Quelmitur, die Stadt des Titanenfürsten Morcan, ist gefallen.

Dies ist der Verdienst des Fürsten Ballentimes, der, im Namen der großen Arathar Ethil, eine gewaltige Streitmacht gegen die unglaubliche Bedrohung führte.
dreitausend leichte und zwölftausend schwere Infanteristen, jeweils fünftausend leichte und schwere Bogenschützen, zweitausend schwere Kavalleristen und insgesamt achttausendundeinhundert Drachen erreichten im Morgengrauen des 01.04.3411 die schwarzen Mauern Quelmiturs. Von dem langen Gewaltmarsh erschöpft, sahen sie sich nun anstatt der Müdigkeit einem unglaublich schrecklicherem Gegner gegenüber. Das gewaltige Heer von fünfzehntausend Titanen, viertausend Reitern und rund eintausend leichten Fußtruppen hatte das Heer bereits kommen sehen und die Verteidigung der Stadt vorbereitet.

Erneut wurde im Lande New Hopes eine gewaltige Schlacht ausgetragen.

Mit göttlicher Macht kämpften die Titanen, doch mit verbissener Wut und dem festen Willen, New Hope von den neu aufgetauchten Aggressoren zu befreien, taten es ebenso die Tapferen Männer und Frauen unter Ballentimes Führung.

Doch der Kampf schien aussichtslos- Ballentimes wurde mehrmals zurückgeworfen, und seine Verluste waren gewaltig.
Doch schließlich wankten auch die Reihen der Titanen, und endlich war eine Bresche in Quelmiturs Mauern geschlagen. Noch wehrten sich die Riesen verbissen, doch immer mehr von ihnen stürzten, von Pfeilen oder unzähligen Schwerthieben zu Tode verwundet, in den Staub.

Die Erde um Quelmitur war von Blut getränkt, und in ihr vermischten sich die Lebenssäfte derer, die sich zuvor mit verbissener Wut gegenüberstanden.

Schließlich war es geschafft- der letzte Titan fiel mit ungeheurem Krachen von einer Brücke, und das Heer brach in Jubel aus.

Doch der Jubel war nur noch ein Schatten der Masse an Stimmen, die zuvor noch voller Stolz den Namen 'Aratar Edhil' gerufen hatte.

Nur ein Bruchteil des einst prachtvollen Heeres konnte sich des gewaltigen Sieges erfreuen, den es errungen hatte; der Rest lag vor den Toren Quelmiturs, zertrampelt und erschlagen von den Riesenhaften. Insgesamt siebzehntausend tapfere Soldaten fanden bei dieser Schlacht den Tod.

Wieder einmal hatte die Aratar Edhil ihren Edelmut und ihre Macht unter Beweis gestellt; man wusste, das kein bekanntes Böse sich der Kraft und dem Zorn der hohen Elfen widersetzen konnte.

Doch noch war die Bedrohung nicht vollends beseitigt; weitere Städte und riesige Heere der Titanen bedrohten die freien Völker von New Hope, doch auch diese würden fallen."



Die Schlacht der schwarzen Heimtücke

"In der Nacht des 12.3. des Jahres 3411, als in den äußerden Königreichen alles friedlich schlief, konnte für die Soldaten des Aratar Edhil- Regenten Lodrakan von Schlaf keine Rede sein. Sie waren bereits die ganze Nacht hindurch marschiert, um Trunak daran zu hindern, seine Truppen in seine eroberte Stadt Erobert zurückzuführen.

Als vor wenigen Stunden der Bote mit der freudigen Botschaft ankam, dass Lilith Erobert genommen hatte, ließ Lodrakan seine Truppen dennoch schneller marschieren. Er wollte das feindliche Heer möglichst schnell erreichen, um die Streitmacht des grausamen Titanen endlich von der Oberfläche dieser Welt zu tilgen.

Die Stimmung der Truppen war gut, obwohl sie ohne Fackeln bei völliger Dunkelheit und eiskaltem Regen marschieren mussten. Nur gelegentlich erhellte ein Blitz den dunklen Wald, den sie durchqueren mussten, um unentdeckt zu bleiben. Obwohl das Heer gigantisch groß war, bewegte es sich schnell und im Schutze der Nacht unentdeckt fort.

Zweifellos hatten Trunak's Späher ihm von der anrückenden Armee berichtet, doch er würde nicht damit rechnen, dass sie bei Nacht marschierten, und selbst wenn, würde er nicht erwarten dass das Heer den Weg durch den Wald nehmen, sondern annehmen, dass es durch die Ebenen im Westen kommen würde.

Lodrakan, der an der Spitze seiner schweren Kavallerie ritt, ging in Gedanken noch einmal den Schlachtplan durch.

Das Titanenheer, dem sie in wenigen Stunden gegenüberstehen würden, war riesig. Dennoch, der Heereszug den Lodrakan führte, war nicht minder gewaltig. Seine zehntausend Schweren Infanteristen, sechstausend leichten und fünfundzwanzigtausend schweren Reiter würden bald auf die sechsundfünfzigtausend versklavten Gardisten Trunak's treffen. Der Regent wusste, dass seine Männer trotz der zahlenmäßigen Unterlegenheit den Sieg davontragen würden. Sie hatten den Vorteil der Überraschung auf ihrer Seite, und den unbedingten und festen Willen, den Feind zu vernichten. Als Lodrakan seinen Blick umherschweifen ließ, bemerkte er den entschlossenen und kampfeslustigen Blick seiner erfahrenen Männer. Sie würden Verluste hinnehmen müssen, das wussten sie alle. Aber sie würden die Titanen besiegen, das war genau so sicher.

Lodrakan's Gedanken schweiften ab, kehrten zurück zu dem Zeitpunkt vor dem Abmarsch. Trunak sandte Boten, um ihn zur Aufgabe zu bringen, doch Lodrakan dachte nicht daran. "Vielleicht werdet ihr siegen, doch der Tod Eurer Männer wird grausam sein, und ich werde weiterhin leben und Euch heimsuchen! Ihr könnt meine Armeen vernichten, doch mich werdet Ihr niemals schlagen!"

Das waren zusammengefasst Trunak's furchteinflößende Worte, die er in mehreren Briefwechseln an Lodrakan sandte. Doch dessen Antwort war stets die selbe: "Meine Männer sterben in der Gewissheit, Eure üblen Lakaien vom Antlitz dieser Welt getilgt zu haben! Ihr Ruhm wird unendlich groß sein. Ihr werdet sehen, dass Eure Legionen es niemals mit den Aratar Edhil aufnehmen können, und wenn Ihr noch so viele von ihnen schickt. Und auch Ihr werdet bald ihrem Schicksal folgen, das schwöre ich!"

Und so hatte Lodrakan seine Armee gerüstet und ihr den Marschbefehl erteilt. Er selbst führte den Heereszug an.

Ein Blitz, dem unmittelbar ein heftiger Donnerschlag folgte, riss ihn aus seinen Gedanken. Bald würde die Schlacht beginnen.

Zwei Stunden später war es soweit; die Späher meldeten Trunak's Armeelager direkt voraus. Nun ging alles rasend schnell: Die Infanterie ging in Position, die Kavallerie nahm ihre Positionen an den Flanken ein, und schon setzte sich der gesamte Heereszug, jetzt aus zigtausend Kehlen den Namen 'Aratar Edhil' rufend, endgültig in Bewegung.

Doch als das Heer eine Hügelkuppe erreichte und die Armee der Titanen direkt vor ihnen lag, geschah etwas grausiges. Die Reihen der feindlichen Gardisten schienen in Unordnung zu geraten, verschmolzen miteinander, ein heilloses Chaos schien zu entstehen. Lodrakan, der mit ausgestreckter Klinge seiner Kavallerie vorausritt, bemerkte ein kurzes Flimmern, das über die ganze Armee zu zucken schien, und da überkam ihn eine schreckliche Vorahnung. Doch es war zu spät, noch irgend etwas zu unternehmen. Sie waren fast heran und viel zu schnell, um noch umzudrehen.

Und da passierte es. Das Flimmern über den Gardisten verstärkte sich, hörte kurz auf, widerholte sich- und auf einmal zuckte ein greller Lichtblitz auf, der die heranstürmende Armee für eine Sekunde blendete. Doch alle konnten sich wieder fangen, und kein Reiter fiel aus dem Sattel.

Als alle aber wieder den Blick auf den Gegner gerichtet hatten, offenbarte sich ihnen etwas, das vielen das Blut in den Adern gerinnen ließ.

Sie hatten es nicht mehr mit Gardisten zu tun- sondern mit Titanen. Einem Heer von fast sechzigtausend Titanen.

'Hexenwerk!' fuhr es Lodrakan durch den Kopf. Aber es gab kein Zurück mehr. Lodrakan rief mit gellender Stimme 'Für Aratar Edhil!', hob sein Schwert hoch in die Luft und preschte weiter auf das riesenhafte Heer zu, dass sich nun in Reih und Glied stehend vor ihnen aufgebaut hatte. Seine Männer hatten sich wieder gefangen und folgten ihm, seinen Ruf aus tausend und abertausend Stimmen erwiedernd.

Der Aufprall der beiden Heere war fürchterlich. schon unter dem ersten Ansturm wurden zahllose Reiter aus ihren Sätteln geworfen, Soldaten von den Titanen mit tödlichen Schwerthieben begrüßt. Doch der Ansturm war so groß, dass die Titanen in den ersten Reihen wankten. Sie hatten nicht damit gerechnet, dass ihre Gegner mit solcher Entschlossenheit angriffen, nachdem sie den Schrecken gerade erst überwunden hatten.

Immer mehr Kämpfende standen sich gegenüber, und schon bald war der Boden übersät mit Toten und Sterbenden.

In der Vordersten Schlachtreihe kämpfte Lodrakan, mit flammenden Augen, seine Klinge mit schrecklicher Kraft führend, und immer wieder den Namen 'Aratar Edhil' brüllend. Wo er war, wichen die Titanen zurück, keiner war ihm gewachsen, denn in ihm war das Blut der ältesten Elfen und eine Kraft, die beinahe so alt war wie die Welt selbst.

Lodrakan wusste, dass sie das Heer der Titanen teilen mussten, wenn sie eine Chance haben wollten. So rief er, als er eine kleine Atempause hatte, laut aus: "Alle Reiter- Folgt mir!" Trotz des unebschreiblichen Lärms, des Klirrens der Waffen und der Schreie der sterbenden, hörten ihn seine Männer, und jeder der konnte folgte seinem Herren, der vorauspreschte und alles niederritt, dass sich ihm in den Weg stellte. Immer neue Krieger der Aratar Edhil stürmten nach, und obwohl sie schwere Verluste hatten, gelang es ihnen, den Keil immer weiter voranzutreiben. Zahlreiche Titanen wurden erschlagen, und es sah ganz so aus, als würde das Vorhaben gelingen.

Doch das Schlachtenglück war Lodrakan nicht gewogen. Seine Männer kämpften wie die Berserker und warfen zahllose Titanen zu Boden, doch auf einmal wurde der Nachschub der Riesen wieder stärker, und jede Lücke die geschlagen wurde, schloss sich sofort wieder. Der Keil blieb stecken, und wurde mit unerwartet großer Heftigkeit von allen Seiten attackiert, bis es kam, wie es kommen musste: Lodrakan's Abteilung wurde vom Rest des Heeres abgetrennt und war auf sich allein gestellt.

Die Schlacht schien verloren; die Titanen griffen mit neuer Wut an, und schon jetzt war ihre zahlenmäßige Überlegenheit erdrückend. Immer mehr Elfen fielen und wurden in den Staub getreten. Knöcheltief stand das Blut der Erschlagenen, und groß waren die Schrecken zu diesem Zeitpunkt.

Da geschah es, dass ein tapferer Hauptmann, als ein Blitz das Schlachtfeld erhellte, die Bedrängnis seines Fürsten sah. Er reagierte blitzschnell- er rief alle Reiter in seiner Nähe zusammen, und ließ seinen Fahnenträger das Wappen der Aratar Edhil hoch hinausstrecken. Dann preschte er vorwärts, direkt auf das Herz des Titanenheeres zu, und immer mehr Reiter schlossen sich ihm an. Mit ungeheurer Wucht traf der zweite Keil auf das feindliche Heer, blieb kurz stecken- und brach schließlich durch. Immer mehr Reiter und Infanteristen folgten dem Hauptmann, um ihren Herren vor dem Tod zu bewahren.

Doch als sie bei Lodrakans Haufen angelangt waren, war der Anblick schrecklich- Nur noch ein paar dutzend Soldaten wehrten sich gegen die Übermacht. Lodrakan selbst war verwundet, hatte sein Pferd verloren, doch kämpfte mit unverminderter Kraft weiter. Der Hauptmann ritt zu ihm, sprang von seinem Pferd und kämpfte zu Fuß weiter, damit sein Heerführer einigermaßen sicher war.

Doch Lodrakan wusste, dass sie diese Schlacht nicht mehr gewinnen konnte. Schweren Herzens gab er den Befehl zum Rückzug. Seine Krieger reagierten präzise: Der Keil formierte sich neu und bildete eine schmale Gasse, durch die Lodrakan und sein Haufen entkommen konnten. Sie ritten wie die Teufel, doch hinter ihnen begann die Formation zu zerbrechen. Die Titanen hatten nicht vor, ihre Feinde entkommen zu lassen. Kaum hatte Lodrakan das Ende der Gasse erreicht, als auch schon das Titanenheer wie eine riesige schwarze Teermasse über seinen Männern, die seinen Rückzug gedeckt hatten, zusammenschwappte.

Doch hier erwartete ihn bereits ein weiterer schlimmer Anblick: Die Titanen hatten begonnen, seine Armee einzuschließen. Obwohl seine Leute immer noch tapfer kämpften, gelang es ihnen nicht, den Titanen zu widerstehen.

'Zieht euch zurück!' brüllte Lodrakan, doch es war zu spät. Der Ring war beinahe geschlossen. Der Hauptmann tauchte neben seinem Pferd auf. Er war über und über mit Blut bespritzt und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.

'Ihr müsst Euch retten Herr! Wenn ihr fallt, gibt es für eure Ländereien keine Rettung mehr!'

Lodrakan wollte etwas erwidern, doch da tauchte ein Titan hinter dem Hauptmann auf. Dieser drehte sich um und parierte dessen Schwertstreich, konterte, und stieß dem Ungeheuer seine Klinge bis ans Heft von unten in den Harnisch. Doch seine Kraft war erschöpft. Während der Titan stöhnte und langsam nach vorne kippte, drehte sich der Hauptmann mit letzter Kraft herum und schrie: 'Verschwindet von hier, Herr!'
Dann schlug der Riese mit ungeheurer Wucht auf den Boden auf und begrub ihn unter sich.

Lodrakan zögerte nicht mehr. Er riss sein Pferd herum und stürmte auf die Lücke im Ring der Titanen zu, die seine Leute, inzwischen nur noch einige wenige hundert, mit der Kraft der Verzweiflung verteidigten.
Sein Haufen folgte ihm, doch auch er bestand nur noch aus einem Dutzend Männer.

Die Pferde gaben ihr letztes, und sie schafften es aus dem Ring hinaus, kurz bevor sich die Lücke schloss.

Lodrakan schloss ohnmächtig die Augen, und die Schreie seiner Männer gellten noch in seinen Ohren, als sie das Schlachtfeld schon lange hinter sich gelassen hatten und sich auf dem Weg nach Alba-02 befanden, um die Stadt vor dem Angriff des Titanenheeres zu Verteidigen, der zweifellos bald folgen würde."



Kampf der Verzweiflung- Die Verteidigung von Alba-02

"Regent Lodrakan stand auf den Zinnen seiner Festung von Alba-02 und blickte in die gerade aufgehende Sonne. Man hatte seine Wunden versorgt, und nun war er wieder einigermaßen bei Kräften; zumindest körperlich.

Er hatte zu Anfang noch die Verteidigungsvorbereitungen seiner Stadt überwacht, sie aber letztendlich seinen Statthaltern anvertraut und war nun an diesen einsamen Ort gekommen, um etwas Ruhe zu finden, soweit dies unter gegebenen Umständen möglich war.

Immer und immer wieder hörte er die Schreie seiner fallenden Männer, das wütende Brüllen der Titanen, sah das Gesicht des Hauptmanns, der sein Leben gerettet und dafür mit seinem eigenen bezahlt hatte, wie so viele andere seiner Männer.

Lodrakan hatte schon Schlachten verloren, doch noch nie war eine seiner Niederlagen so schmerzlich, so vernichtend gewesen, noch nie der Kampf so grausam wie der der Schlacht noch vor wenigen Stunden.

Die Titanen waren dem erbärmlichen Haufen, mit dem Lodrakan die Flucht gelungen war, gefolgt, und wie die Späher berichteten, würden die Titanen die Stadt in Kürze erreichen.

Doch das hätte er auch ohne die Meldungen gewusst. Die Titanen waren nicht wie die Feinde, gegen die er bisher gekämpft hatte; nicht einmal Orks waren so grausam und unerbittlich wie die halbgöttlichen Dämonen, mit denen sie es hier zu tun hatten.

Alba-02 war eine mächtige Festung, in der ein großes Heer Lodrakan's lagerte, das sogar in der Lage wäre, die Titanen zu bezwingen.
Doch die Moral der Leute war am Boden. Sie hatten alle gesehen, was von dem einst stolzen Heer übrig geblieben war. Einen solchen Feind zu bekämpfen war mehr, als den elfischen Armeen jemals zugemutet wurde.

Lodrakan hörte das Geräusch von Schritten hinter sich, doch er drehte sich nicht herum. Die Schritte stoppten, und nach einigen Augenblicken vernahm er die Stimme seiner Feldherrin Alyssa.

'Regent, Eure Truppen stehen bereit, und alles ist zur Verteidigung gerüstet. Und nicht zu früh; das Heer der Titanen wird uns in weniger als einer Stunde erreichen. Soll ich Eure Rüstung bringen lassen?'

Lodrakan drehte sich nun doch herum und blickte die schlanke, hochgewachsene Elfin an. Sie stand hoch aufgerichtet da, in voller Rüstung, mit ihrem Helm unter dem Arm geklemmt, mit einem fragenden Blick in den dunklen Augen.

'Nein' entgegnete er, 'Ich werde heute nicht mehr kämpfen. Diese Nacht...'
Seine Stimme versagte ihm den Dienst.

Alyssa verstand. 'Wie Ihr wünscht Regent. Ich werde die Verteidigung leiten.' Sie drehte sich um, um zu gehen, doch Lodrakan hielt sie zurück.

'Passt auf Euch auf, Alyssa!' sagte er. 'Ich habe bereits zu viele gute Soldaten verloren.'

Alyssa lächelte leicht, nickte, und verschwand.

Lodrakan drehte sich um und blickte wieder über das Feld hinaus, auf dem die entscheidende Schlacht mit dem Heer des Titanenfürsten stattfinden würde. Alles war geplant, er vertraute Alyssa. Doch er selbst war von den Schrecken der Schlacht noch zu sehr mitgenommen, um an der Verteidigung teilzunehmen.

Kurze Zeit später tauchte das Heer der Titanen über einer Hügelkette auf. Endlose Reihen der gepanzerten Riesen marschierten im Gleichschritt unaufhaltbar wie eine Naturgewalt auf die Stadt zu, eine gewaltige Staubwolke aufwirbelnd. Sie hatten riesige Belagerungswaffen dabei, und gigantische Karren, deren Zweck Lodrakan nicht kannte.

Auf Katapultreichweite machte das Heer halt. Es waren nicht einmal mehr halb so viele, wie letzte Nacht. Mit einem gewissen Grad an Zufriedenheit registrierte Lodrakan, wie groß der Blutzoll der Titanen für ihren Sieg gewesen war.

Die Titanen gingen in Formation und stellten ihre Ballisten und Katapulte auf. In der Festung bereitete sich alles auf die Verteidigung vor.

Doch plötzlich sah Lodrakan etwas merkwürdiges: einige Titanen begannen damit, die riesigen Karren vor die erste Schlachtreihe zu ziehen. Es mussten hunderte dieser Wagen sein.

Langsam begriff Lodrakan, und sein Schrecken kannte keine Grenzen. Doch er konnte nichts tun gegen das, was geschah.

Die Titanen begannen die Seitenwände der Wagen herunterzuklappen und die Gefährte selbst zu kippen, und schütteten den Inhalt, den Lodrakan auf den ersten Blick nicht erkannte, wohl aber mit Schrecken erahnte, auf riesige Haufen aus.

Lodrakan wusste bald, was es war. Es waren die Gefallenen der Schlacht von letzter Nacht. Zahllose Leichen, aufgetürmt zu haushohen Haufen, alle toten Edhilier hatten die Titanen mitgenommen und präsentierten sie nun den Verteidigern.

Selbst von seiner hohen Position konnte Lodrakan das Entsetzen erkennen, das sich unter seinen Soldaten breitmachte. Dieser Anblick war so schockierend, so entsetzlich, dass so manch ein tapferer Krieger einfach auf die Knie sank oder in Tränen der Verzweiflung ausbrach. Die Wirkung dieser Taktik war stärker, als es millionen Titanen je hätten sein können.

Noch während Lodrakan dabei war, das wahre Ausmaß des Grauens zu erfassen, setzte sich das schwarze Heer in Bewegung. Die Katapulte begannen zu feuern, und schon schlugen die ersten Geschosse in die Stadtmauern ein.

Die Verteidiger wurden aus ihrem Schockzustand gerissen und brachten sich hastig in Deckung. Das Heer näherte sich nun im Laufschritt, und war schon beinahe auf Pfeilschussweite heran. da fassten sich einige der tapfersten Bogenschützen ein Herz und besetzten ihre Positionen auf den Schutzwällen, und schon ging die erste Salve ihrer Pfeile über die Armee nieder und streckte zielsicher viele Titanen nieder. Doch der Ansturm war gewaltig, und die Katapulte feuerten nun ohne Unterlass.

Doch bald rafften sich auch die letzten Edhilier auf und begannen ihre Stadt zu verteidigen. Doch es war zu sehen, dass der Schrecken ihnen in den Gliedern saß. Viele Bögen wurden nur halb so kraftvoll gespannt, wie sie es unter normalen Umständen wurden, die Bewegungen der kampferfahrenen Männer waren nicht annähernd so geschmeidig und schnell wie sonst.

Schon waren die Titanen an den Stadtmauern und versuchten, diese zu überwinden. Die Bogenschützen töteten viele, doch es kamen immer mehr nach, die gesamten zwanzigtausend Titanen drängten gegen die Mauern.

Es dauerte nicht lange, da war eine Bresche in die Mauern geschlagen. Doch sofort waren Soldaten zur Stelle, die jeden Titanen, der versuchte einzudringen, mit vielen Schwerthieben zu Fall brachten. Doch schon war eine neue Lücke entstanden, und noch eine, und bald war die Stadtmauer an mehreren Stellen eingestürzt, und die tapferen Soldaten bekamen allmählich Schwierigkeiten, sich zu halten.

Ihre Reihen wankten, das erkannte Lodrakan. Er fragte sich, ob Alyssa die Verteidigung der Stadt wirklich so passiv geplant hatte, was so gar nicht ihre Art war. Doch im selben Aufenblick, gerade als die Titanen eine Stelle in der Mauer gesichert hatten und begannen, dort einzudringen, erscholl von Westen her ein Horn.

Alle hielten etwas inne, selbst die Titanen wirkten für einen Moment unschlüssig; auch Lodrakan war überrascht, was dieses neue Zeichen wohl bedeuten mochte.

Plötzlich blitzte es am Waldrand auf, dann wieder, und noch einmal, und dann trat eine komplette, endlos lange Reihe blitzender Gestalten aus dem Wald. Dieser Reihe folgten mehrere weitere; sie gingen in Formation und stürmten auch schon auf das Heer der Titanen zu. Diese wendeten sich zu einem großen Teil von der angeschlagenen Stadt ab und formierten sich neu, um den neu aufgetauchten Feind abzuwehren, doch sie waren zahlenmäßig weit unterlegen.

Lodrakan lächelte leicht. Alyssa hatte sich wieder einmal als zuverlässig erwiesen, und die Titanen waren ahnungslos in ihre genial gestellte Falle getappt.

Doch ihm wurde auf einmal klar, dass er nicht weiter hier oben stehen und zusehen konnte. Er drehte sich schnell herum und lief die Treppen der Burg hinunter. Er riss ein Schwert und ein Schild von der Wand und stürmte ohne Rüstung, so wie er war, in den Burghof, wo die Kämpfe wieder mit unverminderter Heftigkeit aufgenommen worden waren. Einige Titanen waren bereits eingedrungen und drangen auf die Wachsoldaten ein, die sich immer noch tapfer wehrten. auf dem ganzen Hof waren die Leichen der riesigen Gestalten verteilt, und wenige kleinere Gestalten lagen reglos am Boden.

Lodrakan sprang den nächsten Titanen an und tötete ihn mit einem gewaltigen Schwertstreich. Auf einmal kamen seine ganze Wut, seine gesamte Bitterkeit, die sich in den letzten Stunden in ihm aufgebaut hatten, hervor, und er verlor vollkommen die Kontrolle über sich selbst. Er wütete wie ein fleischgwordener Racheengel unter den Dämonen, und schrecklich waren die Wunden, die er schlug, seine kostbaren Gewänder waren schnell über und über mit dem schwarzen Blut der Ungeheuer besudelt, und seine Klinge hielt niemals still. Die Anwesenheit und der heilige Zorn ihres Herren gab den Edhiliern neuen Mut und neue Kraft, und sie begannen die Titanen zurückzudrängen. Der Kampf dauerte nur kurze Zeit, aber er wurde mit einer Heftigkeit und einem Blutdurst geführt, der wohl im Nachhinein so manchen der Soldaten selbst erschreckte. Schnell waren die Titanen aus dem Innenbereich der Stadt entfernt, und der Rest zog sich von den Mauern zurück, wohl, um gegen Alyssas Heerhaufen anzutreten. Es musste bereits ein Kampf der Verzweiflung für die Titanen gewesen sein, denn ihre Feinde waren ihnen nun zahlenmäßig weit überlegen und kämpften mit unbändiger Kraft.

'Bringt mir ein Pferd!' schrie Lodrakan, und ohne auf eine Reaktion auf seinen Befehl zu warten, stürmte er auf die Ställe zu. Die Wachen auf dem Burghof schlossen sich ihm an, und bald waren alle aufgesessen. Die Zugbrücke wurde heruntergelassen, und insgesamt an die zweihundert Mann stürmten zusammen mit ihrem Regenten aus dem Haupttor. Der Anblick, der sich den Männern auf dem Schlachtfeld bot, war zugleich fantastisch wie schrecklich: Die Armee der Titanen war auf wenige tausend zusammengeschrumpft, die sich, Rücken an Rücken kämpfend, gegen die Übermacht von ungefähr dreißigtausend Edhilischen Fußsoldaten verteidigten.

Ohne zu zögern gab Lodrakan seinem Pferd die Sporen und stürmte geradewegs auf die Kämpfenden zu. Doch auf halbem Wege rauschte plötzlich ein riesiger Schatten über den Reitertrupp hinweg, und kurz danach leuchtete ein greller Flammenstrahl vor ihnen auf. Die Drachen der Stadt waren aus ihren Höhlen herbeigezogen worden, und stürzten sich nun mit einer uralten Wut auf die Titanen; denn diese beiden Rassen waren seit Anbeginn der Zeiten Todfeinde gewesen.

Die Luft über dem Schlachtfeld war auf einmal voll von Drachen, tausende mussten es sein. Sie kreisten über den Titanen und schleuderten ihnen weißglühendes Höllenfeuer entgegen. Die Riesen wurden einfach eingeäschert; andere kämpften brennend weiter, flammenden Dämonen der Hölle gleichend, bis das Feuer ihnen die letzten Kräfte ausgebrannt hatte. Nur selten gelang es einem der Bogenschützen der Titanen einen der Drachen mit einem riesigen Pfeil vom Himmel zu holen.

Die Schlacht war bereits entschieden, und bald war das Heer der Titanen nahezu vernichtet. Die Überlebenden suchten ihr Heil in der Flucht, doch sie wurden gnadenlos verfolgt und niedergestreckt, oder von den Krallen der Drachen zerrissen. So groß war der Hass der gewaltigen Tiere, dass sie auch die Belagerungswaffen der Riesen mit ihrem Feuer verbrannten oder in tausend Stücke schlugen.

Als der letzte Titan gefallen war, herrschte für einige Momente eine fast unnatürliche Stille, die nur durch das gewaltige Rauschen der Drachenflügel unterbrochen wurde, die sich fast sofort wieder auf den Weg zu ihren Höhlen machten.

Dann begann sich der Bann zu lösen, und in das gewaltige Heer kam wieder Bewegung. Einige brachen in lauten Jubel aus, doch der Großteil sank auf der Stelle kraftlos zu boden, viele ließen ihre Waffen fallen, standen einfach starr auf der Stelle oder weinten hemmungslos. Sie hatten die Schlacht gewonnen, in einem glorreichen Kampf. Doch groß war der Schaden gewesen, den die unsterblichen Seelen der Elfen dabei genommen hatten. Viele konnten den erlebten Schrecken nicht verarbeiten, und einige würden nie wieder dieselben sein wie zuvor.


Insgesamt waren vierzigtausend Soldaten und fünftausend Drachen am Kampf beteiligt gewesen; sechzehntausend Soldaten und eintausendfünfhundert Drachen waren gefallen. Doch alle verbliebenen zwanzigtausend Titanen waren vernichtet worden.

Am Abend stand Lodrakan, noch immer in den selben Gewändern die er in der Schlacht getragen hatte, wieder auf der Wehrmauer und blickte, wie am Morgen, über das Schlachtfeld, als Alyssa zu ihm kam. Sie schien erschöpft und war noch in Rüstung. Ihr Blick war ernst, aber zuversichtlich.

Sie trat neben Lodrakan und blickte wie er über das Feld.

Nach kurzer Zeit des Schweigens sagte sie: 'Wir haben sie besiegt. Trunak hat somit keine Macht mehr auf unserer Welt, und er wird bald wieder verschwinden und nie mehr wiederkehren.' Doch sie beide wussten, dass diese Worte eher eine Hoffnung waren als der Wahrheit entsprachen. Lodrakan musste an Trunak's Worte denken: 'Vielleicht wirst du mich besiegen, doch ich werde deinen Geist auf ewig brandmarken.'

Er schauerte. Nach einem Moment meinte er: 'Wir wollen es hoffen. Ihr habt tapfer gekämpft, Alyssa, doch wir sollten Versuchen, das Geschehene erst einmal beiseite zu legen und die Schäden wieder gutzumachen. Niemals soll der heutige Tag in Vergessenheit geraten, doch Zeit, um darüber nachzudenken, haben wir später. Lasst unsere Gefallenen sammeln und sie alle auf dieser Ebene beerdigen. Die Titanen schichtet auf, und verbrennt ihre Körper. Sie sollen niemals wieder auf New Hope wandeln.'

Alyssa nickte und ging ohne ein weiteres Wort.

Sie hatten gewonnen, doch sie hatten einen schrecklichen Preis bezahlt. Dennoch schwor sich Lodrakan abermals: Er würde für alle Zeiten gegen die Titanen wirken, und bis zu seinem Ende kämpfen, um sie für immer in ihr dunkles Reich zurückzutreiben.

Trunak war besiegt- doch nicht der einzige Titanenfürst war er gewesen, der New Hope terrorisierte. Es würde noch viele Schlachten geben."



Atrenum

Dieser Teil der Geschichte wurde von einem befreundeten RPG- Mod auf dem NH Forum, Valderag geschrieben; meinen Dank an ihn dass er die Story so gut ergänzt hat.

"Dunkelheit hatte sich über das Land gelegt. Ein Schauer kalten Regens hatte die Dunkelheit durchschnitten, ansonsten war das schwarze Tuch alleine Herr der Landschaft gewesen.

Die Windreiter mit ihren grauen Mänteln ließen ihre Pferde leicht traben, und die Hufe erzeugten ein matschiges Schmatzen auf dem feuchten, schlammigen Untergrund. Der vorderste Reiter führte die Gruppe, der Rest dirigierte seine Pferde blind ihm nach.

Die kleine Spähgruppe war schon vor längerer Zeit aufgebrochen, schon, als man die Titanen das erste Mal gesichtet hatte, waren sie los geschickt worden. Die Reise war größtenteils unbeschwert verlaufen, doch überall auf den Strassen hatte man das Grauen spüren können.

Die kalte Hand des Krieges hatte sich um die Herzen der Bewohner gekrallt, und so mancher der Reiter war entsetzt gewesen über die Not, die sich durch das Land zog wie ein Aasgier, der sich an den Opfern des Krieges nährte.

Die Morgenröte brach an, und der Vorderste der Reiter stoppte. Noch einmal entrollte er das Pergament, das die Brieftaube ihm zuvor gebracht, und überflog es. Er hatte noch nie eine solche Order erhalten, und das Herz wurde ihm schwer, als er am eigenen Leib dadurch erfuhr, das der Krieg keine Gewinner hervor brachte. Nur Verlierer.

Er steckte die Botschaft ein und wand sich auf dem Ross um.

"Überprüft das Pech. Zwar ist alles feucht, aber wenn das Pech richtig sitzt, sollte es trotzdem gut brennen..."

Schweigend überprüfte jeder der Reiter seine Fackeln. Die Bedenken wurden von der Verachtung und dem Hass auf die Titanen hinfort gespült.

Der Anführer musterte die vor ihm liegende Stadt vom Hügel aus. Es war kaum ein wehrfähiger Titanen anwesend, nur eine Handvoll bewachten die zurückgebliebenen Belagerungsgeräte. Der Rest bestand aus Kasernen und Wohnungen, Lagern und sonstigen Gebäuden.

Sie würden die Stadt anzünden, und die waffenfähigen Titanen würden ihnen kein Hindernis sein. Es...

"Sir?" Die Stimme des Soldaten riss ihn aus seinen Gedanken. Er wand sich um und sah, das jeder der Windreiter eine brennende Fackel in der Hand trug. Dann nickte er nur schweigend und ergriff die ihm dargebotene Fackel.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen gab er seinem Pferd die Sporen. Der Spähtrupp fächerte sich auf, und durch die, von zahlreichen Kämpfen schon halb geschliffenen Mauer, fegten die Reiter hindurch wie der Wind durch hohes Gras.

Plötzlich waren die Flammen da. Niemand wusste genau, wer nun die erste Fackeln worauf warf. Aber einige Häuser brannten wie Zunder und lösten sich in schwarzen Qual auf. Die Windreiter jagten durch die Strassen, ihre Fackeln nach links und rechts verteilend.

Brüllend liefen Titanen auf der Strasse herum, kopflos, voller Panik, denn das Feuer griff mit gierigen Fingern um sich. Nicht weniger der panischen Riesen wurden niedergeritten.

Die Stadt brannte, sie brannte lichterloh, wie Zunder. Die Elfen hätten nicht gedacht das es so einfach war. Anscheinend hatte Trunak alles in die Schlacht geworfen, was er hatte. Und er hatte mehr als 50000 Elfen das Leben geraubt.

Der Tod ihrer Brüdern und Schwestern schmerzten so manchem Elfen so sehr, das er in seiner Wut noch mehrmals über leblose Körper hinwegritt und ein oder zwei Schwerthiebe anbrachte, Schwarzes Blut quoll aus den Wunden, und die Pferde scheute. Das gefräßige Feuer machte sie unruhig.

Die Strassen wurden von Qualm durchzogen, als sich die Windreiter nahe der Belagerungswaffen sammelten. Die meisten Wachen waren schon geflohen, nur zwei waren geblieben. Einige Sekunden standen sich die ungleichen Trupps gegenüber. Dann suchten auch jene Titanen ihr Heil in der Flucht.

Die Speere und Schwerter der Elfenreiter trafen sie in den Rücken, warfen sie nieder und gaben sie den grausamen Pferdehufen preis, die ohne Gnade jene niederritten, die Blut über das Land gebracht hatten. Die Katapulte gingen in Flammen auf.

Der Anführer wand sein Pferd. Flammen schlugen hoch aus der Stadt und züngelten an jeder noch so kleinen Ecke.

"Kommt, meine Brüder...mehr können wir nicht tun, auf dass das Feuer diese Wunde der Elfen ausbrennen möge. Laßt uns heimkehren."

Die grauen Reiter wandten ihre Pferde und nach ein paar Minuten waren sie wieder im Wald verschwunden...doch zeugte eine brennende Stadt und Titanenblut auf der Strasse von ihrer einstigen Anwesenheit in Atrenum."



Vorabend der Entscheidung

"Nach der gewonnenen Schlacht um Alba-02, der Beerdigung der Gefallenen und der Trauerzeremonie, die drei Tage und Nächte gedauert hatte, hatte Lodrakan die Reparaturen der Stadt seinem Hofbaumeister übergeben und war mit Alyssa und einem kleinen Gefolge losgezogen, um die Städte seines Reiches zu besuchen und sich den Schaden anzusehen, den die Titanen angerichtet hatten.

Es war ein zwiespältiges Bild. Alle Dörfer, die auf dem Weg des Heereszugs der Titanen gelegen hatten, waren fast vollkommen zerstört worden. Er sah weitläufige Felder, die mit Grabsteinen besetzt waren. Die Gräber waren frisch. Überall roch es nach Brand, Elend und Tod.

Doch auf der anderen Seite waren überall die Einwohner damit beschäftigt ihr verlorenes Zuhause wieder aufzubauen. Neue Hütten wurden errichtet, die Brunnen neu aufgegraben, auf den Wiesen, über die vor wenigen Tagen noch die schrecklichsten Wesen, die bisher auf New Hope gewandelt waren, geschritten, spielten wieder die ersten Kinder.

Die Leute wussten: sie hatten viel verloren, doch nicht umsonst. Die Bedrohung war abgewendet worden, der Titanenfürst Trunak besiegt, die Lande wieder sicher.

Lodrakan wurde überall wie ein Held empfangen, die Bewohner sammelten sich um die kleine Gruppe, um ihm zu huldigen. Freundlich lächelte Lodrakan, sprach den Leuten Mut zu, und versprach, ihnen beim Neuaufbau zu helfen.

Als der Trupp in einem kleinen Dorf haltmachte und in der dortigen Wirtschaft einkehrte, entschuldigte Lodrakan sich und ging hinaus. Er durchquerte das Dorf, verließ es auf der anderen Seite, erklomm einen kleinen Hügel und blickte über die Landschaft. Das Land, das vor kurzer Zeit noch düster und trübe war, blühte nun wieder auf.

Lodrakan lächelte und ging in die Hocke. Er legte beide Hände auf den Boden und schloss die Augen. Er fühlte sich eins mit der Natur, der Welt, in der er nun so viele Jahre wandelte. Er spürte, dass der Boden die Liebe, die er ihm zuteil werden ließ aufnahm und sie erwiderte. Er genoß das Gefühl der Freundschaft, eine Vertrautheit, die er mit keinem anderen Lebewesen auf der Welt teilen konnte.
'Nie wieder' dachte er, 'wird dir derartiges widerfahren. Das schwöre ich.' Noch einmal durchströmte ihn dieses warme Gefühl, diesmal etwas intensiver. Er öffnete die Augen und bemerkte, dass eine kleine blaue Blume aus dem Boden getrieben war. Sie wuchs rasch, und öffnete ihre Blütenkrone, die sich Lodrakan zuwandte, wie um ihn zu begrüßen. Der Kopf wippte sanft im Wind, als wenn die Natur seine Worte verstanden hätte. Lodrakan wusste, dass es so war.

Er hörte leise Schritte hinter sich im Gras und wandte den Kopf. Hinter ihm war Alyssa aufgetaucht. Lodrakan richtete sich auf und nickte ihr freundlich zu, sagte aber nichts.

'Ich sehe Euch seit langer Zeit wieder lächeln, Regent. Es ist inzwischen für mich schon zu einem ungewohnten Anblick geworden!'

Lodrakan nickte. 'Ich weiß, Alyssa. Doch wir hatten auch lange Zeit keinen Anlass dazu. Die Bedrohung ist abgewendet, aber so viel hat es uns gekostet. Es tut gut zu sehen, dass das Land im Begriff ist, sich wieder zu erholen.' Alyssa warf einen Blick auf die Blume und lächelte wissend. Sie wollte gerade etwas sagen, als Lodrakan auf einmal einen winzigen dunklen Punkt am Horizont wahrnahm und die Augen zusammenkniff, um zu erkennen was es war. Alyssa wandte sich ebenfalls in diese Richtung.
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Re: Der Krieg der aratar edhil

Der Punkt näherte sich rasch. Es war ein Reiter, der sein Pferd so schnell galoppieren ließ, dass es jeden Moment vor Erschöpfung zuasmmenzubrechen schien. Er trug die Kleidung eines Edhilischen Boten. Er hielt in der Mitte des Dorfes an, wo er sogleich von einigen neugierigen Dorfbewohnern umringt wurde. Er wechselte kurz einige Worte mit einem Mann. Dieser deutete in Lodrakan's Richtung, worauf der Bote auf Alyssa und ihn zulief.

Er brauchte einige Sekunden um wieder zu Atem zu kommen, man sah dem Mann seine Erschöpfung deutlich an. Lodrakan warf Alyssa inzwischen einen unbehaglichen Blick zu. Es musste eine wichtige Botschaft sein, wenn der Bote sich so beeilt hatte um sie zu überbringen.

'Habt Ihr etwas zu berichten, Bote?' fragte Lodrakan schließlich. Der Bote nickte, atmete noch einmal tief durch und sprach dann: 'Der Titanenfürst Sayoran hat nach Eurem Sieg über Trunak sein Heer in Marsch gesetzt! Es bewegt sich jetzt auf Eure Hauptstadt Albanion zu! Sie werden in wenigen Tagen dort sein!'

Lodrakan spürte, wie sein Herz sich zusammenkrampfte. Die warme Brise, die bisher geweht hatte, schien deutlich kühler geworden zu sein, der Himmel um einige Nuancen dunkler. Auch Alyssa versteifte sich.

'Wieviele sind es?' fragte er schließlich knapp.

'Wir konnten sie nicht alle zählen, Regent. Doch es sind mehr, als wir jemals zusammen gesehen haben. Schätzungsweise beträgt Sayorans Truppenstärke um die einhunderttausend Titanen!'

'Einhundert...' Alyssa wurde bleich. Auch Lodrakan brauchte einige Sekunden, um das wahre Ausmaß dieser Hiobsbotschaft zu begreifen.

So viele dieser Teufel waren selbst für das stärkste Heer zu viel. Niemand konnte gegen eine solche Übermacht bestehen

Trotzdem überlegte Lodrakan nicht lange. Jetzt musste er einen kühlen Kopf bewahren.

'Lasst den Trupp sofort aufsitzen! Wir reiten nach Albanion. Bote, ruht Euch und Euer Pferd aus, dann warnt ihr alle Dörfer die ihr erreichen könnt. Die Bewohner sollen sich in die nächsten großen Städte in sicherheit begeben.'

Damit wandte er sich zum Gehen, doch beim Herumdrehen fiel sein Blick noch einmal auf die kleine blaue Blume. Sie wechselte die Farbe, nahm ein hässliches Braun an, wurde dann schwarz und verwelkte.
Ohne ein weiteres Wort eilte Lodrakan zu den Pferden.

Sie ritten wie die Teufel und erreichten Albanion innerhalb eines Tages. Dort hatte sein Statthalter bereits Nachricht erhalten und hatte begonnen, die Verteidigung zu stärken und die Bewohner der umliegenden Dörfer in die Stadt rufen zu lassen und Wohnquartiere für sie zu errichten. Zusätzlich war mit der Musterung und Ausbildung neuer Soldaten begonnen worden. Lodrakan sah sich die Berichte durch. Sein Statthalter hatte gute Arbeit geleistet, doch es war nicht genug. Sie konnten alleine nicht gegen diese Massen bestehen. Er ließ Boten zu allen Fürsten der Aratar Edhil schicken und bat um ihren Beistand. In einer besonderen Botschaft an Ballentimes, dessen Reich seinem eigenen am nächsten gelegen war, bat er ihn, gemeinsam mit ihm einen Verteidigungsplan auszuarbeiten.

Die Rückmeldung war gewaltig. Die Fürsten schickten Lodrakan alles an Gold, was sie entbehren konnten, und Truppen zu seiner Hauptstadt. Ballentimes und Lodrakan begannen mit dem Geld, Eisen zu kaufen und die Waffenproduktion zu verstärken, und neue Truppen auszuheben. Im ganzen Land wurde verkündet, dass jeder wehrfähige Elf der seine Heimat verteidigen wollte und konnte sich in Albanion einfinden sollte um an der großen Schlacht teilzunehmen.
Große Trupps erfahrener Abenteurer, teilweise berühmt für ihre Taten, kamen von außerhalb, um Lodrakan zu unterstützen. Man sagt, dass in diesen Tagen die Götter selbst die Vorbereitungen überwacht hätten, denn schnell kamen die Truppen auf ihren Wegen voran und waren die neuen Soldaten ausgebildet.

Lodrakan hatte gewaltige Ausgaben, er und Ballentimes investierten insgesamt fünfhundertundfünzig millionen Goldstücke in die Armee, eine Summe, die vorher wohl noch kein Fürst in New Hope für einen Krieg aufgebracht hatte.

Dennoch war die Zeit knapp. Die Vorhut des Titanenheeres wurde bereits an den äußeren Grenzen des Reiches gemeldet.
Doch wie durch ein Wunder war die Armee nach wenigen Tagen bereit. Insgesamt fünfzehntausend Windreiter und über achtzigtausend Sturmfürsten lagerten hinter den verstärkten Mauern und Truppenquartieren Albanion's. Dazu kamen vierundzwanzigtausend leichte Infanteristen.
Noch einen Tag später traf Ballentimes mit einem kleinen Reitertrupp in Albanion ein, um den Schlachtplan mit Lodrakan zu besprechen.

Trotz der ernsten Situation war das Widersehen der beiden Regenten voller Freude. Beide kannten sich schon unzählige Jahre und hatten in zahlreichen Schlachten Schulter an Schulter gekämpft, gemeinsam Blut und Tränen vergossen, große Siege gefeiert und Niederlagen hinnehmen müssen.
Doch noch nie waren sie vor einer so gewaltigen Aufgabe gestanden wie jetzt.

Lodrakan erwartete Ballentimes am Haupttor. Die beiden umarmten sich kurz, wie Brüder.

'Es ist lange her, mein Freund.' sprach Ballentimes. 'Ihr seht gut aus. Ist alles bereit?' Lodrakan nickte. 'Lasst uns hineingehen, Bruder. Es gibt viel zu bereden'

Die ganze Nacht hindurch saßen die beiden alleine in Lodrakan's Beratungszimmer im Herzen seiner Festung und arbeiteten den Plan aus, mit dem sie gegen die Titanen antreten sollten.

Durch die schnelle Vorbereitung waren sie den Titanen nun zahlenmäßig überlegen.
Ballentimes hatte weitere zwanzigtausend Windreiter vor den Toren seiner nächsten Stadt lagern. Er würde mit ihnen nach Albanion ziehen, während Lodrakan mit dem Hauptteil der Armee in Deckung gehen würde. So sollte Sayoran über die tatsächliche Truppenstärke Albanions getäuscht werden.

Sobald Sayoran's Titanen die Stadt belagerten, sollte das Hauptheer hervorbrechen und die Titanen auf dem Feld vor der Stadt schlagen. Mit viel Glück und der Hilfe der Götter konnten sie es schaffen.

Als sich Ballentimes am nächsten Morgen verabschiedete, um seine Truppen zu führen, hatte sich der Himmel bereits wieder verdunkelt. Lodrakan musste unwillkürlich an das riesige Feld der Toten vor Alba-02 denken. Er hatte seine Priester angewiesen, die Gräber zu segnen.

Er wusste, dass auch die Priester Albanion's bald einer derartigen Aufgabe gegenüberstehen würden.
Er würde alles daran setzen, dass der nächste Kampf, sofern es einen geben sollte, nicht in seinem eigenen Land stattfinden würde, sondern vor den Toren der Titanen. Doch erst einmal mussten sie diesen gewinnen, und längst nicht alle Zeichen sprachen dafür, dass es ihnen auch gelingen würde.

Ballentimes brach auf, und Lodrakan ließ die Anweisungen an seine Hauptleute verteilen und bereitete sich auf die kommende vernichtende Schlacht vor."



Die Letzte Schlacht und das Ende des zweiten Zeitalters

"Am Morgen des dritten Tages nach Ballentimes' Abreise erreichte ein Bote Ballentime's Lodrakan in seinem Feldlager einige Meilen südwestlich von Albanion.

'Sire, Regent Ballentimes lässt Euch ausrichten dass er mit seinen zwanzigtausend leichten Reitern Albanion erreicht und die Leitung der Verteidigung der Stadt übernommen hat.'

Lodrakan nickte. Nun war alles bereit. Er wollte gerade den Marschbefehl erteilen, als ein kleiner Spähtrupp eintraf. Lodrakan kannte die Männer, doch er hatte sie lange Zeit nicht gesehen. Als die Titanen auftauchten, waren sie losgeschickt worden um alles über die neue Bedrohung herauszufinden. Sie waren ständig im Land unterwegs gewesen und hatten die Städte gemieden. Sie waren eine Gruppe von erfahrenen Waldläufern, und ihre lange Zeit in der Wildnis sah man ihnen an. Lodrakan begrüßte den Anführer der Männer herzlich. 'Seid willkommen in dieser dunklen Stunde. Ich bin froh, dass Ihr es noch vor Beginn der Schlacht zu uns geschafft habt. Was habt Ihr zu berichten?'

'Das Heer der Titanen ist nur noch wenige Stunden von hier entfernt. Ein Späher entdeckte uns, doch wir konnten ihn unschädlich machen, bevor er unsere Position verraten konnte. Das Heer ist gewaltig, Sire. Noch niemals in meinem Leben habe ich etwas derartiges gesehen.'

Lodrakan nickte. 'Ich weiß. Doch auch wir haben eine starke Streitmacht. Verzagt nicht, mein alter Freund. Eure langen Mühen sollen nicht umsonst gewesen sein. Seid Euch meines Dankes und dem der restlichen Fürsten der Aratar Edhil gewiss. Eure Taten werden nicht vergessen werden!'

Die Mine des Mannes blieb unbewegt. 'Wir werden weitersehen, wenn wir den heutigen Tag überleben. Habt Ihr neue Befehle für uns?'

Lodrakan blickte den Mann ernst an. 'Ihr habt bereits viel für uns geleistet. Ich würde euch freistellen zu gehen und Euer Leben in Sicherheit zu bringen, wenn ich nicht wüsste, dass Ihr dieses Angebot als Beleidigung auffassen würdet.' Ein dünnes Lächeln stahl sich auf seine Lippen. 'Ich hätte Euch bei der Schlacht gerne in meiner Abteilung. Bereitet Euch vor, wir brechen sofort auf.'

Der Mann nickte, wendete sein Pferd und reihte sich in der Kolonne von Lodrakan's Garde ein. Seine Männer folgten ihm ebenso wortlos.

Kurz darauf gab Lodrakan den Befehl zum Abmarsch. Wenn er sich nicht verschätzt hatte, würden sie kurz nach den Titanen Albanion erreichen. Das riesige Heer setzte sich in Bewegung. Es wurde nur wenig gesprochen. Die Männer wussten, dass es für die meisten von ihnen das letzte Gefecht sein würde. Doch auf keinem der Gesichter entdeckte Lodrakan Furcht oder Zweifel, sondern nur eine kalte, sachliche Entschlossenheit. Viele der Soldaten hatten Freunde oder Verwandte an die Titanen verloren, andere ihr Zuhause. Keiner der Männer und Frauen würde fliehen, alle würden bis zum Tod für ihr Land kämpfen. Er blickte Alyssa, die links von ihm ritt, ernst an. Sie erwiderte seinen Blick, sagte aber nichts.

Kurze Zeit später tauchte ein einzelner Reiter vor dem Heer auf. Er sprengte direkt auf Lodrakan zu. Seine Rüstung war zerrissen, und er blutete aus einer frischen Wunde am rechten Arm. Er lenkte sein Pferd neben ihn, damit das Heer nicht halten musste.

'Die Titanen haben die Stadt erreicht, Regent!' keuchte der Bote. 'Noch kann sich Ballentimes halten, aber sie haben massive Belagerungswaffen dabei. Lange wird es nicht mehr dauern, bis sie in der Stadt sind! Es sind mehr als wir zählen können!'

Lodrakan nickte. 'Wir müssen schneller reiten. Soldaten, in Schlachtformation!' Sein Befehl wurde weitergegeben, und das gewaltige Heer ging in Formation. Gleichzeitig erhöhten die Reiter ihre Geschwindigkeit, so dass der gewaltige Zug bald im Galopp auf Albanion zustürmte.

Schon bald tauchte die Stadt vor ihnen auf- und Lodrakan stockte der Atem.

Die Ebene um Albanion war schwarz vor Titanen. So weit das Auge reichte bedeckten tausende und abertausende Riesen jedes Fleckchen Erde. Immer wieder dazwischen standen gewaltige Katapulte und feuerten ununterbrochen auf die Stadt. Rauch und Flammen schlugen bereits aus den Häusern, und stellenweise waren die mächtigen Wälle stark beschädigt. Sie waren gerade rechtzeitig gekommen.

Lodrakan riss sein Schwert aus der Scheide, und hinter ihm erscholl tausendfach das Klirren, als seine Männer es ihm nachtaten. So ritt das gewaltige Heer auf das andere zu.

Noch nie hatte New Hope eine derart titanische Schlacht gesehen. Das Donnern hunderttausender Pferdehufe war wie ein Erdbeben, und das Brüllen der Titanen, die ihren neuen Gegner bemerkt hatten wie ein Gewitter, ein Sturm, der die ganze Welt mit seiner Gewalt hinwegspülen würde.

Die Titanen hatten damit gerechnet, die Stadt ohne großen Widerstand durch ihre zahlenmäßige Überlegenheit überrennen zu können. Ungläubig starrten sie auf ihren Gegner, der ihnen an Zahl mindestens ebenbürtig war. Doch schnell hatten sich die Teufel von ihrer Überraschung erholt, und sie wandten sich wie auf ein geheimes Kommando zum großen Teil dem Reiterheer zu.

Es war wie der Weltuntergang. Als die beiden Heere aufeinandertrafen erhob sich ein Schlachtenlärm, wie ihn noch niemand auf New Hope je vernommen hatte. Aus zehntausenden Kehlen kamen die Schlachtrufe, und die Schlacht begann mit einer nie gekannten Härte. Mit einem Hass, der über jeden normalen hinausging, stürzten sich die Edhilier auf ihre Feinde. Sie kämpften auf eine Art und Weise, wie wenn sie selbst die Dämonen wären und nicht die Titanen.

Schon unter dem ersten Ansturm des Heeres wankten die Reihen der Titanen, und Lodrakans Reiter drängten sich zwischen sie. Ohne jede Furcht ritten sie immer weiter in das gigantische Heer hinein, töteten, nein schlachteten jeden Titanen auf ihrem Weg.

Doch auch die Riesen waren schreckliche Gegner. Trotz der Wut und Verbissenheit, mit der sie attackiert wurden, schlugen sie nur um so härter zurück, und wo einer von ihnen fiel, war sofort ein neuer zur Stelle um die Lücke zu füllen.

Der Kampf wogte einige Zeit lang hin und her. Lodrakan kämpfte wie gewohnt an vorderster Front und fällte zahllose Titanen. Auch er war in seiner Wut wie ein Berserker. Immer wieder hatte er die Bilder seiner gefallenen Gefolgsleute, seiner Brüder und Schwestern vor Augen, und die Grausamkeit, mit welcher die Titanen kämpften. Er focht mit so fürchterlicher Gewalt, dass die Titanen um ihn versuchten zu fliehen, doch sie standen zu dicht, und er schlug sie von hinten nieder, einen nach dem anderen.

Er merkte nicht, dass er sich vom Rest seiner Armee zu entfernen begann. Seine Augen glommen in einem fahlen, unnatürlichen Blau, und seine gesamte Gestalt war von einer leuchtenden Aura des Hasses und der Macht gehüllt. Er vergaß sich selbst, dachte nur noch daran, die Riesen zu vernichten, sie von dieser Welt zu vertreiben, sie über die Grenzen der Ebenen zu verfolgen und abzuschlachten, bis auf den letzten, wenn es sein musste.

Doch plötzlich fand er sich umzingelt von fünfzig Riesen, weit entfernt vom Rest seiner Truppe, der verzweifelt versuchte ihm zu folgen, doch sie konnten nicht mit ihm Schritt halten. Ohne zu verzagen stürzte er sich auf die Titanen, wich ihren Schlägen mit übernatürlicher Geschwindigkeit aus.

Die Heere waren so ineinander verbissen, dass nach und nach jede Schlachtordnung verloren ging. Man fand nur Knäuel von ineinander verbissenen Gegnern, die sich mit allen Mitteln gegenseitig umzubringen suchten.

Es war ein grausamer Kampf, keine glorreiche Schlacht mit strahlenden Rittern, die für eine gerechte Sache kämpften und starben; hier kämpften Dämonen gegen Dämonen. Die Edhilier waren beinahe so schrecklich anzusehen wie die Titanen, mit verzerrten Gesichtern und Wahnsinn in den Augen.

Nur eine kleine Gruppe der Edhilier behielt in der Schlacht einen kühlen Kopf. Es waren die Reiter des Spähtrupps, und Allyssa, die zwar gegen die Titanen fochten, doch nicht mit annähernd so viel Hass wie die Anderen. Sie waren erschrocken über diesen Überfluss an Hass und Wahnsinn, der ihre Brüder und Schwestern befallen hatte, doch wussten sie, dass sie nichts dagegen unternehmen konnten.
Alyssa drängte ihr Pferd im Kampfgetümmel neben das Pferd des Anführers der Waldläufer. 'Wir müssen zu Lodrakan! Er ist allein mitten auf dem Schlachtfeld. Er ist besessen, und wenn wir ihn nicht wieder zur Vernunft bringen, wird es ein böses Ende nehmen!' Der Mann nickte und gab einen knappen Befehl. Seine Männer, die noch am Leben waren, schlossen sich eng zusammen, und zusammen mit Alyssa bahnten sie sich einen Weg durch das Schlachtgetümmel. Bald waren sie mitten unter Titanen. Die Männer kämpften mit einer Kraft, die denen der restlichen Edhilier in nichts nachstand, ja, sie sogar noch übertraf, denn sie hatten sich selbst unter Kontrolle. Mit wuchtigen Speerstößen und gezielten Bogenschüssen erlegten sie jeden Titanen, der sich ihnen in den Weg stellte, und schon bald waren sie zu Lodrakan durchgedrungen. Er bot einen grausigen Anblick. Er stand auf einem Berg aus toten Titanen, hatte sein Schild weggeworfen und führte seine Klinge beidhändig. Sein Pferd war unter den Titanen begraben worden, doch so war er nur ein noch schrecklicherer Gegner. Alyssa erschrak bis ins Mark als sie das lodernde Feuer in den Augen des Regenten sah. Er war nicht mehr er selbst. Er war von einer Macht besessen, die nicht seine eigene war. Sein unheiliger Zorn war mächtiger als alles andere lebende auf dieser Welt, doch er fraß ihn auf.

Ohne zu zögern sprang Alyssa von ihrem Pferd und erklomm den Leichenhaufen. Lodrakan fällte gerade einen gewaltigen Titanen, der letzte, der es gewagt hatte ihn anzugreifen, alle anderen suchten das Weite. Ein unmenschliches Brüllen entfuhr seiner Kehle, und er setzte zur Verfolgung an, doch Alyssa hielt ihn an der Schulter zurück. Lodrakan schrie noch einmal und schleuderte Alyssa beiseite. Sie wurde zu Boden geworfen, und sofort war er über ihr, setzte ihr sein schwarzes, von dem Blut der Titanen dampfendes Schwert an die Kehle. Sein Gesicht war zu einer unmenschlichen Fratze verzerrt. Alyssa schrie, doch ihr Schrei ging im allgemeinen Kampflärm unter. Schon hob Lodrakan seine Klinge, um zuzustoßen, doch urplötzlich wurde er herumgerissen. Er ließ sein Schwert fallen und taumelte durch die Wucht des Schlages nach hinten. Ein Pfeil ragte aus seiner rechten Schulter. Alyssa drehte sich um und sah den Anführer der Späher auf sie zueilen. Er half ihr hoch und zog dann sein Schwert, um Lodrakan in Schach zu halten. Dieser war auf den Rücken gefallen und presste seine linke Hand auf seine Schulter, in der immer noch der Pfeil steckte. Das Feuer in seinen Augen war schwächer geworden, doch noch immer war seine Wut ungebrochen. Er richtete sich wieder auf und schleuderte das Schwert, das der Waldläufer auf ihn gerichtet hatte, mit der bloßen Hand beiseite. Er schlug dem Mann in den Magen, woraufhin dieser mehrere Meter durch die Luft flog und regungslos liegen blieb. Lodrakan setzte nach, doch plötzlich wurden seine Bewegungen immer langsamer. Er starrte hasserfüllt aus den Pfeil in seiner Schulter und riss ihn mit einem Ruck heraus. Ein Blutschwall schoss heraus, und Alyssa schauderte, als sie bemerkte, dass es schwarzes Blut war. Dann fiel Lodrakan auf die Knie stieß noch einmal diesen schrecklichen Schrei aus und kippte schließlich zur Seite. Der Waldläufer musste eine Art Giftpfeil verwendet haben.

Alyssa fiel auf einmal siedend heiß wieder ein, dass sie sich immer noch mitten in einer Schlacht befanden. Noch waren die Titanen um sie herum nicht auf den Umstand aufmerksam geworden, dass ihr schrecklicher Feind nicht mehr kämpfte, doch dies würde sich bald ändern. Alyssa hob ihr Schwert auf und eilte zu Lodrakan. Seine Augen waren geöffnet, doch ohne Leben. Soeben erlosch der letzte Funken des fahlen Feuers, und sein Körper lag still. Alyssa musste gegen die Tränen ankämpfen. Das konnte nicht sein. Sie hatte ihn so lange gekannt, so lange geliebt. Nie hatte sie es zeigen können, denn er war der Regent, und sie nur eine Feldherrin. Doch allein seine Gegenwart hatte ihr immer Kraft und Mut gegeben, nie hatte sie verzagt, wenn er bei ihr war, egal wie aussichtslos die Situation gewesen war. Und jetzt sollte er tot sein?

Hass stieg in ihr auf, Hass auf das Schicksal, dass ihr das einzig wirklich wichtige in ihrem Leben genommen hatte, Hass auf die Titanen, die so grundlos Leben nahmen, unglaublicher Hass auf...

Eine Hand legte sich von hinten auf ihre Schulter. Alyssa drehte sich schwach um und gewahrte einen der Waldläufer, der sanft den Kopf schüttelte. Durch seine Berührung waren ihre Gefühle auf einmal wie weggeblasen, sie fühlte sich innerlich leer.

Die Waldläufer waren nun alle bei ihnen angekommen und hatten einen Ring um ihren immer noch reglosen Anführer und Lodrakan gebildet. Einer der Waldläufer kniete neben seinem Herren und untersuchte ihn, doch Alyssa konnte nicht erkennen ob der Späher noch am Leben war.

Da erscholl ein lautes Brüllen, und Alyssa schreckte hoch. Einer der Titanen hatte sie erblickt und stürmte auf die kleine Gruppe zu, und nach ihm ein weiterer, immer mehr wurden des verlorenen Haufens gewahr und stürzten auf sie zu. Alyssa ergriff ihr Schwert fester. Jetzt war keine Zeit mehr, um in Trauer zu versinken. Wenn sie Lodrakan rächen wollte, musste sie am Leben bleiben.

Inzwischen war die Schlacht mit unverminderter Härte weitergegangen. Unermesslich groß war die Zahl der Verluste auf beiden Seiten. Die Krieger konnten sich kaum noch fortbewegen, ohne über Leichen zu stolpern, die den Boden bedeckten. So viel Blut war bereits vergossen wurden, dass der Boden sich vollgesogen hatte und die gesamte Ebene sich in einen flachen See aus dunklem Blut verwandelt hatte.

Doch langsam aber sicher gewannen die Titanen die Überhand. Die Edhilier kämpften immer noch mit unverminderter Kraft, doch es war nicht ihre eigene Kraft, derer sie sich bedienten. Es war Hass, Wut, Verderbtheit, und dies waren die Waffen der Titanen. Immer mehr Edhilier fielen, und bald waren die Titanen in der Überzahl.

Da erscholl auf einmal ein Horn, und die Tore der belagerten Stadt Albanion öffneten sich. Heraus strömte eine gewaltige Kriegerschar, die alles niederritt, was sich nicht Lodrakan's Heer zugewandt hatte und weiterhin versuchte, die Mauern der Stadt einzurennen. An der Spitze dieser Reiterei ritt Regent Ballentimes. Er hatte den passenden Zeitpunkt für den Ausfall gewählt, denn gerade war ein weiterer Angriff der Titanen zurückgeschlagen worden.

Seine Männer waren frisch und ausgeruht, doch sie hatten gesehen, was mit den Edhiliern geschehen war. Sie wussten, dass sie sich nicht von ihrer Wut leiten lassen durften. Mit einem lauten Schlachtruf aus zwanzigtausend Kehlen stürmte die Armee auf das Titanenheer zu und krachte mitten in dessen Reihen.

Die Titanen hatten nicht mit diesem Angriff gerechnet und waren noch zu sehr mit Lodrakan's schrumpfender Armee beschäftigt, als sich schnell effektiv wehren zu können. Es war Ballentime's Männern ein leichtes, die Titanen von der Stadt wegzudrängen und in Richtung des Zentrums der Schlacht, wo Lodrakan und Alyssa sich befanden, vorzudringen. Wie Ballentimes es ihnen befohlen hatte, hielten sie sich eng zusammen und walzten wie eine kompakte Welle aus Stahl durch das Heer der Titanen.

Doch bald hatten sich die Titanen wieder gefangen und schlugen zurück. Die Armee kam immer langsamer vorwärts, und musste schließlich um jeden Fußbreit Boden hart kämpfen.
Vergeblich hielt Ballentimes nach Lodrakan Ausschau. Er hatte ihn von Albanion aus gesehen, doch jetzt hatte er ihn aus den Augen verloren. Trotzdem ließ er seine Männer weiter in die Richtung reiten, in der er vermutete dass der Regent sich befand.

Schließlich, unter schweren Verlusten, erreichte Ballentimes den Leichenhügel, auf dem sich die Waldläufer immer noch gegen die Übermacht hielten. Zu seiner Überraschung entdeckte er kaum Tote, die zu den Spähern gehörten. Er ließ seine Männer einen Ring um den ganzen Hügel schließen und eilte hinauf. Die Waldläufer ließen ihn durch, und er erschrak, als er Lodrakan leblos auf dem Boden liegen sah.

Tiefe Trauer erfasste da den Regenten. Doch nur kurz dauerte es, dann fing er sich wieder. Er würde ihn rächen, und zwar hier und heute auf diesem Schlachtfeld, und wenn sie auch alle untergehen mochten. Er erblickte Alyssa. Erleichtert, wenigstens sie noch am Leben zu sehen, trat er auf sie zu.

'Wie geht es Euch?' fragte er. 'Seid Ihr verletzt?'
Alyssa schüttelte den Kopf, und Ballentimes konnte die tiefe Trauer in ihren Augen erkennen. Er verstand und drang nicht weiter in sie. Stattdessen gab er ihr einen Wink ihm zu folgen und an seiner Seite weiter zu kämpfen.

Vom Hügel aus hatte er die Position ausgemacht, an der sich der Großteil vom Rest von Lodrakan's Streitkräften befand. Er nahm eine Abteilung seiner Reiter, passierte den Ring und begann sich dorthin vorzukämpfen.

Die Titanen hatten in der Zwischenzeit wieder Verluste einstecken müssen, da sie durch den Angriff Ballentimes' kurzzeitig an zwei Fronten kämpfen mussten, und das Verhältnis war fast wieder ausgeglichen.

So gelang es Ballentimes schließlich, zu Lodrakan's Truppen durchzudringen und seine Abteilung mit ihnen zu vereinigen. Doch sie waren immer noch vom Bann befallen, und reagierten auf keinen von Ballentimes' Befehlen. Er wusste, dass sie befreit werden mussten, wollten sie eine Chance auf den Sieg haben. So ritt er in die Mitte der kämpfenden Armee, und richtete sich, als er angekommen war, hoch in seinem Sattel auf.

Dann begann er zu singen.

Es waren uralte Verse, eine uralte Melodie. So alt, dass keiner außer Ballentimes selbst die Sprache erkennen konnte, in der sie gesprochen waren; so fremdartig, so voller Magie, dass sie trotz des unbeschreiblichen Lärms weithin zu hören waren. Es waren Worte, die man viel mehr mit dem Geist als mit den Ohren wahrnahm.

Viele Geschichten rankten sich um das Lied, das Ballentimes zu jenem Zeitpunkt sang. Es war seit Äonen nicht mehr vernommen worden, niemand wusste, woher es kam, oder was es bedeutete.

Doch es verfehlte seine Wirkung nicht.

Die Männer und Frauen, die es hörten, ja selbst die Titanen, hielten für wenige Augenblicke inne, um zu lauschen, und Verwirrung machte sich auf den Gesichtern der Elfen breit, während sich die der Titanen vor Wut und Schmerz verzerrten. Einige warfen ihre Schwerter zu Boden und hielten sich die Ohren zu, doch sie konnten die magischen Laute nicht aussperren.

Einige Minuten lang sang Ballentimes, und in dieser Zeit war es vollkommen still auf dem Schlachtfeld. Nichts rührte sich, kein anderer Laut erscholl. Es schien, als hielte die ganze Welt ihren Atem an, um den mächtigen und uralten Weisen zu lauschen.

Als Ballentimes endete, war er mit seiner Kraft am Ende. Er hatte seine komplette Macht aufwenden müssen, um der Kraft des Liedes freien Lauf lassen zu können. Ihm wurde schwarz vor Augen, und er kippte vom Pferd. In diesem Augenblick brüllten die ersten Titanen wieder auf, und der Kampf begann von Neuem. Doch er wurde anders geführt als bisher. Der Bann der Titanen war gebrochen, und die meisten der Elfen hatten wieder zu sich selbst gefunden. Einige Soldaten hoben Ballentimes wieder auf sein Pferd, und die Armee begann sich wieder auf den Ring in der Mitte des Schlachtfeldes vorzuarbeiten. Sie schafften es, und der Ring um den Totenhügel wurde verstärkt. Auf diese Weise war die Position des edhilischen Heeres so gut wie möglich gefestigt. Doch immer noch war die Zahl der Titanen gewaltig.



Die Schlacht dauerte weiter an, und allmählich schmolzen beide Heere dahin. Den Titanen gelang es nicht, den Ring zu durchbrechen, aber sie griffen ohne Unterlass von allen Seiten an, so dass es trotz Allem nicht lange gedauert hätte, bis die Verteidiger unterlegen wären, wenn nicht zu diesem Zeitpunkt das Horn von Albanion ein zweites Mal erschollen wäre. Die Tore, die nun frei von Titanenangriffen waren, öffneten sich wieder, und die letzten Reserven der Stadt entleerten sich auf das Schlachtfeld: vierundzwanzigtausend Kampftänzer griffen nun in den Kampf ein, und das war der Zeitpunkt, zu dem die Schlacht entschieden wurde. Die Titanen konnten sich gegen die neue Übermacht nicht mehr effektiv zur Wehr setzen, und ihr Ring um den der Verteidiger bröckelte- und brach.

Die Titanen wurden zu mehreren kleineren Haufen zusammengedrängt und nach und nach gnadenlos aufgerieben.

Die Hilfe war jedoch keineswegs zu früh gekommen- nur noch einige hundert Reiter waren in der Mitte des Schlachtfeldes übrig geblieben, nachdem die Titanen vor dem zweiten Ausfall in einer rücksichtslosen Attacke versucht hatten, den Ring zu durchbrechen.
Die Männer waren kaum noch fähig zu kämpfen, versuchten aber dennoch, die Infanteristen so gut es ging zu unterstützen.

Nach zwei weiteren endlosen Stunden war die Schlacht entschieden. Der letzte Titan war getötet, und damit der Titanenfürst Sayoran bezwungen, das unmöglich geglaubte geschafft.

Doch zu groß waren die Wunden gewesen, die der Kampf geschlagen hatte; Ballentimes' Lied hatte den Bann gebrochen, doch vieler Krieger Verstand hatte die Reinigung nicht ohne Schaden überstanden. Viele verfielen in grundlose Raserei und wüteten unter ihren eigenen Männern, so dass sie getötet werden mussten, andere wiederum stürzten sich in die eigene Klinge.

Noch nie hatte es eine derartige Schlacht gegeben, und kein Elf, der daran beteiligt gewesen war, war nicht in irgendeiner Weise davon mitgenommen. Derjenigen, die überlebten, waren nicht viele- nur wenige Dutzend der einst hunderttausend Reiter waren nach der Schlacht noch unversehrt und bei Verstand. Unter den Infanteristen hatte es fast keine Verluste gegeben.

Sayoran war besiegt, und nach dieser Schlacht zogen sich auch die anderen Titanenfürsten aus New Hope zurück und verschwanden in ihrem dunklen Reich außerhalb der Grenzen unserer Welt. Der Sieg der Hochelfen der Aratar Edhil war teuer bezahlt, doch niemals würden die Taten derer, die an diesem Tag gekämpft hatten vergessen werden. Bei allen Völkern New Hope's wurden noch lange Zeit später die Legenden um Lodrakan und Ballentimes und ihre Heere erzählt.

Die Gefallenen der Schlacht wurden nicht beerdigt. Albanion wurde von ihren Bewohnern aufgegeben, und der gesamte Landstrich verlassen. Nach und nach bemächtigte sich die Natur des Schauplatzes der größten Schlachten aller Zeiten, und blutrotes Gras wuchs über die Toten, während Albanion verfiel bis nur noch Ruinen von der einstigen Pracht der Stadt zeugten.

Das Feld der Toten vor Alba-02 durchlebte eine wundersame Verwandlung. Am nächsten Morgen nach der Schlacht war die riesige Fläche auf einmal übersät mit kleinen, zarten blauen Blumen, die man nirgendwo zuvor in New Hope gesehen hatte. Man sagte, in jeder von ihnen lebte die Seele eines der in den Titanenschlachten gefallenen Elfenkriegers weiter, und wenn man sich die Zeit nahm, konnte man sie die Geschichte des Krieges und seiner Heldentaten erzählen hören.

Doch die Geschichte war noch nicht ganz zu Ende.
Nach der Schlacht, als Ballentimes wieder zu sich kam, ließ er nach den Waldläufern schicken.
Zu seiner großen Freude und Erleichterung konnte ihr Anführer, der wieder zu sich gekommen und bei Gesundheit war, ihm berichten, dass Lodrakan nicht tot sei. Auf der Spitze des Pfeils hatte sich ein Lähmungsgift besonderer Art befunden, das ihn und seine Macht einschläfern sollten.

Auch Alyssa's Freude war groß, doch sie wurde bald wieder enttäuscht- denn Lodrakan würde, so sagte der Waldläufer, in diesem Zeitalter nicht mehr erwachen. Sie mussten ihn mit sich nehmen, damit sein Geist, weitab von jeder Zivilisation, wieder zu sich selbst zurück fände. Nur auf diese Weise könnte er wieder genesen.

Ballentimes bot den Spähern reiche Belohnungen und höchste Ehrungen für ihre Taten an, doch sie lehnten dankend ab, mit der Begründung, dass sie weiterziehen mussten.
Auf Ballentimes' verwunderte Frage, wo ihr Ziel denn nun liege, antwortete der Anführer folgendes:

'Wir sind nicht dazu bestimmt, an einem festen Ort zu bleiben. Wir müssen dorthin, wohin das Schicksal uns führt. Wir werden weiter über das Reich wachen, und wir werden da sein, wenn wir wieder gebraucht werden. Wir müssen nun gehen, nehmt Abschied von Eurem Herren. Es wird eine lange Zeit vergehen, bis Eure Wege sich wieder kreuzen werden.'

Ballentimes und Alyssa nahmen also Abschied von den geheimnisvollen Männern, und so brachen sie auf und wurden für lange Zeit nicht mehr gesehen.



So endete dieses Zeitalter, und damit auch diese Erzählung. Die verschiedenen Reiche kamen und gingen, doch der Lauf der Dinge sah keine feste Ordnung mehr vor, so dass die Bünde der Völker zerbrachen und die Fürstentümer wieder zu dem Staub wurden, aus dem sie geschaffen. Die Geschichten um die großen Kriege und Bedrohungen wurden zu Legenden, doch gerieten sie nie ganz in Vergessenheit, denn es lebten immer noch die weiter, die sich der großen Tage von einst erinnerten. Und sie sollten es auch sein, die die Zukunft formen würden."
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Re: Der Krieg der aratar edhil

Ächz, nicht schlecht, aber extrem lang...
 
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