Nostalgie Früher im Rollenspiel war alles...

Den Rückgang in der Ausdauer kann ich auch feststellen. Bei uns fings auch oft Nachmittags (16 / 17 Uhr ca.) an und ging bis 2- 3 Uhr nachts. Mittlerweile ist nach 5 - maximal 6 Stunden meist schluss, oft kommen wir aber auch nicht über die 4 hinaus.
 
Wen wir freitags spielen halten wir nicht so lange durch, als wenn wir samstags spielen. Aber generell als weniger ausdauernd würde ich uns nicht bezeichnen.
Der Tag danach, der kann manchmal schwer werden, weil die Kinder morgens um 7 auf dir rumspringen, egal ob du erst um 5 im Bett lagst.
 
Was mir hauptsächlich von früher her fehlt ist das Engagement bzw. Neugierde verschiedener Spieler. Mag vielleicht daran liegen, daß damals alles neu war, wenn ich jedoch heutzutage langjährigen Spielern mal vorschlage dieses oder jenes System zu testen, entbrennen heiße Diskussionen darüber, was ihnen direkt missfällt oder sie in dem neuen System nicht spielen können, ohne das jeweilige Setting zu kennen oder mal ausprobieren zu wollen, als wären sie altersgemäß festgefahren.
Hinzu kommt noch, daß regelmäßige Termine verpeilt oder gar anderweitig verplant werden und einem dann als Entschuldigung gesagt wird: "Nein, ich will nicht aufhören mit der Runde, spielen ja schließlich schon zig Jahre zusammen. Aber es findet ja regelmäßig statt, so daß ich meinen Schwerpunkt auch auf andere Sachen/Aktionen verteile." Da freut man sich doch als eventueller Lückenfüller herhalten zu dürfen.
Auch war das IngameEngagement meiner Erfahrung nach früher höher. Die Spieler waren aktiver, was irgendwelche Informationssuchen oder andere Tätigkeiten betraf. Es ist halt schade, wenn erfahrene Rollenspieler sich auf einmal dem SL mit den Worten "Hilf uns mal" zuwenden, obwohl sie nur eine taktische Aufgabe lösen müssen und ohne die Bereitschaft zu zeigen irgendwas zu planen oder mal auszuprobieren. Oder wenn sie bei jedem Abenteuer rumjammern: "zu wenig Kämpfe, mit Hofintrigen und Rätseln können wir nichts anfangen"...ein Abenteuer später: "zu viele Kämpfe, machen ja als Aufgaben nichts anderes mehr"...und ähnliches
 
Tatsächlich ist die einzig negative Veränderung der Verlust der jugendlichen Unschuld. Das ist aber kein Aspekt, der sich nur im Rollenspiel bemerkbar macht und wird außerdem durch eine gewisse Altersweisheit kompensiert.
 
Früher war Vieles anders, besser... war da das stark gedimmte Licht für die Gruselatmosphäre in dem wir heute unsere Würfelergebnisse nur noch mit Taschenlampe erkennen würden. Egal, alle haben geraucht, alle hatten ein Feuerzeug. Und dazu die rauchige Stimme des SL, wenn er uns im Kopfkino in sein Fairytale entführt hat, wo er uns naive Newbs noch mit leichten Geräuschen wir ein unvorherzusehendes Klopfen gegen den Tisch tierisch erschrecken konnte. Ich erinnere mich, wie eine Mitspielerin mal den Raum verlassen hat, weil er die Spinnen zu realistisch beschrieben hat mit Geräuscheffekten... ein, zweimal ging in spannenden Momenten auch einfach das Licht aus, Nachhilfe hin oder her. Aber mir fehlt dieses Spielen mit den Sinnen und man kann es nicht zurückholen wenn man einmal so abgebrüht ist und dem SL, den man jahrelang kennt, ansieht, dass es in seinen Augen blitzt und weiß, dass gleich etwas kommt. Ja, da hat man seine Unschuld verloren und die gibt es auch nicht zurück außer man wechselt vielleicht den SL.
Gut war auch der Grüne Tee, keine Anrufe oder Zwischenfragen von Nichtmitspielern, verdammt wir hatten noch nicht mal alle Handys, sodass wir nicht zwischendrin sms geschrieben oder mal eben die Aufgabenstellung gegoogelt haben. Am bsten diese Dinger einkassieren vor Spielbeginn... das wäre eine Option.
Mir fehlt auch der Pizzaservice von dazumal, die Pizza bleibt einem wohl ewig in Erinnerung, Mensch 3,50DM für die Magherita!
Oh und keiner hatte eine Beziehung und musste weg, wenn er/ sie angerufen hat. Besser: Es gab keine Beziehung am Spieltisch. Keiner war mit einem der anderen leiert sondern alle Freunde. Heute muss man ja aufpassen, was man sagt...
Schlaf war egal, konnte man ggf nachholen. Gesundheit war auch egal, wir haben geraucht, fettig gegessen und nicht drüber nachgedacht.
Und tatsächlich war es egal, wenn die Charas sich mal gegenseitig geprügelt haben, da hat keiner gezickt, weil A den tollen Char von B umgenietet hat. Es war schon eine neue Idee am Start und es steckten nicht wasweißich wieviele EPs in dem Chara.
Echte Emotionen, so mein Fazit, die der SL uns rauslocken konnte, weil wir blauäugig waren, vieles noch nicht kannten, das war besser. Und es war okay zu erschrecken, wir haben alle drüber gelacht. Hell yay, seit wann interessiert eigentlich der Plot...?
 
Also, ich bin mit dem Alter deutlich zäher geworden, mir macht es jetzt weniger aus, eine nacht durchzumachen als früher. Kann aber auch am Schichtdienst liegen.
 
*lol* Forenrollenspiel, das hatte ich schon vergessen. Habe ich eine Zeitlang gemacht (Shadowrun, Earthdawn), hat NIE funktioniert weil der Zeitstrahl einfach nicht vorrangeschritten ist und alle nur auf der Stelle herumpalavert haben. Dazu noch jede Menge unzuverlässige Mitposter (Frequenz wöchentlich und seltener!).

LushWoods schrieb:
Interessant wie eigentlich jeder größtenteils das Gleiche zu berichten hat ...
Das war meine Vermutung. In groben Grenzen kann man vieles schon zusammenfassen.
Wundert mich schon, dass bei so vielen, aus heutiger Sicht, alles(!!) besser geworden sein soll. Macht mich ja neidisch.
Zu einem Teil ist es bei uns auch besser geworden, aber eben nicht vollständig.

HJ schrieb:
Früher haben wir Genre/Setting/System Hopping vollzogen,
ulkig, war bei uns genau andersherum. Mittlerweile spielen wir auch wieder lange Kampagnen, noch so eine Sache aus der "alten Zeit", die definitiv BESSER war als unser kürzliches Setting/System-Hopping.
Die ganzen Neuerscheinungen im RPG-Bereich KANN man ja auch nur per Hopping spielen. Ich gehe ja immer davon aus, dass ein Großteil der Leute, die jetzt diverse neuere RPGs loben, diese gar nicht spielen (wann denn auch alle?).

LordLoctifer schrieb:
Auch war das IngameEngagement meiner Erfahrung nach früher höher.
habe ich auch bemerkt. Das vermisse ich. Vor allem nervt es mich tierisch, wenn alteingesessene Spieler jeden Mist 20 Min. durchkauen müssen, bevor sie eine Entscheidung treffen können, weil sie Angst haben, nicht die strategisch optimalste Handlung anzusagen. Das ist soo lahm und ermüdend. Das wäre auch schlechtes Rollenspiel, wenn 90% der Charakterpersönlichkeiten nicht Anwälte-in-Barbarenkostüm wären :mad:.
Einfach mal "AAARGGH, Auffiiieeeee..." schreien, weil es zur Situation UND zum Charakter passt und auf die Konsequenzen zu scheißen gibts bei uns schon lange nicht mehr.

HJ schrieb:
Wir hören meistens auf, weil ich der Einzige bin, der dem Spielleiter noch zuhört und der Rest bereits pennt. Das wäre nicht so schlimm, aber der Spielleiter bin ich auch.
*rofl*. Story of my rpg life.

Zitate schrieb:
shadom: Ich vermisse eine gewisse Naivität und die Fähigkeit eben nicht immer alles auseinanderzunehmen.
Kaffeebecher: Es gab mehr Aha- und Wow-Momente
Lord Noctifer: Was mir hauptsächlich von früher her fehlt ist das Engagement bzw. Neugierde verschiedener Spieler.
Lux: Echte Emotionen, so mein Fazit, die der SL uns rauslocken konnte, weil wir blauäugig waren,​
Roland: Tatsächlich ist die einzig negative Veränderung der Verlust der jugendlichen Unschuld.​
Solche Aussagen kommen doch sehr häufig vor und ich schließe mich da an.​
Trotzdem war es imho der stärkste Antrieb und es steckte auch die meiste Energie in diesem "Entdeckerdrang". Schon eine neue Stadt zu betreten war aufregend, weil man nicht wusste, was einen erwartete. Heute heisst es "Ok, wo ist der Magic-Shop, muss noch Items aufladen".​
Das man nicht mehr so "blauäugig" und schnell zu begeistern ist wie früher ist klar, aber man müsste das auf andere Weise in die Gegenwart retten. Zu Anfang wäre das schonmal eine Spielwelt, die mich als Spieler wirklich interessiert, war ja früher auch so, nur hiess das damals Aventurien oder Forgotten Realms. Das löst heute allenfalls Schnarchanfälle aus. Viele alteingesessene Runden SPIELEN ja auch noch in den ollen Kamellen und müssen sich dann nicht wundern, wenn den Kram niemand interessiert.​
Man kann immer was dazu lernen, also muss man die Inhalte nur aktualisieren. Das Google-Stichwort ist emotional investment.​
 
Gut war auch der Grüne Tee, keine Anrufe oder Zwischenfragen von Nichtmitspielern, verdammt wir hatten noch nicht mal alle Handys, sodass wir nicht zwischendrin sms geschrieben oder mal eben die Aufgabenstellung gegoogelt haben. Am bsten diese Dinger einkassieren vor Spielbeginn... das wäre eine Option.
Mir fehlt auch der Pizzaservice von dazumal, die Pizza bleibt einem wohl ewig in Erinnerung, Mensch 3,50DM für die Magherita!
Oh und keiner hatte eine Beziehung und musste weg, wenn er/ sie angerufen hat. Besser: Es gab keine Beziehung am Spieltisch. Keiner war mit einem der anderen leiert sondern alle Freunde. Heute muss man ja aufpassen, was man sagt...
Schlaf war egal, konnte man ggf nachholen. Gesundheit war auch egal, wir haben geraucht, fettig gegessen und nicht drüber nachgedacht.
Und tatsächlich war es egal, wenn die Charas sich mal gegenseitig geprügelt haben, da hat keiner gezickt, weil A den tollen Char von B umgenietet hat. Es war schon eine neue Idee am Start und es steckten nicht wasweißich wieviele EPs in dem Chara.
Echte Emotionen, so mein Fazit, die der SL uns rauslocken konnte, weil wir blauäugig waren, vieles noch nicht kannten, das war besser. Und es war okay zu erschrecken, wir haben alle drüber gelacht. Hell yay, seit wann interessiert eigentlich der Plot...?

Das, genau das...wie bei uns damals...*seufz*

Plus, keine stundenlangen, kleinlichen Diskussionen über (meistens) völlig abseitige Regel- und Settingdetails...
Es wurde eben so gespielt, wies im Buch stand,...ach, herrliche Unschuld...
 
*lol* Forenrollenspiel, das hatte ich schon vergessen. Habe ich eine Zeitlang gemacht (Shadowrun, Earthdawn), hat NIE funktioniert weil der Zeitstrahl einfach nicht vorrangeschritten ist und alle nur auf der Stelle herumpalavert haben. Dazu noch jede Menge unzuverlässige Mitposter (Frequenz wöchentlich und seltener!).
Die Mail-/Forenrollenspiele mit Bezug zu richtigen Rollenspielen meinte ich nicht.
Ich meinte freie Forenrollenspiele die keine beziehungsweise kaum Spielregeln im klassischen Sinn haben und sich an Serien wie Babylon 5, Star Trek oder auch eigenen Universen orientieren. Wo man wenig bis überhaupt gar nicht würfelte oder dergleichen sondern im Grunde gemeinsame eine Geschichte schuf. Mit 250 bis 1000 oder 1500 Wörtern pro Zug.
Von denen in der Woche mindestens einer erwartet wurde.
Wo einige Spiele einen täglichen Post von mindestens 250 eigentlich eher 500 Wörtern forderten.
Der in der Regel auch geliefert wurde.

Früher funktionierte das einmal. Eine Zeitlang.
Und da es darum geht was damals besser ist schweige ich mich über das scheitern, nach mehreren Jahren und verschiedenen Runden, einmal aus.

Danach habe ich mich einen richtigen, Rollenspiel, mit richtigen Regeln, und Werten und Würfeln zugewandt, V:tM - im Vergleich zu freien Forenrollenspielen ist das so ein Regel-Schwergewicht wie Rolemaster im Vergleich mit .. äh .. Dungeon Slayers -, und bin nach einigen stolpern über andere Systeme und eher schlechtere Erfahrungen mit diesen bzw. wenig passenden Gruppen endlich bei V:tM (Online) Runden gelandet und mit denen ging es bisher eigentlich nur bergauf und die wurden mit der Zeit nur besser.


Ansonsten hoppe ich nicht mehr oder weniger, nur das mich meine Hingabe zu Vampire nie mehr wirklich los ließ.
 
Teylen schrieb:
Die Mail-/Forenrollenspiele mit Bezug zu richtigen Rollenspielen meinte ich nicht.
Ich meinte freie Forenrollenspiele die keine beziehungsweise kaum Spielregeln im klassischen Sinn haben und sich an Serien wie Babylon 5, Star Trek oder auch eigenen Universen orientieren. Wo man wenig bis überhaupt gar nicht würfelte oder dergleichen sondern im Grunde gemeinsame eine Geschichte schuf. Mit 250 bis 1000 oder 1500 Wörtern pro Zug.
Ja, Forenrollenspiele. Davon rede ich auch. Unsere Settings waren aber eben Shadowrun und Earthdawn.
 
Ich habe Forenrollenspiele aufgrund der langen Wartezeiten und dem Bruch der Immersion und Atmosphäre nie gemocht. Chatrollenspiele waren eine meiner Geburtsstunden und da gab es zu guten Zeiten Spieler die richtig gut, literarisch und lyrisch schreiben konnten - die Züge gingen meist auch über eine Länge von einer halben bis zwei Seiten und man wartete maximal zehn oder zwanzig Minuten darauf. Ich spiele so sogar immer noch mit einigen guten Freunden und meiner besseren Hälfte und es ist ein guter Ausgleich zum Pen&Paper, da es die emphasis auf innere Beschreibungen erleichtert und Szenen ermöglicht, die im Pen&Paper etwas schwieriger auszuspielen sind (damit will ich nicht sagen unmöglich). Es ergänzt das Spiel ganz gut und stellt einen schönen Ersatz dar, falls man sich nicht teffen kann (oder TS flachfällt). Außerdem kann man sich schreibtechnisch austoben, was Spaß macht.
 
Früher hatten wir mehr zeit und mehr Mitspieler wodurch es nicht ins gewicht fiel wenn mal 2 - 3Leute am Spielabend keine Zeit und oder Lust hatten, waren ja immer noch 5-7 andere Mitspieler dabei.
All das fehlt heute, wenn heute 2 Leute keine Zeit und oder Lust haben kann man die Runde auch ausfallen lassen außer man will zu dritt (Sl + 2 SC) zocken.. :|
 
Das, genau das...wie bei uns damals...*seufz*

Plus, keine stundenlangen, kleinlichen Diskussionen über (meistens) völlig abseitige Regel- und Settingdetails...
Es wurde eben so gespielt, wies im Buch stand,...ach, herrliche Unschuld...
Deswegen werde ich auch vor meiner neuen Runde folgende Regel verkünden:
Wer während der Spielsitzung ernsthaft glaubt, mit mir länger als eine Minute über Regeln diskutieren zu müssen, auf dessen SC fällt gleich ne brennende Kuh vom Himmel herab.
 
Danke Lux, deine Darstellung entspricht meinen "guten und alten" Erfahrungen aus einer Zeit, wo die Welt vermeintlich noch in Ordnung war. Allerdings kam dann wirklich der Punkt, wo es mit dem Beruf ernst wurde, Familien gegründet wurden und sich einige Leute kilometerweit über Deutschland bzw. bis ins Ausland zerstreut haben.
Warum heute alles anders ist...? Rückblickend verklärt sich alles, da waren die Sommerferien toll, das erste Bier eine Herausforderung und vieles mehr. Jetzt kämpft man verkrampft um diesen alten Zustand, der ja vermeintlich so viel schöner war.

Mein Tipp nach mehr als zwei Jahrzehnten Rollenspiel und etlichen Nächten, bei denen wir über den vermeintlich schwindenden Spass am Spiel philosophiert haben: Die Dinge einfach mal locker sehen, neue Spieler einladen um Schwung in die Runde zu bringen und sich von Leuten trennen, die nicht regelmäßig Zeit haben. Diese drei Faktoren haben uns geholfen selbst ausgelatschten Systemenen wieder neuen Schwung einzuhauchen.

Empfehlenswert war auch der zum Teil recht launig zu lesende Artikel im SW-Regelbuch, der mir spätabends einige denkbare einfache Inspirationen gab, wie man dem alten und liebgewonnenen Hobby wieder mehr Spass verleihen kann.
 
Wo ich das gerade gesehen habe....früher wollte ich eine Kampagne immer so leiten. Oder zumindest einen Abend lang.

Heute tue ich das gelegentlich sogar.

 
Zurück
Oben Unten