Rezension Freelancer Dynamics Invasion [B!-Rezi]

Taysal

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Freelancer Dynamics Invasion


Kampagnenband


Basierend auf dem „Freelancer“-Regelwerk aus „Freelancer Hexxagon“ und mit dem „Freelancer Dynamics“-Quellenband im Rücken, schicken die Spieler ihr Ensemble aus Magiern unterschiedlicher Farben in den Kampf gegen das Böse. Dabei enthält „Freelancer Dynamics Invasion“ weder das Regelwerk (das auch von der begleitenden Freelancer-Homepage heruntergeladen werden kann) noch Sonderregeln. Für diese ist der Quellenband unbedingt nötig. Ohne „Freelancer Dynamics“ ist die Kampagne unspielbar. Beide Teile zusammen kommen auf beinahe einhundertzwanzig Seiten Heftklammerung und schlagen im Originalpreis jeweils mit beinahe fünfzehn Euro zu buche. Das ist für eine Kampagne mit denkbar miesem Regelwerk schon happig. Vor allem, in Anbetracht der Thematik, ist die Zielgruppe relativ klein. Und diese dürfte durch die Aufmachung und die Illustrationen der Publikationen teilweise abgeschreckt werden. Hier präsentiert sich ein Nischenprodukt in der Nische – und versteckt sich dabei noch. So jedenfalls der Eindruck. Doch Regelwerk und Aufmachung beiseite, schlussendlich muss die Kampagne „Freelancer Dynamics Invasion“ überzeugen. Und die ist einfach genial!

Die Spieler schlüpfen nun in die Rollen cooler Figuren, die im geheimen arkadische Magier sind und in ihren Rüstungen gegen das Böse kämpfen. Dabei kommen sie dunklen Geheimnissen auf die Spur, zu denen es auch noch eine persönliche Bindung gibt. Schlussendlich entscheidet ein furioser Endkampf über das Schicksal der Welt und der Freelancer. So viel jedenfalls in aller Kürze, ohne zu viel zu verraten.

Die Kampagne spielt in Monaco, wie der Untertitel „Monaco Magic Monsterjäger“ bereits verrät. Dabei sind die Charaktere keine Nobodys von der Straße, sondern gestandene Persönlichkeiten, die sich im Jet-Set auskennen. Als Operationsbasis dient natürlich eine schicke Villa, es gibt Partys, coole Leute, reiche Gönner und attraktive Menschen. Und immer wieder rücken die Charaktere aus, um die Eindringlinge aus dem mystischen Arkadien zurückzuschlagen.

Der Kampf gegen den Feind, das Aufdecken der Geheimnisse und auch der Alltag der Freelancer ist ziemlich gut verpackt und kommt mit sehr frischen - und auch aus dem TV bekannten - Ideen daher. Dem Autoren Christian Lonsing gelingt es wunderbar die Stimmung aus Serien wie „Power Rangers“ oder „Kamen Riders“ einzufangen. Dazu zählen die typischen Problemchen der Protagonisten, durchgestylte Kämpfe und typisch japanisch erscheinende Einlagen wie ein Karaoke-Song-Contest. Der macht übrigens besonderen Spaß, wenn er richtig ausgespielt wird.

Der Abenteuerband ist gut strukturiert, leidet aber unter der - für die Freelancer-Reihe üblichen – Platzverschwendung. Im Softcover gibt es erst einen Überblick über das Spiel, dann erklärende Worte zur Kampagne und deren Geheimnisse, die Hauptfiguren werden vorgestellt und es folgen die Werte zu Nichtspielercharakteren und Monstern. Ab Seite dreiundzwanzig beginnt dann die eigentliche Kampagne, die mit etlichen Überraschungen aufwartet. Langeweile sollte es hier keine geben.

Besonders prickelnd ist natürlich die persönliche Verwicklung der Charaktere. Einer von ihnen steht im direkten Bezug zur Handlung und das sorgt für besondere Spannung. Falls allerdings etwas schief geht, wartet Christian Lonsing mit Problemlösungen auf. Es wäre ja Schade, würde der involvierte Charakter aus dem Spiel genommen werden müssen.

Ebenfalls gelungen sind die Zwischenschnitte, die nach einigen Episoden kommen. Dabei handelt es sich um einen Vorlesetext, der einen kurzen Blick auf die Bösewichter wirft. Ebenfalls wie in den TV-Serien. Da hier keine merkwürdigen Fantasyfiguren als Henshin-Formen zur Verwandlung herhalten, sondern farbige Rüstungen (was im Grunde ja auf das Gleiche herauskommt, es ist aber trotzdem ein anderer Stil), wird der Serieneindruck nochmals verstärkt. Die Kampagne kommt am Ende sogar mit Riesenmonstern daher (Godzilla lässt grüßen). Beeindruckend!

Es gibt nur eine Sache, die den humorvollen und trotzdem spannenden Spielspaß empfindlich stört: Das Regelwerk. Es ist aber möglich damit zu spielen, trotz seiner Schwächen. Wer großzügig über kleine Mängel hinwegschauen mag, der ist damit gut bedient. Für alle anderen ist „Freelancer Dynamics Invasion“ nur eine Fundgrube an Ideen. Es gibt einfach bessere - und vor allem einfachere – Systeme. Somit gilt auch hier: Spiel und Abenteuerband sind nur was für Fans der Freelancer-Regeln! Und das ist Schade, denn das Abenteuer selbst ist klasse.

Copyright © 2010 by Günther LietzDen Artikel im Blog lesen
 
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