AW: Eine "Dose fetter Maden", andere nenne es ROLLENspiel
Ich denke, das Wunsch und Wirklichkeit, gerade wenn man die Rolle (im Sinne von schauspielerisch dargestellter Rolle) in "Rollenspiel dermaßen hervorhebt, sehr weit voneinander abweichen!
Denn sein wir 'mal ehrlich, kaum eine Rollenspielgruppe kann von sich behaupten, schauspielerisch ausgebildete oder auch nur ansatzweise dahin begabte Spieler zu haben.
Im Fall von z.B. Silvermane ist wohl eher das gegenteil der Fall.
Es ist eines, einen tollen Charakter im Kopf (und auf dem Papier) zu haben, etwas völlig anderes ist es, diesenm dann auch demendsprechend ausspielen zu können.
Wenn man dann noch in Betracht zieht, das viele Rollenspielsysteme extra Erfahrungspunkte vergeben (bzw. den SL vergeben lassen), wenn ein Spieler sich Rollengerecht verhalten hat, dann kann man sich vorstellen, wie weit es in der Realität mit der hohen Kunst der Schauspielerei her ist.
Aus Erfahrung (mehrere Kurzfilmprojekte mit z.T. Laiendarstellern) kann ich sagen, das es einem Ungeübten sogar schwer fallen kann, eine einfache Statistenrolle glaubhaft zu verkörpern.
Und dann soll jeder Hanswurst, der sich für teuer Geld ein Regelbuch kauft (oder dieses auch nur teilweise gelesen hat, oder womöglich nicht einmal dieses...) plötzlich aus dem Stehgreif oscarreife Improvisationen zaubern können?
Muahahahaha....
Nein, im Ernst. Ich halte das "Klischee" vom hohen Wert des spielens einer Rolle, ohne die ein jedes Rollenspiel zur farce verkommt, für elitäres Geschwätz einiger Fanboys, die damit ihr unglaublich elitäres und anspruchsvolles Hobby künstlich großzureden.
Also kommt 'runter von euren Rössern!
Akzeptiert, das beim LARP zumeist die dicksten Tonnen liebliche und agile Elfen spielen.
Nehmt es hin, das eine auch noch so toll geplante Audienz beim Prinzen zu einem Fiasko wird, weil wieder einmal die Herren Ventrue & Co. diesen mit "Hey, Alter" begrüßen.
Das subtile einsetzten von Magie verkommt doch all zu oft dem verpöhnten Powergaming á la "Mein Feuerball ist der größte" (passender: "Mein Schwert ist das längste" wobei Schwert dann psychologisch durch Penis ersetzt werden sollte)...
All dies ist natürlich übertrieben und überspitzt.
(Wobei sich ein jeder auf so manchem Con davon überzeugen kann, das es im Grunde weit UNTERtrieben ist...)
Ich kann nur für mich sagen, das ich als Meister es nicht schaffe, gut ein dutzend NPCs mit all ihren Charakterlichen Eigenheiten und Macken wirklich glaubhaft verkörpern kann. Vor allem nicht im direkten Dialog.
Und ich glaube, wenn man ehrlich ist, geht es wohl den meißten Spielern ebenso.
Was ich aber kann, ist eine originelle und (hoffentlich) spannende Geschichte konstruieren und erzählen. Und meine Spieler daran partizipieren lassen. Sogar soweit, das sie (teilweise) das Gefühl bekommen, durch ihre Aktionen zu dieser Beitragen und im besten Fall das Ende der Geschichte maßgeblich mitgestalten können.
DAS ist für mich der Spaß, DAS, was das rollenspielen ausmacht...
Und noch ein Satz zum P&P vs. Computerspiel:
Ob ich nun selber würfel, oder ein Programmteil dies für mich macht, ist lediglich eine Frage des Ritus.
Die "Grundzüge" von Story, Erfahrungspunkten und damit steigerbare Fähigkeiten sind allemal gleich (zumal VIELE Computerspiele sich ja eh auf P&P-Regeln beziehen, bzw. diese explizit betonen).
Der Unterschied, und das ist emminent, ist die "Freiheit", die ich in einem Computerspiel nicht habe.
Dort kann ich nur den vorgegebenen Routen der Programierer folgen, ganz egal wie sehr diese das mit angeblicher "Handlungsfreiheit" versuchen zu übertünchen.
Bei einem P&P (einen "guten" Meister vorrausgesetzt) habe ich die Möglichkeit, diese Bahnen gänzlich zu verlassen.
Denn auch wenn in Computerspielen der neueren Generation (z.B. Molyneux "Fable") dem Spieler wirklich eine breite Palette von Möglichkeiten gegeben wird, so kann dies NIE einen Meister ersetzen, der jeder Szene auf's neue frei improvisieren kann.
Und dann verzeiht man ihm auch, wenn er kein oscarträchtiger Schauspieler ist....