Die erste Zugfahrt.

Lethrael

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9. März 2004
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Guten Tag ich stelle euch hiermit meine neueste Geschichte vor.
Die erste Zugfahrt.
Der Zug fährt an, endlich geht es los. Nichts bleibt, außer Erinnerung. Ich dachte ich müsste nicht weinen, aber ich kann es nicht. Wieso muss ich fort, wieso bloß? Ich wünscht ich könnt bei dir bleiben, bei dir einfach bleiben, Tag und Nacht, aber es geht nicht. Ich wollte zu dir, aber sie ließen mich nicht. Sie sagten du würdest nur schlafen, aber immer wenn ich nach dir fragte wurden sie ganz traurig und schickten mich fort. Wie gerne würde ich dich noch mal wieder sehen. Wieso bist du nicht zu mir gekommen, als ich eingeschult worden bin? Wieso warst du bei meinem Geburtstag nicht da? Wieso lässt du mich allein?
Bäume verwischen zu grünen Flecken, als der Zug daran vorbeirauscht, wir folgen einige Zeit einen Fluss, doch den lässt der Zug auch bald hinter sich. Ein langer Tunnel folgt und ich sitze am Fenster, starre hinaus in die Dunkelheit um irgendetwas zu erhaschen. Ich sitze alleine hier im Abteil, nur ein Rucksack bildet mein Gepäck.
Omi hat gesagt ich muss erst bei der Endhaltestelle aussteigen und dort erwartet mich Onkel Heinrich schon. Das dauert aber noch ganz lange, denke ich. Mir ist so langweilig. Oma hat mir zwar etwas eingepackt, damit es mir nicht so langweilig ist, aber da es sich um ein Spiel handelt, dass man nur zu zweit spielen kann und so früh noch niemand im Zug ist, kann ich es nicht spielen.
Der Zug wird langsamer und hält schließlich an einem Bahnhof an: „Köln Hauptbahnhof, Köln Hauptbahnhof hier. Guten Morgen. An Bahnsteig 1 hält der ICE Brandenburg nach Berlin, nächster Halt ist Haan.“
Weiter höre ich nicht zu, denn endlich steigt jemand zu. Ein junger Mann, der sich nervös umsieht, noch sieht er nicht, er setzt sich und hält seine Tasch fest umklammert, doch er entspannt sich als der Zug losfährt. Er schwitzt sehr stark und doch sieht er irgendwie nett aus, sein rotes Hemd hat einige Löcher, aber das sieht lustig aus. Ich stehe auf und laufe zu ihm hin. Er erschrickt fürchterlich, als er meine Schritte hört und sieht sich um. Doch er entspannt sich wieder, als er sieht, dass ich es bin. „Hallo. Wer bist du? Wo kommst du her? Willst du mit mir spielen?“, frage ich. Jetzt sehe ich wie schwer der Mann atmet und das er sich den linken Arm hält. „Was machst du denn hier? Wo ist denn deine Mama?“, fragt er zurück. Mein Lächeln erstarrt auf meinem Gesicht und ich blicke auf den Boden. „Sie soll ganz doll krank sen. Sie lassen mich nicht zu ihr und deswegen soll ich jetzt zu meinem Onkel fahren.“, erkläre ich langsam. Der Mann blickt sich um und wird etwas ruhiger. „Ich bin Philipp. Ich will nach Hause. Das tut mir Leid, kleiner Mann, ich hoffe deine Mama wird wieder gesund, ich…“, er zuckt zusammen und kneift die Augen zusammen. „Was hast du denn? Geht es dir nicht gut?“, frage ich und berühre seine Hand, doch auch sie ist rot. Das habe ich noch nie gesehen. Auch meine Hand ist rot. „Nichts, ist schon gut, du wolltest mit mir spielen, was denn?“, fragt Philipp und setzt ein Lächeln auf. Ich lächle zurück: „Sieh mal, hier, das ist ein ganz lustiges Spiel.“, ich packe das Spiel aus und setze mich neben ihn. Der Zug hält ein weiteres mal, komisch da ist ja gar kein Bahnhof und dort platzt ja ein Fenster, ich spüre wie Philipp mich zu Boden stößt und ein lauter Knall, wie bei Sylvester durchzuckt den Zug. Ich will mich wieder aufrappeln, aber ein anderer Mann trägt mich auf seinen Armen weg. Ich sehe Philipp zusammengesunken auf dem Sitz sitzen, zwei Männer, die Tücher vor dem Gesicht haben beugen sich über ihn und machen irgendetwas mit ihm. Ich habe Angst und weine deswegen auch. „Was habt ihr mit ihm gemacht?“, schreie ich so laut ich kann.

Bericht in der WZ:
Banküberfall am frühen Morgen.
Heute in den frühen Vormittagsstunden überfiel ein junger Mann namens P. Meier die Sparkasse am Hauptbahnhof und erbeutete mehrer Hunderttausend Euros. Auf der Flucht lieferte er sich eine Schießerei mit der Polizei und wurde schwer verletzt. Dennoch gelang es ihm im allgemeinen Tumult unterzutauchen und in einen ICE zu steigen. Dort nahm er einen Jungen als Geisel und nur ein finaler Rettungsschuss konnte den Jungen retten. Der Junge steht zurzeit noch unter Schock und befindet sich in der Kinderklinik.

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MdBG Leth
 
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