Madpoet
Der Variable Posten in der Nahrungskette
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Das Weiße Band:
Trailer:
Trailer Park - Kino Trailer - Das Weiße Band | 3min - Das Videoportal für Webserien und professionelle Clips
Ich habe Berichte und Filmlisten in denen „Das Weiße Band“ als Heimatfilm aufgeführt wird. Nun ich möchte mich nicht um Genre Kategorien streiten aber wenn „Das Weiße Band“ ein Heimatfilm sein sollte dann nimmt es für den Heimatfilm die selbe Rolle ein wie „Die Brücke“ für den Kriegsfilm, es läst nichts glorreiches oder erstrebenswertes an der guten Alten Zeit.
Der Film spielt in einem kleinen Dorf irgendwo in Deutschland, irgendwann anfangs des letzten Jahrhunderts erst gegen Ende des Film erfährt der Zuschauer das die Handlung etwa ein Jahr vor dem Ersten Weltkrieg angesiedelt ist und handelt von den Bewohnern des Dorfes und ihren Kindern, im Besondern von den Familien des Arztes, des Pfarrers und des Barons, welche auch größtenteils nur mit ihren Titeln benannt werden.
Es beginnt damit das Arzt einen Reitunfall erleidet als sein Pferd über einen vor seinem Haus im Grass gespannten Draht stürzt, noch während die Dorfbewohner darüber rätseln wer den Draht gespannt haben könnte, kommt es in der Sägerei des Barons zu einem Unfall bei dem eine Alte Frau stirbt als sie durch die morschen Bodenbretter des alten Holzhaus bricht.
Es setzt sich alles in reihe Racheakten im Dorf fort die mit den Misshandlungen des Sohns des Barons und des Arztes gipfeln.
Erzählt wird die Geschichte aus sicht des Dorflehrer und der Kinder im Dorf.
Bedrückend ist die allgegenwärtige teils subtile teils offene verbale und Physische Gewalt, besonders gegen die Kinder des Dorfes. Erschreckend Real werden dabei die Strafen und Erziehungsmethoden denen die Kinder ausgesetzt sind geschildert.
Als der Pfarrer seine Kinder züchtig, erlebt man die Szene aus sicht des Hausflurs. Das Geschehen selbst bleibt dem Auge des Zuschauers verborgen, das beklemmende an der Szene ist die Perspektive aus dem Flur auf die Tür durch die die Kinder gehen um ihre Strafe zu erwarten. Dabei bleibt die Tür entsetzlich lange Minuten geschlossen während es im Kino totenstill wird, nach einigen weiteren Sekunden hört man das irgend etwas gesprochen wird, dann tritt der Sohn des Pfarrers wortlos in den Flur, die Kammer folgt ihn bis zu einem dunklen Raum aus dem er mit einer Reitgerte wieder hervortritt und wortlos in den ersten Raum zurück kehrt. Dann folgen wieder endlose Sekunden die einem wie eine Ewigkeit vor kommen, dann erst setzt das knallen der Rute und Schreie ein. Andere Szenen wissen durch ihre offene Spannung oder drastische Darstellung der Alltäglichen Verachtung zu entsetzen.
Der Film ist in Schwarzweiß gedreht und kommt ohne Titel oder Begeleitmusik aus, was die dargestellten Szenen grade durch diese Reduktion der Filmischen mittel sogar noch Intensiver wirken läst. Die Ausstattung des Filmes ist sehr detailliert von den Arbeitszimmern des Doktors und des Pfarrers über die Kleidung und Gehofen die als Kulisse dienten und gibt den Lebensalltag vom Aristokraten bis zum Bauern glaubhaft wieder.
Ich selbst bin niemand der sich anmaßt die Leistungen von Schauspielern beurteilen zu können aber spiel konnte durchaus gewünschten Emotionen in mir auslösen. So wird man bis auf wenige Figuren im Film die allermeisten Charaktere entweder Verachten oder Hassen.
Besonders die Doppelmoral und die Perversion welche hinter den Wänden der Häuser vorherrschen wird spürbar.
Am ende wird der Film mehr Fragen aufwerfen als Beantworten.
Es ist schade das der Film scheinbar nur in wenigen Kinos zu sehen sein wird, hatte es für mich jedoch den Vorteil am Ende mit anderen Kinobesuchern noch einmal bei einer Tasse Tee in einem Kaffe nahe des kleinen Kulturkinos ins Gespräch zu kommen denn dieser Film weckt Redebedarf.
So kam ich ins Gespräch mit einer älteren Dame welche obwohl eine Generation Später geboren sich doch sehr an ihre Kindheit erinnert fühlte und zumindest das Klima in dem Die Kinder aufwuchsen nur bestätigen konnte, so musste sie ihren Vater ebenfalls noch "Herr" ansprechen.
Nochspäter, eigentlich gut drei Generationen Später geboren habe ich auch einige Szenen aus den Geschichten meines Vaters über die diziplinirungsmethoden von früher wieder erkannt. So weit enternd scheint das Jahr 1914 also nicht entfernt zu sein.
Im Vorfeld oft angesprochen in anderen Kritiken wurde das der Film einen blick auf die Generation ermöglichte welche das Vorfeld der beiden Großen Kriege des letzten Jahrunders bereiteten. Ob dieser Film es wirklich beantwortet kann ich nicht sagen.
Was ich jedoch sagen kann ist das die Gesellschaft die wie in dem Film ihre Mitmenschen behandelt den Samen für das legt was sie eine Generation später ernten wird.
Fazit:
Für jeden der auf der Suche nach einem Film mit hohem Anspruch ist, ist „Das Weiße Band“ absolut sehenswert. Für jeden der sich Soziale Entwicklung oder Erziehung interniert ist der Film meines Erachtens sogar ein absolutes muss. Auch wenn einige Szenen erst einmal verdaut werden müssen.
Fans des Popcornkinos sollten sich jedoch noch einmal überlegen ob sie in diesen Film gehen.
- Gruß Madpoet.
Trailer:
Trailer Park - Kino Trailer - Das Weiße Band | 3min - Das Videoportal für Webserien und professionelle Clips
Ich habe Berichte und Filmlisten in denen „Das Weiße Band“ als Heimatfilm aufgeführt wird. Nun ich möchte mich nicht um Genre Kategorien streiten aber wenn „Das Weiße Band“ ein Heimatfilm sein sollte dann nimmt es für den Heimatfilm die selbe Rolle ein wie „Die Brücke“ für den Kriegsfilm, es läst nichts glorreiches oder erstrebenswertes an der guten Alten Zeit.
Der Film spielt in einem kleinen Dorf irgendwo in Deutschland, irgendwann anfangs des letzten Jahrhunderts erst gegen Ende des Film erfährt der Zuschauer das die Handlung etwa ein Jahr vor dem Ersten Weltkrieg angesiedelt ist und handelt von den Bewohnern des Dorfes und ihren Kindern, im Besondern von den Familien des Arztes, des Pfarrers und des Barons, welche auch größtenteils nur mit ihren Titeln benannt werden.
Es beginnt damit das Arzt einen Reitunfall erleidet als sein Pferd über einen vor seinem Haus im Grass gespannten Draht stürzt, noch während die Dorfbewohner darüber rätseln wer den Draht gespannt haben könnte, kommt es in der Sägerei des Barons zu einem Unfall bei dem eine Alte Frau stirbt als sie durch die morschen Bodenbretter des alten Holzhaus bricht.
Es setzt sich alles in reihe Racheakten im Dorf fort die mit den Misshandlungen des Sohns des Barons und des Arztes gipfeln.
Erzählt wird die Geschichte aus sicht des Dorflehrer und der Kinder im Dorf.
Bedrückend ist die allgegenwärtige teils subtile teils offene verbale und Physische Gewalt, besonders gegen die Kinder des Dorfes. Erschreckend Real werden dabei die Strafen und Erziehungsmethoden denen die Kinder ausgesetzt sind geschildert.
Als der Pfarrer seine Kinder züchtig, erlebt man die Szene aus sicht des Hausflurs. Das Geschehen selbst bleibt dem Auge des Zuschauers verborgen, das beklemmende an der Szene ist die Perspektive aus dem Flur auf die Tür durch die die Kinder gehen um ihre Strafe zu erwarten. Dabei bleibt die Tür entsetzlich lange Minuten geschlossen während es im Kino totenstill wird, nach einigen weiteren Sekunden hört man das irgend etwas gesprochen wird, dann tritt der Sohn des Pfarrers wortlos in den Flur, die Kammer folgt ihn bis zu einem dunklen Raum aus dem er mit einer Reitgerte wieder hervortritt und wortlos in den ersten Raum zurück kehrt. Dann folgen wieder endlose Sekunden die einem wie eine Ewigkeit vor kommen, dann erst setzt das knallen der Rute und Schreie ein. Andere Szenen wissen durch ihre offene Spannung oder drastische Darstellung der Alltäglichen Verachtung zu entsetzen.
Der Film ist in Schwarzweiß gedreht und kommt ohne Titel oder Begeleitmusik aus, was die dargestellten Szenen grade durch diese Reduktion der Filmischen mittel sogar noch Intensiver wirken läst. Die Ausstattung des Filmes ist sehr detailliert von den Arbeitszimmern des Doktors und des Pfarrers über die Kleidung und Gehofen die als Kulisse dienten und gibt den Lebensalltag vom Aristokraten bis zum Bauern glaubhaft wieder.
Ich selbst bin niemand der sich anmaßt die Leistungen von Schauspielern beurteilen zu können aber spiel konnte durchaus gewünschten Emotionen in mir auslösen. So wird man bis auf wenige Figuren im Film die allermeisten Charaktere entweder Verachten oder Hassen.
Besonders die Doppelmoral und die Perversion welche hinter den Wänden der Häuser vorherrschen wird spürbar.
Am ende wird der Film mehr Fragen aufwerfen als Beantworten.
Es ist schade das der Film scheinbar nur in wenigen Kinos zu sehen sein wird, hatte es für mich jedoch den Vorteil am Ende mit anderen Kinobesuchern noch einmal bei einer Tasse Tee in einem Kaffe nahe des kleinen Kulturkinos ins Gespräch zu kommen denn dieser Film weckt Redebedarf.
So kam ich ins Gespräch mit einer älteren Dame welche obwohl eine Generation Später geboren sich doch sehr an ihre Kindheit erinnert fühlte und zumindest das Klima in dem Die Kinder aufwuchsen nur bestätigen konnte, so musste sie ihren Vater ebenfalls noch "Herr" ansprechen.
Nochspäter, eigentlich gut drei Generationen Später geboren habe ich auch einige Szenen aus den Geschichten meines Vaters über die diziplinirungsmethoden von früher wieder erkannt. So weit enternd scheint das Jahr 1914 also nicht entfernt zu sein.
Im Vorfeld oft angesprochen in anderen Kritiken wurde das der Film einen blick auf die Generation ermöglichte welche das Vorfeld der beiden Großen Kriege des letzten Jahrunders bereiteten. Ob dieser Film es wirklich beantwortet kann ich nicht sagen.
Was ich jedoch sagen kann ist das die Gesellschaft die wie in dem Film ihre Mitmenschen behandelt den Samen für das legt was sie eine Generation später ernten wird.
Fazit:
Für jeden der auf der Suche nach einem Film mit hohem Anspruch ist, ist „Das Weiße Band“ absolut sehenswert. Für jeden der sich Soziale Entwicklung oder Erziehung interniert ist der Film meines Erachtens sogar ein absolutes muss. Auch wenn einige Szenen erst einmal verdaut werden müssen.
Fans des Popcornkinos sollten sich jedoch noch einmal überlegen ob sie in diesen Film gehen.
- Gruß Madpoet.