Das Model

VladD.

Neuling
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Das Model


Samstag, 23:30 Uhr, irgendwo, in der vor jungem Leben pulsierenden Innenstadt Berlins. Der angesagte Szeneklub „Aphrodisiac“. Wie jeden Sonnabend wummern auch heute Nacht harsche Technobeats durch die Hallen des Partytempels, angesagte Dance-Tracks halten die Körper unzähliger junger Menschen in Bewegung. Grelle Diskobeleuchtung und auffällige Laser-Shows tauchen den Ort in eine schrille Atmosphäre, vor der Tür stehen bullige Türsteher und lassen ihrer Willkür freien Lauf. Grade in dem Moment, in dem der DJ einen neuen Tonträger auf den Plattenteller legt und die feine Nadel beginnt, die Rillen in der Scheibe zu lesen und in berauschenden Schall umzuwandeln, betritt eine Gruppe von Leuten die Halle. Einer von ihnen trennt sich gleich von den übrigen und bleibt am Eingang stehen, unmittelbar hinter den Kontrollen der Security. Die anderen gehen erst einmal weiter, lassen die Blicke über die sich auf- und ab bewegende, exstatische Masse schweifen. Angeführt wird der ‚Trupp’ von einer jungen Frau. Mit ihrem modischen Jeansrock, dem Camo-Top und der stilistisch ansprechenden Jeansjacke, sieht man ihr nicht im Entferntesten an, das sie einen beinah militärischen Einsatz leitet.


Genau, wie es sein soll.


Ihre Begleiter passen ähnlich gut in’s Bild. Die beiden Männer, von denen derzeit einer an der Tür wartet, tragen Jackett oder Lederjacke, dazu Hemden und Jeans. Keine auffälligen Accecoirs, nur schlichte Eleganz. Die zweite Frau, die mit dabei ist, hüllt sich in einen langen Jeansrock, ein fesches Stück mit glitzerndem Kunstschmuck als Blickfang, dazu ein dunkles, Rückenfreies Top. Langsam schlendern die Drei weiter in den Raum, links und rechts die tobende Menge, gleichsam im Takt sich bewegend. Plötzlich hält die Anführerin inne, hebt eine Hand, um ihren Begleitern zu signalisieren, dass sie ebenso handeln sollen, und hebt die Stimme, um auf sich aufmerksam zu machen. In dem Moment, in dem sie ihre vollen, mit Lippenstift bedeckten Lippen öffnet, wird ein weiterer Track eingespielt. Der wummernde Beat und der beinah Gesprochene Text vermischen sich zu einer perfekten Untermalung der folgenden Szenen. „Sie ist ein Model…“ „Frank Buchner?“ Ruft die junge Stimme durch den Lärm, merkwürdig klar ist sie zu verstehen. So, das der Angesprochene, der einige Meter entfernt steht, es wahrnimmt, und zu ihr aufsieht. „…sie ist ein Model und sie sieht gut aus..“ „Ja, bitte? Was kann ich für euch tun?“ Dringt die Antwort grade so eben zu ihr zurück, während er einige Schritte in die Richtung der drei macht. „…ich nähm’ sie heut gerne mit zu mir, nach Haus’…“ Nur noch etwa ein Meter trennt ihn und sie jetzt voneinander, sie sieht ihn eisern an, er hat seinen üblichen Macho-Blick aufgesetzt. Der dunkelblaue Maßanzug steht ihm gut, die gestylten Haare schimmern im tanzenden Licht der Scheinwerfer. …sie wirkt so kühl, an sie kommt niemand rann…“


„Ich übernehme das, giftet sie über die Schulter, als die beiden hinter hier Anstalten machen, sich zu bewegen. „…doch vor der Kamera, da zeigt sie, was sie kann…“ Dann wendet sie sich wieder nach vorne, und geht plötzlich mit energischen Schritten auf ihr gegenüber zu. Der Schlag trifft ihn unerwartet. Die zierliche Faust donnert gegen seine Brust, drückt das Brustbein ein und bricht zahlreiche Rippen. Die Lunge wird zusammen gedrückt und würde er noch atmen, dann wäre dies vermutlich schon sein Ende. So jedoch, fällt er nur nach hinten, kracht auf den Boden und stößt einen Laut der Überraschung aus. „…sie trinkt in Nachtclubs immer Sekt – korrekt…“ Um sie herum haben die Wenigsten Kenntnis genommen, die Musik dröhnt weiter, die Stimmung ist perfekt. Die junge Frau schreitet nach vorn, stellt sich neben seinen Kopf und hebt ihr rechtes Bein, nur, um den breiten Absatz ihres Stiefels direkt in sein Gesicht fahren zu lassen. „…und hat ihr alle Männer ab-gecheckt…“ Mit einem widerlichen Geräusch brechen ihm Nasen- und Stirnbein, wird die einst so robuste Schale seines Schädels eingedrückt. Zwischen den sich trennenden Fragmenten bricht ein Schwall aus, mit Hirnflüssigkeiten verwässertem, Blut, der sich rasch auf dem glänzenden Fußboden verbreitet. Er wälzt sich ein Stück zur Seite, rollt durch den See aus Blut, den er dort hinterlassen hat, erhebt sich dann schnell und urplötzlich, und wendet ihr sein bereits halb regeneriertes Gesicht zu. Er grinst einen Augenblick lang, will grade zurückschlagen, da trifft ihn auch schon der nächste Hieb, der von unten gegen sein Kinn geführt wird. „… im Scheinwerferlicht ihr junges Lächeln strahlt…“ Der Unterkiefer wird gnadenlos verformt, in den Oberkiefer gedrückt. Zähne brechen, bohren sich in den Gaumen und in das Zahnfleisch, Fleisch wird zerrissen und gequetscht. „… sie sieht gut aus und Schönheit wird, bezahlt…“ In einem Versuch, der Deformierung entgegen zu wirken, reißt der Clubmanager seinen Rachen auf, öffnet den Mund so weit er kann. Ein breiter Schwall aus Blut spült hinaus, besudelt das Hemd und den Anzug und bricht urplötzlich einfach ab. „… sie ist ein Model…“ Schon während er die Kiefer wieder aufeinander führt, sieht man, wie sich die Wunden schließen, wie sich die Zähne zurückbilden, und wie die spitzen Fangzähne eilig vor den ahnungslosen Blicken der Sterblichen verborgen werden. Mit einer Hand rückt er den Kiefer schnell noch etwas zurück, dann stürzt er auf sie zu. Mit einer bemerkenswerten Schnelligkeit packen ihre zarten Hände seinen Kopf, reißen ihn im Laufen herum. „…Sie stellt sich zur Schau, für das Konsum-Produkt…“ Die kombinierte Wucht seines Sturms nach vorne und ihres vor Kraft strotzenden Griffs trennen seinen Kopf vom Rumpf. In den Händen hält sie das einst so schöne und gepflegte Haupt des Frank Buchner, hinter hier bricht sein Leib auf dem Boden zusammen.


„…und wird von Millionen Augen an-geguckt…“ Sie lässt den Kopf achtlos aus den Händen gleiten, auf den von Blut bedeckten Boden. Erst jetzt scheint die breite Masse an Menschen bemerkt zu haben, was eigentlich vor sich geht. Beim Anblick des enthaupteten Körpers auf dem Boden, und des blutbesudelten Mädchens in der Mitte des Raumes bricht blinde Panik aus. „…ihr neues Titelbild ist einfach fa-belhaft…“ All jene, die eben noch den wilden Rausch der tosenden Musik auslebten, brechen jetzt zu den Ausgängen. Aus der Ferne hört man das ratternde Geräusch einer H&K MP .5, die sich durch Reihen von Sicherheitsleuten frisst. „…ich muss sie wiedersehn, ich glaub’ sie hat’s geschafft…“ Langsam dreht sie sich zu ihren Begleitern. „…sie ist ein Model, und sie sieht gut aus…“


„Gehen wir.“ Sind ihre kühlen Worte. Der Mann nickt, die Frau sieht grad’ zur Seite, auf irgendwen, der sie angerempelt hatte. Dann begeben sie sich zum Ausgang. „…ich nähm’ sie heut’ gerne mit zu mir, nach Haus’.“
 
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