Bücherwurm
Bibliophil
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Zornhau schrieb:Ah, die guten 70er. Und? Taucht es?
Pellinore schrieb:Das würde ich jetzt auch fragen wollen! Taucht es? Ich meine, ich verfalle schon in nahe katatonische Zustände, wenn ich nur 'ne Schlaghose sehe, aber das sieht ja traumhaft beknackt aus...!
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Seid ihr bereit mit in die 70er zu kommen? Seid ihr bereit Style-Verbrecher aller Art zu bekämpfen und ganz nebenbei auch noch die Welt zu retten? Dann seid ihr bereit für die Damnation Decade!
DD ist mal ein wirklich ungewöhnliches Setting anstatt sich mit Orks, Trollen und ähnlichem Kroppzeug herumzuschlagen, taucht man zusammen mit seinen Babes und Kumpels in eine Welt ein, in der die schlimmsten Alpträume aus Film und Fernsehen ebenso wahr geworden sind, wie die bizarrsten Ideen und modischen Verirrungen.
Mal einige kurzer Ausschnitt:
* Nixon ist im Juli 1976 noch immer Präsident - und hat so allerlei Probleme: angefangen vom Untergang der Westküste, über eine Zombieseuche in Texas bis zur kompletten Überschwemmung Kanadas
* Stalin hat mit einem gewaltigen, beweglichen Wall aus Panzern Deutschland und seine Anrainer überrollt, während Mao sich Kleinkriege mit Bruce Lee und Shaolin-Mönchen liefert und nebenbei ein asiatisches Land nach dem anderen schluckt
* In England treiben sich bizarr gekleidete Jugendbanden herum, während in Australien die Ordnung zusammengebrochen ist und nur noch einigen, wenige tapferen Ordnungshütern und ihre aufgetunten Karren für Recht und Ordnung sorgen
* Nicht zuletzt sind auch noch Außerirdische und andere seltsame Wesen aufgetaucht, die überall ihr Unwesen treiben
Wie diese Beispiele wohl schon zeigen, ist das ganze alles andere als ernst gemeint, es geht nicht darum die 70er realistisch darzustellen, stattdessen verlegt man sich ganz auf die durch die Medien verbreiteten Ideen und Phantastereien - die aber umso amüsanter und unterhaltsamer aufbereitet werden.
Kurz zum Aufbau:
Das Buch gliedert sich in vier Hauptteile: Zunächst gibt es eine relativ kurze Einführung in die Welt, dann folgt ein Modern D20-Regelteilm der immer wieder mit Hinweisen auf die Welt durchsetzt, die zweite Hälfte des Buches schließlich besteht aus einem detailierteren Hintergrund über die Machenschaften der einzelnen Bösewichte und zahllosen Abenteuervorschlägen (die aber immer nur recht kurz angerissen werden) . Den Abschluß des Buches bilden dann Adaptionsregeln für das True20-System sowie eine Biobligraphie mit den wichtigsten filmischen Quellen, die immer kurz angerissen und kommentiert werden.
Ein Fazit:
Ein wenig das Gesamtbild getrübt hat für mich anfangs die komplette Umbenennung wirklich aller Personen, Länder und Phänomene (wohl aus rechtlichen Gründen) - so heißt das Nixon-Äquivalent beispielsweise Stanton Spobeck, Europa wird Esperanto genannt und Vietnam heißt Mango. Das war anfangs tatsächlich eine Umgewöhnung; sobald man sich als Spielleiter durch den Hintergrund gepflückt hat, werden aber eigentlich fast alle Referenzen klar - wobei den meisten Schurken nicht nur eine historische Person sondern meist gleich zwei zugeteilt werden. Desweiteren ist die dargestellte Welt (wie wohl nicht anders zu erwarten) sehr amerikanozentrisch und verallgemeinernd gehalten: Man geht beileibe nicht auf jede Kleinigkeit sein, sondern zeichnet (wie auch in den damaligen Filmen) große, plakative Bilder - das ist anfangs etwas irritierend, erweist sich dann aber insbesondere für ein Rollenspiel als sinnvoll und richtig.
Insgesamt hat mir DD wirklich hervorragend gefallen und richtig Lust gemacht auf eine Funky-70er-Kampagne, wobei ich aber wohl die richtigen Namen benutzen würde und nicht die Abänderungen aus dem Buch.
Wer ein ernsthafteres und gruseligeres Setting sucht, der sei auf Gero Pappes Psychedelic Interzone verwiesen:http://www.cthulhu-forum.de/thread....tyleid=2&sid=66958f9fcf98797fd85c4f63ba1128c1
Wo eine Cthulhu-Variante des Swinging Great Britains) vorgestellt wird - da hab ich aber noch nicht reingekuckt).
Für Fragen bin ich natürlich immer offen!
Bis dann, Bücherwurm