[29.04.2008]Wie man einen Menschen tötet

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Das Gefühl, das Stefan nun übermannte, jetzt, wo er das erste Mal Blut trank, trug nicht gerade dazu bei, ihn wieder in das Hier und Jetzt zurückzuholen.
Wie ein Verdurstender die Flasche Wasser gierig und ohne etwas anderes zu bemerken austrinkt, saugte der neugeborene Vampier das Blut aus der Vene seiner Erschafferin.

Als sie ihren Arm freimachte und auf ihn einredete, ließ er den Arm los. Sein Instinkt war mit ihr einer Meinung - er hatte genug, um den Durst zu stillen, den er gespürt hatte.

Der rote Dunst um seinen Geist, der rasch nach Beendigung des Sterbens eingesetzt hatte, lichtete sich zügig.
Nun waren es einfach zu viele Eindrücke auf einmal, als dass Stefan wirklich sofort hätte Herr seiner Selbst sein können.

Bevor er die Augen öffnete, hörte er aufmerksam in sein Inneres. Er hatte keine Ahnung, was vorgegangen war, aber bei all dem Rausch und den merkwürdigen Empfindungen erwartete er, dass Kopfschmerzen ihn bedrücken, sein Herz hämmern und sein Atem schwer gehen würde.

Doch nichts davon geschah.

Er war nicht einmal erschöpft, mehr noch, eigentlich fühlte er sich ausgeruhter und fitter als in jedem seiner Tag zuvor.
Dennoch wartete der Mann, still daliegend und mit geschlossenen Augen darauf, dass sein Körper irgendein Zeichen von sich geben würde.
Er wartete auf den ersten, heftigen Herzschlag, der ihm das steigen seines Blutdrucks und die zurückliegende Konfussion erklären würde.
Stefan lag da und wartete auf den Reflex seines Körpers, mit einem tiefen Atemzug neue Luft in die Lugen zu lassen.

Und wartete...

Schließlich wurde ihm bewusst, dass er nicht atmete und auch keinen Drang dazu verspürte. Er spürte keinen Puls, kein Magengrummeln, nicht einmal eine spur von Speichelfluss im Mund oder die Reste einer Erkältung in den Nasenhöhlen.

Er hätte sich fragen können, ob er tot war. Doch mehr als das fehlen irgendeiner unwillkürlichen Körperfunktion. Stefan spürte, dass er in Hannahs Schoß lag, spürte ihre Haut und roch ihren Duft, ungleich deutlicher und klarer als zuvor.
Er spürte den nassen Wannengrund, hörte das von Duschkopf und Armaturen tropfende Wasser, roch daneben den Duft seiner eigenen Waschlotion, das Shampoo in seinen Haaren.

Stefan wusste, dass er definitiv nicht tot sein konnte, dennoch fülte er sich bei der Fülle aller Eindrücke, so stark und klar, absolut leer.
Das Gefühl für seinen Körper fehlte, zumindest für den Teil, den er nicht bewusst kontrollierte.
Nun war ihm definitiv klar, dass er nicht atmen musste, weil er die zurückliegenden dreiundachtzig Sekunden im Geist mitgezählt hatte.

Dann geschah alles sehr schnell:

Er öffnete die Augen, sah direkt in Hannahs eigene, richtete sich auf, soweit es ging und drehte seinen Körper so, dass er in der gegenüberliegenden Ecke der Wanne ihr gegenüber saß.
Die Beine angezogen, die Füße aufgestützt und die Arme locker über die Knie gelegt, zeigte sein Körper kein einziges Anzeichen für Furcht, Schock, Wut, Entrüstung oder Enttäuschung.
Auch keines für Freude oder Trauer.

Er saß einfach nur da, schaute Hannah an nahm sich einige Sekunden, um zu wählen, was er sagen wollte.
Stefan spielte in Gedanken mit der Frage, was passiert sei, aber bei aller ambivalenz war ihm doch ein Umstand ziemlich deutlich klar.
Zwar setzte sich gerade erst in seinem Kopf zusammen, dass er vor wenigen Sekunden eine Umenge Blut direkt aus Hannahs Arm getrunken hatte und bis er die Bedeutung dahinter erkannte, würde es noch dauern, doch eine einfache Feststellung schien ihm angebracht, um die Stille zu durchbrechen.

"Du hast mich umgebracht", sagte er schließlich. Keine erkennbare Emotion lag in der Stimme des Mannes, nicht einmal jene erdrückende Monotonie, die immer dann mitschwingt, wenn man im Kino oder Fernsehen ausgewiesene Emotionslose sprechen hört.

Keine Kälte - aber ebensowenig Wärme lag in dem, was er sagte.
 
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Während er am trinken gewesen war, hatte Hannahs Haut zusehends an Farbe verloren, bis sie schließlich beinahe die Farbe Alabasters angenommen hatte. Die Körperwärme war zusammen mit der Färbung der Haut verschwunden. Auch ihre Atmung hatte nach einem leisen Seufzen nicht wieder eingesetzt. Wie bei Stefan selbst. Dann saß sie einige Sekunden nur da und sah zu ihm hinüber. Er legte sozusagen mit wenigen Worten das Wesentliche - und Offensichtliche - dar. Auch war der neue erschaffene Vampir nicht wütend, oder schien es zumindest nicht zu sein. Sie vermutete, dass er es schlicht noch nicht so ganz gefasst hatte oder noch nicht verstand, was wirklich geschehen war. Sein Tod lag immerhin noch keine zwei Minuten zurück. Schließlich nickte die Brujah, während sie ihn noch immer ansah.

Ja, das stimmt. Und ich habe dich zurückgebracht. Du wurdest wiedergeboren, sozusagen, aber du bist jetzt ohne Zweifel so tot, wie ich es bin.

Hannah richtete sich während dieser Worte langsam auf, streifte sich die feuchten, schwarzen Haare so gut es ging zurück, nahm sich ein Handtuch und sah wieder zu Stefan. Sie rang sich zu einem Lächeln durch, das ein wenig ermutigend oder mitfühlend wirken sollte, aber sie war sich nicht sicher, ob es auf ihn in dem Augenblick die gewünschte Wirkung hatte. Sie wußte, dass ihm jetzt gleich der nächste unangenehme Moment bevorstand, aber aus dem Blick, den sie ihm zuwarf, konnte er das unmöglich herauslesen.

Ich.. weiß nicht, ob ich es dir so schnell verständlich machen kann, aber ich werde es gerne versuchen. Wir Beide wurden... auserwählt. Du, um unseren Reihen beizutreten, damit deine Ideen und deine Taten eine Bereicherung für eine uralte Linie sein können. Und ich... um dich in unsere Gesellschaft einzuführen. Vielleicht sollte ich dir aber ersteinmal einige Minuten Zeit geben, du wirst sie brauchen.

Hannah nahm das Handtuch und wandte sich halb in Richtung der Tür. Nein, was nun für ihn kommen würde, würde sicher nicht angenehm sein. Es war die einzelne Erfahrung in Zusammanhang mit ihrem eigenen Kuss, die sie selbst so gut es möglich gewesen war, verdrängt hatte, als sich ihr Körper erkannt hatte, dass er gestorben war und der Fluch von Kains Blut in Effekt trat. Die Schmerzen und der Schock, die sich in den folgenden Minuten nach ihrem Tod eingestellt hatten, als der Körper sich zum Teil von von blutiger Asche und schwarze Klumpen trennte - was einmal Nahrung gewesen war oder diverse Körperflüssigkeiten und so weiter - war nichts, woran sie sich gerne erinnerte. Sie hatte damals gedacht, sie würde sich buchstäblich die Seele aus dem Leib kotzen. Heute hatte sie zumindest die kleine Hoffnung, dass es damals nicht so entgültig ihr Schicksal besiegelt hatte.

Aber noch wartete sie, ob Einwände von Stefan kommen würden, ob er begrüssen würde, wenn sie ihn damit allein liese oder ob sie lieber hier bleiben sollte.
 
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Stefan vergrub das Gesicht in den Händen und atmete tief durch. Da dies eigentlich immer ein ziemlich bewusster Vorgang war, fiel es ihm nicht schwerer als sonst, aber der Effekt blieb aus.
Er schüttelte langsam den Kopf, hob ihn wieder und sah die Frau in der Tür an.

"Stop... stop. Ich will garnich' wissen, was das mit "unseren Reihen" und so bedeuten soll. Ich bin seit fünf Minuten ziemlich eiskalt und offenbar auch ziemlich tot.
Und das is' mir klar, auch, wenn ich mich eigentlich ganz lebendig fühle... für 'ne Leiche."

Er stand auf - etwas umständlich, da die Wanne nass war. Dann schlang er sich ein Handtuch um die Hüften, hielt inne und setzte den rechten Zeige- und Mittelfinger an seine Halsschlagader.

Jup... definitiv tot.

Stefan ließ den Arm sinken und sah Hannah wieder an.

"Das alles is' ziemlich viel und im Moment fühle ich mich verarscht, aber erstaunlich cool. Aber da ich nich' weiss, ob das so bleibt, solltest du im Wohnzimmer warten."

Er machte sich auf den Weg zum Klo und setzte sich auf den geschlossenen Deckel.

Dann, wesentlich schärfer, als zuvor: "Raus. Jetzt!"
 
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Nach einem einfachen Nicken sammelte Hannah die paar Kleidungsstücke ein, derer sie sich diesseits der Badezimmertür noch entledigt hatte und ging wortlos nach draussen, schloß die Türe hinter sich und begann sich beinahe roboterhaft abzutrocknen und anzuziehen.

Die Brujah ging danach unruhig im Wohnbereich auf und ab, versuchte nachzudenken und ihre weitere Vorgehensweise noch einmal zu überdenken. Auch lauschte sie in sich hinein, aber was sie erhoffte oder erwartete zu hören, wußte sie selbst nicht so genau. Sie verdrängte nacheinander die verstörenden Gefühle und Gedanken, konzentrierte sich auf das, was sie eigentlich antrieb und schaffte es tatsächlich, sich nach und nach zu beruhigen, um einen Plan fassen zu können.
 
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Etwa zehn Minuten, nachdem Hannah das Badezimmer verlassen hatte, schwang die Tür auf und Stefan trat in den Wohnbereich. Er trug das selbe Achselshirt und die selbe Jeans, wie zuvor, allerdings keine Stiefel oder Socken.
Sein leicht lckiges, mittellanges Haar war noch nass und aus seinem dichten Baar tropfte vereinzelt etwas Wasser.

"Okay", sagte Stefan, ruhig, aber nicht mehr so emotionslos wie zuvor.
Er ging von der Tür zum Bad in den Raum hinein und setzte sich auf das nächstbeste Sitzmöbel, das verfügbar war, den Blick in Hannahs Richtung gedreht.
"Jetzt nochmal; was bist du und was zur Hölle hast du mit mir gemacht?"
 
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Hannah hielt inne, als Stefan aus dem Badezimmer heraustrat. Ihr Blick folgte ihm, bis er sich gesetzt hatte. Dann ging sie ebenfalls hinüber und setzte sich auf die Lehne eines Sessels, die Füße platzierte sie auf der Sitzfläche. Die Brujah beugte sich ein wenig nach vorn und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen - es lag noch immer ein wenig des Geschmacks darauf.

Ich könnte jetzt anfangen große, geschwollene Reden zu schwingen. So ein wenig habe ich das ja im Badezimmer schon angedeutet. Aber halten wir's einfach und ohne Bullshit, einverstanden?

Sie machte eine kurze Pause, als sie wieder ansetzte zu sprechen, hatten sich ihre Fänge gut sichtbar in ihrem Mund gezeigt.

Fangen wir vorne an. Ich bin ein Vampir, aber wir nennen uns selbst Kainskinder, manche auch hochtrabend Kainit, aber das sind meistens Spaten. Ist 'ne spezielle Art von Vampir, wenn man so will.

Sie lächelte, was die spitzen Fänge recht gut in Szene zu setzen vermmochte, dann winkte die Vampirin ab und stützte sich dann auf beiden Seiten auf die Lehne, während sie genau Stefans Reaktionen beobachtete.

Was ich gemacht habe ist einfach. Nicht jeder Mensch, von dem ich trinke stirbt und ich muß auch nicht jeden Menschen bis auf den letzten Tropfen austrinken. Was du erlebt hast, wird "der Kuss" genannt. Auf diese Art zeugt man einen neuen Vampir.

Wieder machte sie eine Pause und sah ihn an. Sie wirkte nicht besonders ernst, aber aufmerksam. Beinahe wie eine Freundin, die sich die Probleme eines guten Freundes anhört. Innerlich war sie allerdings darauf gefasst, vielleicht einschreiten zu müssen, wenn er irgendwann etwas Dummes tun wollte.
 
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Stefan hörte, was er erzählt bekam und da er sich darüber im Klaren war, dass er nun - von seinen rudimentären medizinischen Kentnissen ausgehend - kein Mensch mehr sein konnte und das, was er da erzählt bekam, der Wahrheit entsprach, reagierte er nicht mit Unglauben.

Trotzdem musste er lachen. Es klang nicht wirklich echt, er sah auch keinen Grund, sich über den Umstand zu freuen. Allerdings fühlte er sich verdammt viel besser, als er sich erinnern konnte, deshalb gab es auch keinen Grund, komplett durchzudrehen.

"Ohne Bullshit, geht klar", betätigte er und sammelte seine Gedanken. Ihm fiel auf, dass Hannah nun im Gegensatz zu vorher wesentlich bleicher war.
Er selbst jedoch, hatte immernoch einen rosigen Teint. Einige Nuancen heller, als noh vor einer halben Stunde, aber nicht so blass, wie eine Leiche.

"Also bin ich jetzt ein Untoter, der sich von Menschenblut ernährt und zu Asche zerfällt, wenn ich 'nen Pflock durch's Herz kriege oder den Drang verspüre, mir die Sonne anzusehen. Oder is' das nur im Märchen so?"

Natürlich hoffte er, dass die Sache mit der Sonne nicht ganz so krass war, wie bei Stoker oder im Fernsehen. Stefan war zwar im Privatleben eher ein Nachtmensch, aber zumindest seine brufliche Zukunft würde sich verkomplizieren, wenn er tagsüber nicht aktiv sein konnte.

"Und - was mir eigentlich am meisten auf der Zunge brennt - warum zur Hölle hast du, oder "deine Art" - wer auch immer das is', ausgerechnet MICH ausgewählt?"
 
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Hannah grinste unwillkürlich, aber sie blieb noch immer regungslos sitzen. Sie blinzelte noch nichteinmal.

Ja, so in etwa. Eins nach dem Andern. Ziemlich viel aus Büchern oder Filmen ist einfach nur Scheiße, die verzapft wird. Kreuze und Weihwasser? Hmpf. Ich gehe ab und an tatsächlich noch zu Spätmessen und ich besitze ein Kruzifix. Knoblauch? Nur wenn du 'ne empfindliche Nase hast und das Zeug zu Lebzeiten schon nicht mochtest. Silber hilft nichts, Erbsen auf dem Sargdeckel - nun... ich habe keinen Sarg, aber selbst wenn wäre der einzige Effekt auf mich der, dass ich mich verpissen würde, weil jemand meine Zuflucht gefunden hat. Wie du siehst trag ich auch kein bescheuertes Cape und an meinem osteuropäischen Akzent muß ich auch noch arbeiten. Die meisten anderen Vampirlegenden? Auch Unsinn.

Hannahs Grinsen wurde während ihrer Worte keineswegs geringer, als sie die Klischees aufzählte. Aber danach wurde sie letztlich doch ein wenig ernster, als sie die wichtigen Sachen begann aufzuzählen.

Es gibt ein paar Dinge, die echt schlechte Neuigkeiten bedeuten können. Hör gut zu, das ist wichtig. Ein Holzpflock, der dir ins Herz getrieben wird tötet dich nicht, nein, aber es lähmt dich und du bist demjenigen, der es getan hat ausgeliefert. Sonnenlicht schmerzt höllisch, im geringsten Fall wird es dich versengen, im schlimmsten Fall in Brand stecken... ein guter, sicherer - und schneller - Weg um den endgültigen Tod zu finden.

Hannah stand auf und nahm etwas aus ihrer Tasche, sie kam etwas näher zu ihm hin und sah Stefan in die Augen.

Ich möchte, dass du jetzt aufpasst. Hör genau in dich hinein, du wirst spüren, da da etwas ist...

Kaum hatte sie den Satz beendet, klappte sie das Zippo auf, das sie aus ihrer Tasche geholt hatte und entzündete es. Ihr eigenes Tier duckte sich furchtsam zusammen, ein Gefühl, das deutlich zu spüren war. Ja, er würde es merken, dass dort mehr war, als zuvor. Eine einfache, kleine Flamme aus einem Feuerzeug würde aber kaum reichen, den gerade frisch gezeugten Vampir in die Flucht zu schlagen.

Feuer. Beschissene Neuigkeiten, wenn dir damit jemand auf die Pelle rückt. Wie die Sonne. Versengen, brennen, sterben. Du spürst die Angst in dir? Wir nennen es 'das Tier'. Es sind Instinkte, die du zuvor nicht hattest - oder vielleicht nicht so deutlich. Feuer schlägt es in die Flucht. Beleidigungen oder Gefahr, auch der Geruch oder der bloße Anblick von Blut wenn du hungrig bist machen es stink sauer - und du verlierst die Kontrolle. Dann bist du nicht mehr als eine blutgierige Bestie, denn das Tier nimmt sich in der Zwischenzeit das, was es selbst will. Glaub mir, macht keinen Spaß in seinem eigenen Körper nur auf'm Sozius zu sitzen. Die Blutlinie, der wir Beide angehören ist besonders leicht reizbar.

Die Brujah klappte das Feuerzeug wieder zu und erstickte damit die Flamme. Dann kehrte sie zurück auf ihren Sessel und setzte sich wieder hin, wie zuvor. Ihr Blick - sie hatte noch immer nicht ein einziges Mal geblinzelt (oder geatmet) - fiel wieder auf ihr Kind. Sie lies ihm einige Augenblicke Zeit um das jetzt gehörte zu verdauen und eventuell weitere Fragen zu stellen, bevor sie fortfahren würde.
 
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Stefan spürte das Aufbegehren des Tieres in ihm sehr gut. Es war ein befremdliches Gefühl, allerdings nicht so übermächtig, dass Stefan in Verlegenheit geraten wäre, wegzurennen.
Aber immerhin verstand der taufrische Vampir, was Hannah ihm erklären wollte.

"Okay, also sollte ich aufpassen, dass ich bestimmte Dinge meide..." Stefan zählte an seinen Fingern ab.
"Sonne, Feuer, Pflock durch's Herz, zu hungrig sein." Der Zusammenhang zwischen Menschenblut und Nahrungsaufnahme hätte ihm in diesem Moment einen Schauer über den Rücken gejagd, wäre sein Körper dazu noch imstande gewesen.

Wieder schüttelte Stefan ein wenig ungläubig den Kopf - überflüssigerweise, denn obwohl all das schier unglaublich schien, hatte der Lackierer noch keine Probleme damit, es als Wahrheit zu akzeptieren, die ihm bisher unbekannt gewesen war.

"Du sprichst dauernd von wir. Was heisst wir? Wie viele gibt es von euch... oder... von uns", fragte Stefan, als er sich von der Informationsverarbeitung vorerst losmachen konnte.
 
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Wieder lächelte die Brujah.

Naja, ich fürchte, dazu werde ich dir keine genaue Zahl geben können. Es gibt sehr viele von uns. In manchen Städten duzende, in anderen hunderte. Aber ich greife vor.

Die Dinge, die du aufgezählt hast, solltest du meiden, ja. Es gibt noch etwas mehr... die Sonne wird dir selbst dann wehtun, wenn 'ne Dichte Wolkendecke über dir ist. Auch dich in eine Decke einzuhüllen wird kaum ausreichen um dich zu schützen und das Sonnenlicht muß dich auch nicht direkt treffen. Wenn du pech hast, reicht es, wenn der Raum in dem du dich aufhältst von der Sonne erhellt wird. Wie gesagt... die Sonne bedeutet echt schlechte Neuigkeiten für uns. Mal ganz davon abgesehen, dass du Tagsüber in der Regel wirklich nicht viel mehr bist, als eine Leiche.


Die Brujah lies sich nun letztlich doch auf die Sitzfläche des Sessels hinunter und nahm in einem Schneidersitz platz. Nach einigen Sekunden erklärte sie, wie sie das meinte, was sie gesagt hatte.

Sobald die Sonne aufgeht, wirst du spüren, wie die Müdigkeit dich überkommt. Manche Kainskinder spüren es früher, andere können länger wachbleiben, aber nie besonders lange. Wir sind Nachtaktiv - ausschließlich. Es ist möglich Tagsüber wach zu werden, aber es kostet verdammt viel Willensanstrengung. Wenn jemand in deine Zuflucht eindringt während des Tages, könnte er dich gemütlich mit 'nem Küchenmesser filettieren oder an die Sonne hinauszerren, wenn du Pech hast bekommst du das nichtmal mit. Wir haben also nur noch ein paar Stunden Zeit, die wichtigsten Dinge zu besprechen.

Hannah streifte ihre Haare nach hinten und lächelte Stefan immernoch an. Sie schaute sich um, suchte nach einem Aschenbecher und entschloss sich dann kurzerhand, als sie keinen finden konnte, ein Glas umzufunktionieren. Sie kramte die angebrochene Schachtel mit Zigarillos heraus, entzündete einen und bot sie danach auch dem frisch gebackenen Vampir an.

Es gibt natürlich auch ein paar Vorteile, die mit unserem Zustand einhergehen. Ist ja nicht so, dass alles Scheiße ist. Aber soll ich dir zuerst mal deine andere Frage beantworten, oder möchtest du, dass ich erstmal im Programm weitermache?
 
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Stefan lehnte den Glimmstängel mit einem leichten Kopfschütteln ab.
"Danke, ich bleib' bei Zigaretten."
Damit erhob er sich, ging ins Bad, nahm das Zippo und das angebrochene Softpack Luckies aus der Seitentasche seiner Lederjacke und kehrte ins Wohnzimmer zurück.

In ähnlicher Routine schnippste er in einer flüssigen Bewegung des Zippo auf, wobei er es am Deckel hielt, entzündete das Benzinfeuerzeug mit einer kaum wahrnehmbaren Bewegung des Mittelfingers, drehte es in der Hand und hielt es an das Ende der Zigarette zwischen seinen Lippen, bevor er es in einer ebenso flüssigen Bewegung zuklappte und auf dem Tisch warf, wo er zuvor das oftpack abgelegt hatte.

Der Neu-Brujah nahm einen tiefen Zug, klemmte die Zigarette zwischen Zeige- und Mittelfinger und hielt sie nachdenklich vor Augen.
Dann lachte er. Es war das erste seiner Lachen, dass authentisch wirkte.

"Naja, immerhin krieg' ich wohl keinen Krebs mehr, is' doch auch was..."
Das Grinsen verschwand, aber sein Gesicht sah nun wesentlich entspannter aus.

Dann fuhr der gelernte Lackierer mit den vielen Tattoos und ebenso vielen schlechten Angewohnheiten fort.
"Wenn das ein Crashkurs is', dann sollte ich wohl erstmal wissen, was ich brauche, um noch 'ne Weile zu... leben."
Er nahm einen neuerlichen Zug.
"Ich meine, bin ich jetzt unsterblich? Du hast erzählt, was Sonnenlicht und Co. mit mir machen. Und wenn ich das mit dem Kerl und dem Messer eben richtig verstanden habe, dann kann man mich auch so fertigmachen.
Mal ganz abgesehen davon, dass meine Karriereplanung ziemlich im Arsch is'; was kann mich den Kopf kosten?"
 
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Hannahs Telefon klingelte, was von einem theatralischen Seufzen von ihr selbst begleitet wurde. Sie streckte sich nach ihrer Jacke und zog das klingelnde Ding daraus hervor. Die Brujah zog eine schmollende Schnute und sah dann entschuldigend zu Stefan.

Sorry, wird nicht lang dauern, versprochen.

Danach drückte die zierliche Frau auf die Taste um das Gespräch entgegen zu nehmen um kurz zu telefonieren. Nein, begeistert schien sie nicht gerade davon zu sein.
 
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Stefan nickte nur knapp und lauschte aufmerksam. Deutlich konnte er erkennen, dass wohl eine männlich Person am anderen Ende der Leitung war, die mit... sehr enerischem Tonfall auf Hannah einredete.
Wieder fiel dem frischgebackenem Brujah auf, dass seine Sinne ein wenig an Kraft gewonnen zu haben schienen, wenn auch nicht so, dass er ein Wort von Hannahs Gesprächspartner verstehen konnte.

Dass es Hannah nicht passte, in diesem Moment angerufen zu werden, verstand er auch so.
Ihm war klar, dass die Brujah im Moment wohl ziemlich unter Stress stand wegen dem, was sie aus Stefan gemacht hatte.
Irgendwie schmeichelte es ihm.
Und es bestätigte den Eindruck, dass die zierliche, schwarzhaarige Frau das hier wohl noch nie gemacht hatte.

Als Hannah dann nach einem sanften Einstieg ihrem Gesprächspartner ordentlich Contra gab, legte Stefan den Kopf schief und zog eine Braue in die Höhe.
Der Mann am anderen Ende schien nicht ganz unwichtig zu sein, wenn Stefan die Hälfte, die er hören konnte, richtig interpretierte.

Sie ist also selbst erst seit kurzem hier... und die Namen Buchet und Dargol hab' ich noch nie gehört. Maskeradebruch? Erstgeborener? Sheriff? Man, die Blutsauger haben entweder alle einen kompletten Dachschaden, oder eine sehr merkwürdige Geheimsprache.

Beides hätte den gerade erkalteten Untoten nicht wirklich gewundert. Immerhin schien es die Typen schon eine ganze Weile zu geben und trotzdem hatte kein Schwanz eine ersthafte Ahnung davon.
Also der Name 'Romero' erscholl wurde Stefans Drang, sich verarscht zu fühlen, bestärkt.

Na toll. Anscheinend war die Scheisse hier von langer Hand aus geplant.

Mit ein wenig missmutigerer Miene, aber der schnellen Erkenntnis, dass er de Situation jetzt eh nicht mehr ändern konnte, griff Stefan nach dem Softpack auf dem Tisch und zündete sich eine weitere Kippe an.
 
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Nach wenigen Minuten und einem scheinbar zwischendurch etwas hitzigen Gespräch beendete die Brujah das Telefonat wieder. Für einige Augenblicke sah sie so aus, als ob sie überlegen würde das Telefon in die nächste Ecke zu schleudern.

Naja. Soviel dazu. Das war Enio Pareto, einer der anderen Vampire hier in der Stadt. Aber dazu komm ich etwas später.

Hannah legte das Telefon weg, nahm sich ihren - inzwischen erloschenen - Zigarillo wieder zur Hand und entzündete ihn wieder. Sie überlegte kurz und als sie den Faden wiedergefunden hatte, lümmelte sie sich wieder in den Sessel und sah Stefan wieder an. Sie konnte ihm förmlich ansehen, dass er jetzt nach dem Telefonat noch weitere Fragen hatte, aber das mußte warten. Eins nach dem Andern.

Was dich den Kopf kosten kann, hast du gefragt. Also, das erwähnte, Sonne und Feuer, machen Asche aus dir. Das bedeutet entgültige Vernichtung. Solltest du aus welchen Gründen auch immer den Kopf verlieren, dasselbe. Es gibt aber auch ein paar übernatürliche Kräfte aus anderen Blutlinien, die dich auch töten können. So gibt es zum Beispiel ein paar Leute, die können sich richtige Krallen wachsen lassen und sich in Tiere verwandeln und solche Sachen. Die Krallen sind ähnlich schlimm, wie Sonne und Feuer, nur muß derjenige dich dazu natürlich auch erwischen.

Ein Messer wiederum ist zum Beispiel erstmal nicht soo schlimm, sicher, tut weh, aber dein Blut ist in der Lage, Schnitte, Stiche und Schläge ziemlich schnell wieder zu heilen. Um es für den Moment einfach zu halten sagen wir, alles was nicht aus einer übernatürliche Quelle kommt, kann dein Körper recht gut wegstecken, außer eben Feuer und Sonne.


Hannah zog an dem Zigarillo und streifte einige Haare zurück, die ihr wieder ins Gesicht gerutscht waren.

Dass dich etwas nicht direkt töten kann, heißt aber nicht, dass es nicht trotzdem schlimm enden kann. Wenn du zum Beispiel so schwer verletzt wirst, dass dein Körper nicht mehr mithalten kann - zum Beispiel, weil dir einer immer wieder ein Messer in den Körper rammt - dann fällst du in einen Zustand, den wir Starre nennen. Ist im Prinzip sowas ähnliches, wie mit dem Holzpflock, nur mit unbestimmter Dauer. Mächtiges Blut kann dir eventuell aus der Starre helfen, ansonsten hilft nur Zeit.

Wenn du also Verletzt wirst ist das alles kein Problem, solange du genügend Blut zu dir genommen hast. Du darfst dich nur nicht so schwer verletzen lassen, dass dein Körper versucht sich in die Starre zu retten.


Wieder zog sie einige Male an dem Zigarillo und betrachtete Stefan. Das war doch fast soetwas wie eine perfekte Überleitung, oder? Sie leckte sich kurz über die Lippen, als wollte sie sie befeuchten und fuhr fort.

Bringt uns zum nächsten Punkt. Ja, du bist praktisch unsterblich, mit oben genannten Ausnahmen. Du alterst nicht, Krankheiten interessieren dich nur insofern, als dass du sie eventuell auf einen Menschen übertragen kannst, der dann krank wird. Das bedeutet aber auch, dass dein Körper für den Rest deines Lebens - oder deiner Existenz, wenn du so willst - in diesem Zustand verbleibt. Sicher, du kannst dich heute rasieren, aber morgen wir es wieder da sein. Und das Einzige, was du dazu wirklich brauchst ist das Blut von Menschen.

Jetzt pausierte die Vampirin wieder und sah Stefan an, wartete auf seine Reaktion. Es war das erste Mal, dass sie die Sache mit dem Blut seit dem Badezimmer direkt angesprochen hatte, aber zu dem Zeitpunkt war er vermutlich noch weniger aufnahmefähig.
 
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Leicht angewidert verzog Stefan das Gesicht.
"Na Klasse. Ich nehme nicht an, ich kann auf ein echt blutiges Steak ausweichen? Oder Blutorangen?"
Er hob die Hand um zu signalisieren, dass er zumindest die zweite Frage nicht ernst gemeint hatte und Hannah nicht darauf zu antworten brauchte.
Dann nahm er einen weiteren Zug, aschte ab und brachte seinen Körper in eine entwas angenehmere Sitzposition, bevor er wieder sprach.
"War ja ein interessantes Gespräch. Ihr habt wohl 'ne ziemlich ausgefeilte Struktur, sonst wären da nich' dauernd die ganzen Begriffe gefallen. Prinz, Sherrif... Obwohl, vielleicht auch garnich' so ausgefeilt, wenn ich mal vermute, dass im Moment einiges bei euch im Eimer zu sein scheint."
Er fühlte den Klang der Ämter der Vampirwelt noch einmal nach:
"Prinz... wenn ich's nich' besser wüsste, würd' ich sagen; das klingt wie dieses Zeug, das diese Esospinner mit ihren Gummischwertern im Wald veranstalten..."
[Anm. d. Verf.: gemeint ist das allseits beliebte LARP ;) ]

Wieder ein Zug von der Zigarette, dieses Mal nahm er sich mit dem ein- und ausatmen wesentlich mehr Zeit.

Dann sprach er weiter, weniger im Plauderton, ernsthafter, aber mit einer Weichheit in seiner Stimme, die er an dem kompletten Abend noch nicht an den Tag gelegt hatte.

"Du machst das Ganze hier nicht unbedingt freiwillig, oder?"
Ihm war klar, dass Hannah wohl Übung darin hatte, sich zu verstellen. Musste man wohl, um als Blutsuager unter Menschen zu überleben. Er hatte sie sich noch nicht in Rauch verwandeln sehen und nahm an, dass das auch zu dem Bullshit gehörte, den man als Mensch so über Vampire 'wusste'.

Dann kam ihm ein Gedanke in den Kopf, den er so amüsant fand, dass er leicht lächelte:
Man... wenn sie mich als 'ne Art Vampir-Nachkommen gezeugt hat... dann könnte man fast sagen, dass sie sowas wie 'ne kranke Art Mutter ist. Ich frag' mich nur, wie alt sie wohl sein mag. Is' auch egal, jedenfalls is' sie ziemlich heiss.
 
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Blutorangen, auch nicht schlecht. Hannah mußte grinsen und schüttelte amüsiert den Kopf bei der Frage. Als sie ihm weiter zuhörte, runzelte sie zwischendurch die Stirn, da sie nicht die geringste Ahnung hatte, was er mit Esospinnern im Wald meinte. Werwölfe? Aber mit Gummischwertern? Was für ein absurder Gedanke. Aber sie stellte ihre Verwirrung hintenan, es war ja nicht direkt mit einer Frage verbunden.

Als Stefan ihr aber schließlich die Frage stellte, ob sie das freiwillig machte, sah sie ihn nachdenklich an. Ihr gingen dazu einige Dinge durch den Kopf und sie wurde wieder ernster.

Das Ganze ist ein wenig... kompliziert.

Die Brujah kratzte sich an der Kinnspitze und wog den Kopf ein wenig hin und her, bevor sie zu einer Erklärung ansetzte.

Tatsache ist jedenfalls, das hier war nicht meine Idee, stimmt. No offense. Aber ich würde auch lügen, wenn ich sagen würde, ich hätte keine Wahl gehabt. Du hast eben ein paar Namen gehört am Telefon und ein paar Titel, die für dich vermutlich ziemlich Schräg klingen. Ich versuch' es mal ein wenig aufzuklären und in Zusammenhang zu bringen. Das Ganze hat tatsächlich mit der ausgefeilten, vampirischen Gesellschaft zu tun.

Hannah beugte sich nach vorne und drückte den Rest des Zigarillos aus.

Fangen wir mal bei der Blutlinie an, wie ich es vorhin der Einfachheit halber genannt habe. Wir nennen es in der Regel eher Clan, es sei denn ein Clan ist so klein, dass man zum Beispiel nur extrem selten auf einen Vertreter trifft. Du bist nun Mitglied des Clans Brujah, denn du hast durch mich den Kuss bekommen. Mitglieder unseres Clans sind in der Regel sehr leicht reizbar, dafür liegen uns aber bestimmte Fähigkeiten im Blut - übernatürliche Kraft und Schnelligkeit zum Beispiel, aber auch, Gefühle in anderen hervorzurufen und zu manipuliren. Wir werden uns bei anderer Gelegenheit noch mehr über unseren Clan und diese Kräfte unterhalten. Die wichtigsten anderen Clans für den Augenblick sind die Toreador, die Gangrel, die Nosferatu, die Ventrues, Malkavianer und die Tremere. Mußt du dir aber nicht alles beim ersten Mal merken, keine Sorge.

Ungefähr zur Zeit der spanischen Inquisition, Hexenverbrennungen und so weiter haben diese sieben Clans sich zusammengeschlossen und eine Art Organisation gegründet, die unter anderem helfen sollte, Vampire vor den Augen der Menschen zu verbergen. Die Organisation nennt sich Camarilla. Und wie gut das funktioniert, dürfte dir ja heute Nacht deutlich vor Augen geführt worden sein.

Der Prinz nun ist ein Titel aus der Hirarchie dieser Organisation, der noch von vor dieser Zeit stammt. Ein vampirischer Herrscher über ein bestimmtes Gebiet, wird 'Prinz' genannt und er ist sozusagen der Boss in seinem Gebiet. Verstehst du?


Hannah sah mit geduldigem, fragenden Blick zu Stefan. Ganz offenbar machte sie damit wirklich keinen Scherz, dafür sah sie zu ernst aus.
 
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Nun war es Stefan, der abermals grinste.
"Hey, ich wusste doch, dass Vampire Superkräfte haben. Und stark und schnell zu sein is' echt besser, als ein schwarzes Cape und ein osteuropäischer Slang.
Und jeder... Clan kann was anderes?"

Nun war man eindeutig bei einem Gesprächsthema angekommen, das Stefan vergessen ließ, dass sein Leben, wie er es kannte, endgültig vorbei war - und dass das durchaus auch negative Seiten mit sich brachte.
 
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Wieder mußte Hannah ein wenig grinsen. Natürlich waren solche Sachen interessanter, als die 'wichtigen' Dinge, die er am Besten zuerst lernen sollte. Aber gut, sie würde zumindest kurz darauf eingehen.

Ja, so in etwa. Viele der Kräfte überschneiden sich zwischen verschiedenen Clans. So können zum Beispiel die Toreador und die Ventrue ebenfalls die Gefühle manipulieren, wie wir. Die Gangrel sind dafür bekannt, dass sie ihre Gestalt ändern können, wie die schon erwähnten Klauen und Tiergestalten, wie die eines Wolfs oder einer Fledermaus und soweiter. Der Clan der Nosferatu wird auch Clan der Verborgenen genannt, weil sie es vermutlich besser verstehen, als irgendwer sonst, sich vor den Augen Sterblicher und Vampire zu verbergen. Sowohl die Gangrel als auch die Nosferatu aber können zum Beispiel auch mit Tieren sprechen und so weiter. Es gibt noch andere Kräfte. Die Fähigkeit Illusionen zu erzeugen oder Schatten zu manipulieren, Fleisch und Knochen zu formen, als sei es Knetmasse oder Lehm, die Fähigkeit anderen durch einen Blick und ein Wort seinen Willen aufzudrängen und ihnen zu befehlen, was sie tun sollen und so weiter.

Es gibt aber zum Beispiel auch die Möglichkeit, dass dir ein anderer Vampir beibringt, die Kräfte von einem der anderen Clans zu nutzen, aber soetwas wird keiner aus reiner Herzensgüte tun. Was ich damit aber eigentlich sagen will ist, dass dir die Kräfte nicht verschlossen sind, aber dein Blut zeigt eine gewisse Affinität zu manchen Kräften und es wird dir leichter fallen, diese zu entwickeln, selbst wenn dich darin keiner unterrichtet.


Hannah überlegte, ob sie Stefan eine Demonstration anbieten sollte, entschied sich aber dann doch dagegen. Es mußte wirklich nicht alles sofort geschehen. Lieber wollte sie versuchen, das Thema wieder mehr oder weniger elegant in Richtung der Kainskindergesellschaft zurückzulenken.

Jeder der Clans hat auch einen anderen großen Nachteil. Wir Brujahs, ich hab's schon ein paar Mal gesagt, sind extrem leicht reizbar. Die Nosferatu, also die Verborgenen, sind vermutlich die hässlichsten Typen, die dir jemals begegnen werden, Horrorfilme eingerechnet. Die Toreador - die Künstler - verlieren sich gerne in Träumereien, wenn sie etwas 'Schönes' sehen - etwas, das ihnen beim Anblick von einem Nosferatu ganz sicher niemals passieren wird. Die Gangrel verwandeln sich immer mehr in Tiere, je öfter sie die Kontrolle über sich selbst verlieren und das, was du vorhin beim Anblick von dem Feuer gespürt hast, an die Oberfläche kommt. Die Malkavianer sind Wahnsinnige, aber das muß man ihnen nicht unbedingt auf Anhieb anmerken. Die Ventrues sind so ein elitärer Verein, dass sich das auf ihre Fähigkeit Blut zu trinken auswirkt. Jeder Ventrue hat nur einen bestimmten Geschmack, von etwas anderem trinkt er nicht. Zum Beispiel... keine Ahnung... einer trinkt nur von Blondinen oder so. Natürlich halten sie ihre Lieblingsgeschmacksrichtung geheim, denn es könnte ja jemand gegen sie verwenden. Und die Tremere... naja, ich schätze mal, deren Nachteil ist, dass sie der Clan sind, dem vermutlich die wenigsten Leute vertrauen und die niemand leiden kann. Die Typen sind Hexenmeister und Zauberer und scheinbar werden die so sehr in ihren Clan doktriniert, dass sie völlig unter Kontrolle ihrer Älteren Mitglieder stehen. Aber ich muß ehrlich sagen, ich weiß es nicht so ganz genau in diesem Fall.

Wieder machte sie nun eine Pause und wartete, ob Stefan wieder etwas dazu sagen wollte.
 
AW: [29.04.2008]Wie man einen Menschen tötet

Stefan überlegte kurz.
"Das klingt ja alles sehr geordnet. Und wie lebt ihr zusammen in dieser... Camarilla? Ich hab' ein paar Titel mitbekommen. Also gibt es einen Prinz, der die Sauger in der Gegend verwaltet. Was hat der mir zu sagen? Und 'nen Sheriff, anscheinend. Is' der so 'ne Art Aufsehenr? Ihr scheint euch ja ziemlich gut zu kennen... naja, zumindest besser, als'n Ottonormalbürger den Polizeichef kennt, oder so."

Jetzt kamen die Fragen. Stefan hatte etwas Mühe, die Informationen zu behalten und gleichzeitig die Fragen nicht zu vergessen.
Aber der gelernte Lackierer konnte gut methodisch denken, wenn es nötig war.

"Is' halt 'ne Menge Stoff. Also kapiert hab' ich, dass so 'ne Art Maskerade dafür da is', dass der Rest der Welt nich' rausfindet, dass es Vampire gibt. Also ich nehm' mal an, das heisst, dass ich nich' mit Autos jonglieren sollte, wen jemand zusieht.
Aber was kriecht hier sonst noch so rum? Wenn es Vampire gibt; was is' dann mit... Werwölfen, Geistern... Feen?"
 
AW: [29.04.2008]Wie man einen Menschen tötet

Wieder hörte die Brujah zu und wog den Kopf anschließend wieder ein wenig.

Also, mal langsam. Erstmal zu unsereins. Es ist so: die Stadt gehört sozusagen dem Prinzen, aber er kann den ganzen Verwaltungskram nicht allein machen. Oder er will es vielleicht gar nicht, wie auch immer. In den meisten Städten gibt es direkt unter dem Prinzen einen Rat der Erstgeborenen. In manchen Städten sind sie selbst machtvoll genug um zusammen mit dem Prinzen die Stadt zu regieren, sorgen für die Einhaltung der Gesetze und Traditionen der Camarilla und all solche Nettigkeiten. In anderen Städten sind die Erstgeborenen nur Marionetten des Prinzen, die er nach Belieben manipuliert und die vielleicht nur eingesetzt sind um den Rest der Vampire in der Domäne ruhig zu halten. In der Regel haben die sieben erwähnten Clans einen Erstgeborenen, in anderen Städten sind manche Clans verboten, wie in Frankfurt zum Beispiel. Die Typen hassen Malkavianer wie die Pest. Wie gesagt, nur ein Beispiel.

Sie machte nur eine kurze Pause, bevor sie zu den einzelnen Posten kam.

Der Sherrif ist der Vollstrecker eines Prinzen. Seine Aufgabe ist es für die Einhaltung der Gesetze einer Stadt zu sorgen und die ganzen Nettigkeiten, die damit zu tun haben. Prinzen machen sich entweder nicht gern die Hände schmutzig, sind keine fähigken Kämpfer oder haben soviel zu tun, dass sie einfach noch jemanden brauchen. Es gibt noch ein paar andere Positionen, den Seneschall - der Stellvertreter des Prinzen, die Geissel - ein weiterer Vollstrecker, der die Stadt von unerwünschten Vampiren frei hält und solche aufspürt, die keine Erlaubnis haben, sich hier aufzuhalten. Und Harpyien, die soetwas sind wie soziale Vollstrecker. Wenn du den falschen Vampiren auf die Füße trittst, dann zerlegen die Harpyien dich fachgerecht, allerdings auf einer verbaler Ebene. Wenn sie wollen, dann halten dich die anderen Vampire für Vertrauenswürdig, für einen Rüpel, mit dem sie nichts zu tun haben wollen oder für einen vielversprechenden Neukömmling und so weiter.

Das ist so der wichtigeste Überblick. Als nächstes kommen wir zum Status. Anders ausgedrückt der soziale Stand eines Vampirs in der Camarilla. Das wird etwas, an das du dich erstmal gewöhnen mußt, schätze ich zumindest.


Das Grinsen, dass sich auf Hannahs Gesicht abzeichnete, lies vermuten, dass sie zu dem Thema noch ein paar Gedanken mehr hatte, die sie nicht direkt mitteilen würde. Sie knackte mit den Knöcheln und fuhr fort.

Ein neuer Vampir hat keinen Status. Man nennt diese auch Unfreie, weil sie das Leben als Vampire zuerst lernen müssen. Unfreie haben keinerlei Rechte, ihre Existenz kann jederzeit wieder vernichtet werden, wenn sich herausstellt, dass sie sich doch nicht dazu eignen, Teil der Vampirgesellschaft zu sein. Man ist in der Zeit für manche Leute nicht mehr als ein kleines, unmündiges Kind und hundert Prozentig seinem Erzeuger unterstellt und ausgeliefert. Nach einiger Zeit, wenn man sich sozusagen seine Sporen verdient hat, erhält man den Status eines Neugeborenen. Erste Rechte, mehr Respekt, aber immernoch kaum mehr als ein Kind. Mehr Respekt und so weiter folgen, wenn man in den Stand eines Ancillas erhoben wird und danach als Ahn.

Die Brujah faltete ihre Hände, dass die Finger wie Zahnräder ineinander griffen und sah dabei immernoch leicht schmunzelnd zu Stefan.

Diese Titel, die du vorhin gehört hast und der Status greifen ineinander über. Ein Ahn, der gleichzeitig auch ein Erstgeborener ist, ist also 'höher gestellt', als ein Ahn, der keinen Titel hat oder einen niedrigeren als den, des Erstgeborenen. Der Prinz steht allerdings gewissermaßen über ihnen allen, zumindest in seiner eigenen Domäne. Wie du siehst ist das Ganze tatsächlich Teil eines ausgeklügelten Systems, wenn man so will. Du mußt das nicht sofort verstehen und dir alles merken, aber was das Ganze zu einem Problem macht, ist die Tatsache, dass manche Vampire ziemlich angefressen sein können, wenn du dich bei soetwas vertust oder dich unangemessen verhältst. Und mal ehrlich, wer will schon einem Vampir auf den Schlips treten, der erheblich älter und/oder mächtiger ist, als man selbst?

Jetzt lehnte sie sich wieder zurück und dachte für einen Augenblick nach. Für einen Crashkurs müsste das ersteinmal reichen, die Feinheiten würden mit der Zeit folgen, ebenso, wie ihre eigenen Ansichten zu diesen Sachen. Sie erwartete nicht, dass er sich das alles sofort merken würde, noch nichteinmal, dass er das alles direkt so hinnehmen würde, auch wenn sie ihn scheinbar vor vollendete Tatsachen stellte. Nichts war so einfach und wenn es nach ihr ginge, dann würde sie den langweiligen Scheiß hinten anstellen. Aber sie wollte nicht das Risiko eingehen, dass er bei einem eventuellen Treffen mit dem Prinzen am frühen Abend nicht wenigstens davon gehört hatte.
 
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