[24.04.2008]Trautes Heim, Glück allein

Morticcia

Addams
Registriert
11. Mai 2006
Beiträge
2.184
Irgendwann morgens nach 02:00Uhr

Jenny saß nachdenklich in ihrem Lieblingsversteck tief unter den Straßen Finstertals und rauchte eine ihrer geliebten Zigaretten. Ihre Gedanken waren in vergangene Zeiten gereist und hatten sie in die Nacht geführt, in der sie das erste Mal auf Lurker getroffen war.
Damals war ihr zum ersten Mal diese kleine, völlig deplazierte Straßenecke aufgefallen. Innerhalb eines größeren in sich geschlossenen, steinernen Gewölbes befand sich neben einigen unbewohnbaren, weil verschütteten Häuserfronten, ein kleiner beschaulicher Kiosk in erstaunlich gutem Zustand. Hier schlief Jenny fortan wann immer sie es einrichten konnte.
Der Boden bestand aus recht gut erhaltenem Pflaster und vervollständigte den Eindruck man befände sich in einer Szenerie zu Beginn des vergangenen Zwanzigsten Jahrhunderts.

Anfangs war dieser Ort nur einer von vielen Zufluchtspunkten für die junge Caitiff gewesen, mittlerweile jedoch hat er etwas, dass in ihr ein Gefühl wach rief, welches sie nur mit einem einzigen Wort beschreiben konnte.

Zuhause!

Im Laufe der Zeit hatte sie ihr gesamtes Hab und Gut von der verfallenen Fabrik aus hierher geschafft und sich hier so gemütlich eingerichtet wie es nur eben ging. Irgendwie fühlte sie sich ein kleinwenig mehr als Nosferatu wenn sie sich hier unten aufhielt und sich wie der von ihr bewunderte Clan tief unter den Straßen verbarg.
Also hatte sie den Kiosk so umgestaltet das sie über Tag in einem Stückchen Erde verschwinden konnte und des Nachts hier ebenfalls ein möglichst ansprechende Heimstatt fand.
Sogar Hans, ihr Ghulhund fühlte sich hier sichtlich wohl und wenn man der gesamten Geschichte noch die Krone aufsetzen wollte, so war die Akkustik hier unten einfach atemberaubend.

Wo sie grade bei dem Gerdanken war, knippste Jenny den Hebel ihrer kostbaren Anlage um und nur den Bruchteil einer Sekunde später dröhnten mit äußerster Lautstärke die melodischen Bässe von KoЯns "Freak on a Leash" aus den wummernden Boxen.
Die junge Kainitin grinste breit und fingerte eine Abhandlung über Alexander Shapiro und dessen nachhaltigen Einfluss auf den Anarchosyndikalismus aus einem nahestehenden, selbstgezimmerten Regal.
Mit großem Interesse begann sie zu lesen und kraulte eher nebenbei, gedankenverloren den riesigen Schädel ihres geliebten Hundes.

Ja hier unten war alles gut, vielleicht würde ja sogar Lurker etwas später noch vorbeischauen?

Jenny seufzte leise und las weiter.
 
AW: [24.04.2008]Trautes Heim, Glück allein

Wenn man an die Eingeweide der Stadt und die dunklen Tunnel der Stadt dachte, mochte man ein Bild von kalten Abwasser Kanälen haben. Tatsächlich wurde man, wenn man weiter in den Bau der Verborgenen eindrang, von einem Schwall Wärme überrascht. Zahlreiche Rohre und Zuleitungen spieen Dampf und strahlten Hitze in die Erde hinab, so das Schleimige Algen und Schimmel allgegenwärtig und farbenprächtig Wände, Böden und Decken bewucherten. Ein beständiger Film nebliger Feuchtigkeit waberte durch die Dunkelheit und verwandelte das Unterreich in die boshafte Karikatur einer Gebärmutter, sowie die Untoten selber eine boshafte Persiflage der Lebenden waren. Ein riesiger, untoter Mutterleib.
Genau deshalb war es aber auch so tröstlich für die Ausgestoßenen und Abtrünnigen in den Tunneln unter der Stadt. Hier konnten sie wimmeln, wie Maden in einem altem Haufen verdorbenen Fleisch.
Es dauerte eine schwammige halbe Stunde, bis der unregelmäßige, bucklige Umriss des Nosferatu im Lichtkreis um die Anarchin erschien.

Lurker hatte seine Kapuze heruntergezogen und seine kalkig weiße Haut, auf der gelbliche, manchmal bräunliche Inseln einer schorfigen Substanz sich mit zornig purpurnen Adern abwechselten, glänzte im funzeligem Licht.
Er hatte einen leicht tadelnden Zug um seinen aufgeworfenen Mund, der durch die Zuneigung die aus seinen Augen funkelte ad absurdum geführt wurde.

Guten Abend Stray. Schön von dir zu hören. Vor allem vom anderem Ende der Stadt aus.

Ein Schmunzeln lag in seiner Stimme. Entgegen seiner sonstigen Angewohnheit flüsterte er nicht wenn er mit seinesgleichen sprach. Das machte seine Stimme weniger zischelnd und krächzend, dafür lispelte er deutlich wann immer immer seine schwärzliche Zunge vor seine zu großen, leicht schiefen Vorderzähne stieß.
 
AW: [24.04.2008]Trautes Heim, Glück allein

Buchet persönlich hätte hier unten aufschlagen können und Jenny hätte selbst in dieser Situation nicht mehr übrig gehabt, als einen genervten Augenaufschlag und eine bösartige Randbemerkung. Lurkers erscheinen hingegen, ließ die Caitiff zusammenzucken wie ein sechzehnjähriges Mädchen das soeben von ihrem Vater beim Rauchen erwischt worde war.

Lurker ist hier!

Anfangs dachte sie, ihr Kumpel hätte mit seiner versteckten Anspielung die Sache mit dem Ostfriedhof gemeint aus dem sie ihn wegen einer kleinen...Unachtsamkeit ihrerseits für einige Zeit vertrieben hatte, dann aber endlich fiel der Groschen und sie verstand das Lurker die laute Musik meinte.
Beschämt lächelnd lies sie ihre Politlektüre fallen und drehte den Regler auf Zimmerlautstärke hinunter.
Dann erst sprang sie auf und ihre anfängliche Verlegenheit wich ehrlicher Freude.

"Lurk'! Hey ist das geil dich zu sehen! Echt ich habe dich tierisch vermisst. Leider sitzt mir seit Tagen die Geißel im Nacken. Der Typ ätzt echt tierisch, ständig muss ich zu ihm kriechen und einen auf schön Wetter machen. Echt als ob ich jemals was verbotenes..."

Sie unterbrach sich und kicherte vergnügt. Lurker kannte sie zu genüge, es gab keinen Grund so zu tun als wäre sie das nette Mädchen von nebenan. Bei dem Nosferatu konnte sie einfach so sein wie sie eben war und genau das war es, was sie so an dem Nosferatu so sehr mochte. Er verurteilte nicht, er nahm sie und ihre Gedanken schlicht ernst!
Voller Zuneigung nahm sie ihren Freund in den Arm, schloss die Augen und ließ erst nach einigen Sekunden zuviel wieder von ihm ab. Als sie daraufhin bemerkte, dass sie ihre Gefühle etwas zu offensichtlich präsentiert hatte, versuchte sie die Situation auf ihre Art zu retten.

"Hey du könntest echt mal den Eau de Toilette wechseln, das was du jetzt drauf hast ist eindeutig zu ...muffig!"
 
AW: [24.04.2008]Trautes Heim, Glück allein

Lurkers Umarmung war eher ein sanfter Druck, ein wenig als hätte er Angst sie zu beschädigen. Eigentlich absurd, denn er war deutlich dürrer als die Caitiff und sie war alles andere als zurückhaltend, insofern, wenn irgendetwas zu Bruch gehen konnte, dann eher der Brustkasten des Nosferatu.
Glücklicherweise hatte Stray dann auch schnell den infernalischen Lärm heruntergedreht der ihn hergeführt hatte. Genau durch solche Dinge entstanden urbane Legenden über Stimmen und Geräusche die aus Wasserhähnen drangen. Für den großen Hund den seine Kleine als Begleiter mit sich führte hatte Lurker nur einen flüchtigen Blick. Das Tier hatte nur kurz den Kopf gehoben und schien ihn nicht weiter zu beachten, daher wollte er sich nicht aufdrängen.

Ich fürchte ich muss auf eine gewisse Markentreue bestehen, das macht oftmals den Unterschied zwischen Klasse und Penetranz.

Witzelte er zu ihrer Empfehlung einer olfaktorischen Verbesserung. Alleine sein 'Lebenswandel' brachte gewisse Noten zu Tage die nicht zum üblichen Portfolio gehörten. Wenn man dann noch hinzu nahm das er, im Gegensatz zu einem Lebewesen, keinerlei Substanzen ausdünstete und trotzdem einen Geruch hatte, war einem schnell klar das ein künstlicher Duftstoff zum übertünchen eher eine Verschlimmbesserung gewesen wäre.

Dargol ? Was hast du denn mit der Geißel zu schaffen ?

Der Tonfall des Nosferatu war eher von milder Überraschung begleitet. Wahrscheinlich waren mal wieder die Gäule mit Stray durchgegangen und sie hatte vor dem Zombie und der Obrigkeit den 'starken Max' gezeigt, anstatt einfach so clever zu sein gar nichts zu sagen. Auf Dauer würde sie nur so ihre Ruhe bekommen.

Wenn sich allerdings die Dinge in der Stadt erst einmal grundlegend geändert haben, dann wird auch sie es leichter haben. Alle im Clan werden es leichter haben.

Ein versonnenes Lächeln blitze über die zerklüfteten Gesichtszüge und die zerbissene Nase, während Lurker sich auf die schmutzige Oberfläche der Ladentheke niederließ, auf der Staub, Ruß und die Luftfeuchtigkeit einen öligen Film gelegt hatten, in dem Ausgetrocknete Insekten Körper klebten.

Leg dich bloß nicht mit dem Kerl an. Zum einen schätze ich ihn als skrupelos ein, zum Anderen ist jemand wie er, der uns so nah steht, nützlich in einer offiziellen Position. Früher haben wir die Geißel gestellt, mit dem Verrottetem haben wir zumindest jemand im Amt der eine gewisse Verbindung zu uns hat.

Er würde mit Dargol reden müssen. Der Mann war ein Profi und würde den geringen Preis der kleinen Caitiff gegenüber ein wenig die Augen zu zudrücken sicherlich gerne bezahlen, wenn sich Lurker dafür als kooperativ erwies. Eigentlich hätte er die Geißel gerne in seine Pläne einbezogen, aber der Zombie würde ihm mit Sicherheit problemlos die Haut abziehen und sich einen schönen Hut daraus machen wenn er mitbekam das Lurker gegen die Obrigkeit arbeiten wollte. Besser wenn der Umschwung einfach stattfand. Dargol hatte unmissverständlich zu verstehen gegeben das er nur an seiner Arbeit interessiert war. Wenn plötzlich jemand anderes in der Chefetage saß, würde er das nicht mal mit einem Wimpern zucken quittieren, aber das hieß nicht das er nicht bereit gewesen wäre einen Dissidenten den er in flagranti erwischte an dessen Eingeweiden am Flaggenmast zu hissen.
 
AW: [24.04.2008]Trautes Heim, Glück allein

"Seit ich so dumm war den Bossen hier in der Stadt von meiner Existenz zu erzählen, habe ich den Vogel am Hintern kleben. Der Itaker in der Akademie, Romero glaub ich?, hat mich noch in der ersten Nacht verdonnert, mich einmal die Woche bei Calzone zu melden und der hatte natürlich nichts besseres zu tun, als dieses dämliche Treffen auf alle achtundvierzig Stunden hochzuschrauben. Zur Sicherheit für uns alle meinte er, tsk!"

Jenny seufzte und ihre Verzweifelung klang ehrlich.

"Lurk', du kennst mich! Über kurz oder lang baue ich doch mit Sicherheit irgendeine blöde Scheisse, sag was dämliches, oder springe diesem sarkastischen Arsch vielleicht sogar gleich an die Kehle. Versteh' mich richtig, ich weiß das der Typ voll gefährlich ist, aber ich kann mit solchen Wichsern einfach nicht um. Echt, ich dreh noch durch wenn das so weiter geht!"

Das war vielleicht etwas dramatischer beschrieben, als es in Wirklichkeit aussah, aber nur bei dem Nosferatu hatte Jenny das Gefühl sich mal alles von der Seele reden zu können.
Eine gewisse zusätzliche Dramatik ließ sich da kaum vermeiden.
 
AW: [24.04.2008]Trautes Heim, Glück allein

Nachdenklich umwölkte sich die Stirn des Nosferatu, während er einen seinen Insektenfühlerartigen Finger auseinander faltete um mit dem Nagel vor seine schartigen Zahnreihen zu tippen. Eine Geste der er oft nachgab wenn er nachdachte, wusste man wenn man ihn besser kannte.
Er hatte keinerlei Probleme mit diesem merkwürdigen Sekretär. Tatsächlich hatte er ihn nur ein oder zweimal gesehen, da man die Gelegenheiten zu denen er an der Kunstakademie gewesen war an einer Hand abzählen konnte. Zwei der vier male war er sogar nur heimlich dort gewesen. Die zählten also noch nicht einmal so recht. Er und seines Gleichen waren nicht gerne gesehen und wenn ein Mitglied seines Clans 'vergaß' sich offiziell zu melden, dann wurde von Seiten der Verwaltung nicht nachgefragt. Jeder Nosferatu der nicht dort auftauchte war für sie ein guter Nosferatu. Es würde Stray aber nicht helfen sich ein wenig Abfall in die Taschen zu stopfen und sich dort im Büro ein wenig rotzig zu benehmen. Sie mochte sich noch so sehr anstrengen, im Grunde sah sie aus wie ein junges Mädchen. Ein wenig abgehärmter vielleicht, ein wenig verlebter mochten ihre Züge sein, aber das war nicht selten unter den Kindern heutzutage. Die meisten sahen zu früh Dinge die sie gar nicht erleben sollten.
Natürlich konnte sie mit so einem Auftreten nicht jenes Unbehagen auslösen das ein Mitglied des Clans mitbrachte der auch in ihre Kreise 'geboren' worden war. Am besten würde es sein wenn die Knilche in der Administrative des Prinzen gar nichts weiter von Stray hörten oder sahen.

Ich spreche mit Dargol. Ich darf nicht zum Prinzen ins Büro gehen und dem Guhl erklären das er sich nicht in Angelegenheiten der Verborgenen einzumischen hat, wenn er Wert darauf legt das seine diversen Substanzen die man als Mensch so ausscheidet weiterhin durch die richtigen Stellen seines Körpers laufen, aber mit der Geißel kann man reden.

Dem Zombie gegenüber konnte man die Verbindung der kleinen Streunerin zum Clan ruhig indirekt mitteilen. Er würde das wahrscheinlich sogar als Hilfe für seine Arbeit ansehen, wenn er auf gewisse soziale Verwebungen aufmerksam gemacht wurde. Lurker würde beim nächsten Treffen mal dazu kommen.
Andererseits, wenn er diese Dinge von Stray fernhielt und ihr den Weg ebnete, dann würde sie wohlmöglich nie lernen wann es besser war den Mund zu halten und heimlich zu operieren. Tat er vielleicht genau das falsche ?

Nein, Dargol ist kein gutes Testobjekt.

Die gewünschte Lektion sollte Stray besser an anderer Stelle lernen. Es machte für ihren Lernerfolg sicherlich Sinn wenn sie sich eine blutige Nase holte, aber der wandernde Kadaver war ungeeignet, weil er Stray einfach ausweiden mochte, wenn er die Geduld verlor.
 
AW: [24.04.2008]Trautes Heim, Glück allein

"Ja kann sein? Ich glaube sogar das mich der Typ ein wenig leiden kann. Auf seine sadistisch perverse Leichenart jetzt..."

Jenny grinste frech und stellte eben damit und genau in dieser Sekunde Lurkers vorherigen Gedankengänge in Frage. Dies geschah natürlich unbeabsichtig und rein zufällig, aber es wurde grade deswegen nur umso deutlicher.
Die kleine Caitiff würde nicht lernen, niemals. Sie würde mit ihrem hübschen Kopf solange gegen jede Wand rennen, bis sich entweder die ersten Steine verschoben, oder sie sich eben irgendwann den Schädel zerbrach.

"Trotzdem mag ich ihn nicht. Calzone hat diese Art an sich, du weißt schon, man merkt ihm einfach an das er Spaß daran hat anderen weh zu tun. Ich weiß nicht wie ich das besser erklären soll, wenn der in meiner Nähe ist, schrillen in mir alle nur erdenklichen Alarmglocken. Dem kann man nicht trauen, sei bloß vorsichtig."

Der freche Gesichtsausdruck wich echter Sorge. In Jennys Phantasie erschienen Bilder in denen die Geißel ihrem besten Kumpel ein Messer in den schuppigen Rücken stach.
Sie schüttelte sich, als ob sie die dunklen Gedanken auf diese Weise loswerden könnte und versuchte erneut zu lächeln. Es gelang ihr nur schwerlich.

"Aber was anderes. Wie gefällt dir meine neue Bude? Gemütlich, oder?"
 
AW: [24.04.2008]Trautes Heim, Glück allein

Sie waren alle Aussenseiter, alleine deswegen war es gut möglich das Dargol in Stray so etwas wie einen verwandten Geist sah und tatsächlich eine gewisse Sympathie für sie hegte. Allerdings würde ihn das nicht davon abhalten ihr den Kopf abzureißen, wenn sein Amt das erforderte.
Eine gewisse Freude bei der Arbeit gehörte selbstredend dazu. Nur allzugerne hatte er selber bei der Befragung des Rosenkindes Cortéz beigewohnt. Er kannte die schwarze, wollüstige Dunkelheit die in ihnen lauerte, er hatte sie gemeinsam mit jenen Kreaturen im Osten erkundet über die man in hiesigen Kreisen nicht einmal hinter vorgehaltener Hand sprach. Gut möglich das die Kleine Stray schreiend weglaufen würde wenn sie erführe was Lurker alles gesehen hatte in jenen finsteren Schlössern und tiefen Kellern der alten Herrenhäuser in den Schluchten der Karpaten. Der Nosferatu schmunzelte sachte. Er kannte schlimmere Typen.

hervorragend ausgesucht. Dieser alte Straßenzug ist vor vielen Jahrzenten bei Schachtungsarbeiten abgesackt.

Es war mehr als wahrscheinlich das der alte Reißer maßgeblich seine Finger dabei im Spiel hatte. Vielleicht hatte er diese Straße zusätzlich in Anspruch nehmen wollen und der eitle Prinz hatte sie ihm nicht gegeben. So oder so, nun gehörte sie den Nosferatu. Wie so oft hatten sie aber nicht die wirkliche Straße bekommen, sondern nur ein zersprungenes Zerrbild der alten Straßenecke. So erging es ihnen immer. Stets wurden sie mit Fälschungen abgespeist.
Bevor er weiter diesen deprimierenden Gedanken nachhängen konnte sah er zu der jungen Abtrünnigen hinüber und ließ sich von ihrer guten Laune anstecken. Er würde wieder früh genug in die Einsamkeit seiner finsteren Grübeleien zurückkehren.

zumindest wird dich hier niemand finden. Ich bin aber ein wenig überrascht das du nicht unter dem Hovel haust.

Gut möglich das sie die ehemals weiß gekachelten Zimmer unter diesem merkwürdigem Schuppen nicht kannte. Lurker war selber so gut wie nie dort. Die merkwürdigen Metallgestänge einiger alter Betten die dort wie Skelette von bösartigen, in Vergessenheit geratenen Tieren herumstanden lösten Beklemmungen in einem aus. Dort hatten Versuche stattgefunden, soviel konnte man aus den verstreuten, obszön großen Spritzen, den verstreuten Nierenschalen und den Klemmbrettern mit irgendwelchen vergilbten Datenblättern die überall herumlagen ablesen.
 
AW: [24.04.2008]Trautes Heim, Glück allein

"Unter dem Hovel kann man wohnen?"

Mit offenem Mund starrte die Caitiff zu Lurker hinüber. Der Gedanke, das es unter dieser Fabrikhalle noch etwas anderes gab als einen Haufen Muttererde, schien sie vollends zu überraschen.

"Echt jetzt? Ich hab immer gedacht das wäre einfach nur irgend so 'ne olle Fabrikhalle die keiner haben will? Ähm, weiß das außer dir jemand? Ich meine... die Jungs die den Laden dort schmeißen. Weißt schon Tim und seine Kumpels und so, ...wissen die das es diese Räume gibt? Mann, das wäre ja endgeil! Echt jetzt, woah!"

Jenny war sofort Feuer und Flamme.
Der Gedanke sich häuslich direkt unter ihrem Lieblingsschuppen einzurichten begeisterte sie sichtlich. Insbesondere weil sie dort an vierundzwanzig Stunden am Tag so laut Musik hören konnte wie sie wollte, weil es von dort nur zehn Minuten Fußmarsch zum Anarchentreffpunkt waren und natürlich, weil dort der Nachschub an Alkohol, Tabak und Drogen beinahe unerschöpflich war.
Und dabei war es sogar egal, ob es nun direkt oder über eine frisch geöffnete Vene konsumiert werden konnte.

"Nun sag doch!!!"
 
AW: [24.04.2008]Trautes Heim, Glück allein

Lurkers Miene spiegelte gespieltes Erstaunen wieder, während er eine abwiegelnde Geste machte. Ein schelmisches Lächeln hing in seinen Mundwinkeln. Das Höhlensystem unter der Stadt war so vielschichtig das es wohl kaum einen Platz gab der nicht in irgendeiner weise unterkellert war. Oftmals lagen diese Tunnel aber so tief und labyrintisch verschachtelt, das niemand mehr von ihnen wusste. Es gab sogar Orte, wie die unterirdischen Anlagen unter der Gastdomäne, die sogar den Nosferatu nicht vollständig bekannt waren.

Nur die Ruhe...ja, es gibt einige Räume unter diesem Schuppen. Allerdings gibt es von dort keinen Zugang der hinab führt. Die Menschen wissen selbstverständlich nichts davon.

Nach Lurkers wissen war der nächste Eingang der unter das Hovel führte im Keller eine alten Kneipe, die schon vor langer Zeit geschlossen hatte. Dort konnte mann über den defekten Aufzug, mit dem seinerzeit die Lieferungen in den Keller gefahren wurden, hinabsteigen. Wo der wirkliche Haupteingang zu den unterirdischen Räumen einmal gelegen hatte wusste nicht einmal Lurker genau.
Was er aber wusste war, das sich diese Gegend nicht eignete um sich dort einzurichten.

Wir können dem Loch mal einen Besuch abstatten, aber wohnen willst du dort bestimmt nicht. Da war mal eine kleine Klinik, oder zumindest Versuchsräume. Alles weiß gekachelt und jedes Zimmer mit einem Abfluss in der Mitte. Sieht aus wie eine Schlachterei, nur das die Reste der Einrichtung eindeutig für Menschen gedacht waren. Es gibt sogar kleine Räume die verdächtig nach Zellen aussehen.

Das ganze sah aus wie ein Tierversuchslabor. Nur waren die Versuchstiere ganz offensichtlich keine Hunde und Hamster gewesen. Nicht mal Lurker wollte dort übertagen. Der Gedanke das er sich beim Erwachen plötzlich auf einem Stahlbett festgeschnallt wieder fand und ein gruseliges Kabinett aus geisterhaften Chirurgen und Krankenschwestern ihn genüsslich sezierten war zu lebendig wenn man dort unten war. Irgendwo, so hatte man das Gefühl, gab es dort zwischen den vergilbten Papierbergen eine Akte mit dem eigenem Namen darauf.
 
AW: [24.04.2008]Trautes Heim, Glück allein

Jenny fehlte in dieser Hinsicht anscheinend jegliches Vorstellungsvermögen, denn ihre Augen leuchteten mit unverändertem Feuer.

"Lurk'! Schatz! Bitte lass uns beide morgen Nacht dort vorbeischauen, ja? Am Besten gleich nach Einbruch der Nacht. Ist mir egal ob ich dort wohnen kann oder nicht, ich finde es einfach nur geil das es unter dem Hovel überhaupt etwas gibt. Ich muss es einfach sehen, verstehst du? Vielleicht läßt es sich ja doch zu irgend etwas nutzen? Bitteeeee!"

Die Caitiff redete wie ein Wasserfall und hatte dabei ihren besten Hundeblick aufgesetzt. Mit geschürzter Lippe, klimpernden Wimpern und leicht schief gestelltem Kopf sah sie zu dem Nosferatu herüber.
Die Situation hatte beinahe etwas lustiges. Hier stand die unerschütterliche und oft übertrieben rücksichtslose Caitiff und bettelte wie ein kleines Mädchen.
Wenn Enio oder Peter Crain sie jetzt so sehen könnten, würden sie ungläubig den Kopf schütteln. Allerdings war dieses Verhalten wohl eher etwas das alleine und für alle Zeiten Lurker vorbehalten bleiben würde.

"Hm?"
 
AW: [24.04.2008]Trautes Heim, Glück allein

Er ging wirklich nicht gerne dorthin, aber es gab auch keinen Grund ihr den Wunsch zu verwehren. Sollte sie sich ruhig selber ein Bild machen. Er mochte weder den maroden Schuppen der sich 'Hovel' nannte, noch die merkwürdigen Räumen darunter. Er fand das Stray hier viel besser aufgehoben war.

Wenn du unbedingt möchtest gehen wir dorthin.

Er zuckte gleichgültig mit den dürren, ungeraden Schultern und schenkte der adoptierten Nosferatu ein Lächeln mit dem man ganz sicher nicht für ein politisches Amt kandidieren konnte. Seine Lippen waren aufgeplatzt und wulstig wieder zusammengewachsen und sein Mund war viel zu breit, so das ihm das Lächeln bis an die gelblichen, zackigen Backenzähne reichte. Dennoch war das ein wohlwollendes Lächeln.
Ihr Ausflugsziel war zwar gruselig, aber das passte eigentlich wunderbar. Wo sollte ein Monsterpärchen wie sie auch anders einen Spaziergang unternehmen, wenn nicht an einen unheimlichen und monströsen Ort ?
 
AW: [24.04.2008]Trautes Heim, Glück allein

Jenny liebte Lurker von Herzen, aber sein Lächeln zauberte ihr mit beharrlicher Regelmäßigkeit eine Gänsehaut auf den Rücken. Irgendwie paßte es nicht zu dem Bild das sie sonst von ihm hatte.

"Ja super! Am Besten wir treffen uns genau hier. Gleich morgen abend wenn es dunkel wird, ja? Oh Mann ich bin tierisch gespannt wie es dort unten wohl aussehen mag. Wenn du Bock hast kannst du auch hier pennen, dann können wir noch früher los!"

Natürlich wusste Jenny das sie mit diesem Vorschlag etwas übers eigentliche Ziel hinaus schoß, aber sie genoß die Nähe ihres Freundes einfach und dachte im Stillen, das ein derartiger Versuch auf die Verlängerung seines Besuchs nicht schaden konnte.
Immerhin war die Frage auf diese Weise unverfänglich genug, um bei einer möglichen Absage nicht peinlich zu wirken.
Jenny grinste frech und zwinkerte Lurker vieldeutig zu, etwas unangenehm sollte es für den Nosferatu dann doch sein, wo blieb denn da der Spaß?
Außerdem war die Anarche wahnsinnig neugierig in wie weit der Nosferatu ihre Zuneigung erwiderte.
 
AW: [24.04.2008]Trautes Heim, Glück allein

Es mochte Jenny überraschen das der Nosferatu auf ihren Vorschlag hin einfach nur bedächtig und sachte nickte. Ihre übertriebene Augenzwinkerei entlockte ihm nur ein mildes Schmunzeln. Vielleicht hatte er bemerkt das ein zu breites Lächeln, sei es auch noch so freundlich gemeint, ihr Unbehagen bereitete, vielleicht fand er es aber auch wirklich einfach nur leicht amüsant.
Es erinnerte Lurker an früher, als er mit Dimitri und Brenda gemeinsam in seinem Brunnen gelegen hatte. Tröstende Gemeinschaft. Auch in seiner Heimat hatten die jüngeren Nosferatu sich oft eine Höhle geteilt. Die Nähe half mit den Veränderungen fertig zu werden.

Ja, das wäre wohl am besten. Heute war bereits eine Ereignisreiche Nacht und ich habe es noch nicht einmal geschafft unseren Bruder der gestern in die Stadt gekommen ist zu begrüßen.

Lurker rechnete damit das ihr Ausflug eher von kurzer Dauer sein würde. Er konnte sich nicht vorstellen das irgendjemand an so einem Ort verweilen wollte, wenn nicht einmal er das wollte. Gerade in dieser Nacht war er ausgiebig an die Mitglieder des Clans der Drachen und seine Zeit dort erinnert worden. Diese Typen wären wahrscheinlich die Einzigen die einem solchem Ort etwas abgewinnen konnten.
Gerade jetzt wollte er sie aber aus seinem Kopf haben, darum versuchte er nicht daran zu denken und besah sich lieber die Tischplatte auf der er saß. Sie würde genügen um sich auf ihr niederzulassen.

Diesen abscheulichen Lärm stellen wir aber ab...

Er deutete mit dem Kinn auf das Wiedergabegerät aus dem mit mäßiger Lautstärke immer noch etwas dudelte das Lurker nur als Krach bezeichnen wollte.
 
AW: [24.04.2008]Trautes Heim, Glück allein

...diesen abscheulichen Lärm stellen wir aber ab....

Worte die bei Jenny normalerweise zu sehr ungemütlichen Reaktionen führten. Ihre Musik war ihr heilig und wie bei jedem diesbgezüglichen Liebhaber war sie erst dann wirklich gut, wenn sie auch laut genug war, um auch die letzten künstlerischen Feinheiten problemlos zu verstehen.

Aber anstatt wie erwartet eine heftige Szene loszubrechen, nickte sie nur artig und stellte die Musik kommentarlos aus.

"Cool! Du kannst dich hinhauen wo du möchtest, such dir was aus. Ich penn wie immer unter der Erde, in dem Loch dort..."

Schüchternd lächelnd wie sie auf eine Stelle innerhalb des Kiosks an dem sie die Pflastersteine sorgsam entfernt hatte, um die darunter liegende Erde freizulegen. Noch nie hatte sie jemandem von dieser Fähigkeit erzählt und jetzt wo sie sie erstmals preisgab, war es ihr aus irgendeinem Grunde etwas peinlich.

Ihre zusätzliche Enttäuschung über Lurkers Reaktion hingegen, überspielte sie sehr gekonnt, denn eigentlich hatte sie gehofft etwas mehr gefühlsmäßigen Enthusiasmus aus dem Nosferatu herauszukitzeln. Aber er war eben wie er war und grade das mochte sie ja so sehr an ihm.

Wie immer wenn ihr etwas unangenehm war, wechselte sie das Thema um auf andere Gedanken zu kommen und ihr Herz im gleichen Maße vor unangenehmen Erkenntnissen zu schützen.

"Erzählst du mir noch ne Gute Nacht Geschichte? Jetzt wo die Mukke nicht mehr läuft ist es so... still hier!"

Sie grinste.
 
AW: [24.04.2008]Trautes Heim, Glück allein

Eine Augenbraue hob sich auf ihren Kommentar hin. Lurker kannte diese mehr als nur faszinierende Fähigkeit. Er hatte sie bei May gesehen in der Nacht als...

Ja..nur weiter..in der Nacht als sie dir das Herz aus der Brust gerissen hat und lachend darauf herumgetanzt hat.

Etwas seltenes geschah, Lurker erlag der Versuchung einer menschlichen Geste. Bei dem Gedanken an diesen Abend bildete sich ein galliger Klumpen in seinem Hals und er versuchte verzweifelt ihn durch seinen trockenen Rachen herunterzuschlucken. Ein leises Würgen und ein hartes Schlucken, dann hatte er sich wieder im Griff.

Ich kenne das. Das muss toll sein. Auf diese Weise kannst du dich mit diesem Ort hier auf eine Art verbinden die einem von außerhalb nicht möglich ist.

Immerhin hatte sich May, und jetzt gelang es ihm bei diesem Gedanken ruhig zu bleiben, Mühe gegeben ihm das Ganze zu erklären.
Ihre Bitte um eine Geschichte brachte den Nosferatu ein wenig in Verlegenheit. Eigentlich erzählte er gerne, aber seine Eignung zum Märchenonkel war gelinde gesagt gering. Zu Lebzeiten hatte er keine Familie gehabt und somit weder Kinder, noch Nichten oder Neffen. Selbst nach seinem kleinem 'Unfall' war seine Eignung zum Vater eher fragwürdig, denn sein Junges hatte sich bereits nach wenigen Wochen von ihm losgesagt und war verschwunden.

Welch glückliches Idyll, ein Prachtexemplar von einem Rabenvater bist du.

All die vielen Geschichten die er seinerzeit gesammelt hatte, von Vampiren und Werwölfen, von Geistern und Guhlen, allesamt erschienen ihm absurd und belanglos wenn man sie gegen den greifbaren Schrecken ihrer Existenz stellte. Dann fiel im plötzlich ein in welchem Zusammenhang er das Thema damals, in dieser schrecklichen Nacht mit der jungen Gangrel, angebracht hatte.
Die Erinnerung an seinen Bruder legte sich wie ein kühler Umschlag auf die fiebrigen Wunden des Zorns in seinem Innerem. Eine Geschichte... ja.

Ich könnte dir erzählen wie ich einmal bis in die frühen Morgenstunden mit jemandem unterwegs war und dann mit ihm am Rand des Sonnenaufganges geflohen bin.

Ein stolzes Lächeln hatte sich seine Stimme geschlichen. Das war etwas das nicht jeder Vampir von sich sagen konnte.
 
AW: [24.04.2008]Trautes Heim, Glück allein

"Echt? Bis zur letzten Minute?"

Jenny war baff. Sie selber hielt sich für ausgesprochen mutig, genau genommen sogar für ziemlich verwegen. Der Gedanke an die vernichtenden Strahlen der Sonne allerdings, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.
Sie hatte vor längerer Zeit einmal zur Bestrafung Verbrennungen auf diese Weise hinnehmen müssen und der Schmerz der damit zusammenhing, war das schlimmste das sie je hatte ertragen müssen.
Wer würde sich freiwillig einem solchen Risiko aussetzen?
Jennys Respekt vor Lurker wuchs weiter an.
Wer mochte wohl der Andere gewesen sein?

"Ja bitte, bitte erzähl mir davon!
War es hier in der Stadt?
Freiwillig?
Sag doch!"

Sie lächelte verlegen als sie merkte das sie wieder zu plappern anfing und schwieg.
 
AW: [24.04.2008]Trautes Heim, Glück allein

Er nickte und war nicht weniger begeistert. Eine richtige gute Nacht Geschichte und die Hauptfigur war ein wohlbekannter Nosferatu. Mit eckigen Bewegungen faltete er sich zusammen, bis er im Schneidersitz auf dem Tisch hockte. Diese Eskapade würde er noch zum Besten geben, bevor der Tag seinen Tribut von ihnen forderte.

Es war vor vier Jahren, hier in dieser Stadt. Es war April und noch konnte man den letzten Biss des Winters in der Luft spüren. Ich war mit einem gutem Freund unterwegs. Vielleicht der beste den ich jemals hatte. Zumindest der unter denen die nicht zur Familie gehörten.

Jetzt war es an ihm Stray ein wenig übermütig zu zuzwinkern.

Wir waren im Dom, oben im Glockenturm, beinahe der höchste Punkt und ich konnte durch das Fenster hinaussehen. Die Stadt war hell. Viel heller als ich sie jemals wieder gesehen hatte. Der Himmel war nicht mehr tintig, sondern schon beinahe hellgrau. Dann plötzlich wurde er rot, wie Glut. Der Horizont entzündete sich und Wellen von Licht brachen durch die Wolken. Ich hatte entsetzliche Angst. Dann sind wir los gerannt. Das Licht ist uns beinahe hinterher gekrochen, während wir wie vom Wahnsinn geritten aus der Kirche gespurtet sind. Ich erinnere mich noch deutlich wie der Morgen sich in den Fenstern gefangen hat. Herrliche Farben, so wunderschön wie sie keine künstliche Lichtquelle jemals malen könnte. So liefen wir, die Vernichtung im Rücken auf den Vorplatz. Kennst du das Gefühl wenn sich die Schwere des Todes in deine Gliedmaßen schleicht ? Das war beängstigend. Während wir wie von Sinnen versuchten aus der aufgehenden Sonne zu fliehen, wurden unsere Körper immer steifer und matter. Mit letzter Kraft rissen wir einen Kanaldeckel aus dem Asphalt und ließen uns in die Dunkelheit der Abwässerschächte fallen...wo wir....wo...

Er runzelte angestrengt die Stirn. Draußen war jetzt wahrscheinlich dasselbe Szenario zu sehen wie er hier unten beschrieb. Die Nacht war dabei hinten über zu kippen und dem Tag platz zu machen. Es fiel ihm schwer zu denken. Was hatte er gerade erzählt ? Seine Augen wanderten ziellos umher, fanden dann Stray. Er lächelte.

Dann haben wir uns durch die Tunnel geschleppt, bis zu einer Stelle an der ich schon einmal den Tag über gelegen hatte. Ich erinnere mich an Lanzen aus Licht, die hinabreichten bis unter die Straße. Sie waren heiß, wie der Zorn Gottes...wir haben es geschafft...so gerade...

Lurker spürte wie sein Bewusstsein zerfloss. Der Tod forderte sein recht und riss ihn hinab in seine traumlosen Tiefen. Plötzlich rutschte die Welt auf die Seite. Der Nosferatu lächelte versonnen. Wie war das möglich ? Drehte sich alles ? Ein letzter Rest von rationalem Denken nahm wahr das mitnichten die Unterwelt der Stadt sich um ihn herumdrehte, sondern das vielmehr er auf die Seite umgefallen war.
Wie immer begann das wilde, schattenhafte Ding in seinem Innerem sich verzweifelt zu wehren, versuchte der Leere des Tages zu entkommen, wie ein rasendes Etwas am Grunde eines Brunnenschachtes versuchte an den Wänden hinauf zu rennen.
Trostsuchend tasteten die Spinnenbein Finger des Nosferatu nach seinem Kind. Wenn er sie zufassen bekäme würde er sie umklammern.

Dimitri...Stray....

Dann verstummte das Ding das Lurker war und regte sich nicht mehr. Tief unter der Stadt wurde aus ihm das was er eigentlich sein sollte. Eine Leiche.
 
AW: [24.04.2008]Trautes Heim, Glück allein

Jenny hörte aufmerksam zu und bemerkte mit plötzlichem Bedauern, dass sie sich nicht mehr an den Glanz der aufgehenden Sonne erinnern konnte.
Eigentlich war es doch noch gar nicht so lange her?
Zehn Jahre!
Eine Kleinigkeit, wenn man sie mit der Spanne verglich die Lurker und all die anderen bereits als Untote auf Erden wandelten. Wenn sie sich jetzt schon nicht mehr recht erinnern konnte, wie würde es in fünfzig oder hundert Jahren sein? Irgendwann waren Wärme und Sonnenschein nur noch leere Worte ohne jede Bedeutung...
Ihr Herz krampfte unter einer Welle heißer Panik und es kostete die Caitiff ihre ganze Willenskraft es sich nicht anmerken zu lassen.
Die Sonne war fort, für immer!
Für immer!
Fuck!

Mit aller Kraft konzentrierte sie sich wieder auf Lurker. Seine Geschichte war spannend und er entgegen seiner eigenen Einschätzung ein hervorragender Erzähler.
Dann bemerkte auch sie die aufkeimende Schwere des allumfassenden Todes. Immer noch aufmerksam lauschend krabbelte sie auf das Erdloch zu, verharrte hier solange sie es sich zutraute und verschmolz erst mit dem kalten Boden als Lurker seine letzten beiden Worte sprach.

"Dimitri! Stray! .... Dimitri? ...."
 
Zurück
Oben Unten