Leo
Johnny Steinberg
- Registriert
- 7. März 2008
- Beiträge
- 2.797
Es war früh am Morgen.
Ein weißer Kastenwagen hielt bei der Kunstakademie. Am Steuer saß ein hässlicher Typ Ende 40, mit verlebtem Gesicht, fettigen Haaren und Sonnenbrille. Er hatte einen Glimmstengel im Mund und nuschelte: „Soll ich mitkommen?“
„Nicht nötig“ erwiderte der nicht minder hässliche Alte auf dem Beifahrersitz knapp.
Massimo stieg aus und gab der Autotür einen Schups, damit sie wieder zuviel. Er war ein alter Kauz um die 80. Er war einen Hauch zu dick angezogen für die Jahreszeit, doch wie man wusste waren einige Alte immer am Frieren. Er war recht klein und dürr, trug einen langen grauen gefütterten Mantel und einen Schal in schreiendem unschönen Gelb, dazu eine Kappe.
In der weiten Manteltasche war ein weiterer Kauz, ein geghulter Steinkauz namens Mauro, der es liebte stets in Massimos Nähe zu sein. Ein weiterer Grund, warum der Nosferatu gern diesen Mantel trug. Mauro war knapp 20 cm groß und passte gut in die Manteltasche. Dort verhielt sich stets ruhig und kam nur hervor wenn Massimo ihn dazu aufforderte.
Langsam schleppte der Alte sich vorwärts. Der Nosferatu war durchaus in der Lage in normaler Geschwindigkeit zu gehen, er hatte es sich jedoch angewöhnt in der Öffentlichkeit den etwas schlurfenden, schleppenden Gang eines alten Mannes anzunehmen. Einen Gehstock wiederum, um sich darauf zu stützen, hatte er erst recht nicht nötig, aber es rundete das Bild des alten Mannes ab, den er verkörperte, und er spielte diese Rolle gut.
Der Gehstock war aus hellem Holz und nicht gerade vornehm. Nichts an seiner Kleidung war vornehm, wenn auch nicht zerlumpt. Der Mantel wirkte nicht gerade neu, nicht gerade von bester Qualität und nicht gerade frisch gewaschen.
Massimo wirkte wie jemand, der in bescheidenen Verhältnissen lebte, an der Armutsgrenze.
Die arme Seele kann kaum von seiner dürftigen Rente leben, würde man geneigt sein zu denken, wenn man diesen Alten sah.
Der Mantel roch irgendwie muffig, oder vielleicht war es gar nicht der Mantel, der roch. Das war sicher einer von den schusseligen Alten, die meistens vergaßen sich zu waschen und die ihre Wohnung nie lüfteten und dort nahezu bei Treibhausluft lebten, würde man bei Massimo vermuten.
Er hatte einen Augenblick lang gar überlegt ob er sich nicht bei den Toreador etwas gepflegter präsentieren sollte. Es war nicht so als ob er nicht auch bessere Kleidung hätte. Aber wozu – er ging hier nicht zu einem Opernball, und dass ein Nosferatu nicht gut roch dürfte bekannt sein.
Es war ihm unangenehm genug, wenn er zu irgendeinem Fest ausnahmsweise mal etwas Vornehmeres anzog. Er fühlte sich nicht wohl, wenn er wie aus dem Ei gepellt war. In seiner alten schmuddeligen Kleidung dagegen fühlte er sich zu Hause. Frisch gewaschene Kleidung hatte außerdem diesen penetranten süßlichen Geruch von Waschmittel an sich.
Massimo hatte sich den Weg zu Romeros Büro beschreiben lassen. Scheinbar mühsam ging er die Stufen hoch und öffnete die Tür. Auch wenn niemand ihn sah behielt er seinen schlurfenden Gang bei. Es war einfach zur Gewohnheit geworden.
Dann fühlte Massimo sich beobachtet. Aha, offenbar gab es hier Videokameras. Hoho, dann konnte ihn der Sekretär sicher nun auf dem Bildschirm ohne Maske sehen. Hoffentlich hatte er seine Freude daran.
Der Nosferatu vernahm die Standardbegrüßung, die wohl aus einem Lautsprecher kam und trat ein.
Er hatte einen permanenten Frosch im Hals und sagte mit etwas heiserer, krächzender Stimme: „Guten Abend. Mein Name ist Massimo Grossini, ich bin angemeldet.“
Den Clan zu nennen war unnötig, und auch den Status wusste Romero längst, und Massimo mochte es nicht überflüssige Worte zu verlieren.
Ein müffelnder Geruch begann sich langsam im Büro auszubreiten. Das war für den Sekretär sicher nicht gerade angenehm. Na ja, aber er konnte froh sein, dass der Nosferatu immerhin keine Schleimspuren hinterließ und auch keine Schuppen von mir herunterfielen. Es hätte ihn also durchaus schlimmer treffen können.
Da fiel Massimo etwas ein.
„Ist es erlaubt, dass ich hier meine Maske trage?“ fragte er. Danach hatte er am Telefon vergessen zu fragen.
Ein weißer Kastenwagen hielt bei der Kunstakademie. Am Steuer saß ein hässlicher Typ Ende 40, mit verlebtem Gesicht, fettigen Haaren und Sonnenbrille. Er hatte einen Glimmstengel im Mund und nuschelte: „Soll ich mitkommen?“
„Nicht nötig“ erwiderte der nicht minder hässliche Alte auf dem Beifahrersitz knapp.
Massimo stieg aus und gab der Autotür einen Schups, damit sie wieder zuviel. Er war ein alter Kauz um die 80. Er war einen Hauch zu dick angezogen für die Jahreszeit, doch wie man wusste waren einige Alte immer am Frieren. Er war recht klein und dürr, trug einen langen grauen gefütterten Mantel und einen Schal in schreiendem unschönen Gelb, dazu eine Kappe.
In der weiten Manteltasche war ein weiterer Kauz, ein geghulter Steinkauz namens Mauro, der es liebte stets in Massimos Nähe zu sein. Ein weiterer Grund, warum der Nosferatu gern diesen Mantel trug. Mauro war knapp 20 cm groß und passte gut in die Manteltasche. Dort verhielt sich stets ruhig und kam nur hervor wenn Massimo ihn dazu aufforderte.
Langsam schleppte der Alte sich vorwärts. Der Nosferatu war durchaus in der Lage in normaler Geschwindigkeit zu gehen, er hatte es sich jedoch angewöhnt in der Öffentlichkeit den etwas schlurfenden, schleppenden Gang eines alten Mannes anzunehmen. Einen Gehstock wiederum, um sich darauf zu stützen, hatte er erst recht nicht nötig, aber es rundete das Bild des alten Mannes ab, den er verkörperte, und er spielte diese Rolle gut.
Der Gehstock war aus hellem Holz und nicht gerade vornehm. Nichts an seiner Kleidung war vornehm, wenn auch nicht zerlumpt. Der Mantel wirkte nicht gerade neu, nicht gerade von bester Qualität und nicht gerade frisch gewaschen.
Massimo wirkte wie jemand, der in bescheidenen Verhältnissen lebte, an der Armutsgrenze.
Die arme Seele kann kaum von seiner dürftigen Rente leben, würde man geneigt sein zu denken, wenn man diesen Alten sah.
Der Mantel roch irgendwie muffig, oder vielleicht war es gar nicht der Mantel, der roch. Das war sicher einer von den schusseligen Alten, die meistens vergaßen sich zu waschen und die ihre Wohnung nie lüfteten und dort nahezu bei Treibhausluft lebten, würde man bei Massimo vermuten.
Er hatte einen Augenblick lang gar überlegt ob er sich nicht bei den Toreador etwas gepflegter präsentieren sollte. Es war nicht so als ob er nicht auch bessere Kleidung hätte. Aber wozu – er ging hier nicht zu einem Opernball, und dass ein Nosferatu nicht gut roch dürfte bekannt sein.
Es war ihm unangenehm genug, wenn er zu irgendeinem Fest ausnahmsweise mal etwas Vornehmeres anzog. Er fühlte sich nicht wohl, wenn er wie aus dem Ei gepellt war. In seiner alten schmuddeligen Kleidung dagegen fühlte er sich zu Hause. Frisch gewaschene Kleidung hatte außerdem diesen penetranten süßlichen Geruch von Waschmittel an sich.
Massimo hatte sich den Weg zu Romeros Büro beschreiben lassen. Scheinbar mühsam ging er die Stufen hoch und öffnete die Tür. Auch wenn niemand ihn sah behielt er seinen schlurfenden Gang bei. Es war einfach zur Gewohnheit geworden.
Dann fühlte Massimo sich beobachtet. Aha, offenbar gab es hier Videokameras. Hoho, dann konnte ihn der Sekretär sicher nun auf dem Bildschirm ohne Maske sehen. Hoffentlich hatte er seine Freude daran.
Der Nosferatu vernahm die Standardbegrüßung, die wohl aus einem Lautsprecher kam und trat ein.
Er hatte einen permanenten Frosch im Hals und sagte mit etwas heiserer, krächzender Stimme: „Guten Abend. Mein Name ist Massimo Grossini, ich bin angemeldet.“
Den Clan zu nennen war unnötig, und auch den Status wusste Romero längst, und Massimo mochte es nicht überflüssige Worte zu verlieren.
Ein müffelnder Geruch begann sich langsam im Büro auszubreiten. Das war für den Sekretär sicher nicht gerade angenehm. Na ja, aber er konnte froh sein, dass der Nosferatu immerhin keine Schleimspuren hinterließ und auch keine Schuppen von mir herunterfielen. Es hätte ihn also durchaus schlimmer treffen können.
Da fiel Massimo etwas ein.
„Ist es erlaubt, dass ich hier meine Maske trage?“ fragte er. Danach hatte er am Telefon vergessen zu fragen.