[15.04.] Brendas Gefangenschaft

Obwohl Deine Arme schemrzen zerrst du an den Ketten.
Hat sich die eine bewegt? Oder war es wieder nur die Einbildung der Hoffnungslosigkeit?

Das Verlangen nach dem Unbekannten wächst in Dir... du fühlst Dich leer. Ja, Trinken ist das Verlangen... Trinken. Trinken?
Deine Gedanken verschmelzen zu Brei. Einen klaren Gedanken zu finden ist nicht mehr möglich. Was passiert mit Dir?
 
Bruchteile von Sekunden bin ich ich, spüre meinen Körper überdeutlich. Spüre die Schmerzen überdeutlich, sehe die Finsternis schwärzer als Schwarz.
Durst
Dimitri... Durst... Rot... Schmerz... Mama... Mcmillan... Dimi-rst... Schmerz... Schwarz... Tot... Erlösung... Hoffnungslosigkeit
Was nehmen meine Augen wahr? Einen Lichtschimmer? Ist es das ES in mir, daß für mich nun sieht?
Kette... Dimitri... locker... Raphael...
Kein Gedanke läßt sich fassen, sie entgleiten mir, ich kann sie nicht halten. Wahnsinn... Gier... DURST
Es wütet in mir, mein Körper tobt in spastischen Zuckungen kraftvoll, ohne jede Kontrolle.
Ich bin ganz klein, kleiner als der kleinste Staubkorn, kleiner als ein Atom, ich bin Nichts. Ich bin der DURST, ich bin die Wut, ich bin ES.
Wo ist Brenda?
 
Du hängst völlig erschöpft in den Ketten und die Enden brennen in den Handgelenken. Einzig das Gefühl das durch den Schmerz ahnst wo oben und wo unten ist beruhigt Dich etwas.

Die Leere und die absolute Dunkelheit der Umgebung lassen sich langsam in Deinem inneren nieder, sogar der Durst ist für einen Augenblick in den Hintergrund getreten, aber weg ist er nicht. Irgendwie ist er immer präsent. Aber im Moment ist er nicht mehr so Dominant wie gerade eben noch.
Du fühlst Dich schlaff und völlig erschöpft. Die Handgelenke und Fussgelenken schmerzen von dem Zerren an den Ketten.
Am liebsten würdet du sterben, aber du stirbst nicht. Du bleibst am leben... hoffnungslos und völlig erniedrigt. So Hilflos. So Ohnmächtig und doch Hellwach.
 
Erschöpfung, pure Erschöpfung und doch keine Erschöpfung, kein Puls der rast und kein Herz das klopft und kein Atem um den ich ringen muß und doch keine Ruhe.
Ich atme tief durch, schon vergessen, daß ich eigentlich tot bin und nicht zu atmen brauche, aber es bringt keine Linderung, keine Erholung.
Mein Kopf sagt, er möchte schlafen, doch mein Körper bleibt einfach wach. Schmerzen bestimmen meine Existenz. Warum tut Totsein nur so weh?

"WARUM?"

Ich hab kaum genug Stimme und ich weiß nicht, ob ich gehört werde.

Wer oder was soll mich hier eigentlich hören?

"Bitte"

Ich seufze es nur, ich bin irgendwie da, mein Körper funktioniert irgendwie und verspürt Schmerzen, mein Geist ist aber erschöpft, verausgabt...
 
Keiner Antwortet.
Du sehst Dich nach der Stimme die gestern in Deinem Kopf noch donnerte und Dich erschreckte, sogar einschüchterte. Heute sehst du dich nach der Stimme. So sehr... Bitte rede mit mir. Aber keine Antwortet. Du bist allein. Allein und... und WAS?
 
"REDE MIT MIR"

Die unaussprechliche Gier nagt noch immer in mir, zum Sprung bereit. Bereit mich zu fressen, mich meiner selbst zu nehmen und ich muß mich konzentrieren, sehr stark konzentrieren.

"DIMITRIIIIIIII!!!!!"

Dimitri, wo bist du? Jetzt wo ich dich so sehr brauche.

Ich versuche an seine Güte und Liebe zu denken, die er mir schenkte, der Gedanke spendet mir in der Tat etwas Trost, aber er nimmt mir die Schmerzen nicht, er nimmt mir die Einsamkeit nicht.

"REDE MIT MIR, BITTE.... REDE MIT MIR!!!"

Ich stelle fest, daß meine Stimme kräftig ist und laut. Ich stelle fest, daß mein Körper nicht erschöpft ist. Zu Schwach zwar, die Ketten zu zerreißen, aber nicht erschöpft. Einzig mein Geist ist erschöpft, ich bin erschöpft. Grauen bohrt sich in meine Gedanken.

EINSAMKEIT... SCHMERZ... FINSTERNIS... EWIGE PEIN

Ich strenge mich abermals an, versuche meine Arme aufeinander zu zubewegen, die Ketten zu sprengen, oder meine Arme zu dehnen, oder beides. Irgendwie den Ketten zu entkommen. Haut wird abgestreift vom rostigen Eisen, ich ziehe stärker, der Knochen des Daumens bricht und ich gebe auf, der Schmerz ist zu groß, ich ertrag es nicht...
Ein Schrei hallt durch die Finsternis. Mein Schrei hallt durch die Finsternis...
 
Egal was du machst, egal wie du dich verhälst.
Du fühlst dich immer kleiner und unbedeutender...
Du bist ein Nichts.
 
"SAG WAS, BITTE SAG WAS!"

Niemand wird Dir was sagen, McMillan, Du bist allein. Nein, bin ich nicht, Brenda. Ich weiß, daß ich was gehört habe. Bist Du sicher, McMillan? Wirklich sicher?"

Es fühlt sich seltsam an, wenn der Verstand anfängt sich zu zerbröseln, wie ein vertrocknetes altes Blatt vom vergangenen Herbst. Es befreit irgendwie, die Angst wird zurückgedrängt. Alles wird belanglos, sogar die Schmerzen fangen an, einem zu langweilen.

Nein, ich will nicht. Ich muß nachdenken, mich erinnern. Ich darf nicht aufgeben. Nicht so lange ich lebe. Du dummerchen, Du bist doch schon längst tot. Du wirst hier hängen bleiben, bis nur noch ein Skelett von Dir übrig ist. Du wirst riechen, wie Dein Fleisch vom Körper fault, und Du wirst hören, wie es als verschimmelter Schleim zu Boden tropft.

Ich zucke zusammen, bei diesen Gedanken. Ich versuche sie zu verdrängen, aber die Bilder sind da und ich werde sie nicht los.

Schon mal versucht, nicht an eine Maus zu denken?

Ich kann meinen eigenen Gedanken nicht folgen, ich will immer noch glauben, daß alles nur ein Albtraum ist. Aber ich weiß, daß es Realität ist

Oder doch nicht?

"REDE MIT MIR"

Mein Geist erschöpft, Wahnvorstellungen greifen mit spinnengleichen gierigen Fingern nach meinem Verstand, gaukeln mit Realitäten vor...
 
Lange Zeit starrt Brenda in die kKonturenlose Dunkelheit und in die absolute Stille. Sekunden kommen Ihr wie Stunden vor, Minuten wie Jahre.


Jedesmal wenn Sie ihre Position ein bisschen verändert hat Sie das Gefühl das alles anders ist und oben ist unten. Oder ist es Links?
 
"Jetzt weiß ich wer Du bist." Sage ich in die Finsternis. "Du bist die schwarzhaarige Frau aus meinen Träumen." Triumpf liegt in meiner Stimme.
"Zeige Dich, sei nicht so feige." Fordere ich. "Ich kann Dir nichts anhaben."

Ich bewege mich, aber jede Bewegung bedeutet Schmerz. Mein gebrochener Daumen scheint förmlich zu explodieren und wäre ich nicht tot, so würde ich das Bewußtsein verlieren.

Wäre ich nicht tot, so würde ich das Bewußtsein verlieren. Vielleicht bin ich ja gar nicht tot? Vielleicht ist es eine Droge? So eine hawaiianische Zombiedroge?

Ich nickte, das wird es sein. Ich hänge irgendwie wie aufgespannt, die Droge muß auch irgendwie meinen Gleichgewichtssinn benebelt haben, denn ich weiß nicht, wo oben und unten ist.
Ich sollte Spucke sammeln und dann ausspucken, dann weiß ichs. Doch es wollte nicht gelingen, mein Mund blieb trocken.

DURST

Ich bäume mich auf, nein, ich will nicht wieder die Kontrolle verlieren. Nicht wieder soviel Schmerz ertragen müssen.

Du bist tot. Eine Leiche, du wirst hier verrotten

Ich wills nicht glauben und doch will ichs wissen, ich halte wieder die Luft an. Warte auf den Moment der kommen wird, der kommen muß, wo ich nach Luft japse und zwanghaft tief einatmen werde.
 
Der Moment bleibt aus. Aber ist es schon soweit? Sind erst 10 Sekunden vergangen oder schon 30 Minuten? Du weisst es nicht.

Du spürst schmerzen, also muss man doch lebendig sein, oder? Im Tot spürt man nichts mehr...
 
Ich warte auf den Moment, der Moment wo der Körper über ads Bewußtsein diktiert und mich zwingt tief Luft zu holne, aber er kommt nicht.
Ich versuche zu spüren wie kalt es ist und irgenwie fühle ich, daß es nicht warm ist, aber ich friere nicht.

"Schwarzhaarige Frau!!"

Ich weiß, daß sie es ist.

"Es ist nicht mehr komisch, der Witz ist vorbei, laß mich wieder runter."

Um das zu schreien mußte ich Luft holen, denn mir wollte keine Stimme über die Lippen kommen, als ich keine Luft holte.

Sie tricksen Dich aus, nun mußt du wieder von vorne anfangen und wieder die Luft anhalten.

Ich schüttel den Kopf, doch jede noch so kleine Bewegung überträgt sich auf meine schmerzenden Glieder.

Wie lange hänge ich schon hier? Stunden? Warum spüre ich den Schmerz, wenn ich doch tot bin? Warum spüre ich mein Herz nicht, wenn ich doch lebe?

Ich will klare Gedanken fassen, doch sie zerfasern immer wieder.
Ein Bild schießt mir in den Kopf. Dimitri. Doch wie eine Schablone legt sich die schwarzhaarige Frau drüber, ihr Gesicht ist ausdruckslos, ihre Augen einfach nur kalt. Dann seh ich wieder Dimitri, ich spüre seine sanfte Hand, die mir zärtlich über den Kopf streicht.

"Dimitri, ich habe schreckliches geträumt."

Ich schrecke auf, reiße meine Augen weit auf, und die Finsternis will sie mir aussaugen. Wieder eine unbedachte Bewegung wieder Schmerz...

"WARUM?"
 
Da, ist das eine Bewegung in der Dunkelheit oder täuschen Dich wieder einmal Deine Sienne. War da was? Du versuchst etwas zu erkennen, schaffst es aber wieder nicht.

Auf einmal donnert wieder diese Stimme in Deinem Kopf "BIS MORGEN MEIN KIND". Du versuchst die Quelle zu orten, aber sie scheint direkt in Deinem Kopf zu entstehen.

Du schaust Dich um, hektisch nach links und nach rechts, nach oben und unten. Aber wo ist oben? Wo ist Rechts? Wiedereinmal verlierst du die Orientierung. Du warst dir eigentlich fast sicher du würdest mit dem Kopf nach oben hängen, aber ist das wirklich so?
 
BIS MORGEN MEIN KIND... BIS MORGEN... MORGEN... GEN... GEN... GEN

"WAS, WAS BIS MORGEN?"

Hoffnung, Hoffnung keimt in mir auf. Ich war doch nicht allein. Da war etwas, da war diese Stimme. Ich war mich so verdammt sicher, daß ich mir die nicht eingebildet hatte. Sie war da und sie sprach zu mir.

"WANN IST MORGEN?"

Ich hoffte sie würde weiter zu mir sprechen, sie riß mich raus, sie klang fast süß in meinen Ohren, oder war es in meinem Kopf?

Egal, ich bin nicht alleine und das ist alles was zählt

Ich bewegte mich und Schmerz strafte die Bewegung sofort, ich hatte das Gefühl, als würden langsam aber sicher meine Gelenke aus ihren Gelenkpfannen gleiten, einfach auskugeln. Aber das war mir in diesem Moment egal. Irgendjemand war da.

"WAS SOLL ICH SAGEN? VATER? MUTTER? ICH BIN ARITG, BITTE..."

Ich strengte meine Ohren an, ich kniff meine Augen zu schmalen Schlitzen in der Hoffnung etwas zu sehen. Hatte ich meine Augen überhaupt auf?
 
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