Sie ist nicht außer Atem, als sie klingelt. Das heißt, wörtlich genommen ist sie das natürlich, schon seit langer Zeit, aber obwohl sie ein Tempo vorgelegt hat das wieder einmal diverse Autofahrer zu quietschenden Bremsmanövern und wütendem Hupen veranlaßt hat, steht sie vor dieser Tür als wäre sie schon seit einer Stunde hier und würde sich langweilen, nicht als habe sie sie vor fünf Sekunden erreicht, wie es wirklich ist.
Petes Gesicht ist halb erwartungsvoll und halb skeptisch, als er öffnet, aber das wird bald abgelöst durch ein strahlendes Lächeln, als er sie sieht. "May, da bist du ja endlich! Wir haben uns schon Sorgen gemacht." sagt er und läßt es sich nicht nehmen, sie noch vor der Tür zu umarmen, worauf sie mit einem leicht zerknirschten Lächeln eingeht.
"Tut mir leid, ich wurde aufgehalten. Hab wirklich so schnell gemacht wie ich konnte." antwortet sie ihm und erwidert die Küßchen, vorerst mal nur auf die Wangen.
"Jetzt bist du ja da." stellt er zufrieden fest und gibt ihr den Weg nach innen frei, um hinter ihr die Tür zu schließen. "Himmel, was ist denn mit deinem Bein passiert?"
Sie folgt seinem besorgten Blick zu ihrem Oberschenkel, der von einem Verband geziert ist. "Ach, nur ein kleiner Unfall.. nichts Schlimmes, und vor allem behindert es mich nicht... schon gar nicht dabei." Mag zwar stimmen, dennoch brennt es, besonders nach soviel Beinbewegung wie nach ihrer Amokfahrt. Nara, dieses räudige Raben-Rindvieh...
Pete läßt sich beruhigen, nickt und lächelt. "Wär ja auch allzu schade. Ich hab mich schon so darauf gefreut."
"Ihr habt doch hoffentlich nicht ohne mich angefangen?" sagt sie halb neckend, halb befürchtend.
Er lacht, schaut an sich herunter. Seine übliche Freizeitkleidung ist vollständig, er streicht sich über das kurze, braune Haar und funkelt sie aus blauen Augen spitzbübisch an. "Naja, ehrlich gesagt..."
Mit gehobenen Brauen geht sie auf diese Andeutung mal weiter ins Wohnzimmer. Der Schuhe hat sie sich auf gewohnt beiläufige Art entledigt ohne die Hände zu benutzen. Pete schmunzelt und folgt ihr einfach, um ihr über die Schulter zu sehen bei dem sich bietenden Anblick, den er schon kennt und von dem er auch ein Teil wäre, wenn es nicht an der Türe geschellt hätte. Ein Mann dessen Haut noch dunkler ist als Meyyes und ein blondes Mädchen, das nur wenig älter aussieht als sie, liegen engumschlungen auf der Ausziehcouch und fressen sich gegenseitig auf. So wäre jedenfalls der erste Eindruck eines unbedarften, überraschten Beobachters. Und obwohl sie den Neuzugang aus den Augenwinkeln beobachten, hören sie nur langsam damit auf, zur Endrunde nochmal extra hörbare Knutschgeräusche erzeugend.
"Hallo May." grüßt Uchi danach mit seiner tiefen Stimme und einem noch tieferen Blick, im Chor mit Sophies hoher und fröhlicher Stimme. Diese verschränkt die Arme vor der Brust und schürzt die Lippen.
"Das ist gemein." schmollt sie künstlich. "Ihr habt jetzt schon voll den Vorsprung."
Kichernd winkt Sophie ab. "Sooo weit sind wir noch gar nicht. Und es war nur um uns die Zeit bis zu deiner Ankunft zu vertreiben."
"Außerdem holen wir das schnell wieder auf." haucht ihr Pete ins Ohr, der inzwischen auch mit beiden Armen ihre Taille umschlungen und sich von hinten an sie geschmiegt hat. Meyye lächelt und läßt sich schnell versöhnen, mit einem innigen und bereits leidenschaftlichen Kuß, als sie sich umdreht.
"Willst du was trinken?" fragt Sophie und deutet auf den Sekt, aber wie immer winkt Meyye ab. Sophie zuckt die Schultern... hätte ja sein können, dass es ihren 'Energiefluß' heute mal nicht stört, May sagt ja selbst immer, dass der jedesmal unterschiedlich ist.
Noch während des Kusses sinken die Vampirin und Pete ebenfalls auf die weiche Liege, zwischen die beiden anderen, welche mit ihnen bald ein Quartett gegenseitiger Küsse und Streicheleien bilden.
Pete (der in Wirklichkeit Peter Nowiak heißt) ist Informatiker und beherrscht seine Codes im Schlaf, weswegen er umso mehr Zeit hat für einen lässigen Lebenswandel, den er sich auch noch leisten kann. Von ihm hat Meyye die meisten ihre gebrannten CDs (und sie hat fast nur gebrannte) und um ihn als Kern hat sich dieses Grüppchen auch irgendwann zusammengesammelt.
Uchi stammt ursprünglich aus Nigeria. Die meisten Europäer verstehen nicht, dass das für Meyye und ihn einen kulturellen Unterschied bedeutet wie der zwischen Italien und Norwegen, und genauso wie sich Leute von dort im Allgemeinen gebrochen auf Englisch verständigen können, funktioniert das zwischen Meyye und Uchi mit Suaheli, wenn sie sich anstrengen die Aussprache des anderen zu verstehen. Er hat es als Fremdsprache gelernt, seine Muttersprache heißt wie sein Stamm Bantu. Von denen hat Meyye natürlich gehört (ihr Herkunftsvolk, die Luo, sind dagegen zu unbedeutend um außerhalb ihrer Siedlungsgebiete bekannt zu sein), denn die gibt es auch in Kenia. Er ist hier weil er sich den Sprachen widmet, und Deutsch kann er inzwischen sehr gut.
Sophie versucht sich als Studentin in der hiesigen Kunstakademie, mehr schlecht als recht, so ist jedenfalls zu vernehmen wenn person genauer hinhört. Das tut ihrer Partygirl-Attitude keinen Abbruch, schließlich kommt Daddy für alles auf, da ist sie recht unbesorgt. Wenn er wüßte, was Töchterchen so alles treibt wäre das vielleicht recht schnell vorbei.
Meyye hat die drei im Mexican getroffen, als sie auf der Suche nach einer Ergänzung waren. Aus einem von Sophie initiierten flotten Dreier war eine längerfristige Einrichtung geworden, und die Kenianerin erschien ihnen da als die perfekte (auch farbliche) Ergänzung, als sie einmal mehr auf der Tanzfläche aktiv war. Auch die Vampirin konnte ihr Glück kaum fassen, und seitdem sind die Treffen des Swinger-Quartetts eine immer mal wieder, etwa einmal im Monat (manchmal auch spontan öfter) stattfindende Einrichtung geworden. Immer wieder betonen die drei anderen wie wunderbar es ist, Meyye gefunden zu haben, denn sie hat ja diese besondere, tantrische Kußmethode mit der sie höchste Ekstase schenken kann. Natürlich nur wenn die Konstellationen stimmen, aber das ist ja Aphrodite sei Dank nicht allzu selten. Leider können Männer diese Technik nicht erlernen, und als Sophie begeistert nachgefragt hat, mußte Meyye erstmal ihre Chakras überprüfen, woraufhin sie Schläfen, die Wirbelsäule und untere seitliche Rippenbögen der Blondine betastet hat und mit Bedauern erklären mußte, dass sie körperlich zu unterschiedlich gebaut sind... Sophie müßte sich erst mit jahrelangen Meditationen und Enthaltung darauf einstellen. Da war das Thema vom Tisch.
Es dauert nicht lange, da kommen zu Küssen und Streicheleinheiten der Verlust der Kleidung und Berührungen, die nicht mehr so 'harmloser' Natur sind. Die Erregung wächst (außer in Meyye, aber sie kann sich gut verstellen und die anderen haben es in dem Stadium und in den folgenden noch nie bemerkt) und zumindest die drei Sterblichen geben sich dem Rausch der Körperlichkeit hin. Uchi und Meyye, Sophie und Pete, Meyye und Pete, Uchi und Sophie, Meyye und Sophie... kaum eine Stellung und keine Konstellation (außer Uchi und Pete, so sehr mögen sie sich auch wieder nicht) die sie noch nicht ausprobiert haben. Stunden fliegen so dahin, alle wissen ja dass Meyye erst gegen Ende des Treffens den höchsten Punkt ihres 'Energieflusses' erreicht, und bis dahin haben auch alle sehr viel Spaß.
Schließlich beißt sie Pete als erstes... in den Hals, ganz konventionell, aber das macht ja nichts. Ihre Hand hat sie an einer.. höchst erregten Stelle und die Ekstase ihres Bisses vereint sich mit dem 'konventionellen' Höhepunkt. Uchi kommt danach an die Reihe, bei ihm gehen Hand und Mund keine getrennten Wege, und da sie sowieso gerade in der Gegend ist...
Während sie sich Sophies Bauch hinunterküßt, benutzt sie einen Großteil des eben gewonnenen Blutes, um ihre Krallenwunde zu heilen. Es verläuft schwierig und zäh, als wäre sie von einem Garou. Also doch ebenfalls ein Werwesen, diese Rabenfrau. Aber das ist nur ein flüchtiger Gedanke, ehe sie zart in den Innenschenkel der vor Lust aufschreienden und zitternden 'Freundin' beißt, um sich auch von ihr zu holen weswegen sie gekommen ist.
Sie fühlen sich alle vier sehr matt, als es vorbei ist, das ist immer so. Und wie immer verschwindet Meyye als Einzige als es auf den Morgen zugeht, während die anderen viel zu schwach sind und es sich auf der 'Spielwiese' bequem machen. Das ist okay, die Sonnenstrahlen sollen doch nicht ihren Energiefluß stören... sonst wäre sie nächstesmal vielleicht gar nicht mehr in der Lage, das nochmal zu machen. Also haben alle Verständnis, als sie sich verabschiedet.
Während sie sich auf dem Rad abstrampelt und der Fahrtwind ihre Haare zurückwehen läßt, fragt sie sich, wann sie zu ungeduldig ist für diese Art des Trinkens. Der Sex ist für sie nur wenig mehr als lästig... sie empfindet wenig dabei. Natürlich könnte sie das ändern, aber dazu müßte sie etwas von dem verbrauchen was sie eigentlich erlangen will. Nein, nicht unbedingt. Es sind drei Gefäße aufeinmal in einer Nacht, ohne Komplikationen. Das ist es ihr leicht wert. Noch.