Hovel [13.11.2015] - Besucher und andere Störenfriede

Eldrige

Zombie-Survival Experte
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Auf den Straßen, auf und nieder, leuchten die Laternen wieder. Rote, gelbe, grüne, blaue, lieber Martin komm und schaue.

So hatte es in diesen Tagen in einigen Stadtteilen die Straßen hinauf und hinab geschallt. Züge mit Fackeln und Gesang zogen durch die Viertel und Choräle mit Feuer die hinter einem Berittenem her zogen waren für gewöhnlich etwas das bei einem Untoten eher für mulmige Gedanken sorgte. Hier im Osten der Stadt blieb man allerdings für gewöhnlich eher verschont. Diejenigen die tatsächlich hier lebten hatten in der Regel weniger damit zu tun für ihre Ableger bunte Martinsumzüge zu organisieren. Einzig war es zu dieser Zeit Tradition, dass Banden plärrender Bälger durch die Straßen marodierten und zu gleichen Teilen sowohl Klingelstreiche spielten, als auch ein grässliches Katzengejammer von sich gaben, dass wohl die armen Opfer dazu nötigen sollte schnellstmöglich ihr Schutzgeld, in Form klebriger Süßigkeiten, zu entrichten.

Heute aber hatte der Regen die Straßen wunderbar leergefegt. Zumindest empfand es die einsame Gestalt die auf einem bröckeligen Balkon stand als angenehm. Es war einsam geworden in seinem Viertel. Obwohl es natürlich von Menschen wimmelte, zumindest an diesem Ort dort unten den seine eigene Tochter so sehr liebte, war er mal wieder als Einziger übriggeblieben. Bei letzten Mal war das deutlich härter gewesen, so erinnerte er sich, aber vermutlich bekam man in so etwas Übung. Oder es nutzte sich ab, je nachdem ob man es positiv, oder negativ formulieren wollte. Seine Tochter, Stray. Obwohl sie fort war, bedeutete fort auch gleichzeitig in Sicherheit. Zumindest soweit die Nosferatu so einen Zustand herzustellen in der Lage war. Aber es war schon ein Unterschied stets auf Messers Schneide zu stehen, oder das in dieser, seiner Stadt zu tun. Nach seiner Einschätzung war alles was man tat gleich viel gefährlicher, wenn man es eben in Finstertal tat.

Trotzdem war es heute weniger leer als gewöhnlich. Wieder galt das nicht für das wuselnde Futter das sich dort Unten in diesem Schuppen dem dröhnenden Delirium ergab, sondern für einen speziellen Gast des Hovels, das in Gestalt eines dunkelhäutigen Mädchens dort hineingegangen war.

Lurker war für gewöhnlich durchaus großzügig was Besucher in seiner Domäne anging und lief nicht aufgeregt bellend hinter den anderen Leichen her, wenn diese seine Wege kreuzten, und mitnichten war das Hovel ein offizielles Elysium, auch wenn wohl jeder Blutsauger der noch einigermaßen seine Sinne beieinander hatte wohl kaum Lust verspüren konnte in Jenny Färbers lieblings Lokal Ärger zu machen, egal ob sie gerade in der Stadt war, oder nicht, aber bei der Gangrel war das immer eine andere Sache gewesen. Sowohl vor, als auch nach ihrem schicksalshaften Zusammentreffen.

Der Nosferatu stütze seine Ellbogen auf die Balkon Balustrade und drehte seine Kapuze leicht in den Regen, so dass ein kleiner Sprühnebel auf sein Gesicht perlen konnte. Es war kalt und roch rußig. Wahrscheinlich würde es auch ein wenig nach Dreck schmecken, wenn man es kostete. Dann wandte der Primogen, der auf diesen wunderbaren Titel im Moment natürlich mal wieder so viel geben konnte wie ein Wüstenfürst der mitten in der Sahara mutterseelenallein auf einem Kaktus saß, seine Aufmerksamkeit wieder auf das flackernde Neonlicht des Hovel und tat, was er immer tat. Er beobachtete.
 
Sollte man sagen "ein Unglück kommt selten allein"? Neugierig hob der Verborgene den Kopf und streckte sich ein wenig nach vorne, ein wenig als könnte er so tatsächlich besser erkennen was nun dort Unten vor sich ging. Es gab einen Unterschied zwischen Toleranz im Bezug darauf wer sich in seinem Territorium aufhielt ohne vorher eine schriftliche Genehmigung mit dreifacher Durchschrift zu verlangen und einen verdammten Massenauflauf nur mit einem Schulterzucken zu quittieren.

Ja, noch waren es nur zwei, aber Untote waren Einzelgänger und wenn sich plötzlich doch mehr als Einer plötzlich an einem Ort einfand, ohne dass man sie zu einer Gemeinschaft zu zuordnen wusste, bedeutete das in der Regel, dass etwas im Argen lag. Wenn sich auf einmal die Schmeißfliegen sammelten, dann wusste man, dass irgendwo ein großer, schöner Haufen Dung dampfen musste. Die Kanalratte kannte den Kerl der aussah als würde er gleich Visitenkarten für ein Bestattungsunternehmen verteilen. Das war der Aushilfsventrue, der von den Königstigern seiner Heimat vermutlich auf Clanlosen Status runter degradiert worden und dann Finstertal zum Fraß vorgeworfen worden war. Wenn die Geschichten stimmten, dann konnte sich der Bursche allerdings freuen kein Sonnenbad genommen zu haben. So oder so, war ihm allerdings nicht bekannt, dass er mit der Gangrel in irgendeiner Weise im Bunde wäre. Verdächtig also, wenn sie hier aufeinander trafen. Das dieser Schuppen nicht die Stammkneipe des Caitiff war verstand sich von selbst, es musste also einen Grund geben das der Kerl hier war. Zu Fuß war das Königsclan Abziehbild auch nicht.

Der Nosferatu kannte sich mit Automobilen nicht sonderlich aus, aber er erkannte an diesem schwarzen Vehikel aufgrund der Art wie es sich bewegte und auf der Straße lag, dass wohl mehr als nur ein paar extra Schichten Lack aufgetragen worden sein mussten. Vermutlich war ordentlich mehr Metall in dem Hobel als es eigentlich üblich war.



War sicher teuer. Bin gespannt ob der Ventrue Fußabtreter traurig ist wenn wieder rauskommt und feststellt, dass von seinem Boliden nur der Zigarettenanzüder übrig ist.



Die Gegend rund um das Hovel war nun nicht gerade der ideale Ort um so ein Ding zu parken. Möglich also, dass es später noch was zu lachen gab. Jetzt beobachtete Lurker aber zunächst noch missmutig wie der Neuankömmling ebenfalls in das Lokal trat. Nachdem er verschwunden war klappte der Verborgene einen langen, schwarzen Fingernagel aus und tippte damit nachdenklich auf seine riesigen Schneidezähne, was in der Dunkelheit ein trockenes Klacken ertönen ließ. Er überlegte ob er seine erhöhte Position aufgeben sollte um auf Bodenniveau zu gehen, wo er näher am Geschehen war. Allerdings würde er dann schlechter mit bekommen wer sich noch alles zusammenrotten wollte.
 
Kai konnte sich nur an einen Besuch im Hovel erinnern, vor vielen Jahren. Damals hatte er sich mit Jenny auf ein Kampftraining getroffen. Die Zeit hatte sich geändert, aber der Dreck und der Gestank waren geblieben, ebenso die Besucher des Hovel. Nur dieser eine Besucher war unerwartet. Eine Gangrel konnte man vielleicht noch nachvollziehen, der Caitiff der den Ventrue nacheiferte passte aber wirklich nicht. Sein Schicksal hätte ihn durchaus in die gleiche Richtung schieben können, aber er wurde in eine andere gelenkt, er war ein Werkzeug für andere Zwecke. Seine Schritte führten ihn auf den Wegen auf denen er dem Dreck auswich der sich vermeiden ließ, den anderen aktzeptierte er ohne zögern. Und der Ventrue konnte weiteres erfahren.

Die mentale Unsicherheit von Kai dürfte jedem in Finstertal bekannt sein, er hatte zeitweise eine Neigung die in Richrung manisch depressiv war erreicht mit Phasen in den letzten Jahren die ihn hätten vernichten können. Vielleicht hatte ihn der Aufbau seiner Firma überlastet, vielleicht war es aber auch eine folge seines Gewissens. Wie konnte man als untoter ohne geistigen Schaden älter werden? Der Caitiff schien offenbar in einer übermütigen Hochphase zu sein. Meistens war er vorsichtig, zwanghaft unsichtbar ohne Spuren auf seinen Wegen zu hinterlassen. Nicht so gut wie Lurker oder andere seines Clans, aber offenbar hatte er entweder einen guten Lehrer gehabt oder die Folgen unvorsichtigen Handelns gespürt. Aber heute war davon nichts zu sehen. Kai war unpassend gekleidet für das Wetter, schien es garnicht zu registrieren und ging durch den Hovell als Leuchtreklame. Als ob er nicht auf der Suche war, sondern sich einfacher finden lassen wollte. Selbstsicher, selbstüberschätzt und für jemanden mit den Fähigkeiten von Lurker ein Spielzeug das zerbrechen konnte sobald es erkannte das es jeden nur denkbaren Fehler machte. Nur eins konnte Kai sicher nur schwer verkraften: den Ersatzanzug im Kofferraum seines Wagens hatte er schon eingeplant.
 
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