[13.04.2004] Das Erwachen

Ja, Regeane kann das gut. Im ersten Moment so tun als ob sie ein Engel wäre, mit all seiner Schönheit.. seiner Güte und Vorsorge. Und meistens muss man genau in jenen Momenten vorsichtig sein. Schneller als man denkt hat sich die Maske der Lieblichkeit in eine hässliche Fratze verwandelt, von der man nur noch erwartet dass sie deinen Kopf geifernd auf einem Tablett herum trägt.
Und selbst wenn Melody das vielleicht erkannt hat, will sie sich weiterhin einreden dass es nicht so ist. Der eine Teil zumindest. der andere beharrt auf etwas anderem.
Man macht aus dem Tag keine Nacht und aus einem Gänseblümchen keine Rose, egal wie rot man die Blätter färbt. Selbst wenn ich mein eigenes Blut dafür nutzen würde.
Sie hebt eine der zierlichen Schultern ein wenig an "Er war der letzte, der draußen stand und wollte eigentlich wieder kommen"
Ihre Stimme bleibt weiterhin nüchtern, und auch das sonstige Strahlen sobald sie Regeane sieht will sich diesmal nicht gänzlich einstellen. Zwar erreicht es ihre Augen, aber ein Lächeln bleibt aus.
Wenn du wüsstest wie gerne ich dich hassen würde
 
Wenn Melody erwartet hatte, dass Regeane los wütet und ihre fiese Fratze offenbart so wurde sie mal wieder überrascht. Den Regeane stand schweigend da, beugte sich zu ihrem Bett um die Tagesdecke zusammen zu falten. Einen weiterer Seelen zermürbenden Blick, bevor sie stumm und still nickt und die Decke wieder auf ihrem Bett ausbreitet.

Dann dreht sie ihr den Rücken zu und zeigt ihr im wahrstem Sinne des Wortes die kalte Schulter bevor sie durch die Tür tritt und diese hinter sich schließt. Wie ein zuschnappendes Maul, dann ertönt das Schloss welches Regeane erneut verschließt.
 
Bett machen.. wie konnte ich das nur vergessen.. scheinbar wollen sich beide fürs erste nichts mehr sagen. Melody jedoch nur so lange bis sie den Schlüssel hört der die Tür wieder verriegelt. Ihr Kopf ruckt ein Stück hoch und ihre Brauen schießen in die Höhe, dann ist sie schon aufgesprungen
"HEY!.. HEY wie lange soll ich denn noch eingesperrt bleiben?" Sie rennt zur Tür und schlägt mit der Faust dagegen, auch wenn es wohl kaum mehr bringt als Schmerzen in der eigenen Hand beim Wiederholen
 
Fein! Dann hau doch ab. Geh doch zu deinem Greg.. ich brauch dich nicht! alleine die Tatsache dass sie die Worte der verschlossenen Tür entgegen schreit macht ihre Aussage so unglaubwürdig. Das interessiert Melody aber nicht. Sie brauch Regeane nicht und damit basta.. naja zumindest für den Moment.
Dumme Schlampe. Na, was ist dir das liebste? Deine Kleider? Melody geht zu Regeanes begehbarem Kleiderschrank und etrachtet die wunderbaren Stoffe, die extravaganten Kreationen, die sich irgendwann mal Mode nannten.
Jeden Tag eins weniger.. Greg kann dir ja neue kaufen, ausserdem sind sie zu eng und einfach nur unbequem.
Eifersucht, Wut und Traurigkeit kämpfen gegenseitig um den ersten Platz und für den Moment ist der Hunger auch vergessen.
Ja, Regeane wird sich ärgern.. aber sie wird zu Greg gehen wenn sie neue Kleider will. Und das wird er nicht lange mitmachen. Dann wird sie zu mir kommen und ich kann sie in die Arme nehmen. Vielleicht ziehen wir dann ja aus oder so. In eine Wohnung mit Keller damit es tagsüber dunkel ist.
Mit den Händen streicht sie wie gedankenverloren über die Kleider und lächelt veträumt. Regeane und sie würden zusammen wohnen.. Morgen. Morgen fangen wir an..

Immernoch lächelnd geht Melody wieder zurück zum Bett und nimmt das Tablett. Von jetzt an sind wir brav, Papa hat es auch nie gemerkt.. Mama nicht und auch sonst keiner. Ich schreibe ihr einen Brief oder so. mit Herzchen? Nein, viel zu kindisch. Nur eine Entschuldigung. Vielleicht fällt mir noch etwas besseres ein.
Im Schneidersitz bettet sie das Tablett auf ihren Schoß und beginnt zu essen.
 
Die Bissen ihres Brotes wurden immer schwerer zu schlucken, und auch das Wasser machte es nicht besser. Und jetzt kullern auch noch dicke Krokodilstränen über ihre Wangen. Sie liebt mich nicht. Sie denkt an sich und Greg. schniefend wischt sie sich mit dem Handrücken über die Wange und lässt den Rest vom Brot auf dem Tablett liegen, um es dann von sich zu schieben.

Warum tut es so weh? Und warum wünsche ich mir jetzt ich hätte sie eben in den Arm genommen und angelächelt?
Ihr Herz tut weh und sie hat das Gefühl dass einfach alle Kraft aus ihrem Körper weicht. Dass sie ersticken muss an den unerwiederten Gefühlen, an dem Schmerz und der Traurigkeit.
So weint sie leise in die Kissen, wie sie es als Kind immer getan hatte wenn der Vater sie wieder gescholten hatte für irgendetwas belangloses. Ihre Arme umklammern das Kissen als müsste sie sich daran festhalten. Irgendwann lässt das Zucken ihrer Schultern nach und das leise Wimmern verstummt gänzlich. Nur noch ab und zu schnieft sie den angestauten Rotz hoch.

Diese Stille macht mich verrückt Melody ballt beide Hände zu Fäusten und unterdrückt ein Knurren. Sie steht auf und läuft rastlos durch das Zimmer. "Als ob ich es noch brauche dass man mich einsperrt.. und dann kommt sie her um mir das Hessen vor die Füße zu schieben. Ich kriegs Kotzen."
Ich bring den Arsch um Das Verlangen, irgendwas kaputt zu schlagen wird immer größer und sie muss sich zusammenreißen um nicht schon wieder zu schreien. Wie ein Tiger in einem zu engen Käfig durchstreift sie das Zimmer, mach manchmal einen Abstecher ins Bad und geht wieder zurück durchs Zimmer. Und mit jedem Schritt wird sie wütender.

Einige gelaufene Meter später bleibt sie vor dem Klavier stehen und betrachtet es mit verkniffener Miene. Ihre Lippen sind kaum mehr als ein schmaler Strich und Ärgerfalten furchen ihre Stirn. Klavier spielen. Viel zu lange ist es her, oder kommt mir das nur so vor?
Ein Teil der Wut verraucht mit der Neugierde für das Instrument. Vorsichtig lässt sie sich auf dem Hocker davor nieder und streicht mit den Fingern über den Stoff, erst dann klappt sie das Klavier auf und streicht über die Tasten, drückt einige davon kurz nach unten so dass ein einzelner, heller Ton zu hören ist.
Ein Lächeln legt sich auf ihre Lippen und die Falten verschwinden langsam. Mal sehen wie schnell man soetwas verlernt.
Sie fängt an das Stück "Pour Adeline" von Richard Clayderman zu spielen

[dice=10]5[/dice]
Out of Character
Charisma + Klavier.. oder muss ich etwas anderes würfeln? Ich hatte beim Maskenball bei Regeane geschaut. Hoffe das ist ok so
 
"Hmm" die Stille nach dem Klavierstück beruhigt Melody etwas. Mit Perfektion war es nicht ganz zu vergleichen, aber es war schon in die Richtung gehend. Nichts verlernt, oder zumindest nur wenig. Einige Momente bleibt sie noch auf dem Hocker sitzen und blickt auf ihre schmalen Hände, dieetwas zitternd auf den Tasten liegen.
Nach einem Blick zur geschlossenen Tür seufzt sie und steht auf. Sie wollte noch einen Brief für Regeane schreiben und genau das macht sie auch. Insgesamt fünf mal muss sie neu anfangen weil sie mit dem Geschriebenen nicht zufrieden ist. Zwar gefällt ihr das Endresultat auch nicht, aber alles was ihr gefallen hätte und für Regeane angemessen wäre, hätte sich in den Ohren anderer vermutlich sehr triefig angehört.
Ihre Handschrift ist fein säuberlich und sie pustet zuerst die Tinte trocken die sie benutzt hatte -Regeane hat ja alles mögliche in diesem Zimmer.

Liebste Regeane!
Die Wunde an meinem Hals existiert nicht mehr und die Finger kann ich auch wieder ganz normal bewegen.
Ich weiß Du bist böse auf mich, aber es tut mir doch leid. Ich hatte nie die Absicht Dich zu verärgern, oder wegzulaufen. Wenigstens weiß ich jetzt dass es gefährlich ist. Ich weiß nicht was mir da draußen passiert ist aber ich hatte keinen anderen Wunsch als wieder zu Dir zurück zu kommen.
Ich vermisse Dich. Bitte verzeih mir.

In tiefer Liebe, Melody


Sie steckt den Brief in einen Umschlag und schreibt Regeanes Namen drauf. Hmm und jetzt? Anrufen und sagen sie kann ihn holen? Wohl kaum. Ich schiebe ihn am besten unter der Tür durch. Gesagt, getan.. der Brief verschwindet unter der Tür und Melody zieht sich wieder das Nachthemd vom Tag zuvor an.. das viele Denken hat sie müde gemacht, ebenso wie das weinen und wütend sein.
 
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