[13.01.08] This is how love... (2)

Grinsekind

Antonin Philippe Tesnos
Registriert
22. Juni 2005
Beiträge
3.332
Out of Character
Bitte vor dem lesen romantische Musik einlegen.;)

Fortsetzung hiervon



Leise summte der Jazz vor sich hin, so als ob keiner von ihm Notiz nehmen würde. All die Leute in dem Restaurant waren vertieft in Gespräche, oder beschäftigten sich mit der Nahrungsaufnahme. Aber gut, dazu war ein Restaurant auch da, nicht um Musik zu lauschen. Allerdings gab es da einen, der der Musik zuhörte. Dieses leichte hin und her schwingen des Saxophons, die brummenden Kontrabasssaiten, das mit dem Besen gespielte Becken, die Finger die sanft in die Tasten des Pianos griffen, die säuselnde Stimme die etwas auf französisch sang. All das nahm Fabian war, ganz im Gegensatz zu den Dingen, die Dani ihm erzählte. Er konnte nicht anders, es war der Moment, der sich anbot. Nicht von den Unwichtigkeiten der Menschen ablenken lassen, einfach nur diesen Moment genießen und festhalten. Das war jetzt wichtig und sonst nichts.

Fabian nippte an seinem Getränk. Inzwischen war er sehr gekonnt darin, heimlich Blut in seine Drinks zu mischen. Dani und er waren schon so oft ausgegangen, dass er diese Disziplin fast schon zur Meisterschaft ausgebaut hatte. Das war das einzige Problem mit dem abendlichen Weggehen, er konnte nichts zu sich nehmen, außer es war ihm Blut Anderer. Er fragte sich, wie das war, wenn man so wie Jenny, einfach Dinge zu sich nehmen konnte. Wahrscheinlich wesentlich einfacher, wenn man Spass haben wollte. Er hatte Jenny jetzt eine Weile nicht mehr gesehen. Sie übte sehr angestrengt. Fabian hätte nicht gedacht dass die Anarchin so verbissen etwas angehen konnte. Er hatte auch nicht gedacht, dass er jemals so etwas auf die Beine stellen konnte.

Aber das war jetzt nicht wichtig.

Er betrachtete die hellrosa Lippen der Blonden. Fuhr immer wieder mit den Augen die kleinen Furchen darauf ab. Was sich ein wenig schwer darstellte, da sich die Lippen beim reden bewegten. Irgendwann glitt sein Blick über die Nase zu den Augenbrauen und wieder zurück. Sie war wunderschön. Sehr eigen und wunderschön. Wahrscheinlich war es erst diese Eigenart, die sie so schön machte. Andernfalls wäre sie ihm wohl gar nicht aufgefallen. Sein Blick blieb an dem Nasenpiercing stehen und Fabian betrachtete interessiert das leichte Beben, dem der Piercing durch das Atmen ausgesetzt war. Er mochte dieses kleine Anzeichen von Leben. Was ihn nur wieder daran erinnerte, dass er selbst tot war.

Klar war es toll diese Macht, diese Freiheit zu besitzen. Zu wissen was wirklich vorging. Aber war es doch nicht irgendwie auch wesentlich besser, wenn man von all dem nichts wusste, dafür aber wirklich lebte? Nicht dieser Abklatsch, dem er jede Nacht ausgesetzt war. Und wenn er leben würde, gäbe es vielleicht eine Chance endlich diesen verspannten Nacken los zu werden, der ihn jetzt schon seit fast acht Jahren plagte. Andererseits war dies auch eine wunderbare Mahnung. Vor was wusste Fabian nicht genau, aber er empfand es als richtig die ganze Sache so zu sehen. Warum auch verzweifeln? Gerade in einem solchen Moment.

Der Brujah lehnte sich zurück und verschränkte die Hände im Nacken. Er sah kurz zum benachbarten Tisch –ein älteres Paar mit Kindern- nur um dann wieder zu Dani zurück zu kehren. Sie hatte sich Pasta bestellt und war gerade dabei die Nudeln zu schlürfen. Scheinbar machte es ihr nichts, dass sie sich dabei ein wenig schmutzig um den Mund herum machte. Oder sie hatte es noch nicht bemerkt. Amüsiert musste Fabian grinsen. Dann nahm er erneut einen Schluck von seinem Getränk. Er dachte an die vielen Abende, die sie auf dem Balkon der kleinen Wohnung -die Dani mit zwei Freunden bewohnte- verbracht hatten. Dani hatte vorgeschlagen umzuziehen. Zusammenzuziehen. Fabian hatte nur gelacht und auf den desolaten Zustand seines Hauses verwiesen. Das hatte Dani sauer gemacht, schließlich sei das keine Ausrede und schon gar kein Grund nicht zusammen zu ziehen. Wenn Dani sauer wurde bekam sie so kleine rote Flecken am Hals, was dann meist Fabians Lust auf Blut steigerte und die miteinhergehenden sexuellen Handlungen führten dann eigentlich immer dazu, dass Dani sich wieder beruhigte und nicht mehr wütend war. Ein netter Nebeneffekt.

Scheinbar ging es gerade um ihren Plan, das Abitur nachzuholen. Fabian nickte zustimmend. Dani war schließlich erst 23, da hatte sie noch jede Menge Zeit. Meinten zumindest ihre Freundinnen. Ihre Eltern waren strikt dagegen und plädierten für eine ordentliche Ausbildung. Seltsam wie zwei getrennte Menschen, die sich hassten exakt dasselbe Aussagen konnten. Danis Vater lebte in Amerika bei seiner neuen Frau und Danis Mutter war in dem kleinen Dorf geblieben, aus dem Vater und Tochter immer ausbrechen wollten und letztendlich auch getan hatten. Fabian fragte sich, wie sehr Dani ihrem Vater ähnelte. Sie erzählte zwar immer viel von ihm, aber das waren Schwärmereien einer Tochter.
Scheinbar hatte sie inzwischen gemerkt, dass sie um den Mund herum ein wenig gekleckert hatte und griff nach der Serviette. Wieder musste Fabian grinsen, worauf ein fragender Blick von Dani folgte.
„Waf?“

Noch vor kurzem war es Fabian unglaublich vorgekommen, einen Menschen so nah heran zu lassen, doch im jetzigen Augenblick wusste er, dass es richtig war. Er fühlte dass es richtig war. Seltsam, wie er dieses Gefühl nie vermisst hatte. In seiner ganzen Existenz war ihm wohl nie jemand so nah gekommen wie Dani. Seine Eltern hatten ihre Erziehungspflicht erfüllt, aber auf eine kalte Art und Weiße, wie bei einer Abfertigung einer Maschine, die noch die richtigen Teile benötigte. Dadurch dass beide voll eingespannt in die Arbeitswelt waren, wechselte Fabians wirkliche Bezugsperson sehr oft. Und wahrscheinlich war darin auch seine Bindungsunfähigkeit begründet. Inzwischen waren seine Eltern gestorben. Ein seltsamer Unfall war es gewesen. Fabian hatte respektvoll getrauertaber mehr nicht, etwas anderes war ihm nicht möglich gewesen. Wie auch, es hatte keine andere Beziehung gegeben, außer dieser Mechanischen.
Doch das belastete Fabian im Augenblick sowieso nicht.

Sie würden wahrscheinlich noch ein wenig bleiben und dann in eine Diskothek wechseln um den Rest der Nacht tanzend zu verbringen. Wahrscheinlich würde Dani bei ihm schlafen und am Morgen –wenn er noch tot auf dem Bett lag- sich davon machen. Ja, inzwischen wusste Dani um seinen Zustand. Sie wusste nicht alles, aber sie wusste dass er ein Blutsauger war. Ein Vampir, der menschliches Blut zum leben benötigte. Am Anfang war es schwierig für sie gewesen damit umzugehen, aber inzwischen hatte sie sich daran gewöhnt, bzw. es sogar gelernt zu genießen. Es gab einige Dinge, die Menschen nicht tun konnten, Vampire allerdings schon. Wieder musste Fabian grinsen. Etwas das Dani zur Weisglut bringen konnte, dieses ständige Gegrinse.
Ein weiterer Schluck floss die Kehle hinab. Ja, sie würden noch die Nacht auskosten, bis zum letzten Tropfen. Ein Bekannter von Fabian wollte in einem Club auflegen. Irgendetwas in Richtung Drum’n’Bass, Fabian lies sich überraschen. Er selbst war zurzeit zu sehr mit Dani beschäftigt, um ans auflegen zu denken. Silvester war da eine wunderbare Angelegenheit gewesen. Und bald würde er wahrscheinlich wieder in Frankfurt auflegen.

Aber er sollte sich lieber auf das hier und jetzt konzentrieren, auch wenn die Jazzmusik dazu verführte, sich in romantische Tag- bzw. Nachtträume zu stürzen. Schließlich war er hier wegen und mit Dani, was später passierte war im Augenblick nicht wichtig.
 
Zurück
Oben Unten