[07.05.2008] Erkundungstour

Navokha

Gott
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9. Oktober 2008
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Nagaj wartete noch immer auf Stray. Er hatte sich wohl in der Zeit geirrt. Sie würde wohl später kommen. Er wollte die Zeit nutzen, um die Tunnelsysteme der Stadt weiter zu erforschen. Bisher wusste er von einer Caitiff, die unter dem Schutz der Nosferatu stand, einer ziemlich unkooperativen Verborgenen und dem Primogen, den er allerdings noch nicht zu Gesicht bekommen hatte. Ob es noch weitere Nosferatu gab, von denen er noch nichts wusste? Vielleicht würde er ja weiteren Vertretern seines Clans auf einer Erkundungstour begegnen.
Instinktiv schoss Nagaj die Tatsache ins Gedächtnis, dass er noch eine sichere Bleibe für seinen Aufenthalt in Finstertal benötigte. Nagaj hatte zwar keinerlei Probleme damit, sich einen sicheren Zufluchtsort selbst zu schaffen, doch manchmal hatte man Glück als Ratte und stieß auf einen verlassenen Haven von früheren Stadtbewohnern innerhalb der kainitischen Gulligesellschaft. Neugierig und forschungswillig machte er sich auf den Weg. Auch hier benutzte er wieder seinen kleinen Orientierungstrick mit dem unaufhörlichen Dahinmurmeln der bisherigen Wegrichtungen, die er eingeschlagen hatte. Vielleicht würde er auf Zeichen seines Clans stoßen oder einen ordentlichen Versorgungsraum der Stadtwerke entdecken können. Ein widerliches Geräusch hallte durch die Gänge, als Nagaj seinen Vorschlaghammer auf dem Stein hinter sich her zog. Welch ein Glück! Er erspähte einen kleinen Nager, der sich unweit vor ihm aus einem Rohr schlich.
Ein Drink ist jetzt genau das, was ich brauche, dachte sich Nagaj und machte sich über das kleine, pelzige Festmahl her. Viele verachteten es, wenn man sich von Ungeziefer ernährte, doch Nagaj störte sich nicht daran. Für ihn war es aus pragmatischen Gründen immer von Vorteil. Er musste nicht an die Oberfläche und Ratten gab es in Kanalisationen stets mehr als genug. Zwar schmeckten sie nicht gerade besonders und waren auch nicht sonderlich nahrhaft, doch zum Überleben reichte es. Und Überleben war genau das, was er während seiner Aufträge stets im Sinn hatte.
 
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"Hauptsache es bleibt auch drin, sag ich immer!"

Jenny schälte sich aus dem Nichts und trat auf den Nosferatu zu.
Grinsend hob sie die Hand. Eine anscheinend beschwichtigende Geste.

"Lass dich von mir nicht unterbrechen und iss erstmal zu Ende. Ich hab's nicht eilig!"
 
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Nagaj warf den leblosen Nager beiseite und wischte sich mit dem Handrücken das Blut aus dem Mundwinkel. Er erhob sich aus seiner hockenden, lauernden Position und räusperte sich kurz, bevor er anfing zu sprechen. Ein fester Tonfall war ihm stets wichtig, wenn er Konversation betrieb.
"Schön dich wiederzusehen. Ich hoffe euer Gespräch verlief nach Plan und war nützlich für beide Seiten. Dürfte ich dich um einen Gefallen bitten? Wie du weißt, möchte ich bei dem Primogen vorstellig werden und du weißt besser als jeder andere, wo er sich aufhält. Vielleicht könntest du ihn vorher ja auch kurz anrufen oder ihm eine SMS zukommen lassen, damit er bereits vor einem Treffen gut informiert ist. Das ist einfach eine Frage der Höflichkeit. Ich möchte ihn ungern mit meiner Anwesenheit überrumpeln oder stören, wenn er keine Zeit hat.
Noch zwei Sachen: Gibt es hier noch andere bekannte Nosferatu? Bisher weiß ich nur von zwei, beziehungsweise drei Verborgenen in Finstertal. Was mich auch noch brennend interessieren würde: Kennst du dich gut an der Oberfläche aus? Es wäre interessant zu wissen, welche Orte hier interessant sind und welche Lokalitäten man besser meiden sollte. Ich werde im Laufe meiner Nachforschungen zwangsweise für längere Zeit nach oben müssen und ich werde ungern negativ überrascht."
Er klopfte seinen Mantel ab und vergrub die Hände in den Taschen. Kurz stierte er nachdenklich durch den Tunnel, bevor er sich noch einmal an Stray wandte:
"Oh, wie unhöflich von mir... Soll ich dir auch einen Snack fangen?"
 
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"Danke nein, ich habe bereits gefrühstückt und versuche darüber hinaus mir das Rattenblut abzugewöhnen. Das Zeug bekommt meinem Teint nicht..."

Ein leichtes Grinsen trat auf die Lippen der Anarche.

"Lurker telefoniert nicht. Wenn du Kontakt zu ihm aufnehmen willst muss das über andere Wege laufen. Ich sag dir was, ich melde ihm das du ihn sehen willst und er wird dich daraufhin von sich aus ansprechen. Er wird dir dann auch sagen weiviele unserer Art derzeit hier unten herum krabbeln. Wenn ich erhlich bin, weiß ich es nicht genau. Viele sind gekommen, ebenso viele direkt wieder gegangen. Einige haben anscheinend den Tod gefunden oder sind geflohen. Schwer da den Überblick zu behalten!"

Überlegend tippte sie an ihre Unterlippe und verstummte.
Welche Orte oben waren von Bedeutung, welche nicht.

"Das Cafe de Trois nahe des Stieed ist ein beliebter Treffpunkt der Bonzen. Sehr feiner Laden, nicht unbedingt unser Ambiente. Aber ein guter Ort um das ein oder andere auszuschnappen. Oder um sich mit den Lackaffen anzulegen, ganz nach Vorlieben und Geschmack. An Discotheken kann ich die das Black Hammer empfehlen. Es gehört zwar dem Sheriff, aber der lässt einen in Ruhe wenn man keinen Mist macht. Wenn du es lieber etwas härter magst, kann ich dir das Hovel anbieten. Das ist der Schuppen in dem ich sonst immer abhänge. Es gibt ne alte Fabrik im Osten der Stadt an der sich die Anarchen, Punks und all so Leute treffen. Bin dort auch gerne, weil immer mal wieder war Spontanes abgeht. Wie aber beim Hovel auch, ist es dort nicht ganz ungefährlich. Treffen sich ne Menge finstere Gestalten dort. Was gibt es noch? Kein Ahnung? Das Mexikan? Ist so ne Nobeldisco der Ventrue, vielleicht auch das Hotel El Privilegio in Burgh. Ekelhafter Laden mit allem Pomp und Tant den man sich vorstellen kann. Ist die Bude für all die Versager unter uns, die sich nicht selbst ein Loch zum Pennen suchen können!"
 
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"Lurker scheint traditionell zu arbeiten. Das gefällt mir. Viele der jüngeren Nosferatu verlassen sich fast nur noch auf die Technik und sind sich kaum mehr bewusst, über welche unglaublichen Gaben und Talente sie eigentlich verfügen. Doch manche der wirklich alten Verborgenen verlassen sich ausschließlich auf ihre übernatürlichen Fähigkeiten. Auch das ist nicht gut. Jeder Nosferatu muss ein gesundes Mittelmaß für sich finden. Ich nehme dein Angebot gerne an. Es ist wohl der beste Weg. Du kannst ihm ausrichten, dass er mich in einigen Stunden dort trifft, wo wir uns getroffen haben. Mittlerweile weiß ich einigermaßen, wie ich mich in einigen Teilen des Untergrunds zurechtfinden kann. Den Weg zum Treffpunkt werde ich mit Leichtigkeit wiederfinden."
Nagaj kramte in seinen Taschen herum und ein klapperndes, klackerndes Geräusch fuhr in Strays Gehör.
"Cafe de Trois, wie? Vielleicht sollte ich diesem Laden mal einen kleinen Besuch abstatten. Gibt es eine Art Passwort oder Code? Ich mag es nicht sonderlich, vor verschlossener Türe zu stehen. Was würdest du sagen, wenn ich meinem alter Ego Marius Bäcker ein paar neue, edle Klamotten verpasse? Mit etwas Feinarbeit sollte es nicht all zu schwer sein, die verlausten Oberflächenmonster an der Nase herum zu führen. Lass mich raten, Caitiff lassen die dort nicht herein? Vielleicht könnte Marius zum Clan Brujah gehören, wenn jemand neugierig bezüglich seiner Abstammung wird... Wäre immerhin nicht das erste Mal, dass ich offiziell zum ehemaligen Clan der Gelehrten gehöre."
Mittlerweile schienen Nagajs Finger im Tascheninneren fündig geworden zu sein, denn er hörte auf zu wühlen und zog seine Black Death Zigarettenschachtel heraus und zündete sich breit grinsend einen Sargnagel an.
"Ich vermute, dass ich dir auch noch eine anbieten darf?"
Das paffen hatte Nagaj mittlerweile sehr gut geübt und weiterentwickelt. Es sah schon recht echt aus, wenn man ihn nicht all zu genau beobachtete; aber wer tat das schon?
"Eine abschließende Frage hätte ich allerdings doch noch. Warum hilfst du mir so bereitwillig? Immerhin arbeite ich für die Ältesten und die wilde Nosferatu von vorhin hatte durchaus begründete Zweifel. Was wäre, wenn meine Arbeit einige ältere Kainiten in die Stadt locken würde? An und für sich ist das nicht meine Absicht, aber das Risiko besteht. Immer. Für die alten Nosferatu bin ich eine Art wandelndes Sinnesorgan, ein Bote, ein Informationsbeschaffer, eine Ratte, ein Kundschafter oder schlicht und ergreifend ein Agent. Doch vielleicht hat das ganze auch seine positiven Aspekte. Was wäre wohl, wenn die Nosferatu dieser Stadt ihren Einfluss auf erhebliche Weise steigern könnten? Wäre das nicht vorteilhaft für uns? Du musst bedenken, dass viele von uns einen gewissen Groll auf die Oberflächenbevölkerung verspüren und ich bin da keine Ausnahme. Es wäre vielleicht besser für alle Beteiligten - Snobs ausgenommen - wenn wir Anspruch auf ein wirklich großes Kuchenstück hätten. Der Prinz scheint tot zu sein, die Stadt versinkt im Chaos und meines Erachtens nach können nur wir das Ruder wieder herum reißen und der Stadt zu echter Stabilität verhelfen. Oder hättest du es lieber, wenn die Stadt den arroganten Blaublütern oder gar erneut den widerwärtigen Toreador in die Hände fiele..?"
Nagaj lehnte sich an die Wand, blickte an die Decke und atmete einen langen Schwall Rauch aus seinem Mund heraus. Er schien irgendwie besorgt zu sein...
 
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"Warum ich dir helfe und dich nicht gleich an Ort und Stelle kalt mache?"

Die Anarche brach in glockenhelles Gelächter aus. Dabei klang sie nicht etwa unfreundlich, sondern hörbar amüsiert. Ein schelmischer Ausdruck schlich sich in ihr Gesicht, als sie weitersprach. Die angebotenen Zigaretten lehnte sie ab und griff stattdessen auf ihre eigenen zurück. Jenny war noch immer im Stande, ihre toten Lungenreste mit Rauch zu füllen und diese Black Death sahen zwar cool aus, schmeckten aber wie Büffeldung.

"Darling, wir hier in Finstertal sitzen dermaßen tief in der Scheiße, dass es völlig egal ist ob noch jemand hier mit rein springt oder nicht. Wenn du für einen Ahnen arbeitest, wirst du ihm nicht viel positives zu berichten haben, da sei mal sicher. Außerdem wird dich die Stadt wahrscheinlich dahinraffen, kaum ein Neuer überlebt hier die ersten fünf Nächte. Warum soll ich dir deine letzten Stunden daher nicht etwas netter gestalten? Vielleicht bist du ja einer der wenigen die hart genug sind hier zu überdauern? Abgesehen davon entscheidet Lurker wie ich dich zukünftig behandeln werde. Nimmt er dich bei uns auf, behandele ich dich wie einen Bruder. Tut er es nicht wäre es besser wieder abzureisen. Ich mach mir da keinen Stress, ich bin eh niemand der besondere Geheimnisse verraten könnte."

Wieder stieg eine kurze Welle Zorn in ihr empor. Sie stand seit Tagen an vorderster Front und hatte mehr abbekommen als jeder andere hier in der Stadt. Trotzdem hatte noch immer niemand ein Wort des Dankes oder der Anerkennung gefunden. Es war, als wäre es selbstverständlich, dass Jenny sich für die Bonzen kaputt machte.

"In das Cafe kommst du ohne Probleme! Keine Ahnung wie sie die Menschen dort raus halten, ist mir aber auch egal. Mich als Caitiff lassen die ebenfalls dort hinein, kein Ding. Aber man spürt sofort, dass man dort weder gern gesehen, noch zugehörig ist. Ich mag das Cafe nicht. Und damit bin ich auch schon am letzten Punkt deiner Frage. Ich bin kein Mitglied der Camarilla! Und ich werde mein möglichstes tun um ihren Einfluss hier in der Stadt so gut zu untergraben wie ich kann."

Sie lächelte frech.

"Ups, jetzt hab ich dem Spitzel doch was geheimes verraten!"
 
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"Ich betrachte die Camarilla lediglich als Mittel zum Zweck. Bedenke, dass wir, die Nosferatu, von denen da oben wie Dreck behandelt werden. Aber durch unsere Arbeit und unsere Fähigkeiten machen wir uns unersetzlich für die Snobs. Als Gegenleistung erhalten wir Schutz - und es ist das Überleben, worauf wir Nosferatu erpicht sind. Was ist der Unterschied zwischen einem Nosferatu der Camarilla und einem autarken Nosferatu? Einen wirklich großen Unterschied gibt es da eigentlich nicht. Wir sichern unser Überleben durch Informationen und Wissen. Ein Ahn unseres Clans macht sich für gewöhnlich nichts aus Politik, es sei denn, dass sie gerade nützlich für ihn und den Clan ist. Die Strukturen der Sekten zu unserem Vorteil ausnutzen zu können ist ein Privileg, welches nur wird besitzen. Was wir hier unten machen, geht nur uns etwas an. Meine Loyalität gilt dem Clan, nicht mehr und nicht weniger. Ich kann deinen Hass auf die verstaubten Mistkerle durchaus nachvollziehen, aber es nicht meine Art ihnen mit offener Feindseeligkeit zu begegnen. Ich erschleiche mir lieber ihr Vertrauen und versuche so viele Informationen wie möglich zu erhalten. Es gibt mehr als nur einen Anzugträger, der von mir ans Messer geliefert wurde. Der Trick ist, nicht in Verbindung damit gebracht zu werden. Ich habe schon so viel Scheiße in meinem Leben gesehen... Finstertal wird mich auch nicht klein kriegen. Es mag hier gefährlich sein, aber man hätte nicht mich geschickt, wenn man sich nicht sicher gewesen wäre, dass ich den Auftrag zur Zufriedenheit meines Arbeitgebers abschließen würde."
Aus seiner Hosentasche zog er ein Mobiltelefon heraus und deaktivierte die Tastensperre.
"Hier, meine Nummer. Vielleicht brauchst du sie ja mal. Entschuldige mich, aber ich habe eine Verabredung mit der Oberfläche. Ich bin gespannt, mit welchen Geschmacklosigkeiten man dieses Cafe verschandelt hat. Magst du Lurker fragen, ob er mich in drei Stunden am Treffpunkt aufsuchen könnte? Ich wäre dir sehr verbunden. Bis dahin ist es an der Zeit, dass ich ein wenig Unruhe stifte... Ich wünsche dir eine schöne Nacht."
Bevor sich Nagaj auf den Weg zum nächten Ausgang machte, schenkte er Stray noch ein flüchtiges Lächeln. Danach war er hinter der nächten Biegung verschwunden.
Tarnung ist alles, sagte sich Nagaj. Er nutzte seine Kraft der Verdunkelung, um sich in seinen alter Ego Marius zu verwandeln. Jedoch hielt er es für angebracht, auf legere Kleidung zu verzichten und stattdessen auf einen schwarzen Anzug mit weißem Nadelstreifenhemd und roter Krawatte zurückzugreifen. Er konzentrierte sich. Seine Tarnung musste hieb- und stichfest sein. Es ging nun um alles, und das wusste Nagaj auch. Seinen Vorschlaghammer ließ er zurück. Er würde ihn nicht brauchen.
 
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"So hat jeder seine Vorgehensweisen, nicht? Ich schaue meinen Gegnern gern in die Augen und bevorzuge demnach den direkten, den ehrlichen Weg."

Jenny kopierte sich die Nummer in ihr eigenes Handy, dann nickte sie.

"Meinetwegen, dann mach es mal gut! Ich gebe Lurker noch heute bescheid. Er wird dich aufsuchen!"

Ein letzter Gruß und die junge Caitiff verschwand in der Dunkelheit der unterirdischen Röhren. Bis zu Lurkers nächstem verstecktem Briefkasten waren es noch gut tausend Meter und einige verworrene Gänge...
 
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