[07.05.08] In einer Seitengasse

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Doch es war Enio, der als einer der ersten den Nebenraum verlies. Seine Stimmung war komplett im Keller und er machte auch kein großes Gehimnis daraus, denn man konnte das Schild "Fuck off an die", das er vor sich her trug deutlich an seiner Mine erkennen. Die Besprechung hätte wohl irgendwie besser verlaufen können. Oder gab es schon wieder schlechte Neuigkeiten.

Enio machte keine Anstalten Jenny in ein längeres Gespräch zu verwickeln. Im Vorbeigehen sprach er sie an ohnen auch nur in ihre Richtung zu blicken. "Ich bin mit der Karre da. Fahr bei mir mit... wir müssen uns unterhalten." Das hieß natürlich nicht, daß sie ihm gleich wie ein Hündchen hinterher springen mußte und keine Zeit mehr haben würde irgendjemand noch ein bißchen ans Bein zu pissen.
 
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Grinsend hämmerte sich die Anarche die gerade ausgestreckte Hand an die Stirn und salutierte. Mit leicht männlich verstellter Stimme antwortete sie dem Brujah in lauten Worten. Sie hatte sofort gesehen, dass Enio gereizt war und konnte nicht umhin ein wenig Salz in die Wunde zu streuen. Der Sheriff hatte ihr vor seiner Besprechung einige schwere Tiefschläge verpasst. Jenny wusste natürlich das sie nicht so gemeint waren, zumindest nicht exakt so, aber trotzdem hätten es auch genügt ihr ein paar böse Worte weniger an den Kopf zu knallen. Nicht das sie nachtragend war...

"Sir! Jawoll Sir! Folge umgehend..."

Entgegen ihrer Worte begab sie sich aber erst einmal zur Theke und orderte eine neue Flasche Whisky. Erst als sie diese bekommen hatte, folgte sie dem Sheriff.
 
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Enio wartete drausen im Wagen. Er hasste es zu warten aber im Moment war er so unendlich froh für einen kurzen Moment einfach alleine zu sein. Jenny konnte sich ruhig ein bißchen Zeit lassen und dem Brujah die Möglichkeit geben seine Gedanken ein wenig zu sortieren. Die Hinrichtung hatte ihn mitgenommen… keine Frage. Es nagte an ihm und in seinem Inneren sprachen hunderte von Stimmen unschuldiger Opfer als wäre er alleine für ihren Tod verantwortlich. Dem war zwar nicht so aber die Gewissheit diesbezüglich half kaum über die Gefühlslage hinweg. Der kleine Wutausbruch während der Versammlung war bereits wieder vergessen. Die anderen waren es allesamt nicht wert sich die verdammte Nacht versauen zu lassen. Niemand. Kein Würdenträger und auch nicht die Caitiff auf die Enio gerade wartete. Aber dennoch war merkwürdigerweise gerade sie diejenige deren Gesellschaft ihm am wenigsten ausmachte. Das würde sich bestimmt auch wieder ändern aber momentan zerrte sie nur selten an seinen Nerven.

Der Italiener brütete noch ein wenig vor sich hin und beruhigte sich weiter dabei. Hmmm… eigentlich viel zu sehr. Das war auch nicht normal. Enio starrte vor sich hin und hörte die Regentropfen auf das Autodach klopfen. Es hatte was hypnotisierendes… etwas einschläferndes. Einfach die Augen zu machen und sich mitten in der Nacht eine Mütze voll Schlaf gönnen. Ja! Das wär was. Langsam lies Enio seine Hände vom Lenkrad gleiten und legte sie träge auf seine Oberschenkel. Es wäre so schön jetzt einfach die Augen zu schließen. Enio konnte fast nicht mehr unterscheiden ob es jetzt die beschlagenen Scheiben waren oder sein sich vertrübender Blick, der seine Sicht schlechter machte. Aber warum beschlugen die Scheiben überhaupt? Enio atmete doch überhaupt nicht und hatte keine Ausdünstung. Merkwürdig… aber auch… egal… unwichtig.

So viel Energie und Elan besaß der Turiner aber gar nicht mehr um sich tiefer in diese Fragestellung zu begeben. Er hätte schwören können, daß sich für einen kleinen Moment seine Augen geschossen hätten. Einfach nur mal kurz… RATSCHENG! Die Tür flog auf und Jenny kam mit einer Flasche Wiskey in der Hand ins Auto. Enio zuckte merklich zusammen und wurde ruckartig wieder in Hier und Jetzt geholt. Es mußte für Jenny vielleicht tatsächlich so gewirkt haben als ob der Sheriff gerade ein bißchen gedöst hatte. Enio gelang es wenigstens gerade noch einen derben Fluch zu unterdrücken, der ihn eventuell sogar als erschrocken entlarvt hätte.

Der Brujah-Ahn startete den Wagen und fuhr los. Glück daran war, daß offenbar kein anderes Auto die Straße entlag kam, da Enio einfach losfuhr ohne nach links oder nach hinten zu sehen. Das hätte auch gut ziemlich schief gehen können. Ohne seine Worte direkt an Jenny zu richten, sondern eher mit der Frontscheibe redend begann Enio vor sich hin zu brummel. „Das war nicht richtig verdammt! … Das war einfach nicht richtig.“
 
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"Das ist ein Mord nie, Honey!"

Das Enio sich unter Umständen erschrocken hatte, schien der kleinen Anarche nicht aufgefallen zu sein. Vielleicht ging sie auch einfach nicht darauf ein. Stattdessen machte sie es sich auf dem Beifahrersitz gemütlich und trank einen großen Schluck aus der Flasche. In der Annahme, dass der Sheriff nichts anderes meinen konnte als die gemeine Hinrichtung fuhr sie fort.

"Aber so ist die Camarilla! Schon immer gewesen."

Sie sah dem Italiener fest in die Augen.

"Wink nicht ab oder halt es für eine meiner üblichen politischen Reden! Ich weiß wovon ich rede, denn es sind Typen wie ich die in diesen dreckigen Kellern gefoltert und umgebracht werden. Wenn du irgendwann mal Zeit und Lust hast erzähle ich dir von der Nacht an dem mich die Geißel von Hamburg erwischt hat. Jetzt hör mir er bitte erst einmal zwei Minuten lang zu..."

Jenny zögerte kurz, weil sie nicht wusste ob dieser Redeschwall dem Sheriff überhaupt in den Kram passte. Dann aber fasste sie sich wieder und fuhr fort. Das Thema war zu wichtig, als das man es einfach so übergehen konnte. Wenn man es genau nahm, war es sogar eine Herzensangelegenheit der Caitiff.

"Weißt du aber was am Schlimmsten an der ganzen Sache ist? Das es allen vollkommen egal ist. Niemand hat aufbegehrt oder auch nur den Mund aufgemacht. Alles Duckmäuser und Feiglinge! Diejenigen die ein perverses Grinsen im Gesicht hatten, sind Schweine klar, aber sie waren wenigstens ehrlich. Der Rest hat eingeschüchtert den Kopp eingezogen und sich die eigenen Schuhe betrachtet. Niemand interessiert sich für einen Caitiff, so ist das nun einmal. Aber das man dem armen Kerl nicht einmal einen Prozess gestattet hat, oder ihm wenigstens einen allgemein anerkannten Vampir an die Seite gestellt hat der für ihn eintritt, ist echt eine Farce. Weißt du, so wie bei dir!? Du passt auf deine Brujahkumpels auf. Wer denen ans Bein pinkelt, pinkelt auch dir ans Bein. Du bist der Boss der Gang und damit muss jeder der was gegen deine Leute unternimmt auch iimmer etwas gegen dich unternehmen. Niemand würde es wagen jemanden aus deiner Truppe hinzurichten ohne vorher mit dir darüber zu reden. Wir Caitiff haben so etwas nicht und werden es nie haben. Bei uns riecht es viel zu sehr nach Ärger als das man es uns gestatten könnte uns zu organisieren. Ist aber auch egal! Als neuer Häuptling solltest du wenigstens dafür sorgen, dass jemand nur dann umgebracht wird, wenn er vorher die Chance bekommen hat sich vor einem Gericht zu verantworten. Eine Verhandlung eben. Du würdest dich besser fühlen wenn du derartiges zukünftig verhinderst! Meinst du nicht auch....?"
 
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„Ja.“ War vorerst alles was Enio erwiederte. Was für eine scheiß Antwort war das denn? Was sollte denn bitte der geneigte Zuhörer von einem völlig nichtssagenden Ja halten? Auf jeden Fall war es nicht möglich das Ja irgendeiner bestimmten Äuserung oder Frage zuzuordnen und man wußte eigentlich soviel wie vorher. Aber es kam auch zunächst kein Einwand von Enio. Keine Verteidigung der Camarilla oder der generellen Vorgehensweise und der Regeln. Auch war kein Augenkontakt zu Enio möglich, da er starr aus der Windschutzscheibe vor sich hinaussah und seinen Blick zunächst nicht zur Seite nahm. Der Regen, der Vorgang des Fahrens und der kaum vorhandene Straßenverkehr nahem die meiste Aufmerksamkeit in Anspruch. So wirkte es wenigstens.

Aber der Italiener hatte Jenny schon zugehört. Immerhin hatte er ja gesagt, daß sie sich unterhalten mußten. In manchen Punkten mußte Enio Jenny leider beipflichten aber nicht in allen. Er pauschalisierte etwas weniger. Das machte zwar nichts wirklich besser aber für Enio Welt rückte es doch wieder einiges in ein anderes Licht. Der Brujah lies Jenny komplett aussprechen und unterbrach sie nicht. Er winkte nicht ab und sie bekam ihre zwei Minuten. Aber irgendwann waren die vorbei und der Sheriff besann sich wieder und sprach weiter. „Nein… so ist es nicht überall und so war es noch nie überall. Egal was du persönlich erlebt hast. Ich möchte nichts davon als persönliches Schicksal abtun oder es irgendwelchen ungünstigen Umständen in die Schuhe schieben… was du erlebt hast, hast du erlebt und fertig. Ich glaube dir und es wird dich dementsprechend geprägt haben. Aber ich hab eben andere Dinge erlebt und da wo ich herkomme ging es anders zu. Di Tomazzi aus Turin war kein ungerechter und gewaltliebender Despot. Er hat sich um die Seinen gekümmert und sich um die Kainskinder in seiner Stadt gesorgt. Du würdest anders denken, wenn du ihn je kennen gelernt hättest… aber das wirst du wohl nie.“ Klar… wie auch? Der Ventrueprinz aus Turin war dem 2.Weltkrieg zum Opfer gefallen. Wie wußte niemand genau aber das war auch egal. Er war jedenfalls seit 1944 nirgends mehr aufgetaucht. Enio merkte es natürlich nicht aber er war gerade in seiner eigenen Prägung gefangen. Genauso wie Jenny ständig in ihrer gefangen war. Für ihn waren gerade nur die guten Jahre in Turin präsent. Was Enio aber unter der total verrückten Toreadorprinz von Genua erlebt hatte verschwieg er lieber und wollte noch nicht einmal selbst darüber nachdenken. Es hätte noch ordentlich Öl in Jennys Feuer gegossen.

„Aber das ist mir auch völlig egal gerade. Ich hab echt keine Lust dich von der Camarilla und ihren Vorzügen und guten Seiten zu überzeugen. Auserdem hab ich dafür gerade keinen Elan und gefühlte Argumentationsnot. Eines ist jedenfalls sicher. Ich habe hier jetzt das Sagen und solange ich das Sagen habe wird soetwas in Finstertal nicht wieder passieren und hätte auch heute Nacht nicht passieren dürfen. Wenn jemand stirbt… dann stirbt er eben und wenn jemand die Geissel, mich, die Regentin oder auch dich angreift, dann muß er damit rechnen, daß er im Kampf vernichtet wird. Daran wird sich nichts ändern. Aber ich hab einfach die Schnauze voll von solchen effekthascherischen Vorführungen wo irgendein Rückgratloser Pisser versucht zu demontrieren was für ein harter Hund er ist und was passieren wird, wenn man sich mit ihm anlegt. Wir sind hier nicht im alten England oder bei den Franzmännern wo aus einer Hinrichtung ein kleines Fest für das ganze verkackte Dorf gemacht wurde. Sollen doch Buchets verstaubte Knochen ewig vom Wind durch die Stadt getrieben werden und soll doch Trapper zur Hölle fahren und dort für alle Ewigkeiten vor sich hinschmohren… aber ich werde das anders machen. Sowas wird nicht mehr geschehen… weder mit meinen Clansgeschwistern noch mit irgendeinem anderen. Es gibt Dinge wieder gut zu machen und ich werde verdammt nochmal Morgen in aller Hergottsfrühe damit anfangen.“

Es war sehr schwer jetzt zu beurteilen wieviel von dem was Jenny gesagt hatte tatsächlich bei Enio angekommen war und wieviel er mehr abwesend vor sich hin geredet hatte als ob er es sich selbst sagen mußte. Vielleicht brauchte Enio es einfach zu jemanden diese Worte auszusprechen damit sie gesagt wurden und nicht nur gedacht. Damit jemand sie hören konnte und irgendwann einmal den Brujah daran erinnern würde wie er gerade darüber dachte. Vielleicht hatte Enio das Menschlichsein und das Mitfühlen ja bereits bis in drei Nächsten wieder verlernt. Das durfte nicht passieren. Er brauchte jemand, der ihn mit der Nase reintunken würde, wenn er sich wieder zu dem verwandeln würde was er einmal war. Ein seelenloses und gewissenloses Monster. Jenny nannte die anderen Feiglinge… Enio nannte sich selbst einen und das war momentan viel schlimmer. Jenny war die richtige! Sie mußte in Zukunft auf ihn aufpassen!
 
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"Es geht nicht darum das wir uns gegenseitig von etwas überzeugen Honey! Ich weiß das es auch gute Anführer gibt. Selbst in der Camarilla. Du bist das beste Beispiel dafür das man diesem Verein anhängen und trotzdem ein guter Mann sein kann. Aber ich sehe das eben nicht als Regel und das ich damit recht habe, sieht man daran was vorhin im Cafe geschehen ist. Ein Prinz, Sheriff, meintewegen sogar ein Kriegsherr kann so gut sein wie er will, letztlich trifft er immer mal wieder auf die Realität der anderen Herrscher um ihn herum und die sind in der Regel nur an der eigenen Macht und ihrer perversen Sichtweise der Welt interessiert. Es sind nicht die Köpfe die ich kritisiere, es ist die Ideologie!"

Die Anarche verstummte einen Augenblick. Auch wenn Enio es nicht so deutlich gesagt hatte, sie würde immer für ihn da sein und auch stets ein Auge auf ihn haben. Das war ja ihr Problem. Sie mochte den Sheriff sehr und dadurch stand sie sich bereits seit einigen Monaten selbst im Weg. Ihr politisches Ansinnen und auch all ihre großen Ziele standen hinter ihrer Symapthie zu diesem Mann zurück. Zumindest für den Moment. Irgendwann würde sich das sicher wieder ändern, sie würde sich wieder an ihren Kampf für die Freiheit machen und sich dann nötigenfalls auch gegen den alten Brujah stellen. Irgendwann, ja..... aber nicht heute.
Jenny wusste sehr gut, dass sie sich in dieser Beziehung wahrscheinlich selbst etwas vormachte, ließ den Gedanken aber nicht zu.

"Lassen wir das Pilger! Wir haben heute Nacht noch viel zu tun. Aber ich werde dich bei Zeiten an das erinnern, was du gesagt hast!"
 
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