[04.05.2008] Weitere Telefonate

AW: [04.05.2008] Weitere Telefonate

Völlig uneitel war Ferdinand nicht, daher gefiel es ihm natürlich wie sehr Henry ihn liebte und verehrte, und da war es nicht lästig dies erst vorzufinden bevor Ferdinand schließlich auf das stieß was er suchte.
Und nun bekam er also tatsächlich ein sehr klares Bild des Ägypters zu sehen. Sehr schön.
Ob dies letztendlich etwas nutzte musste sich erst noch erweisen. Aber das war schon mal eine bessere Ausgangsposition für einen Kontaktversuch.

Falls Nox nicht mehr existierte, aber sein Ghul noch lebte, dann war dieser sicher ziemlich verstört durch das Reißen des Blutsbandes, das kam erschwerend hinzu.
Dennoch musste Ferdinand es versuchen.

Ferdrinand konzentrierte sich also und sah schließlich vor seinem geistigen Auge den Ägypter deutlich vor sich. Der Malkavianer dachte auch an dessen Namen, Kalef Rah’sahtie.
Er näherte sich immer mehr dem Kopf des Ghuls um dann darin einzudringen.

Käme Ferdinand nun tatsächlich in das Hirn von Kalef hinein, war es möglich nach den aktuellsten Erinnerungen an Nox zu suchen?

Er „redete“ dem Ghul beruhigend zu.

Herr Rah’sahtie, können Sie mich hören? Sind Sie noch am Leben? Hier spricht Ferdinand von Rothschild, haben Sie keine Angst.
 
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Eine Antwort wie er sie erwartete, erhielt Ferdinand nicht, aber etwas anderes, sehr intensive Gedanken, ein Zwiespalt zwischen Zuneigung und Wut, grenzenlose Wut auf Nox, ein verratenes Geheimnis, Schmerzen, die ihm zugefügt wurden.

Der Malkavianer hatte das Gefühl glühendheiße Zangen auf seiner Haut zu spüren, kurze Bilder von Nox und dann auch von einem anderen Mann mit glühenden Augen, die ihn anstarrten und ihm seine innersten Geheimnisse entrissen, dann wieder schöne Momente mit einer schönen Frau.

Das Ganze gipfelte in einem Bild von einem Seil am Ast einer alten Eiche, dann das Gefühl von Verzweiflung, Ratlosigkeit und schließlich spürte Ferdinand das Gefühl des Erstickens und einen qualvollen, langsamen Tod.
 
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Nein, nicht schon wieder!
Als der nahende Tod sich anbahnte kämpfte Ferdinand darum sich aus dem Bewusstsein des Ghuls zu entfernen.

Wieviel Tode soll ich denn noch sterben??!

Ferdinand schnappte nach Luft, obwohl er doch schon jahrzehntelang keinen Sauerstoff mehr zum Überleben benötigte und folglich nicht mehr ersticken konnte. Er sank nieder auf den Boden und brauchte eine ganze Weile um sich wieder zu erholen.
Mühsam rappelte er sich auf und machte sich schnell Notizen über das was er erfahren hatte.

Der Ägypter war offenbar tot. Ferdinand hatte also rückwirkend in den Gedanken gelesen? Wie war das möglich? Oder hatte sich da was mit seiner seherischen Gabe vermischt? Vielleicht war es auch einfach eine seiner normalen Visionen gewesen, und das Ganze hatte mit Gedankenlesen rein gar nichts zu tun.
Vielleicht hatte sich die Vision gerade jetzt eingestellt weil er so intensiv an den Ägypter gedacht hatte.
Wie auch immer, Ferdinand war davon überzeugt, dass das was er erlebt hatte die Wahrheit war.

Er bemühte sich, das Grauen abzuschütteln, doch das Mitgefühl für den Ghul ließ sich nicht einfach abstellen. Er hatte offensichtlich Höllenqualen gelitten, durch Nox und irgendeinen Fremden, und sich schließlich selbst das Leben genommen.
Ob Helena ihm das glauben würde, wenn er ihr das erzählte? Wahrscheinlich nicht. Eher würde sie annehmen er wolle Nox schlecht machen und habe sich so etwas "Abstruses" nur ausgedacht.
Vielleicht behielt er das Ganze also besser für sich.

Für Ferdinand jedoch änderte sich etwas. Sein schlechtes Gewissen Nox gegenüber schwand dahin.
Der Ghul hatte eine Hassliebe für Nox empfunden, soviel war klar. Solche widerstreitenden Gefühle konnten sich ergeben, wenn ein Ghul schlecht behandelt wurde. Die durch das Blutsband erzeugte Liebe würde bleiben, aber Hass konnte dennoch hinzukommen.
Und Nox hatte seinen Ghul nicht bloß einfach schlecht behandelt, sondern gequält, ja gefoltert.
Das war verabscheuungswürdig. Ghule waren einem ausgeliefert, umso verantwortungsvoller sollte man mit ihnen umgehen, das fand Ferdinand zumindest. Es käme ihm nicht in den Sinn grausam zu fremden Ghulen oder normalen Sterblichen zu sein, geschweigedenn zu den eigenen Ghulen, die doch seine geliebte Familie waren.
Da Nox die Disziplin Beherrschung beherrschte hätte er doch genauso gut durch gewaltlose Befragung irgendwelche Geheimnisse aus dem Ghul herausbekommen können. Oder durch Gedankenlesen. Wozu aber Folter? Wozu?!
Sowas war Stil des Sabbat, und wenn ein Prinz einen Untertanen so bestrafte wie es mit Miguel geschehen war, auch das ging in Ferdinands Augen zu weit.
War es denn am Ende tatsächlich so, dass auf Dauer nur die Kainskinder überlebten, die am skrupellosesten waren? Das durfte einfach nicht sein. Ferdinand wehrte sich dagegen. Er wollte nicht so werden.
Sein eigener Erzeuger war recht kühl, aber sicherlich würde er doch niemanden quälen…daran wollte Ferdinand jedenfalls glauben.

Und er hatte ein schlechtes Gewissen gehabt, weil er schlecht über Nox geredet hatte?!
Weil Ferdinand ihn als schlechten Primogen hingestellt hatte, aber eigentlich zu Recht, denn er war in der Tat ein schlechter Primogen gewesen.
Aber ob Nox ein schlechtes Gewissen hatte seinen Ghul gequält zu haben? Sehr wahrscheinlich nicht.
Würde Nox dann nicht auch genauso gut sein eigenes Mündel quälen wenn ihm der Sinn danach stünde? Der Schritt dahin war nicht weit, und jemand solches durfte hier nicht die oberste Führungsposition des Clans innehaben, nein, keinesfalls.

Wenn Ben wüsste was Nox mit seinem Ghul gemacht hatte würde er sicher auch nicht viel von Nox halten. Und Helena würde es wahrscheinlich nicht glauben. Nein. Sie wollte in ihm nur das Gute sehen. Er hatte wahrscheinlich seine guten Seiten, durchaus.
Aber…all das möglicherweise Gute schwand dahin bei dem Gedanken, dass Nox seinen neuen Ghul in den Selbstmord getrieben hatte.
Wenn Ferdinand daran dachte lief ihm ein Schauer den Rücken hinunter, er war entsetzt und auch wütend.
Er hatte den Ahnen für einen schlechten Primogen gehalten, aber nicht für so grausam.
Nein, so jemand durfte hier einfach nicht mehr Anführer des Clans sein.
Was für ein Hohn war es da doch, dass Nox gesagt hatte ICH sollte aus dem Verkehr gezogen werden, weil er grausam und eine Gefahr sei...dabei war Nox anscheinend keinen Deut besser. Wahrscheinlich hatte er vor allem einen Rivalen loswerden wollen, denn der andere Ahn hätte sicher wieder Primogen werden wollen, wenn er denn tatsächlich zurückgekehrt wäre.
Nathan hatte Recht gehabt: Beide Ahnen sollten hier nicht mehr Primogen sein.

Doch was war mit Nox geschehen? Das war noch immer unklar. Und wer war jener Mann mit den glühenden Augen?
Auch wenn Ferdinand nun herzlich wenig von Nox hielt, er war und blieb Malkavianer, und so würde Ferdinand sich darum bemühen herauszufinden was mit Nox geschehen war.

Ferdinand verspürte jedoch wenig Lust sich jetzt eine weitere Leiche anzuschauen.
Aber er hatte versprochen dies zu tun, also täte er es. Langsam erhob er sich und strich seine Hose glatt.
 
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