[04.05.08] Willkommen in der Sklaverei

Vision

caitiff par excellence
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Out of Character
Situation beschreibt die kurze Unterhaltung zwischen Aiden und Tien auf der Toilette im Cheval Rouge

Die Damentoilette war, obwohl sie meist nur von den Angestellten benutzt wurde nicht weniger poliert oder hergerichtet als der Rest des Gebäudes. In diesem Punkt hatte man sich hier wenigstens an die Grundregeln des Geschäftes gehalten.

Aiden lies seine Augen durch den Raum gleiten um alles in sich aufzunehmen ehe er, mit einem weiteren Schritt, tiefer in den Raum eindrang und so die Aufmerksamkeit der kleinen Eurasierin auf sich zog. Es war ihm anfangs gar nicht aufgefallen das sie keine Einmetersiebzig war, seine Augen wanderten für einen Moment über ihren Körper, während er sich langsam gegen den gekachelten Türrahmen lehnte und ihr entgegen lächelte. Kombiniert mit dem Bluteinsatz zuvor und dem immer präsenten Hunger konnte Aiden schon sagen das er hungrig war. Noch lange nicht bis zu seinen letzten Reserven herunter aber trotzdem genug um nicht länger voll gesättigt zu sein und das war gefährlich.

Die Eurasierin hatte, obgleich rundlich, leicht geschlitzte Augen was ihn für einen Moment sie als Vietnamesin oder zumindest Chinesin einordnete, doch konnte er genauso den westlichen Einfluss ausmachen den sie hatte. Ihre Brüste waren künstlich verbessert worden und Aiden konnte nur raten ob es sich dabei um eine Freiwillige oder erzwungene Verbesserung handelte. Ihre Kleidung, wenn man sie wohl überhaupt so nennen wollte, bestand aus einem einfachen roten Spitzentanga und einem pushup BH, der ihre Brüste zusammen drückte.

Für einen Moment überlegte der Kainit ob er sie zu seinen Lebzeiten attraktiv gefunden hätte. Sie hatte durchaus etwas, aber ob es ihm genügt hätte? Nun war er mehr daran interessiert wie das Blut in ihren Adern schmeckte.

„Was willst du?“ pampte die kleine Asiatin und sorgte damit bei Aiden für ein Lächeln. Sie war sich zweifellos über ihre Lage bewusst, oder zumindest ging Aiden genau davon aus, aber das sie trotzdem noch die Courage aufbrachte ihn so anzumachen erforderte etwas an Respekt. Als Aiden nicht gleich antwortete harkte sie mit ihrer eigenen Vermutung nach und bestätigte so Aidens Annahme: „Du bist hier um zu beenden was der Arsch angefangen hat oder? Ihr Drecksäcke!“

Aiden zeigte ein Freundliches lächeln und sah über seine Schulter in Richtung der Ausgangstür ehe er wieder zurück zu ihr sah. Sich vergewissernd das niemand herein gekommen war, löste sich Aiden von dem Türrahmen und begann eine Toilette nach der anderen anzusehen, bis er sich sicher war das sie allein waren. Ihre kastanienbraunen Augen lagen auf ihm und hatten eine Frage in ihnen. Sie schien eine Erklärung zu wollen aber sie nicht zu trauen zu fragen warum er sich vergewisserte das sie allein waren. Ihre Augen wanderten entlang seines Körpers, vielleicht in der Suche nach einer Waffe und auch ihre Körperhaltung spannte sich an. Dank der mangelnden Kleidung konnte Aiden genau sehen wie sich ihre Muskeln anspannten und ebenfalls nicht wieder entspannten als er sich erneut gegen den Türrahmen lehnte und sie weiter still beobachtete.

„Du hast Courage“, stellte Aiden fest und lächelte dabei wieder. „Eigentlich habe ich dir nicht deshalb geholfen, sondern weil ich es nicht leiden kann wenn man Frauen schlägt.“

“Dann bist du im falschen Geschäft“, erklärte die Asiatin.

„Da magst du recht haben. Aber warum sagst du mir nicht erst einmal deinen Namen?“ Die Aufforderung an sich war unnötig und überflüssig, besonders da er bereits von Juri ihren Namen erfahren hatte, doch das brauchte sie nicht zu wissen. Seine Augen ruhten nach wie vor auf der kleinen Frau, die bereits ihre Tätigkeit sich die Wunden in ihrem Gesicht zu versorgen unterbrochen hatte. Obwohl sie noch immer diesen Trotzigen und Kampfbereiten Glanz in ihren Augen hatte, konnte er trotzdem von ihrer Körperhaltung ablesen das sie Angst hatte. Vielleicht weil sie ihn nicht einschätzen konnte. Das er so in den Laden gekommen war, zum allerersten mal und nun vor ihr Stand machte ihn zu einer unbekannten Größe. Irgendetwas hatte ihre Zuhälter und die anderen Schläger davon abgehalten diesen Mann krankenhausreif zu schlagen und nun stand er hier und schien sich unterhalten zu wollen.

„Tien“, antwortete sie unsicher und schob schnell nach: „Tien Ngoc Bich Nguyen, aber alle nenne mich nur Tila.“

Aiden nickte langsam. „Was ist dir lieber?“

„Tien“, gab die Asiatin kleinlaut zu, während sie ihre Stimme fast zu einem flüstern senkte, als ob sie etwas falsches getan hätte.

„Gut, Tien. Ich denke du weißt was los ist.“

„Nein.“

„Anscheinend machst du ständig Probleme und man glaubt man müsste an dir ein Exempel statuieren.“

Aiden ließ den Satz für einen Moment einfach so im Raum stehen und beobachtete Tien nur still. Er konnte erkennen wie es hinter ihrer coolen Fassade arbeitete und ihr langsam klar wurde was Aiden damit meinte, doch noch ehe sie etwas sagen konnte und damit eventuell seinen guten Eindruck von ihr zerstören konnte, begann Aiden: „Ich mache dir ein Angebot.“ Aidens Stimme war fest und geschäftsmännisch, sie hatte keine Spur von Emotion in ihr, beinahe so als ob es hierbei nicht um ihr Leben ging.

„Ich bin neu in der Stadt und ich benötige jemand der sich um meine Belange kümmert. So wie ich das sehe habe ich einige Schuld, oder auch nicht, an deiner Situation. Aus diesem Grund biete ich dir eine Stellung an.“

Tien schien zu versuchen die stoische Fassade des Kainiten zu durchdringen, doch Aidens Körpersprache war nicht zu lesen. Er hatte viel zu viel Zeit darin investiert sich anzueignen das man an solchen Kleinigkeiten nicht erraten konnte wann er bluffte und als Pokerspieler machte er auch keine schlechte Figur. Er liebte Poker und diese Situation war, so wie beinahe jede andere Situation an diesem Abend, ein Pokerspiel gewesen. Alles lief darauf hinaus sich oder etwas als das zu verkaufen was die anderen sehen wollten und so das zu erhalten was er wollte. Tien stellte dabei keine Ausnahme dar.

„Ich biete dir einen Ausweg aus deiner Situation an. Das tue ich nicht aus Großzügigkeit oder weil ich glaube das du mir etwas schuldest. Ich brauche jemand der sich in dieser Stadt auskennt und der mir hilft.“

Aiden machte absichtlich eine kurze Pause und beobachtete dabei Tien eingehend. „Du würdest mir als Assistentin zur Seite stehen. Mein Mädchen für alles so zu sagen. Im Gegenzug werde ich dich nach vollen Kräften beschützen. So bald ich eine Wohnung habe wirst du dort wohnen, du wirst Kleidung von mir bekommen und du wirst in der Lage sein so Typen wie dein Zuhälter herum zu kommandieren. Darüber hinaus zahle ich dir ein Anfangsmonatsgehalt von 2000 Euro.“

Aiden hob seine Hand um zu verhindern das Tien etwas sagte, um ihn aussprechen zu lassen. „Was ich dir anbiete ist jedoch nicht ungefährlich und du wirst Dinge sehen und erleben die du bislang nicht für möglich hältst.“

Aiden verschränkte die Arme und sah Tien ernst an während er fortfuhr: „Ich habe keine rote und blaue Pille für dich, aber wenn du dich dafür entscheidest wirst du die Welt mit anderen Augen sehen. Du kannst dich nun entscheiden. Du wählst das Unbekannte in dem du mit Raubtieren zu tun haben wirst gegen die diese hier nur kleine Fische sind oder zu stellst dich deinem Schicksal mit deinem Zuhälter. Aber ich möchte es noch mal sagen. Ich tue dir damit kein Gefallen. Ich biete dir lediglich ein anderes Schicksal an.“

Aiden löste sich von dem Türrahmen und sah Tien direkt in die Augen und für einen kurzen Moment überlegte er sich ihr jetzt seine wahre Natur zu offenbaren, entschied sich jedoch dagegen. Stattdessen befahl er: „Ich erwarte deine Entscheidung in Kürze. Versorge den Rest deiner Wunden und zieh dich an. Wenn du dich dazu entscheidest mir zu dienen“, Aiden benutzte absichtlich dieses Wort, „dann wirst du noch heute mit mir mitkommen. Wenn nicht, wird dich dein Zuhälter erwarten.“

Mit diesen Worten verließ Aiden die Toilette.
 
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