AW: Der Attributssteigerungs-Hartholzharnisch
Nun sind Attributssteigerungen in der restlichen Charakterverbesserung ein knappes Gut und wichtig für die Steigerung von angeschlossenen Fertigkeiten, so dass klar ist was jeder klar denkende Optimierer macht: Er wird sich zur Charaktererschaffung eine Major Hindrance und zwei Minor Hindrances holen und die 4 Punkte in zwei Attributserhöhungen stecken; weitere Edges und Fertigkeiten werden dann im Spielverlauf gekauft.
Man kann KEINE Background-Edges nachträglich erwerben (außer der Spielleiter ist hier außerordentlich "nett" und gestattet das).
Somit stellt bei Charaktererschaffung die Wahl, ob man einen Arcane Background, Arcane Resistance, Brawny, oder für die Two-Gun-Kids besonders günstigen Ambidextrous und Quick Edges nimmt, ODER eine oder mehr Attributssteigerungen durchaus eine taktische Entscheidung dar, die nicht mehr einfach bei Legendary Rank zu "korrigieren" ist.
Der clevere Optimierer wird ferner eine Rasse spielen die einen Attributsbonus bekommt, da Rassenboni auch nicht auf die Levellimitation angerechnet werden.
Die Rassen, welche in den veröffentlichten Savage Settings vorkommen, haben im Normalfalle für ein Attribut mit höherem Start- und/oder Maximal-Wert auch ein Attribut, welches zum Steigern ZWEI Level-Ups erfordert (eine Racial Hindrance).
Zudem: Savage Worlds legt KEINEN Wert auf "ausbalancierte" Rassen. In den meisten Savage Settings sind zwar die meisten Rassen ausbalanciert, doch gerade in den Lizenz-Settings gibt es ganz klar ausschöpfbare "Vorzugsrassen", die eben z.T. krass höhere Attribute, öfter aber eher besondere, von niemand sonst erwerbbare Racial Edges aufweisen.
Auch die Toolkits haben für Fantasy-Rassen, Alien-Rassen, Cyborgs etc. die Möglichkeit angeboten diese zu "balancieren", indem Racial Abilities, Racial Edges, Racial Hindrances eine Punktebewertung gegeben wird, so daß man bei Anlegen der settingspezifischen Regeln (wozu ja auch die settingspezifischen Rassen gehören) nach diesen Punktewerten balancieren kann, wenn man mag.
Fakt ist, dass man mit Rassenzugehörigkeit und Hindrances bei der Charaktererschaffung bis zu 3 Attributssteigerungen rausziehen kann. Fakt ist ferner, dass jeder Rang eine weitere Attributssteigerung erlaubt.
Damit schalten die Ränge wie folgt Attributssteigerungen frei:
Novice: 4
Seasoned: 5
Veteran: 6
Heroic: 7
Legendary: unbegrenzt
Jeder Charakter startet mit d4 in den fünf Attributen.
Jeder Charakter hat 5 Attributssteigerungspunkte bei Charaktererschaffung.
Jeder Charakter kann durch Hindrances noch maximal 2 Attributssteigerungspunkte bei Charaktererschaffung bekommen.
Damit ist bei Novice-Rank VOR dem ersten Level Up ein Charakter, der extrem gebaut wird, mit einem Attribut d12, einem Attribut d8 und drei Attributen d4 = 7 Attributssteigerungen gegenüber d4 ausgestattet (sinnvollerweise wird man die Verteilung aber überlebensfähiger vornehmen, da drei Attribute auf d4 schon sehr ungesund sind).
Ein Novice-Rank Charakter nach dem ersten (oder folgenden) Level-Up, kann für den Novice-Rank eine weitere Attributssteigerung erhalten; der Extrem-Charakter hätte dann ein Attribut d12, ein Attribut d10, drei Attribute d4 = 8 Attributssteigerungen.
Im Seasoned Rank hätte dieser Charakter dann 9 Attributssteigerungen vorgenommen.
Im Veteran Rank hätte er 10 Attributssteigerungen vorgenommen.
Im Heroic Rank wären es 11 Attributssteigerungen.
Und mit der ersten Legendary Rank Steigerung wäre er mit 12 Attributssteigerungen auf d4 in allen Attributen ausgestattet.
Das ergäbe bei versuchter Gleichverteilung auf die 5 Attribute dann zwei Attribute auf d10 und drei auf d8. Bei extremer Verteilung drei Attribute auf d12 und zwei Attribute auf d4.
Attribute sind nicht die wesentlichen Unterscheidungs- und Kompetenzmerkmale, sondern sie stellen nur eine gewisse Grundkompetenz dar, die bei den höheren Ranks IMMER von den Edges überholt wird.
Wir haben Charaktere bis an die 160 XP im Legendary Rank gespielt, die längst nicht bei jedem zweiten Level Up in Legendary eine Attributs-Steigerung gemacht haben (und auch nicht bei jedem Rank vorher - vor allem dann nicht, wenn man als Zauberer noch Powerpunkte, Power Edges, neue Powers lernen wollte UND noch den einen oder anderen Skill verbessern wollte). - Das Spiel weit im Legendary-Bereich findet immer noch mehr über Differenzierung durch Edges (wozu ja auch die Powers gehören) und weniger über Skills und Attribute statt. So oder so "hat man" die Skills und Attribute irgendwann auf Werten von d8 oder d10, wo zusammen mit dem Wild Die, eine Grundkompetenz da ist, die man meist nicht mehr weiter steigern braucht. Spätestens hier, aber auch schon vorher, werden die spezifischen Edges interessant, die die Beschränkungen der Regeln "brechen", d.h. die zweimal pro Runde mit derselben Waffe angreifen lassen, die schneller Powerpoint-Regeneration erlauben, die mehr Aktionskarten zur Auswahl geben, usw.
Gerade bei Charakteren die Kämpfen UND Zaubern können wollen/sollen sind hier die Entscheidungen, ob und welche Attribute, Edges und Skills man verbessern soll, längst nicht so eindimensional, wie das hier im Eingangsbeitrag dargestellt wird.
Und bei den Spielercharakter-Rassen sieht das ähnlich aus: Rassenspezifische Edges möchte man neben den für alle Rassen zugänglichen auch noch haben. Und rassenspezifische Nachteile machen manche Steigerung von Attributen SEHR teuer (50F Atani: Vigor geht nur nach ZWEI Level Ups hoch!).
Damit schalten die Ränge wie folgt Attributssteigerungen frei:
Novice: 4
Das ist Unfug. - Wenn Novice Rank 4 Steigerungen von Attributen erlauben sollte, dann ist hier erst einmal die Frage gegenüber welchem Ausgangswert?
Gegenüber dem üblichen d4, zu dem man bei der Charaktererschaffung 5 Attributssteigerungen bekommt?
Oder gegenüber dem Wert NACH Charaktererschaffung, also im Schnitt gegenüber d6?
Novice Rank VOR Level Up gibt 5 Steigerungen und möglicherweise noch 1 oder 2 weitere, wenn keine Background-Edges oder andere Edges oder mehr Skills für die Hindrances erworben werden.
Novice Rank nach Level Up gibt dann noch +1 Steigerung.
Seasoned Rank also +2.
Veteran Rank +3.
Heroic Rank +4.
Legendary Rank +5 (und alle zwei Level Ups weiter +1, nach oben nur begrenzt durch das Rassen-Maximum eines Attributs, welches kleiner oder größer als d12 sein kann).
Die Auffassung mit dem "Freischalten" von so vielen Attributs-Steigerungen halte ich für eine echte Verschlimmbesserung von Savage Worlds und ein klares Verkennen der Rolle, die die Attribute in diesem System spielen. Das sieht mir nach einer Denke aus, die andere Regelsysteme, in welchen die Attribute wichtiger sind und größeren Einfluß haben, als Brille nimmt, durch die hier Savage Worlds ziemlich verzerrt wahrgenommen wird.
(Wenn etwa ein Veteran-Charakter erst 2 Attributssteigerungen in Anspruch genommen hat sind noch 4 übrig, obwohl 2 davon dem Novice- und Seasoned-Rang zugeordnet sind.)
Ein Veteran-Charakter HAT NUR MAXIMAL ZWEI ATTRIBUTS-STEIGERUNGEN vor dem Veteran-Rank. - Damit hat er bei Novice und bei Seasoned Attribute gesteigert und mehr kann er nicht.
Warum sollen denn Deine "Savage Worlds"-Charakter DOPPELT SO VIELE ATTRIBUTS-STEIGERUNGEN bekommen, wie bei Savage Worlds vorgesehen ist?
Warum die Rolle, die Bedeutung der Attribute derart verstärken?
Was beabsichtigst Du mit dieser Verschiebung weg von den Edges hin zu den (langweiligen, wie ich finde) Attributen?
Effekt der Hausregel:
Man erleidet keine unaufholbaren Nachteile mehr wenn man Rassen ohne Attributsbonus spielt und bei der Charaktererschaffung nicht alles was man hat in Attribute steckt.
Wenn man "alles was man hat" bei der Charaktererschaffung in die Attribute gesteckt hat, dann hat man KEINE Background-Edges. Das gilt für ALLE Rassen, außer den Menschen, die ein Free Edge bei Charaktererschaffung bekommen. Alle Savage Races müssen ihre Background-Edges von Hindrance-Punkten erwerben, da sie KEIN Free Edge bekommen.
Rassen ohne Attributsbonus haben meist (Savage Worlds ist ja NICHT auf Balance ausgelegt) andere Vorteile, die den (von Dir überschätzten) Attributsbonus aufwiegen.
Das Resultat sind vielfältigere Charaktere zu Beginn da es eine interessante Option ist schon zu Charaktererschaffung in Edges und exoitischere Fertiogkeiten zu investieren.
Skills spielen ebenso wie Attribute die zweite Geige. - Edges sind SEHR wichtig. Da Attribute sekundär sind gegenüber Edges wie (nicht nur, aber vor allem) den Background-Edges, den Racial-Edges, etc. gibt es bei Savage Worlds KEIN Problem, daß die Charakter nicht vielfältig genug bei Beginn wären.
Das Problem liegt in der Erwartungshaltung zur Rolle von Attributen, die bei Savage Worlds anders ist, als bei anderen Rollenspielen.
Na, dann hab ich ja alles richtig gemacht. *fg* Hab nach dem ersten Level Up 4 x D8 und einmal D4.
Und was kann er sonst noch, was den Charakter ABHEBT von anderen? - Wenn Dein Charakter 4 d8-Attribute und ein d4-Attribut hat, dann hast Du - falls es ein Mensch ist - noch bestenfalls ein Free Edge gewählt. Damit hast Du zwar gute "Anlagen", aber eben nur das.
Bei Savage Worlds sind es IMMER die Edges, die den Unterschied machen.