AW: (Sammelthread) praktische Spielleitertipps
Wenn man mit TSOY beginnt, kann es etwas schwierig erscheinen, sich zu entscheiden, ob zwei Handlungen parallel verlaufen oder gegenläufig sind.
In dem Fall gibt es einen einfachen Kniff, der das Spiel erstmal laufen läßt, bis man sich sicher ist. Dieser Kniff hat keinen Regel-Charakter, sondern soll nur die Entscheidung vereinfachen:
Variante 1: Wenn die Fähigkeiten auf der gleichen Reserve aufbauen ist die Handlung gegenläufig, sonst sind sie parallel.
Beispiele:
Lord Gerard d'Marné (Duellieren 2) kämpft gegen Parthas den Geier (Infanterie 3). Beide Fähigkeiten beruhen auf Kraft, also sind sie gegenläufig.
Lady Florancine (Verführen 2) will Lord Phillipe (Etikette 2) dazu bringen, im Gefühlstaumel Staatsgeheimnisse auszuplaudern. Verführen beruht auf Instinkt, Etikette auf Verstand, also ist die Handlung parallel – vielleicht erliegt der Lord den Avancen der Lady, aber dann hat sie sich vielleicht auch schon darauf besonnen, dass es sich nicht gezieht, einen feinen Herrn in seinem Schlafgemach auszufragen…
Doch nicht immer paßt das gut. Was ist mit zwei Kriegern, die sich ohne Rücksicht auf die eigene körperliche Unversehrtheit bekämpfen? Sollte sich Lord Phillipe nicht aufgrund seines guten Benehmens den unzüchtigen Allüren der "Lady" erwehren können? Wer so denkt, für den ist vielleicht Variante 2 besser:
Variante 2: Wenn die Fähigkeiten auf der gleichen Reserve aufbauen ist die Handlung parallel, sonst sind sie gegenläufig.
Beispiele:
Remuro und Offizier Reinaldo bekämpfen sich. Remuro will Reinaldo mit seiner Magie verwandeln (Wandlung: Instinkt), und Reinaldo will den Ratkin totschlagen (Infanterie: Kraft). Die Handlungen sind gegenläufig.
Lucida will Parthas den Geier überzeugen, dass Reinaldo sie nicht geschickt hat (Falschheit: Verstand), aber Parthas will die ganze Gruppe überzeugen, sich seiner Sache anzuschließen (Rethorik: Verstand). Die Handlungen sind parallel.
Beide Varianten haben ihre Grenzen, an denen diese Zuordnung nicht sauber funktioniert. Letztlich kommt es eben darauf an, wie die Beteiligten in der offenen Phase ihre Handlungen genau beschreiben. Beim klassischen Duell ist es eine parallele Handlung, wenn einer der Spieler sagt "Wenn er mich am Bein erwischt, ist seine Hand gebunden, und ich nutze seine reduzierte Beweglichkeit, um ihn meinen Dolch in den Hals zu stecken". Heißt es aber "ich pariere seine Angriffe und warte, bis er mir eine Blöße zeigt, die ich ausnutze" ist die Handlung gegenläufig.
Auf einer rein mechanischen Ebene ist die Entscheidung für eine parallele oder gegenläufige Handlung eine taktische Option: Gehe ich das Risiko ein, verletzt zu werden, schade meinem Gegner dafür aber garantiert (außer ich versemmle meinen Wurf total – mit schlechten Werten also nochmal drüber nachdenken!) oder versuche ich, meine eigenen Verletzungen zu minimieren, und binde meinen Gegner, den ich letztendlich überwinden will (lohnt sich immer, wenn man in der passenden Fähigkeit deutlich besser ist als sein Gegenüber).
Will man dieses taktische Element beibehalten und mit den Fähigkeiten etwas flexibler sein, gibt es noch zwei weitere Varianten – Fähigkeiten machen zwar üblicherweise Schaden in der Reserve, auf der sie beruhen, aber man kann sich – wenn es besser zum Spielgeschehen passt – auch einigen, dass der Schaden in einer anderen Reserve verursacht wird.
Variante 1a: Verursachen zwei Fähigkeiten Schaden in der gleichen Reserve ist die Handlung gegenläufig; sonst ist sie parallel.
Beispiel:
Gerard d'Marné will Florancine vor versammelter Mannschaft demütigen, indem er ihr mit seinem Rapier einen blutigen Schnitt auf die Wange setzt (Duellieren: Kraft), sie will ihn mit ihren Reizen locken, sodaß er vor seinen Leuten als greiser Lüstling dasteht (Verführen: Instinkt). Beides macht Schaden in Instinkt, also ist die Handlung gegenläufig.
Variante 2a: Verursachen zwei Fähigkeiten Schaden in der gleichen Reserve ist die Handlung parallel; sonst ist sie gegenläufig.
Beispiel:
Reinaldo will Lucida dazu bringen, Remuro und Jorge zu verraten (Überzeugen: Instinkt) und benutzt dazu geschickt gewählte Halbwahrheiten, während sie mittels klar gesetzter Lügen (Falschheit: Verstand) versucht, überzeugt zu wirken. Beides macht Schaden in Verstand, also ist die Handlung parallel.
Abschließend nochmal der Klarheit wieder: Nach den Regeln hängt die Entscheidung, ob zwei Handlungen parallel oder gegenläufig sind, nicht von den Reserven ab. Eine der hier aufgeführten Varianten kann aber zu Beginn die Entscheidung erleichtern. Kommt man irgendwann an einer Situation an, in der die Variante nicht mehr paßt, entscheidet man entpsrechend.