AW: Ist fehlender Rollenspielnachwuchs nur ein deutsches Problem?
Danke, daß Du Deinen PN-Text hier als Beitrag eingestellt hast.
In Deutschland wird man als Noob gebasht.
Ja. Wie ÜBERALL auf der Welt! - Das kenne ich aus dem Bereich Kampfkunst, aus dem Bereich Informatik und aus dem Bereich Rollenspiele ÜBERALL gleichermaßen. - Noobs sind Noobs. Und Arschlöcher stellen die MEHRHEIT der Weltbevölkerung.
Das ist wirklich KEIN deutsches Phänomen.
Es wird erwartet erst mit einem gewissen Vorwissensstand Fragen zu stellen.
Das stimmt in manchen Bereichen - und dort durchaus zurecht. - Aber wenn man sich entsprechend VORSTELLT mit "Hallo, ich bin neu hier und weiß noch kaum was. Ich hätte da mal eine Frage..." dann wird man entweder in einen Bereich für Anfängerfragen (ja, manche Foren haben so etwas) oder auf FAQs usw. verwiesen oder einem wird einfach von ein paar netten Leuten geholfen. - Das ist auch hierzulande gängig.
Im angelsächsischen Raum ist es so dass man Anfänger auf nette Art und Weise ans Hobby ran führt.
Ja. Und nein. - Auch hier gibt es die vor Geifer, Häme, und Mobbing triefenden Ami-Foren, aus denen Leute fluchtartig den Rückzug antreten.
Da kann man jederzeit nachfragen wenn man z.b. in eine Bestimmte Region fährt ob es dort nicht eine RPG-Runde gibt die einen für einen spielabend auf nimmt wenn man in der Stadt ist. Im Deutschen Raum ist das nicht denkbar.
Das ist etwas, was auch hierzulande, sogar direkt in DIESEM Forum schon gut geklappt hat und immer noch klappt.
Man muß nur fragen, und es findet sich jemand, der einem "Spieler auf Wanderschaft" einen Stuhl, einen Tisch und einen Charakterbogen gibt.
Hier in Deutschland insbesondere im Rhein-Neckar-Dreieck habe ich die Erfahrung gemacht, dass die ganzen Gruppen fest gefahren sind. Will heißen die wollen keine Neulinge und sind alles andere als offen gegenüber Anfängern.
Festgefahrene Gruppen gibt es tatsächlich. Das sind die "hermetischen" Gruppen, die KEINEN reinlassen und von denen sich auch KEINER für irgendwas Neues, Anderes interessiert als immer nur den Alten Trott (tm). - DSA, OWoD, SR, Midgard - da findet sich dieses scheue Volk in guter Häufigkeit.
Früher war es aufs Cons so dass man hingehen konnte und es gab immer eine Gruppe in der man einen Platz gefunden hat, wo man nette Leute traf mit denen man einfach los zocken konnte egal wie der Wissensstand war.
Und das ist auch HEUTE noch so.
In meinen Runden-Angeboten werde ich KEINEN abweisen, wenn ich irgendwie noch jemanden einbauen kann. (Bei mehr als 10 Spielern wird es dann schon mal eng, aber unter 10 geht in vielen Rollenspielen immer noch was.)
Ich bin aber auch von manchen Con-Besuchen, in denen ich FEST damit gerechnet hatte, daß ich in einer "Pause" zwischen meinen eigenen Runden von 6 oder mehr Stunden mal eine Runde finde, in der ich mitspielen kann, enttäuscht gewesen. - Da hatten sich tatsächlich Gruppen um 10 Uhr eingefunden, die bis weit nach Mitternacht DASSELBE Szenario gezockt hatten.
Nichts gegen lange Szenarien. - Aber wenn auf einem Con ab 13:30 Uhr KEINE EINZIGE Runde mehr neu startet, sondern alle in ihren Langzeitrunden festsitzen und man dann doof rumsteht, versucht andere Leute zu einem Spiel zu animieren, die leider an Restalkohol und Tabletopper-Unlust sich für mehr als anderthalb Stunden mit irgendwas zu beschäftigen leiden, dann kann das einen schon mächtig annerven.
Hier ist auch die Con-Orga gefordert, die bei manchen Cons mal ein wenig für STREUUNG der Anfangszeiten sorgen könnte.
Es ging ums gemeinsam was machen. Nicht ums profilieren.
Genau!
Ums Profilieren geht es meiner Erfahrung eh kaum jemandem, der bei einem Con mitspielt oder etwa anbietet. - Bei den "Autoren-Runden" mag das Profil schon ein wenig Motivation sein, aber oft sind die Autoren einfach nette Typen, die voll hinter ihrem selbstgebastelten Spiel stehen und es so vielen Leuten wie möglich zeigen wollen.
Bei Supportern sind mir hingegen die "Edel-Supporter", die "Intensiv-Supporter", die "Elite-Supporter" schon untergekommen und sauer aufgestoßen. - Mieses, schluderiges, uninspiriertes Spielleiten und ständig den Supporter heraushängen lassen. - Da geht man lieber zu NICHT-Supporter-Runden, die dasselbe Spiel anbieten. Da trifft man dann Leute, die das Spiel wirklich MÖGEN und mit Elan bei der Sache sind.
Heute ist es so, man geht auf ne Con und wenn man nicht um 9 Uhr gleich kommt findet man erst recht keine Gruppe mehr.
Das kommt SEHR auf die Cons an!
Ich gehe um 9 Uhr NIRGENDWOHIN, sondern drehe mich im Bett nochmal um.
Ich gehe meist um 13 oder 14 Uhr auf Cons (und ich gehe fast nur auf Cons in der näheren Umgebung, so daß die Fahrt einen nicht umbringt). Plane eine kurze, leichtherzige Runde nachmittags, längere Pause zum Leute Treffen, Labern, usw., dann eine lange, böse Runde über die Nacht. - Wenn ich noch fit bin, dann eine Vormittagsrunde (kurz) und dann geht es heim.
Mal davon ganz zu schweigen dass der allgemeine Trend dazu geht sich mit seiner üblichen Gruppe auf ner Con zu treffen und einfach zu sagen: Sorry wird sind voll. Da frag ich mich ganz ehrlich: LEUTE WAS MACHT IHR HIER? Das hättet ihr auch zu Hause machen können, oder?
DAS finde ich offengestanden BESCHEUERT.
Wenn ich eh die Leute in meiner Hausrunde in derselben Besetzung, mit demselben Rollenspiel, STÄNDIG im Spiel habe, dann muß ich dafür nicht auch noch Con-Eintritt zahlen!
Ich kenne das aber, daß man sich VOR dem Con per PN über diverse Foren schon verabredet hat, so daß die Runde mit dem Aushang schon zu einem guten Teil voll ist. - Das geht, und das finde ich auch in Ordnung.
Nur halt nicht die häusliche Kampagne mitzunehmen.
Man geht auf Cons um Leute kennenzulernen, Kontakte zu knüpfen, neue Systeme auszuprobieren und ne verdammt gute Zeit mit anderen zu haben die man sonst nicht hätte.
Genau!
Ich gehe auf Cons, um zu sehen, wie andere Leute mit den Spielen, die ICH mag, ihren Spaß haben, und um Spiele, von denen ich nur mal was gehört habe, auszuprobieren. (Und manchmal auch Spiele, von denen ich besser nie etwas gehört hätte ...)
Aber die meisten netten Leute (die geistig noch bei Trost sind) hocken jetzt zu Hause mit ihrer wöchentlichen Gruppe und lassen niemanden rein. Warum? Weil's so viele Idioten da draußen gibt und sie es wahrscheinlich satt haben schlechte Erfahrungen zu machen.
Nicht wirklich. - Ein Grund sind sicher die Chaoten-Spieler, die alle noch so haarsträubenden Geschichten als tatsächlich WAHR bestätigen. - Aber auch die Bequemlichkeit. Keine Anfahrt. Die Leute, die man kennen will, hat man eh zuhause. Die Spiele, die man spielen will, auch. Man hat Familie, knappe Zeit, will sich nicht das ganze Wochenende, sondern nur einen Spielabend fürs Hobby hernehmen.
Gründe gibt es abseits der schlechten Con-Erfahrungen viele.
Aber es gibt ja auch die GUTEN Con-Erfahrungen, wo man echt nette Leute kennenlernt, die man gerne wiedertrifft. - Und diese Erfahrungen ziehen MICH immer wieder auf Cons.
Die notorischen Chaoten spielen glücklicherweise auch nicht die Spiele, die ICH mag und gerne spielen möchte.
Es ist diese "Ich will es hier und jetzt und zwar sofort und wie ich es will"-Abruf-Mentalität die Einzug gehalten hat. Man beginnt PUNKT 17 Uhr und hört um 21 Uhr auf, weil schließlich muss man morgen arbeiten.
Die festen Anfangs- und Ende-Zeiten gibt es auch auf Cons mit Zeit-Blöcken (ich HASSE so etwas!).
Und als arbeitender Mensch weiß ich nur zu gut, daß ich von Sonntag auf Montag NICHT die Nacht durchzocken kann. Geht nicht, wenn ich noch in Lohn und Brot bleiben will. - Daher gilt bei Sonntagsrunden eine frühe und HARTE Grenze.
Für die sofortige Verfügbarkeit gibt es übrigens viel bessere Spielarten: Computerspiele (ob online oder offline ist egal). Die sind IMMER da, während beim Pen&Paper die Leute alle Zeit haben müssen, die Spielrunde vorbereitet sein muß, usw. - Das ist Aufwand. Daher ist das "ich will es jetzt, und zwar sofort" für Pen&Paper-Rollenspiele ziemlich abwegig.
Ich denke das große Problem ist heutzutage dass man einfach nur den schnellen Thrill haben möchte und das sonstige soziale außen vor lassen möchte. Weil man sich damit nicht belasten will.
Daher haben die MMORPGs solch einen Aufwind. Man ist anonym, braucht keinen gemeinsamen, bewohnbaren Raum, sondern nur die Zeit, die man online verbringt. - Belastungsfrei, stets verfügbar, einfach, sauber, schnell.
Ich denke die deutsche Rollenspiel-Community hat vergessen wie man ein Freund ist.
Das ist das Problem.
Ich denke, daß es so etwas wie "DIE deutsche Rollenspiel-Community" überhaupt NICHT gibt.
Und vor allem: Mit wieviel tausenden deutscher Rollenspieler will ich eigentlich überhaupt befreundet sein?
Gute Freunde hocken ständig beisammen, haben einen tollen Gruppenzusammenhalt, spielen ihr eigenes, feingetunetes Spiel samt Hausregeln, und spielen oft und in vertrauter Besetzung. - Das sind die kompakten Gruppen mit hohem inneren Zusammenhalt, die NIEMANDEN rein (und raus) lassen!
Will man das denn wirklich?
Ich will nur ein paar aufgeschlossene Spieler, die Spaß daran haben, miteinander was spielerisch zu bewegen.
Ich muß nicht jedermannes Freund sein. - Es reicht aus, wenn ich mit Leuten spielen kann, mit denen ich kann.
Und solche Leute gibt es auf so gut wie JEDEM Con, auf den ich gehe. - Manche sieht man dort mal wieder, andere lernt man neu kennen.
Ich sehe daher KEINEN Beleg dafür, daß fehlender Rollenspielnachwuchs nur ein deutsches Problem sein soll.
An Con-Runden kann man das nicht festmachen. Und auch nicht an der "Fremdspieler-Offenheit" bestehender Hausrunden.