Woher kam die Idee zu EduTale?

EduTale entstand aus einer Kombination von Gelegenheit, Zufall und Leidenschaft. Wie eigentlich jedes gute Rollenspiel 🙂

Ich befand mich Ende 2019 in einer Phase, in der ich gerade Elternzeit von meiner Arbeit als Lehrerin genommen hatte und viel mit meinen eigenen Kindern spielte. Dabei stellte ich fest, dass meine Kinder ganz nebenbei bei diesen Spielen viel lernten und wir außerdem eine gute Zeit zusammen hatten. Das musste sich doch irgendwie nutzen lassen. Als ich die Anfrage eines Schulbuchverlages bekam, einen Workshop für Deutschlehrer zu neuen Lernmethoden durchzuführen, war deshalb das Thema für mich sofort klar: Pen-&-Paper-Rollenspiel als Methode in Deutschunterricht einsetzen. In fertigen Abenteuern hatte ich oft festgestellt, dass von Briefen und verschlüsselten Botschaften die Rede war. Diese waren jedoch selten tatsächlich zu lösen. Hier ließen sich doch wunderbar definierte Aufgaben platzieren! Ein Abenteuertagebuch schreiben oder die Geschichte nacherzählen sowie Figuren beschreiben, waren Aufgaben, die viele Spielende spontan freiwillig machten und die Aufgabenformaten aus dem Deutschunterricht entsprachen.

Das Thema Märchen bot sich an, weil es ohnehin Teil der Lehrplans Deutsch (NRW, aber auch in anderen Bundesländern) ist. Dann waren auch schnell die Bremer Stadtmusikanten als Held*innen gesetzt: Eine Gruppe aus unterschiedlichen Individuen, die trotzdem ein eingeschworenes Team sind. Und sie sind eine coole Band! Die eigentliche Geschichte war in kurzer Zeit erdacht. Wichtig war, dass es genug Vorgaben für eine unerfahrene Spielleitung geben musste, aber für die Spielenden auch Möglichkeiten, Entscheidungen zu treffen. So kam es zu einer sternförmigen Struktur des Abenteuers.

Während ich den Workshop vorbereitete, sprach ich darüber mit einer befreundeten Therapeutin. Diese stellte fest: Die Spiele würden auch wunderbar zu den Therapiezielen vieler ihrer Patient*innen passen. So entstand EduTale mit dem Fokus auf Rollenspiel als Methode in Bildung und Therapie. Seither haben viele Workshops für therapeutisches und pädagogisches Fachpersonal und viele Stunden Rollenspiel mit Gruppen von Kindern und Jugendlichen in Bildungseinrichtungen und Therapiepraxen stattgefunden und es wurden viele Abenteuer gespielt und entwickelt. Dieses Jahr wurde sogar beim System Matters Verlag eine Box (Abenteuer im Märchenwald) auf den Markt gebracht. Außerdem haben viele Erwachsene, Kinder und Jugendliche Rollenspiel kennengelernt und sich sogar als Spielleitung erprobt. Ich arbeite mittlerweile nicht mehr an einer Schule, sondern setze Rollenspiel als Bildungs- und Therapiemethode ein und arbeite und forsche zu diesem Thema im Game Lab der Universität Bonn.

Gerade vor dem Hintergrund der Bildungsmisere in Deutschland habe ich diesen Schritt zur Didaktikerin für Rollenspiel nicht bereut: Ich erfahre immer wieder, wie Kinder, die sonst aus Unsicherheit, Angst oder aufgrund von fehlender Motivation die Mitarbeit verweigern, im Spiel über sich hinauswachsen. Dass sie lesen, schreiben, rechnen und erzählen wollen, weil sie merken, dass ihr Tun einen direkten Effekt hat, der im Spiel spürbar und von den Mitspielenden wertgeschätzt wird. Und sie so auch als Gruppe besser zusammenarbeiten.

Ich wünsche uns allen, dass wir neugierig bleiben und nicht verlernen zu spielen, oder es sogar neu lernen. Zum Lernen und zum Spielen ist man nämlich nie zu alt.

Kathrin Fischer

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