AW: Wie kann man viele allierte Extras gewinnen?
Einer der großen Pluspunkte an SW in meinen Augen ist der Umgang mit verbündeten NSCs als Allies die die Spieler in großer Masse mit sich führen können.
Wie mir aber bei genauerer Betrachtung aufgefallen ist fehlt es an regeltechnisch gesicherten Wegen, um auf eigene Faust größere Mengen Extras als Allies zu sammeln wenn man es darauf anlegt.
Man spielt dies aus. - Das ist hoffentlich kein Dir allzu fremdes Konzept.
Man geht in eine Hafenkneipe, steigt auf einen Tisch und ruft in die Runde nach Leuten, die auf der "Fetten Beute" anheuern wollen. Und dann hat man seine settingspezifischen Regeln, die die "Ergiebigkeit" solchen Anheuerns je nach Hafenstadt, je nach Rum, den man spendiert hat, und je nach Persuasion regeln.
Aber so etwas ist IMMER settingspezifisch.
Oder muss man Hausregeln aufstellen/Zusatzbücher kaufen/dem SL Bier holen wenn man unterhalb von Legendary-Rank Piratenbanden, Militäreinheiten o.ä. auf SC-Seite umsetzen will?
Savage Worlds ERFORDERT gewisse Grundüberlegungen für ein mit Savage Worlds zu spielendes Setting. Dazu gehören auch solche Überlegungen wie, ob die Spielercharaktere in einer militärischen Organisation mit Befehlsgewalt über andere Truppen ausgestattet sein sollen, ob die Spielercharaktere für die Core Story unbedingt ein Schiff und eine Mannschaft brauchen (Firefly, 50F, DL:R-Mazerunner). Diese Überlegungen sind normale Vorbereitungsarbeit bei der Vorbereitung einer Savage Worlds Kampagne.
Heraus kommt z.B., daß die SCs KEINE anderen Truppen kommandieren sollen, sondern als Geheimagenten in Spezialeinsätzen auf sich gestellt agieren sollen. - Somit fallen hier sogar die Edges Beastmaster, Follower, Sidekick RAUS. Eben eine üblich Settinganpassung der Auswahlmöglichkeiten bei Edges, Hindrances, Powers, Skills.
Heraus kommt z.B., daß die SCs Befehlsgewalt über ganze Armeen haben, tausende von Truppen kommandieren können, und die Core Story ein weltumspannendes KRIEGS-Setting ist (wie z.B. in der Savage Tale #7 The Highwater War, wo die SCs die CHEFS, die Oberkommandierenden, die Hohen Priester, die Hofmagier einer Nation sind, es darum geht Verbündete unter den Nachbarnationen zu sammeln, damit ihre Nation einen Zweifrontenkrieg überleben kann). Hier sind ALLE Command-Edges wichtig (und es kommen vielleicht noch ein paar settingspezifische hinzu wie bei Necropolis die Fanatiker-Edges etc.). Followers und Sidekicks sind hier minderinteressant, da die SCs SOWIESO ständig mit Horden von Gefolgsleuten, Priestern, Offizieren etc. am Reisen, Verhandeln, Agieren sind. (Und die meisten Kämpfe hier laufen nach dem Massenkampfsystem ab, für das es fast obligatorisch ist, daß die meisten SCs Knowledge(Battle) haben).
Man KANN einfach keine für ALLE erdenklichen Savage Settings gültige FESTE Regel aufstellen, nach der IMMER und ALLE untergeordneten Truppen, Gefolgsleute, Kirchendiener, Matrosen, Schiffs-Stewards, etc. über denselben Kamm geschoren werden.
Das ist STETS eine SETTING-Entscheidung des vorbereitenden Spielleiters, wie mit (längerfristig/permanent) zugeordneten Extras umgegangen werden soll.
... ist die Zuteilung von Untergebenen in Militär-Settings. In Tour of Darkness und Necropolis z.B. wird für jede einzelne Mission (egal ob vorgegebene Savage Tales oder Plot Points oder ausgewürfelte aus dem Missions-Generator), der verfügbare "Support" bestimmt. Dazu gehören Luftunterstützung, Artillerieunterstützung und zugeteilte Truppen.
Beispiel: für die Erstürmung einer mit Minen, MG-Pillboxes und Bunkern ausgestattete Anhöhe bekommt die Ordensritter-Lanze in Necropolis vier Kampfpanzer, einen Minenräumpanzer, eine Einheit Assault-Knights, zwei Einheiten Sergeanten (Kanonenfuttertruppen der Kirche), und für alle Fußeinheiten APCs zum Transport, sowie Artillerieunterstützung auf Abruf und ein dem Ansturm vorangehendes Bombardment der zu "knackenden" Stellungen als "Support". Diese ganze Horde Truppen bleibt NUR FÜR DIESE MISSION bei der Lanze. - Für die nächste Mission kann die Lanze vielleicht einen Kriegsberichterstatter samt Kamerateam und eine Handvoll Inquisitoren mitbekommen; und für die übernächste ist sie wieder auf sich allein gestellt, hat aber Jagdbomber als Luftunterstützung auf Abruf, usw.
Diese untergeordneten Truppen gibt es schon für Novice Rank Charaktere, weil das ZUM SETTING dazugehört, daß man mit kombinierten Waffensystemen arbeitet und sich nicht allein gegen eine Armee durchschlägt, sondern man SELBST die Armee (oder eben Truppenteile davon) kommandiert. - Wofür gibt es denn sonst die schönen Command-Edges?
In 50Fathoms stehen Preise für Miet-Extras.
Eben. Und in anderen Settingbänden sind ebenfalls solche "Henchmen and Hirelings" (wie in alten D&D-Zeiten) vorgesehen.
Das ist der EINFACHSTE und normale Weg an mehr alliierte Extras (ggf. sogar Wild Cards) heranzukommen.
Es ist aber auch nicht so das nur derart zugesicherten Extras den Spielern zur Verfügung stehen müssen. Das ist vielleicht liberal ausgelegt, aber bei uns bekommen die Spieler ALLE Extras an die Hand die auf ihrer Seite kämpfen auch wenn diese Nominell weder angeheuert noch bekannt sind (Eine Bande von Abenteurern(=die SC) stößt zu einem Raubüberfall durch Wegelargerer dazu, um den Überfallenen beizustehen? Die Spieler steuern auch gleich die Extras denen sie helfen...).
Das ist eine noch schwächere Bindung als bei den Weird Wars Settings: hier ist man "Alliiert" für EINE KAMPFSZENE. Bei den Weird Wars Settings (ToD, NEC) ist man alliiert für die Dauer einer Mission (kann ja auch mehrere Spielabende dauern; und man kann auch "Nachschub" und "Verstärkung" bekommen, d.h. zusätzliche Extras und Ausrüstung im Laufe einer Mission).
Hausregeln oder besser Kampangnenregeln sind da effektiver: Man glaube es nicht
50 Fathoms hat Regeln um Matrosen und Piraten anzuheuern, Tour of Darkness klärt darüber auf wie gefallene Kameraden ersetzt werden, usw. der Unterschied zur Follower-Edge ist halt, das diese nicht mehr zum SC gehören wenn der Sold ausbleibt, oder der Krieg zu Ende ist.
Was solchen Umstände angeht ist das recht kampangnenabhängig,
Genau das ist es doch!
In einer Einzelkämpfer-Dungeon-Crawl-Kampagne heuern die SCs kaum mal jemanden an. Wenn da ein SC einen PERMANENTEN Begleiter haben will, dann per Edge. Und einen UNINTELLIGENTEN gibt es als Beastmaster schon recht früh. Einen INTELLIGENTEN Begleiter (Sidekick, Follower) erst bei Erreichen des (AD&D-klassischen) "Name-Levels", d.h. als Legendary Rank Charakter. - Das paßt auf die alte AD&D-Spielart bestens, weil man dort erst spät an sich LOYAL gebundene Gefolgsleute bekommen hat. Wenn man früher Leute auf den Crawl mitnehmen wollte, so mußte man sie ANHEUERN (Henchmen & Hirelings!).
In einer Lonesome Ranger Deadlands-Kampagne passen selbst Sidekick und Followers nicht so recht ins Bild des einsam (oder zweisam oder dreisam) in den Sonnenuntergang reitenden Gunslingers. - Anheuern kann er immer noch Leute, aber öfter wird ER SELBST von z.B. mexikanischen Aufständischen angeheuert. Dabei "führt" er diese Extras in Kampfszenen natürlich, aber der Charakter ist KEIN KOMMANDEUR (hat keine Command Edges).
In einer Weird Wars Kampagne ist MINDESTENS ein Charakter CO. Somit KOMMANDIERT er die anderen SCs(!) UND jede Menge Extras. Diese folgen ihm nicht, weil er sich angeheuert hat, nicht aus persönlicher Loyalität, sondern weil sie vors Kriegsgericht kommen, wenn sie seine Befehle verweigern. - Loyalität gibt es nur für die interessanten Charaktere (die SCs, wo es Edges wie Band of Brothers etc. gibt). Die Extras werden nach einem oder ein paar Einsätzen abgelöst und man bekommt wieder frische, kampfunerfahrene aus dem Heimatland, oder man bekommt als junger Leutnant lauter knallharte, kampferfahrene Veteranen, bei denen man sich nie sicher sein kann, ob man von denen nicht ein wenig "friendly fire" in den Rücken bekommt, wenn man sie falsch anpackt. - Das gehört für diese Art Setting, für diese Art Kampagne dazu. - Die Menge und Art der zugeordneten Extras ist vom Szenario vorgegeben (d.h. vom Spielleiter bzw. vom Mission-Generator so festgelegt worden).
In einem Piraten-Setting (50F oder PotSM) MUSS man eine Mannschaft ANHEUERN! Das gehört zum Setting dazu. Daher ist es auch ein Spaß auszuspielen, herauszufinden ob der gesuchte Ersatz für den Schiffszimmermann etwas drauf hat, ob der Chef-Kanonier trotz Einäugigkeit wirklich, wie er behauptet, ein Papierschiff auf eine viertel Seemeile mit einem Schiffsgeschütz treffen kann. - Edges, die hier diese Extras "kaufen" lassen, passen hier weniger wie die Command Edges, und GUTES Persuasion oder Intimidation um die Leute bei Laune oder zumindest in ausreichend Angst vor dem Kapitän zu halten, daß sie parieren. - Wieviele Extras die Spielercharaktere rekrutieren wollen, liegt ALLEIN BEI IHNEN! - Wenn das Schiff nicht die Mindestbesatzung hat, dann bleibt es halt im Hafen liegen, bis die SCs genug Mannschaften angeheuert haben. Wenn sie MEHR als nötig rekrutieren wollen, dann müssen sie die auch bezahlen, verpflegen und bei Laune halten. Das ist das Problem der Spieler, wie sie das hinbekommen. Ihre eigene Entscheidung. - Ein Follower, Sidekick oder Lassie ist IMMER guter Laune, hat nie Loyalitätsprobleme und erdolcht den Kapitän wegen mieser Bezahlung und zuviel Peitschenhieben nicht nachts im Schlaf! Aber solche LOYALEN Gefolgsleute bekommt man im Piraten-Setting bestenfalls, wenn man eine Legende geworden ist (Legendary Rank). - Anheuern gegen Geld, Anteile an den Prisen, etc. kann schon ein Novice Charakter JEDEN! Und bei 50F sollte der neben normalen Deckhands auch Spezialisten wie Watermages etc. anheuern, weil sonst sein Schiff nicht konkurrenzfähig ist.
Hier mit dem Beastmaster-Edge VERRENKUNGEN vorzunehmen, halte ich für total abwegig.
Je nach dem Setting, was bespielt werden soll, gehören solche Festlegungen in die Setting Rules hinein (wie es ja 50F, ToD, Necropolis, oder NE vormachen).
Anderer Tip: Wenn Dein Setting solche Dinge wie Gefolgsleute "blanciert" gegenüber anderen Vorteilen behandeln will, dann ist hier die Necessary Evil Settingregel für "Minions" wohl am besten geeignet, da dort materielle Vorteile wie ein Superschurken-Unterschlupf, Gadgets, Gefolgsleute, Sidekicks, etc. allesamt "bepreist" sind und bei Charaktererschaffung und -weiterentwicklung nach denselben Settingregeln weiter ausgebaut werden können.
Ansonsten könntest Du Dir für ein mehr Wargame-orientiertes Extra-Handling mal die kostenlosen Showdown-Regeln für Savage Worlds anschauen. Da gibt es eine Punkteliste für Vorteile, Skills, Nachteile, Powers, Edges, etc., nach der man seine Skirmish-Armeen für die Showdown-Tabletop-Matches basteln kann. - Vielleicht könntest Du Dir ein passendes settingspezifisches Edge ausdenken, daß z.B. für jedes Mal, wenn der SC dieses Edge nimmt, dem Charakter das Kommando über (aus dem Ärmel geschüttelt) 200 Punkte an Truppen (frei zusammenzustellen nach der Punkteliste) gibt. Das kann dann für ein Level Up ein schwerer Panzer samt Besatzung sein, oder 6 Gurkhas, oder eine wenig bewaffnete Biker-Gang, oder aus dem eigenen Lehen ausgehobene Men-at-Arms.
