Ursprüngliches Cthulhu

Shadom

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von Zornhau schrieb:
Wer spielt heutzutage deutsches(!) Cthulhu noch im Stile der Geschichten von Lovecraft? - Meine (zugegeben enttäuschungsreichen) Erfahrungen mit deutschem Cthulhu gegenüber dem Call of Cthulhu, das ich seit Anfang der Achtziger hoch schätze, sind die, daß heute anders und noch weniger nach dem "alten Meister" gespielt wird.


Hallo,
also ich bin neu bei Cthulhu (einer von den Anfängern die jedesmal noch über die Aussprache nachdenken müssen *G*). Bisher habe ich die Deutschland Box angelesen und natürlich schon die beiden GRundregelwerke durch. Demnächst startet meine Runde und da ich noc so unbedarft bin frage ich einfach mal.

Was bedeutet das? Ich kann grob nachvollziehen was Lovecrafts Spiel ist (da es im GRW beschrieben ist UND ich einige Romane gelesen habe), aber was ist denn bitte der heutige Stile. Wie spielt "man" Cthulhu heutzutage?
Ich bin schon neugierig...
 
AW: Ursprüngliches Cthulhu

auweia, klingt wirklich schwierig! Wie spielt man modisch und chic Cuthulu ;) Ich würde sagen, so daß es Spaß macht.

Ansonsten, spieln nach dem Altmeister, oder nicht? Was ist lovecraftsches Cuthulu? Ich halte das alles für schwierige Fragen. Ich denke jeder nimmt das mit was er gebrauchen kann und läßt das auf der Strecke was Balast is, bedenkt man jetzt noch das das unzählige (Rollenspiel)Autoren, SL und Spieler mit Cuthulu gemacht haben, würde ich sagen, daß niemand und jeder (auch und ganz besonderst heute) lovecraftsches und modernes Cuthulu spielt. Schließlich niemand das was man gebrauchen kann!

Sylandryl, der viel Lärm um nichts macht
 
AW: Ursprüngliches Cthulhu

Ich persönlich denke "ursprüngliches Cthulhu wie in den 80ern" und "Cthulhu nach Art von HPL" sind zwei verschiedene Arten von Stiefeln.

Um zu verstehen wie Cthulhu in den 80ern aussah sieht man sich am besten die alten Abenteuer aus dieser Ära an und liest die Überbleibsel der alten How-to-play-Texte.
Ein wichtiger Teil von Oldschool-Cthulhu war zunächst einmal das Vorhandensein von klaren Rollen in der Gruppe, wobei der vielleicht wichtigste der "Forscher" war. Das war ein Charakter mit tollen Werten in anderen Bibliotheksnutzung, Okkultismus, Fremdsprachen und anderen Fertigkeiten die bei Nachforschungen hilfreich sind. Dieser hat sich immer im Hintergrund gehalten, die Quellen und die Mythosbücher studiert und ist allenfalls zum Abschlußritual aus seinem Loch rausgekommen wo er seine Kenntnisse einbringen konnte.
Dann gab es noch den Typ "Feldagent" (bei Dungeoncrawlern wohl am ehesten "Tank" genannt), ein Charakter mit guten Werten in KO, GR und Kampffertigkeiten, idealerweise noch mit viel Sanity und erstaunlich oft ein Privatdetektiv (seltener auch Polizeikommissar oder Veteran des Großen Krieges). Der hatte die Aufgabe immer ganz vorne zu sein und sich einzusetzen wenn es zu Kämpfen kam. Wohl unnötig zu erwähnen dass die Halbwertszeit dieser Leute meistens sehr niedrig war.
Andere Charaktere waren meist "Feldagenten" mit ein paar weiteren nützlichen Fertigkeiten wie Schlosserarbeiten und sozialen Fertigkeiten, zu ungunsten der Kampffertigkeiten.

Die Abenteuer der 80er waren nach einem klaren Schema aufgebaut: Zunächst einmal ein Problem (häufig verschwundene Personen und/oder Spuke), worauf erst einmal eine Menge Nachforschungen in Bibliotheken, Zeitungsarchiven und anderen staubigen Wissensverwahrungsanstalten erfolgten. Das wurde gelegentlich durch das Befragen von Zeugen und das Besichtigen des Ortes des Grauens(TM) garniert, wonach häufig wieder zu den Nachforschungen zurückgekehrt wurde um die bei diesen Gelegenheiten erworbenen Fakten als Hinweise auf weitere Quellen zu verwenden.
Schließlich gipfelte das ganze zumeist in einem Showdown mit ein paar fiesen Kultisten und/oder einem Plan um den Unaussprechlichen Schrecken(TM) in seinem Spukhaus/Minenschacht/Erdloch mittels Beton/Anzünden seines Refugiums/Ritualen auf mehr oder minder ewig aus dem Verkehr zu ziehen.

(Ein weiteres Merkmal der alten Abenteuer war dass die Mythosviecher nicht gerade ihre Fähigkeiten effizient eingesetzt haben um Angst und Schrecken zu verbreiten, dafür aber oftmals rudelweise auftraten.)



Cthulhu nach Art von HPL ist hingegen eher dekonstruktivistisch und konzentriert sich darauf die Struktur der Kurzgeschichten (im Gegensatz zur Struktur der alten Abenteuer) einzufangen. Nachforschungen und Würfelwürfe sind hier eher zweitrangig - es geht darum schrittchenweise nach dem Zwiebelprinzip das Grauen aufzudecken um die SCs schließlich bei der endgültigen Aufdeckung des Grauens entweder sterben oder wahnsinnig werden zu lassen.
Holger Göttmann hat dazu einen recht interessanten Artikel auf der CW-Seite geschrieben (hab grad keine Zeit ihn rauszusuchen, zumal IIRC keine Deeplinks auf die CW-Seite möglich sind).


Ich persönlich sehe übrigens keinen dieser beiden Spielstile als Richtiges oder Falsches Rollenspiel(TM) und kann an beiden meinen Spaß haben.
 
AW: Ursprüngliches Cthulhu

Heutzutage wird Cthulhu auch im Pen&Paper-Bereich meinem Eindruck nach eher so wie das hier gespielt. - Da rotiert jemand in seinem Grabe...
 
AW: Ursprüngliches Cthulhu

Das da sieht strak nach dem Call of Cthulhu X-Boy spiel aus, und das ist eigendlich sehr atomspährisch (wobei ich einräume, daß ich bislang nur den Anfang ohne Waffe gespielt habe, und es eigendlich auch schade ist, daß man irgendwann Waffen bekommt)

Ansonsten: H.P. hat Zeit seines Lebens andere Autoren animiert sich mit seinem Mythos zu beschaffen und ihre eigenen Ideen einzubringen. Ich bin mir nicht sicher, was er vom Medium RPG gehalten hätte, aber so ganz kann ich mir nicht vorstellen, daß es seinen Intressen gänzlich entgegengelaufen wäre ;)

Gruß Slandryl
 
AW: Ursprüngliches Cthulhu

Zornhau schrieb:
Heutzutage wird Cthulhu auch im Pen&Paper-Bereich meinem Eindruck nach eher so wie das hier gespielt.
Naja, es ist immerhin auch eine Manifestation des Grauens.;)

Aber Spass beiseite! Ich kann - Skyrock folgend - DREI Hauptstroemungen entdecken. 1. Eine, die sich vor allem an Lovecrafts Geschichten orientiert. 2. Eine, die einen sehr hohen Pulp-Faktor aufweist, und vor allem von Chaosium vertreten wird. 3. "Das deutsche Cthulhu", das versucht mehr zu sein, als ein Mythos-Rollenspiel und eher ein Horror-Rollenspiel im Allgemeinen ist.

Alle drei Stroemungen haben m.E. ihren Charme:

Die Lovecraft-Only-Variante ist eine feine Sache, wenn es wirklich gelingt, die Stimmung der Geschichten des Meisters einzufangen. Allerdings bietet sie sich fuer Kampagnen-Spiel weniger an, da es schliesslich auf die grauenvolle (und fuer die SCs meist fatale) Pointe am Ende einer Geschichte ankommt.

Chaosium-Cthulhu ist mitunter SEHR trashig und die Publikationen bestechen nicht gerade durch Eleganz. Allerdings sind sie es, die am ehesten die Stimmung von Filmen wie "Indiana Jones" oder auch von Uralthorrorstreifen wie "Das Ding aus einer anderen Welt" wiedergeben.

Die deutsche, "moderne" Uminterpretation hat den Vorteil, dass sie in sehr hochwertiger Aufmachung daher kommt, und es durchaus lohnenswert ist, die Cthulhuspielerschaft zu ermutigen, mal ueber den Tellerrand des Originalmythos hinaus zu blicken.

Gruesse aus Kairo
 
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di-vino schrieb:
Die deutsche, "moderne" Uminterpretation hat den Vorteil, dass sie in sehr hochwertiger Aufmachung daher kommt, und es durchaus lohnenswert ist, die Cthulhuspielerschaft zu ermutigen, mal ueber den Tellerrand des Originalmythos hinaus zu blicken.
Die neue, deutsche Aufmachung ändert wenig daran, daß ein wesentlicher Teil der Problemlösung in vielen neuen deutschen Szenarien durch eine Überdosis aus der Bleispritze besteht. Für Deadlands und die dortiges Stimmung ("If it bleeds, you can kill it.") mag das passen, aber für den Anspruch, mit welchem gerade das deutsche Cthulhu öffentlichkeitswirksam daher kommt, paßt das so wenig, wie 'ne 45er Patrone in 'nen 22er Revolver.

Wenn ich ein Ende in Blei statt in Schrecken haben will, dann gibt es mehr und aktionsreichere Alternativen im Rollenspielsektor als CoC.
 
AW: Ursprüngliches Cthulhu

Zornhau schrieb:
Die neue, deutsche Aufmachung ändert wenig daran, daß ein wesentlicher Teil der Problemlösung in vielen neuen deutschen Szenarien durch eine Überdosis aus der Bleispritze besteht. Für Deadlands und die dortiges Stimmung ("If it bleeds, you can kill it.") mag das passen, aber für den Anspruch, mit welchem gerade das deutsche Cthulhu öffentlichkeitswirksam daher kommt, paßt das so wenig, wie 'ne 45er Patrone in 'nen 22er Revolver.

Stimmt. Elitaeres Getue und dann nur maessige Szenarien sind natuerlich eine echt ungeile Kombination. Allerdings sind die Pegasus-Buecher schon sehr gut aufgemacht und die Idee " 'mal 'was anderes" mit Cthulhu machen zu wollen, ist an sich auch nicht uebel.

Gruesse aus Kairo
 
AW: Ursprüngliches Cthulhu

Also persönlich mag eine Mischung aus alt und neu.

Es freut mich, dass einige Leute fragen "was kann die Gruppe noch gebrauchen?"
Und es freut mich, dass der Bücherwurm mit raus kommt.
Gut er rennt dann wieder schnell in die nächste Bibliothek, aber er ist wenigstens immer erreichbar.

Was den grossen KaaBOOOOOM-Abschluss angeht, bin ich für ein gesundes Mittelmaß, da die Spieler es lieben etwas kaputt zu machen, aber auch lernen müssen, dass es nicht immer kaputt geht :D

so long

Grisz
 
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