[Unisystem] Frage zu sozialen Würfen

gflash

Drachling
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Hallo,

ich habe vor kurzem über All Flesh Must Be Eaten das Unisystem kennengelernt, und finde das eigentlich ziemlich gut; besser als manch anderes Regelsystem das ich kenne. Was mich ein wenig wundert ist, dass es kein soziales Attribut wie Charisma gibt; statt dessen ist das ein Vorzug. Ich frage mich, wie soziale Würfe im Unisystem normalerweise abgewickelt werden, mit Intelligenz?
 
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Ach, ich mag das Improvisationstheater.
Aber das hilft dir nicht weiter.

Gut, nachdem ich jetzt mal nachgeschaut habe: Für AFMBE gibt es, soweit ich es gesehen habe, zwei relevante Fertigkeiten für soziale Interaktionen namens Seduction und Intimidation.
für Seduction: Seduction + Intelligence + D10
für Intimidation: Intimidation + Willpower + D10

Für andere soziale Interaktionen funktioniert in den meisten Fällen D10 + Willpower ganz gut.
 
AW: [Unisystem]Frage zu sozialen Würfen

Außerdem werden dann die sozialen Fähigkeiten des Charakters durch die des Spielers begrenzt.

ich kann verstehen nicht jede situation ausspielen zu wollen, aber das da oben ist ein anderer punkt. wenn es mit den eigenen sozialen oder rollenspielerischen kompetenzen hapert (gemessen am charakter ...), kann mensch immernoch auf indirektes spiel ausweichen - "ich mache dies, ich mache das" und zwar "so" und "so". dafür ist lediglich etwas kreativität erforderlich, aber bestimmt keine enormen sozialen oder gar schauspielerischen fähigkeiten.
 
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Ich frage mich, wie soziale Würfe im Unisystem normalerweise abgewickelt werden, mit Intelligenz?
Ja. Zumindest wird Intelligence am häufigsten beim AKTIVEN Einsatz sozialer Fertigkeiten verwendet.

Ich nehme mal das mir vertrautere Witchcraft als Grundlage. Dort gibt es JEDE MENGE sozialer Fertigkeiten und sozialer Handlungen, die vom Regelwerk meist mit Intelligence, manchmal auch mit Willpower zusammen gewürfelt werden. (Zum Durchschauen ist meist Perception eingesetzt, außer bei direkt widerstandenen Handlungen, die oft gegen Intelligence oder Willpower gehen.)

  • Jemandem vorspielen jemand zu sein, der man nicht ist: Acting + Intelligence (Acting + Perception zum Durchschauen der "Darstellung").
  • Jemanden in Glücksspielen bescheißen: Cheating + Intelligence (Cheating + Perception zum Durchschauen des Betrugsversuchs).
  • Feilschen, über den Tisch ziehen, Betrügen bei Haustürgeschäften, Bescheißen beim Geldwechseln (könnte auch Cheating sein - je nach Situation): Haggling + Willpower (Haggling + Perception zum Durchschauen eines Betrugsversuchs oder eines schlechten Geschäfts).
  • Jemanden ernsthaft einschüchtern: Intimidation + Willpower
  • Bluffen: Intimidation + Intelligence
  • Informationen herauslocken: Questioning + Intelligence (Widerstand mit Intelligence)
  • Lügen erkennen: Questioning + Perception (Widerstand mit Intelligence)
  • Jemandes Willen brechen: Questioning + Willpower (Widerstand mit Willpower)
  • Jemanden Verführen: Seduction + Intelligence (hier kommt als einzige explizite Erwähnung Charisma und Attraktivität ins Spiel)
  • Jemanden überzeugend anlügen oder sich herausreden: Smooth Talking + Intelligence.
  • Vor einer Zuhörerschaft sprechen, Reden halten, Geschichten erzählen: Storytelling + Willpower
  • Sich schriftlich überzeugend äußern: Writing + Intelligence

Es gibt also keine echte "Notwendigkeit" ein "Charisma"-Attribut einzuführen, nachdem alles über Intelligence bzw. Willpower geregelt werden kann.

Es ist aber auch NICHT VORGESEHEN den Spielern bei sozialen Handlungen das Würfeln zu verweigern und ihnen somit die Anwendung der REGELN vorzuenthalten! - Das nennt man gemeinhin BESCHEISSEN (wie in Cheating).

Die Regel (außer Hausregeln setzen Teile davon außer Kraft) des Unisystem-Regelwerks geben eine gute und breite Basis für solide und FAIRE Umsetzung von sozialen Handlungen NACH DEN REGELN. - Bescheißen oder Laientheater-GZSZ-Knallchargen-Aufführungen braucht es nicht, weil das Unisystem an dieser Stelle KEINE LÜCKEN aufweist (an anderen schon, aber nicht hier).

Wenn Ich in einer Unisystem-Runde mitspielen, dann ERWARTE ich, daß man sich an die Regeln hält. Wenn ich die gemeinsame Regelbasis nicht anwenden DARF, sondern an den Regeln irgendwie "vorbei" spielen soll, dann fühle ich mich vom Spielleiter BESCHISSEN, weil das eine UNFAIRE Behandlung ist, wenn einem Spieler aus welchen "ästhetischen" Gründen auch immer die Regelanwendung vorenthalten wird. - Das ist das Übel der Goldenen Regel und der despotischen Spielleiter. - So etwas mag ich ganz besonders NICHT.
 
AW: [Unisystem]Frage zu sozialen Würfen

wenn es mit den eigenen sozialen oder rollenspielerischen kompetenzen hapert (gemessen am charakter ...), kann man immernoch auf indirektes spiel ausweichen - "ich mache dies, ich mache das" und zwar "so" und "so". dafür ist lediglich etwas kreativität erforderlich, aber bestimmt keine enormen sozialen oder gar schauspielerischen fähigkeiten.
Du schlägst also vor, daß ein Spieler, der sich nicht dem einen ZWANG, nämlich eine Laientheater-Aufführung geben zu sollen, beugen möchte, sich einfach in eine andere Richtung verbiegen soll, statt einfach ganz normal ein FAIRES Spiel unter Einhaltung der Regeln spielen zu dürfen?

Was für Probleme siehst Du denn darin, wenn man es vorzieht ein gemeinsames Spiel nach den für alle gemeinsam geltenden Regeln zu spielen, bei dem alle fair behandelt werden, bei dem alle ihre FAIRE MITSPIELMÖGLICHKEIT ohne demütigendes "Vorführen" vor der Gruppe und ohne "Sprachverbiegung" bekommen?

Warum nicht einfach die Regeln verwenden, wenn diese doch ein reibungsloses gemeinsames Spielen auf solider Regelbasis und ohne ZWANG auf die Spieler ermöglichen?
 
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Hallo,

das Verzichten auf Charisma (o.Ä.) als Attribut finde ich interessant; und offenbar geht es ja auch ohne. Wenn man in einer gesellschaftlichen Situation wohlüberlegt und gezielt vorgeht, nimmt man Intelligence, wenn es mehr auf die Kraft der Persönlichkeit ankommt, Willpower. Das ist an sich eine ganz logische und gute Überlegung, die ein Charisma-Attribut überflüssig macht. Wenn der eigene Charakter eine tolle Ausstrahlung haben soll, kann man ja den entsprechenden Merit kaufen. Ich danke euch für den Einblick.

Was die Umsetzung im Spiel angeht, kann es ja jede Gruppe halten wie sie will. Ein reines "Laientheater" hat meiner Meinung nach das Problem, dass die gesellschaftlichen Werte des Charakters im Prinzip keine Rolle spielen, während beim anderen Extrem (Ausschließlich: "Ich versuche ihn zu überreden...") imo Stimmung verloren geht.

Daher spiele ich für gewöhnlich so, dass der Dialog ausgespielt werden kann (aber nicht muss), aber über das Ergebnis der Bemühungen schlussendlich ein Würfelwurf entscheidet. Wenn der Spieler im Dialog besonders überzeugende Argumente geliefert hat, bekommt er einen Bonus; seine Schauspielerische Leistung wird aber möglichst nicht bewertet.
 
AW: [Unisystem] Frage zu sozialen Würfen

Was ich am Unisystem mag ist seine Schnelligkeit und Flexibilität.

Beim Würfeln kann man durch den fixen Mindestwurf oft ohne genaues Rechnen auskommen; wenn man z.B. eine 1 oder 2 Würfelt, braucht man in den meisten Fällen garnicht mehr genau zu rechnen sondern kann direkt davon ausgehen, dass es schiefgegangen ist. Andersherum ist das genauso; man kann eben sehr schnell abschätzen ob man die 9 geknackt hat oder nicht statt wie in anderen Systemen erstmal seine Erfolge aus einem großen Haufen Würfel herauspicken zu müssen.

Ein anderer Vorteil ergibt sich aus den verschiedenen Spielmodi: Karten, Würfel und Story driven. Je nach Spielsituation kann man zwischen den Modi wechseln. Wir haben z.B. in der Proberunde im Normalfall den zufälligen Kartenmodus benutzt, und in Kämpfen den "taktischen", also Handkarten. Ich als SL ("Zombie Master" *irre kicher*) habe immer gewürfelt. Ich kann mir Vorstellen dass es auch reizvoll ist, außerhalb von kritischen Situationen den Storymode zu verwenden, und wenn die Kacke am Dampfen ist die Würfel.
 
AW: [Unisystem]Frage zu sozialen Würfen

Du schlägst also vor, daß ein Spieler, der sich nicht dem einen ZWANG, nämlich eine Laientheater-Aufführung geben zu sollen, beugen möchte, sich einfach in eine andere Richtung verbiegen soll, statt einfach ganz normal ein FAIRES Spiel unter Einhaltung der Regeln spielen zu dürfen?

Was für Probleme siehst Du denn darin, wenn man es vorzieht ein gemeinsames Spiel nach den für alle gemeinsam geltenden Regeln zu spielen, bei dem alle fair behandelt werden, bei dem alle ihre FAIRE MITSPIELMÖGLICHKEIT ohne demütigendes "Vorführen" vor der Gruppe und ohne "Sprachverbiegung" bekommen?

Warum nicht einfach die Regeln verwenden, wenn diese doch ein reibungsloses gemeinsames Spielen auf solider Regelbasis und ohne ZWANG auf die Spieler ermöglichen?

warum so zornig ... ?

habe ich etwa nicht gesagt:

ich kann verstehen nicht jede situation ausspielen zu wollen
?

und mich dabei auf den punkt bezogen:

aber das da oben [würfeln vs. ausspielen] ist ein anderer punkt. wenn es mit den eigenen sozialen oder rollenspielerischen kompetenzen hapert (gemessen am charakter ...), kann mensch immernoch auf indirektes spiel ausweichen - "ich mache dies, ich mache das" und zwar "so" und "so".

ich habe lediglich eine weitere spielerische möglichkeit benannt. "kann" steht - zumindest nicht bei mir - für "muss - sonst kommst du nach dem tot nach aventurien".

... immer diese negativ sicht auf andere ...
 
AW: [Unisystem] Frage zu sozialen Würfen

Was die Umsetzung im Spiel angeht, kann es ja jede Gruppe halten wie sie will. Ein reines "Laientheater" hat meiner Meinung nach das Problem, dass die gesellschaftlichen Werte des Charakters im Prinzip keine Rolle spielen, während beim anderen Extrem (Ausschließlich: "Ich versuche ihn zu überreden...") imo Stimmung verloren geht.

Daher spiele ich für gewöhnlich so, dass der Dialog ausgespielt werden kann (aber nicht muss), aber über das Ergebnis der Bemühungen schlussendlich ein Würfelwurf entscheidet. Wenn der Spieler im Dialog besonders überzeugende Argumente geliefert hat, bekommt er einen Bonus; seine Schauspielerische Leistung wird aber möglichst nicht bewertet.
Mein erstes Posting zu deinem Problem war ein klassischer Schnell-/Fehlschuss. Ich mag Würfeln und lasse in meiner Runde auch viel würfeln, wenn es das System hergibt. Allerdings möchte ich Dialoge auch ausspielen. Wenn sie unwichtig sind, reicht ein Satz (oder andere Kommunikationsmittel wie Mimik und Gestik) des Spielers und ich lasse würfeln, ob es funktioniert. Bei wichtigeren Dialogen werden auch minutenlange Gespräche geführt. Meinen Spielern ist das nicht peinlich und selbst die Spieler, die OT nicht soviel Überzeugungskraft haben, trauen sich durch diese Herausforderung immer mehr. Und in anderen Runden: Nur weil sich jemand nicht traut, verzichte ich nicht auf das Ausspielen, sondern ermutige ihn, es zumindest zu versuchen. Und wenn dann nur ein Satz dabei rauskommt, bringt das viel mehr Atmosphäre als reines Würfeln. Man muss das Ausspielen ja nicht exerzieren.
 
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Ich mag Würfeln und lasse in meiner Runde auch viel würfeln, wenn es das System hergibt. Allerdings möchte ich Dialoge auch ausspielen.
Das mache ich auch so. - Ausgespielt bzw. AUSGESPROCHEN bereichern die sozialen Aktionen einfach für alle Spielenden das Spielgeschehen. Aber es wird, wenn es um Entscheidungen geht, auch immer gewürfelt (unwichtige, nicht entscheidende Aktionen würfelt man eh nicht - auch nicht bei nicht-sozialen Aktionen).

Nur weil sich jemand nicht traut, verzichte ich nicht auf das Ausspielen, sondern ermutige ihn, es zumindest zu versuchen. Und wenn dann nur ein Satz dabei rauskommt, bringt das viel mehr Atmosphäre als reines Würfeln
Ja, das ERMUTIGEN halte ich für eine gute Sache. Nur hatte ich aufgrund Deiner Formulierung den Eindruck, daß Du es VERLANGEN (= erzwingen) würdest. Und davon halte ich nicht viel.

Bei diesem Thema bin ich aufgrund sehr schlechter Erfahrungen mit Spielleitern, die Dialoge ausgespielt STATT gewürfelt haben wollten, sehr sensibel. Denn da konnte mein Charakter noch so sehr auf "Laber-Fertigkeiten" auslegt sein, der öde Kampf-Maximierte, aber dafür bester Kumpel des Spielleiters, konnte sich IMMER durchsetzen und IMMER unabhängig von den Charakterwerten, die eher einen stammelnden Hooligan erwarten ließen, erfolgreich in sozialen, kommunikativen Situationen durchsetzen. OHNE WURF! (Den hätte er ja garantiert nie gepackt.)

Solch eine Vorgeschichte läßt mich auf das VERWEIGERN vorhandene Regelmechanismen auch anzuwenden außerordentlich sensibel reagieren. Ich fühlte mich vom Spielleiter und seinem Kumpel BESCHISSEN. So kommt kein faires Spiel zustande, sondern ein übles Gemauschel, was andere Mitspieler nicht ins Spiel und nicht zum Zuge kommen läßt und - sehr übel - ihre Charakterkonzepte komplett torpediert.
 
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@Zornhau
full ACK

@rest
genau meine Denke: was ja schon im back to the roots-Thread Thema war.
 
AW: [Unisystem] Frage zu sozialen Würfen

Bei diesem Thema bin ich aufgrund sehr schlechter Erfahrungen mit Spielleitern, die Dialoge ausgespielt STATT gewürfelt haben wollten, sehr sensibel. Denn da konnte mein Charakter noch so sehr auf "Laber-Fertigkeiten" auslegt sein, der öde Kampf-Maximierte, aber dafür bester Kumpel des Spielleiters, konnte sich IMMER durchsetzen und IMMER unabhängig von den Charakterwerten, die eher einen stammelnden Hooligan erwarten ließen, erfolgreich in sozialen, kommunikativen Situationen durchsetzen. OHNE WURF! (Den hätte er ja garantiert nie gepackt.)
Selbst wenn die Laberei des Kampf-Maximierten einen Bonus auf einen entsprechenden Wurf gegeben hätte, ist so ein Bonus ein Schlag in das Gesicht der Spieler die in entsprechende Fertigkeiten, Attribute, etc. investieren (oder von ihrer Klasse her investieren müssen). Ich sollte nicht die Rede-Fähigkeiten des Spielers belohnen, sondern wenn er seinen PC besonders gut spielt.
 
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Wenn der Charakter wertemäßig ein Sozialversager ist, dann kann der Spieler mit noch so raffinierten Argumenten und elleganten Schmeicheleien den Tag retten, IMO hat er dann dennoch lediglich bei der Darstellung seines Chars versagt.
 
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