Sind Rollenspiele eine Modeerscheinung der 80er?

AW: Sind Rollenspiele eine Modeerscheinung der 80er?

Ich würde gerne mal Rollenspielprodukte in den Medien als spassiges, sinnvolles Hobby gewürdigt sehen, und nicht als Satanistenkochbücher. Dann würde es eventuell auch mit der Popularität klappen.
Naja, was Live-RPG´s angeht hat es sich ja schon gebessert....
 
AW: Sind Rollenspiele eine Modeerscheinung der 80er?

Ein gutes Beispiel für den Rückgang von Deutschen erscheinungen ist Gurps !
Das offizelle Statment warum es keine Deutsche Lokalisation gibt ist das Steaf Jakson gemertkt hat das die Deutschen sich eher die engliche Orginalfassung anschaffen als auf die Lokal fassung zu warten ...
 
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Von meinen P&P- oder IRC-Runden haben alle Spieler/STs immer nur die englischen Originale und nie lokalisierte Fassungen (wobei ich auch gar nicht weiß, inwieweit es bei den internationalen Spielern kroatische, niederländische, griechische o.ä. Versionen überhaupt gäbe). Aber auch die deutschen Spieler haben bei uns nie deutsche Fassungen geholt, weshalb wir in der Regel alles mit englischen Originalbezeichnungen oder on-the-fly Eigenübersetzungen gespielt haben. Ich kann aus meiner Perspektive daher Madpoet nur beipflichten.

Bb, Stayka
 
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Shub-Schumann schrieb:
Sorry, Moriarty, aber ich sehe deinen Punkt so gar nicht. Was genau bemeckerst du hier eigentlich? Dass die Verkaufszahlen deutscher Rollenspielprodukte zurückgehen? Ja, das ist schade. Dass die Szene kleiner wird? Sehe ich nicht so. Meiner persönlichen Erfahrunf nach kaufen die Leute nur weniger und gezielter und laufen GLÜCKLICHERWEISE auch nicht mehr alle uniformiert herum; ich jedenfalls bin froh über jeden Rollenspieler der sich endlich sein Metal-T-Shirt auszieht und sich 'nen ordentlichen Haarschnitt zulegt - nicht etwa, weil das rufschädigend wäre sondern aus ästhetischen Gründen. Ich glaube z.B. nicht, dass das "Consterben" (um mal einen pathetischen Ausdruck zu verwenden) am kleinerwerden der szene liegt - es liegt am größerwerden der Szene. Wenn ich vor 15 Jahren neue Spieler kennen lernen wollte, musste ich auf einen Con fahren, heute gehe ich in die Uni-Cafete und halte 5min die Ohren auf.

Mundpropaganda?
Ich möchte kurz nur anmerken, dass ich hier nicht vorhabe, irgendetwas zu "bemeckern", sondern dass ich mich vielmehr für die Ansichten anderer zu diesem Thema interessiere. Ich finde es sogar sehr gut, dass hier die Meinungen divergieren. :)

Was die Verkaufszahlen anbelangt: Das ist ehrlich gesagt nicht mein Thema gewesen. Das ist das Thema der Verlage (und sicher auch die Begründung für ihr Handeln). Mich interessiert vielmehr die generelle Entwicklung der Szene, d.h. der Spielerschaft, an sich.
Was die Metal-T-Shirt-"Problematik" betrifft: Da kann ich Deine Einstellung voll und ganz nachvollziehen. Die Anzahl dieser Personengruppe hat sich in den letzten Jahren drastisch reduziert, dafür die die Pannesamt-Helden auf den Plan gekommen.
Bzgl. Uni-Cafete: Das gilt sicher für Uni-Städte, was aber ist mit dem Rest? Deutschland besteht aus mehr als Uni-Städten. Ein guter Freund von mir musste vor ein paar Monaten berufsbedingt umziehen und er große Probleme gehabt, Anschluss an die dort lokale Szene zu finden. Dort gab es keine Uni-Cafeten, keine lokalen Stammtische, keine Cons und dergleichen. Und dabei ist er nicht einmal auf's Land gezogen. Worauf ich hinaus möchte: Sicher hat man es in Unistädten einfacher: Du sprichst von Uni-Cafeten, ich könnte hier noch Studentenwohnheime, Mensen, Lernräume und die zahllosen Studi-Bars und -Kneipen anführen. Aber die gibt's nunmal nicht überall.
Bzgl. Consterben: Ich habe mich einmal mit mehreren Con-Veranstaltern unterhalten. Die haben sich primär über zwei Aspekte beklagt (um das Wort mal aufzugreifen): a) immer weniger Besucher und b) immer weniger Helfer.
Sie sahen die Ursache nicht in der guten "Vernetzung" der Rollenspieler und der besseren Möglichkeiten sich im Alltagsleben (wenn ich das mal so verallgemeinert bezeichen darf) kennenzulernen, sondern vielmehr darin, dass die Besucher älter werden, nun Vollzeit im Job stecken und oft auch schon Familie mit Kindern haben. Dann liegen die Prioritäten einfach ganz anders. Was glaubst Du, warum der Nordcon mittlerweile Kinderbetreuung anbietet?

Shub-Schumann schrieb:
Ein Nischenprodukt mit einem Mainstream-Phänomen zu vergleichen, ist Stuss.
Warum? Mal pauschalisiert gefragt: Ist es denn nicht auch eine Form des Rollenspiels?
Ich hatte heute noch ein Gespräch mit einem Freund, der mir erzählt hat, dass er WOW, im Gegensatz zu vielen anderen, als RPG-Plattform verwendet. Sie chaten in-time und denen geht's nich um das Sammeln von Gegenständen und Punkten oder Gold. Das ist aber, wie er selber angemerkt hatte, eher eine Seltenheit.

Shub-Schumann schrieb:
Internet ersetzt hier viel.
Mir ist die direkte Kommunikation mit meinen Mitmenschen sehr wichtig. Daher bevorzuge ich auch das gesprochene Wort und den Blickkontakt. Geschriebener Text vermag in der Regel keine Körpersprache, keine Gestick und keine Tonlagen ersetzen.

Shub-Schumann schrieb:
Da englischsprachige Spiele einen signifikanten Teil er Produkte auch in Deutschland ausmachen, muss man sie wohl zur Szene rechnen. Ich kenne viele Leute, die deutschsprachige Artikel nur noch dann kaufen, wenn das Produkt insgesamt deutsch ist (DSA, Degenesis, etc.) und ansonsten das Original nehmen (WoD). Zu dieser gruppe gehöre ich selber z.B. und fast mein gesamtes Umfeld, da wir weder Lust haben, zu warten, noch auf einem halben Spiel sitzen zu bleiben (wie z.B. bei Magus die Erleuchtung).
Nachvollziehbar, besonders bei der Politik, die F&S mittlerweile an den Tag legt. Du erwähnst hier Mage, man könnte es aber auch noch um Wraith, Changeling, Exalted und mittlerweile auch Werwolf erweitern.
Die Spieler fragen sich, warum sie deutsche Produkte kaufen sollen, wenn sie er später übersetzt werden (die engl. Produkte erscheinen i.d.R. früher) und von schlechter Qualität sind.
Die Verlage fragen sich, warum sie etwas noch übersetzen und sich Mühe damit geben sollen, wenn die Spieler sowieso die engl. Produkte kaufen und die Verkaufszahlen (von denen ein Verlag abhängig ist) einfach zu schlecht sind. Ein schönes Beispiel ist die aktuelle nWdD-Situation.
Um hier einmal eine Fernsehsendung zu zitieren: "Ein Teufelskreis". Bleibt eigentlich nur abzuwarten, ob es in ein paar Jahren primär nur englische Rollenspielmaterialien gibt, weil die Verlag nichts mehr übersetzen, da ja auch keine Übersetzungen gekauft werden. Jedem das Seine, und wer kein Problem mit Englisch hat, der wird sich sicher die englischen Produkte eher kaufen als die deutschen. Das ist ja bereits ein bekannter Trend.
Auf der anderen Seite gibt's auch diejenigen, die nicht so firm sind was die englische Sprache betrifft. Die werden es wohl lernen müssen oder sich auf die wenigen deutschsprachigen Produkte beschränken dürfen. Ich glaub, ich muss mal bei Newcomern wie Vortex nachfragen, warum sie überhaupt noch UA übersetzt haben. Dass es deutsche Systeme auch in deutscher Sprache gibt ist klar, aber warum sollte man überhaupt noch übersetzen, wenn sowieso englische Produkte bevorzugt werden...

Im Gegenzug wird F&S jetzt aber sogar Abenteuer für Warhammer übersetzen. Wenn ich mal bedenke, dass es bislang deren Strategie war, keine Abenteuer zu produzieren (egal ob in Eigenproduktion, noch als Übersetzung), wenn man mal von dem D&D-Abenteuer absieht, dass sie als Abschluss für die Kampagne veröffentlicht hatten, die seinerzeit noch bei Amigo begonnen wurde.

Shub-Schumann schrieb:
Ich sags ja nur ungern, aber DSA3 war 1992 abgeschlossen, bis zu DSA4 sind dann 10 Jahre ins Land gegangen; wenn man also keine Ahnung hat (oder nur meckern will) ...
Sorry, mein Fehler. Du hast Recht. Ich bezog mich eigentlich primär auf den Trubel, den es 2000 mit dem Erscheinen der Myranor-Box gab. Und im Folgejahr kam dann DSA4, von dem selbst Autoren behaupten, man müsse es studiert haben. Mir ging's halt darum auf dieses ewige Neuauflegen der Boxen (bzw. mittlerweile ja Hardcover-Bücher) hinzuweisen. Hat man gerade erstmal einen ordentlichen Grundstock, dann kommt Fanpro und macht alles neu. Für mich war da DSA zu Ende und ich hab' mir einfach nichts mehr dazu geholt, weil es mir einfach zu blöd war.

Shub-Schumann schrieb:
Dann musst du nur die Armeen von Rollenspielern, die Cons scheiße finden, motivieren. Seit 1994 war ich nur auf 2 Cons (Ratcon 05 und MS 06) - und nicht etwa wegen des Cons sondern um mir ein paar Blutschwertergesichter anzugucken.
Wirf mal einen Blick in das Programm vom NordCon, vom Feencon, vom Burg-Con etc. Es ist einfach Deine persönliche Einstellung, niemand zwingt Dich zu etwas. Ich weiß nur, dass ich auf Cons ein paar meiner bislang schönsten Spielrunden hatte. Und eine davon bestand aus einem Punker, einem Metal-T-Shirt-Träger mit ungewaschenen Haaren, einem Rollenspiel-Autoren, einem Rechtsanwalt, einem Studenten und mir. Sowas erlebst Du im heimischen Wohnzimmer eher selten.

Shub-Schumann schrieb:
Ich nicht - das verschreckt nur Kunden.
Ich halte diese Aussage für ziemlich unqualifiziert. In Göttingen gab es mal einen Rollenspielladen, bei dem sowas regelmäßig stattfand und es war eher verkaufsfördernd, weil die pot. Kunden das System sozusagen vor Ort selber ausprobieren konnten. Die Frage ist nur, wen Du als Spielleiter dort hinsetzt. Wenn Du einen Metal-T-Shirt-Träger mit ungewaschenen Haaren nimmst, dann kann ich Dein Statement nachvollziehen. Aber die haben ja mittlerweile heutzutage wohl eher eine ordentlichen Haarschnitt und ein Hemd an, oder? ;)

Shub-Schumann schrieb:
Ich nicht, denn genau wie Anglerausrüstung, Jagdsportbedarf, Modelleisenbahnzeug, Billardqueues, Dartpfeile und so ziemlich jede weitere Form von Hobbyzubehör gehören Rollenspielprodukte nicht in die Spielwarenabteilung.
Ich glaube Du vermischst da so einiges. Modelleisenbahnzeug, Billardqueues, Dartpfeile findest Du durchaus im Spielwarenhandel, zwar eher in den größeren Geschäften bis hin zu diesen "Mega-Stores", zudem gibt's auch Sammelkarten, Puzzles, Chemiebaukästen, Bücher, Malartikel bis hin zu Computer- und Konsolengames. Das fällt mir so spontan ein, wenn ich an unseren örtlichen Spielehändler denke (ein Laden von durchschnittlicher Größe). Bis Amigo die Lizenz für D&D abgegeben hat, gab's sogar Rollenspiele. Ich wüßte nicht, warum sie dort nichts zu suchen hätten, schließlich sind es doch auch Spiele, Rollenspiele halt.

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Jamin schrieb:
Halte das auch für eine Verkennung der Tatsachen. In meinen RPG-Spielendem Umfeld kafen sich die beisten auch kaum Bücher und spielen trotzdem. Dass das bei uns ein wenig zurück ging, hängt eher am Zeitfaktor, aber gespielt wird immer noch.
Und wenn ich mir ansehen wie beliebt das Projekt "Rollenspiel" auf den Camps ist, die ich orgnisiere, denke ich echt nicht, dass da einem der Nachwuchs ausgeht...
BTW: Das ist im übrigen auch eine Problematik bezgl. Rollenspiele. Rollenspieler kaufen sich Produkte, von denen sie langfristig etwas haben, ganz im Gegensatz zu, zum Beispiel: Sammelkarten. Gesellschaftsspiele kauft man sich wohl auch eher immer wieder, weil ein Spiel i.d.R. Zielorientiert ist und man die Spielabläufe i.d.R. nicht verändern kann. Nur so am Rande.

Jamin schrieb:
Ich bin ebenso ein nicht-Con-gehen - ich war bis jetzt nur auf sehr wenigen. Was soll ch da? Ich suche eine Gruppe, mit der ich längerfristig ein System spielen kann und nicht nur eine kurze Spielphase. Und seien wir mal ehrlich: Auf Cons laufen auch nicht wenig Leute herum, die ich eigentlich gerade nicht in meiner Gruppe will, da die eigentlch eine andere Vorstellng von Ropllenspiel haben als ich - und auf Min-Maxer habe ich auch keine Lust (hat zwar alles seine Berechtigung, aber ich muss mir das nicht an tun).
Klar, wenn Du eine Gruppe hast und mit der zufrieden bist, dann besteht da keinerlei Bedarf. Ich hatte bereits oben schon angedeutet, warum ich auf Cons gehe. Zum anderen besteht da auch die Möglichkeit sich mit den Autoren zu unterhalten, sich mit anderen Spielern zu unterhalten und Erfahrungen auszutauschen, mal abgesehen vom Gemeinschaftsfaktor. Klar, Nerds gibt's überall und gerade auf Cons treten sie immer mal wieder in Erscheinung. Man nimmt sie aber im Gegensatz zu allen anderen viel stärker war, weil sie (mit einem negativen Gedanken verknüpft) viel stärker in Erinnerung bleiben. Ich werde mich aber hüten, die Besucher einer Con in einen Topf zu werfen und zu pauschalisieren, oft trifft man dort auf sehr interessante Menschen, die man so einfach niemals kennengelernt hätte. Und die Gefahr einen Power-Gamer kennenzulernen gibt's immer, auch in Uni-Cafeten.

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Silvermane schrieb:
Was nun Cons betrifft, so muß ich meinem Vorredner beipflichten das mindestens 50% der Besucher eine Dusche, einen Frisörtermin und einen Besuch in einem Fachgeschäft für Herrenoberbekleidung brauchen könnten. Ein ansprechendes Rahmenprogramm mit einigen geladenen Gästen aus der Branche in ansprechendem Ambiente und/oder einigen Workshops würden Cons für mich auch attraktiver machen. Dann wäre ich sogar bereit Geld für einen Besuch zu investieren.
Wie bereits erwähnt: Es gibt zahlreiche Cons, die ein umfangreiches Angebot an Workshops, (Podiums-)Diskussionen, interessanten Spielrunden, LARP-Angebot (wie z.B. auf der Nordcon) und dergleichen haben. Cons mit ansprechenden Ambiente gibt's zudem auch. Da fallen mir z.B. Cthulhu-Conventions oder das "Festival des Grauens" (wird seit Jahren nicht mehr veranstaltet) ein. Sicher, nicht jeder Con ist voller Ambiente, aber man dort auch sehr, sehr schöne und stimmungsvolle Runden haben, zudem kann man auch unverbindlich andere Systeme anstesten.

Silvermane schrieb:
Ich würde gerne mal Rollenspielprodukte in den Medien als spassiges, sinnvolles Hobby gewürdigt sehen, und nicht als Satanistenkochbücher. Dann würde es eventuell auch mit der Popularität klappen.
Ähm, ich glaube da hat sich in den letzten Jahren so einiges getan, gerade in den Medien. Ich kann mich da noch an ein paar recht interessante Zeitungs-Artikel während der SPIEL'05 erinnern, und die waren alles andere als reißerisch.
Früher hatten die Mütter Angst um ihre Kinder, wenn die Rollenspiele gespielt haben. Heutzutage würden sie es sich wünschen, damit sie mal einen geraden Satz herausbringen. So wird zum Beispiel in manchen Schulen von Lehrern an Projekttagen mit den Schülern Rollenspiel gespielt, weil sie es für pädagogisch wertvoll erachten (zum Beispiel: Pädagogische und politische Aspekte des Liverollenspiels als Teil einer freiheitlich orientierten Jugendarbeit, Die Druiden von Brüggen, Helden in der Schule, Struktur und Funktion von Fantasy-Rollenspielen bei Jugendlichen – neue Formen der Gruppenarbeit?, Struktur und Funktion von Fantasy-Rollenspielen).
 
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Waldviech schrieb:
Ich denke mal, das ist etwas schwarzmalerisch formuliert. Einen besonders großen Marktanteil hatten RPG´s in Deutschland ja eigentlich nie und waren schon immer eine Randerscheinung...

Ich habe da einen ganz guten Vegleich. Mein jüngerer Bruder ist 13, ich bin 25. Als ich so alt war wie er habe ich fleißig DSA gespielt und es gab an meiner Schule dutzende Rollenspieler. ´93 gab es sogar die Abizeitschrift "Cyberabi" mit Cyberpunk/Shadowrun - Thematik. Die halbe Stufe 13 muss SR gezockt haben (und hat über uns DSA Unterstüfler wohl die Nase gerümpft). Von den grob 50 Jungs meiner Stufe waren wohl mindestens 10 ernsthafte Rollenspieler, mindestens die Hälfte hat es mal ausprobiert. Und da war halt nur eine Stufe!

Mein Bruder dagegen findet keine Mitspieler. Er besitz das HdR Regelwerk und ich habe ihn mit DSA und D&D Material versorgt. Die Gleichaltrigen haben aber einfach kein Interesse. Sie spielen lieber Playstation, WoW oder wenns hoch kommt Warhammer Fantasy Battle.

Ich sage: Die goldene Zeit des klassischen P&P RPG ist vorbei. Schön, dass ich sie erleben durfte. Ich hoffe jetzt einfach, dass ich auch mit 40 noch Mitspieler finde.
 
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Tja, wenn du eine Handy finanzieren must (jede Woche hippen Klingelton, Gebühren, Handyspiele,....), dann interressiert dich kein P&P Rollenspiel. Wir brauchen das "Handy-Rollenspiel" vielleicht per SMS oder Midlet über GPRS.
 
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*brrr*
Mal ganz ehrlich: Chromatrix hat die Rechte für DSA, wie bereits bekannt sein dürfte hält Microsoft die Rechte an Shadowrun (wahrscheinlich gibt's nach all den Jahren das Spiel, damit sie keinen Vertragbruch begehen und die Lizenz wegen Nichterfüllung entzogen bekommen), für D&D hält Infogrames die Lizenz, die sie an ihren Publisher Atari weitergegeben haben und die Lizent für Cthulhu liegt bei Bethesda Softworks LLC (Korrigiert mich, wenn ich mich irre).

Das dürften doch wohl die größeren und wohl populärsten Systeme in Deutschland sein. Da nur einer von den o.g. die Rechte für Handygames nutzt wird's wohl in der nächsten Zeit keine Cthulhu-, D&D- und Shadowrun-Handygames geben. Bleibt nur das mehrfach preisgekrönte DSA. Doch dabei stellt sich die Frage, ob es zur "Nachwuchsgewinnung" taugt oder nur ein simples Textadventure für Zwischendurch ist. Ich persönlich glaube kaum, dass ich wegen einem Handygame dieser Qualität mit dem Rollenspielen beginnen würde.

Viel interessanter halte ich jedoch die Ansätze von Jugendherbergen und Schulen, die mit (Fantasy-)Rollenspielen den Jugendlichen wieder ganze Sätze mit Hauptwort und Verben vermitteln wollen (Stichwort: www.Helden-in-der-Schule.de) oder durch solche Spiele ihnen die Zeit, über die sie etwas lernen sollen leichter und spielerisch vermitteln möchten (Stichwort: Druiden von Brüggen). Ich finde das toll, weil so Jugendlichen das Lernen Spaß machen kann und sie die Kommunikation untereinander und damit auch die Phantasie fördern. Ich kenne zudem Lehrer, die in AGs und in Projektwochen/-tagen sich zusammen mit Schülern mit dem Thema Fantasy-Rollenspiele auseinandersetzen. Genau dort wäre ein guter Ansatzpunkt. So könnte man Lehrern geeignete Materialien zur Verfügung stellen und ihnen bei Fragen eine Hilfe sein.
 
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Zu dem Thema hab ich mir auch neulich eines frühen Morgens ein paar Gedanken gemacht, aber die letztlich für mich behalten.

Rollenspiel ist im Moment kein Massenprodukt. Das halten wir einfach mal so fest. Ein Rollenspielverlag wird an einem Rollenspiel niemals besonders viel Geld verdienen können. Brettspiele verkaufen sich wie geschnitten Brot. An einem Brettspiel kann ein Verlag sich durchaus doof verdienen (Siedler von Catan).

Jetzt stellt sich nur die Frage: Warum ist das so?

Weiter beobachtet: Massig Leute kennen das Konzept "Rollenspiel". Viele Leute sind durchaus interessiert, spielen aber nicht mit.

Wieder die Frage: Warum ist das so?

Dann beobachtet man auf der Spiel (was theoretisch unsere Plattform sein könnte) einfach mal die Rollenspieler - und beide Fragen sind beantwortet.

Die deutsche Rollenspielszene leidet an einem riesengroßen Anteil Dropouts und Freaks. Ein überdurchschnittlicher Anteil langhaariger, dicker Metalfreaks gibt den Rollenspielern ein Gesicht. Ein Freund machte bei einem Job bei einem namhaften Computerhersteller den Fehler ein Lanyard mit einem Spielaufdruck zu besitzen - danach hatte er einen pickeligen Freak an der Backe der ihn zugelabert hat.

Es gibt durchaus eine Menge Rollenspieler die sich anziehen können, die mit ihrem Leben klarkommen und keine Borderliner in der Mache sind. Nur sind diese Leute ruhig und brav. Ich habe noch nie in meinem Leben mein Harlekin T-Shirt tatsächlich in der Öffentlichkeit getragen, ich vermeide es Rollenspielbücher in öffentlichen Verkehrsmitteln zu lesen, ich bekehre niemanden mit aller Macht dazu unbedingt mitmachen zu wollen. Wenn mich jemand fragt was ich als Hobbies habe lasse ich die Rollenspiele meistens weg, wenn mich jemand direkt darauf anspricht (in meiner Wohnung stehen die Bücher ja rum), dann und nur dann erkläre ich was ein Rollenspiel ist. Ich verzichte auf die Frage ob derjenige mitspielen will. Ich kann also schonmal feststellen das ich es nicht bin der den Rollenspielern ein Gesicht gibt. Der Lagerarbeiter im Computerlager allerdings schon. Mit einiger Arroganz wage ich zu behaupten das die meisten meiner Freunde und Bekannten mit mir sicher eine Runde spielen würden. Mit dem langhaarigen Irren nicht. Rollenspieler werden also hauptsächlich aus den Freunden des Irren rekrutiert oder auf dem ein oder anderen wirklich Interessierten und dem einen oder anderen Mitläufer (letzere beiden Gruppen sind in meiner Runde vertreten). Solange sich das nicht ändert wird Rollenspiel niemals Massentauglich. Wir müssen also die Irren aus dem Hobby vertreiben wenn wir ein Massetaugliches Produkt haben wollen, oder zumindest vermeiden das sie dem Spiel ein Gesicht geben.

Siedlerspieler erzählen einem ja auch nicht zwanghaft über die tollen Metropolen die man jetzt neulich gebaut hat. Darüber einfach mal nachdenken und Sacken lassen.

Dann zum zweiten Punkt: Ich gebe Settembrini völlig recht wenn er sagt das moderne Rollenspiele einfach nur langweiliger Schrott mit Stimmungsonanie ist. Wenn ich meiner Freundin (die das ganze Hobby stillschweigend ignoriert) versuchen würde klarzumachen das die Regeln jederzeit gebrochen werden können und das es quasi nur darum geht sich gegenseitig zu erzählen wie toll man ist würde sie sich mit Horror in den Augen abwenden. Ein Spiel ohne Regeln ist kein Spiel sondern letztlich nur Quatsch den man sich gegenseitig erzählt.

Ein weiterer Punkt ist die Tatsache das es keinen Gewinner gibt. Warum soll ich spielen wenn ich nicht zeigen kann das ich der coolste bin. "Alle gewinnen" ist wie "alle werfen sich einen Ball zu" (Greg Costikyan). Leider gibt es nur sehr wenige Rollenspiele die diesen Punkt unterstützen. D&D macht das schon ganz gut mit seinen Treasuretables, wo derjenige der das meiste Gold hat "gewonnen" hat. Es gibt zwar auch Brettspiele wo jeder gewinnt (Arkham Horror, Shadows over Camelot) - aber da besteht auch die Chance das alle verlieren. Diese möglichkeit fällt bei Rollenspielen raus (wer gibt schon 30 Tacken für ein Abenteuer aus um die Spieler auf Seite 11 alle umzubringen?)

Bleibt ein letzter Punkt: Rollenspiele brauchen Zeit. Vom Konzept her kann man selten das verdammte Spiel an einem Abend durchkloppen und dann vergessen. 90% der Leute die ich kenne haben aber keine Lust so einer Art "Verein aus 6 Leuten" beizutreten wo man sich einen Abend in der Woche fest trifft und auch nicht einfach mal wegbleiben kann weil man keine Lust hat. Schön gemacht ist die Lösung des Star Trek Rollenspiels - durch das Serienartige Format kann der SL mit seinen Spielern so spielen wie sie gerade zusammensitzen - das Außenteam muss dann halt mal aus anderen Leuten bestehen.

Stellt sich abschließend nur die Frage: WILL man das Rollenspiele ein Massenprodukt werden? Die Vorteile liegen auf der Hand: Mehr Auswahl, bessere Produkte, besseren Support, Systeme werden viel ausufernder beackert werden. Die Nachteile sollten auch klar sein.

Ich persönlich fände die Entwicklung gar nicht schlecht - aber um gegen den Computer anzukommen müsste sich das Medium "Rollenspiel" schon einiges einfallen lassen - einen sehr spannenden Dungeoncrawl kann mir auch World of Warcraft bieten.
 
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Saint_of_Killers schrieb:
Die deutsche Rollenspielszene leidet an einem riesengroßen Anteil Dropouts und Freaks.
Das ist Deine persönliche Beobachtung. Meiner persönlichen Beobachtung nach leidet sie eher an einem riesengroßen Anteil von pseudo-elitären Egozeppelinen, die sich von "Dropouts und Freaks" absetzen wollen.
Wer es "vermeidet, Rollenspielbücher in der Öffentlichkeit zu lesen", ergo offensichtlich der Meinung ist, daß man sich für das Hobby "Rollenspiel" per se schämen muß, gleichzeitig aber unverdrossen den Mangel an Massenpopularität den "Dropouts und Freaks" ankreidet, hat meiner Auffassung nach auch nicht unbedingt gründlich genug nachgedacht.

MfG

Tobias

PS.: Kurze Haare. Spießig gekleidet. Tägliche Dusche und sonstige Körperpflege. Noch nie irgendwelche Heavy-Metal-Devotionalien besessen.
 
AW: Sind Rollenspiele eine Modeerscheinung der 80er?

@Moriaty: Ich meine sowas wie ein Handy MUD!!! oder ein WAP Forums-RPG...
@SOK: Du irrst. RPGs fallen nicht durch dropouts auf, RPGs kennt in Schulen keiner.
Und wie anders als durch überzeugungsarbeit soll man kenntnis von diesen Spielen erlangen?
Vielleicht durch diese massigen Werbeschlachten die sich Klingetonvertreiber und Rollenspielverlage im TV liefern?
 
AW: Sind Rollenspiele eine Modeerscheinung der 80er?

Saint_of_Killers schrieb:
Siedlerspieler erzählen einem ja auch nicht zwanghaft über die tollen Metropolen die man jetzt neulich gebaut hat. Darüber einfach mal nachdenken und Sacken lassen.
Das ein Brettspielspieler im Allgemeinen nicht den Drang verspürt zu erzählen, was sich in seinen letzten Spielrunden (oder denen von vor 25 Jahren) zugetragen hat, liegt ja wohl darin begründet, daß Brettspiele den Spieler von dem Spiel trennen.

Brettspiele lassen einen kalt.

In Brettspielen passiert nichts, das einen bleibenden Eindruck bei einem Spieler hinterlassen kann.

In Rollenspielen ist IMMER der Spieler SELBST eng mit den Geschehnissen um seinen Charakter verknüpft. Dadurch hat man eine ganz andere Art an Bindung, als es bei Brettspielen, Tabletops, Computerspielen der Fall ist.

Und manchmal, ja manchmal erzählen auch Brettspieler, wie ihre letzte Eiserne Thron Runde abgegangen ist, oder Tabletop-Spieler, wie ihr letzter Showdown bei Legends of the Old West verlaufen ist, oder ...

Das Mitteilungsbedürfnis ist doch zum einen ein Charakteristikum der jeweiligen Spielerpersönlichkeit, und zum anderen - wie oben ja schon erwähnt - abhängig von der emotionalen Bindung zu den Spielereignissen. - Und bei der emotionalen Bindung haben die Rollenspiele grundsätzlich einfach durch das individuelle Charakterkonzept die Nase vorn. Aber auch beim kommunikativen Teil des Mitteilungsbedürfnisses neigen Rollenspieler als Spieler von Spielen, die grundsätzlich mehr Kommunikation, mehr sprachliche Interaktion erfordern als Brettspiele oder gar Computerspiele, einfach eher dazu sich anderen mitzuteilen, auf andere - auch Fremde - offen zuzugehen und - mit gefühltem Stolz - von den Ereignissen ihrer Charaktere, die ja auch Ereignisse sind, die ihnen selbst in gewisser Art und Weise widerfahren sind, zu berichten.

Selbst bei einem (garnicht so klassischen, wie durch die zeitliche Verzerrung nur als die damals "übliche" Spielweise entstellten) Dungeon Crawl erlebt man eine Geschichte. Und Geschichten sind - unabhängig davon, auf welche Art sie entstanden sind, ob ausgedacht, oder erspielt - etwas, das zum (Nach-)Erzählen bestens geeignet ist. Geschichten SOLLEN erzählt werden.

Saint_of_Killers schrieb:
[Man erzählt sich nur gegenseitig im Spiel, wie toll man ist.]
[Es gibt keine Gewinner im Rollenspiel.]
Das ist in unzulässiger Weise verallgemeinernd, da es nur für bestimmte Rollenspielarten und auch da nur zum Teil zutrifft. - Ich spiele mit Engel ein Rollenspiel, welches nach Arkana-"System" eigentlich mehr ein Sich-gegenseitig-etwas-erzählen"-Spiel ist (im Unterschied zu Erzählspielen, bei denen ein "Erzähler" den Spielern etwas erzählt - bei solchen warte ich lieber auf die Kinofassung, wenn ich als Spieler eh nichts beeinflussen kann). Alle anderen Rollenspiele, die ich spiele, sind mit taktischen Elementen, mit z.T. erheblichem Zufallsfaktor, mit mehr oder weniger Crunch ausgestattet, so daß ich dieses "sich gegenseitig erzählen, wie toll man ist" überhaupt nicht nachvollziehen kann.

Und Gewinner gibt es im Rollenspiel ständig. Und nicht nur auf der reinen Materialismus-Ebene der Schatztabelle, sondern Gewinner, die das Problem lösen, Gewinner, die SIEGEN, Gewinner, die wüste Gefahren überleben, Gewinner, die das Unbekannte ergründen, Gewinner, ... , Gewinner, ... , Gewinner, ...

Das ist es ja, was die meisten Brettspiele so arm macht: es gibt meist nur einen Gewinner, der sein Erfolgserlebnis aus den N-1 Mißerfolgen seiner Mitspieler zieht. - Einfach jämmerlich.

Brettspiele sind genau das, was das Leistungsstreben unserer Zeit auf die materielle Ebene herabzieht, das Sich-gegen-alle-anderen-Durchsetzen in den Köpfen der Menschen selbst im Spiel zementiert und einem Spieler durch die reine Leistungsfokussierung der Regelwerke keinerlei Freiräume läßt andere, eigene Wertvorstellungen in das Spiel einzubringen. - Rollenspiele sind da ganz anders (wie ich erst vorgestern bei Unknown Armies wieder erleben durfte).

Saint_of_Killers schrieb:
Bleibt ein letzter Punkt: Rollenspiele brauchen Zeit. Vom Konzept her kann man selten das verdammte Spiel an einem Abend durchkloppen und dann vergessen.
Ja. Das ist so. - Und das ist in der heutigen zeitlosen, zeitverknappten Zeit ein Problem. - Weil niemand sich mehr Zeit NEHMEN will (und manche es auch wirklich nicht mehr können).

Ich beobachte das bei meinem Uni-Training seit über 20 Jahren: die aktuellen Studenten-Jahrgänge werden zugepflastert mit Studiumsaktivitäten, die zusätzlich zu dem normalen Auslebenwollen der Jugend und zu - gegenüber dem Rollenspiel (oder bei mir: gegenüber dem Kampfkunsttraining) - anderen, auch attraktiven Freizeitangeboten die immer noch gleichgebliebene Zeit eines Tages anders nutzen lassen. - Da bleibt für manche zeitintensiven Tätigkeiten wenig Raum, wenn man ihn sich nicht bewußt schaffen will. Und zu letzterem tendieren eben nur die Enthusiasten, die auch in gedrängten Zeiten noch für die Dinge, die sie lieben, sich die Zeit nehmen.

Saint_of_Killers schrieb:
90% der Leute die ich kenne haben aber keine Lust so einer Art "Verein aus 6 Leuten" beizutreten wo man sich einen Abend in der Woche fest trifft und auch nicht einfach mal wegbleiben kann weil man keine Lust hat.
Ja. Das kommt zusätzlich zu dem Problem der verfügbaren freien Zeit hinzu. Die Menschen werden in unserer heutigen Gesellschaft immer mehr zur Entsolidarisierung, zum Verlassen von Gemeinschaften, zum Jeder-kämpft/spielt-für-sich-selbst, zum "Non-Commitment" getrieben.

Das ist grauenhaft. Grauenhaft und zerstörerisch.

Wenn ich etwas WILL, wenn ich etwas will, daß ich nicht alleine haben kann, sondern nur mit Freunden, mit anderen Menschen, die mir etwas bedeuten und denen ich (hoffentlich) etwas bedeute, dann DENKE ich garnicht so wie Du das mit dem "Verein aus 6 Leuten" implizierst. - Also ich MAG meine Mitspieler, mit denen ich auch mehr und anderes unternehme als ausschließlich Rollenspiele zu spielen. Ich fühle mich nicht im geringsten, wie von Dir mit Deiner Formulierung ja impliziert, genötigt(!) in einem "Verein" mit lauter Leuten, die ich garnicht mag, die mich ekeln, die mich in meiner freien Selbstbestimmung meines Freizeitverhaltens einzuschränken versuchen, zusammenzuspielen. - Ganz im Gegenteil.

Wir haben mit dem Spiel etwas Gemeinsames.

Etwas, das uns trotz unterschiedlicher Altersgruppen, unterschiedlicher Bildungsstände, unterschiedlicher Berufe verbindet.

Wir sind wir. Wir spielen zusammen.

Wenn Du das nie erlebt hast, dann fehlt Dir tatsächlich eine wichtige menschliche Erfahrung.



Rollenspiele kann man nicht überall spielen. Computerrollenspiele tun auch nur so, als ginge das. Aber sie stellen nur ein hohles Gestell, eine rein seelenlose technische Plattform für etwas zur Verfügung, was mit Rollenspiel soviel zu tun hat, wie ein Instant-Nudel-Gericht mit selbstgemachten Kässpätzle. - Man kann es ständig bekommen, es hat ständig die gleiche Qualität, und man ist nicht eingeschränkt durch Rücksichtnahme auf andere Menschen.

Man ist allein.


Und das ist der Preis für das "Non-Commitment". - Das ist der Preis für das Nachvornestellen des Eigenen, des Egos gegenüber den Dingen, die ein Miteinander, ein Wir, eine Rücksichtnahme, eine Absprache, ein Aufeinandereinlassen erfordern.

In meinen Runden sind Mitspielerfreunde mit unterschiedlichen räumlichen und (berufs-)zeitlichen Verfügbarkeiten vorhanden. Wir stimmen uns ab, weil wir miteinander gemeinsam spielen wollen. - Nicht weil wir müssen. - Wenn ein Spieler nicht zu einem Termin kann, dann wird der Termin eben verschoben. Dazu haben wir ja parallel laufenden Kampagnen in unterschiedlicher Besetzung und in unterschiedlichen Rollenspielen, daß man nie zu lange ohne eine Spielmöglichkeit sein muß. Aber wir WOLLEN ja eben auch gerade mit dem einen oder der anderen, die gerade verhindert sein mögen, zusammen spielen, weil wir sie als Mensch, als Freund, als Mitspieler schätzen.

Wenn man natürlich mit einem ANSPRUCH auf Unterhaltung durch seine Mitspieler ankommt und dann aufgrund der Breite seines Egos nur die Befriedigung seiner eigenen Rollenspielwünsche, hier, jetzt, sofort, als die einzige Art Rollenspiele zu spielen ansieht, dann wird man sich natürlich von den lästigen, kleinen Problemchen der anderen Zu-meiner-Unterhaltung-mit-dabei-Spieler eingeengt fühlen.




Das Problem Rollenspielnachwuchs zu finden liegt - neben der offensichtlichen demographischen Grundproblematik - auch darin begründet, daß unsere Gesellschaft diese materialistischen Sofort-Befriedigungs-Egozentriker als die erstrebenswerten Rollenmodelle unseres gesellschaftlichen Lebens zelebriert. Zero-Latency-Business! Das sagt schon alles über die Richtung aus, die unkritisch von den meisten auch für ihr Privatleben übernommen wird.

Ich finde das deprimierend.



Nehmt Euch Zeit. Findet Freunde. Spielt. - Und stehlt jedem Leistungsmenschen die Karriere-Erarbeitungszeit, indem ihr so breit und ausführlich wie möglich von Euren Abenteuern berichtet. Ihr rockt nämlich!
 
AW: Sind Rollenspiele eine Modeerscheinung der 80er?

Saint_of_Killers schrieb:
Zu dem Thema hab ich mir auch neulich eines frühen Morgens ein paar Gedanken gemacht, aber die letztlich für mich behalten.
Nur aus Neugier: Warum?

Saint_of_Killers schrieb:
Rollenspiel ist im Moment kein Massenprodukt. Das halten wir einfach mal so fest. Ein Rollenspielverlag wird an einem Rollenspiel niemals besonders viel Geld verdienen können. Brettspiele verkaufen sich wie geschnitten Brot. An einem Brettspiel kann ein Verlag sich durchaus doof verdienen (Siedler von Catan).
Das sollte man nicht derart pauschalisieren. Klar, das gilt für Spiele wie Siedler oder Munchkin, aber was ist mit anderen, die zum Beispiel keinen Preis wie "Spiel des Jahres" und Co. abgeräumt haben? Gerade kleinere Verlage haben damit große Probleme. Die größeren machen einfach eine Quersubentionierung und fanden das mit ihren Top-Sellern wieder auf.

Saint_of_Killers schrieb:
Jetzt stellt sich nur die Frage: Warum ist das so?
Die Entwicklungszeit eines klassischen Brettspiels beträgt in der Regel nur ein paar Wochen, bei Rollenspielen ist die Arbeit (besonders wenn noch recherchiert werden muss) bei weitem höher. So müssen zum Beispiel die Autoren von DSA-Abenteuern aufpassen, dass sie nicht mit den Aussagen und Beschreibungen früherer Publikationen ignorieren oder ganz gänzlich Gegensätzliches verfassen. Zudem ist der Gewinn für einen Verlag an einem Rollenspiel bei weitem nicht so hoch wie bei Brettspielen. Längere Entwicklungszeiten bedeuten auch höhere Entwicklungskosten.

Saint_of_Killers schrieb:
Weiter beobachtet: Massig Leute kennen das Konzept "Rollenspiel". Viele Leute sind durchaus interessiert, spielen aber nicht mit.
Viele vergleichen das mit Theater oder Rollenspielen wie man sie aus der Psychologie kennt. Mit dem Rollenspiel, was wir hier so betreiben hat das nur bedingt zu tun. Oder spielst Du gewandet am Tisch oder in einer Gruppe lerngestörter Kinder? (Nur als Beispiel gedacht)

Saint_of_Killers schrieb:
Dann beobachtet man auf der Spiel (was theoretisch unsere Plattform sein könnte) einfach mal die Rollenspieler - und beide Fragen sind beantwortet.
Mir wird das nicht klar: Gerade auf der SPIEL mischt sich das Publikum. Die Gesellschaftsspieler gehen auch in Halle 6 und 9, die Rollenspieler auch in die übrigen Hallen. Wie willst Du das trennen? Erklär' das bitte genauer.

Saint_of_Killers schrieb:
Die deutsche Rollenspielszene leidet an einem riesengroßen Anteil Dropouts und Freaks. Ein überdurchschnittlicher Anteil langhaariger, dicker Metalfreaks gibt den Rollenspielern ein Gesicht. Ein Freund machte bei einem Job bei einem namhaften Computerhersteller den Fehler ein Lanyard mit einem Spielaufdruck zu besitzen - danach hatte er einen pickeligen Freak an der Backe der ihn zugelabert hat.
Negativbeispiele gibt es überall. So zum Beispiel auch in der Gothic-Szene. Wenn ich die ganzen Panne-Samt-Die-Farbe-Schwarz-ist-eine-Lebenseinstellung-Typen sehe, dann wird mir ganz anders. Ich höre gerne Gothic-Mucke, trage aber auch farbige und weiße Hemden. Auf der letzten Ratcon in Dortmund hatte ich eine äußerst seltsame Erfahrung mit einem Vertreter aus der o.g. Gruppe. Aber das bedeutet für mich nicht, dass ich das gleich pauschalisieren darf. Das wäre ja so, als wenn ich Rollenspieler generell als Spinner abtun würde. Mach' ich aber nicht. Und was kümmert es mich, ob ein Rollenspieler Pickel hat. Die hatte ich mal auch. Na und? Wenn er Phantasie hat und zudem eine freundliche Persönlichkeit, dann kann ein Spieleabend doch sehr schön werden. Wie ich bereits geschrieben hatte: Ich hatte mal eine sehr schöne Runde auf'ner Con mit äußerst unterschiedlichen Leuten. Was kümmert mich die Optik, wenn der Charakter (der menschliche, nicht der auf Papier) stimmt.

Saint_of_Killers schrieb:
Ich habe noch nie in meinem Leben mein Harlekin T-Shirt tatsächlich in der Öffentlichkeit getragen, ich vermeide es Rollenspielbücher in öffentlichen Verkehrsmitteln zu lesen, ich bekehre niemanden mit aller Macht dazu unbedingt mitmachen zu wollen. [...]
Warum machst Du das? Schämst Du Dich dafür wie jemand, der heimlich über's Internet Pornos kauft? Oder warum? Ich stehe dazu, zumal ich schon sehr interessante Gespräche mit Leuten hatte, die mich aufgrund meiner Kleidung oder meiner Bahnlektüre schon angesprochen hatte. Du glaubst kaum, was ein gutes Cover eines Regelwerkes bewirken kann. Versuch's einfach mal. :)

Saint_of_Killers schrieb:
Siedlerspieler erzählen einem ja auch nicht zwanghaft über die tollen Metropolen die man jetzt neulich gebaut hat. Darüber einfach mal nachdenken und Sacken lassen.
Nicht? Ein Freund von mir tut das ständig.

Saint_of_Killers schrieb:
Dann zum zweiten Punkt: Ich gebe Settembrini völlig recht wenn er sagt das moderne Rollenspiele einfach nur langweiliger Schrott mit Stimmungsonanie ist. Wenn ich meiner Freundin (die das ganze Hobby stillschweigend ignoriert) versuchen würde klarzumachen das die Regeln jederzeit gebrochen werden können und das es quasi nur darum geht sich gegenseitig zu erzählen wie toll man ist würde sie sich mit Horror in den Augen abwenden. Ein Spiel ohne Regeln ist kein Spiel sondern letztlich nur Quatsch den man sich gegenseitig erzählt.
Spielen Kinder nicht, wenn sie Räuber und Gendarm, oder Cowboy und Indianer spielen? Da wird auch nicht wirklich über Regeln gsprochen, sondern einfach nur gespielt. Im Gegensatz zu Settembrini (und wohl auch Dir) bin ich einer der Vertreter, die auch schöne Rollenspielabende haben können, abseits von Würfeln und Büchern. Man könnte sowas auch Storytelling am abendlichen Lagerfeuer nennen. Das hindert mich aber auch garnicht daran immer mal wieder Würfel auzupacken, Tabellen zu parsen und zu zocken. Ich spiel ja auch RoleMaster mit Stimmungselementen. Dabei lasse ich aber lieber die Spieler und Spielerinnen in meiner Runde zu Wort kommen und diktiere denen nichts vor. Regeln helfen (gerade Er- bzw. Ausgewachsenen) dabei im Spiel miteinander zurecht zu kommen, sonst gibt's noch irgendwann Unmut, weil einer behauptet er sei nicht tot, obwohl der Gendarm der Meinung ist, ihn erschossen zu haben. Werden da vielleicht Erinnerungen wach?

Saint_of_Killers schrieb:
Ein weiterer Punkt ist die Tatsache das es keinen Gewinner gibt. Warum soll ich spielen wenn ich nicht zeigen kann das ich der coolste bin. "Alle gewinnen" ist wie "alle werfen sich einen Ball zu" (Greg Costikyan).
Klingt jetzt vielleicht ein wenig abgedroschen, aber: Worum geht's Dir beim Spielen? Willst Du den reichsten Charakter mit dem größten Schwert haben oder möchtest Du einfach einen schönen Abend erleben und Spaß haben? Rollenspiel ist Freizeitbeschäftigung und als mehr sehe ich es nicht. Ich könnte genausogut Gitarre spielen, ein Buch lesen, am Computer daddeln oder mich mit Freunden treffen. Alles ist Freizeitbeschäftigung, auch wenn sich die Für's und Wieder's bei den einzelnen Punkten sich natürlich unterscheiden. Und wenn Du schon gewinnen willst: Gewinn' doch einfach an Erfahrung. Judendliche lernen im beim Rollenspiel sich ganz anders auszudrücken, sie schulen ihre Phantasie und werden kreativer. Ich möchte da nochmal auf die "Helden in der Schule"-Seite verweisen. Dort finden sich sehr interessante Erfahrungsberichte, gerade was dieses Thema anbelangt. Und noch eine letzte Frage dazu: Gewinnst Du, wenn Du einen Roman liest? Wenn ja, was gewinnst Du?

Saint_of_Killers schrieb:
Bleibt ein letzter Punkt: Rollenspiele brauchen Zeit.
Man muss sich nich gleich regelmäßig einmal wöchtenlich treffen. Das bleibt doch einem selber überlassen, wann und wie oft man sich trifft. In einer Runde treffe ich mich nur auf Cons, in einer anderen ca. einmal im Monat, in einer andere einmal wöchtenlich, auch wenn wir nicht immer Rollenspiele zocken, sondern auch immer mal was anderes unternehmen oder Brettspiele auspacken. Man muss nicht gleich einen "Mini-Verein" aufmachen.

Saint_of_Killers schrieb:
Ich persönlich fände die Entwicklung gar nicht schlecht - aber um gegen den Computer anzukommen müsste sich das Medium "Rollenspiel" schon einiges einfallen lassen - einen sehr spannenden Dungeoncrawl kann mir auch World of Warcraft bieten.
Immer mehr Eltern hätten es lieber, wenn ihre Kinder Rollenspiele spielen, als wenn sie vorm Computer oder vor der Konsole verblöden und vereinsamen. Fakt ist, dass nur die wenigsten beim zocken sich zu sog. Lan-Parties treffen, sondern vielmehr alleine vorm heimischen PC hocken und über's Web virtuell vernetzt sind. Ein echter, reeler Austausch kommt da nicht zustande und Chat's beim daddeln kann man nicht mit der direkten, persönlichen Kommunikation vergleichen.
Die Eltern von Heute sind generell einfach viel aufgeschlossener als die von früher. Aber Jugendliche gehen wohl lieber den einfacheren Weg und lassen sich alles vorkauen (Stichwort: Fernsehen und Computerspiele), als dass sie ihre eigene Phantasie anstrengen.
Die Frage ist nur, ob wir als Vertreter der Rollenspiele überhaupt gegen die Computer-RPGs ankommen wollen. Ich möchte die digitalen Spiele nicht verteufeln, spiele aber lieber mit anderen an einem Tisch, als virtuell vernetzt. Ich denke, dass es die gesunde Mischung macht, die bei einer solchen Diskussion gerne erwähnt wird. Rollenspiele werden sicher nie ein Massenprodukt, aber ein wenig mehr Popularität würde niemanden schaden, sondern die Szene an sich bereichern und die Verlage motivieren, mehr und qualitativ anspruchsvolleres zu pulizieren. Vergleicht hierbei einfach mal die Regelwerke aus den 80er mit denen von heute. Da hat sich einiges gewandelt. Diese Weiterentwicklung kann aber nur gewahrt bleiben, wenn es auch in Zukunft Menschen gibt, die Rollenspiele spielen und sie auch kaufen.
 
AW: Sind Rollenspiele eine Modeerscheinung der 80er?

QuickAndDirty schrieb:
@Moriaty: Ich meine sowas wie ein Handy MUD!!! oder ein WAP Forums-RPG...
Würdest Du sowas wirklich spielen wollen? Handy's haben von Natur aus ein kleines Display, ich hätte an sowas keine Freude...

QuickAndDirty schrieb:
RPGs fallen nicht durch dropouts auf, RPGs kennt in Schulen keiner.
Und wie anders als durch überzeugungsarbeit soll man kenntnis von diesen Spielen erlangen?
Vielleicht durch diese massigen Werbeschlachten die sich Klingetonvertreiber und Rollenspielverlage im TV liefern?
Das dumme ist halt nur, dass negative Erfahrungen einfach stärker im Gedächtnis bleiben. Der Otto-Normal-Gamer geht in der Masse unter, Menschen die auffallen (wie auch immer) heben sich von der Masse ab und prägen sich ein.
 
AW: Sind Rollenspiele eine Modeerscheinung der 80er?

Zornhau schrieb:
Nehmt Euch Zeit. Findet Freunde. Spielt. - Und stehlt jedem Leistungsmenschen die Karriere-Erarbeitungszeit, indem ihr so breit und ausführlich wie möglich von Euren Abenteuern berichtet. Ihr rockt nämlich!
Danke für die umfangreiche Ergänzung. Das kann ich nur zustimmen.
Ich möchte aber noch an die Versuche der dt. Spielwarenbranche erinnern, Spiele zu entwickeln, bei denen alle gewinnen oder alle verlieren. Da fällt mir (mal abgesehen von der Umsetzung, die ist Geschmackssache. Mir geht's um die Intention!) zum Beispiel das Herr der Ringe-Brettspiel von Kosmos ein. Schon früher gab's es solche Versuche, aber so richtig durchsetzten will es sich nicht. Denn gerade dieses Leistungsvergleich-Verhalten liegt der männlichen Weltbevölkerung im Blut, daher sind Computerspiele gerade bei Männern auch so beliebt. Männer werden nicht selten als große Kinder bezeichnet, und das auch in einem gewissen Rahmen auch zu Recht. Daran sehe ich aber nichts Verwerfliches. Mal ganz davon abgesehen, dass es auch dieses Leistungsgedanken auch beim Rollenspiel gibt. Da wollen Kämpfe ausgefochten, Rätsel gelöst und Questen bewältigt werden. Alles Herausforderungen, alles Themen die Schwerpunktmäßig Männer ansprechen. Deswegen gibt es auch soviele Rollenspieler und prozentual gesehen, weit weniger Rollenspielerinnen. Man müsste das Konzept von Rollenspielen verändern und an die Grundbedürfnisse von Frauen anpassen, dass gäbe auch auch mehr weibliche Spieler.
 
AW: Sind Rollenspiele eine Modeerscheinung der 80er?

Moriarty schrieb:
Ich möchte aber noch an die Versuche der dt. Spielwarenbranche erinnern, Spiele zu entwickeln, bei denen alle gewinnen oder alle verlieren. [...] zum Beispiel das Herr der Ringe-Brettspiel von Kosmos ein.
Ja, ich sagte ja auch nicht "alle" Brettspiele. Ich selbst spiele das Herr-der-Ringe-Brettspiel von Rainer Knizia sehr gerne, weil dort alle "gegen das (Regel-)System" spielen.

Moriarty schrieb:
Denn gerade dieses Leistungsvergleich-Verhalten liegt der männlichen Weltbevölkerung im Blut, daher sind Computerspiele gerade bei Männern auch so beliebt. [...] Mal ganz davon abgesehen, dass es auch dieses Leistungsgedanken auch beim Rollenspiel gibt. [...] Alles Herausforderungen, alles Themen die Schwerpunktmäßig Männer ansprechen. Deswegen gibt es auch soviele Rollenspieler und prozentual gesehen, weit weniger Rollenspielerinnen. Man müsste das Konzept von Rollenspielen verändern und an die Grundbedürfnisse von Frauen anpassen, dass gäbe auch auch mehr weibliche Spieler.
Wäre das nicht einen eigenen Thread wert (falls es zu diesem Thema nicht schon welche geben sollte)?
 
AW: Sind Rollenspiele eine Modeerscheinung der 80er?

@Moriaty, Wegen Lanparties vs internet Gaming: Das Medium ändert nichts daran das es etwas extrem Komunikatives ist Online oder im VPN(wir alle wissen warum :D ) zu Spielen und sich mittels "Teamspeak" abzustimmen.

@Moriaty, Wegen Handy MUD: Ja ich würde das spielen, wenn ich so einen Flinken Daumen hätte.... Und ich hoffe ja immenoch das sich MDAs bei den Kids durchsetzen bis mein Sohn soweit ist.

Mal ne Frage an alle die eine antwort in unter eine DinA4 Seite beantworten. (Lesen ist so anstrengend, und das Alphabet hat dann auch noch sooooo viele Buchstaben ;) )
Warum ist DSA so erfolgreich in Deutschland? Was wurde da richtig gemacht?
 
AW: Sind Rollenspiele eine Modeerscheinung der 80er?

Sorry, Zornhau, wenn ich nuin einzelne Passagen deines Posts nehme und ggf. etwas aus dem Kontext reiße...

Zornhau schrieb:
Das ein Brettspielspieler im Allgemeinen nicht den Drang verspürt zu erzählen, was sich in seinen letzten Spielrunden (oder denen von vor 25 Jahren) zugetragen hat, liegt ja wohl darin begründet, daß Brettspiele den Spieler von dem Spiel trennen.
Brettspielerlebnisse zu beschreiben ist außerdem auch einfach schwieriger.
Brettspiele bedürfen fast immer Hilfsmittel, um etwas darzustellen. Rollenspiele lassen aus dem Nichts ganze Welten in deinem Kopf entstehen.
Brettspielerlebnisse zu beschreiben ist ohne besagte Hilfmittel fast unmöglich. Um an Rollenspielerlebnissen teilhaben zu können braucht es bloß etwas Fantasie und einen aufgeschlossenen Geist.

Zornhau schrieb:
Und manchmal, ja manchmal erzählen auch Brettspieler, wie ihre letzte Eiserne Thron Runde abgegangen ist, oder Tabletop-Spieler, wie ihr letzter Showdown bei Legends of the Old West verlaufen ist, oder ...

[...]

Rollenspiele kann man nicht überall spielen. Computerrollenspiele tun auch nur so, als ginge das. Aber sie stellen nur ein hohles Gestell, eine rein seelenlose technische Plattform für etwas zur Verfügung, was mit Rollenspiel soviel zu tun hat, wie ein Instant-Nudel-Gericht mit selbstgemachten Kässpätzle. - Man kann es ständig bekommen, es hat ständig die gleiche Qualität, und man ist nicht eingeschränkt durch Rücksichtnahme auf andere Menschen.
An dieser Stelle möchte ich nur mal anmerken, dass es Tage gibt an denen ich viel zu viel von WOW zu hören bekomme als mir auch nur im Entferntesten recht ist, geschweige denn mich interessiert, da ich weder produktiv mitreden kann oder will..
Ich höre trotzdem zu. Ich finde es...interessant..., dass jemand so versucht, sein im Endeffekt allein Erlebtes mit anderen zu verbinden. Denkt mal ein wenig über die möglichen Intentionen eines solchen Erzählenden nach..

Zornhau schrieb:
In meinen Runden sind Mitspielerfreunde mit unterschiedlichen räumlichen und (berufs-)zeitlichen Verfügbarkeiten vorhanden. Wir stimmen uns ab, weil wir miteinander gemeinsam spielen wollen. - Nicht weil wir müssen. - Wenn ein Spieler nicht zu einem Termin kann, dann wird der Termin eben verschoben. Dazu haben wir ja parallel laufenden Kampagnen in unterschiedlicher Besetzung und in unterschiedlichen Rollenspielen, daß man nie zu lange ohne eine Spielmöglichkeit sein muß. Aber wir WOLLEN ja eben auch gerade mit dem einen oder der anderen, die gerade verhindert sein mögen, zusammen spielen, weil wir sie als Mensch, als Freund, als Mitspieler schätzen.
Aufgrund der von dir beschrieben Problematik hat unsere Gruppe es vor kurzem erst seit einem Jahr (!) mal wieder geschafft, zusammenzufinden..

Zornhau schrieb:
Wenn man natürlich mit einem ANSPRUCH auf Unterhaltung durch seine Mitspieler ankommt und dann aufgrund der Breite seines Egos nur die Befriedigung seiner eigenen Rollenspielwünsche, hier, jetzt, sofort, als die einzige Art Rollenspiele zu spielen ansieht, dann wird man sich natürlich von den lästigen, kleinen Problemchen der anderen Zu-meiner-Unterhaltung-mit-dabei-Spieler eingeengt fühlen.
...und die Sitzung dann relativ schnell wieder beendet, weil zwei der Mitspieler noch verabredet waren. Sie hatten zugesagt, bei WOW an einer Instanz teilzunehmen..
 
AW: Sind Rollenspiele eine Modeerscheinung der 80er?

Mhm, ich verstehe die Punkte schon. Die Fragestellung ist aber ob Rollenspiele eine Modeerscheinung der 80er ist. Mir dann zu sagen: Jahaaa, aber das ist doch toll trägt nicht dazu bei meine Punkte zu widerlegen. Besonders Zornhaus Argumentation erinnerte mich schmerzlich an die Diskussionen die teilweise geführt worden sind - gegen den Strom um jeden Preis. Wenn es das ist was man will - dann ist das kein Problem.

Wenn man Rollenspiele zu einem Massenmedium machen will - dann zahlt man den Preis das die 80er Jahre Alternativromantik vorher sterben muss.

Ich für meinen Teil spiele lieber ein Spiel als eine Lebenseinstellung.
 
AW: Sind Rollenspiele eine Modeerscheinung der 80er?

QuickAndDirty schrieb:
@Moriaty, Wegen Lanparties vs internet Gaming: Das Medium ändert nichts daran das es etwas extrem Komunikatives ist Online oder im VPN(wir alle wissen warum :D ) zu Spielen und sich mittels "Teamspeak" abzustimmen.
a) Nicht jeder hat VOIP-Software und b) Sätze mittels Tastenvorbelegung zu posten (Taste 1 - "Duck' Dich!") ist ja auch nicht wirklich der Bringer. Das "Teamspeak" konzentriert sich hierbei auf die Koordination der Spieler untereinander und vergleichsweise selten gibt's richtigen In-Time Talk ziwschen einzelnen Charakteren. Korrigier' mich, wenn ich mich irre. Ich habe mich die letzten 1 1/2 Jahre da nicht mehr so aktiv mit beschäftigt, weil ich meine Prioritäten in die reale Welt verlagert habe.

QuickAndDirty schrieb:
@Moriaty, Wegen Handy MUD: Ja ich würde das spielen, wenn ich so einen Flinken Daumen hätte.... Und ich hoffe ja immenoch das sich MDAs bei den Kids durchsetzen bis mein Sohn soweit ist.
Was soll ich dazu sagen? Das ist Deine Meinung, meine eine andere und wohl eher Geschmackssache. Ich habe mal aus Neugier div. Handygames ausprobiert und finde da einfach keinen Gefallen dran. Aber wer weiß was die Zukunft noch so alles bringt?

QuickAndDirty schrieb:
Warum ist DSA so erfolgreich in Deutschland? Was wurde da richtig gemacht?
Mein Statement: Drei Dinge.
a) DSA war eines der ersten Rollenspiele in deutscher Sprache auf dem deutschen Markt (wenn man damals davon schon sprechen konnte). Zu der Zeit gab' es primär englisches Material und man las' lieber deutsches. Die Spielerschaft war jung und (noch) nicht firm in Englisch.
b) Es ist ein klassisches Fantasy-Setting mit sehr vielen Parallelen zu unserer Welt. Das hat es vielen leichter gemacht sich hineinzufinden.
c) Schmidt-Spiele mit seinen Vertriebswegen und seiner Marketinmaschine. Stichwort: DSA-Werbespot im Fernsehen. Zudem gab' es lange Zeit die Boxen im normalen Spielwarenhandel und das hat vielen den Zugang dazu sehr erleichtert. Wo habt ihr Eure Basis-Box gekauft? Und gab' es auch eine Kiste mit W20 direkt daneben? Bei mir war da so. Die Händler hatten zwar keinen Peil was das sein soll, aber es war von Schmidt Spiele und konnte dann ja nicht wirklich übel sein, außerdem wurde es ihnen von den Vertretern empfohlen...
 
AW: Sind Rollenspiele eine Modeerscheinung der 80er?

Darkling schrieb:
An dieser Stelle möchte ich nur mal anmerken, dass es Tage gibt an denen ich viel zu viel von WOW zu hören bekomme als mir auch nur im Entferntesten recht ist, geschweige denn mich interessiert, da ich weder produktiv mitreden kann oder will..
Ich höre trotzdem zu. Ich finde es...interessant..., dass jemand so versucht, sein im Endeffekt allein Erlebtes mit anderen zu verbinden. Denkt mal ein wenig über die möglichen Intentionen eines solchen Erzählenden nach..
Mal ganz davon zu schweigen, dass WOW-Spieler, bedingt durch ihre schon fast erzwungende Haltung zu modernen Dingen des Lebens, bei weitem mehr bereit sind mit der Zeit zu gehen, als Rollenspieler. Rollenspieler sind eher konservativ eingestellt. Es hat lange gebraucht, bis es Rollenspiel so vielfältig im Web gab und noch länger, bis es eZines in PDF-Form gab. Bei WOW-Spielern gibt's schon Podcasts. Beim daddeln sich über Neuigkeiten in seiner Gilde informieren. Im "klassischen" Rollenspielgenre ist das bei weitem nicht so populär.
Mal ganz davon zu schweigen, dass PC-Gamer eher bereit sind mal Neues auszuprobieren (neue Spiele), Rollenspieler bleiben ihrem System in sehr vielen Fällen über Jahre treu und probieren nichts Neues aus. Werft mal einen Blick in die Spielerzentrale. Dort gibt es viele Leute, die exakt ein RPG-System eingetragen haben.

Darkling schrieb:
...und die Sitzung dann relativ schnell wieder beendet, weil zwei der Mitspieler noch verabredet waren. Sie hatten zugesagt, bei WOW an einer Instanz teilzunehmen..
*plonk*

Saint_of_Killers schrieb:
Mhm, ich verstehe die Punkte schon. Die Fragestellung ist aber ob Rollenspiele eine Modeerscheinung der 80er ist. Mir dann zu sagen: Jahaaa, aber das ist doch toll trägt nicht dazu bei meine Punkte zu widerlegen. Besonders Zornhaus Argumentation erinnerte mich schmerzlich an die Diskussionen die teilweise geführt worden sind - gegen den Strom um jeden Preis. Wenn es das ist was man will - dann ist das kein Problem.
Ich persönlich halte es für pädagogisch wertvoll und es erweitert den eigenen Horizont, was sich im Umgang mit den Mitmenschen, der Ausdrucksweise und in der Bildung auswirkt. Mal abgesehen davon, dass die Mehrheit der Rollenspieler im Gegensatz zu vielen Nichtrollenspielern weitaus aufgelossener gegenüber neuen Themen ist.

Saint_of_Killers schrieb:
Wenn man Rollenspiele zu einem Massenmedium machen will - dann zahlt man den Preis das die 80er Jahre Alternativromantik vorher sterben muss.
Das sehe ich nicht als zwinged erforderlich. Man sollte einfach mal nur seine Gesamtkonservative Haltung ablegen und versuchen, mal neue Wege zu gehen. Den Verlagen stehen zum Beispiel so viele Möglichkeiten für effektives Marketing zur Verfügung, ohne dass sie direkt Unsummen kosten müssen. Man sollte nicht die eigenen Verlagsforen schließen, weil's langsam unbequem wird, sondern die Spieler unterstützen und informieren und anderen, die sich mit dem Thema konstruktiv-kritisch auseinandersetzen wollen (z.B. Lehrer) Hilfen anbieten. Ist es denn wirklich so kompiziert und teuer, Schulmaterialien als PDF zum kostenlosen Download anzubieten (Light-Regelwerke, Hintergrundinformationen zum Thema, Beispielabenteuer und Tips wie man damit umzugehen hat,...)? Zudem kostet es nun wirklich auch kein Geld, einen Presseverteiler zu betreiben, in dem die großen Zeitungen und Magazin drin sind, ebensowenig teuer ist ein Faxverteiler. Die Zeiten sind schon lange vorbei, in dem man jedem einen Brief schicken musste. Wenn die Journalisten schon nicht von alleine auf die Szene aufmerksam werden, dass liegt es in der Verantwortung der Verlage und Vereine sie zu informieren. So geschehen zum Beispiel auf dem Nordcon, wo es ein eigenes Presszelt gab. Angst davor, die Zeitungen würden sich das Maul über uns zerreißen sind schon lange vorbei. Heutzutage sind viele aufgeschlossener. Ich hatte mal einen Rollenspieltreff gelitten (bis ich beruflich umziehen musste) und es gab regelmäßig von uns und unseren Aktionen in der Lokalzeitung was zu lesen. Selbst die Kirche mit ihren Jugendtreffs unterstützen einen. Man muss sich nurmal was trauen und nicht immer nur jammern und alles beklagen.
Wer hier mitliest und zufällig Schüler ist und bei dem demnächst ein Praktikum ansteht: Macht doch ein Praktikum in der Zeitung und fragt mal nach, ob ihr hin und wieder einen Artikel zum Thema Rollenspiel veröffentlichen oder aber über Rollenspiel-Neuheiten schreiben dürft.

Saint_of_Killers schrieb:
Ich für meinen Teil spiele lieber ein Spiel als eine Lebenseinstellung.
Also wärst Du bereit mal neue Wege zu beschreiten? Ich glaube auch, dass die Zeit vorrüber ist, in der sich ein Hobbist hinter die Ladentheke gestellt hat und meinte er wolle einen Fantasyladen eröffnen. Dazu braucht man nicht nur Motivation, sondern auch kaufmännische Erfahrung bzw. Wissen und vor allem Durchhaltevermögen. Daran sind ja bekanntlich viele Läden gescheitert.
 
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