[Sci-Fi, kurzgeschichte] Project: Time - Duell auf den Donnerklippen

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Neuling
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Duell auf den Donnerklippen


Kelur stand auf den Donnerklippen. Hier wollte sich sein Gegner also mit ihm duellieren. Kelur war nun schon seit vielen Jahren der Oberste Kriegsfürst des Clans Neza und dieser Jüngling wagte es, ihn herauszufordern. Nun, er würde schon sehen, was er davon haben würde. Der alte Teredar zog seine Klinge aus tiefschwarzem Nalkur. Sie wog gute 120 Kilo, aber der Teredar hob sie mit einer Hand in die Höhe und schaute sie von allen Seiten an.
„Heute wirst du Blut lecken, Nelora. Blut eines Teredars.“

Kelur sah, wie sich sein Herausforderer den langen, steinigen Pfad hinauf begab. Er war schon lange hier oben, auch wenn es auf Teredar selbst nicht mehr sicher war. Jede Sekunde konnte einer dieser Darosh-Dhey hier auftauchen. Und wo ein Darosh-Dhey war, dass wusste Kelur, da waren auch Mehrere. Er hätte den Herausforderer schon jetzt angreifen können und ihm auf dem schmalen Bergpfad arge Probleme bereitet, aber Kelur wusste, dass der Jüngling keine Chance gegen ihn haben würde, also ließ er ihn gewähren. Schließlich wollte er dem Jungen ein für alle mal klar machen, dass man sich nicht mit dem Obersten Kriegsfürsten anlegte. Er würde noch heute stolz erhobenen Haupts in die Hallen von Neza zurückkehren und sein Gürtel würde von einem weiteren Schädel verziert sein.
„Du bist spät dran, Kleiner.“ sagte Kelur, leicht lachend, zu dem Teredar, der gerade die letzten Meter des Bergpfades heraufschritt. Der Junge sagte nichts. Er schritt auf das Plateau, legte seinen Helm ab und zog langsam seine Axt. Er schüttelte sein langes, grünes Haar und sah Kelur aus seinen tiefroten, brennenden Augen an. „Red nicht rum, alter Mann. Du weißt, weswegen wir hier sind. Der Clan Neza verdient besseres, als in der Unterwelt von Teredar zu hausen ! WIR sind die rechtmäßigen Herrscher dieses Planeten und nicht diese Darosh-Dhey ! Der Clan braucht einen Anführer, und zwar jemanden, der sie in den Krieg führt !“ Der Jüngling schaute erbost und ging in Kampfhaltung. Kelur lachte. Der Junge erinnerte ihn an sich selbst, als er in dem Alter war. Er nahm Nelora und stellte sich in Position. „Und du willst dieser jemand sein, Kleiner ? Ich erkenne dein wildes Blut und deinen Ehrgeiz, das ehrt dich. Doch du hast einen Fehler gemacht. Du hast Mich zu deinem Gegner gemacht. Du wirst noch heute deine Herausforderung bedauern, denn Shuran-Ka wacht über mich !“

Beide Kontrahenten standen sich nun gegenüber und schauten sich in die Augen. Zwei der vier roten Sonnen von Teredar färbten den Himmel in einem tiefen, blutigen Rot und der eisige Wind brauste durch die langen Haare der Gegner. Sie beiden standen nur da und schauten sich an, nur auf den Moment wartend, der ihre Attacke einleiten würde. Die Donnerklippen waren ein gefährlicher Ort, denn jeden Moment könnte etwas passieren, was einem von beiden einen entscheidenden Vorteil bringen würde. Oft waren hier Darosh-Dhey gesichtet worden und auch Steinlawinen waren hier keine Seltenheit. Und auch die Winde von Teredar waren bekannt dafür, dass sie an Stärke und Geschwindigkeit von einem Windstoß zum nächsten so zunehmen konnten, dass sie einen ganzen Menschen hinfortwehen konnten. Kelur machte einen vorsichtigen Schritt zur Seite, und der Junge konterte mit einem Gegenschritt. Kelur wusste, dass der Junge zu den besten Kriegern in seinem Alter zählte und mit Sicherheit keine leichtfertigen Fehler begehen würde. Aber Kelur kannte die Gesetze der Duelle wie kein zweiter. Während seiner Herrschaft hatten ihn schon Viele herausgefordert, aber er hatte sie alle besiegt. Nelora und er waren eine Einheit, und niemand konnte die beiden besiegen. Niemand, dass würde er auch diesem Jüngling zeigen.
Der alte Teredar stieß vorwärts. Mit einer blitzschnellen Bewegung eilte er auf den Jungen zu. Noch im Lauf griff er sich ein wenig der trockenen Erde und schleuderte diese seinem Gegner ins Gesicht. Er schwand Nelora in einem atemberaubenden Tempo und die edle Klinge surrte, als sie durch die Luft auf den Gegner hinabsauste. Im allerletzten Moment konnte der Jüngling seine Waffe zwischen sich und Nelora bringen, aber die Wucht des Hiebes fegte ihn zu Boden. Kelur setzte nach. Hieb um Hieb trieb er den Jüngling in die Defensive. Immer wieder schlug der alte Teredar auf seinen Gegner ein, während dieser am Boden lag. Doch dem Jungen gelang es, jeder Attacke auszuweichen. Kelur war nur einen Moment lang zu sehr in seinen Angriffsrausch vertieft, den sein Gegner aber sofort ausnutzte. Ein kurzer Tritt vor Kelurs Bein, dann schwang er seine Axt in einem Winkel, der direkt Kelurs Kopf abgetrennt hätte, wenn dieser nicht rechtzeitig außer Reichweite gesprungen wäre.
Der Junge war gut. Das hatte Kelur schon von Anfang an gewusst. Aber dass er selbst mit einer Nalkur-Axt so zielgenau arbeiten konnte und dass er sogar seinen schnellen Schlägen ausgewichen war, beeindruckte ihn. Dieses Duell versprach interessanter zu werden, als er es angenommen hatte. Kelur griff Nelora noch fester, sodass ihr kalter Stahl seine Hände kühlte, in denen sein Blut pulsierte. Shuran-Ka sah dieses Duell und würde es nicht tolerieren, wenn er Schwäche zeigen würde !
Kelur sah, wie der Junge seine Muskeln anspannte. Der nächste Angriff würde von ihm kommen. Mit dem Wisse aus über hunderte Kämpfen vervollständigte er schon beim Absprung des Jünglings seinen Weg. Er machte zwei kurze Schritte zur Seite und konnte so mit Nelora einen Schwerthieb anbringen, der für den Jüngling unparierbar war. Es klirrte, als Nalkur auf Nalkur traf und Funken flogen, als beide Kontrahenten zu Boden gingen. Kelur hatte seinen Gegner zwar getroffen, aber dieser hatte sich noch im Sprung so gedreht, dass seine Axt tief in Kelurs Schulter gedrungen war.
Beide rappelten sie sich nach diesen Treffern wieder hoch. Sie beiden bluteten aus ihren klaffenden Wunden, doch ein Teredar gab niemals auf !
Kelur riss sich den zertrümmerten Schulterpanzer von seiner Rüstung. Er würde seine Bewegungsfreiheit eh nur noch einschränken. Erneut gingen sie beide in Position. Glücklicherweise hatte es Kelurs linke Schulter getroffen, sodass er Nelora noch gut führen konnte. Der Jüngling sah schon etwas schlimmer aus. Die Wunde mitten in seinem Bauch blutete schrecklich. Ein normaler Mensch wäre bereits zu Boden gegangen und nicht wieder aufgestanden. Nicht aber dieser Teredar. Er war hart im Nehmen und hatte den Weg der Teredar gut gelernt. Kelur verspürte Respekt für seinen Gegner. Er war ein würdiger Duellant.

Sie sahen sich beide tief in die Augen, angespannt bis aufs Letzte. Der Himmel über den Donnerklippen hatte sich zugezogen, als würde er vor dem kommenden Unheil warnen wollen und der Wind wurde immer stärker. Kleinere Steinchen vom Boden wehten über das Plateau und verursachten kleinere Schürfwunden bei den beiden Gegnern, aber keiner von ihnen wich auch nur einen Schritt zurück. Jeder wusste, dass die nächste Attacke das Duell entscheiden könnte, und keiner wollte den Fehler begehen, der dem Gegner die Möglichkeit zum Todesstoß gab.
Ein kurzer Vorstoß, Klinge traf auf Klinge. Funken erhellten den verdunkelten Himmel, dann stießen sich die Gegner wieder voneinander weg. Immer wieder suchten sie die Lücke beim Gegner, aber keiner der beiden gab sie preis.
Doch dann passierte etwas, dass ihre Aufmerksamkeit schlagartig verlagerte. Am Pfade des Berges tauchten einige Darosh-Dhey Krieger auf. Ein Rudel von Kriegern, scheinbar auf der Jagd. Sie mussten sie gewittert haben.
Die beiden Teredar nickten einander nur kurz zu, bevor ein jeder von ihnen auf die neuen Gegner zuschnellte. Nelora sang erneut ihr helles Lied, als sie durch die Luft jagte und den ersten Krieger in zwei Teile teilte. Immer wieder trieb Kelur seine geliebte Klinge durch das Fleisch der Monster, aber für jeden, den er tötete, schienen zwei Neue nach zu kommen. Ein kurzer Blick zu dem Jüngling offenbarte ihm, dass es dem nicht besser ging.
Langsam aber sicher gewannen die Darosh-Dhey die Oberhand und drängten die beiden Teredar immer weiter nach hinten. Sie schlugen mit ihren Klauen nach ihnen und immer wieder trafen sie die Rüstung der beiden. Als Kelur merkte, dass der Boden hinter ihm endete, war es auch schon zu spät – die Darosh-Dhey drängten einfach mit ihren schieren Masse so sehr auf die beiden ein, dass sie, begleitet von ein paar Kriegern, in die Tiefe stürzten.
Von einem hervorstehenden Felsen prallten sie zum nächsten, wie ein Spielball der Elemente. Nach einigen hundert Metern war ihr Fall beendet. Die schwarze Nalkur-Rüstung der beiden war zertrümmert, mehrere kleinere Knochen sicherlich gebrochen. Als Kelur sich wieder aufrichtete, schmerzte sein ganzer Körper. Diese elenden Darosh-Dhey. Auch wenn sie nur mittelmäßige Nahkämpfer waren, so war es ihre bloße Überzahl, die ihnen half. Aber diese Teredar würden sie nicht besiegen. Fest umklammerte er immer noch Nelora, als er sich mühsam wieder aufrichtete.
Wieder stand er dem Jüngling gegenüber. Er spuckte kurz ein wenig Blut aus.
„Lass es uns zu ...“ Der Satz blieb Kelur in der Kehle stecken. Der Boden bebte bedrohlich und Kelur wusste schnell, was das zu bedeuten hatte. Die Darosh-Dhey hatten gar nicht versucht, sie zu töten. Sie sollten nur auf die niedrigere Ebene. Weil dort die Korone hinauf kamen...
Die riesenhaften Darosh-Dhey stürmten auf die Ebene. Zwei der monströsen, gut fünf Meter großen Kreaturen stürmten in vollem Lauf auf sie zu. Kelur fiel es schon schwer, bei dem bebenden Boden und mit seinem geschundenen Körper das Gleichgewicht zu halten, aber den Ansturm eines Korons zu überstehen, war noch einmal eine ganz andere Geschichte. Es gab nur eine Chance. Er musste sich das Tempo der Bestie zu seinem Nutzen machen.
Mutig stellte sich Kelur direkt in den Laufweg eines der beiden Korone. Er wusste, dass der Jüngling es ihm gleichtun würde. Denn er war der Kriegsfürst, und solange es Krieg war, war sein Wort Gesetz. In dem Moment, in dem die Korone mit ihren riesenhaften Stoßzähnen ausholten, duckten die Teredar sich zur Seite und führten ihre Klingen mit aller Kraft, die sie zur Verfügung hatten. Nelora sang und schnitt sich durch das vordere Bein des Korons. Der Teredar war fest entschlossen und führte seine geliebte Klinge mit aller Macht. Doch die Wucht der Bestie riss ihn und Nelora mit, als sie zu Boden stürzte. Kelurs Arm knackte laut und schmerzte fürchterlich, als sich der Knochen in ihm an mehreren Stellen spaltete. Nicht ein Ton entwich dem alten Teredar, und er ließ nicht ab von seiner Klinge.
Aus dem Augenwinkel konnte er beobachten, wie die andere Bestie zu Boden ging und sich mehrfach überschlug, bevor sie von einer der Wände der Donnerklippe mit einem lauten Krachen aufgehalten wurde. Mit letzter Mühe richtete sich Kelur noch einmal auf. Die Schmerzen waren fast unerträglich, und selbst Nelora hing nur noch schlaff mit seinem Arm herab. Der Jüngling schritt auf ihn zu. Scheinbar hatte er den Nahkampf mit dem Koron unbeschadet überstanden. Sie beide wankten, als sie sich gegenüberstanden, aber ihre Augen brannten immer noch mit der selben Entschlossenheit, die sie schon vor wenigen Stunden hatten.
„Du weißt, weswegen wir hier sind, alter Mann. Bringen wir es zu Ende. Bis die Krieger der Darosh-Dhey hier sind, ist es entschieden.“
Kelur nahm Nelora in seine schwächere, linke Hand. Er nickte dem Jüngling zu und erhob Nelora.
„Nun gut, Nelkur, bringen wir es zu Ende. Nelora wird heute noch einmal ihr Lied singen.“
Kelur wusste, dass er kaum noch kämpfen konnte. Sein rechter Arm war mehrfach gebrochen, sein linker stark angeschlagen. Mehrere seiner Knochen waren vom Sturz gebrochen und seine Rüstung war höchstens noch Zierde. Aber ein Teredar gab nicht auf, und ein Duell wurde solange geführt, bis ein Sieger feststand.
Der Jüngling schnellte aus einer Bewegung hervor, und Kelur versuchte noch, Nelora zwischen sich und den Hieb zu bringen, aber er war einfach zu langsam. Der Jüngling durchtrennte mit der Axt die Rüstung seines Gegners und das schwarze, kalte Nalkur schnitt ohne Probleme durch das Fleisch seines Gegners. Kelur ging zu Boden und war nicht mehr in der Lage, sich zu bewegen. Eine schwere, tiefe Wunde von der linken Schulter bis runter zum Brustkorb als auch die schwere Nalkur-Axt, die in ihr steckte, hielten ihn am Boden. Es war das erste Mal seit Jahren, dass er Nelora aus der Hand ließ, weil sie einfach nicht mehr die Kraft besaß, die geliebte Klinge festzuhalten.
„Wohl wahr, Alter Mann. Nelora wird nur noch einmal heute Abend ihr Lied des Blutes singen, und zwar, um meinem Sieg zu verkünden !“
Mit diesen Worten nahm der junge Teredar die Klinge vom Boden auf und rammte sie durch das Herz des alten Teredar. Der Jüngling wandte sich, um zu gehen, als er noch einen Moment inne hielt.

„Du hast gut gekämpft, Bruderherz. Nur hast du einen Fehler gemacht. Du hast mich unterschätzt. Mich, den Obersten Kriegsfürsten des Clans Neza !“
 
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