Juhu, ich hab das Märchenbuch von Astrid Lindgren wiedergefunden und da drin eien Passage, die eigentlich einige der Wesen beschreibt. Ich schreib mal ab...
"Tagaus und tagein, solange der Sommer währte, hatten sie dort gesessen, Großvater, um seine kalten Beine in der Sonne zu wärmen, und Stina Maria, um sich ein Spielstübchen zwischen den Steinen zu bauen und Großvater zu lauschen, wenn er von dem erzählte, was nur Alte wissen. Von der Uldra, die ihr Haar kämmt mit goldenem Kamm und hohl ist im Rücken; von den Alben, denen zu nahe zu kommen man sich hüten muss, denn ihr Hauch bringt Ausschlag und anderes Übel; vom Nöck, der im dunklen Fluß flötet und vom Troll, der durch den Wald tapst, und von den Unterirdischen, jenen, die man nicht beim Namen nennen darf."
"Sie musste daran denken, was sie von der Uldra gehört hatte und vom Troll, von den Alben und vom Nöck und von den Unterirdischen. Und pltzlich war ihr, als sähe sie sie mit eigenen Augen. Die Ährengarben auf dem Felde, so struppi und düster, das waren ja die Trolle, die ihr entgegengetapst kamen auf zottigen Tatzen. Und die Nebelschwaden über der Wiese, gewiß waren das die Alben, die ihr sachte entgegenwallten, um ihr den Ausschlag anzuhauchen. Und die Uldra mit ihren wilden Augen, stand sie nicht dort drinnen im Wald und starrte dem Kind entgegen, das am Abend allein unterwegs war? Und was planten wohl die Unterirdischen, jene, die man nicht beim Namen nennen durfte?"
"Tu, tu ,tu
Schafe weit und breit,
heut wie allezeit,
so groß die Himmelsweid'.
Doch zu dieser Stunde geschah etwas. Ohne, daß sie wußte, wie es zugegangen war, stand plötzlich ein kleines Männlein vor ihr, grau wie die Dämmerung und schattengleich wie die Nebelschwaden. Und seine Augen waren so alt wie Erde und Steine, seien Stimme so alt wie das Murmeln des Wassers im Fluß und das Rauschen des Windes in den Bäumen. Und es sprach zu ihr, leise, daß sie es kaum verstehen konnte.
>>Ein nde muss es haben<<, raunte er. >>Ein Ende mut dem Tu, tu, tu und dem Klopfen über uns. Es muß ein Ende haben!<<
Als er so raunte, begriff Stina Maria, daß ein Unterirdischer vor ihr stand. Und es packte sie ein Entsetzen, so groß, wie sie es noch nie gekannt hatte. Sie konnte nicht sprechen und sich nicht rühren, konnte nur ganz still auf dem Fuchsstein sitzenbleiben und der raunenden Stimme lauschen.
>>Schafe weit und breit, heut wie allezeit, die hast du nicht mehr. Wir haben den Wolf gesehen, wie er sich Nachts über sie hermachte. Doch wenn du versprichst, mit diesem Tu, tu, tu aufzuhören, dann will ich dir neue Schafe schenken.<<
Stina Maria fürchtete sich so sehr, daß sie am ganzen Leib zitterte, aber als sie hörte, daß sie neue Schafe bekommen sollte, da aßte sie sich ein Herz und flüsterte dem Grauen zu:
>>Ist das wahr? Schenkst du mir neue Schafe?<<
>>Ja, wenn du mitkommst und sie dir holst<<, sagte der Graue.
Und ehe Stina Maria wußte, wie ihr geschah, hatte der Graue sie vom Fuchsstein gehoben und den Fels mit einem Stoß beiseite gewälzt. Dann packte er sie beim Arm, und fort ging es, geradewegs hinein in die dunkle Erde, durch einen Schacht, so lang und schwarz wie die Nacht."
"Dort schlummern die tiefen Dunkelwälder, die nie ein Windhauch streuft, dort wallt der Nebel schwer über weitem Dunkelwasser, das nie die Sonne spiegelt, nie Mond oder Sterne, dort herrscht Urzeitfinsternis."
"Doch eine Gestalt wich nicht zur Seite. Es war eine Frau. Ganz still stand sie vor Stina Maria. Und grau war auch sie und schattengleich und alt wie Erde und Steine. Und sie griff nach Stina Marias Zöpfen und ließ sie durch ihre Hände gleiten.
>>Blondkind, Lichttochter<<, wisperte sie. >>So ein Kind habe ich mir schon immer gewünscht.<<
Und sie strich Stina Maria mit ihrer Schattenhand über die Stirn, und in dem Augenblick war alles aus ihrem Gedächtnis gelöscht, was ihr lieb und teuer gewesen war."
"Und über dem Reich der Unterirdischen lastete die Stille. Niemals hörte Stina Maria einen anderen Laut als ihre eigenen gesummten Weisen, das leise Klingen der Glöckchen oder Vogelrufe aus dem Nebel, wenn sie ihre Herde hinabgeleitete zum Dunkelwasser."
"Doch die Unterirdischen, die das Dröhnen gehört und die Stimme vernommen hatten, sie alle wimmelten und wogten nun hervor aus den Schlünden und Gründen. SIe tuschelten und zischten erbost miteinander, und ihre Augen waren schwarz vor Zorn. Undalle starrten au Stina Maria, und ein Murmeln hob an, und sie wiesen mit Fingern auf sie. Der Graue, der sie herabgeholt hatte von der Erde, nickte.
>>Lasst sie schlafen im Dunkelwasser<<, raunte er. >>Ruhe finden wir nicht, solange ihr Geschlecht auf Kapela wohnt. Laßt sie schlafen im Dunkelwasser.<<"
"Da laß er in ihren Augen, woher sie gekommen war, denn wer bei den Unterirdischen geweilt hat, dem steht es im Gesicht geschrieben das Leben lang. Nur ein kleines Weilchenist man dort, nur so lange bis die Grütze gar gekocht und der Mond über den Dachfist des Schafstalls gestiegen ist, und doch steht es einem ins Gesicht geschrieben das Leben lang.
Großvater schloß Stina Maria in die Arme und zog sie auf den schoß.
>>Scu, schu, Lämmchen mein<<, murmelte er. >>Wie lang warst du denn fort, mein ames, amres Lämmchen klein?<<
>>Monate und Jahre war ich fort<<, sagte Stina Maria. >>Und wenn du nicht gerufen hättest, dann wäre ich jetzt noch dort.<<"
">>Jetzt sind sie weiß, aber vorher waren sie grau, und ich bekam sie von...<<
>>Still!<< rief Großvater.
>>Von jenen, die man nicht beim Namen nennen darf<<, sagte Stina Maria."
Alles aus "Die Schafe auf Kapela" aus dem Buch "Märchen" von Astrid Lindgren, herausgegeben 1989 vom Verlag Friedrich Oettinger.
Ist eine ganze Menge, ich weiß. Ich hab schon das herausgefiltert, was Aussagen über die Unterirdischen macht...
Vielleicht interessiert es ja noch jemanden.