Der Prinz nickte. "Urlaub? Mit einem gewöhnlichen Menschen? Oder ist es ihr Ghul?" Seine Stimme hatte einen scharfen Unterton. Er schien ihr nicht unbedingt Glauben zu schenken.
"Er ist nur ein Mensch." sagt sie so ausdruckslos wie möglich, und ein altes Luo-Kinderlied geistert durch ihr Gehirn. "Er stammt von hier..." Was jetzt? Werden sie ihn eher töten wenn er nur ein Mensch von vielen ist oder wenn sie mehr darüber sagt, was ihn mit Irland verbindet? Vielleicht hat sie schon zuviel gesagt. Vielleicht werden sie ihn töten, damit sie keinen Grund mehr hat, zurückzukehren. Nur das nicht!
Der Prinz verschärfte seinen Blick. "Sie ziehen mit einem Menschen herum, der nicht weiß, wie es in unserer Gesellschaft zugeht? Weiß er, was sie sind?"
Das läßt sich ja wohl kaum vermeiden, du... Suaheli ist ja so eine schöne Sprache. "Ja, das weiß er... und auch, dass er die Maskerade beachten muß." sagt sie nur. Ungwöhnlich zwar, dass sie ihn nicht zu einem Ghul gemacht hat, aber dafür wären sicher Gründe denkbar. "Ansonsten hat er nicht viel mit... unserer Gesellschaft zu tun."
Der Mann schüttelte den Kopf. "Irgendetwas stimmt an ihrer Geschichte nicht. Seit wann kennen sie diesen Mann?"
Zwar mag sie es nicht, wie eine Vampirin zu denken, aber sie hat es hier schließlich auch mit einem Vampir zu tun. Also... welche Geschichte könnte Julian und ihr jetzt am nützlichsten sein? "Ich kenne ihn... seit ungefähr zwei Jahren. Er wußte schon damals über mich bescheid. Schätze, ein anderer hat ihn eingeweiht." Womit sie nicht mal gelogen hat... dass der 'andere' eher ein Garou als ein Vampir war, muß sie ja nicht dazusagen.
Ein "Hmmm" erklang, als der Prinz über die Worte der Gangrel nachdachte. Irgend etwas stimmte hier nicht. Auf englisch sprach er zu einem der bulligen Männer, dass er Julian hereinbringen sollte. Dieser nickte stumm und verlies den Keller. Schon bald kam er mit Julian zurück. Er sah schwach aus und hatte eine geschwollene Hand, eine aufgeplatzte Lippe und ein Veilchen. Der Prinz trat an Julian heran, nahm sein gesundes Handgelenk, biss hinein und trank. Vorsichtshalber traten zwei Männer auf Meyye zu, die sie im Notfall festhalten würden. Nachdem der Prinz getrunken hatte, nickte er anerkennend. "Er schmeckt gut. Warum ist er nicht schon lange ihr Ghul?"
Sie macht unwillkürlich einen Schritt auf Julian zu, als der hereingebracht wird... die Angst um ihn, dass er jetzt inmitten eines Dutzends Vampire ist durchströmt sie gemischt mit der Erleichterung, dass ihm noch nichts Schlimmeres passiert ist. Erstere wird aber wieder stärker, als der Prinz von ihm trinkt. Sie macht schon Anstalten, die Hand zu heben und ihn davon abzuhalten, als ihr Verstand doch noch anspringt und sie zurückhält. "Er... gehört mir nicht." sagt sie mit zitternder Stimme. Und auch das stimmt ja. Soll der Prinz nur den Schluß ziehen, dass Julian nur von einem anderen Vampir 'geliehen' ist.
Der Prinz sah etwas verdutzt aus. "So? Wem gehört dieser Mensch dann? Eigentlich doch niemanden, solange er nicht geghult ist. Wenn das hier seine Heimat ist ... dann bin ich dafür, dass er hier bleiben soll. Meinen sie nicht?"
Nein, meint sie nicht und ist sichtlich erschreckt von dem Gedanken. "Herkunft, nicht Heimat." korrigiert sie unwillkürlich, haut sich aber innerlich selbst eine dafür runter. Dafür gibt sie einem inneren Impuls nach und fährt ein großes Geschütz auf: "Er gehört keinem Vampir. Sondern den Fianna. Bei uns haben wir ein Abkommen, er ist die Kontaktperson."
Nun ist der Prinz verblüfft und geht ein paar Schritte zurück. "Was sprechen sie da? Dieser Mann gehört zu den Fiannas? Sie wissen ja gar nicht, wovon sie sprechen!!" Seine Stimme ist stark und polternd.
Ja, gut so, weg von Julian. "Würd ich den Namen kennen, wenn ich es nicht wüßte? Ist Ihnen denn an seinem Blut nichts aufgefallen?" fragt sie, während sie innerlich wieder Oberwasser bekommt. Vielleicht hat sie gerade das Ruder herumgerissen.
Mit seinem Blick spießt er Meyye regelrecht auf. "NICHT IN DIESM TON! Nennen sie mir eine Kontaktadresse ihres Prinzen!"
Meyyes Ton war mehr wirklich fragend als etwa provokativ, aber das mag der Prinz natürlich anders sehen. Sie senkt den Blick wieder und sagt: "Ich kenne die Adresse nicht... aber es ist das Kunstmuseum in Finstertal."
Der Prinz sah Meyye wieder scharf an, dann nickte er einigen seinen Männern zu. "Schafft sie weg. Behandelt die Wunden des Mannes und rührt ihn nicht mehr an." Dann wandte er sich an die Gangrel. "Ich werde herausfinden, was sie hier wollten, und ob sie neue Kontakte zu den Wolflingen hier in Irland aufgebaut haben. Sie fallen absolut in die Kategorie: Spionin. So lange das hier nicht geklärt ist, sind sie mein Gast! Ich werde mich an den Prinzen von Finstertal wenden." Dann nickte er noch einmal und Meyye´s Schulter machte erneut Bekanntschaft mit dem Schraubstock. Sie wurde in einen Kerker geführt, und unsanft hineingestoßen. Es gab hier natürlich keine Fenster. Aber die Tür war aus massivem Metall. In Augenhöhe war ein feingliedriges Gitter und davor eine weitere kleine Metallklappe. (Also auch in Nebelform ausbruchsicher) Der Innenraum war aus massivem Stein.