Belletristik Neal Stephenson - Snow Crash

Knüllerkönig

Sethskind
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Vorneweg: Wenn das Buch schonmal besprochen wurde, dann schäme ich mich natürlich dafür, dass ich hier einen weiteren Thread aufmache

So jetzt zum Buch (ich hab nur die englische Ausgabe gelesen):
Heißt der "deliverator" in der deutschen Übersetzung wirklich "Auslieferator"? das wäre nämlich eine grauenhaft klingende Übersetzung.
Das Ende finde ich ein wenig komisch. Raven soll doch immer eine Atombombe in seinem Motorrad-Beiwagen mit sich führen, die explodiert, wenn er stirbt. Was geschieht mit der, als er von Onkel Enzo getötet wird?
Auch die Einleitung ist unbefriedigend: Zuerst ist Hiro Protagonist irgendwie ein knallharter Prolet: fühlt sich toll in seinem Wagen, harter Kerl, denkt darüber nach seine Auftraggeber mit seinem Schwert zu zerschnetzeln. Und dann nach dem Unfall ist er plötzlich ein haareverlierender, guherziger Ex-Profi-Hacker und seine Macho-Seite kommt nie wieder zum Vorschein. Irgendwie unstimmig.
Snow Crash ist ein weitaus besserer Roman als Diamond Age, mit dem er einige Parallelen aufweist, wie z.B. die Parzellen-Staaten
Die erdachte Welt des Romans ist prinzipiell genial und der Plot ist ganz nett (nur den Raft finde ich ein wenig zu abgedreht).
Alles in Allem ein überdurchschnittlich gutes Lesevergnügen.
 
AW: Neal Stephenson - Snow Crash

Sicher dass du das ganze Buch gelesen hast? Hiro als gutherziger Ex-Profi-Hacker der Haare verliert? Häh?

Und das mit Ravens Bombe wird doch hinsichtlich geklärt. Also ich hab das Gefühl da werden verschiedene Charaktere oder gleich Bücher vermischt, ehrlichgesagt.
 
AW: Neal Stephenson - Snow Crash

Zum Thema Haare: Im 3. Kapitel auf Seite 20 (in meiner Ausgabe) steht: "Hiro has cappuccino skin [...]. His hair does not cover as much of his head as it used to, but he is a young man, by no means bald or balding, and the slight retreat of his hairline only makes more of his high cheekbones."
Vielleicht ist haareverlierend von mir leicht überspitzt gewesen, sagen wir also "Haaransatz zurückweichend"

Zum Thema Gutherzigkeit: Am Ende von Kapitel 7 wird erzählt, wie er nach dem Tod seines Vaters seine Anteile an "The Black Sun" zu einem geringen Preis verkaufen musste, um der Mutter ein anständiges Leben zu ermöglichen. Hätte er sie nicht verkaufen müssen, wären die Anteile ein Jahr später Millionen wert gewesen.
Eine sehr rührende Geschichte. Und ein Beweis für die Hiros Güte.

zum Thema Atombombe: Ich will nicht ausschließen, dass ich was überlesen habe oder etwas falsch verstanden habe, deswegen war das ja auch als Frage formuliert gewesen.
Aber nach meinem Kenntnisstand, hat Raven im Metaverse seine "Atombombe" bzw. seinen Snow Crash-Virus im virtuellen Stadion "gezündet". Auch im Metaverse transportierte er die Bombe in seinem Beiwagen.
Aber was ist in der Realtität? Gab es nie eine Atombombe? War da immer nur die virtuelle Atombombe gemeint? Eine ernstgemeinte Frage.

Ach ja und mit dem Wort "Hacker", benutze ich das Original-Wort aus dem Buch. Mit dem Wort "hacker" ist hier eher "Programmierer" gemeint bzw. (soweit ich weiß) kann man das englische Wort mit "Hacker" und "Programmierer" übersetzen.
 
AW: Neal Stephenson - Snow Crash

Ne du, der gute Raven hatte in seinem Beiwagen einen Atomsprengkopf aus russischen Armeebeständen, und wenn meine Alzheimer mich nicht täuscht war das Ding irgendwie per Totmannschaltung an seinen Herzrhythmus gekoppelt

Flatline = Bye, Bye Landschaft. Deswegen hat sich niemand mit ihm körperlich angelegt.

-Silver
 
AW: Neal Stephenson - Snow Crash

@ Silvermane: Ja genau.
Aber was ist am Ende des Buches? Da kommt es ja zum Zweikampf zwischen Onkel Enzo und Raven. Zuerst schlitzen die sich gegenseitig ein wenig auf und dann richtet Enzo den Shock Wave Projector von einem Skateboard auf Raven. Der steht betäubt rum und Enzo sagt "Would you like a shave?". Nach erneuten Lesens muss ich zwar eingestehen, dass Raven nicht explizit als tot dargestellt wird, aber Enzo wollte Raven zwei Seiten früher die Kehle durchschneiden. Und Enzo hatte nicht Angst vor der Atombombe, die ja im Moment des Todes detonieren würde.
Also was geschieht am Ende?
Entweder Raven wird lebend gefangengenommen bzw. entkommt lebend oder er wird von Enzo getötet (was meiner Meinung nach logisch wäre) und die Bombe müsste explodieren.
In beiden Fällen wären ein bis zwei klärende Sätze angebracht gewesen, da ja die an Raven gekoppelte Atombombe einen Teil der Spannung ausmacht.
Oder übersehe ich da noch was, was alles logisch auflöst?
 
AW: Neal Stephenson - Snow Crash

Also was geschieht am Ende?
Entweder Raven wird lebend gefangengenommen bzw. entkommt lebend oder er wird von Enzo getötet (was meiner Meinung nach logisch wäre) und die Bombe müsste explodieren.
In beiden Fällen wären ein bis zwei klärende Sätze angebracht gewesen, da ja die an Raven gekoppelte Atombombe einen Teil der Spannung ausmacht.
Oder übersehe ich da noch was, was alles logisch auflöst?

Raven entkommt.

Das reicht doch. Den Rest kann man sich ja denken. Benutze Deine Fantasie. Vielleicht trifft er auf Y.T. wieder, wer weiß das schon.
 
AW: Neal Stephenson - Snow Crash

Auch die Einleitung ist unbefriedigend: Zuerst ist Hiro Protagonist irgendwie ein knallharter Prolet: fühlt sich toll in seinem Wagen, harter Kerl, denkt darüber nach seine Auftraggeber mit seinem Schwert zu zerschnetzeln.

Ja. Am Anfang fühlt er sich wie der King.
Und?
Er ist nicht der King.
Der King ist er nur virtuell. Im Metaverse. Das beherrscht er sehr gut.

Und das reelle Leben holt ihn ein. Onkel Enzo, und seine Organisation, kann nämlich ziemlich ungemütlich werden.

Und dann nach dem Unfall ist er plötzlich ein haareverlierender, guherziger Ex-Profi-Hacker und seine Macho-Seite kommt nie wieder zum Vorschein. Irgendwie unstimmig.

Gar nicht. Cyberpunk lebt ja davon das es dekonstruvistisch ist. Es demaskiert den Glanz der Gesellschaft und zeigt das Elend und die Probleme darunter.
Hiro ist zwar kein soooo kaputter Typ wie die Jungs bei William Gibson es sind, oder wie z.b. Raven es ist, aber deswegen ist es noch lange nicht unstimmig.

Hiro ist halt ein Ersatz-Held. Anfänglich mehr Hype als Substanz, zumindest im Vergleich mit Raven z.B. Trotzdem schafft er es den Virus aufzuhalten und ist damit gar nicht mehr Ersatz.

Und wenn schon einer Hero Protagonist heißt, ihn dann 100% Ernst zu nehmen kann doch nicht Dein Ernst sein?

Wenn es jetzt eine unlustige Geschichte wie Neuromancer wäre, ja, da hättest Du recht, wäre das ganze irgendwie nicht passend.

Das Buch ist respektlos.
Es hat keinen Respekt vor Amerika, vor seinen Figuren und auch nicht von seinem Genre.

Es ist, für mich zumindest, in seinen Beschreibungen oft überspitzt, aber nie so weit von einer möglichen Entwicklung weg das man es für völligen Blödsinn halten kann. Es hat schon ein paar Körnchen Wahrheit drin.
 
AW: Neal Stephenson - Snow Crash

Seid Snow Crash gibt es bei mir sowohl in CP als auch SR immer "Mr. Lee's Groß-Hong Kong"...
 
AW: Neal Stephenson - Snow Crash

Seid Snow Crash gibt es bei mir sowohl in CP als auch SR immer "Mr. Lee's Groß-Hong Kong"...

:D

Alleine für einige der Ideen und Weiterspinnereien ist es Wert das Buch gelesen zu haben.

Metaverse
Avatar
Blacksun (Blaxxun...)

Während es so Sinnvolle Dinge wie ein HMD nicht ohne Neuromancer gäbe, oder zumindest sie etwas später aufgetraten wären, gäbe es Second Life und Konsorten in dieser Form ohne SnowCrash wohl nicht.
 
AW: Neal Stephenson - Snow Crash

Ja. Am Anfang fühlt er sich wie der King.
Und?
Er ist nicht der King.
Der King ist er nur virtuell. Im Metaverse. Das beherrscht er sehr gut.

Und das reelle Leben holt ihn ein. Onkel Enzo, und seine Organisation, kann nämlich ziemlich ungemütlich werden. [...]
Guter Beitrag! (das ist weder ironisch noch irgendwie anders böse gemeint; einfach nur die bloße Bedeutung der Worte)

Ich muss dir auch in vielen Dingen recht geben, besonders auch darin, dass das Buch wohl mit einem gewissen "Augenzwinkern" geschrieben wurde.
Aber um in der Figur "Hiro" den Kontrast zwischen "toll fühlen" und "armselig sein" dem Leser deutlich zu machen, wird das Element des "toll Fühlens" (es aber nicht sein) nach dem Anfang viel zu wenig aufgegriffen (ich erinnere mich nur noch an das Katana-Gemetzel in der "Black Sun"). Und später driftet dann die Figur wirklich in Richtung "Held" ab (Motorrad fahren, Piraten erschießen usw.). Und der am Anfang eingeführte Kontrast fällt völlig unter den Tisch.
 
AW: Neal Stephenson - Snow Crash

Kowalski schrieb:

Wo steht das?

z.B. hier in der Wikipedia Snow Crash - Wikipedia, the free encyclopedia

Was aber durchaus meiner Erinnerung entspricht das er eben durchaus den Protagonisten wieder über den Weg laufen kann.

Raven ist schon ziemlich Badass, und wenn er so sang und klanglos verschwindet wäre das doch eben nicht Badass.
Außerdem hätte ich dann den Bäng!!! erwartet. Und der kam ja nicht. Und gut schwimmen kann er ja. :D
 
AW: Neal Stephenson - Snow Crash

Guter Beitrag! (das ist weder ironisch noch irgendwie anders böse gemeint; einfach nur die bloße Bedeutung der Worte)

Ich muss dir auch in vielen Dingen recht geben, besonders auch darin, dass das Buch wohl mit einem gewissen "Augenzwinkern" geschrieben wurde.
Aber um in der Figur "Hiro" den Kontrast zwischen "toll fühlen" und "armselig sein" dem Leser deutlich zu machen, wird das Element des "toll Fühlens" (es aber nicht sein) nach dem Anfang viel zu wenig aufgegriffen (ich erinnere mich nur noch an das Katana-Gemetzel in der "Black Sun"). Und später driftet dann die Figur wirklich in Richtung "Held" ab (Motorrad fahren, Piraten erschießen usw.). Und der am Anfang eingeführte Kontrast fällt völlig unter den Tisch.

Ja. Stimmt.

Nur in der Tradition der Entwicklungsromane wird Hiro von einem virtuelln Helden zu einem tatsächlichen.
Das heißt auch das er den anfänglichen Widerspruch zwischen seinem Anspruch, nämlich King zu sein, und der Realität, das ihm ziemlich die Muffe geht, überwindet.

Am Ende ist er zwar immer noch nicht so cool wie der Deliverator, aber deutlich heldenhafter als noch am Anfang. Er hat sich entwickelt. XP gekriegt, gelevelt, irgendsowas...
Deswegen kriegt er ja auch das Mädchen am Ende. :D
 
AW: Neal Stephenson - Snow Crash

z.B. hier in der Wikipedia Snow Crash - Wikipedia, the free encyclopedia

Was aber durchaus meiner Erinnerung entspricht das er eben durchaus den Protagonisten wieder über den Weg laufen kann.

Raven ist schon ziemlich Badass, und wenn er so sang und klanglos verschwindet wäre das doch eben nicht Badass.
Außerdem hätte ich dann den Bäng!!! erwartet. Und der kam ja nicht. Und gut schwimmen kann er ja. :D

"A critically wounded Enzo disarms Raven, who still manages to escape"

Belegt diesen Wikipedia-Satz mit einem Zitat aus dem Buch und ich bin glücklich und gestehe meine Dummheit ein.
Denn wenn Raven entkommt, frage ich mich, was mit Onkel Enzo geschieht. Da Raven ja noch laufen können muss, wäre der bewegungsunfähige Enzo ja ein leichtes Opfer für den größeren/stärkeren Raven.
Stellen wir uns mal vor, dass er Enzo umbringt. Dann wäre der im Buch geschilderte Ausgang des Kampfes sinnlos (da ja Enzo als Sieger dargestellt wird).
Stellen wir uns mal vor, dass er Enzo nicht umbringt. Dann wäre der gesamte Zweikampf sinnlos, da ja Raven nicht dazu gezwungen war mit Enzo zu kämpfen.
Das Ende ist meiner Meinung nach nicht sorgfältig aufgelöst. Bitte überzeugt mich vom Gegenteil!
 
AW: Neal Stephenson - Snow Crash

"A critically wounded Enzo disarms Raven, who still manages to escape"

Belegt diesen Wikipedia-Satz mit einem Zitat aus dem Buch und ich bin glücklich und gestehe meine Dummheit ein.
Denn wenn Raven entkommt, frage ich mich, was mit Onkel Enzo geschieht. Da Raven ja noch laufen können muss, wäre der bewegungsunfähige Enzo ja ein leichtes Opfer für den größeren/stärkeren Raven.
Stellen wir uns mal vor, dass er Enzo umbringt. Dann wäre der im Buch geschilderte Ausgang des Kampfes sinnlos (da ja Enzo als Sieger dargestellt wird).
Stellen wir uns mal vor, dass er Enzo nicht umbringt. Dann wäre der gesamte Zweikampf sinnlos, da ja Raven nicht dazu gezwungen war mit Enzo zu kämpfen.
Das Ende ist meiner Meinung nach nicht sorgfältig aufgelöst. Bitte überzeugt mich vom Gegenteil!

Hä? Wo liegt jetzt Dein Problem mit dem Ende?
Es ist ja ein schön offenes Ende. Jeder darf im Geiste die Geschichte weiterspinnen.
Es ist kein Cliffhanger, aber auch keine minutiöse Abrechnung. Nicht alle Bösen werden bestraft. Man kriegt so den einen oder anderen Hinweis wie es mit den Guten weiter gehen könnte.

Solange es keine Fortsetzung gibt, ist das bisherige Finale das einzige das Du kriegen wirst.
Vielleicht fallen Dir bei erneutem Lesen ja noch einige Sachen auf.

Viel Spaß! :D

Ach ja. Enzo könnte überleben, falls ihn jemand versorgt.
Sollte das passieren könnte es eine weitere Begegnung zwischen Enzo und Raven geben. Wahrscheinlicher würde Onkel Enzo ein paar seiner Leute beauftragen, falls er rachsüchtig ist,...
Auch könnte es eine weitere Begegnung zwischen Y.T. und Raven geben.

Das ist aber nicht zwingend, sondern schön im Bereich der Möglichkeiten.
 
AW: Neal Stephenson - Snow Crash

"A critically wounded Enzo disarms Raven, who still manages to escape"

Belegt diesen Wikipedia-Satz mit einem Zitat aus dem Buch und ich bin glücklich und gestehe meine Dummheit ein.

Aber gerne.

Snow Crash schrieb:
A pizza delivery car takes off from one of the parking areas, tires squealing, and a Mafia car peels out after it in hot pursuit.

Drinne implizit Raven.
Enzo konnte noch was sagen, sonst wären die nicht hinter Raven her. Ergo überlebt Enzo das auch.
 
AW: Neal Stephenson - Snow Crash

A pizza delivery car takes off from one of the parking areas, tires squealing, and a Mafia car peels out after it in hot pursuit.
Das erste mal, dass eine Meinung mit einem Zitat belegt wurde.

Ok da muss ich zugeben, dass ich diesen Satz überlesen habe. Das muss ich dann als Indiz dafür, dass Raven entkommt, gelten lassen.


Edit:
Aber zum Thema "offenes Ende". Das Buch ist sicherlich kein Buch mit offenem Ende. Annähernd alles wird aufgelöst und es gibt zwei Showdowns und ein Happy End für alle.

Edit die Zweite:
Ich wollte ja meine Dummheit eingestehen: Also ich bin dumm gewesen. Aber Kowalski konnte mich erleuchten.
 
AW: Neal Stephenson - Snow Crash

Das erste mal, dass eine Meinung mit einem Zitat belegt wurde.

Ok da muss ich zugeben, dass ich diesen Satz überlesen habe. Das muss ich dann als Indiz dafür, dass Raven entkommt, gelten lassen.


Edit:
Aber zum Thema "offenes Ende". Das Buch ist sicherlich kein Buch mit offenem Ende. Annähernd alles wird aufgelöst und es gibt zwei Showdowns und ein Happy End für alle.

Edit die Zweite:
Ich wollte ja meine Dummheit eingestehen: Also ich bin dumm gewesen. Aber Kowalski konnte mich erleuchten.

Quark. Dumm ist nur wer auf einem widerlegten Standpunkt beharrt.

Und ich muß zugeben mein eigenes Gedächtnis war auch anders als was ich wieder rausgekramt habe. Hmm. Vielleicht sollte ich SnowCrash mal wieder lesen.

Sagen wir mal so, man könnte einen Nachfolgeroman mit Figuren aus SnowCrash schreiben und die hätten noch so einiges gerade zu rücken.
Der Handlungsbogen mit dem Virus ist tatsächlich beendet.
 
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