AW: Mondsilber
Nun, bei einem Erzählrollenspiel ein komplett ausformuliertes Regelwerk vorzufinden halte ich persönlich für naiv.
Was ist denn Erzählrollenspiel?
Wird nicht bei allen Rollenspielen erzählt?
Es stimmt schon, dass White Wolf sich bei der oWoD viel darauf einbildete, einen Fokus auf den erzählerischen und selbst gestalterischen Aspekt zu legen und daraus ein Qualitätsmerkmal für besseres Spiel abzuleiten. Das wird auch schnell klar, wenn man die Anleitungen und Aufsätze darüber ließt, wie man NSCs ausbaut, Septen gestaltet und Chroniken im Vorfeld plant, genauso wie die Beiträge, wie man das Spiel gestaltet. Die sind als Sachtexte direkt an den Spielleiter/Leser gerichtet, aber man kann schon rauslesen, dass die Leute da auch beim Spielen/Playtesten für sich, dass so gemacht haben. Doof ist nur, dass sie ihre Lösungen halt net als Regeln formuliert haben oder auch nur die Möglichkeiten, die ihnen zur Auswahl standen, so dass alle Spieler vor der selben Problematik stehen...
Und insgesamt scheitert White Wolf mMn dann auch daran. Denn wo immer Optionen und eine Bandbreite von Möglichkeiten interessant gewesen wären, sind ihre "InCharakter"-Texte viel zu oft eben nur ein Blickwinkel, der dann aber z.B stellvertretend für einen Stamm stehen soll. Neuere Bücher machen das z.T. besser, mit wenigstens zwei oder mehr Sprechern, die unterschiedliche Aussagen zu einem Thema machen und dadurch eine Bandbreite vermitteln, in der man sich dann selbst einfinden kann...
Stattdessen hat man ein Spiel und eine Hintergrundwelt, die eben viele Lücken lässt, die man sich selbst füllt und wegen denen man dann ggf. ein anderes Spiel vor sich hat, wenn man in einer anderen Spielgruppe mitspielt, bei dem eben nichts so ist, wie man es kennt. Gut, die revised Edition ist da z.T. besser, aber naja.
Und irgendwo sind halt die "fluffigen" Texte für den Arsch.
"If he knows anything about his prey, the character can track it down as fast as he can travel" hört sich geil an, aber heißt dass das ich die Person die Kennedy erschoss finden kann, weil das Wissen, dass sie (die Person) schoss ja "etwas" ist, dass ich weiß. Klar, man kann da dem Spielleiter und den Spielern die Aufgabe übertragen, mit sowas "verwantwortungsvoll" umzugehen, aber auf der anderen Seite, läd' es zu stundenlangen Diskussionen ein und im ungünstigsten Fall, kann man ein ganzes Subgenre an Geschichten (nämlich Nachforschungen oder Suchen-Plots) komplett in dir Tonne kicken. Da hat sich das "fluffige" dann richtig gelohnt.
Genauso sind eben so Diskrepanzen im Hintergrund, wie die Frage, wie es zu den ganzen verlorenen Welpen kommt halt net so eingängig, wenn man für "Geruch der wahren Gestalt" nur eine Runde und nicht mal einen Wurf braucht, sondern JEDES Garoukind eindeutig als Garou identifiziert. Nicht dass dadurch Plots und Charaktervorgeschichten eingeschränkt würden.
Gott, das Lektorat war halt für den Arsch.
Und die Breedbooks, bei denen man versuchte die 2-seiten Vorstellung der Fera aus den Player's Guides aufzublasen sind da halt auch nur bedingt hilfreich. Viel Fluff, aber eine Seite bei der sich der Autor mal kurz damit auseinander gesetzt hätte, welche Regeln aus dem GRW wie für die jeweilige Changingbreed angepasst werden muss, wäre doch net zuviel verlangt. Am besten mit einem Querverweis zum GRW, damit man die Info auch findet, nur so als Maßnahme der Nutzerfreundlichkeit.
Herrgott, angeblich ist der Kram doch geplaytestet worden, aber Fakt ist, dass die Autoren z.T. Honorarschreiber waren, die sich den Hintergrund ausdachten und sich um die Integration nicht so wirklich scherten, weil eben die oWoD nicht darauf ausgelegt war, dass man Sachen kombiniert und so sind auch die Fera nur z.T. zum Zusammenspiel mit Garou geeignet. Sowohl vom Hintergrund als auch z.T. von der Spielbalance der Kräfte.
Wenn ich ALLES geregelt haben will spiel' ich D&D, ich glaube da gibt es nichts was nicht in eine Tabelle gefasst ist.
Kenne D&D4 nicht. Was aber d20 angeht, oder DSA4 so sind Tabellen oft keine schlechte Idee, Informationen zu präsentieren.
Ich will damit nicht deine Beobachtungsfähigkeit schlechtreden, aber sorry, ich sehe KEINEN (in Zahlen 0) Grund es komplizierter zu machen, als es muss. Es ist nicht genau geklärt? Okay, mach' ichs halt wie im (Leit)regelwerk, also Werwolf GRW.
Klar, wenn du das umsetzen kannst. Aber wie legtest du denn z.B. vor der im PGttCB endlich getätigten Aussage, die Rasereiwürfe der Fera fest?
Nach Mondstand, selbst bei sonnenbezogenen Wandlern?
Zornregeneration ist bei einigen auch nicht geklärt.
Kann deine Aufregung irgendwie mal so gar nicht nachvollziehen.
Ich rege mich nicht auf, der Zustand ist ja nichts neues für mich....
Es ist ein Spiel. Wär schön, wenn es geregelt wär. Ja. Ist es aber nicht.
Dann such ich mir die Regeln die am nahesten liegen und gut. =D
EDIT: Dein Ansatz würde ja verfolgen: Corax reagieren (negativ) auf Gold, aber weder wie Mokóle auf Gold, noch wie Garou auf Silber, sondern anders. Das ist aber noch unpräziser. Da kann man dann alles reichdichten. Ich muss sagen, das geht selbst mir dann zu frei.
Da liegt genau das Probelm. Man kann da alles rein lesen und man kann da lange mit Leuten Diskutieren, aber man kann dann nach dem diskutieren nicht mehr lange Spielen, weil Zeit endlich ist.
Wenn ich ein Spiel spiele, will ich Spielregeln, die ich nachlesen kann und nicht erraten muss.
Für mich sehe ich es auch nicht 'ungeregelt'. Ich kann den InCharakter-Text gut als Regeln lesen.
Ja, aber du kannst nie sicher sein, dass eine andere Gruppe, das genauso sieht. Führt dazu, dass man erst mal klären muss, wie man die Welt sieht, ehe man sich unterhalten kann. Das ist bei keinem anderen System so schlimm wie bei der oWoD....