AW: Klassische Dungeons
Ich finde, diese Abenteuer werden oft von vielen unterschätzt, doch ich finde, das sie sehr interressant sind
Sind sie auch.
Auch ich hab in der Vergangenheit (gerade zu AD&D zeiten), viele sölcher "Dungeons" gespielt und muss sagen, einfach nur Klasse!
Heute fehlen sie mir ein wenig und gerne würde ich wieder das eine oder andere spielen.
Da kann ich die Dungeon Crawl Classic Reihe nur wärmstens empfehlen.
Ich habe einige davon auch in mein aktuell bevorzugtes Regelkostüm, Savage Worlds, transferiert - das lief bestens, weil die Abenteuer so gut strukturiert sind, daß man wirklich nur die paar Spielwerte übertragen muß. Dabei haben sie im Spiel KEIN muffiges altes Feeling, sondern eher ein "best of Old School dungeons"-Feeling.
Sie weisen die guten Seiten der alten Zeiten auf, ohne aber die damals ja bekanntermaßen manchmal haarsträubend sinnlosen Zusammenstellungen von Dungeon-Critters zu wiederholen.
Ich finde, die Autoren haben sich viel Mühe gegeben auf knappem Raum sehr stimmige, spannende und herausfordernde Dungeons (mit Umfeld, manchmal mit VIEL und sehr interessantem Umfeld) zu erschaffen.
Und Kartenmaterial und weitere "Web Enhancements" gibt es ja auf der Verlags-Homepage für die meisten dieser Module zum kostenlosen Download. Da kann man sich auch schon vor dem Kauf einen Eindruck von der Dungeon-Geographie und den Handouts machen.
Eine ganz konkrete Empfehlung von mir:
#24 "Legend of the Ripper", mein absoluter Favorit der Serie.
Hier entstammen die Helden dem "Rotlichtmilieu" und alles ist sehr "Thieves World"-artig aufgezogen. Das Szenario beginnt mit "kleinen, unbedeutenden" Morden an Straßenhuren, die niemanden in der Stadt interessieren, außer ihre Zuhälter und ihre "Kolleginnen" vielleicht. Aber es entwickelt sich über eine sehr tragische Geschichte hin zu etwas weit Größerem, weit Gefährlicherem, womit kaum jemand rechnen würde, der den Anfang des Szenarios kennt.
Wir hatten das mit lauter Unterschicht-Charakteren gespielt: der Hure, die ihre ermordete einzige Freundin rächen wollte; dem verkrachten Priester, der im Viertel eine Suppenküche für die Straßenstrichleute betreibt; dem Barden, welchem Straßenräuber die Kehle fast durchgeschnitten hatten, und der seither nur noch einen "Tom Waits"-Sangesstil darbieten kann - gegen Alkohol in jeder Form; dem gutmütigen Rausschmeißer eines schmierigen Bordells, der sein Herz am rechten Fleck hat; dem fiesen Zuhälter, dessen bestes "Pferdchen" umgebracht wurde, gerade wo er in Geldnöten steckt, usw.
Das war richtig toll zu spielen. Und diese von den Strahlemann-Helden stets ignorierten Unterschicht-Charaktere wuchsen im Laufe des Szenarios über sich hinaus. Sie MUSSTEN sich förmlich in die ihnen eigentlich zu großen "Heldenschuhe" begeben, sie mußten ihr bisheriges unbedeutendes Dasein überwinden und Verantwortung in weit größerem Ausmaße übernehmen, als sie es je für möglich gehalten hätten. Denn welcher der Oberschicht-Mächtigen würde je dem Gewäsch von Huren, Säufern, Zuhältern, oder der "Heilsarmee" glauben? - Eben.
Hatte ich erwähnt, daß #24 "Legend of the Ripper" zu meinen Lieblings-Szenarien zählt?