Mama Brigitte lächelte Vicente aufmunternd an, berührte seinen Arm und glitt dann in seinen Körper, begann diesen auszufüllen und dann wurde sein Bewußtsein zurückgedrängt, für einen Augenblick sogar soweit, dass es um ihn dunkel wurde, doch dann schien sich die Loa darauf zu besinnen, dass es für den Nekromanten bestimmt viel interessanter war, wenn sie ihn dann mit schauen ließ, was denn nun geschah. Er spürte wie alle Körperfunktionen, die seid so langer Zeit nicht mehr in Gang gewesen waren wieder ansprangen, er konnte allerdings selbst nicht darüber verfügen.
Allerdings übernahm sie vollkommen seine Mimik und seine Bewegung und kaum war sie ihn seinem Körper, eilten einige der anderen herbei und brachten die richtige Kleidung für die Loa mit. Eine rote lange Lockenperücke und ein schwarz-violettes Kleid und am Schluß reichte ihr Kiera Brille, Gehstock und Zylinder.
Als sie die Brille aufsetze, wunderte sich Vicente zuerst, warum ein Glas dunkel war, doch als sie einige Worte in einer unbekannten Sprache äußerte änderte sich das Bild und zwei Bilder schoben sich übereinander. Einmal das Bild der Bibliothek und auf der anderen Seite eine Landschaft, die aussah, wie er New Orleans kannte. Wenn er geistig ein Auge schloss, konnte er sogar erkennen, dass es irgendwie wirkte, als wäre da kein Himmel, sondern Wasser.
Die beiden anderen Loa gesellten sich zu ihr und eine der Frauen aus der Gruppe der Gläubigen trat hervor und bat für ihre totkranke Mutter für die Erlösung. Vor dem geistigen Auge betrachtete sich die Loa anscheinend das Leben der Frau und auch Vicente konnte es betrachten, schließlich entschied die Totengöttin, dass sie sich der Seele annehmen würde.
Mit einem Tippen an den Zylinder wurde es dunkel und sie befanden sich in dem Krankenzimmer der Mutter, einer Frau von über 80 Jahren, die zerbrechlich und schweratmend im Bett lag. An ihrer Seite waren nur noch die beiden Barone, die Tochter und Kiera. Anstatt die Anderen Menschen, tanzten einige Ghede um das Bett herum und außer Akin und Magoo war auch Fiora dabei und schaute mit grossen Augen zu.
Brigitte wies Kiera an, den weltlichen Teil zu übernehmen, der aus Gebeten, Ritualen und verschiedenen Räucherungen bestand. Nach Vicentes Meinung war die Frau noch garnicht soweit, was das Sterben anging, er hätte ihr noch gut und gerne 2 Tage gegeben und er vermisste die Angst, die er sonst immer bemerkt hatte. Eine endlose Ruhe breitete sich aus, vorallem dann als sich die Seele vom Körper löste und dann daneben stand, nun als junge Frau, mit einem Lächeln, die vor Brigitte auf die Knie sank.
Die Loa bedankte sich bei Kiera und deren Geistern für die Assistenz, dann reichte sie der Frischverstorbenen die Hand und stipte mit dem Gehstock auf den Boden, worauf sich eine Art Portal auftat, das irgendwie an das berühmte weisse Licht erinnerte.
Aus dem Augenwinkel bemerkte die Loa wie Fiora mit Akin flüsterte und irgendwie wie ein Kind im Süssigkeitsladen wirkte. Konnte er da wirklich widerstehen? Natürlich nicht, also würde erwohl mit ihr doch mit durchs Portal gehen.
Der Weg führte über einen leuchtenden Weg zu einer Art Insel. Diese Insel mitten in einem Sturm, es wirkte als wäre man im Auge eines Orkans, der drohte über einem hereinzubrechen.
Während Akin und Mama Brigitte wie Felsen in der Brandung standen, war nun doch Angst zu spüren, sowohl bei Fiora, die sich an Akin klammerte, hatte sie doch in den Schattenlanden erlebt, wie Wraith einfach mitgerissen wurden und nie wieder zurückkehrten.
"Agwe, komm zu mir", donnerte die Stimme von Mama Brigitte über den Sturm.
Dann begannen die begleitenden Ghede zu singen, vom Leben nach dem Tod von Frieden und Wiedergeburt, von den Wellen und dem Glück, das in Ginen auf die Toten wartete. Während der Gesang immer lauter und eindringender wurde, begann sich die Seele der Frau zu teilen und einer der Teile, der heller und strahlender war, begann sich auf zulösen und in der Mitte der Insel tat sich ein Strudel auf, zu dem sich dieser Teil hinbewegte und dann dort verschwand.
Es schien lange zu dauern, dann tauchte am Ufer ein U-Boot auf, das entfernt an die Darstellungen aus alten Filmen erinnerte, in der Ferne schien ein Segelschiff vorbeizuziehen, aber vielleicht war es auch nur eine Illusion.
Als sich die Luke öffnete, küsste Brigitte den übriggeblieben Teil der Seele, der dann mit den begleitenden Seelen einstieg und das U-Boot dann wieder in den Tiefen verschwand.
"Ich denke, du hast viele Fragen?" meinte Brigitte und Vicente merkte, dass sie ihn wieder freigelassen hatte und er wieder als er selbst neben der Loa stand.