Rezension Die Schiffbrüchigen von Ythaq 2 - Die falsche Ophyde

Taysal

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Die Schiffbrüchigen von Ythaq Band 2:


Die falsche Ophyde


Das Luxuskreuzfahrtraumschiff Kometenstaub musste auf dem Planeten Ythaq notlanden. Dabei zerbrach das Schiff in mehrere Teile. Dadurch überlebten die Navigatorin Granit, der Bordtechniker Narvath und die Passagierin Callista den Absturz, von den anderen Passagieren und Besatzungsmitgliedern abgeschnitten. In den Einheimischen Krugor und Tao fand das Trio neue Freunde und Wegbegleiter. Die sind dringend nötig. Immerhin werden die Überlebenden von dem Söldnerführer Dhokas regelrecht gejagt.

Callista wurde nun von ihren Begleitern getrennt und der Herrscherin der Region vorgeführt, der göttlichen Ophyde. Mit Hilfe eines Schuhs setzte Callista der Bedrohung ein Ende, nahm die Maske der Göttlichen an sich und spielt nun die Herrin – ahnungslos wie es weitergehen soll. Es ist nur eine Frage der Zeit bis jemand den Betrug bemerkt.

Granit und Narvath sind auf der Suche nach Callista und begeben sich in die Höhle des Löwen. Unterstützung erhalten sie von einem Trupp Schausteller. Trickreich verschaffen sich die beiden Gestrandeten Zugang zum Palast der Göttlichen, um Callista zu retten. Deren Situation hat sich verschlimmert, denn Dhokas entdeckt ihr Geheimnis. Der Söldner plant Kapital aus dem Betrug zu schlagen und die Situation entwickelt sich schlussendlich ganz anders, als von allen Beteiligten gedacht ...

„Die falsche Ophyde“ ist der zweite Band aus der Reihe „Die Schiffbrüchigen von Ythaq“. Trotz der fantastischen Elemente im Comic, ist die Geschichte eindeutig Science Fiction. Dabei liegt der Reiz vor allem darin, dass die fortschrittlichen Reisenden auf einer primitiven Welt stranden. Primitiv? Nur scheinbar. Tatsächlich wird das ein oder andere Geheimnis an die Oberfläche geschwemmt. Es gibt Einheimische, die mit der modernen Technik sehr gut zurecht kommen oder gar Kenntnis von der Silver Star Line haben, dem Veranstalter der Weltraumkreuzfahrten. Einige Bewohner Ythaqs besitzen sogar fortschrittliche Technologien. Es gibt hier viele Rätsel, die der Leser entdecken, ergründen und vielleicht lösen kann. Zumindest darf man Vermutungen anstellen. Immerhin kristallisiert sich heraus, dass etwas ganz Großes hinter all den kleinen Ereignissen steckt.

Im Mittelpunkt steht noch immer das Trio Granit, Narvath und Callista. Während Narvath der verschwundenen Callista hinterher trauert, entdeckt Granit immer mehr ihre Gefühle für den Bordmechaniker. Der ist jedoch blind für die deutlichen Zeichen der blonden Navigatorin und erweist sich auch in „Die falsche Ophyde“ als charmanter und romantischer Tölpel. Wenigstens lernt er dazu und auf der Suche nach Callista erfahren Narvath und Granit immer mehr über die Welt auf der sie strandeten. Und mit ihnen gleichzeitig auch der Leser.

Die Texte des Comics stammen von Christophe Arleston der präzise und gewitzte Dialoge schreibt. Für den Zeichenstift ist Adrien Floch, zuständig, der die zu den Dialogen passenden Zeichnungen anfertigt. Gemeinsam inszenieren die beiden Männer ein starkes und filmreifes Abenteuer. Die Panels sind übersichtlich angeordnet und im klassischen Stil gehalten. Dabei ist vor allem die Detailverliebtheit des Künstlers zu bestaunen und sein Einfühlungsvermögen in dynamische Situationen. Die Figuren besitzen einen hohen Wiedererkennungswert, weisen einprägsame Gesichtszüge auf und tragen deutlich die passende Mimik zur Schau. Sie erwachen förmlich zum Leben und wachsen dem Leser ans Herz. Die dezenten Farben von Crazytoons tragen ihr übriges dazu bei. Auch die Schattierungen sind sehr gelungen und geben der Geschichte den nötigen düsteren Anstrich. Doch es gibt auch einen auffälligen Fehler zu bemängeln, der Floch wohl entgangen ist. Callista erhält im Laufe der Geschichte eine Tätowierung auf der Stirn, die eingebrannt ist. Manchmal fehlt diese Tätowierung jedoch.

In „Die falsche Ophyde“ gibt es einige humorvolle Augenblicke. Doch im Gegensatz zum vorherigen Band, nehmen sie langsam ab. Ein geschickter Schachzug von Floch und Arleston. Dadurch bringen sie die Kernemotionen in einen starken Kontrast und unterstreichen damit die Gefährlichkeit von Ythaq. Ythaq selbst ist ein pseudomittelalterlicher Planet, voll seltsamer Bewohner und tödlicher Gefahren. Die Einwohner haben sich damit weitgehend auseinandergesetzt, doch für die Überlebenden des Absturzes ist alles neu. Und was auf den ersten Blick lustig ausschaut, kann auf den zweiten Blick tödlich enden. So ist der Tod ein ständiger Begleiter der Geschichte und fordert die Dramaturgie der Handlung ihre Opfer. Auch hier gehen die Macher des Comics geschickt und dynamisch vor. Mal wird die Tote in ein zwei Bildern dem Leser emotional etwas näher gebracht, dann haucht ein Mann unvermittelt und anonym sein Leben aus. Am Ende des Bandes ist nur eines gewiss: Ythaq bedeutet stete Todesgefahr.

Der Verlag Splitter hat mit der Übersetzung des Comics ganze Arbeit geleistet. Dafür zeichnet sich vor allem Tanja Krämling aus, die den Text aus dem französischen übersetzte und einen flotten und angenehmen Stil pflegt. Allgemein ist der Comic angenehm zu lesen. Das großformatige Hardcover liegt gut in der Hand, die Seiten sind ohne Fehler und das Papier hat eine angenehme Schwere. Ideal, um die zweiundsechzig Seiten zu genießen. „Die falsche Ophyde“ macht Laune und überzeugt durch Text, Übersetzung, Zeichnungen und Farbgestaltung auf der ganzen Linie.

Diese Rezension erschien, zum Zeitpunkt des Eintrags, bereits auf Buchrezicenter.de.Den Artikel im Blog lesen
 
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