Zubehör Bücher über Erzähltechniken

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Guest
Hallo,

da ich gerade wieder einen Anfall von "Verbessere deinen Leitstil" habe, kennt jemand/kann jemand empfehlen:
- Bücher über Erzähltechniken
- Bücher über atmosphärische Beschreibungen

Ich will hier im übrigen keine Diskussion über Sinn und Unsinn solcher Beschreibungen lesen, das könnt ihr aber gerne in einem seperaten Thread machen.

LG,
Jörg
 
AW: Bücher über Erzähltechniken

Das neuerschienene DSA-Buch 'Wege des Meisters' hat da recht viel und ist relativ wenig DSA-spezifisch.
 
AW: Bücher über Erzähltechniken

Wenn man seine eigene Beschreibungsqualität verbessern will, gibt es KEIN Buch über "Beschreibungstechniken", daß einem dabei helfen wird.

Man muß einfach nur sprachgewaltige, wortversierte Texte LESEN und mit offenen Augen, offenem Geist und einer gewissen Achtsamkeit an diese Texte herangehen, und dann erweitert sich der eigene sprachliche Horizont von selbst.

Sekundäre, wiedergekäute "Stil-Fibeln" kann man getrost ins Altpapier geben.

Ein praktischer Tip: Je nach anstehendem Setting lese ich mich über eine gewisse Zeit in - mir meist schon bekannte - Bücher ein, die zu den anstehenden Runden passen. Wenn es also an Castle Falkenstein geht, dann ist es wieder an der Zeit ein paar Flashman-Romane zu lesen. Wenn es an Barbarians of Lemuria geht, dann hilft es ungemein Kane, Conan, Elric mal wieder zur Hand zu nehmen. - Dieses "sprachliche Prägen" funktioniert wie die alte D&D-Magie: Es hält nur eine Weile an, bis man es "verbraucht" hat, oder sich einen anderen Stil aufgeprägt hat.

Wenn ich aus der sprachlichen "Färbung" für ein bestimmtes (meist Kampagnen-)Setting auf etwas anderes umschalten möchte, so daß ich nicht in viktorianischen Ermittlungs-Spielrunden im Gaslight-Setting mit verbalen Bildern daherkomme, die in die verderbten städtischen Lasterhöhlen von Sword&Sorcery-Metropolen gehören, dann lese ich etwas Passendes und habe mich sogleich in die neue Bilderwelt und die neue Sprachgestaltung, die hier angezeigt ist, eingestimmt.

Lesen. Lesen und sehr zeitnah Runden leiten, in denen man die Art der gelesenen Darstellung auch in der Praxis verwenden kann.
 
AW: Bücher über Erzähltechniken

Neben den einschlägigen Quellen wende ich in Spielrunden Techniken an, die aus zwei Quellen stammen:

1. Büchern übers Schreiben. Da gibt es einen Haufen Kram, vieles ist redundant und uninteressant, aber sie machen deutlich, das 'Erzähltechniken' immer mit der Geschichte zusammen hängen, die man erzählt. Infos über Drehbuchtechniken, Storytelling als Wissensmanagement, pädagogische Rollenspiele etc. sind damit Quellen über Techniken, die "Erzählen" überhaupt ermöglichen. Aber Achtung:

2. Da es beim Rollenspiel nicht um das "Erzählen" von Geschichten geht, sind diese Quellen alleine nicht ausreichend. Rollenspiel ist Interaktion ist Kommunikation, Kommunikationsseminare werden an jeder VHS kostengünstig angeboten. Konfliktmanagement, Präsentation, Gesprächsführung, Feedback, Rhetorik, Sprachtrainings, etc. Kostet ein bisschen was, bringt dafür aber auch sehr viel für das Leben abseits des Rollenspiels.

Es gibt mit The Thiagi Group: The Source for Training Games and Interactive Experiential Strategies sogar einen Trainer, der das ganze sehr erfolgreich umgedreht anwendet. Fantasy Rollenspiele als Trainingsinhalt mit anschließender Reflektion (Teamfähigkeit, Projektmanagement, Führung, etc.)
 
AW: Bücher über Erzähltechniken

Danke schonmal. Ich möchte mich bei der Frage keineswegs nur auf spezifische RPG-Bücher beschränken. Ich sehe hier auch gerne Bücher aus dem Bereich Kommunikation(swissenschaft), Drehbuchaufbau, Autorenhelfern, usw.

Und ja, ich, bin mir durchaus bewusst, dass ein RPG kein Geschichtenerzählen ist. Ich gehöre sogar, ganz im Gegenteil, der anderen Strömung an, die hier harte und lange Jahre dafür gekämpft hat, dass "Geschicht'le erzähl'n" ungleich Rollenspiel ist. ;)

Das ändert aber ja doch nichts daran, dass man bei seinen Beschreibungen und Szenen oder beim Darstellen der NSCs versucht Stimmung zu erzeugen, authentische Charaktere zu schaffen, einen breiteren Wortschatz aufzubauen und generell logische Gespräche aufzubauen. Oder auch aktive vs. passive Gespräche, show don't tell, usw. das alles sind Aspekte, die in diesen Büchern drin sein dürfen.

Zornhau, der Tipp mit dem einlesen ist echt gut. Bisher habe ich mich aus Zeitgründen darauf beschränkt, bei so etwas immer Google Bildersuche, deviantArt und Co zu Rate zu ziehen, und mich anhand passender Bilder einzustimmen.
 
AW: Bücher über Erzähltechniken

Und ja, ich, bin mir durchaus bewusst, dass ein RPG kein Geschichtenerzählen ist. Ich gehöre sogar, ganz im Gegenteil, der anderen Strömung an, die hier harte und lange Jahre dafür gekämpft hat, dass "Geschicht'le erzähl'n" ungleich Rollenspiel ist. ;)
Ich weiß, ich habe das auch nicht für Dich geschrieben, sondern für lurkende Nörgler, die nur darauf warten, dass jemand unachtsamerweise schreibt: Ey, Rollenspiel ist wie Geschichten erzählen. Ich spreche hier niemanden bestimmten an, aber ich weiß, dass ihr da seid! Und klar, was Zornhau gesagt hat, stimmt zu 100%. Jedes Genre hat eine eigene Sprache, im besten Fall sogar jeder Autor. Bewusstes Lesen hilft, diese herauszubilden. Hörspiele sind auch eine super Sache - zum Beispiel die öffentlich rechtlichen Radiokrimis.
 
AW: Bücher über Erzähltechniken

Zornhau, der Tipp mit dem einlesen ist echt gut. Bisher habe ich mich aus Zeitgründen darauf beschränkt, bei so etwas immer Google Bildersuche, deviantArt und Co zu Rate zu ziehen, und mich anhand passender Bilder einzustimmen.
Das ist eigentlich das A und O beim guten Genreleiten: Dass man sich mit dem Genre vertraut macht und in die Versatzstücke und Konventionen nicht nur eintaucht, sondern auch BEGEISTERT!
Am besten fährt man mit einer Mischung aus rein geschriebener Prosa und visueller Repräsentation. Mit letzterer vertraut zu sein ist in manchen Genres sogar wichtiger, etwa John-Woo-Action oder Vierfarb-Superhelden.

Und dann gibt es auch Fälle, wo man alle geschriebene Repräsentation des Genres besser schnell vergisst.
 
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Zu den verschiedenen Star Trek-Versionen haben Narrator`s Kit mit solchen Tipps, über die Qualität vermag ich aber nix zu sagen.
 
AW: Bücher über Erzähltechniken

Zu den verschiedenen Star Trek-Versionen haben Narrator`s Kit mit solchen Tipps, über die Qualität vermag ich aber nix zu sagen.

Der TOS Narrator's Kit hat den vielleicht besten SL-Tipp, den ich jemals gelesen habe: Sei Selbstsicher.

Die TNG und DS9-Kits sind lieb gemeint, aber nicht wirklich hilfreich. Im einen geht es um die 3-Akt-Struktur und den A-Plot + B-Plot der Folgen, in dem anderen um die moralischen Grautöne der Serie. Beides halte ich als Tipps für eine Rollenspielrunde für vollkommen nutzlos.
 
AW: Bücher über Erzähltechniken

Danke schonmal. Ich möchte mich bei der Frage keineswegs nur auf spezifische RPG-Bücher beschränken. Ich sehe hier auch gerne Bücher aus dem Bereich Kommunikation(swissenschaft), Drehbuchaufbau, Autorenhelfern, usw.
Standardwerk - dreiteilig: Miteinander reden, Bd. 1: Störungen und Klärungen.: Störungen und Klärungen. Allgemeine Psychologie der Kommunikation: Amazon.de: Friedemann Schulz von Thun: Bücher

Standardwerk für (Drehbuch)Autoren: Der Heros in tausend Gestalten: Amazon.de: Joseph Campbell: Bücher

Kenne ich persönlich nicht, wurde mir aber mal empfohlen: 30 Minuten Storytelling: Amazon.de: Cristián Gálvez: Bücher
 
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Campbell war genial, aber er hat alles zu sehr auf jung'sche Art interpretiert mit nem ziemlich christlich-orientierten Touch.

Meines Erachtens ist er auch nur gut um eine Geschichte sinnvoll zu gestalten im klassischen Sinne.
Stilistisch gesehen vom Erzählstil her, würde ich eher anderes lesen z.B. alte Fassungen von Märchen aus 1001 Nacht oder Don Quichote.
Balzac (auch wenn er jeden verdammten bröckelnden Riss in der Wand über Seiten beschreibt, seine Charakterzeichnungen sind super, vor allem so viele! Da kann man sehr viel über glaubhafte NSC-Gestaltung lernen) hätte ich noch vorzuschlagen.
Dickens ist ein genialer Erzähler z.B. die Geschichte zweier Städte, da hat selbst Stracynski (oder wie auch immer man ihn richtig schreibt) abgekupfert.
Oder die Elenden von Hugo.
Für den poetisch-theatralischen Touch: Shakespeares Hamlet.
Ursula K. Le Guin oder Lian Hearn haben auch einen guten Erzählstil um jetzt zwei Vertreterinnen zu nennen aus dem Fantasy-Genre.

Also davon lass ich mich inspirieren je nachdem was ich leite (wenn ich mal leite -__-)
 
AW: Bücher über Erzähltechniken

...oder Lian Hearn haben auch einen guten Erzählstil um jetzt zwei Vertreterinnen zu nennen aus dem Fantasy-Genre.

Aaaah, guter Geschmack:headbang:

Also ich muss sagen, dass mich das Buch "Wie man einen verdammt guten Roman schreibt" von James N. Frey sehr weitergebracht hat. Da lernt man viel über Plot-und Charaktergestaltung, was man auch sehr gut für seine Rollenspielrunden verwenden kann. Das hat mir mal der Tom Finn empfohlen und ich muss sagen er hat recht gehabt, das Buch ist sein Geld wert.

Allerdings finde ich "Workshops" zu dem Thema deutlich effektiver, weil man eben direkt von jemandem was lernen kann. Ich hab jetzt 3 Workshops bei Christoph Maser (Cthulhu-Autor) gemacht und die geben einem wirklich immer sehr viele neue und interessante Ansätze: Über gescriptette Szenen bis hin zu den verschiedenen Zeitebenen und anderen Erzähltechniken. Soweit ich weis gibt es solche Workshops ja mittlerweile auf vielen Cons und ich kann jedem nur eine Weiterbildung empfehlen-verschlechtert hat sich noch keiner;)

Was mir auch aufgefallen ist: Gerde bei weniger guten SLs kommt oft der Satz "Ich leite schon X Jahre, ich muss nichts mehr neues lernen". Da sieht man mal wie verklärt bei vielen die eigene Wahrnehmung ist...
 
AW: Bücher über Erzähltechniken

Die Schulz-von-Thun-Bücher kann ich auch nur empfehlen. - Nicht so sehr für das Rollenspiel (da schon auch), sondern für den ALLTAG. Man lernt hier etwas ACHTSAMER mit Kommunikation umzugehen. (Nicht, daß dies ein eigenes Charakterprofil zu einem "Slick" werden ließe, der niemals irgendwo anecken wird - das ist ja auch nicht die Zielsetzung dieser Bücher.)

Nehme ich ein Rollenspielprodukt mal unter dem Blickwinkel einer Kommunikation des Autors/Erstellers/Entwicklers dieses Produkts mit seinen Lesern/Kunden/Spielern heran, so ergeben sich sehr interessante Erkenntnisse, die ich nicht ohne die Bücher von Schulz von Thun gehabt hätte.

Nicht ganz eine Empfehlung für "bessere Spielleitungstechniken" oder "bessere Erzähltechniken", sondern eine weit umfassendere Empfehlung.



Zu besseren Erzähltechniken: Vorlesen. - Ein gutes Buch nehmen, das einem gefällt, dessen Beschreibungen, dessen Sprache einem zusagt. Und das dann jemandem VORLESEN.

Wer sich bei Fragen nach Erzähltechniken für das ROLLENSPIEL nur an letztlich für LITERATUR gedachte Schreibtechniken klammert, der fällt böse auf die Nase. - Rollenspiel ist GESPROCHENES WORT.

Das ist etwas, was auch viele Rollenspiel-Entwickler immer wieder zu vergessen scheinen. - Ja, man schreibt ein Rollenspielprodukt oft in Buchform oder Heftform. Das sieht dann so aus, als WÄRE es auch ein Buch. - Doch stimmt das nicht (oder nur für die Rollenspielprodukte, die NIEMAND SPIELT, sondern die man liest und die dann im Schrank verrotten).

Was für das eigentliche Spielen mit Mitspielern im Rahmen einer Spielsitzung wichtig ist, MUSS GESPROCHEN werden und MUSS SPRECHBAR sein.

Und hier bringt Vorlesen weit mehr sprachliche Beweglichkeit, als man vielleicht denkt.

(NEIN, mit Vorlesen sind NICHT "Vorlesetexte" in "Eisenbahner"-Rollenspielprodukten gemeint! - Hier ist das Vorlesen als ÜBUNG für freies, flüssiges, stockungsarmes, rhythmussicheres SPRECHEN gemeint.)
 
AW: Bücher über Erzähltechniken

Bücher über Postmodernismus (besonders das Werk von Jorge Luis Borges).
Bücher/Webseiten die sich mit Hypertext-Fiction beschäftigen.
 
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