Rollenspieltheorie Bennies vs. Strebertaler

sleepthief

more the romantic hero type of girl
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Ich war am Wochenende bei einer neuen potentiellen RPG-Gruppe.
System: DSA, soweit so gut.
Wir beginnen zu spielen und ich werde aufgeklärt über die Hausregeln:
Ein Teil davon die sogenannten Strebertaler.
Meine Reaktion: Klingt wie negative Bennies?

Mal davon abgesehen, dass das Wort Bennies bisher den Anwesenden außer mir unbekannt war, erklärte ich den Sinn kurz.

Aber worum es mir eigentlich geht, sind diese "Strebertaler".

Man erhält zu Spielbeginn 10 Stück. Wer stört, den Spielfluss bremst, einen witzigen Spruch bringt etc. bekommt einen Strebertaler abgezogen.
Angeblich werden die Taler nur als Indiz verwendet um sich selbst zu kontrollieren.
Ich persönlich finde das Konzept der Bennies wie sie bisher sind wesentlich positiver. Ich hatte den Eindruck, dass solche "Erziehungsmaßnahmen" wohl eingeführt werden mussten weil sich manche Leute nicht im Zaum hatten. Aber ab und an mal über die Strenge schlagen sollte doch drin sein? Oder nicht?

Wie seht ihr das?
 
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Ich kann es verstehen, wenn der Spielleiter einen Spieler bestrafen will, wenn er zuviel Metawissen im Spiel anwendet (kann oft bei DSA oder Spielen, die auf Filmen, Fernsehserien oder Romanen basieren, geschehen).
 
Ging weniger um Metawissen. Grundsätzlich war es unerwünscht Off-Character während des Spiels zu reden und zu agieren. Das durfte man nur wenn der SL ausm Zimmer war.
 
Jedenfalls scheint die Gruppe keinen großen Anspruch an Regeln zu haben, sonst hätten sie diese Regelung ordentlich designt.

Wenn Streben gut ist, dann bekommt man gefälligst Strebertaler, gibt sie aber nicht ab.

Ansonsten macht man Loosertaler. Die bekommt man vom SL, wenn man nicht grad strebt und der kann dann am Ende des Spielabends dafür drakonische Strafen auferlegen: Knie auf 3 W20 vor deinem SL und rezitiere fehlferfrei das Liber Cantiones oder so.
 
Was passiert denn, wenn die Strebertaler aufgebraucht sind? Muss man dann nachsitzen?

Genau das hab ich mich auch gefragt. Es hatte schon so einen Unterrichtstouch, das Ganze. Da Dinge die den Spielfluss stören auf ein Gespräch nach der Spielrunde verlegt werden bei dieser Gruppe nehme ich mal stark an, dass das dann zur Sprache gebracht wird und dann Verwarnungen ausgesprochen werden.
 
naja, dass sie keinen Anspruch an Regeln haben, erschließt sich ja bereits aus der Wahl des Regelsystems *scnr*.

Tatsächlich kuriose, undurchdachte Regel, Punkte einzusammeln. Ich brauche im Spiel auch Verschnaufpausen, Offline-Einwürfe und das ganze Gedöns, aber mich stört es natürlich auch, wenn Mitspieler eine Situation durch bescheuertes Verhalten kaputt machen - also ich meine wirklich nur diese "Warum-denn-gerade-JETZT?!"-Momente - aber da nützen mir auch keine Punkte.
Ich mache das mit meinen Augen:langeilig::meh::mad:.

Bennies finde ich aber auch zwiespältig, weil Sie unter der Kontrolle des SLs liegen, der nicht per se ein besserer Mensch als alle anderen am Tisch sein muss. Fanpost finde ich da schon besser, allerdings können die sehr leicht "exploitet" werden. Insgesamt sind die ganzen Punkteressourcen meistens wenig durchdacht und überleben den Feindkontakt selten.
 
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Ich finde die Idee gar nicht verkehrt. Für mich persönlich wäre es nichts weil ich selbst als SL auch gerne mal was OT sage, aber wenn die sich motivieren wollen am Spiel zu bleiben ist das doch eine gute Lösung:
  • Es wird niemand bestraft im Sinne von weniger XP o.ä. und ruft so keinen Neid hervor
  • Es dient der Selbstreflektion und hilft Leuten die unbewusst vom Thema abweichen oder sehr schnell genervt sind das besser zu merken und damit umzugehen
  • Es deckt auf wie Ärger oder Genervtsein produziert wird und hilft eine Balance zu finden bevor Streit entsteht
Irgendwie sehe ich echt nicht wo da der Nachteil sein soll - außer dass der Spielstil "Ich quatsch auch mal 5 Minuten übers Kino zwischenrein" diskriminiert wird, aber das ist ja das ausdrückliche Ziel das erreicht werden soll.
 
Ich finde die Idee gar nicht verkehrt. Für mich persönlich wäre es nichts weil ich selbst als SL auch gerne mal was OT sage, aber wenn die sich motivieren wollen am Spiel zu bleiben ist das doch eine gute Lösung:
Ich denke nicht. Sagen wir mal es sind 4 Spieler, dann gibt es 40 Strebermarker. Also 40 potenzielle Unterbrecher.

Wenn ich unterbrechungsfrei spielen wollen würde, müsste ich da eine andere Quantität nehmen, oder das eben anders regeln.

Außerdem führt dieses Regel ja zu keiner sichtbaren Konsequenz, dann kann ich es auch einfach bei gegenseitigen Ermahnungen belassen. Oder man arbeitet eben doch mit AP-Abzug.

Wenn ich feststellen will, wann mein Verhalten andere stört, dann müssen das auch die anderen bewerten. Die oben schon erwähnte (negative) Fanmail wäre da ein besseres Konzept.

:p
 
Eines muss man allerdings diesem Ansatz lassen: Wir kamen relativ schnell voran.
Es hatte trotzdem diesen faden Beigeschmack des "ich muss aufpassen was ich sage - sonst wird mir ein Taler abgezogen". Man stand da schon unter Druck.

Was wäre denn eurer Meinung eine gute Art, diese Kontrollmöglichkeit zu verbessern?
 
da gab es ja schon so viele Ansätze, mit "XP für gutes Rollenspiel" sicher als eines der Ältesten bis zum "OT-Schild". Wir hatten auch einmal eine Drucklufthupe, das war sehr effektiv, wenn sich einer gestört fühlte :D.
Ich fürchte, das ist so ähnlich komplex wie das Ausspielen. Das funktionieren keine Spielregeln, da muss man halt miteinander reden.

Bei uns wird ja XP für Spielzeit vergeben, wobei IT und OT nicht getrennt werden. Man könnte eine Schachuhr aufstellen und wenn sich jemand gestört fühlt, dann drückt er darauf und am Ende wird nur die "nicht Störzeit" abgerechnet. Aber da ist schon wieder die Frage: Warum sollte man sich da selbst benachteiligen? Grundsätzlich könnte das der SL machen, aber das ist auch immer nur eine Krücke.
 
Bennies finde ich aber auch zwiespältig, weil Sie unter der Kontrolle des SLs liegen, der nicht per se ein besserer Mensch als alle anderen am Tisch sein muss.
Das fand ich auch einen der wenigen Designfehler von SW, den ich sofort dahingehend verhausregelt habe, dass jeder jedem (außer sich selbst) Bennies geben konnte. Und damit hatte ich nie Probleme. Warum auch. Dieses autokratische Getue ist nur notwendig, wenn man mit Idioten spielt. Und mit Idioten sollte man niemals spielen. Und wenn, dann sollte selbst zum Idioten (SL-Diktator) zu werden nicht die Antwort sein. Es sei denn natürlich, man will so eine verspannte Stimmung, wie von Sleepthief beschrieben, haben.

Eines muss man allerdings diesem Ansatz lassen: Wir kamen relativ schnell voran.
Es hatte trotzdem diesen faden Beigeschmack des "ich muss aufpassen was ich sage - sonst wird mir ein Taler abgezogen". Man stand da schon unter Druck.
Und das machen die freiwillig in ihrer Freizeit? Meine Güte.

Was wäre denn eurer Meinung eine gute Art, diese Kontrollmöglichkeit zu verbessern?
Solchen Quatsch einfach lassen.
 
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Ist Essen auch offgame? Dann könnte man Essen konfiszieren.
Ist Rauchen offgame? ...
Ist malen offgame? ...
Was ist mit Nicht-Beteiligung?
Was ist mit unbefriedigendem Meistern?

Es gibt einfach keine 100%igen Maßstäbe für Leistungsspielen. Für Qualitätsspielen. Oder für Spielerlebnis. Man muss daher nicht alles verspielregeln, weil man gerade ein Spiel spielt.

Ein von mir nachvollziehbares Ziel könnte es sein, möglichst viel offizielles Abenteuermaterial durchzuspielen. Weil man eben alle Abenteuer kennen möchte und mitreden können möchte. Wenn das das oberste Ziel der Gruppe ist, dann muss es eben störungsfrei ablaufen.
Bei Spieltreffen in größeren Zeitabständen (man hat sich viel zu erzählen), würde ich dann auf folgende Mittel setzen. Der Abend beginnt mit einer halben Stunde Smalltalk, dann wird gegessen und der Spieltisch hergerichtet. Alles Störende wird entfernt. Der Vorabend wird rekapituliert und dann beginnt die neue Sitzung. Bei offgame-Abschweifungen wird gegen-/wechselseitig ermahnt und wieder sofort auf den Spielbetrieb zurückgeschwenkt.
Sollte eigentlich funktionieren.
 
Schlagartig ins Spiel gehen funktioniert bei uns leider nicht. Da ist es eher ein fließender Übergang von smalltalk zu Ausspielen.

Maßgabe sollte es - wenn es um Ressourcen geht - allerdings immer sein, Positives zu belohnen, anstatt Negatives zu bestrafen. Rocky Racoons SW-Hausregel finde ich schon ziemlich gut, würde bei uns aber z.B. auch nicht funktionieren, weil die Spieler das zu sehr metatechnisch ausnutzen würden ("gib mal eben nen Bennie, hab die Probe versaut"). Trotzdem würde ich keinen als Idiot bezeichnen, nur weil er die Regeln zu seinem Nutzen anwendet.

Man muss beim Regeldesign halt immer genau aufpassen, WELCHE Handlungen man am Tisch eigentlich belohnt und nicht nur, was man sich WÜNSCHT, belohnt zu werden.

Mehrheitsprinzipien finde ich da vielversprechender. Also irgendwie: Ein Mitspieler belohnt einen anderen, allerdings muss dann ein weiterer eine Belohnung dazulegen u. Ä.... ist noch in Entwicklung.
 
Was wäre denn eurer Meinung eine gute Art, diese Kontrollmöglichkeit zu verbessern?

Für jeden dummen Spruch 50 Cent in die Pizza Kasse. Oder einfach vor dem Spiel drum bitten, möglichst im Charakter zu bleiben.

Hat bei uns selten Auswirkungen. Der SL quatscht immer am meisten dumm.
 
Man erhält zu Spielbeginn 10 Stück. Wer stört, den Spielfluss bremst, einen witzigen Spruch bringt etc. bekommt einen Strebertaler abgezogen.
Gestört.

Man erhält zu Spielbeginn 10 Stück. Wer stört, den Spielfluss bremst, einen witzigen Spruch bringt etc. bekommt einen Strebertaler abgezogen.
Kriegt jeder, der die den Spielfluß störenden DSA-Regeln verwendet, dann automatisch jedes Mal Punkte abgezogen?
 
Rocky Racoons SW-Hausregel finde ich schon ziemlich gut, würde bei uns aber z.B. auch nicht funktionieren, weil die Spieler das zu sehr metatechnisch ausnutzen würden ("gib mal eben nen Bennie, hab die Probe versaut").
Ohne deine Gruppe zu kennen, kann ich mir vorstellen, dass du positiv überrascht wärst. Menschen wachsen mit ihren Freiheiten und Aufgaben.

Trotzdem würde ich keinen als Idiot bezeichnen, nur weil er die Regeln zu seinem Nutzen anwendet.
Naja... ich würde jemanden, der nicht blickt, dass er sich ins eigene Fleisch schneidet, wenn er das Vertrauen und die Freiheiten, die ihm die Gruppe zugesteht, missbraucht, nur um sich nen schnellen Bennie zuzuschustern, schon als Idioten bezeichnen. Oder jemanden, der restriktive Regeln braucht, nur um grundlegend akzeptables soziales Verhalten an den Tag legen zu können.
Leute, die nicht in diese beiden Kategorien fallen (also keine Idioten sind) müssten mit ner freien Bennyverteilung eigentlich klar kommen. Und sollten auf so ein Schwundsystem wie bei Sleepthiefs hoffentlich-nicht-Gruppe verzichten können.
 
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