Beelzebub (B-Movie-Roman)

Schlangengott

Chaosgod
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Das ist das erste Kapitel meines B-Movie-Romans Beelzebub. Es ist ein sehr kitschiger, trashiger und übertriebener Stoff, der nur mit sehr viel Humor zu genießen ist aller Army of darkness, From dusk till dawn und Desperado. Solltet ihr solche Übertreibungen mögen, dann könnt ihr euch vielleicht mit dem vorliegenden Text anfreunden, wenn nicht ist das auch gut, aber ich würde in jedem Fall um euren Kommentar bitten, da mir nur eure Resonanz hilft mich zu verbessern, also Lob, Kritik und Anregungen sind nicht nur willkommen, sondern erhofft. Dazu muss ich aber sagen, das dieses erste Kapitel 4 Seiten umfasst - daher brauch es schon eine gewisse Lesebereitschaft.



Beelzebub





Aus der Hölle

Auf dem Friedhof

Der Friedhof von Finsterheim am Schwarzwald war wirklich sehenswert. Es gab neben den reich verzierten Grabsteinen auch theatralische Engelsstaturen, verrostete Grabsteine und dunkle Gruftgemäuer. Das alles lag eingebettet in einen wunderschönen englischen Garten. Der von einer alten hohen Friedhofsmauer samt Eisentor eingeschlossen war.
Aber für all diese dunklen Schönheiten hatte Anna Eckstein im Moment kein Auge. Nicht weil sie keinen Sinn für solch dunkle Ästhetik gehabt hätte.
Im Gegenteil, ihr schönes Äußeres war in schwarze Kleider gehüllt und von mystischen Symbolen gezeichnet. Aber sie hatte heute Morgen einen Brief von ihrem >>Schätzchen<< erhalten.
Ihr Schätzchen das war Beelzebub, der Sohn Satans, Herrscher über die Hölle.
Nach einem wilden Abend ihrem Lieblingstanzschuppen, und einer noch wilderen Nacht, hatten sie sich einander versprochen. Tragischer Weise musste ihr >>Schätzchen<< sie bei Morgengrauen aber schon wieder verlassen. Satan wäre ausgerastet, wenn er erfahren hätte, dass es sein liebster Sohn es mit einer >>Menschenschlampe<< trieb. Und das die Liebesabenteuer des Thronerben auch noch von seiner Gattin, der Höllenfürstin Morea, unterstützt wurden.
Ja, Satans Zorn wäre wirklich unendlich gewesen.
Ihr >>Schätzchen<< musste deshalb in die Hölle zurückkehren, der er für eine Nacht heimlich entstiegen war.
Seitdem wartete Anna auf ein Zeichen ihres Geliebten. Nur ein winziges Zeichen.
Doch es blieb aus.
Was folgte war ein einsames Jahr. Voller sehnsüchtiger Spaziergänge durch blätterbedeckte Alleen, kahle Wälder und schneebedeckte Landschaften.

Der Brief

Und jetzt!
Nach diesem wirklich einsamen, einsamen Jahr. Ein Zeichen von ihrem >>Schätzchen<<: Ein Brief!
Dieses schönen Morgens lag er in ihrem Briefkasten. Eine Pergamentrolle verklebt mit einem diabolischen Siegel und beschrieben mit Blut.
Bereits das Äußere ließ auf seinen Herkunftsort schließen.
Nie hätte Anna gedacht das sie sich über eine Botschaft aus der Hölle einmal so freuen würde. Begierig brach sie das Siegel und verschlang den Inhalt Wort für Wort. Es war unglaublich was dort geschrieben stand. Es war ein Traum. Nochmals las sie die Zeilen, um sich vergewissern, dass er wahr werden sollte:

Hey Baby!

Ich schreibe Dir direkt aus der Hölle. Habe lange nix mehr von mir hören lassen. Zunächst einmal möchte ich Dir sagen, dass es selbst unter den Heerscharen von Höllenschlampen keine schärfere Braut gibt als Dich.
Und das will was heißen! Immerhin haben wir hier unten die Wollust erfunden!
Leider hat Vater (Satan) von meinem kleinen Trip mitbekommen. Jetzt habe ich 1000 Jahre Hausarrest in unserer Höllenfestung Borga.
Schöne Scheiße!
Nur gut, dass er nicht mitgekriegt das Mama (Morea) alles geplant hatte.
Egal, lange habe ich hier eh nicht vor zu bleiben.
Und da kommst Du ins Spiel, Baby!
Ich habe mir gedacht, ich zieh einfach bei dir ein! Dann machen wir da weiter, wo wir angefangen haben. Ja, du hast richtig gelesen: Ich flüchte aus der Hölle in deine Arme.
Doch dazu brauche ich deine Hilfe meine kleine Hexe. Sei heute Nacht um Punkt 12 Uhr auf dem Friedhof. Dort malst du einfach ein umgedrehtes Pentagramm auf den Boden und sprichst folgende Zeilen:

Welt offenbare dich meiner
Lüfte den Schleier des schönen Scheins
Und öffne den Schlund des Abgrunds
Aus dem Feuer und Flamme speien
Tor zur Hölle öffne dich!

Wenn du es gut machst, wird sich ein Tor zur Hölle öffnen, aus dem dein Traummann (Ich) treten wird. Da ich weis, dass du nicht nur im Bett zaubern kannst, vertraue ich dir. Du schaffst das schon. Lass mich nur nicht zu lange warten. Schließlich muss ich aus dem Kerker ausbrechen. Wer weiß was für Bluthunde mir auf den Versen sein werden...

In Leidenschaft, Beelzebub

Schon schlug die Kirchturmuhr 12:00 Uhr. Der dumpfe Klang der alten Glocke riss Anna aus ihrer Schwärmerei.
Eine Aufgabe lag vor ihr.

Das Höllentor


Anna drehte ich zu ihrem Ritualplatz um, auf den jetzt das gleißende Mondlicht schien. Letzte kritische Blicke schweiften über die weißen Linien ihres Pentagramms. Welche sie mit Plackerfarbe auf das steinerne Fundament einer zerfallenen Gruft gemalt hatte. Genau wie es die Tradition der schwarzen Magie verlangte, zeigte die Spitze auf die Beschwörerin und jeder Zacken zierte die Zahl Sechs.
Anna war zufrieden. Sie beherrschte die okkulten Zeichen im Schlaf. Ihr halbes Leben, also seit 9 Jahren, beschäftigte sie sich schon mit Wicca - dem Hexenkult.
Nein, vielmehr als das: Sie war eine leibhaftige Hexe.
All jene Zauber die bei andere gerade mal zum Partygag taugten, wurden durch ihre Worte Wirklichkeit. Was schon zur Sprengung mehr als einer Party geführte hatte - im wahrsten Sinne des Wortes.
Einen Moment lang konzentrierte Anna sich. Sie holte einmal tief Luft und hob die Hände zum Nachthimmel. Dann drang aus ihrem tiefsten Inneren die Formel:

Welt offenbare dich meiner
Lüfte den Schleier des schönen Scheins
Und öffne den Schlund des Abgrunds
Aus dem Feuer und Flamme speien
Tor zur Hölle öffne dich!​


Zunächst passierte gar nichts. Die Szene blieb von der gleichen Grabesruhe die über dem gesamten Friedhof lag.
Anna zweifelte einen Augenblick lang schon an ihren Hexenkünsten. Doch plötzlich wurde es ungewöhnlich warm, selbst für die Sommerzeit. Für mehr Gedanken blieb der jungen Hexe jedoch keine Zeit. Denn dann öffnete sich schon direkt vor ihren Augen das Tor zu Hölle!
Mitten in die Luft wurde eine flammende Kerbe geschlagen. Der feurige Riss wuchs immer mehr an, bis er über zwei Meter lang war. Worauf er plötzlich wie von zwei mächtigen Geisterhänden auseinandergerissen wurde. So weit, dass am Ende die schmale Öffnung zu einem breiten Flammenportal geweitet war.
Ein Ring aus Feuer durch dem der feuerblutrote Horizont der Hölle entgegenschien. In dessen flimmernden Ferne schwarze Vogelscharen über dunkle Kraterlandschaften kreisten.

Die Ankunft

Aber wo war bloß ihr >>Schätzchen<<?
Anna wurde nun doch langsam ungeduldig. Schließlich konnte jeder vorbeischwirrende Höllenbewohner das Tor passieren.
Doch da! Was war das?
Etwas was Anna bislang nur für ein besonders großes Exemplar der hässlichen Vögel gehalten hatte, erregte nun ihre Aufmerksamkeit.
Mit jedem Meter den das Flugobjekt näher kam offenbarte es mehr und mehr menschliche Konturen. Außer natürlich das große Paar Fledermausschwingen auf dem Rücken.
Ja!
Jetzt erkannte sie auch einen blonden Schopf, ein Hawaiihemd und eine kakigrüne Armeehose! Kein Zweifel, da kam ihr >>Schätzchen<< auf ledernen Schwingen geflogen.
Sie begann zu jubeln, sprang freudig auf und ab und rief laut seinen Namen: >>Beelzebub! Beelzebub!<<
Ein paar kräftige Flügelschlägen später, flog ein blonder Jüngling durch das Höllentor - direkt in Annas weitgeöffnete Arme.
Anna konnte sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte mal so glücklich gewesen war. Endlich hielt sie Beelzebub, ihr >>Schätzchen<<, wieder in ihren Armen. All die Einsamkeit, mit einmal fortgespült durch eine Flutwelle aus Glück.
Es folgte ein langer und leidenschaftlicher Kuss.
>>Ich bin im Himmel.<<, sagte Anna mit noch geschlossenen Augen.
>> Das will ich nicht hoffen.<<, erwiderte Beelzebub und setzte sein spitzbübisches Grinsen auf. >>Die Dinge, die ich heute Nacht mir dir vorhabe sind im Himmel verboten.<<
>>Das nehme ich als Versprechen, Schätzchen.<<
Annas Antwort war für die beiden Turteltauben das Zeichen zum Abflug.
Beelzebub ließ seine Flügel verschwinden, legte den Arm um Anna und wollte den Schauplatz seiner Ankunft schon verlassen, bis ihm das Höllentor einfiel.

Bluthunde


>>Kleine, das Tor. Ich hätte es ja fast ganz vergessen zu schließen.<<
>> Na dann, aber schnell, Schätzchen. Nicht das wir morgen aufwachen und ganz Finsterheim sieht aus wie deine Heimat. <<
Der Teufelssohn drehte sich um und ging zu dem Flammenportal. Die letzten sehnsüchtigen Blicke schenkte er den brennenden Landschaften seiner Heimat. Dann schloss er mit nur einer Handbewegung das Tor und wandte sich ab zum gehen.
Doch dazu kam es nicht! Denn kurz bevor das Tor sich ganz schloss rissen es zwei monströse Klauen aus der Hölle wieder auf!
Anna wollte noch schreien, als einer der Greifer nach ihrem >>Schätzchen<< langte. Doch die Klauenhand riss Beelzebub so schnell wieder in die Hölle, wie er ihr entflogen war. Alles was von dem Tor dann noch blieb, war ein verglimmender Funke.
Aus der Traum?
Nur langsam sickerte die schmerzliche Wahrheit in das Bewusstsein der jungen Frau. Eben noch besaß sie alles Glück der Welt und nun war es ihr mit einem Schlag wieder genommen. Fassungslos näherte sie sich der Beschwörungsstelle.
Sollte es das etwa gewesen sein?
Aber plötzlich glühte der schwache Funken erneut auf! Gleich einem Stern! Der darauf sofort in einer grellen Supernova explodierte!
Für einen Moment wurde die Nacht auf dem Friedhof zum Tag.
Als das grelle Licht verschwand stand das Höllentor wieder weit offen! Und nur ein paar von Annas schnellen Atemzügen später spuckte es sogar Beelzebub wieder aus!
Allerdings kam er nicht allein.
Ihr >>Schätzchen<< ritt lautschreienden auf einem karminsimsroten Dämon aus der Hölle. Es war ein wahrlich fettes Wesen was Beelzebub da bei den Hörnern gepackt hatte: Mit einem gewaltigen Bauch, speckigen Gliedmaßen, langen Stierhörnern und einem kleinen Stummelschwanz.
Wild schlug der massige Riese um sich und versuchte seinen unliebsamen Reiter abzuschütteln. Beelzebub hingegen schien dieser Höllenritt sogar Spaß zu machen. Bis zu dem Punkt an dem der wutentbrannte Dämon den Möchtegerncowboy zu fassen bekam und mit einer Hand auf dem Boden festnagelte.
Das riss Anna endlich aus ihrer Trance. Sie erhob die Hände zum Himmel und konzentrierte sich. Wie immer konnte sie sich auf ihre Elementarmagie verlassen. In kürzester Zeit war eine dunkle grollende Gewitterwolke über dem Friedhof aufgezogen.
Die Wolke verkörperte all den Zorn, den die Hexe gegen den Angreifer ihres >>Schätzchens<< hegte. Das Unheil ahnend blickte dieser zu der gewaltigen Wolke auf.
Genau in diesem Moment schoss ein blauer scharfgezackter Blitz aus der Wolke! Mit einem lauten Zischen versenkte er den Stummelschwanz des Dämons. Der laut jaulend aufsprang, über den Rasen rollte und unter ohrenbetäubenden Wehklagen die verbrannte Stelle umklammerte.
Weiter kam Anna nicht das weitere Kampfgeschehen zu verfolgen. Denn wie auf Knopfdruck schoss ein Schwarm von kreischenden Harpyien durch das Portal. Die hässlichen Vogelweiber waren eine Mischung aus dreckigen Aasgeiern und gekrümmten Frauenleibern. Ihre grauen Schwingen trugen sie schnell hoch über den Friedhof. Von wo aus sie mit einem gellenden Schrei wieder hinabstießen, um sich mit ihren scharfen Krallen auf Anna zu stürzen.
Diese fing daraufhin an so schnell zu laufen wie ihre Beine nur konnten. Allerdings zu spät.
Die Harpyien packten ihr Opfer und rissen es mit in den Nachthimmel. Schon auf den Weg dahin bekam die Hexe die Krallen der stinkenden Vogelweiber zu spüren. Sie wurde regelrecht in der Luft zerfetzt und dabei noch bespuckt und angekeift.
Anna wusste es gab für sie nur eine Rettung: Die Gewitterwolke...

Zur Hölle


Beelzebub wich derweil den gewaltigen Schlägen von Asmoday aus. Um dann mit seinen Klauen blitzschnelle Gegenattacken zu starten. Wobei er den stiernackigen Dämon drei - sogar viermal erwischte.
Ohne Erfolg - die Schläge blieben wirkungslos in der Hornhautrüstung des Riesen stecken.
Und er konnte ihm nicht ewig ausweichen.
Genau als ihm dieser Gedanke durch den Kopf schoss geschah es!
Ein heftiger Schwinger traf ihn mit der tödlichen Schärfe einer Sense. Die Klauen trennten dem Getroffenen sauber den Arm ab und schnitten ihn fast in zwei Hälften.
Rotes Blut schoss sofort in einer meterhohen Fontäne aus dem Armstumpf. Auch dort wo einmal die Rippen saßen spie der Körper den Lebenssaft literweise aus.
Röchelnd schleppte sich Beelzebub auf das Höllentor zu.
>>Nun sieh dir diese Sauerei an.<<, grollte Asmoday und spuckte verächtlich auf sein vor ihm kriechendes Opfer. >> Wieso nur bist du so undankbar, Beelzebub? Hat dein liebender Vater nicht wirklich alles für dich getan? Nutten, Drogen, Schlachten - wonach kann es dem Herz eines halbstarken Teufels wie dir denn noch begehren?<<
>>Du verstehst das nicht, Asmoday. Ich liebe meinen Vater über alles und ehre ihn. Aber wenn ich ein Dämon werden will, muss ich meine eigenen Entscheidungen treffen. Und meine Entscheidung heißt Anna.<<
>>Pah! Lächerlich! Du meinst das Flittchen das ich an die Harpyien verfüttert habe? Mein Junge, such dir lieber eine anständige Braut aus der Hölle. Mit Flügeln, einem Schwanz und riesigen Titten. Ich werde dich jetzt wieder mit in die Hölle nehmen. Und dort bekommst du neben deiner Strafe auch anständigen Fick. Das sollte dir den Kopf klären.<<
>>Ach ja?<<, fragte Beelzebub in einem höhnischen Tonfall.
Er hatte seine Position vor dem Höllentor erreicht. Mit aller verbleibender Kraft kam sein Körper zumindest wieder auf die Knie.
Das musste reichen.
Beelzebub blickte den auf ihn zustapfenden Widersacher heraufordernd in die glutroten Augen.
>>Wer will es mir den besorgen? Etwa du, Fettwanst? Oder soll der Fick mit dir meine Strafe sein?<<
Als Beelzebub das vor Wut platzende Gesicht von Asmoday sah, wusste er, dass es geklappt hatte.
Der cholerische Dämon stürzte sich mit einem Urbrüllen auf den Schänder seiner Ehre. Kein Zweifel, die rechte Hand Satans wollte ihn wie ein D-Zug mit in die Hölle reißen.
Jedoch löste sich Beelzebubs Körper in Gedankenschnelle zu grünen Nebel auf.
Einer seiner besten Tricks!
So schoss die rote Fleischkugel geradewegs durch ihn hindurch und fiel laut fluchend durch das Höllenportal!
Schnell manifestierte sich Beelzebub wieder zu fester Gestalt. Der Teufelssohn kehrte aus dem Nebelreich immer unversehrt zurück. So brauchte es nur einen Wink mit seiner neuen Hand und das Höllentor schloss sich augenblicklich wieder.
Das war’s! Er hatte gewonnen - vorerst.

Glücks-Fall


Beelzebub wollte seinen Sieg schon bejubeln. Bis er merkte das Anna fehlte.
Was hatte der Fettsack gesagt? Die Harpyien hatten sie zerfetzt?
Heiß und kalt lief es dem Liebhaber den Rücken hinunter. Verzweifelt suchte er seine Geliebte. Die Aussagen seines Erzfeindes halten als dumpfes Glockengeläut in seinem Kopf wieder.
Sollte es wahr sein? War Anna tot?
Ihr Köper war nirgendwo auf dem Friedhof zu sehen. Doch die allgegenwärtige Präsenz des Todes begrub seine Hoffnung darauf sie lebend zu finden.
Verzweifelt fiel Beelzebub auf die Knie. Im Kampf mit seinen Feinden war er tödliche verwundet worden: Sein Herz war zerbrochen.
Gerade als er dem Nachthimmel seinen Schmerz klagen wollte, ertönte ein gewaltiger Donner in der schwarzen Wolke über ihm. Worauf das dunkle Luftschloss von einem gewaltigen Blitzgewitter erhellt wurde. Aus plötzlich aufflimmernden Lichtern schossen blaue Blitzstrahlen im Zick-Zack-Kurs durch die Luft, um mit einem noch grelleren Leuchten zu verschwinden.
Das ganze Spektakel dauerte nur ein paar Herzschläge lang. Dann wurde es wieder dunkel und es regnete verkohlte Federn.
Beelzebub grübelte noch über das ganze Schauspiel nach, da spuckte die Wolkenmasse ein heftigzappelndes Objekt aus, dessen Gekreische immer lauter wurde, je weiter es fiel.
Geistesgegenwärtig sprang der Teufelssohn hoch in die Luft. Mit einem Freudenschrei fing er sein fallendes Weib auf und erwürgte ihre Schreie, sicher am Boden gelandet, mit einem langen Kuss.
>>Los Kleine, lass uns endlich die Kurve kratzen und bei dir zu Hause ein wenig Holz in den Ofen schieben.<<, entgegnete Beelzebub auf den ihn anhimmelnden Blick der Geliebten in seinen Armen.
Gesagt - getan.
 
Hmm... gut, B-Movie, aber mir für meinen Geschmack immer noch etwas zu sex-lastig, aber egal... wenn schon Hölle, dann richtig :D

Aber von vorne: Ich habe an vielen Stellen herzhaft lachen können, du hast offenbar einiges an Geschick, Szenen schmerzhaft komisch darzustellen. (Wenn ich nur an den übergewichtigen Drachen denke :rolleyes: ) Schon alleine die Vorstellung, wie ein Blitz den Stummelschwanz so eines "Drachen im Speckmantel" versengt, während auf ihm der Sohn des Leibhaftigen in BW-Hosen und Hawaihemd Rodeo reitet :ROFLMAO: amüsant...

Die einzelnen... "Kurzüberschriften" (z.b. "Glücks-Fall" ) finde ich, sind Geschmackssache... sie lockern natürlich so einen Text durchaus etwas auf und machen ihn leichter zu lesen, lassen aber auch schon grob erahnen, in welcher Richtung sich die Story weiterentwickeln wird, und das kann auch einiges an Spannung rausnehmen... naja, solange man nicht sowieso schon erahnen kann, wie die Story ausgeht, wir reden hier ja nicht von einem verschachtelten Krimi, sondern von einer absichtlich seicht gehaltenen Story-Line, um so die Gags noch einmal zu betonen.

Alles in allem aber recht gelungen. Nicht unbedingt der Stoff, den ich sonst lesen würde, aber durchaus eine Abwechslung hier im Kurzgeschichtenforum, vielen Dank :)

Ob ich allerdings die Ausdauer hätte, einen ganzen ROMAN solcher Literatur zu lesen bezweifle ich stark... dafür finde ich nicht diese Geschichte, sondern das gesamte Metier zu monoton und abwechslungslos... :nixwissen:
 
Alles in allem aber recht gelungen. Nicht unbedingt der Stoff, den ich sonst lesen würde, aber durchaus eine Abwechslung hier im Kurzgeschichtenforum, vielen Dank :)

Ob ich allerdings die Ausdauer hätte, einen ganzen ROMAN solcher Literatur zu lesen bezweifle ich stark... dafür finde ich nicht diese Geschichte, sondern das gesamte Metier zu monoton und abwechslungslos... :nixwissen:


Herzlichen Dank für deine Kritik:)) . Ja, die Geschichte vereint viele Punkte die >>gewöhnungsbedürftig<< sind, unter anderem die Zwischenüberschriften, welche beim Schreiben allerdings ungemein helfen und ich dachte um das ganze kürzer und knackiger zu gestalten, seien sie nicht schlecht.

Ich werde hier mal das zweite Kapitel hineinsetzen, wo sich auch langsam die Handlung aufbaut und die Dialoge stattfinden und wenn du noch mal die Energie haben solltest es zu lesen, dann wäre ich dir sehr verbunden, weil ich dann gespannt bin, ob du es immer noch als monoton erachtest .

P.S.: Das gilt natürlich auch für alle anderen - ich brauche unbedingt Kritik, ob gute oder schlechte ist dabei total egal:) .
 
Tja, hier das Fortsetzungskapitel zum ersten Kapitel - vorsicht: EXPLICT CONTENT AND EXPLICT LYRICS - Wagemutige mögen vielleicht ihren Spass haben. Kritik, Lob und Anregungen immer erhofft:)) .



Engel und Teufel



Heilige und Sünder


>>Wach auf Anna - Kind Gottes.<<
Mit einmal fiel all die Müdigkeit von Anna ab. Sie schaute zu einer blauglühenden Gestalt direkt über ihrem Kopfende auf. Ihr weißes Gewand war über und über mit hebräischen Schriftzeichen bestickt und das bleiche Gesicht wies trotz des muskulösen Körpers feine knabenhafte Züge auf. Der Eindruck der Reinheit und Jugend wurde noch zusätzlich durch die langen blonden Haare des Wesens unterstrichen sowie natürlich durch das ausweisendste Zeichen seiner Art: die weißen Engelsflügel.
>>Azrael<<, freute sich Anna.
Das nackte Mädchen rappelte sich auf und sprang dem Todesengel direkt in die Arme. Dieser fing sie gezwungenermaßen auf, kam aber dadurch bei seinem Balanceakt auf der Bettkante gehörig ins taumeln.
>>Sei doch vorsichtig, Kind! So zu balancieren ist schwieriger als es aussieht!<<, ermahnte Azrael das sorglose Mädchen im gestrengem Ton.
>>Schön das du mich zu Hause besuchen kommst.<<, wischte Anna einfach die Einwände ihres Freundes beiseite. >> Es ist mir auch einfach zu dumm, dich immer in der Kirche zu besuchen. Du weißt ja, die Schicksen mögen mich da nicht.<<
>>Hüte deine Zunge Kind - du redest schlecht Zeugnis über die Ordensschwestern. Das ist Sünde!<<
>> Ach, Azzi - du weißt das sie mir giftige Blicke zuwerfen und hinter vorgehaltener Hand tuscheln.<<
>>Nun ja - zugegeben ihre Worte sind unrein, aber vielleicht sind sie soviel...<<, Azrael unterbrach und suchte nach Worten, während Anna ihn erwartungsvoll ansah.
>>Vielleicht sind sie soviel...Offenheit nicht gewohnt.<<, schloss der Engel des Todes den Satz vorsichtig ab.
>>Ach, du meinst nur weil ich diese weitausgeschnittenen schwarzen Kleider trage?<<
>>Auch deine Sprache ist unzüchtig, mein Kind.<<
>>Azrael - ich habe dich lieb, aber manchmal redest du wirklich Scheiße. Du musst nämlich wissen eigentlich bin ich ein sehr schüchterner Mensch.<<
Der Engel warf einen verwirrten Blick auf den splitternackten Körper des Mädchens und kommentierte nur trocken: >>Das sehe ich.<<
>>Sagt mal, wie wirkt das eigentlich auf euch Engel?<<
>>Bitte?<<
>>Na ja...<<, Anna setzte ein verführerisches Lächeln auf. Sie nahm ihre beiden handgroßen Brüste, drückte sie aneinander und fragte geradeheraus: >>Findest du zum Beispiel diese Titten geil?<<
Vor Schreck ließ Azrael Anna zurück auf das Bett fallen, wo sie weich neben dem noch immer schlafenden Beelzebub landete.
>>Du solltest dich was schämen, Menschenkind!<<
>>Ach, stell dich nicht so an.<<, griente Anna den Todesengel an.

Schlechte Nachrichten


>>Ich bin nicht hier um mir deine unzüchtigen Streiche gefallen zu lassen, ich bin hier wegen ihm.<< Azrael nickte in Richtung des selig schlummernden Beelzebubs.
Die junge Hexe legte bei der kalten Geste des Engels sofort schützend ihre Hand auf den nackten Körper ihres >>Schätzchens<<.
>>Was ist mit ihm?<<, fragte sie mit weitgeöffneten Augen.
>>Mein Kind, du hast dir den Sohn des Teufels ins Haus geholt. Dir ist doch bewusst, dass diese Tat nicht ohne Flogen bleiben wird? Die höllischen Heerscharen sind bereits auf der Suche nach ihm.<<
>>Sei versichert Azrael, dass ich alles tun werde um Beelzebub zu beschützen. Meine Macht hier auf Erden ist groß und dieses Haus betritt nur dem ich dies gewähre.<<
>>Glaubst du etwa aus der Hölle werden nur Plagegeister steigen? Dämonen, Teufel, Untote - alle sind sie hinter ihm her. Satan hat seine rechte Hand Asmoday mit der Suche beauftragt, ihm untersteht die satanische Armee.<<
>>Phhööö<<, gab sie Hexe nur stur zur Antwort. >>Was erzählst du mir das alles Azrael? Du weißt, dass ich niemals von Beelzebubs Seite weichen werde. Ich liebe ihn.<<
>>Natürlich.<<, stellte der Engel nicht ohne Verbitterung in der Stimme fest.
Ein Moment des Schweigens trat ein.
Anna strich ihrem Helden sanft über die blonden Haare und betrachtete ihn eingehend mit ihren leuchtenden Augen.
>>Es ist nur so, dass...<<, setzte der Gottesbote an.
>>Ja...?<<, fragte Anna abwesend in die Betrachtung Beelzebubs versunken.
Azrael schienen bei diesem Anblick die Worte zu fehlen.
Die Bindung dieser zweier Wesen steht auf so wackligen Säulen und doch war ihre Liebe so stark, dass sie selbst dem heftigsten Sturm trotzen wollten. Meine Botschaft wäre jedoch ein wahrer Weltensturm...
>>Ja, was ist denn...?<<, fragte sein Schützling nochmals halb zu ihm gewandt nach.
Wie sollte er ihr sagen, dass der Himmel ein Abkommen mit der Hölle hatte? Wie sollte er ihr sagen, dass Satan für diesen Waffenstillstand eintrat? Wie sollte er ihr sagen, dass Satan die Suche nach Beelzebub so schwächte, dass er eine leichte Beute für seine Feinde war? Wie sollte er ihr sagen, dass es mit einem neuem Höllenfürsten Krieg geben würde?


Schutzengel


>>Ach nichts, mein Kind.<<, log der Engel. >>Nichts was jetzt noch von Bedeutung wäre.<<
Ein wenig misstrauisch blickte Anna sich zu ihrem Freund um und schaute ihm direkt in seine weißen Augen.
>>Wirklich?<<, hakte sie nach.
>>Nun ja...außer das du wissen solltest, dass ihr zwei meinen Segen habt und ich euch immer beschützen werde.<<
Anna schaute zunächst fassungslos in das Gesicht von Azrael. Und schon im nächsten Moment sprang sie den Todesengel mit Tränen in den Augen an den Hals und küsste ihn stürmisch auf seine kühle Wangen.
>>Ist ja gut, Kindchen.<<, versuchte Azrael sie zu beschwichtigen, aber erst nach einer festen Umarmung ließ sich sein nackter Schützling wieder auf das Bett setzen.
>>Dafür bist du mir aber einen Gefallen schuldig.<<
>>Jeden!<<, versprach die sichtlich gerührte Anna hoch und heilig.
Azrael stieg von der Bettkante. Mit ein paar Schritten war er wieder an dem weitgeöffneten Fenster durch das er gekommen war, dann drehte er sich noch einmal zu Anna um.
>>Ab heute liegen meine Auge wachsamer als jemals zuvor auf euch. Also, um Gottes Willen, sündigt bitte nie wieder so heftig wie diese Nacht. Ach, und zieht euch das nächste mal gefälligst was an, wenn ich euch besuche.<<
Anna konnte sich ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen.
Dann sprang der Todesengel mit einem Satz in die Mondnacht, entfaltete seine im Licht silbrigglänzenden Flügel und flog davon.

Trautes Heim


Beelzebub erwachte in einem wuchtigen alten Bauernbett.
Der Teufelssohn schaute an eine dunkelblaue Decke, die über und über mit goldenen Sternen beklebt war. Langsam ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen: Er sah bunte Poster von Vampiren an den Wänden hängen, verschiedenste Drachenskulpturen auf wachsüberlaufenden Regalen stehen und allerlei mythische, okkulte und religiöse Symbole die den Raum zierten.
Gequält langsam erhob der Teufelssohn sich aus den noch warmen Daunenkissen, schlurfte wie ein geschlagener Hund zur wuchtigen Zimmertür, öffnete sie und ging hindurch. Er trat in eine kleine spartanisch eingerichtete Küche aus Eichenholz. Neben der Küchenzeile gab es noch einen großen Kühlschrank, ein Küchenregal und zwei Stühle die um einen gedeckten Tisch standen. Auf dem Tisch standen, neben zwei Tellern, dampfender Kakao, frischer Aufschnitt und mehrere Marmeladengläser.
Die Haustür am anderen Ende der Küche öffnete sich und Anna trat ein. Ihre schwarzen Haare waren zu einem Zopf gebunden, ihr schwarzes Oberteil war schlicht und die gleichfarbige Schlaghose aus Kort verlieh ihrem Auftreten sogar etwas sehr robustes.
Die junge Hexe konnte sich ein Schmunzeln beim dem Anblick ihres splitterfasernackten >>Schätzchens<< nicht verkneifen.
>>Na - wie ich sehe habe ich dir letzte Nacht ja doch nichts abgebissen.<< Sie warf die Brötchentüte in ihrer Hand auf den Tisch, machte ein paar Schritte auf Beelzebub zu und umarmte ihn. Begierig glitten ihre Finger über seinen leicht muskulösen Körper. Fast schon züchtig berührte der Teufelssohn sein Mädchen bloß an den Hüften. Schließlich kam zum Spiel der Hände das Spiel der Zungen dazu.

Schule


>>Ich könnte ewig so weitermachen...<<, seufzte Anna genusstrunken.
>>Wieso tun wir es nicht einfach, Kleine?<<
Nochmals küsste das Paar sich innig, bis die junge Frau den Zeigefinger an die Lippen ihres Liebhabers legte, um sich einen Moment vor den feurigen Küssen zu retten.
>>Weil du heute noch zur Schule musst.<<, ließ sie die Bombe platzen.
Beelzebub war zunächst wie versteinert. Nur langsam fand er die Sprache wieder.
>>W...was?<<, stotterte er nur fassungslos.
>>Ja, ich habe dich an der Steiner-Real und Hauptschule angemeldet.<<
>>Warum hast du das bloß getan...?<<
>>Ganz einfach Schätzchen, du brauchst eine bürgerliche Identität. Du kannst dich in dieser Wohnung nicht ewig verstecken und der erste Schritt in dein neues Leben ist das Besuchen der Schule - so wie alle anderen Jungs in deinem Alter auch.<<
>>Ich bin tausend von Jahren alt, vergiss das nicht, Kleine! Außerdem hättest du mich fragen sollen! Mir wäre schon etwas eingefallen um mich zu tarnen...<<
>>Das ist ja jetzt nicht mehr nötig, Schätzchen. Am Montag, den 10.07.2004, um 10:00 Uhr erwartet dich deine neue Klasse in Raum 13. Also, genau heute.<<
>>Um 10:00 Uhr schon...!!!<<, schrie Beelzebub auf und warf einen gehetzten Blick zur Küchenuhr, welche schon 9:15 zeigte.
>>Ich wollte es dir gestern nicht mehr sagen Schä...<<
>>Du hättest es mir auch heute nicht sagen brauchen! Denn ich werde nie und nimmer zur Schule gehen! Niemals! Ich bin der Sohn Satans, der Prinz der Hölle - verdammt noch mal!<<, tobte Beelzebub.
>>Ja, und?<<, war Anna alles was zu dem Theater ihres Freundes einfiel.
>>Kleine, ich habe meinen gottverdammten Stolz. Du glaubst doch nicht, dass ich mich in einen Raum voller pickliger Pubertierender setze und mich von so einer uralten Krähe vollkrächzen lasse? Das ist ja schlimmer als die Hölle!<<
>>Stell dich nicht so an! Während ich im Kindergarten die kleinen Racker unterhalte, musst du deinen faulen Hintern nur in die Schule schwingen und dich berieseln lassen.<<
>>Anna, du stellst dir das alles aus dem Blickwinkel einer dieser kleinen Selbstbefriediger vor. Bei Satan, sieh mich an Schätzchen: Sehe ich wie einer von diesen Wichsern aus? Nein - und weißt du warum nicht? Weil ich ein gottverdammter Haifisch bin, den du ins Aquarium zu den Baby-Seerobben sperren willst!<<

Machtfrage


Anna stemmte die Hände in die Hüften und schaute Beelzebub mit übertriebener Ernsthaftigkeit an und spottete: >>Oh, da habe ich ja wohl einen ganz gefährlichen Fang gemacht?<<
>>Eben<<, antwortete der Teufelssohn nur trotzig. Seine Arme waren verschränkt und sein Blick wanderte in die Ferne.
>>Ich bin eine Frau, Schätzchen.<<,
>>Ja, und?<<
>>Gut, dann sollte mein kleiner Teufelsbraten mal darüber nachdenken, wie schnell er vom großen Hengst zum kleinen Wichser werden kann.<<
Beelzebub schaute Anna an, als ob sie ihn mit einer tödlichen Waffe bedrohen würde und stammelte nur: >>Das würdest du nicht wagen...<<
>>Ich bin eine Frau Schätzchen. Meine Lust kann ich entzünden wie eine Kerze, ich kann die Flamme aber auch wieder löschen.<<
Nicht mehr als ein Schatten war der Teufelssohn, als er sich auf Anna stürzte. Plötzlich manifestierte er sich vor ihr und drückte sie an die Küchenwand. Er nagelte mit seinen Händen ihre Arme mühelos gegen den Stein. So verharrten Fänger und Gefangene einen Moment lang schweigend, doch ihre Blicke sprachen Bände.
>>Ich könnte mir einfach nehmen was ich will.<<, flüsterte Beelzebub ihr in einem drohenden Unterton zu.
Annas Blick wurde entgegen der Drohung nur herausfordernder und sprach:>> Versuch es doch, Schätzchen. Es wird kalt sein, so als ob du einen Eisblock fickst.<<
Abermals wurde der Streit des Paares über die Augen ausgefochten und stille Minuten verstrichen während der stumme Kampf um die den Sieg tobte.
>>Wenn ich das für dich tue...<<,brach Beelzebub das Schweigen und fuhr fort:>>...und wirklich dieses verfluchte Hurenhaus betrete - Tag für Tag - was bist du mir dann bereit zu geben, Kleine?<<
Der Teufelssohn kam seinem Opfer noch näher und leckte ihm in einer fließenden Bewegung über den Hals. Zunächst ließ es Anna nur widerspenstig zu, aber die Zunge ihres Bedrängers schmolz ihren Wiederstand nach und nach.

An den Eiern


Leicht erregt begann die junge Hexe stoßweise zu atmen.
>>Was bekomme ich denn dafür?<<, setzte Beelzebub entschieden nach wie ein Raubtier seiner verwundeten Beute.
Anna antwortete nicht - sie schien mehr mit den aufkommenden Wogen der Lust in ihr zu kämpfen.
>>Weißt du was ich will?<<
Anna schüttelte nur sinnesverloren den Kopf.
>>Ich will das du mein bist. Ganz gleich wo, werde ich mir nehmen was ich will, selbst wenn deine ganze Spießergemeinde uns zuschaut. Wir werden wie Hunde sein.<<, forderte der Sohn des Teufels von dem jungen Mädchen.
Anna antwortete nicht.
Entgegen ihrer Bekundungen war sie nun ganz ihren Gelüsten ausgeliefert. Das in ihr brennende Feuer wurde noch weiter angefacht als Beelzebub mit einem Ruck den Pullover zerriss. Seine eine Hand grabschte ihr gierig unter das schwarze Top an die Brust, seine andere drückte sie weiter gegen die Wand.
Allerdings je rabiater die Behandlung wurde, um so lauter wurden Annas Lustseufzer.
>>Hast du das verstanden, Kleine?<<
Alles was die Hexe in ihrem lustversunkenen Zustand noch zu tun vermochte, war eine undeutliche Antwort zu säuseln.
>>Was, Kleine?<<, fragte Beelzebub noch mal nach.
Mit einmal schien alle Lust bei Anna wie verflogen und sie brüllte ihn zornig an: >>Ich sagte, du hast sie ja nicht mehr alle!<<
Mit diesen Worten griff sie ihrem >>Schätzchen<< plötzlich zwischen die Beine und drückte zu!
Beelzebub wäre vor Schmerz fast wie ein Sack Reis umgefallen, wenn er seine Qual damit nicht nur vergrößert hätte. So blieb dem Teufelssohn nichts anderes über als mit schmerzverzerrten Gesicht sein Leid zu klagen.
>>Lass dir nur eines gesagt sein mein Schätzchen...<<, sprach Anna mit engelsgleicher Sanftheit. >> Dieser Moment steht für unsere gesamte Beziehung: Ich habe dich bei den Eiern. Wenn du mich lieben willst, dann werde ich dich lieben, mit all der Liebe die eine Frau zu geben vermag. Solltest du aber versuchen von mir Besitz zu ergreifen, werde ich dich ohne mit der Wimper zu zucken den Heerscharen der Hölle ausliefern, ich bin schließlich eine Hexe, kein Mann hat mir zu befehlen und sei es der Sohn Satans.<<
Kaum hatte die junge Frau ihrem Liebhaber die Leviten gelesen, entließ sie ihn aus ihrem schmerzhaften Griff.
>>Du dumme...<< war alles was der vor Schmerzen gekrümmte Beelzebub herausbekam.
>>Na, na, na - so erlangst du nie Eintritt den tiefsten Garten und musst wie ein dummer Junge vor den geschlossenen Toren stehen bleiben.<<
Beelzebub schwieg.
Sein Gesicht war nur eine gefrorne Maske aus kalter Wut, seine Augen hingegen loderten so feuerrot wie tausend Höllen.Doch Anna strahlte unbeeindruckt über beide Wangen und trällerte fröhlich: >>So und nun hurtig, hurtig - die Schule fängt bald an. << Wobei sie ihm noch schulmeisterlich einen Klaps auf den Hintern gab, bevor sie sich endgültig abwandte.
 
Tja, ich setzte mal einfach fort: Beelzebub muss in die Schule, lernt neue Menschen kennen und zunächst einmal hassen;) . Aber lest selbst...



Erster Schultag



Ein Hai


Beelzebub war wütend - sehr wütend.
Mit stampfenden Schritten marschierte er über den Schachbrettmusterflur der Steiner-Realschule. Seine wasserstoffblonden Haare waren zu einer wilden Ansammlung mehrerer Stacheln toupiert. Sein Hawaii-Hemd trug er weit über den Oberarm gekrempelt, an den Fingern hingen dicke Eisenringe und seine Armeehose samt den passenden Militärstiefeln verliehen seinem kriegerischen Auftreten den letzten Schliff. Sein Gesicht war eine eiskalte Maske - sein Blick hingegen ließ in flammende Schlünde blicken.
Die Schwärme von Mittelklasseschülern teilten sich schleunigst vor dem auftauchenden Hai.
Jeder Nachzügler wird zu Fischfutter verarbeitet - schwor sich Beelzebub. Er brauchte ein Ventil für seine angestauten Aggressionen. Vor seinem geistigen Auge tauchte immer wieder das Bild seiner schändlichen Demütigung auf und der Schmerz zwischen seinen Beinen sorgte dafür, dass sie sich in sein Gedächtnis einbrannte.
Warum habe ich Anna nicht einfach eine gelangt?
Eine Frage die sich Beelzebub nicht so recht beantworten konnte, sein Respekt vor Frauen spielte wohl kaum eine Rolle.
Weshalb dann?
Sicherlich besaß die Hexe magische Kräfte - doch musste mehr in ihr schlummern, um den Sohn Satans in Schach halten zu können.
Wie auch immer - ich finde schon ein anderes Opfer.
Mit diesem Gedanken im Kopf schaute sich der Sohn des Teufels um.
Zunächst boten sich ihm da zwei schwarze Plastiktonnen am Fluresrand an. Zwei beherzte Tritte und die Behälter flogen laut poltern über den Gang, wobei sie ihren Inhalt über den ganzen Boden verstreuten.
Doch das war dem Krawallmacher bei weitem nicht genug.
Mit einem Schlag fegte er einem brilletragenden Verlierertypen die Bücher aus der Hand. Alles was auf diese offene Provokation folgte war eine schüchterne Beschwerde.
Die Schüler verwandelten sich in Beelzebubs Augen zu wehrlosen Zielen seiner Wut.
Menschen waren ja so schwach!
Schon hatte der Teufelssohn ein anderes Opfer im Blick: Eine Rastazöpfe tragende Flohfarm wandelte da vor ihm. Durch nur eine Berührung mit seiner Fingerspitze fing einer der Zöpfe Feuer. Was dazu führte, dass das panisch kreischende Haarwesen wie Schmidts Katze über den Flur schoss und dabei eine stinkende Rauchfahne hinter sich herzog.

Raum 13


Gerne hätte Beelzebub noch weiter seiner >Frustabbau-Therapie< gefrönt - jedoch war er am Ziel seiner Alpträume angekommen: Sein Klassenzimmer.
Klasse 12 a stand da in schwarzen Lettern neben einer grauen Holztür auf der eine dicke 13 prangte. Langsam drückte Beelzebub die Messingklinke und öffnete die Tür.
Dahinter lag ein Raum der sich trotz des Alters um Freundlichkeit bemühte. Von den kotzgrünen Wänden bröckelte an einigen Stellen der Putz, die Tische und Stühle waren in einem Übelkeit beschwörenden Kaffeebraun gehalten und der graue Teppich zeichnete sich vor lauter Dreck als eine kleine Mondlandschaft aus. Die ganze Szene wurde von dem lieblosen Licht der gleichen Neonlampen wie auf dem Flur beschienen.
Beelzebub trat mit breitbeinigen Schritten ein und seine herausfordernde Blicke machten die Runde.
Es waren nur wenige Schüler anwesend, die meisten befanden sich noch in der Pause. Auf die wenigen Anwesenden traf das gleiche wie auf ihre Mitschüler auf dem Flur zu: Fischfutter.
Die Männer waren Hänflinge in zu weiten Hosen und Kapuzenpullovern - die Frauen mädchenhafte Waschbretter in zu engen Nylonhosen und zu kurzen Oberteilen. In all ihren käsigen Gesichtern spiegelte sich die geballte Dummheit des Bürgertums.
>>Ey - du!<<, ertönte es plötzlich hinter Beelzebub in einem russischen Akzent.
Mit einer bedrohlichen Langsamkeit drehte sich der Sohn des Teufels zu seinem Herausforderer um.
Vor ihm stand ein mittelgroßer junger Muskelprotz in einem weißen Muskel-Shirt und schwarzen Trainingsanzug, seine Haut war schneeweiß, die Haare und Augen jedoch erstrahlten in einem kräftigen Nussbraun. Als Krönung seiner klischeehaften Erscheinung trug er eine dicke Goldkette um den Hals, passend zu seiner protzigen Armbanduhr.
>>Wer bist du denn?<<, wollte der Russe wissen.
Dem Minensucher Beelzebub war diese Einladung nur all zu recht.
>>Das geht dich einen Dreck an.<<
Dem Russen fielen bei dieser Antwort beinah die Augäpfel aus den Höhlen, so weit riss er die Augen auf.
>>Ey Punk - bist du dumm im Kopf? Wenn ich mit dir fertig bin, bekommst du Beton an die Füße und ne Seebestattung.<<
Den Russen zu provozieren war eine einfache Rechnung die aufging - gleich würde er - Beelzebub - seinen Kampf bekommen.
>>Eine Seebestattung für dich wäre Umweltverschmutzung - ich werde dich nachher lieber an die Schweine verfüttern.<<
>>Was?!<<, brüllte der Beleidigte aus Leibeskräften und schwor: >>Ich mache dich platt!<<
Und mit diesem Schwur stampfte der Muskelprotz voller grimmiger Entschlossenheit auf den höhnisch grinsenden Neuen zu.

Raubtierbändigerin


>>Halt!<<, ertönte es messerscharf hinter den Streithähnen.
Worauf die zwei Kontrahenten wie angewurzelt stehen blieben und sich verwundert umsahen. Beelzebub war sich sicher das dieser knallharten Ton selbst Zerberus den Höllenhund zurückgepfiffen hätte.
In der Tür stand mit verschränkten Armen eine junge Frau, sie trug schlichte schwarze Kleider über ihrem schlanken hellhäutigen Leib, weshalb die rotblonde Löwenmähne aus ihrem Erscheinungsbild noch stärker hervorstach. Der Eindruck von Wildheit wurde zusätzlich von den etwas katzenhaften Gesichtszügen, den funkelnden grünen Augen und ebenso von all dem Metall in Form von exotischen Silberringen an ihren Händen und Ohren unterstrichen.
>>Ich dulde keine Kämpfe in meinem Klassenzimmer! Jetzt schwingt eure Ärsche auf eure Plätze oder soll ich sie dahintreten?<<
Von den zornigen Worten der Lehrerin getrieben setzen die Streithähne sich langsam wieder auf ihre Plätze, ohne jedoch die Blicke voneinander zu nehmen.
>>Und für euch gilt das gleiche!<<, fuhr sie die glotzende Menge aus Schülern hinter sich an, worauf sie wie von einer unsichtbaren Peitsche getrieben auf ihre Plätze eilten.
Als alle saßen stellte sich die energische Lehrerin mit in die Hüften gestemmte Arme vor die Klasse.
>>So Klasse 12a - darf ich euch euren neuen Mitschüler...<<, sie schlug suchend ein paar Seiten auf dem Schreibtisch vor ihr auf.
>>Viktor<<, sagte Beelzebub und ergänzte: >>Viktor Morgenstern<<.
>>Ach ja...Viktor Morgenstern<<, wiederholte sie.
Beelzebub hasste seine neue Identität bis ins kleinste Detail, nur sein Deckname war treffend gewählt.
>>Tja Viktor, das war ja ein saumäßiger Auftritt. Wenn so was noch mal vorkommen sollte, mache ich ihnen die Hölle heiß - Herr Morgenstern.<<, warnte die Lehrerin Beelzebub, welcher sich aufgrund der Wortwahl ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen konnte.
Dann wandte sie sich seinen immer noch starrenden Widersacher zu und sagte: >> Das gleiche gilt für dich Georg! Und nun würde es mich glücklich machen, wenn du deine charmanten Blicke wieder mir schenken würdest.<<
Tatsächlich gelang es der jungen Frau mit ihren rauen Charme den Blick des Russen wieder auf sich zu lenken, worauf sie sich im Schneidersitz auf das Lehrerpult setzte, die Hände in den Schoß faltete und ihre ganze Aufmerksamkeit wieder Viktor widmete.
>>Also, Viktor - mein Name ist Mia Krause, ich bin schon 28 Jahre alt, aber du kannst ruhig Mia zu mir sagen. Ich bin deine Klassenlehrerin und unterrichte Sport, Mathe und Deutsch. Außerdem bin ich Vertrauenslehrerin, solltest du also ein Problem haben Viktor, sprich noch mal mit mir bevor du zum Teufel fährst. Meine Hobbys sind Musik, Tanzen, Gitarre und vor allem wilde Tiere...<<, wobei sie kurz einen wissenden Blick über die restliche Klasse schweifen ließ. >>Nun aber genug von mir, wie sieht es denn mit dir aus? Wie alt bist du genau? Wo kommst du her? Was sind deine Hobbys?<<

Der Neue


>>Ich glaube Frau Krause Viktor arbeitet am Wochenende als >Anbieter< auf dem Bahnhof...<<
Ein verhemmtes Gelächter ging durch die Klasse.
Der Teufelssohn fasste den Witzbold genauer ins Auge. Der Typ saß direkt neben Georg, er war von schlanker Gestalt, die durch seine weiten blauen Jeans und seinen roten Kapuzenpullover noch schlaksiger wirkte. Samt der Wollmütze auf dem Kopf, den gepolsterten weißen Turnschuhen, den klobigen Silberringen und der obligatorischen Goldkette um den Hals sprach sein Äußeres eine deutliche Sprache: HipHop. Sein rundes braungebranntes Gesicht erinnerte durch die hohen Wangenknochen an eine höhnisch grinsende Sonne, ähnlich wie in seinen strahlend blauen Augen ein unbändiger Schalk lag.
>>Halt die Klappe, Bastian.<<
Durch die Verwarnung der Lehrerin stellte Bastian das Reden aber nicht das Grinsen ein.
>>Also bitte - Viktor<<, forderte Frau Krause ihren neuen Schüler auf fortzufahren.
Dieser verdrehte daraufhin die Augen und schaute gelangweilt zur Decke.
Es legte sich ein abwartendes Schweigen über die ganze Klasse.
>>Bitte, bitte Viktor - nur ein bisschen - ich will hier keine Wurzeln schlagen, obwohl der Boden dazu geeignet wäre.<<
>>Wenn es denn sein muss...<, erwiderter Beelzebub entnervt. >>Also - mein Name ist Viktor Morgenstern und ich komme ursprünglich von seeeeehr weit unten, man könnte sagen aus dem metaphysischen Grauen...<<
>>Also, aus Bayern...?<<, fragte Frau Krause lächelnd nach.
>>Ja genau...<<, bestätigte der Teufelssohn entnervt.
>>Ja und...?<<
>>Was - und...?<<
>>Du wirst in deinem 18jährigen Leben ja wohl schon ein bisschen mehr getan haben - als auf deinem Hintern im >metaphysischen Grauen<, diesem kleinen Kaff in Bayern, gesessen zu haben.<<
>>Es war kein Zimmer, es war eine Höhle...<<, warf Bastian dazwischen.
Diesmal war es der bloße drohende Blick der Lehrerin welcher Bastian verstummen ließ.
>>Also?<<, wollte sie immer noch wissen.
>>Nun ja, eigentlich bin ich der Sohn Satans und komme direkt aus der Hölle. Mir war das ganze Leben bei den dämonischen Kriegsfürsten, den blutgierigen Vampiren, den finsteren Schattenwesen und den verdorbenen Schlampen über und deshalb habe ich die Menschenwelt besucht um mich ein wenig auszutoben. Das hat dazu geführt das ich eine menschliche Hexe flach gelegt habe - bei der ich jetzt zur Untermiete in der Feuergasse 23 eingezogen bin. Mein Ziel ist es meinen Schwanz in so viele Löcher wie nur möglich zu halten, bevor ich dann die Herrschaft über die Unterwelt antrete und die Welt mit einem blutigen Krieg überziehe.<<
Auf dieses wahrlich unglaubliche Statement von Beelzebub blieb die Schülerschaft erneut stumm. Jedoch gingen ihre Blicke diesmal vor Scham zu Boden, anstatt den Neuen voller Erwartung anzusehen.

Ärger


>>Hey - Punk! Hat dir das Blondierungsmittel aufs Gehirn geschlagen?!<<, konnte Bastian seinen Spott nicht im Zaum halten.
>>Jaaa - sollen wir dir mal die Scheiße da rausprügeln?!<<, setzte Georg in einem charmanten russischen Akzent nach.
>>Bastian und Georg - Klappe!<<, befahl Frau Krause.
>>Das ist schon in Ordnung Frau Krause - Schwanzlosigkeit will kompensiert werden.<<
>>Viktor - das gilt auch für dich!<<
>>Du siehst aus wie Rüdiger der Vampir auf Koks. Setz die schlechten Drogen ab und hör auf dich wie ein Clown anzuziehen, Punk!<<, schürte Bastian weiter das Feuer.
>>Das muss mir jemand sagen, dessen Kleidung drei Nummern zu groß ist.<<, schlug der Teufelssohn zurück. >>Hat dir deine Mutter die Klamotten gekauft? Vielleicht sollte die mal aufhören mit den Drogen.<<
>>Deine Mutter ist doch eine Hure!<<, brüllte Georg wutentbrannt.
>>Das stimmt Georg, aber ich gebe es wenigstens zu...<<
>>Also, wenn ihr beide nicht sofort damit aufhört so über eure Mütter zu reden, dann werde ich die auf der Stelle anrufen!<<, versuchte Frau Krause die ins Rollen gekommene Wortlawine zu stoppen.
>>Was soll das heißen?!<<, wollte es der Russe ganz genau wissen.
>>Ach komm Georg, entspann dich wieder...<<, versuchte selbst Bastian jetzt seinen Freund zu beruhigen. >>Wir sorgen einfach dafür, dass der Punker sich irgendwann im Dunkeln ganz kräftig stoßen wird.<<
>>Nein! Sag es!<<
Georg stand von seinem Platz auf.
>>Ich warne dich Morgenstern...!<<, drohte die Lehrerin mit erhobenem Zeigefinger.
>>Ach, ich wollte doch nichts schlimmes sagen...<<,
Ein Hauch von Entspannung wehte durch die angespannte Atmosphäre: Bastian erlaubte sich wieder ein schwaches Grinsen, die Lehrerin einen erleichterten Seufzer und Georg setzte sich ganz langsam wieder hin.
>>...nur das wir in der Hölle immer einen warmen Platz für eine russische Prostituierte frei haben.<<, ließ der Brandstifter die Bombe platzen.
Georg sprang wie ein entfesselter Donnergott von seinem Stuhl und stürmte auf den Beschmutzer seiner Ehre zu! Sein Gesicht war nur noch eine feuerrote Hassfratze, gewaltige Muskelstränge spannten sich zum Zerreißen und beide Fäuste waren zu Schlagkolben geballt: Kein Zweifel, der Russe war bereit Viktor auszulöschen!
Trotzdem war es nur Frau Krause die schrie als der Muskelprotz auf den deutlich schmächtigeren Jüngling zustampfte. Beelzebub hingegen blieb teilnahmslos sitzen und kaute gelangweilt an seinen Fingernägeln.
Auf die letzten paar Meter machte Georg einen gewaltigen Satz auf sein Opfer zu. Anstatt jedoch auf sein Opfer, traf er auf die Hölle...

Beim Direktor


>>Was zum Teufel habt ihr euch dabei gedacht!?<<, schrie ein untersetzter Mann im mittleren Alter Viktor, Bastian und den ziemlich stark blutenden Viktor an.
Der beleibte Mann mit dem Kinnbart und der Halbglatze hieß Peter Baumann und war der Direktor der Steiner-Realschule. Hätte der Mann nicht so ein Organ gehabt, wäre er in seinen braunfarbenen Kort-Anzug, seinem blauen Polo-Shirt und seinen Ökolatschen als ein göttlicher Akt der Langeweile durchgegangen.
Jetzt standen alle Delinquenten in seinem nüchternen Büro vor einem Kunststoffschreibtisch, auf dem sich neben seinem Computer nur Akten über Akten stapelten, selbst der graue Teppich und die Neonleuchten sperrten jede heimische Atmosphäre aus. An den weißen Wänden hingen, anstatt ein paar fröhlicher Bilder, lauter Zertifikate die Peter Baumann als einen hervorragenden Pädagogen auszeichneten.
Den Peter Baumann der nun wutentbrannt vor ihnen stand und schrie: >>Sie haben ja wohl nur Scheiße im Hirn!<<
>>Ich habe ihnen doch noch gar nicht die ganze Geschichte erzählt...<<, verteidigte sich Georg, der sich ein weiteres Taschentuch gegen seine Kopfwunde drückte.
>>Die interessiert mich auch nicht! Ihr steht hier, also habt ihr Mist gebaut! Und wenn ich insbesondere sie so sehe, kann ich mir schon denken welchen!<<, schrie der Direktor sich in die höchsten Höhen eines cholerischen Anfalls.
>>Sie haben recht<<, antwortete Bastian, >>wir haben den Mädchen wieder an den Zöpfen gezogen.<<
>>Klappe Hähling - sonst bekommen sie zu diesem Verweis noch einen dazu!<<
>>Was soll die Adelung? Bastian hat doch bloß sein Maul aufgerissen...<<, schaltete sich Beelzebub alias Viktor Morgenstern in das Gespräch ein.
>>Sie Herr Morgenstern, halten hier den Ball ganz flach!<<
>>Den Ball flach halten...?<<, wiederholte Beelzebub wie gelähmt.
>>Ja genau! Das ist soweit ich informiert bin ihr erster Tag an dieser Schule. Anstatt sich jedoch mit dem Pöbel zu mischen betteln sie gleich beim König um Enthauptung! Mag ja sein, dass sie es besonders nötig haben Herr Morgenstern...<<, wobei der Direktor seinen neuen Schüler abfällig musterte, >>...aber ganz egal wie nötig sie es damit haben, merken sie sich immer eines: Egal, ob ihr Aufenthalt hier kurz oder lang ist, machen sie ihn nicht zu einem Tanz auf einem Vulkan!<<
>>Tanz auf einem Vulkan...?<<
>>Ja! Bis er explodiert!!!<<, setzte der Pädagoge noch oben drauf und imitierte ein paar gefährlichklingende Zischgeräusche, wodurch der Eindruck entstand das gleich sein hochroter Kopf platzen würde.
>>Bis er explodiert...<<
Unfassbar, in der Hölle hätte der Typ mit all seinen beknackten Sprüchen eine Glanzkarriere als Folterknecht hingelegt...

Erklärungsversuche


>>Also, meine Herren, was darf ich in ihre Akten schreiben? Lassen sie mich raten: Verweis wegen Gewalttätigkeit?<<, wobei er den verletzten Russen anschaute.
Zunächst herrschte betredende Stille unter den vier Beschuldigten. Dabei wirkte jeder weitere Sekunde ihres Schweigens wie eine stille Zustimmung.
Mit einem breiten Grinsen griff Peter Baumann zu den Akten.
>>Nein<<, sagte Beelzebub.
>>Wie bitte?<<
>>Ich sagte: Nein<<
>>Ach? Und wie ist Herr Klaas dann zu seiner Wunde am Kopf, der blutenden Nase und all den Schrammen gekommen?<<
>>Es war ein Unfall...?<<
>>Ist das etwa eine Frage, Herr Morgenstern?<<
>>Genau so war es aber...<<, mischte Bastian sich eilig mit ein.
>>Wie soll das ihrer Ansicht nach vor sich gegangen sein, Herr Hähling?!<<
>>Nun, Georg kam von der Pause in den Klassenraum gerannt und dann...<<
>>Er kam in den Klassenraum gerannt?<<
>>Ja, er kam hineingerannt! Durch die Tür! So war es doch Georg...?<<
>>Ja, so war es<<, bestätigte der Russe und spielte das Spielchen mit.
>>Warum?!<<
>>Sport...<<
>>Und dann ist Georg einfach gestolpert und gegen die Wand geknallt!<<, beendete Bastian die Geschichte.
Einen Moment lang schaute Herr Baumann seine erwartungsvollen Schüler mit einem verständigen Blick an. Dann versteinerte sich seine Mine wieder und er griff zum Kugelschreiber.
>>Was denn!?<<, wollte Georg wissen, der als einziger nicht glauben konnte, dass der Schulleiter nicht auf den Bluff hereingefallen war.
>>Sie sind lausige Lügner meine Herren! Wenn es so gewesen wäre, warum hat Frau Krause sie dann wohl zu mir geschickt?<<
>>Weil wir Schuld daran waren, dass Georg gestürzt ist...<<, versuchte Beelzebub es weiter.
>>Wie denn das bitte, Herr Morgenstern? Wurde er etwa von ihrer Haarfarbe geblendet?<<
>>Nein, wir unterhielten uns nur über...<<
>>...seine neue Affäre!<<, verkündete Bastian seinen Geistesblitz.
Mit einem Schlag wurde Georg so kreidebleich, als ob der Tod ihm persönlich die Hand auf die Schulter legte.
>>Ja, und?<< hakte Herr Baumann mit einem gefährlichen Unterton nach. >>Erzählen sie nur weiter...<<
>>Nun ja, sie ist eine stadtbekannte Dorfmatratze und fast jedes Lebewesen mit einem Schwanz hat sie schon mal durchgeknallt.<<, ereiferte sich Bastian weiter.
Georg versuchte Einwand zu erheben, doch vor Schreck bekam er nicht mehr heraus als ein klägliches Japsen.
>>Ja, genau!<<, wusste auch Beelzebub auf einmal zu berichten. >>Die war wie eine läufige Pudelhündin, ich habe sie auch schon flachgelegt, und Bastian und ich haben uns laut darüber unterhalten. Frau Krause verbot uns die Unterhaltung in dem Ton. Wir haben aber nicht aufgehört und fanden immer tollere Wörter um zu beschreiben wie dick es diese kleine Schlampe eigentlich hinter den Ohren hat. Dann kam auch schon Georg reingestürmt, hörte uns die harten Fakten über seine >unschuldige Liebe< auspacken und stolperte vor Schreck...<<
>>Sagen sie meine Herren, sie sprechen doch nicht über das Mädchen, welches ich vor ein paar Tagen mit Herrn Klaas gesehen habe? Das mit den blonden Haaren, dem Liedschatten und dem kurzen Rock?<<
>>Nein, nein!<<, kreischte Georg dazwischen.
>>Oh doch - genau die meinen wir.<<, bestätigte Bastian. >>Wieso?<<
>>Weil das meine Nichte ist sie Primaten! Nicht nur das sie mich weiter ohne mit der Wimper zu zucken belogen haben, sie ziehen auch noch meine Familie in den Dreck! Sie drei haben wirklich jede Achtung bei mir verspielt, da verdienen ja die Amöben im Teppich mehr Respekt!<<, explodierte der Direktor förmlich. >>Von diesem Tag an meine Herren werden sie in dieser Schule für mich Geächtete sein und zwar alle. Sie sind eine tickende Zeitbombe innerhalb dieser friedlichen Gemeinschaft aus Eltern und Schülern. Ich werde ab jetzt über ihnen lauern wie ein Habicht und bei jedem weiteren Fehler auf sie herabstürzen! Haben sie das Verstanden?!<<
Während Bastian und Georg sich ausschwiegen, wiederholte Beelzebub mit einem Kopfschütteln: >>Wie ein Habicht...<<
>>Und das sie mich alle für den größten Trottel im Universum halten, ist mir auch nicht entgangen! Aber keine Angst, sie werden mich noch in den nächsten Tag kennen lernen. Neben ihrem Verweis dürfen sie ab sofort jeden Freitag in der 7. und 8. Stunde alle zusammen nachsitzen! Außerdem will ich mit jedem eines ihrer Elternteile ein sofortiges Gespräch! Und vergessen sie nicht: Sie ernten hier nur, was sie gesät haben!<<
>>Gesät haben...<<
>>Raus jetzt!!!<<
 
aaah das is ja nich zum aushalten geil ^^
also ich weiß echt nich, was ich weiter sagen soll... ich hab noch nie was gelesen, das so sehr meinem geschmack entsprochen hat. das is wie wolfgang hohlbein, nur ein wenig mehr auf kraftausdrücke fixiert ;)

was mir besonders gefällt is der einlick in das 'höllische familienleben' oder einfach nur die vorstellung, dass satans sohn in die schule geht... und bei der stelle miit der nichte des rektors musste ich mich richtig ordentlich weglachen.

also ich freue mich schon auf die fortsetzung ^^ hurtig hurtig, an die arbeit :D
 
aaah das is ja nich zum aushalten geil ^^
also ich weiß echt nich, was ich weiter sagen soll... ich hab noch nie was gelesen, das so sehr meinem geschmack entsprochen hat. das is wie wolfgang hohlbein, nur ein wenig mehr auf kraftausdrücke fixiert ;)


Herzlichen Dank - deine Worte bedeuten mir sehr viel:)) ! Die Kraftausdrücke sind haarscharf an der Grenze und vielleicht muss ich in ihrer Dosierung noch ein wenig üben - aber sie sollen auch das Salz in der Suppe machen.

was mir besonders gefällt is der einlick in das 'höllische familienleben' oder einfach nur die vorstellung, dass satans sohn in die schule geht... und bei der stelle miit der nichte des rektors musste ich mich richtig ordentlich weglachen.
Vollkommen richtig, das ist ein wichtiger Aspekt: Was würden solche Überwesen tun, wenn sie sich mit dem ganz normalen Problemen eines Menschen herumschlagen müssten(von Beziehung bis Schule)?

also ich freue mich schon auf die fortsetzung ^^ hurtig hurtig, an die arbeit :D
Danke - jetzt erst recht:headbang: !
 
sag mal gibt es denn jetz ne fortsetzung oder nicht? ich warte sehnsüchtig drauf... du kannst nich einfach so was geiles chreiben und dann mittendrin aufhören! nein nein, mein freund- du bist verpflichtet weiterzuschreiben :D
 
Thanx:D !

Ich habe grade für den Roman mehrere wichtige Charaktere (Lebensläufe, Attribute, Aussehen) schriftlich entworfen, die Handlung und die Entwicklung der Liebesbeziehung, dass hat gedauert und JETZT fange ich wieder an Kapitel zu schreiben;) . Also, es kommt bald mal wieder was...:headbang:

Grüsse, Schlangengott
 
AW: Beelzebub (B-Movie-Roman)

Tja, ich bin zurück:) - über Kritiken würde ich mich wie immer sehr freuen.​




Höllenbeben



Der Morgenstern


>>Du Wurm! Wo ist mein Sohn?!<<, wollte eine Stimme so schwer und kalt wie ein ewiger Winter wissen und von den Steinwänden hoch oben im Thronsaal der Höllenfestung Borgir wiederhallte. Gotische Kirchenfenster, lüsterne Wandgemälde und verzerrte Dämonenstaturen ließen die Halle wie das Zerrbild einer christlichen Sakristei erscheinen. Selbst ein Altar stand in der Mitte, der jedoch nicht aus Stein, sondern aus schwarzem Obsidian geschlagen war und den verfluchte Symbole, anstatt der heiligen Insignien zeichneten. Natürlich war das blutige Kreuz, welches direkt auf dem Opferstein stand, umgedreht - genau wie die halbverbrannte Bibel und das aus Knochen gefertigtes Pentagramm. Die nackten sündigen Körper erschöpfter junger Subkuben lagen wild verteilt auf dem staubigen schwarzen Boden, so als ob eine ganze Armee aus lüsternen Kriegern gleich mehrmals über sie hinweggefegt wäre - sie teilten sich den Platz mit drei Walrösser von Hunden, dessen wuchtige pechschwarzen Körper an der Seite des Morgenstern ruhten und schienen wie eine alptraumhafte Mischung aus allem was ein Betrachter an diesen Tieren nur fürchten konnte: Ein messerscharfes Gebiss, Augen wie Kohlen und den Körper einer überdimensionalen Bulldogge. Der Gestank von fauligem Schwefel lag in der Luft, anstatt der Duft von würzigem Weihrauch und alles wurde von einem diabolischen rubinroten Licht beschienen. Nur der wuchtige Thron aus menschlichen Schädeln, auf dem der Teufel ruhte, verdeutlichte das dies nicht nur ein Ort der bösen Spiritualität, sondern auch der bösen Macht war. Macht die in seiner diabolischen Eminenz ihren höchsten Ausdruck fand.
Dies wusste auch der große Dämon Asmoday, der nun zitternd vor den Füssen seines Meisters kniete und nach Luft rang, während er auf die gestellte Frage nach einer passenden Ausrede suchte.
>>Sprich endlich!<<, donnerte Satan wie ein Kanonenschlag über seinen kleinlauten Diener hinweg. Jener blickte vorsichtig von dem scharrenden Pferdefuss seines Meisters auf. Der Fürst der Hölle war gegen seine massige Statur sicherlich nur halb so groß, er besaß fast schon Menschengröße. Allein der bis auf den letzten Muskel durchtrainierte nackter Körper wies wenigstens ansatzweise auf die große Kraft dieses Wesens hin, aber auch dieser Anhaltspunkt war nur eine Flamme in einem Meer aus Feuer. Mit der blutroten Haut, den gewaltigen Stierhörnern und dem bulligen Nacken sah der Morgenstern aus wie ein Stiermensch aus der Hölle - bis auf sein einst engelhaftes Gesicht und seine ehemals gütigen Augen, die immer noch ein Denkmal an den gefallenen Engel in ihm waren. Allerdings hatten sich selbst diese himmlischen Züge mit den Jahrtausenden zu einer clownesken Fratze verzerrt, weshalb es auch den Anschein hatte, als ob der Fürst immer höhnisch lächelte, sogar wenn er gereizt sein Raubtiergebiss fletschte - so wie jetzt!


Der Unwürdige


>>Es tut mir leid, Meister...<<, stotterte Asmoday wie ein kleiner verängstigter Junge - er zog seine beiden Schwänze ein, wobei nicht zu entscheiden war, welcher eingekniffener war: Sein wurmähnlicher Penis oder sein kurzer Rückratfortsatz. Auch die Hörner des Fleischberges waren zu Boden gesenkt und sein massiger karminsimsroter Körper wurde immer wieder von Zitteranfällen erschüttert.
>>Dein Leid wird noch viel größer werden, wenn du nicht endlich redest.<<
Asmoday versuchte seinen riesigen Körper noch kleiner zu machen. Er hegte nicht den geringsten Zweifel daran, dass Satan seine Drohung wahr machen würde, hatte er doch schon mehr als einem widerspenstigem General den Kopf abgebissen.
>>Es begann alles damit das eurem Sohn die Flucht aus dem Kerker gelang und...<<
>>Hatte ich nicht befohlen Beelzebub in die tiefste und dunkelste Zelle im Keller zu werfen?<<, unterbrach der Herr seinen Untertan.
>>Doch, doch - Meister, ich tat wie ihr mir befahlt, ich ließ euren Sohn in das finsterste Loch im Kerker sperren.<<, versichte Asmoday eilig.
>>Wie konnte er dann entfliehen?<<, bohrte Satan weiter nach.
>>Das ist eine gute Frage, Meister.<<
>>Auf die lebensfrohe Untertanen besser eine gute Antwort haben sollten.<<
>>Verzeiht Meister - ich weiß es wirklich nicht!<<, jammerte Asmoday. >>Aber ich versichere euch das ich den Schuldigen zerschmettern werde! Ach was, ich werde die gesamte Kerkerwache auspeitschen und vierteilen lassen, da trifft es immer den Richtigen!<<
>>Du langweilst mich, Asmoday - wirf sie den pervertiertesten Monstern im Duschraum vor.<<
>>Natürlich Meister! Eine brillante Idee!<<
>>Was geschah dann?<< Satans herrischer Tonfall und seine steinerne Grimasse ließen nicht im geringsten darauf schließen, dass ihn die gestammelten Antworten seines Untertanen befriedigten - aber das taten sie nie.
>>Ich verfolgte Beelzebub mit einer Meute aus Harpyien, alle anderen Jäger wären für die darauffolgende Hatz durch die Hölle zu langsam gewesen, die Jagd führte uns in die Magmawüste über die Feuerberge bis hin zu den Grenzen des Geisterwaldes. Immer wieder gelang es eurem flüchtenden Sohn uns abzuschütteln, er versteckte sich während uns die Herrscher der einzelnen Domänen und ihre Schergen aufhielten, doch Dank der Nase der Vogelweiber für junges Fleisch und dem weitreichenden Einfluss eures ehrwürdigen Namens konnten wir seiner Spur bis zu einem Dimensionsportal zur Erde folgen.<<
>>Ein Dimensionsportal zur Erde?<<, knurrte Satan verärgert in Ahnung auf die Wendung, welche die Geschichte nehmen könnte.
>>Ja, großer Meister...<<, bestätigte der Dämon leise, wobei er seinen Kopf so tief wieder senkte, dass es aussah als wolle er die Bodenbeschaffenheit untersuchen.
>>Wer hat das Portal geöffnet?<<
>>Das wollte ich auch herausfinden Meister, außerdem war ich bereit jede Gefahr die mir auf der anderen Seite drohte zu trotzen, nur um euren Sohn zu finden.<<
>>Was heißt hier >nur<? Eine bedeutungsschwangeren Aufgabe hat deine armselige Existenz noch nie ins Auge geblickt - willst du das etwa bestreiten du Wurm?<<, grollte der Höllenfürst wie ein heraufkommendes Gewitter.
>>Nein, Meister! Niemals! Es ist mir ein holdes Glück mein Leben für eure unheilige Brut zu geben!<<, schwor Asmoday und umklammerte die Füße seines Meisters.
>>Das will ich hoffen, dafür ist es gerade gut genug. Und nun nimm deine plumpen Greifer von meinen Feenfüßen und sprich weiter!<<
Schnell nahm der Untertan seine klobigen Klauen von dem Huf seines Meisters, so als ob er mit der Berührung ein Heiligtum entweiht hätte. >>Natürlich Meister! Ich wollte mich also grade durch das Portal stürzen, da erblickte ich auf der anderen Seite plötzlich Beelzebub wie er das Tor schließen wollte - da habe ich mir das Bürschchen natürlich gleich geschnappt und zurück in die Hölle gerissen!<<, triumphierte Asmoday.
>>Du hast meinen Sohn also doch fangen können?<<, fragte Satan hoffnungsvoll, wobei ihn die Spannung aus seinem Schädelthron heraushob.
>>Nein, leider nicht Meister, er trat mir in die Kronjuwelen und floh erneut.<<
Satan ließ sich auf diese Antwort wie ein nasser Sack zurück in seinen Thron fallen. Sein Gesichtsausdruck ließ zunächst vermuten das seine verfluchte Seele aus ihm gefahren war.
>>Ich setzte Beelzebub nach und nahm ihn auf die Hörner! Zusammen schossen wir durch das Portal und landeten auf der Erde - wir kämpften so verbissen wie zwei tollwütige Bluthunde!<<
>>Und?<<, harkte Satan entnervt nach.
>>Gerade als ich die Kröte festgenagelt hatte und bereit war sie in das Reich der Träume zu prügeln, traf ein schmerzvoller Blitz direkt meine sensible Schwanzspitze - geschleudert von dieser verfluchten Hexe an seiner Seite!<<, fluchte der Dämon und spie dabei aus, was zur Folge hatte, dass eine der verführerisch daliegenden Dämonenschönheiten sich mit einem Augenrollen aufraffte um einen Schwamm zu holen.
>>Eine Hexe? Etwa einem Weib von der Erde?<<
>>So ist es Meister. Ihr Name ist Anna und sie lebt auch in Finsterheim, der Ort an dem sich euer Sohn auf der Erde geflüchtet hat. Das Weibsstück ist zäh - ich warf sie den Harpyien vor, während ich mit ein paar schlagkräftigen Worten euren Sohn zur Vernunft bringen wollte, aber beide Versuche die Angelegenheit zu bereinigen schlugen leider fehl. Mit List und Tücke schleuderte mich Beelzebub zurück in die Hölle und die geflügelten Bestien wurden die Opfer von den gleichen Hexenkräften, mit denen die Hure schon mich so empfindlich verletzte.<<, beendete der Dämon seinen Bericht und setzte sicherheitshalber schnell hinterher: >>Das alles ist zutiefst bedauerlich, mein Meister.<<
 
AW: Beelzebub (B-Movie-Roman)








Eine Schande​

>>Bedauerlich? Bedauerlich nennst du das also.<<, wiederholte der Herr der Unterwelt und er schien zum ersten Mal für einen Augenblick schockiert. >>Der Sohn der Hölle ist mit einer Menschschlampe durchgebrannt - das für eine verfluchte Schande! Das bedeutet das mein fürstliches Dämonenerbe an ein minderwertiges Stück Fleisch verschwendet wird, das wahrscheinlich auch noch voll von all diesen menschlichen Gebrechen wie Gnade, Liebe und Mitgefühl verseucht ist. Alleine die Vorstellung bereitet mir Magenkrämpfe vor Ekel, aber meine Gedärme möchte ich erbrechen, wenn ich daran denke, dass der kleine Bastard seinen königlichen Samen an solch ein Loch verschwenden könnte - und heraus kriecht ein hässlicher Bastard voll von schwacher Menschlichkeit. Alleine diese Gefahr ist ein Schlag in das Gesicht unseres dämonischen Geschlechts. Das werde ich nicht zulassen!<<, schwor Satan sich während er vor Zorn bebte.
>>Ich werde alles in meiner Macht stehende tun mein Fürst, um eurer Schmach ein Ende zu bereiten.<<
>>Dann tu mir einen Gefallen, Untertan...<<
>>Jeden!<<
>>Degradiere dich.<<
>>Aber Meister...<<, versuchte Asmoday Protest zu erheben, doch dieser wurde mit einem einfachen Handwink des Teufels abgewürgt, jeder weitere Laut von ihm wäre einem Todesurteil gleichgekommen. Nach einem Augenblick, der für seinen Diener wieder mal wie eine Ewigkeit erschien, sprach er: >>Alleine der Zufall hätte gewollt das du erfolgreicher gewesen wärst - aber das Pech klebt an dir wie Scheiße. Ein wandelnder Fehlschlag kann nicht meine rechte Hand sein, mit dir sind ihre Finger gebrochen und die Sehnen zerschnitten und sie ist nur ein nutzloser Klumpen Fleisch. Deshalb werde ich meine alte rechte Hand abschneiden und mir eine neue suchen. Ab sofort bist du deinem Status als mein General enthoben und nur noch ein ganz gewöhnlicher Krieger der satanischen Armee.<<
>>Meister...<<
>>Schweig! Schon diese Degradierung ist der reinste Akt der Gnade, enthaupten, zerstückeln und dich den Hunden zum Fraß vorwerfen hätte ich dich sollen.<< Die Worte ihres Herrchens ließen die müden Hunde auf einmal lebendig werden und sie aufmerksam ihre großen Ohren spitzen und die Glutaugen weit öffnen, die sofort hungrig zu dem entehrten Anführer blickten.
>>Stattdessen gebe ich dir noch eine letzte Chance dich als guter Kämpfer in meinen Reihen zu beweisen. Mich sollte es nicht wundern, wenn dafür Gott höchstpersönlich aus dem Himmel hinabsteigt und mich wieder zum Engel ernennt.<<, grollte Satan während er einen giftigen Blick in die Höhe warf.
>>Ja, Meister...<<, quetschte der Entehrte hinter zusammengebissenen Zähnen hervor. Der einst stolze General war zu einem elenden Häufchen geworden was vor dem Schädelthron kauerte, jedoch wollte ihn sein Meister noch nicht entlassen.

Schlangen und Dolche

>>Willst du wissen wer dein Nachfolger wird, Asmoday?<<, holte Satan zum finalen Schlag gegen Asmoday aus, der nur schweigend den Kopf schüttelte.
>>Nein? Ich werde es dir aber sagen. Es ist Methusal.<<
>>Der Hohepriester Methusal!?<<, fuhr der Dämon wie von einer Peitsche getroffen auf.
>>Gefällt dir meine Wahl denn nicht?<<, bekümmerte sich der Teufel mit gespielter Unschuld.
>>Meister, wir wissen nicht viel von ihm, seitdem er sich mit seinem Kult auf dem Todesberg niedergelassen hat wollen die Gerüchte über ihn und seine Anhänger nicht versiegen, aber von den Kobolden über die Vampire bis hin zu den großen Dämonen heißt es er sei eine Schlange!<<
Satan hielt inne, schritt zu einem der gewaltigen Kirchenfenster, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und ließ seinen herrschaftlichen Blick in Ferne der Landschaft aus Feuer, Asche und Felsen schweifen. Er schnaubte einmal geräuschvoll, bevor er ohne Zorn, aber mit viel Bestimmtheit sprach: >>Genau das ist dein Makel, Asmoday und ich hätte diesen Makel weit vorher erkennen müssen - vielleicht glaubte ich auch du seiest fähig deine Lektion zu lernen? Aber das bist du nicht. Du bist der Dämon der Raserei und des Zorns, du bleibst ein Krieger: Versteh mich nicht falsch, Krieger sind wichtig, aus ihrem Blut und ihren Knochen wird das Rückrat eines jeden Imperiums errichtet und zwar auf den Schlachtfeldern dieser Hölle. Aber wirkliche macht ist eine Blume die nur durch ein paar Tropfen Gift erblüht, Schlangengift.<<
>>Meister, ich kann tun was immer von mir verlangt...<<, beteuerte der Untertan.
>>Du hältst ein Schwert in der einen Hand Asmoday, doch dir fehlt der Dolch in der anderen. Dir fehlt die Hinterhältigkeit, die tödliche Präzision, der lautlose Gang, die Taktik und überhaupt die Fähigkeit zu Denken - deshalb werde ich dafür Sorge tragen, dass du als Krieger mit beiden Händen wieder den Griff eines Schwertes ergreifen und unter meinen Feinden wüten kannst. Ich aber werde mir einen Dolchträger an meine Seite holen, insbesondere für meine eigene verdammte Brut.<<
>>Alles was ich will Meister ist, dass ihr selber nicht einem hinterhältigen Dolchstoss erliegt.<<
>>Unsinn, deine Furcht beruht auf deiner Unfähigkeit im Spiel der Intrigen mitzuspielen. Begehe nicht den Fehler mir die gleiche Tölpelhaftigkeit zu unterstellen, ich bin der König aller Schlangen Asmoday, vergiss das nicht.<<
>>Sicher nicht Meister, in eurer Weitsicht werdet ihr das richtige tun...aber was ist, wenn der Methusal euer großzügiges Angebot ausschlägt?<<
>>Das wird er nicht - seine Existenz und die seines Kultes hängt davon ab.<<
>>Ihr werdet wie immer das richtige tun, Meister.<<, unterwarf sich Asmoday nun vollends dem Willen des Höllenfürsten.
>>Richtig, wenigstens ist dir der Blick für das Wahre nicht völlig abhanden gekommen und nun verschwinde.<<, befahl Satan seinem Ex-General ohne sich noch einmal umzudrehen.

Gebrochen

Eine Zeit lang bewegte Asmoday nicht von der Stelle, er überlegte ob er nicht doch noch ein letztes mal sein Wort erheben sollte um seiner Sorge verstärkt Ausdruck zu verleihen. Allerdings war dieses Gespräch von seinem Meister für beendet erklärt worden. Die Eier des letzten armen Teufels, die die verordnete Stille gebrochen hatten, wurden den Höllenhunde zum Fraß vorgeworfen, welche bei seinem Gedanken mit ihren Kiefer knirschten und ihn hungrig aus den glutroten Augen anstarrten, ganz so als ob sie Telepathen waren. Der Dämon entschied sich daraufhin, dass seine Nüsse heute schon genug gelitten hatten und schlich, so leise wie es ihm möglich war, davon. Sein Gang zeugte von einem gebrochenen Rückrat - er schlurfte geduckt, mit hängenden Schultern und gesenktem Kopf auf die sich weit über ihn erhebenden Türen des Thronsaals zu.
Kaum hatte er das zweiflüglige Steintor erreicht, sprach der immer noch von ihm abgewandte Teufel: >>Ach ja, Asmoday - wenn du schon dabei bist die Wachmannschaft im Waschraum mit den pervertierten Ungeheuern anzuketten, dann überbringe meinen treuen Schergen den Befehl dich dort ebenfalls zu fesseln. Wir wollen doch das du den Lohn für dein Versagen angemessen genießen kannst.<<
>>Ja, Meister...<<, seufzte der Gebrochene und schleppte sich mit schweren Schritten aus der obersten Halle direkt hinunter in den Kerker.
>>So meine Täubchen, jetzt nehme ich mich eurer an.<<, säuselte Satan gedankenversunken, wobei er zu den scharfen Umrissen des finsteren Todesberges blickte, der sich wie eine steinerne Nadel am lodernden Horizont erhob. >>Doch zunächst sollt ihr einen letzten Liebesgruß von mir erhalten, damit euch da oben auf der Erde auch der lange und dunkle Schatten bewusst wird den ich werfe.<< Mit diesen Worten schloss Satan die Augen um in Gedankenschelle Kontakt zu der Akademie der Schatten aufzunehmen.
 
AW: Beelzebub (B-Movie-Roman)

Tja, ein neues Kapitel - ich wollte immer im Rahmen von 4 - 6 Seiten bleiben, dies sind 6 Seiten, wer es liest, kann also mal darauf achten, ob es ihm zu lang erscheint oder od es passt.


Lange Schatten


Sternenhimmel

„ Das war die Hölle!“, fluchte Beelzebub und schlug hinter sich die Wohnungstür zu, dass es nur so krachte. Anna, die anscheinend von einem Pferdeheer tot getrampelt auf ihrem Bett lag, hob mit einer unsäglichen Schwere ihren Kopf und blickte durch den Durchgang in die Küche.
„War es wirklich so schlecht, Schätzchen?“, erkundigte sie sich mit schlaftrunkener Stimme und sah einen wütenden Teufelssohn, der seine Schultasche in die Ecke pfefferte und sich einen der klapprigen Stühle aus Plastik schnappte, um ihn irgendwo im Zorn zu zerschlagen.
„Wehe...“, warnte die junge Hexe den Höllenknaben.
Dieser schaute sich auf ihre Warnung hin verzweifelt um und suchte hastig die Küchenzeile aus Eichenholz, die Steckregale und das Plastikmobilaare nach einer Stelle ab, an der er gefahrlos einen Stuhl zerschlagen konnte - schließlich lies ihn der innere Konflikt zwischen Zerstörungswut und der drohenden Konsequenz auch äußerlich erzittern. Letztendlich zertrümmerte der hin- und hergerissene Vandale den Kunststoffsitz mit voller Wucht auf seinem eigenen Schädel.
Für die Sekunde in der Anna den Krach hörte und die Plastiksplitter fliegen sah gefror sie zur Eisskulptur. Danach schlug sie laut stöhnend die Hände vor das Gesicht und erschlaffte auf der Stelle.
„Komm her...“, seufzte sie eher müde als streng.
Wortlos trat Beelzebub in das dunkle Schlafzimmer, nur das Licht der Deckenlampe aus der Küche warf noch einen matten Schein. Er machte sich gar nicht erst die Mühe in verschiedenen Spektren zu sehen, sondern schlurfte einem blinden Zombie ähnlich über den dunkelblauen Teppich. Am Bettrand angelangt verharrte er einen Moment und lauschte dem Ozean der Stille, aus dem als einziges Lebenszeichen schwach das Atmen der Hexe zu hören war. Dann stürzte er kerzengerade nach vorne und landete unter dem lauten Ächzen und Stöhnen des Bauernbettes neben seiner Auserwählten. Eine Zeit lagen beide schweigend nebeneinander - Zeit die Beelzebub damit verbrachte in den Himmel aus leuchtenden Plastiksternen über ihnen zu schauen. Das Sternenlicht war nur im Dunkeln zu sehen und ihr seichter Glanz war viel hübscher als das was ihm seine Nachtsicht offenbart hätte: Die weißen Wände voller Vampirposter, die Sammlung archaischer Waffen, die von Drachenskulpturen und okkulten Symbolen überladenen IKEA-Regale - all diese Dinge lauerten ihm in der Schwärze geradezu auf, nur um ihn an seine Heimat zu erinnern. Nein, da betrachtete er lieber weiterhin die Plastiksterne, deren Schimmer so eine schöne Stimmung von kitschiger Romantik und billiger Erotik verbreiteten.
Ameisen
„Was ist denn los, hm?“, wollte Anna irgendwann von ihrem Schätzchen wissen. Dabei schlang sie die Arme um seinen Hals und drückte seinen Kopf gegen ihre Brust. Beelzebub betrachtete zunächst weiter schweigend die Sterne, bis er sprach: „Es ist das geschehen, was ich prophezeit habe: Ein Hai hat eine Babyseerobbe gefressen.“ Anna fragte mit einem leicht ängstlichen Unterton nach: „Wie schlimm ist es?“
„ Der Direktor hat ein Gespräch mit den Eltern verlangt.“
Die Hexe seufzte und gab ihrem Schätzchen einen leichten Klaps auf den Hinterkopf. „Schätzchen, kannst du denn nicht verstehen, dass mir deine Wutausbrüche große Sorgen bereiten? Du verletzt damit nicht nur andere, du verletzt auch mich. Schenke ich dir nicht genug Liebe? Macht dich meine Liebe nicht glücklich - unsere Liebe?“
Beelzebub hielt inne - er hielt sich nicht für einen besonders sensiblen Typen, aber er wusste das die Antwort entscheidend sein würde für sein Leben, die Liebe und die Leidenschaft auf dieser Erde. „ Die Wahrheit ist einfach und erschreckend Anna: Ich bin ein Hurensohn.“, stellte das Kind eines Subkubus niedergeschlagen fest.
„Schätzchen...“, versuchte die junge Hexe ihren deprimiert klingenden Teufel zu besänftigen.
„Nein, es ist so wie ich es sage: Meine Mutter ist ein Subkubus - eine durchtriebene dämonische Schlampe, mein Vater ist der Leibhaftige persönlich - schon mein Blut ist böse, so tief böse. Alles was an kindlicher Unschuld geblieben war, wurde mir mit List und Peitsche ausgetrieben. In meinen Händen ruhte nie ein Schnuller, sondern ein Dolch und Schlangen statt Plüschtieren lagen in meiner Wiege. Ich bin der geborene Antichrist, ich bin die Schlange im Paradies, ich bin die Wurzel allen Übels, ich bin das Böse schlechthin.“
Annas Körper erzitterte, erst nur leicht, dann immer heftiger, bis sie sich nicht mehr halten konnte und in einen Lachkrampf ausbrach, der sie bis in den kleinsten Zeh auf das heftigste erschütterte.
„Was?“, wollte Beelzebub mit säuerlichem Tonfall wissen.
„Entschuldige Schätzchen, aber ich habe heute einen dreijährigen Jungen beim Spielen im Sandkasten beobachtet.“
„Ja, und?“
Ihr lachen versiegte langsam, sie schluckte einmal und begann etwas ernster zu erzählen: „Er entdeckte bald einen Ameisenbau - zunächst spielte er nur mit den Ameisen, ganz unschuldig: Er setzte sie auf einen Grashalm, ließ sie über selbstgebaute Hügel krabbeln und seine Hand. Das Spiel des Jungen mit den Ameisen wurde immer heftiger, bis er eine von ihnen zerquetschte. Worauf er neugierig die nicht mehr krabbelnde Ameise begutachtete, eine ganze Weile verharrte das Kind so in faszinierender Betrachtung. Weißt du was der kleine Junge als nächstes tat?“
„Sag es mir.“
„ Der kleine Junge tötete die anderen Ameisen. Ohne Reue zerquetschte er eine nach der anderen. Und weißt du wieso? Weil er es nicht verstand - er war ein dreijähriges Kind, er wusste nichts vom Tod, für sein Verständnis war er unsterblich. Und weißt du was? Genau so wie den kleinen Jungen sehe ich dich auch: Du bist ein unsterbliches Wesen und wir sind für dich nur Ameisen, winzig kleine Wesen mit denen du nur spielst und die du dabei zerquetscht. Aber nicht, weil du im tiefsten Herzen ein Mörder bist, sondern weil du im tiefsten Herzen ein Kind bist. Ein Kind das vielleicht wütend und unsicher ist, aber doch nur ein Kind. Schätzchen - du weißt nicht wirklich was du uns Menschen antust, dich trifft keine Schuld.“
Beelzebub atmete geräuschvoll aus, sein Blick weiter zur Decke gerichtet, ließ er seine Gedanken um Annas Worte kreisen - hatte sie Recht? War er wirklich nur ein junger Rotzlöffel mit zuviel Kraft? War er trotz seiner 1000 Erdjahre nur ein pubertierender Halbstarker? Vielleicht nicht mal? Trug er dann für all seine böse Taten die Schuld? Oder Begriff er überhaupt nicht was Schuld war?
Der Teufel wollte gerade antworten, da legte Anna ihren schmalen Zeigefinger auf seine Lippen und presste ihren Leib gegen den seinen. Seine flinken Finger glitten darauf fast schon automatisch unter ihr schwarzes T-Shirt von „The Dresden Dolls“ und legte ihre wohlgeformte bleiche Mondlandschaft frei, dessen zwei höchste Hügel seine Hände langsam erklommen.
Die Hexe schaute derweil ihrem Geliebten nachdenklich in seine stahlblauen Augen, strich mit ihrer Hand behutsam über seine wasserstoffblonden Haare und flüsterte ihm ins Gesicht: „ Du wirst immer dieser kleine wütende Junge für mich sein mein Schätzchen...“.
Behutsam nahm sie seinen Kopf in beide Hände und küsste ihn innig. Ihre aufeinanderliegenden Körper rieben sich langsam in den gemeinsamen Rhythmus ihrer ringenden Zungen und auch die Hände des jungen Teufels machten sich weiter in die weiblichen Berge und Täler der Lust auf. Bis plötzlich eine grelle Klingel die Stille der Dunkelheit durchschnitt, worauf beide Liebenden zur Salzsäule erstarrten.

Vorboten

„Wer zur Hölle ist das?“, wollte die junge Hexe entnervt wissen.
„Keine Ahnung - du wohnst hier. Aber weißt du was? Wer immer das ist, lass ihn doch vor der Tür verrecken und lass uns weiterspielen, in Ordnung - Kleine?“
„Na gut“, antwortete Anna zögerlich und versuchte sich wieder auf das Küssen zu konzentrieren. Einen Moment schien das Liebeskarussell auch erneut in Fahrt zu kommen: Beide Körper, Hände und Zungen spielten miteinander, eine schwere Atmung ließ ihre Brustkörbe sich langsam heben und senken, jedoch es erschallte ein zweites Mal erbarmungslos die Türklingel.
„Ich gehe nachsehen wer da stört und äschere ihn mit Blitzen ein. Wage es derweil ja nicht dich vor Ungeduld in Handarbeit zu üben - ich will auch noch etwas abhaben.“
Mit diesen Worten raffte Anna sich auf, ging zügig durch die Küche zur Haustür - wer sich an ihrem ungeschminkten Anblick in dem knappen Schwarzen störte, der durfte halt nicht um diese Zeit klingeln. Alle möglichen Räuber und Vergewaltiger schienen ihr Heim zu meiden, nachdem die Aussage eines geständigen Einbrechers in der Lokalzeitung von Finsterheim abgedruckt worden war. Seitdem war die schwarzgekleidete junge Frau in ihrer Nachbarschaft überall berüchtigt als „ Die männerfressende Amazone mit dem Opfermesser“, so lautete nämlich die Schlagzeile, weil sie den Kerl nackt mit einem Ritualdolch bedroht hatte.
Selbstbewusst und mit Schwung öffnete sie die Tür und konnte sich beim Anblick der Besucher gerade so einen lauten Aufschrei verkneifen. „Guten Tag, Frau Eckstein.“, begrüßte sie ein Polizist, der von Hosenbund bis zum Kragen in das dienstübliche Grün gekleidet war - die schwere Kordhose war dunkler, das leichte Hemd heller - aber ansonsten dominierte die Farbe Grün. Einzig und allein seine schwere schwarze Lederjacke setzte sich von der Uniform ab. Der Mann war groß und trug einen gezwirbelten Schnauzbart, ebenfalls seine buschigen Augenbrauen waren geschwungen, was in Verbindung mit seinem faltigen Gesicht einen Eindruck von altehrwürdiger Strenge hinterließ. Seine Kollegin hingegen, welche die gleiche Uniform trug, war viel kleiner - mit ihrer Rubinsstatur, dem zerknitterten Gesicht, der hellbraunen Dauerwelle, den gütigen braunen Augen sowie der gleichfarbigen Haut war sie ein mütterlicher Sonnenschein, der seines gleichen suchte.
„Guten Tag, was kann ich für sie tun?“, erkundigte sich die fröstelnde Hausbesitzerin nach dem Anliegen des Bullenpärchens.
„Frau Eckstein, dass was wir mit ihnen zu besprechen haben ist privat, dürfen wir ihre Wohnung betreten?“, fragte der Polizist forsch.
„Nein.“, antwortete Anna eben so forsch.
„Bitte, haben sie Verständnis, wir wollen sie nur für einen Moment unter sechs Augen sprechen und vermeiden das ihre Vermieter von unserem Besuch mitbekommen - die wollen sie doch nicht in Sorge versetzen.“, appellierte die Beamtin und Anna fühlte sich an ihre verstorbene Mutter erinnert, weshalb sie ins Grübeln kam.
„Es geht um die Ereignisse auf dem Friedhof von vorletzter Nacht - Frau Eckstein.“
Anna schaute dem Staatsdiener tief in seine grau-grünen Augen, in denen ein beunruhigender Glanz lag. „Aber nur kurz...“, forderte die Mieterin, öffnete die Tür ganz und trat aus dem Eingansbereich. Die Polizisten brauchten keine weitere Einladung und traten zügig ein - ihre neugierigen Blicke schweiften durch die Küche, bis sie an der angelehnten Tür zum Schlafzimmer hängen blieben.
„Ist er hier?“, wollte der Polizist wissen.
„Wen meinen sie?“, spielte Anna die Ahnungslose.
„Bitte lügen sie uns nicht an, das wird später für sie sonst rechtliche Konsequenzen haben. Kooperieren sie mit uns Frau Eckstein, dann wird die ganze Angelegenheit für sie nur halb so schlimm werden.“, versprach die Polizistin.
„Ich darf sie daran erinnern, dass sie keinen Durchsuchungsbefehl besitzen und ich das Hausrecht habe, was bedeutet...Hey, was machen sie da?!“, schrie Anna plötzlich, während der Bulle sich vorsichtig der Schlafzimmertür näherte und seine Kollegin leise die Haustür schloss.
„Einen Verdacht untersuchen.“, antwortete der ohne von der aufgeregten Hausbesitzerin weiter Notiz zu nehmen und legte die Hand auf die Klinke.
„ Das reicht jetzt! Verlassen sie sofort mein Haus! Alle beide!“, fuhr die Hexe aus ihrer Haut - ihre Augen glühten weiß vor Magie, während ihre schwarzen Haare sich zu Berge stellten und das tiefe Grollen eines alles erschütternden Donners über das Haus zog.
Versteckte Monster
Auf einmal traf die aufbrausende Hexe von hinten ein Schlag, der ihr das Bewusstsein raubte - ihr Körper wurde zu einem Stein der zu Boden fiel. Hinter ihr stand die ehemals freundliche Polizistin mit einem Schlagstock in der Hand - all die Mütterlichkeit war aus ihrem Gesicht gewichen und mit der Kaltschnäuzigkeit eines Bluthundes fragte sie ihren Kollegen: „Ist er da drin?“
„ Darauf verwette ich meine Haut, den Gestank seines Fleisches könnte ich noch bis in eine andere Dimension riechen.“ Mit dieser Feststellung versetzte er der Tür einen Tritt, zog die schwarze Dienstwaffe und starrte in die Dunkelheit.
„Siehst du ihn?“, wollte die immer nervöser werdende Beamtin wissen, während sie langsam ihre Kanone zog und gleichfalls versuchte etwas in der Schwärze zu entdecken.
„Nein, aber der Gestank treibt mir schon die Tränen in die Augen. Ich geh rein - gib mir Deckung.“
„Sei vorsichtig...“, erinnerte sie ihn noch, vor seinem ersten Schritt in das finstere Schlafzimmer - zeitgleich war ein scharfes Surren zu hören, das von einem dumpfen Einschlaggeräusch abgelöst wurde, mit dem eine Wurfaxt aus Annas Waffensammlung in den Kopf des Bullen einschlug, der in einem theatralischen Fall nach hinten umkippte. Alarmiert riss die Polizistin die Waffe hoch, jedoch wurde sie ihr durch den Metallkopf einer zweiten herbeischwirrenden Axt mit der Wucht eines Hammers aus der Hand geschlagen.
Die Pistole und die Axt waren noch nicht auf dem Boden gefallen, da schoss auch schon eine schattenhafte Gestalt aus dem dunklen Schlafzimmer und nagelte mit einer Hand die erschrockene Polizistin an der Kehle gegen die Haustür. Diese setzte dem Angreifer zwar mit gezielten Fußtritten und Handkantenschlägen zu, die Gegenwehr schien ihn allerdings nur zu kratzen.
„Gestaltwandler...!“, zischte Beelzebub, als er seine freie Hand zu einer Faust ballte und die andere mit der Kraft eines Schraubstocks zudrückte. So stark das sich das Genick der Polizistin mit einem lauten Knacken bemerkbar machte, was sofort aller Verteidigung ein Ende setzte. „Junge, mach dich nicht unglücklich...“, röchelte sie noch. Als nächstes schlug schon die Faust des Teufels härter als eine Abrissbirne ein - wieder und immer wieder - bis sich die unbarmherzigen Schläge in einer nicht mehr mit dem menschlichen Auge zu beobachtender Geschwindigkeit wiederholten. Was in dem netten Gesicht der Beamtin die verheerende Wirkung eines Schlagbohrers entfaltete: Die Haut platzte auseinander, aber anstatt das unter ihr menschliche Knochen zum Vorschein kamen, pellte sich ein grauer Panzer aus Chitin hervor, der über dem gesamten Schädel der Frau so eng wie eine zweite Haut lag.
Der schlaffe Körper des entlarvten Gestaltwandlers transformierte unter dem schwindenden Bewusstsein zu seiner insektenhaften Urform. Die Schale verflüssigte sich und bildete, bevor sie sich erneut erhärtete, einen Mantidenkopf, scharfe Mandibel, lange dürre Spinnenglieder und Klauenfinger aus. Trotz der Drahtigkeit vermochte der Körper die gewaltige graue Rüstung aus Chitinplatten zu tragen, die ausschließlich den Gelenken, den Nasenlöchern und den tiefschwarzen Augen kleine Schlitze ließ.
„Wusste ich es doch!“, triumphierte Beelzebub als er auf den entlarvten Gestaltwandler blickte und schrie anklagend: „Jetzt schau dir an, was du angerichtet hast!“. Vorwurfsvoll wedelte der Angreifer mit den mehrfach gebrochnen Fingern seiner Schlaghand vor den sich immer weiter schließenden Augen herum. „Und weil ich mir nicht weiter meine Flossen an deiner verdammten Käferschale zerschmettern will, breche ich dir jetzt einfach dein Genick.“

Schöne Grüße

Beelzebub wollte seine Drohung wahrmachen, da fuhr ihm die scharfe Schneide einer Axt in den Rücken, die sich mühelos so tief in das Fleisch des Jünglings schnitt, dass sie sein Rückrat mit einem knochentrockenen Krachen zertrümmerte. Vor Schmerz atemlos stöhnend klappte der Teufel zusammen, wobei er an eine vom Faden gelöste Holzpuppe erinnerte.
In einer fürchterlich verdrehten Position auf dem Boden liegend stellte der Gefallene fest, dass er nur noch eine Masse aus zerschnittenem Fleisch und gebrochenen Knochen war, die sich unbeholfen in ihrer eigenen Blutlache hin- und herwand. Alles was er noch zu tun vermochte war, den zweiten Gestaltwandler der hinter ihm stand, dabei zuzusehen wie sein dürrer Arm die blutgetränkte Wurfaxt über sein mantidenförmiges Haupt hob. Die Wut die aus seinem Blick sprach, ließ sich am leichtesten mit der tiefen Einschlagsnarbe der Axt auf seiner gepanzerten Stirn erklären.
„ Du hattest Recht, Beelzebub. Wir sind es.“, sprach der Gestaltwandler in einem verzerrt klingendem Ton, der bei jeder Bewegung der Fangärmchen von einem Klickgeräusch unterlegt wurde. „Schöne Grüße von deinem Vater, er erweist dir die Ehre und schickt die Meuchler der satanischen Armee.“ Beelzebubs blutüberströmte Lippen formten ein deutliches: „Fuck you“. Unbeeindruckt fuhr der Assasine fort: „An der Akademie der Schatten lehrte unser Meister uns alles über die Kunst des Tötens. Eine Disziplin war die Anatomie jedes Lebewesens von Himmel bis Hölle. Ich lernte da die Schwachstellen der mächtigsten Wesen kennen. Darum werde ich dir die Axt jetzt nur so tief in den Kopf schlagen, dass sie die Schädeldecke durchdringt und mit der Spitze in das Nervensystems fährt. Somit werde ich deine Kräfte blockieren. Da du der Nachkomme eines zähen Geschlechts bist, wirst du dabei nicht ohnmächtig werden. Also: Das tut jetzt ein bisschen weh.“
Nochmals umfassten die feingliedrigen langen Finger des Meuchlers die erhobene Axt und er begab sich in eine tiefe Konzentration. So tief das er nicht bemerkte, dass durch Magie das Wasser in dem Topf auf dem Herd zu kochen begann, genau so wenig wie sein immer noch stark angeschlagener Gehilfe. Ehe der Meistermeuchler seinen Nervenschlag landen konnte, klatschte ihm ein Schwall heißes Wasser über den Kopf. Langsam drehte er sich um. Vor ihm stand die völlig verdutzte Anna mit einem Kochtopf in der Hand - das Blut einer Kopfwunde floss ihr über die Stirn.

Rauchvergiftung

„Für wen hältst du dich, Hure?“, fauchte dieser sie an und begann mit atemberaubender Geschwindigkeit die Wurfaxt in seiner Waffenhand kreisen zu lassen. Ohne den Blick von der Hexe zu nehmen, ließ er den tödlichen Rotor zwischen seiner rechten und linken Hand hin- und herspringen und zwang sie Schritt für Schritt rückwärts. Schon bald stieß sie mit dem Rücken gegen die Küchenzeile. Die Situation ist ausweglos, hier im Haus kann ich gegen solche Feinde keine Kräfte einsetzen, nicht ohne alle Etagen zu vernichten - gestand sich die Wetterhexe ein.
Anna stand kurz davor sich auf die Liste der Todeskandidaten zu setzten, da sah sie wie grüner knietiefer Nebel sich über den Küchenboden erhob. Dieser blieb dort nicht lange kleben, er schlang sich schnell in mehreren Rauchtentakeln den Körper des grauen Riesen hinauf. Dabei glitten die Luftfetzen über den Chitinpanzer ohne auch nur ein Kratzer zu hinterlassen. Vielmehr drangen sie sehr zielstrebig zum Kopf des Befallenen vor, wo sie geschwind in seine tiefliegenden Nasenlöcher eintauchten. Die Folge war ein heftiger Erstickungsanfall, der den Assasinen entwaffnete und kampfunfähig machte, weil er nur noch damit beschäftigt war um Luft zu ringen. Panisch schlug der Erstickende um sich und fegte mit einem Schlag die Gläser vom Tisch, ein weiterer Schwinger räumte das Besteck der Küchenzeile ab und der letzte Verzweiflungsschlag zertrümmerte die Blumenvase auf dem Fensterbrett - dann fiel der Meuchler zu Boden, zuckte ein paar weitere mal und blieb, einem totem Käfer ähnelnd, auf dem Rücken liegen.
Anna hielt sich derweil die Hände vor Mund und Nase gepresst - der stechende Schwefelgeruch des grünen Nebels ließ sie würgen. Im nächsten Augenblick riss die Mieterin ihr Küchenfenster weit auf, damit sie ihren gesamten Mageninhalt auf das Rosenbeet im Erdgeschoss erbrechen konnte. Nachdem die Hexe der Welt alles von sich gegeben hatte, wandte sie sich, noch bleicher als sie eh schon war, abermals dem Chaos hinter sich zu. In diesem lag Beelzebub, neben dem toten Meuchler, mit seinen toupierten grellen Haaren, seinem Hawaiihemd und der zerrissenen Armeehose, sowie den Ringen und Ketten - der Zustand des Höllenbalgs erinnerte sie ein wenig an das Erbrochene.
„Schatz - was zur Hölle hast du bloß getan?“, wollte Anna trotzdem wissen.
„Frag lieber nicht...“, antwortete er erschöpft und streckte ihr seine offene Hand hin. „Jedenfalls Höhlenforscher möchte ich nicht werden.“ Im Anschluss an dieses Statement löste sich der Köper des Insektenmenschen, in einem rasend schnellen Verwitterungsprozess, zu Asche auf. Begleitet wurde das Schauspiel von einem geisterhaften Klagelaut, der schnell in der Ferne verhallte.

Das weiße Leuchten

Anna erfreute nicht allein daran, dass ihr Feind sich so leichter aufwischen ließ, ebenso das Blut ihres Geliebten war zu Nebel verdampft. Just als sie ihrem Schätzchen erleichtert die Hand reichen wollte, ertönte ein lautes Klicken. Der Klang dieser Waffe war so markant, dass die Anvisierte sofort auf der Stelle verharrte. Genau wie ihr Schätzchen.
„Aufstehen und an die Wand.“, befahl die schräge Stimme des Gestaltwandler, der aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht war und jetzt vor der geschlossenen Haustür mit einer geladenen und entsicherten P 10 stand. Mist, den zweiten Gestaltwandler haben wir völlig vergessen - schien der überfahrene Gesichtsausdruck des Pärchens sagen zu wollen - etwas widerwillig befolgten sie die Anweisungen des Schützen.
„Was für ein Blödsinn!“, reagierte Beelzebub aggressiv. „Wenn du schießt, wird dich der Nebel ereilen und schickt dich deinem beschissnen Zwilling in die Hölle hinterher.“
„ Deine Vermutung würde vermutlich zutreffen, wenn nicht dein Weib mein Ziel wäre.“
„ Drück ab und ich breche dir jeden Knochen in deinem Körper einzeln.“, drohte der Teufel - derweil dem vermeintlichen Opfer die letzte Farbe aus dem Gesicht fuhr.
„Es geht nicht um mich, Satanskind - es geht um den Willen deines Vaters. Und der Teufel möchte die Hure an deiner Seite tot sehen. Hoffentlich sehen wir alle in der Hölle wieder...“, mit dieser knappen Erläuterung zog der Gestaltwandler eiskalt den Abzug seiner Waffe durch.
Sein Finger hatte den Hahn schon zur Hälfte hinabgedrückt, da irritierte den Schützen mit einmal ein Geräusch aus dem Schlafzimmer, das ein paar Meter seitlich von ihm lag. Erst wollte er der Quelle nicht mehr als einen flüchtigen Seitenblick widmen, entschied sich aber für einen zweiten genaueren Blick: Was er da sah ließ ihn erschrecken - zumindest war es wohl so furchteinflößend, dass er blitzschnell herumfuhr und die Kanone in die Dunkelheit hielt!
Die kurze Ablenkung wollte Beelzebub natürlich nicht tatenlos verstreichen lassen, jetzt konnte er sich endlich rächen, ohne zu riskieren das Anna verletzt wurde. Zu gern hätte er dem Kribbeln in seinen Fäusten nachgegeben, wäre da nicht dieses strahlend weiße Licht gewesen, das soeben aus dem Durchgang des Schlafzimmers erschienen war.
Als ein Wesen der Unterwelt schälten sich dem Teufel bei dessen Anblick die Fußnägel hoch, jede Faser seines diabolischen Leibes war von der Furcht vor Strafe wie gebannt. Dem Gestaltwandler, der direkt in das weiße Leuchten starrte, verkraftete seine Wirkung noch schlechter, er war auf die Knie gefallen und winselte gleich einem kleinen Junge um Gnade. Eine Ausgeburt des Bösen, ein Gestaltwandler - Assasine der satanischen Armee, dem das Wort Gewissen nicht mal bekannt war, flehte Gott in stammelnden Sätzen um Vergebung an: Dieses Schauspiel ängstigte den Sohn Satans noch mehr als der helle Schein. Eine Einschätzung, die sich in Sekunden änderte, alsdann die Quelle des Lichtes feierlich hereingetragen wurde: Von dem großen Träger, war wegen des leuchtenden Zweihänders in seinen Händen, allein die androgynen Umrisse zu erkennen und seine weißgefiederten Flügel. Beelzebub achtete auch nicht auf ihn, er starrte hypnotisiert auf das strahlende Schwert - wie auf einer Kinoleinwand spulten sich in seinem Geist all seine Sünden ab: Tränen wegen seiner Worte, Qualen durch seine Hände und Taten von Blut, Blut und noch mehr Blut. Ein Gefühl so unendlich schwer lastete auf seinen Schultern, das ihn langsam auf die Knie zwang: Schuld.
Erst als der Engel den Buße tuenden Gestaltwandler mit der langen Klinge mühelos durchbohrte, riss der Film, den der Sohn der Hölle schob. Die Realität begrüßte ihn mit dem Bild des Gepfählten, verhaart in einem stummen Schrei, bis er zu Staub zerfiel. Das nächste was er wahrnahm, war eine Hand, die hektisch vor seiner Linse herumfuchtelte - völlig entgeistert folgte er dem Arm der an ihr dranhing, was ihn zu Annas ovalen bleichem Puppengesicht aufblicken ließ.
 
AW: Beelzebub (B-Movie-Roman)

Lichtbringer
„Schätzchen, geht es dir gut?“, fragte die Hexe besorgt.
„Jaaaaa - perfekt...“, verkündete dieser mit der Vitalität eines Untoten.
„Oh, mein lieber Schatz, was hast du denn bloß?“ Anna setzte sich neben ihren Freund in das Chaos, umschlang ihn mit beiden Armen und drückte ihn an sich.
„Ihm wird es schon bald wieder besser gehen.“, diagnostizierte Azrael - der Todesengel in dem weißen Gewand mit den goldenen Schriftzeichen stand plötzlich vor dem Pärchen. Alles was von dem Licht des prunkvoll geschmiedeten Zweihänders an seiner Seite geblieben war, war ein matter Schein. Dafür erstrahlte jede blonde Haarlocke, jedes Pigment seiner milchigen Haut und seiner schneeweißen Augen um so mehr in einem überirdischen Glanz. Selbst die Schwertscheide an seinem Tragegurt war aus einem silbrigglänzenden Material gefertigt, das nicht von dieser Welt zu sein schien. „Übrigens, es war vorrausschauend von dir, dass du das Schlafzimmerfenster offen gelassen hast.“
„Was für ein toller Auftritt...“, säuselte Beelzebub mit halbgeschlossenen Augen in einem angeschlagenen Zustand.
„Was hast du mit meinem Schatz gemacht?“ Anna interessierte Azraels Lob nicht, sie blickte nur vorwurfsvoll zu dem Engel auf, ihren Schatz fest umarmend.
„ Der Sprössling des Bösen hat einen Blick in das letzte Gericht geworfen, eigens schenkte ihm der Schöpfer dafür ein Gewissen, auf das er Einsicht in all seine bösen Taten erhalte. Der Gestaltwandler ist daran innerlich zerbrochen, so tat es Not seine verfluchte Seele zum Himmel zu schicken - es dürfte keine schlimmere Strafe für ein Wesen aus der Hölle geben.“
„Willst du damit sagen, Beelzebub ist gerade so weggetreten von all dem Bösen das er getan hat?“
„Nein, die Reue über dieses hat ihn fast den Verstand gekostet - das ist die Macht des Lichtbringers, das Schwert führt jedem Wesen in einem schonungslosen Licht seine Sünden vor Augen.“ Fürsorglich tätschelte der Engel kurz das Schwert in der silbernen Scheide, wandte sich darauf mit erhobenem Zeigefinger seinen Schützlingen zu und mahnte: „Sicherlich tut es diesem Unhold mal ganz gut zu büßen, er hat wirklich grauenvolle Verbrechen begangen. Möge dieser verlorene Sohn heimkehren, vielleicht ist die Liebe in ihm stark genug für den rechten Pfad.“
Der verlorene Sohne hob seinen Kopf mit aller Kraft zum Engel, riss die schweren Augenlieder auf und versuchte er ihn mit einem leeren Blick zu fixieren. Seine zittrige Hand griff nach der goldbestickten Robe des Gottesdieners, hielt ihm ein Zipfel hin und stöhnte: “Schwuchtel.“
„Vielleicht auch nicht...“, kommentierte der das Verhalten Beelzebubs.
„Azrael, ich danke dir für die Rettung unserer Liebe, aber es ist jetzt gut.“, bremste sie ihren zynischen Beschützer.
Die Lichtgestalt legte ihre Stirn in tiefe Falten - ernst blickte er auf Anna herab, eine Zeit lang schwieg der Bote in Gedanken versunken, bis er sprach: „Mein Kind, dieses waren erst Vorboten der Hölle, viel grausamere Ungetüme werden den Weg nach Finsterheim finden. Du riskierst durch Beelzebub nicht nur dein Leben, du riskierst auch das Leben all der anderen Menschen. Kein Grund in der Welt könnte das rechtfertigen, keiner, außer vielleicht die Liebe. Eine Sicht die im himmlischen Rat nicht unumstritten ist, es gibt Stimmen die danach fragen ob du überhaupt deine Mitmenschen liebst. Und auch ich stelle mir diese Frage - hat sie nur Augen für Beelzebub und vergisst darüber hinaus die Gefahr für ihre Brüder und Schwestern? Obwohl ich der Engel des Todes bin, glaube ich wie kein zweiter in der himmlischen Schar an die Kraft der Liebe, das ist auch der Grund warum ich euch beide weiter beschütze - ich hoffe sie wird den jungen Teufel retten und dich und damit auch alle anderen Bewohner von Finsterheim, denn Satan gibt, im Gegensatz zu Gott, seine Anhänger verloren. Bis dahin ist es mit Sicherheit noch ein langer beschwerlicher Weg. Ich bitte dich deshalb, um deine Hilfe mein Kind - kein anderer könnte deinen Geliebten zum Licht führen.“
„Azrael, ich liebe Beelzebub, aber meine Liebe soll nicht zu einem Schlachtfeld zwischen Gut und Böse werden, keiner soll wegen ihr leiden.“
„ Das könnte dennoch der Fall sein, deshalb beschwöre ich dich Anna immer wieder tief in dein Herz zu blicken. So lange du dort Liebe für Beelzebub findest, die so groß ist, dass du es mit der gesamten Hölle aufnehmen kannst, gehen wir drei diesen steinernen Pfad weiter. Solltest du eines Tages feststellen, dass deine Liebe nicht stark genug dafür ist, ist es an der Zeit den Spross wieder der Hölle zu übergeben...“, forderte dieser ohne eine Mine zu verziehen. „Aber...!, wollte die Hexe protestieren, allerdings fuhr der Engel unbeeindruckt fort: „Anna - Gott und der gesamte Himmel wollen dich nicht verlieren. Einzig, weil du nicht in die Kirche gehst, dich einer Naturreligion zugehörig fühlst und Lust und Leidenschaft frönst haben wir dich nicht verstoßen, du bist etwas ganz besonderes, alle Schafe der Herde sind das. “.
Am Ende seiner Predigt angelangt legte der Todesengel seine kühle Hand auf die Stirn von Anna, die immer ihren Schatz weiterhin umarmt hielt - er schloss die Augen, murmelte zunächst ein paar hebräische Worte, den Segen beendete er hingegen mit dem Satz: „ Die Liebe erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.“ Kaum waren die Worte verhallt, schritt er auf kleinen Wolken zu der Schlafzimmertür, warf seinen Schäfchen ein letztes Lächeln zu, nachdem er über die Schwelle trat. Schon bald war das Schlagen von Flügeln zu hören.
 
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