An Introduction: Enter Meyye

Nightwind

Erzketzer
#StandWithUkraine
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11. September 2003
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Als wäre sie ein gewöhnlicher Mensch, schläft Meyye einfach im Bett; wenn auch über den Tag anstatt des Nachts. Ein wenig hat das mit Gewohnheit zu tun, andererseits wohl auch damit, ein gewohntes Bild zu liefern, auch wenn kaum jemand hier rein kommt. Obwohl es bei ihr eigentlich keinen ihrer Nachbarn gewundert hätte, wenn sie jeden Tag voll angezogen in der Badewanne verbringen würde. Sie haben es inzwischen schon fast aufgegeben, sich über das Asylantenkind, das wohl das Geld vom Staat überreichlich in die Tasche gesteckt bekommt (man kennt das ja!) das Maul zu zerreißen, aber ganz können sie davon eben doch nicht lassen. Dass sie nie Probleme wegen der Miete hat, der Vermieter aber regelmäßig zu ihr in ihre fast gänzlich fensterlose Kellerwohnung kommt um sie zu besuchen, läßt viele nur noch vielsagend und vordergründig auch total empört einander zunicken. Sollten sie. Sie wissen es inzwischen besser, als ihr persönlich auf die Nerven zu gehen, und was diese Spießer ohne jede Ahnung von den wirklichen Gegebenheiten hinter ihrem Rücken über sie reden geht ihr am verlängerten solchen vorbei.

Ohne zu blinzeln schlägt sie die Augen auf. Sie atmet auch nicht durch oder gähnt. Das ist einer der Momente, der sie jede Nacht daran erinnert, was sie jetzt nicht mehr ist. Kein Lebewesen mehr, das träge aus einem Zustand der Ruhe heraufdämmert und den beruhigenden eigenen Atemzügen lauschen kann, die Wärme genießend für die es selbst verantwortlich ist. Für sie ist es jetzt wie ein gewaltsames Herauskämpfen aus eisigem Wasser, einer bleiernen Schwere, von der sie den Eindruck hat, dass sie sie nur zu gerne im Würgegriff behalten, sie weiter hinunterziehen würde in den Tod, wo sie eigentlich hingehört. Keine Ruhe. Kein Atem. Keine Wärme.

Sie erhebt sich und zieht sich an. Wenigstens kann sie sicher sein, dass die Sonne untergegangen ist, sonst wäre sie noch nicht wach. Dann sperrt sie das Zimmer auf (sie verschließt es immer von innen, wenn sie schläft... eine eher trügerische Sicherheitsmaßnahme, aber besser als nichts) und verläßt ihre Wohnung, um erstmal nach der Post zu sehen. Niemand begegnet ihr, wenigstens ein guter Anfang.
Der Flyer vom Mexican zieht ihre Mundwinkel nach oben. Die richtige Gelegenheit, sich mal wieder in Erinnerung zu bringen und aus dem Vollen zu schöpfen. Ein wenig nackte Haut und schon ist das Haus rappelvoll, und sie kann sich vor Bewunderern kaum noch retten. Es verspricht eine einfache Nacht zu werden.
Der Brief bringt sie erstmal zum Stirnrunzeln. Dann reißt sie kurzerhand das Kuvert auf und liest die Notiz, die Unmut auf ihrem Gesicht sichtbar werden läßt (ihr Mienenspiel hat durch ihren Übergang kaum gelitten, eher im Gegenteil). Na toll! Anstatt ins Mexican muß sie also zur besten Zeit in dieses idiotische Kunstmuseum (wo steht das überhaupt?) gehen um sich von diesen blasierten Stumpfzähnen blöd anmachen zu lassen. Dummerweise kann sie nicht einfach absagen ("Ich hab was anderes vor. Viel Spaß auch beim Bingo, oder was auch immer.") und kann daher nur hoffen, dass es nicht allzu lange dauert. Ein halblautes Knurren entringt sich ihrer Kehle und sie wirft einen Blick auf ihre Uhr. Zeit ist noch genug.

Also wirft sie sich für den geplanten Besuch des Mexican in Schale. Was eigentlich übertrieben ist; und ganz bestimmt nicht so aussieht, wie sich eine Toreador wohl vorstellen würde. Ihr angestrebtes Image ist ja auch ein anderes: Wer ihr ihre Wildheit noch nicht an der Nasenspitze ansieht, wird durch die mehrfach eingerissenen Jeans auf den richtigen Gedanken kommen. Markenturnschuhe (Puma, was sonst für eine Gangrel?), ein schwarzes, bauchfreies Top und eine weiße Stoffjacke vervollständigen ihr Outfit. Halt, Moment, noch nicht ganz. Das silberne Halskettchen fehlt noch. Nicht, dass es echtes Silber gewesen wäre...

Die Kapuze der recht dünnen Jacke auf, schwingt sie sich schließlich auf ihr geländetaugliches Bike und macht sich auf den Weg in die Innenstadt... trotz allem ist sie doch ein wenig neugierig, was der Prinz von ihr will.
 
Je näher Meyye in den Bereich der Innenstadt kommt, desto mehr fällt ihr ein ausserordentlich starker Verkehr auf. Zwar ist das für sie und ihr bike kein wirkliches Problem, aber schon bald sieht sie den Grund für das Verkehrchaos. Die Bahnhofstraße ist komplett gesperrt worden.

Die Bullen stehen dort und regeln den Verlehr über andere Straßen weiter. Zumindest für Autos scheint der Weg versperrt zu sein.
 
Auch Meyye biegt, als sie der Sperrung von weitem gewahr wird, in eine Querstraße ab.. sogar korrekt mit Handzeichen, worum sie sich sonst eigentlich nie Gedanken macht. Sie hat keine Lust, den Bullen aufzufallen mit ihrem Rad, das zwar leicht und schnell ist aber alles andere als verkehrssicher. Solchen Firlefanz wie Reflektoren und Licht braucht sie halt einfach nicht.

Und Bremsen auch nur, wenn es sich gar nicht mehr vermeiden läßt. Kaum ist sie außer Sichtweite der Ordnungshüter, gibt sie wieder Stoff und biegt in die nächste Straße auf ihre Art ein; wenn keine Autos im Weg sind, sind auch Kurven kein Grund zum bremsen. Halsbrecherisch, nennen die wenigen die sie kennen ihre Fahrweise und sagen, sie wird sich nochmal alle Knochen brechen. Dann nickt sie nur unbeeindruckt. Warum sollte das auch ein Problem für sie sein.

Dem Kunstmuseum nähert sie sich von der Rückseite aus. Sie verdrängt immer ganz gern, dass es überhaupt da ist, aber natürlich war sie schonmal hier, daher hat sie auch kein Problem damit, es wiederzufinden. Das Bike kettet sie an einen Laternenpfahl (die Welt ist schlecht und voller gemeiner Leute, und sie kann ja nicht jede Woche einen dämlichen Fahraddieb aussaugen). Dann geht sie nach vorne, zum Eingang.
 
Im dem Moment wo sich Meyye umdreht nachdem sie das Fahrrad abgeschlossen hat blickt sie in zwei Dunkle Augen unter einer Polizeimütze.

"Guten Abend die Dame!" begrüßt sie der Polizist recht freundlich.
"Einen Rasanten fahrstil haben sie". Dann schaut er zum Fahrrad und fährt fort "Und leider kein Licht. Eilig was? Zeigen sie mal bitte Ihre Papiere."
In dem Moment kommt auch noch sein Kollege dazu und begrüßt das junde Mädchen und nimmt das Fahrrad genauer unter die Lupe.
Ein kurzer Blick von Meyye genügt um zu sehen das auch an der Rückseite verhältnismässig viel Polizei ist. Genau hier scheint die Mobile Zentrale zu stehen.
 
Meyye erstarrt, während sich in ihrem Kopf und wohl auch ihrem Gesicht Gedanken in der Richtung von Ach du Sch...! abbilden. Ihre erste Äußerung ist dann auch ein wenig intelligentes: "Äh..."

Ihre Verwunderung und auch Entsetzen steigen noch an, als sie ausgerechnet in der Königinnenkammer dieses straßenweiten uniformierten Ameisenhaufens gelandet zu sein scheint. Na so ein Glück aber auch. Der Abend fing gut an und geht noch besser weiter. Mit dem passenden zerknirschten Gesichtsausdruck (der ihr jetzt gar nicht mal schwerfällt) wendet sie sich wieder dem Polizisten vor ihr zu und kramt in der Hosentasche nach ihrer Brieftasche. "Ja, sehr eilig... ich bin spät dran, darum hab ich auch das Bike genommen, es war einfach keine Zeit mehr mir ein anderes auszuleihen." sagt sie mit reuevollem Unterton, während sie ihren Perso weitergibt und den Mann vor ihr ansieht. "Krieg ich jetzt großen Ärger?" stellt sie die bange Frage, und auch das nur halb gespielt, denn wenn sie etwas jetzt nicht brauchen kann, dann Ärger mit der Polizei.
 
Der Polizist nimmt den Perso und mustert Ihn intensiv. Dann schaut er fragend zu seinem Kolegen rüber... "Komm mal und schau Die das an!" sagt er zu Ihm.

Mit aller seelenruhe kommt der Kollege zu Ihm geschlendert und schaut in den Perso. Die Gesichstzüge nehmen fragenden Charakter an um anschliessen auch Worte zu formen. "Entschuldigung, aber wie spricht man den Namen den aus?" fragt er Höflich. Er scheint an einer netten Konversation interessiert zu sein.
 
Ihre Nervosität nimmt zu, als der Uniformträger seinen Kollegen hinzuruft. "Stimmt irgendwas nicht?" rutscht es ihr heraus, obwohl sie sich eigentlich nicht vorstellen kann, was mit ihrem Ausweis nicht in Ordnung wäre. Für den hatte ihr Erzeuger gesorgt als er sie gerade zu seinesgleichen gemacht hatte, und damals waren ja alle seine Kontakte in der Camarilla noch offen. Der Ausweis ist so gut wie ihn ein Fälscher nur hinkriegt; und der neue Lebenslauf, den sie wochen- und monatelang pauken mußte, ist wasserdicht. Das zumindest wurde ihr gesagt.

Meyye ist eher mißtrauisch, was Bullen und höfliche Konversation betrifft, besonders nachdem sie gerade bei diversen Verstößen gegen die Verkehrsordnung erwischt wurde, alle ihren Perso begaffen und sowieso in allen Straßen die grüne Gefahr los ist. Ihr ist inzwischen schleierhaft, wie sie die ganze Polizei nur übersehen konnte, auf die sie die ganze Zeit direkt zugeradelt ist. War sie so in Gedanken? Wie blind kannst du eigentlich werden, Mädchen? "Ähm... Meyye." (sprich: Mäi-je) "Meyye Mwenda, so heiß ich." antwortet sie und erlaubt sich ein unsicheres Lächeln, das gleich wieder vergeht. Der Name steht natürlich auch auf dem Ausweis, und nur der Nachname ist gefälscht. Sie streicht sich ihre Haare zurück. "Es tut mir wirklich leid, das mit dem Rad. Es kommt bestimmt nicht mehr vor. Und wenn ich wieder heimgehe, dann schieb ich. Muß ich... mit auf die Wache?" Hoffentlich legt sie genug, aber nicht zuviel Furcht in ihre Stimme und ihren Blick. Früher... da wäre das kein Problem gewesen. Da hätte ihr jetzt das Herz bis zum Hals geschlagen, dass sie geglaubt hätte, die Polizisten müßten es hören. Jetzt hat sie nur noch ihre Erinnerungen an diese Zeit, und das muß reichen.
 
"Ah so! Mäiyeh" versucht der Polizist den Namen auszusprechen, was natürlich nicht richtig klingt. "Wo wollen Sie demm um die Zeit noch hin junge Frau?".
Es hat den Anschein das der Polozist nur eine nette Konversation will.
 
Nie schafft es jemand, ihren Namen auf Anhieb richtig auszusprechen... ach was solls, das ist jetzt das geringste Problem. Unter dem Mantel der Nettigkeit will er sie aushorchen, wo sie doch zum Treffen muß. Verstecke die Lüge in einer Wahrheit. Na gut, ein Stückchen mehr muß dann wohl sein: "Da rein." sagt sie und deutet auf das Kunstmuseum. "Ich treff mich da mit ein paar Bekannten. Ich sollt um Zehn da sein.." ein kurzer Blick auf die Armbanduhr. Das kann sie vergessen, aber sie muß ja nicht noch später kommen. "Darum auch dieses ganze Malheur mit dem Rad." fügt sie bekümmert hinzu, mit einer vagen Geste gen des corpus delicti. Sie hat nur eine dunkle Ahnung, dass sie das Wort Malheur wohl richtig verwendet hat, was es heißt, weiß sie nämlich nicht mehr. Woher hat sie das überhaupt? Muß wohl irgendein Torrie mal gesagt haben.

"Irgendein Künstler hat es sich nämlich in den Kopf gesetzt, dass seine Bilder alle umgestellt werden müssen. Naja, Sie wissen ja wie die Künstler sind. Und wenn ich nicht bald da bin, kann ichs vergessen dass die jemals wieder an mich denken bei sowas." tischt sie danach auf, und in ihren Augen steht die eindringliche Bitte, als sie die Polizisten wieder ansieht.
 
Der Polizist gibt Ihr den Ausweis zurück und nickt Ihr zu.

"Aber zurück gehts mit der Bahn, in Ordnung? Ich will das Fahrrad morgen hier noch stehen sehen. Das sie mir das im Hellen zurückfahren. Und beim nächstenmal ist funktionierendes Licht montiert." sagt er streng.

Dann schaut er mit seinem Kollegen noch auf Meyye's Hintern während sie im Museum verschwindet.
 
Meyye nickt eifrig und auch erleichtert, als sie Morgenluft wittert (obwohl ihr das eigentlich nicht gefallen würde, aber so geht die Metapher nunmal). "Alles klar. Das werd ich so machen. Vielen Dank." sagt sie und hat noch ein Lächeln für die beiden (kann ja nicht schaden), bevor sie sich umdreht und davongeht. Sie hat solche Zusammentreffen mit Ordnungshütern noch nie gemocht und daher einfach nur froh, dass es vorbei ist. Und dass ihr Männer nachschauen ist ist für sie nichts Neues.

Muß sie nur noch schauen, wann sie ihr Rad da wieder wegkriegt, das mit 'im Hellen zurückfahren' ist ja nicht wirklich eine Option...
 
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