5.4.04 - Down in the park

Tatjana ließ sich das nicht zweimal sagen. Mit einem tiefen und wütenden Knurren aus ihrer Kehle, packte sie Lurker zuerst am Hals. Sie wollte Meyye nicht noch mehr Schmerzen zufügen ... der Biss muss schon weh genug tun ... das hatte sie ja selber bereits mitbekommen. Die Garou hoffte, dass es Meyye noch halbwegs gut ging.

Sie packte Lurker mit ihren mächtigen "Händen" (Sind ja nicht wirklich Klauen ... denn die Krallen daran fehlen ja ... also macht sie auch keinen schweren Schaden damit.) an Stirn und Unterkiefer und lockerte so seinen Biss. Sobald er weit genug von Meyye entfernt war, war sie doch recht wütend auf den fremden Vampir.

Sie packte ihn nun mit der Linken am Hals und hob ihn somit in die Luft, dass er keinen Boden mehr unter den Füssen hatte. Beißen konnte er auch nicht und mit seinen dünnen Fingern kam er auch nicht durch ihr dichtes Fell. Sie holte mit der Rechten zu einem geballten Faustschlag aus und traf ihn in die Seite ... so einen als kleinen Punching-Ball zu benutzen ... wäre doch auch nicht so verkehrt. Ein paar Rippen brachen bei Lurker und nun fand Tatjana doch Gefallen daran, den etwas hilflosen Typen zu verprügeln ... ob am Ende nur noch Asche übrigblieb? Zumindest sagten das andere Garou.

Sie hieb noch ein paar mal auf Lurker ein, bis er sich nicht mehr wehrte. Dann knurrte sie ihn nochmal an und wandte sich an Meyye. Ihre Stimme hatte nichts mehr mit der, des Mädchens gemein. "Ganz töten?" Es machte ihr immer Schwierigkeiten in der menschlichen Sprache auszudrücken, wenn sie in Crinos war ...
 
Lurker spürte ein Zerren. er war sehr verärgert, denn er wollte nicht weg. Er fühlte sich gerade das erstemal seit so langer Zeit völlig im Einklang mit sich selber, war zufrieden und es gab absolut gar nichts das man ihm Versprechen konnte das ihn in irgendeiner Art und Weise dazu brächte mit dem Trinken aufzuhören.
Das letztemal als der Durst übermächtig zu werden drohte hatte nicht das Herz gehabt einen Menschen anzugreifen.
Seit diesem Zwischenfall war ohnehin nicht sicher ob er jemals wieder dazu in der Lage gewesen wäre, bis gerade eben. Weggespült waren alle Zweifel, alle Ängste und Schmerzen, doch wer war es den ihn nun wegholen wollte ? Lurker begann sich zu wehren. Irgendetwas faßte seine Kiefer und zwang diese auseinander. Er wurde wild und begann sich nur umso fester zu verbeißen, warf den Kopf hin und her und versuchte sich mit aller Macht in das Fleisch zu sägen um nur den Halte nicht zu verlieren.
Gleichzeitig schlug und trat er gegen diesen Feind, der ihn von der Quelle dessen trennen wollte das wahre Glückseeligkeit verhieß.
Er kämpfte wie ein Berserker, aber viel zu unkontrolliert um wirklich etwas zu treffen. Glücklicherweise, denn rasend vor Zorn lag in diesen Schlägen die rücksichtslose Wut des Tieres.
Doch die andere Macht war zu stark und so wurde er wegerissen aus seinem Paradies. Er fauchte und spieh, junkte, winselte und heulte laut auf das es schien als wolle er die ganze Stadt wecken.
Kehlig grollte es aus seinem Körper herraus, aber es nütze alles nichts, er wurde fortgezogen.
Beinahe sofort richtete sich der Fokus seiner Raserei auf diesen neuen Feind. Er würde dafür bezahlen.
Doch dann traf ihn etwas mit Knochenzermalender Wucht. Wieder und immer wieder prasselten Schläge auf ihn ein.
Es tat weh, so schrecklich weh und Lurker wurde aus seiner Wut herrausgerissen.
Er hatte sich wieder falsch verhalten und sie bestraften ihn. Am Anfang war er immer wütend auf sie gewesen, aber je öfter sie ihn schlugen, desto mehr fiel dieserZorn auf ihn selber. Er konnte einfach nichts richtig machen. Sie hatten recht, sie wollten sein bestes.
Der nächste Schlag lies ihn beinahe alles Gefühl verlieren, er spürte wie mit jedem Treffer Blutige Speichel Gischt von seinen Lippen versprüht wurde. Sein Körper war völlig verformt von der Wucht der Aufschläge. Er öffnete vorsichtig ein Auge und sah wie durch einen roten Schleier hindurch in das glühende Augenpaar.

Es tut mir leid Meister, so leid.

Ganz leise presste er diese Worte aus seinem gepeinigtem Körper.
Dann fiel er hinab in die Gnädige Tiefe der Bewußtlosigkeit
 
Ein Ächzen der Erleichterung genauso wie des Verlustes entringt sich Meyyes Lippen, als Lurker endlich von ihr losgerissen wird. Nicht ohne Gegenwehr, und nicht wenige Kratzer muß wohl auch sie einstecken, bis Tatjana den Nosferatu unter Kontrolle hat. Nunja... wenn Kontrolle bedeutet, dass sie solange auf ihn einschlägt, bis er sich nicht mehr rührt.

Hastig nun stolpert Meyye zurück, starrt Lurker an, als der ein weiteresmal schluchzend am Boden kauert, und leckt über ihre Wunde so dass sie sich schließt. Sie hat einen Fehler gemacht, soviel weiß sie jetzt. Für die anderen Male muß sie sich etwas Besseres einfallen lassen. Aber wirkt das dann auch, wenn sie ihr Blut zuerst in einen Becher laufen läßt? Wirkt es überhaupt schon? Gespannt sieht sie Lurker an. Gibt es irgendeine Veränderung in seinem Verhalten? Oder wäre das noch zu früh, zeitlich und von der Stärke der Bindung her gesehen? War vielleicht sie gemeint, mit 'Meister'? Oder sind das unangenehme Erinnerungen? Fragen über Fragen, und der sie beantworten könnte, scheint das Zeitliche gesegnet zu haben. "Ist er..." beginnt sie ihre Frage, bevor sie schnell wieder näherkommt und bei ihm in die Hocke geht.

"Soviel ich weiß, zerfallen wir zu Asche, wenn wir... endgültig sterben." meint sie zögerlich. Sie blickt zu Tatjana auf, der sie noch die ein oder andere Erklärung schuldet. "Weißt du... was ich gemacht habe, ist, ein Blutsband herzustellen. Das muß ich in den zwei folgenden Nächten noch zweimal machen, dann können wir sicher sein dass er uns nicht verrät, weil er mir dann verfallen ist. Wir müssen ihn solange einsperren, ich weiß auch schon wo... nur, wie verdammt kriegen wir den jetzt zu mir?"
 
Tatjana verwandelte sich wieder in das Mädchen. Sie sah Meyye erschrocken an. "Geht es dir auch gut? Er hat sehr wütend ausgesehen ... ich hatte ... ein bisschen Angst, weil ich nicht wusste, was du da machst ... könntest du mir da vielleicht vorher bescheid sagen? Ich wusste gar nicht, was ich machen sollte ..." Meyye konnte in ihren Augen etwas die Hilflosigkeit erkennen, die Tatjana fühlte.

Doch wie brachten sie den häßlichen Typ nur weg von hier ... Sie überlegte kurz. "Wohin willst du ihn denn bringen? Ich hätte eine Idee ... wie wärs, wenn ich ihm meinen Pulli umhänge und sein Gesicht verberge. Wir setzen ihn auf dein Fahrrad und können ihn von hier weg schieben? ... Klingt doch gar nicht mal so blöd, oder?"
 
Ein wenig schuldbewußt wird der Blick der Vampirin, als sie Tatjanas erschrockenes Gesicht sieht. "Tut mir leid. Nächstesmal sag ichs vorher." gibt sie kund. "Aber du hast alles richtig gemacht... heute hast du wohl mich gerettet." Sie lächelt schwach und konzentriert sich auf ihr Blut, um die Spuren von Lurkers zweiter Raserei heute Nacht zu tilgen. Sie sollte eigentlich gleich wieder jagen gehen, oder zumindest morgen. Ärgerlich, sowas... früher hat einmal alle drei Nächte ausgereicht, und dann war fast immer jemand von ihrer Herde parat, oder leichte Beute im Mexican zu finden. Alles verändert sich. Seit sie in Werwolfangelegenheiten gezogen wurde, hat sie eine Menge Schwierigkeiten. Schwierigkeiten - und eine Freundin.

Die eine gute Idee hat. Meyye nickt. "Das könnte klappen... danke." Sie hebt Lurker auf, was nicht leicht sein mag, aber nach ein wenig Umverteilung des Gewichts klappen sollte, dass sie ihn irgendwie so halb über der Schulter hat und zumindest transportieren kann. "Gehen wir zum Rad..." sagt sie, ohne die typische gepreßte Stimme einer schwer tragenden... natürlich, sie atmet ja gar nicht.
 
Tatjana zog ihren Pulli aus und zog ihn so halb über den fremden Vampir. Gemeinsam konnten sie ihn auf dem Fahrrad zur Wohnung schieben. Sie nahmen ein paar Umwege in Kauf. Hauptsache, sie wurden nicht gesehen ... und nahmen ruhigere Wege und wenig befahrene Straßen. Bald schon erreichten Sie Meyyes Wohnung. "Und was jetzt? Wo willst du ihn denn hin? Aufs Bett? Da schlaf aber ich ..." Sie grinste ihre Freundin frech an.
 
Meyye ist recht froh, dass es so glatt abgeht... aber sie waren ja auch gebührend vorsichtig dabei. Unten angekommen hebt sie die Brauen. "Tja... da hast du Pech gehabt. Er das Bett, ich die Couch, bleibt für dich nur noch der Boden... oder die Badewanne, suchs dir aus. Ich könnt dir auch eine Hundehütte zimmern..." Aber das erinnert sie wieder an den Hund, der durch ihr Verschulden tot ist, und sie verstummt. "Nein, er kommt nicht aufs Bett." sagt sie dann. "Gar nicht in meine Wohnung, wenns nach mir geht. Es gibt einen alten Heizungsraum, der nicht mehr benutzt wird. Dort legen wir ihn schlafen. Und wenn ich schlafen sage, meine ich schlafen."

Sie geht in ihr Schlafzimmer und öffnet eine untere Schublade, holt einen Holzpflock heraus und begibt sich wieder zu Lurker. "Keine Sorge... ich hab das sogar mal gesehen. Ein Holzpflock durchs Herz vernichtet uns nicht, aber wir sind dann in Starre... können uns nicht mehr rühren, bis der Pflock entfernt wird. Natürlich auch nicht besser, wenn der Pflocker Böses im Sinn hat, aber... naja. So schlimm wird es für ihn ja nicht."

Sie beugt sich vor, betrachtet stirnrunzelnd die äußerst unangenehm aussehende Leiche, die ausnahmsweise wirklich so bewegungslos ist, wie sie sein sollte. Können Vampire bewußtlos werden? Dieser hier kann es anscheinend. Aber sie wird besser auf Nummer Sicher gehen. Sie setzt die Spitze des Pflocks dort an, wo das Herz auch bei einer verwachsenen Kreatur wie ihm sein muß. Dann hat sie das Gefühl, tief durchatmen zu müssen. Sie tut es nicht, hebt stattdessen die Hand, die sich um das Holz krampft und stößt mit einem entschlossenen Knurrlaut zu. Und dann... dann atmet sie doch aus. Lurker hat einen Pflock im Herz und ist bewegungsunfähig.

Sie nickt Tatjana zu. "Gut. Hilf mir, bitte." Sie trägt mit Tati den Bewegungslosen hinter einigen Ecken und Winkeln in einen Raum, der von einer Stahltür verschlossen ist. Dahinter der alte Ölofen, der das gesamte Haus beheizt hat, bevor er die neufestgelegten Abgasgrenzwerte nicht mehr erfüllen konnte und an anderer Stelle der moderneren, größeren Anlage weichen mußte, die in dieses kleine Loch nicht mehr gepaßt hätte. Es riecht nach Öl und rostigem Metall. Kein Luxusbett, aber vielleicht würde es Lurker hier sogar gefallen. Irgendwie kommt es Meyye sehr schäbig vor, ihn einfach auf den Boden zu legen, aber sie war heute Nacht schon schäbiger. Den Schlüssel, auch schon leicht angerostet, hat Meyye mal in der Rumpelkammer gefunden, die zu ihrer Wohnung gehört (genauer gesagt war mal die ganze Wohnung sowas wie ein Sperrmülldepot, bis der Vermieter auf die glorreiche Idee kam, das Ding mal zu entrümpeln und auch zu vermieten). So ist Lurker auch vor Entdeckung am Tage geschützt.

Dann kehrt sie in ihre Wohnung zurück, setzt sich aufs Sofa und starrt zum verschlossenen Fenster hinauf. "Der Morgen kommt. Die Tagruhe hab ich mir redlich verdient." sagt sie, halb tonlos. Klar hast du sie verdient, Meyye... einen Menschen unglücklich gemacht, einen Hund getötet, einen Kainiten gequält, deine beste Freundin mit reingezogen... du bist zurecht geschafft!
 
Tatjana sah irgendwie etwas erschrocken aus, als Meyye sagte, dass Lurker auf dem Bett in der Wohnung schlafen wollte ... erst ab der Hundehütte, merkte sie wieder, dass Meyye mal wieder nur Witze machte. "also, wenn ich es mir aussuchen darf, dann will ich bitte eine Hundehütte in der Badewanne ... du weißt doch ... ich verwandle mich zum Wasserwolf."

Meyye kam mit einem Pflock wieder. "Wirklich? Vampire sterben nicht von einem Holzpflock? Das müsste man mal Buffy erzählen, findest du nicht. Die rammt doch sogar Stuhlfüsse in Oberschenkel von Vampiren, und die zerfallen dann zu Staub ... typisch Medien ... wie sollen die denn auch auf die Realität vorbereiten? Naja ... auf der anderen Seite ... Ich verwandel mich ja auch nicht nur, wenn ich in den Vollmond schau ... aber das mit dem Silber hat bisher jeder Produzent von schlechten Werwolffilmen hinbekommen ... wie gemein ... Wahrscheinlich macht euch noch nicht mal Knoblauch was aus ... " Sie grummelte etwas spielerisch und regte sich künstlich etwas auf.

Der Heizungskeller war furchtbar ... Also hier könnte sie niemanden einsperren ... aber wenn Meyye sagte, dass er schlafen würde ... vielleicht merkt er dann ja nichts. Naja ... er war gemein zu ihrer Freundin gewesen, wahrscheinlich hatte er nichts anderes verdient ... oder doch? So sehr, wie er gejammert hatte? In ihrem Volk würde man so nur mit Weichei und Jammerlappen beschimpfen. Schwäche zeigen ... pah ... vor allem nicht in ihrem Stamm ... Ihr Stamm? ... Sie machte sich das erste mal Gedanken darum ... Was würde ihr Stammestotem zu ihrer momentanen Situation sagen ... Ob bei der Verhandlung auch Geister auftauchen würden? Der Ritenmeisterin war alles zuzutrauen.

Wieder in der Wohnung, sah sie Meyye an. "Es ist heute Nacht viel passiert ... nicht unbedingt schönes ... vielleicht kann ich etwas ... ausbügeln. Mach dir keine Vorwürfe ... ich kenne langsam den Tonfall in deiner Stimme. ICH habe den Hund getötet und ICH habe mich vor Lurker gezeigt und mich verwandelt. Damit habe ICH dich in Gefahr gebracht ... und du solltest das bei der Verhandlung auch sagen, sie würden es sowieso herausfinden, wenn es freiwillig gesagt wird ... ist es vielleicht nicht so schlimm. Du hast heute richtig gehandelt." Sie hatte sich schon einen kleinen Plan gemacht, wie sie wenigstens eine Sache wieder etwas gerade bügeln konnte.
 
Kurz muß Meyye doch noch das Gesicht verziehen zu etwas, das ein Schmunzeln werden könnte und blickt Tati an, bei deren Mokierung über die Filmemacher. "Ich mag Knoblauch." sagt sie nur und blinzelt ganz lieb.

Dann wird sie wieder ernst, denn auch das Thema wird ernster. Ein wenig verwundert es sie, dass Tatjana an die Verhandlung denkt, doch dann fällt es ihr auf. Natürlich... das ist schon der zweite Vampir, der von Tatjana und ihrem Werwolfdasein weiß. Sie nickt sacht und fühlt schon die bleierne Schwere wie einen Klumpen in ihrem Magen, der sich langsam auflöst und in ihrem Körper ausbreitet. "Ich leg mich hin." sagt sie einfach. "Machs gut derweil..." Ein etwas halbherziges Lächeln, aber immerhin ein Lächeln, dann zieht sie Schuhe und Jeans aus und legt sich aufs Sofa. Bald erinnert nichts mehr daran, dass sie vor einer Minute noch fähig war zu gehen und zu sprechen.
 
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