31.3.04 - Kawia ufike

Nightwind

Erzketzer
#StandWithUkraine
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11. September 2003
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Aufwachen Meyye. Rise and shine. Ausgerechnet solchen sarkastischen Nonsens denkt sie als erstes, als sie die Augen öffnet und in die Dunkelheit ihres Zimmers starrt. Aber das hat sie ja öfters. Und wie jedesmal schiebt sie diese Gedanken auch schon beiseite und schwingt sich aus dem Bett.

Duschen braucht sie heute nicht, sie kam gestern eh naß bis auf die Knochen nachhause und mußte sich eine halbe Stunde lang abtrocknen. Auch das natürlich nur eine Gewohnheit aus dem Leben und allenfalls noch eine Imitation, um bei Unbedarften auch weiterhin als Lebende durchzugehen, aber sie mag diese kleinen überflüssigen Rituale irgendwie. Besonders, wenn sie keinen Gedanken daran verschwendet, es einfach tut und sich erst danach bewußt wird, wie überflüssig das im Grunde war.

Während sie sich anzieht überlegt sie, was sie heute nacht alles tun könnte. Es ist recht viel geworden, was ihr da im Kopf herumschwirrt... Alexander, Ziege, die Geräte aus der Wohnung des Widerlings... Viktor und seine für einen Hexer seltsame Anwandlung der Naturnähe (zumindest kommt es ihr seltsam vor, aber auch sympathisch, irgendwie)... die Sache mit dem Mexican als Ventrue-Domäne... Tatjana... und der Wald, der eigentlich immer eines ihrer Hauptinteressen darstellt, wurde nochmal interessanter durch die Wölflinge die darin herumtoben. Vielleicht sollte sie mal einen Nosferatu fragen, ob er ihr diese Heimlichkeitssache beibringt, über welche sie angeblich verfügen.

Schleicher! Verdammt... ihn hat sie ganz vergessen über all diese aufregenden Sachen der letzten Tage. Sie greift zum Handy und klingelt ihn an. Impulse sollte frau nicht unterdrücken.
 
Als sie die Taste drückt und die Verbindung beendet, schaut sie ihr Handy noch ein paar Sekunden nachdenklich an. Vielleicht wird sie Schleicher wirklich noch irgendwann wegen des nosferatu'schen Heimlichkeitstricks fragen, wenn sie eine Werwolf-Beobachterin werden will wie sie es vorhat in ihrem jugendlichen Leichtsinn. Aber das macht sie lieber persönlich. Vielleicht gibt seinesgleichen dieses Geheimnis aber auch gar nicht her, könnte sie sich jedenfalls vorstellen. Na, für die Aktivitätsplanung der heutigen Nacht ist das jedenfalls erstmal nebensächlich.

Öhm, Planung? Hatte sie sowas? Nein, eigentlich nicht... aber irgendwie hat sie heute auch keinen Bock darauf, viel anzufangen. Ziege kann warten, soll die Kanaille doch ruhig glauben, sie hat Wichtigeres zu tun als sich jeden Tag bei ihm sehen zu lassen. Wenn Viktor oder Alexander irgendwas von ihr wollen, werden sie sich schon melden.

Als sie nach draussen geht, setzt sie mißmutig die Kapuze auf und blickt nach oben, von wo es herunterregnet. "Alter Wettermacher... du legst auf meine Freundschaft keinen gesteigerten Wert, wie?" murmelt sie, dann geht sie los. Kein Rad heute, und auch nicht der Wald. Stadtpark vielleicht, oder Tiergarten. Gute Idee eigentlich, der Tiergarten. Irgendwann muß sie ihr Revier ja kennenlernen, auch wenn sie weiterhin nicht vom Mexican ablassen wird. Und bei Regen wird ihr wenigstens kaum jemand begegnen...
 
Der Gang über den Friedhof bleibt, wie sollte es anders sein, ereignislos. Nur weil es Untote wirklich gibt und gewisse Tremere Geister sehen können heißt das ja noch lange nicht, dass hier jede Nacht die Goth-party aller Jahrhunderte stattfindet. Über Zäune zu klettern dagegen gehörte schon zu ihren Lebzeiten zu Meyyes Alltäglichkeiten, so dass weder das andere Ende des Friedhofs noch die Umzäunung des Tierparks eine besondere Schwierigkeit für sie darstellen.

Hier allerdings muß sie vorsichtiger sein. Nachtwächter wären ja leicht zu umgehen, aber die Tiere werden unruhig, wenn sie vorbeikommt, und das könnte eventuellen Wachpersonen doch auffallen. Glücklicherweise ist auch dagegen ein untotes Kraut gewachsen, denn sie kann ihnen nahelegen, ruhig zu bleiben.

So spaziert sie durch den Park und erregt die Aufmerksamkeit der Gefangenen wohin immer sie sich auch wendet. Aber wenn sie ruhig bleiben ist es ihr egal. Sie schaut sich um, merkt sich die Wege, die Gehege und was sich darin befindet und interessiert sich zum Zwecke der Vermeidung auch für die Räume, in denen das Personal weilt. Wär eigentlich ein guter Job für jemanden wie sie... Nachtwächterin im Tierpark. Wieviele Gangrel rund um die Welt mögen sowas machen? Wobei... Ranger in einem großen Nationalpark wäre ja noch besser. Sie lacht in sich hinein. Hoch lebe das Klischee.

Als sie zu den Wölfen kommt, bleibt sie stehen. Ein paar davon fangen an zu knurren oder gar zu heulen, aber die kann sie zum Schweigen bringen. Ob das im Notfall bei Werwölfen auch klappt? Sie kanns als letzte Verteidigung ja mal ausprobieren, sollte es soweit kommen...

Sie beobachtet die Rudeltiere eine Weile und schlendert dann weiter. Irgendwann kommt sie zu den afrikanischen Tieren. Zebras, Giraffen, Elefanten... viele Tiere die sie in ihrer Kindheit (zumindest aus der Ferne) in freier Wildbahn gesehen hat. Ein merkwürdiges Gefühl ist das, in der Magengegend. Da sind sie jetzt eingezäunt und weit weg von dem Ort, wo sie hingehören, in etwa so wie sie. Fragt sich, ob sie jetzt etwa Heimweh nach Kenia hat oder nach dem Leben und der Familie, aus der sie unbedingt fortwollte...

Nachdem sie Stunden gewandert ist, geht sie wieder zurück wo sie herkam und überwindet dort wieder den Zaun. Auch die Abkürzung über den Friedhof wird ein zweitesmal genommen, und es mag sein dass sie den jetzt auch öfters überqueren wird. Einmal blickt sie aus ihrem nicht gerade aufmerksamen Trott auf. War da was? Wahrscheinlich nur ein Tier... gute Nacht da draussen, was immer du sein magst.

Und so vergeht diese einsame Nacht. Oberflächlich betrachtet (also auf Torrie- oder Ventrue-Art) mag sie ereignislos und langweilig erscheinen... für Meyye war sie das nicht. Sie hat die Absicht, auch zurückzukehren. Sie weiß noch längst nicht alles was sie wissen will über den Tierpark, und die Tiere sind auch gutes Material zum üben... es hat sich also gelohnt. Was will sie mehr?
 
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