[28.04.2008] Silberschmelzen

AW: [28.04.2008] Silberschmelzen

Gefährlich? Wo genau? Hier im Raum? Nein, da meinte Arthur sicher Finstertal.
Aber wen meinte er mit „sie“?

„Wen soll ich nicht reizen? Die Werwölfe?“

Das verstand sich doch eigentlich von selbst.
Arthur war nicht mehr allein? Das hörte sich seltsam an. Wer war denn da noch, und wo überhaupt, das war alles sehr verwirrend.

Miguel wartete ab ob noch eine Antwort von Arthur kam, hatte da aber nicht viel Hoffnung.

Dann wollte er doch mal sehen ob ihm die Messerchen was verrieten. Sehr neugierig ging er zu den Messern, blieb davor stehen, betrachtete sie eingehend und umfasste dann den Griff eines der Messer mit der Hand so gut es die Halterung zuließ. Er konzentrierte sich auf genau dieselbe Art wie vorhin.

Und jetzt plauder mal schön!
 
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Es dauerte einen Augenblick, bis Miguel sich wirklich auf das Messer eingestellt hatte.

Der erste Eindruck, den Miguel von dem Messer bekam, war ein Schmerzhafter: ein glühend heißes Bad, siedend heiße Flüssigkeit überall um ihn herum. Der Toreador mußte sich beherrschen, nicht aus Reflex seine Hand von dem Messer zu ziehen. Aber das Gefühl war nicht echt und alles kühlte schnell wieder auf die angenehme Temperatur der Nacht herunter.

Dann sah Miguel eine Reihe von Bildern, die in seinen Geist fluteten. Da war er selbst und Peter Crain hier in der Werkstatt, dann war da Dunkelheit und die gelegentliche Berührung von Metall oder Stoff um ihn herum. Eine Reihe fremder Gesichter und plötzlich das wohlige Gefühl, als das Messer in etwas Warmes hineingestoßen wurde.

So plötzlich, wie die Bilder über ihn hereingebrochen waren, fand sich der Toreador in der Werkstatt vor den Messern stehend wieder.
 
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Miguel freute sich.

Es hat geklappt! Endlich! Ich habe etwas gesehen!

Aber offenbar konnte das mitunter auch unangenehm sein. Sollte er es mit den anderen Messern probieren? Nochmal den Hitzeschock mitmachen? Äh, vielleicht besser nicht.

Dann fiel ihm auf, dass sich unter den Messern drei Lachen befanden. Silberlachen, was sonst.
Und an den Klingen war kein Silber mehr, es war alles abgetropft.

Verdammt!

Arthur hätte gleich gewusst, das das passiert, ganz bestimmt. Aber Miguel – er wusste nur den Siedepunkt von Silber aber ansonsten, was hatte er denn von sowas für eine Ahnung.

Wie peinlich. Da schwand das Hochgefühl und auch die Lust noch in jeglichem Gegenstand was zu lesen.
Er machte das Licht aus und verließ das Gebäude. Vielleicht sollte er dem Ravnos schon mal Bescheid geben, dass es nicht geklappt hatte? Nee, diese Schmach konnte auch noch bis zum Abend warten.
Er stieg in seinen Ferrari. Aber wenn der Ravnos die Waffen recht dringend brauchte? Und wenn er schon jetzt erfuhr, dass das mit dem Beschichten nicht geklappt hatte, dann konnte er sich vielleicht woanders Silberwaffen besorgen. Hatte denn dieser Ziege sowas nicht zum Verkauf?
Miguel nahm sein Handy hervor und versuchte Peter zu erreichen.
 
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Nach ungefähr dreimal klingeln nahm der Ravnos ab, der immer noch mit seinem Auto fuhr.

"Was gibt es, Mister Cortés?" die Stimme des Ravnos schien entspannt und ungezwungen.
 
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„Herr Crain, äh – leider musste ich feststellen, die Umsetzung Ihrer Idee hat nicht geklappt. Das Silber ist von den Messern schon alles abgetropft, es ist nichts davon an den Klingen haften geblieben. Das ist mir schrecklich peinlich, dass ich das nicht habe kommen sehen. Ich kann zwar mit so einem Ofen umgehen, aber ich bin Glaskünstler, Glas ist mein Spezialgebiet und nicht Silber und Messer. Arthur kennt sich mit den Eigenschaften solcher Stoffe aus, schließlich ist er Chemiker, aber ich bin weder Chemiker noch Silberschmied."

Miguel klang ziemlich zerknirscht.

"Wenn man jetzt Gussformen für Messer hätte könnte man das Silber da hinein gießen, aber sowas habe ich nicht parat, und selbst wenn, mit Messerherstellung kenne ich mich wie gesagt nicht aus, und da könnte ich nicht für ein gutes Ergebnis garantieren. Es tut mir leid, dass ich da keine große Hilfe sein konnte, Sie werden sich also wohl oder übel woanders Silberwaffen besorgen müssen. Gibt es da nicht diesen Ziege? Er ist hier der einzige offizielle Waffenhändler, habe ich gehört, aber Sie kennen ihn wahrscheinlich längst.“

Na ja, falls Ziege überhaupt noch am Leben war. Aber dass der Sheriff hinter Ziege her war, das musste Miguel dem Ravnos ja nicht unbedingt sagen.

Hatte er da eben gesagt "Arthur ist Chemiker"? Eigentlich müsste es heißen „war“.
Aber über Arthur in der Vergangenheitsform zu sprechen, musste das sein, wozu.
 
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"Ich verstehe." die Stimme des Ravnos versprühte nicht gerade Freundlichkeit.

"Wo kann ich dann diesen Arthur erreiche, vielleicht kann er heute noch etwas machen." Das Arthur Tod war wusste der Ravnos nicht und es war nur logisch nach der Erwähnung von seinem Namen nach ihn zu Fragen.
 
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„Arthur ist nicht mehr zu erreichen, zumindest nicht auf normalem Wege, denn er weilt nicht mehr unter uns. Er ist jetzt ein Geist, nun ja, das glaube ich zumindest.“

Miguel klang betrübt.
 
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Ein Geist? Entweder spinnt der Mann oder...ach verdammt ich hasse diese Stadt!

"Ich verstehe." waren erst einmal die einzigen Worte des Ravnoses.

"Wenn sie Geist sagen, dann meinen sie auch Geist und es ist keine Metapher oder so, oder?" Peter musste dies nun erst einmal wissen, da er selber noch nie einen gesehen hatte, aber wenn es Kainiten und Werwölfe gab, warum dann nicht auch Geister.
 
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Was meinte der Ravnos jetzt eigentlich mit dem Wort Metapher? Miguel war es aber zu peinlich nachzufragen, denn schließlich würde sich somit seine schlechte Schulbildung offenbaren. Er versuchte sich das Wort zu merken und nahm sich vor nachzuprüfen was es bedeutete.

„Ich will jetzt nicht behaupten, dass ich mich mit Geistern gut auskenne, es war auch nur so eine Annahme. Nun, jedenfalls ist Arthur vernichtet, und dann werden doch einige Leute zu Geistern, oder nicht? Wenn man unter tragischen Umständen stirbt und man hier noch etwas zu erledigen hat sozusagen.
Jedenfalls hat Arthur schon mit mir Kontakt aufgenommen, gesehen habe ich ihn aber nicht, wobei ich ja gar nicht weiß ob man einen Geist unter Umständen sehen kann, aber ich bin ganz sicher, dass er es war, ich habe seine Präsenz gespürt und seine Stimme gehört, und ich weiß auch genau, dass ich mir das nicht bloß eingebildet habe.“

Da hatte er jetzt bestimmt zuviel gesagt.

Jetzt hält er mich doch sicher für verrückt.

Miguel wusste nicht wirklich mit 100%iger Sicherheit, dass Arthur vernichtet war, aber er spürte es, und vor allem spürte er doch, dass es Arthur war, der da mit ihm geredet hatte, und dass das echt war. Da täuschte er sich doch nicht!
 
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Interessant! Hat sich der Besuch in der Glasschmelze also doch gelohnt.

"Ich verstehe." sagte der Ravnos mitfühlend, auch wenn er nix verstand. "Nun ob man Geister immer sehen kann oder nicht, kann ich ihnen nicht beantworten. Aber dass es sie gibt würde mich nicht sehr verwundern, schließlich gibt es auch uns.
Viel werde ich in dieser Situation nicht helfen können, aber vielleicht ein Bekannter von mir. Ich werde einmal mit ihm sprechen.

Jedenfalls werde ich morgen früh zur Akademie kommen und die Messer und das Silber wieder abholen. Heute habe ich keine Zeit mehr dafür."
Wo bekomme ich jetzt bloß Silberwaffen her? Ach das aber auch nichts glatt laufen kann.
 
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Offenbar hielt der Ravnos den Spanier doch nicht für verrückt? Und sauer klang Peter auch nicht mehr. Da war Miguel erleichtert.

„Oh, ich wäre sehr froh mehr über Geister zu erfahren, nur kenne ich leider niemanden, der sich mit so etwas auskennt.
Ich habe heute auch keine Zeit mehr, ich muss jetzt los. Gut, ich bin dann also am frühen Abend da wenn Sie wieder hierher kommen.“
 
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"Gut, wir sehen uns dann morgen."

somit beendete der Ravnos das Gespräch.
 
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"Bis Morgen, Herr Crain."

Auch Miguel legte auf.
So, jetzt konnte er also schließlich losfahren, zur Sakristei. Es gab noch viel zu tun, hoffentlich würde er jetzt noch genug von dem Fenster freilegen können.
Miguel startete den Motor und genoss das vertraute Motorengeräusch, in seinen Ohren war es wie das laute Schnurren einer Katze, die gekrault wurde.
Dieses Auto war ein wunderbares Kätzchen. Doch, es war gut, dass er es nicht verkauft hatte.
 
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