(23.04.08) Telefonleitung nach Finstertal

Hanimal

Ghul
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1. Mai 2008
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73
Der Himmel war heute besonders trübe. Das Wetter gehorchte den Vorhersagen von Sonneschein und Hitze doch nicht. Keine Wolke zog über die graue Sphäre, es schien eine einzige dunkle Wand zu sein. Nicht einmal die Sterne konnte man deutlich erkennen und auch der Mond verbarg sich hinter dem grauen Schleier, wie als wäre er es leid auf diese traurige Welt zu blicken. Der Tag hatte besser ausgesehen, es war sogar regelrecht warm gewesen. Jetzt allerdings beschränkte sich die Wärme darauf, dass einem wenigstens kein Wind um die Ohren pfiff. Schon den ganzen Tag war es seltsam Winstill gewesen und viele Menschen hatten dies genutzt um baden zu gehen, oder sich anderweitig mit diversen Freizeitaktivitäten zu beschäftigen.

Er hatte davon natürlich nichts mitbekommen, obwohl er in er vorherigen Nacht den Wetterbericht aufmerksam verfolgt hatte. Er hatte nun wirklich keine Lust bei Regen irgendetwas zu unternehmen. Und auf keinen Fall etwas so grosses wie eine Reise nach Finstertal. Das kleine Örtchen irgendwo im Norden Würtembergs war eigentlich der ideale Ort um seine Ferien zu verbringen. Hier gab es etliche kleinere Seen, urige Hotels und einheimische Bars. Es war nicht wirklich ein Ort für Touristen, wohl aber für Personen, die auf dem Lande auspannen wollten. Wahrscheinlich hatte er genau das gemacht. Die letzten paar Tage zumindest. Doch dann hatte er so eine Ahnung bekommen. Diese Ahnung hatte ihm gesagt, dass sich hier Werwölfe herumtrieben. Zumindest hatte er einige Spuren gefunden, die darauf hindeuteten. Und er hatte wirklich keine Lust sich mit diesen stupiden Schwarz/Weis-Sehern herum zu schlagen. Obwohl man seinem Clan eigentlich nachsagte, dass er gut mit den Wölfen konne. Eigentlich Schwachsinn. Er hatte noch nie irgendeine andere Art von Kontakt mit einem der humanoiden Wölfe gehabt, als sich mit ihnen zu prügeln, oder vor ihnen zu fluechten. Und meistens war letzteres der Fall, da diese Art von Plagegeist nur im Rudel auftauchte.

Ausserdem war es höchste Zeit in eine Stadt zurück zu kehren. Er war nicht die Sorte Gangrel, die sich immer im Wald herumtrieben. Im Gegenteil, er mochte das urbane Ambiente einer Stadt sogar oft lieber als die wilde Natur. Nicht das er ordnungsliebend war, aber meisstens wurde ihm das tristere Leben auf dem Lande zu langweilig. Andererseits war die Natur ein unglaublich guter Rückzugspunkt um sich zu fokusieren, oder zu verstecken. Wie so oft war er auch in diesem Belang ein Wanderer zwischen den Extremen.

Doch wie gesagt, jetzt wollte er in die Stadt zurückkehren um sich dort an sozialem Kontakt gütlich zu tun. Er hatte längere Zeit überlegt wohin er gehen sollte, aber dann war ihm eine junge Frau eingefallen, die er einmal kennengelernt hatte. Sie war ebenfalls von seinem Clan, aber sie war dunkel und somit nicht aus diesem Land. Er hatte sich bei einem alten Bekannten erkundigt und mehr über sie herausgefunden. Scheinbar wohnte sie jetzt in Finstertal, einen Ort den er noch nicht besucht hatte. Allerdings hatte er schon von ihm gehört. Es schien dort nicht gerade langweilig zu sein. Also das ideale Pflaster für ihn.

Gerade stand er in der Telefonzelle des kleinen Örtchens, die wahrscheinlich die einzige ihrer Art im Umkreis von 10 Kilometern war, und besah sich den Notizzettel den er sich gemacht hatte. Er drückte Zahl fuer Zahl die metallenen Tasten und legte sich den Hörer auf die Schulter, so dass er ihn mit dem Kopf festklemmen konnte. Nachdem er den Zettel zurück in die Innentasche seines Jackets gesteckt hatte, nahm er den Hörer in die freigewordene Hand, während die andere sanft über das nach hinten gegeelte längere Haar strich. Er hatte es wieder einmal geschafft die wilden Locken einigermassen zu glätten und frisch rasiert war er auch. Blöd nur dass er morgen das Selbe noch einmal tun musste, um dieses Aussehen bei zu behalten.

Es tutete ein erstes Mal.

Er würde erst Kontakt zum Clan herstellen. Vielleicht konnte er dort auch gleich einige Informationen abgreifen. Sein Clan war sowieso etwas besonderes, daher dürfte es nicht schwierig sein verschieden Berichte über die Stadt und ihre Bewohner zu bekommen. Vielleicht gab es Gangrel, die noch in der Camarilla waren, vielleicht gab es welche die Anarchen waren, vielleicht gab es völlig Freie. Er würde sich über jeden einzelnen Kontakt freuen und je bunter desto besser. So weit er wusste war Frau Mwenda immer noch in der Sekte. Also würde er erst einmal auch Mitglied sein. So tat man sich immer leichter.

Es tutete ein zweites Mal.

Mwenda, ein komischer Name. Wahrscheinlich hatten die Personen in Afrika alle so lustige Namen. Er war nie dort gewesen und hatte auch sehr selten jemand kennen gelernt, der diesen Kontinent seine Heimat nannte. Andererseits konnte er auch nicht gerade mit einfachen Namen auftrumpfen. Seid längerer Zeit war sein Name Bevage und ihm gefiel der Name, aber oft reagierten andere Kainiten abweisend, wenn er sein Pseudonym nannte. Tja, so war das eben wenn man keine Heimat mehr hatte. Obwohl der Name aus dem Französischen stammte war Frankreich definitv nicht der Heimatort von dem Gangrel der sich Bevage nannte.

Es tutete ein drittes Mal.
 
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Keine neuen Erkenntnisse. Aber es gibt noch etwas anderes, was Meyye zu tun hat, etwas Unmittelbares, das mit ihrem untoten Dasein zusammenhängt und sein Recht fordert. Außerdem ist es eine Vernunftentscheidung, bald mal jagen zu gehen, wer weiß, wozu sie nicht bald einen großen Blutvorrat und größtmögliche Sattheit brauchen kann. Also macht sich Meyye ausgehfertig, was bedeutet, dass sie die üblichen, mit Rissen in diversen Ausprägungen versehenen Jeans zu einem bauchfreien Shirt und einer Jacke trägt, und dazu ungewöhnlich neu wirkende Sneakers - Geschenk von Julian. Na gut, ein paar Waldläufe haben auch die inzwischen schon wieder mitgemacht, dennoch sind sie sichtlich das teuerste an der Ausrüstung. Natürlich nur, solange die silbernen Wurfmesser unsichtbar bleiben, die sie zusammen mit einem Holzpflock so gut wie immer mit sich nimmt - jetzt ganz besonders.

Tja, und dann klingelt halt das Handy und erinnert sie dankenswerterweise daran, dass sie es glatt in Julians und ihrem Zimmer hat liegenlassen. Also kehrt von der Haustür zurück in den Schlafraum und das Gerät geschnappt. Sie runzelt die Stirn... eine unbekannte Nummer, wer will denn jetzt etwas von ihr? Vielleicht... aus Richtung Süden? Auf jeden Fall kann sie den Ruf kaum ignorieren, wer weiß, was er bringt. "Ja?" meldet sie sich daher.
 
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Nachdem die Leitung hergestellt war und sich die Person am anderen Ende gemeldet hatte, schwieg Bevage erst einmal. Die Stimme hatte eilig geklungen, allerdings mit einer Portion Neugier. Beides waren gute Vorraussetzungen. Ersteres bedeutete, dass die andere Person das gespräch ebenso schnell beenden wollte wie er und zweiteres stand dafür, das die Person ihm zumindest offen entgegenkam und sich sein Anliegen anhören würde.
Dann begann Bevage zu sprechen:
"Frau Mwenda?"
Die Stimme klang leicht nasal, aber tief und wirkte wie als sei sie vom Wetter gegerbt.
Als Bevage eine Bestätigung bekam sprach er weiter.
"Guten Abend, mein Name ist Bevage."
Wieder setzte er ab und lies der Frau gerade genug Zeit, ihre Erinnerung anspringen zu lassen, so dass sie sich sicher war, dass ihr der Name bekannt vorkam. Dann klärte er sie auf, woher sie sich kannten.
"Wir haben uns früher einmal getroffen, damals waren sie noch mit ihrem Erzeuger unterwegs."

Und erneut eine Pause, in der sie Erinnerungen hervorholen konnte. Diesesmal vielleicht nicht so gute. Aber andererseits mochte sie sich jetzt vielleicht an das Gesicht desjenigen erinnern, der sie gerade anrief. Und vielleicht erinnerte sie sich auch an seine Zusprüche, was ihre Autonomität von ihrem Erzeuger anging.
"Ich bin momentan auf reisen und würde mich freuen von ihnen in Finstertal begrüßt zu werden. Wahrscheinlich werde ich in den nächsten zwei Tagen ankommen."
Die Informationen klangen nicht gerade fixiert, obwohl Bevage genau wusste wann er ankommen würde.
"Vielleicht können wir ein Treffen arangieren und sie können mir ein wenig von ihrer schönen Stadt zeigen. Sie scheint ja sehr interessant zu sein."
War da Humor zu erkennen? Bisher klang das Gespräch eher sachlich-nüchtern und Meyye erinnerte sich noch, dass der gangrel Bevage eine gewisse Distanz besessen hatte, wenngleich er sehr freundlich gewesen war.
"Es würde mich freuen zu erfahren, wie es ihnen ergangen ist, nachdem sie sich von ihrem Erzeuger getrennt haben."
Interessant war sicher auch, dass er bisher den Namen von Meyyes Erzeuger kein einziges Mal ausgesprochen hatte. Bevage wartete ab, wie die Antwort der jungen Kainitin sein würde.
 
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"Kein Schwein nennt mich Frau Mwenda." ist die fast reflexive Antwort auf die Frage der Stimme am Telefon, ein wenig verwundert oder fragend, vielleicht auch provokativ... ein Tonfall der wohl am ehesten die Frage 'Wer ist das und was will der?' ausdrücken will. Abgesehen davon, also echt mal, sogar der Prinz hat sich mit 'Miss Meyye' was besseres einfallen lassen. Und auch wenn sie gerade der Ahnung nachgeht, diese Stimme käme ihr bekannt vor, kommt sie erstmal nicht drauf.

Auch der Name braucht ein paar Sekunden lang, um durch ihre Gedächtnislücken zu sickern. Das Mosaik vervollständigt sich zusammen mit seinem Addendum. München. Gangrel der Stadt. Bevage. Einer der Clansgenossen, die sie immer wieder mal getroffen haben. Recht abgehoben und für ihren Geschmack viel zu steif, aber trotzdem einer der ihr durchaus einen Push in die richtige Richtung gegeben hat, nämlich als sie viel darüber nachdachte, ob sie Karl bald den Rücken kehren sollte. Was sie letztlich viel gründlicher getan hat, als vielleicht selbst er gedacht hätte.

"Bevage. Klar... shit, Mann, das is ja gar nich mehr wahr." sagt sie, jetzt hörbar überrascht. Ja, es gab eine Vergangenheit außerhalb von Finstertal, und sie ist noch da draussen und kann sich tatsächlich mal wieder bemerkbar machen. Die nächste Frage wäre ja, warum er sie anruft, aber das sagt er ja auch gleich als sie soweit gekommen ist. Und damit fordert er sowas wie ein Schnauben heraus, das vielleicht auch ein schwaches Lachen hätte werden können. Jaja, die schöne Stadt Finstertal.. eine Sightseeing-Tour durch ein Höllenloch. Rechts sehen Sie die vom Sabbat gesprengte Nervenheilanstalt in denen verdammt viele kranke Menschen und mindestens ein Vampir des hiesigen Bonzenkaders hopsgingen, links die Horden von Garou, die gerade stürmen...

"Interessant, ja..." antwortet sie nach einer Weile schließlich, und das matte Lächeln ist fast zu hören. "Hör mal... auch wenn ich gern über alte Zeiten plaudern würde, das timing könnt mieser nich sein. Wir stecken hier bis über beide Ohren in der Scheisse, und damit mein ich auch die Langohren, die unsereins gern mal kriegen kann. Wenn du meine Meinung hören willst, komm nich her. Is besser für die Gesundheit. Die Pelzfraktion hat's auf uns abgesehn." Wenn er zwei und zwei zusammenzählen kann, dürfte er darauf kommen, wer gemeint ist.
 
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Erstaunt hob er den Telefonhörer ein wenig von seinem Ohr weg. Er lies den blick über die Häusern in der Nähe schweifen. Hier auf dem Land war es wesentlich gefährlicher, da die Werwölfe hier viel mehr verwurzelt waren, von daher tauschte er den Teufel gegen den Beelzebub, oder kam vom Regen in die Traufe, welche Phrase man auch immer nutzen mochte.
Als er das Gerät zurück ans Ohr hob, begann er auch wieder zu sprechen.

"Ja, es ist eine Weile her. Aber keine Sorge, ich denke ich komme mit ein paar dieser pelzigen Dingern zurecht."
Schließlich war er fast nur auf reisen. Außer natürlich er empfand einen Ort als interessant genug, so dass er dort ein wenig bleiben wollte. Andererseits hatte er wenig Lust zwischen irgendwelche Grenzkämpfe zu geraten. Aber er würde das händeln können. Vielleicht konnte er diesen Fakt sogar nutzen können. Wie auch immer, erst einmal galt es Kontakt herzustellen und darum rief er letztendlich an.

"Sollte der Konflikt dich zu sehr in Ansspruch nehmen verstehe ich das natürlich."
Erneut machte er eine kleine Pause und sah sich die beschaulichen Häuser des kleinen Dörfchens an. Dann piepte das Münztelefon.
"Aber ich würde mich freuen, wenn du mir ein wenig über die Stadt erzählen könntest, wenn ich dort angekommen bin."
 
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Tja, ist ja sein Unleben, wenn er es riskieren will. Die beredte Pause wartet sie ab um dann gedanklich die Schultern zu zucken. Wenn er Glück hat und auch wieder irgendwann weiterreist, bekommt er vielleicht gar nicht viel mit von dem Konflikt. "Wie du meinst." sagt sie daher nur, sie hat ihn gewarnt und mehr kann sie in der Sache nicht tun. Immerhin ist er Gangrel und sie erinnert sich an seine Worte damals, was Selbstbestimmung angeht, wär ja noch schöner wenn hier einer dem anderen Vorschriften machen will.

"Kann ich schon machen." antwortet sie und geht erstmal nicht darauf ein, wie sehr sie der Konflikt auf Trab hält. Nervlich? Wie die Hölle! Aber ansonsten..? Sie hat keine Spuren die sie verfolgen kann, die Garou melden sich nicht bei ihr mit neuen Erkenntnissen und sie ist (noch) nicht tollkühn oder verzweifelt genug um unangekündigt bei ihnen aufzukreuzen. "Bei den Bonzen musste dich in der Kunstakademie anmelden, wirste schon finden. Ruf mich dann einfach wieder an."
 
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Es war immer wieder interessant, welche Wortwahl manche Personen hatten. Immerhin wusste er das Meyye in der Camarilla war, aber sie schien sich trotzdem nicht komplett gebeugt zu haben. Und dem Problem mit den haarigen Biestern konnte man sicher irgendwie aus dem Weg gehen. Wenn man das wollte.

"Ja, ich werde dich einfach wieder anrufen, das wird das Beste sein."

Er griff in die Hosentasche und kramte nach ein wenig Kleingeld, da er aber nichts fand, konnte er nichts anderes tun, als damit zu leben, dass die Verbindung gleich zusammen brach. Er blickte zu der Maschine und konnte sehen wie sein Geld verpuffte. Nun gut, es war ja nicht so als telefonierte er mit einem Prinzen.

"Ich denke die Verbindung bricht gleich zusammen. Also dann bis..."

Es tutete nur noch.
 
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