[17.05.2008] - Viel mehr als eine Tochter

Eldrige

Zombie-Survival Experte
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Der warme Mai Wind umwehte die verkrümmte Gestalt, die sich zügig aber nicht gehetzt über eine marode Feuerleiter an der Seite des Gebäudes hoch arbeitete. Der industrielle Dunst, schwanger vom Geruch alten Öls und dem Gefühl von einer hauchdünnen Schicht Ruß, wallte schwer durch die Luft des Finstertaler Industrie Gebietes. Die schicken High-Tech Industrien und sauberen Fabriken standen alle samt woanders. Hier, im Osten der Stadt, gab es nur Dreck. Hier wurden keine schicken Carbon Fasern gepresst, von Leuten in weißen Kitteln mit Schutzbrillen und blitzsauberen Helmen, hier wurde Gummi gekocht, Stahl gegossen, Aluminium verhüttet und Chemikalien zusammen geschüttet die dann später für Batterien genutzt wurden.
Fast jedes schillernde Vorzeige Lifestyle Produkt, das in Hochglanz Prospekten dort draußen gelobt wurde, hatte hässliche, dreckige Wurzeln, die hier von schlecht bezahlten, dreckverkrusteten Gestalten gegossen und gehegt wurden. Selbst die schönste Blume auf dem Felde brauchte Dung um zu wachsen und dieser Dung der Gesellschaft, der kam hier her.

Nachdem Lurker das Dach erreicht hatte schwang er sich hinauf und überblickte kurz 'seine Stadt'. Von hier aus betrachtet sah sie anders aus, als wenn man vom schönen Ende her auf sie blickte. Von hier aus, hatte man die Nosferatu Sicht auf Finstertal.

Stray?

Es war eher ein lautes Raunen, als ein wirkliches Rufen. Er hatte zuerst eine der Lieblingsunterkünfte der Adoptiv Nosferatu unterhalb der Stadt aufgesucht, hatte aber nicht den Eindruck gehabt, dass sie dort gewesen war. Daher war er nun hier. Es gab zwar auch einen echten Bau, unterhalb der Müllkippe, aber die Verborgenen der Stadt verteilten sich lieber auf viele kleine Unterkünfte, anstatt in einem Nest zu hocken.
Eine Strategie, die während der Zeit in der die Werwölfe über Tag die Blutsauger ausgegraben und vernichtet hatten dafür gesorgt hatte, dass es ihr Blut in dieser Stadt noch gab.
 
Anstelle seiner Tochter erblickte Lurker zwei streunende Hunde, die unterhalb des Daches vorbei liefen. Ein wuchtiger Rottweiler mit einem Kopf von der größe eines Fußballs und eine schlanke Hündin, deren ursprüngliche Rasse selbst mit umfassenden Fachkenntnissen nicht bestimmt werden konnte.
Beide Hunde bellten dem Nosferatun einen kurzen Gruß zu, dann verschwanden sie in den Schatten der Fabrikgebäude.

Einie Minuten vergingen, bis sich Stray ebenfalls auf das Dach begab. Sie erklomm die Steigbügel des Notaufstiegs mit erstaunlicher Selbstsicherheit und großem Geschick und das trotz der qualmenden Zigarette, die in ihrem Mundwinkel hing. Dieser verbreitete sich zu einem sichtlich erfreuten Grinsen.

"Hey Vater! Schön dich zu sehen! Musst du heute nicht in die Akademie um am Stuhl der Oberbonzen zu sägen?"

Das Grinsen wuchs in die Breite, in den Augen der Caitiff spiegelte sich tiefe Zuneigung.

"Hättest dich für einen solch geschichtsträchtigen Moment ruhig ein wenig rausputzen können?"
 
Er bedachte die beiden Tiere mit einem wohlwollendem Blick, war aber zu weit entfernt um ihnen einen Happen zu zuwerfen. Es war gut die beiden Wächter zu sehen, denn mit dem riesigem Hund als Aufpasser waren die Tage hier mehr als nur sicher. Es würde sich sicher niemand mit einem Rottweiler anlegen wollen, der einen Kopf so groß wie ein Autoreifen hatte. Die Hündin war dagegen neu, anscheinend hatte Hans eine Gefährtin gefunden. Die Vorstellung würde er aber wohl verschieben müssen, denn hinter ihm erklomm Jenny das Dach.

So ist der Plan. Politik und ein wenig Königsmord. Leider ist es wohl so, dass nichts weiter passieren würde, wenn ich der Sache einfach den Rücken kehren würde.

Da der Nosferatu in Anwesenheit seiner Verwandten nicht flüsterte, konnte man sein Lispeln nun sehr stark hören. Es war allerdings auch Bedauern aus ihr zu hören. Offensichtlich wäre es Lurker am liebsten gewesen, wenn all diese Dinge einfach woanders statt finden würden und er sich einfach aus allem heraus halten könnte. Wie früher eben.
Dummerweise war es aber so, dass auch jene die sich an der Politik nicht beteiligten durch die Politik umkommen konnten, was ihn zum Handeln zwang.

Auf ihre Bemerkung hin sah er gespielt überrascht an sich herunter. Dann griff er in seine Kapuze und zog diese hinab, um seinen bleichen, ausgemergelten Kopf mit dem verdorrtem Fleisch und der schorfigen Haut, die sich wie Pergament über den unförmigen Schädel spannte zu enthüllen, wie es unter Verborgenen üblich war.

Sitzt meine Krawatte etwa nicht?

Lurkers Laune stieg immer überproportional an, wenn er diese Momente mit seiner Tochter hatte, in denen sie nichts anderes tun konnten als zu Reden und gemeinsam auf den nächtlichen Horizont zu schauen, oder durch die Eingeweide der Stadt zu stromern, wie zwei wilde Katzen.
Dann suchten seine trüben Augen den Blick seiner Tochter.

Es tut mir leid wegen gestern. Anscheinend bist du nicht die Einzige in der Familie der manchmal das Temperament durch geht.

Die kratzende Stimme transportierte ein Feixen bei dem zweitem Satz, aber die Entschuldigung war echt. Nicht das was er getan oder gesagt hatte, er würde vermutlich immer wieder so handeln, aber trotzdem konnte man ja bedauern wie es gelaufen war. Stray würde das vermutlich verstehen.

Und es tut mir leid das ich dabei mitbekommen habe was du heute vor hast. Ich habe nicht gelauscht, ich habe es nur zufällig mitbekommen, als ich die Umgebung untersucht habe, bevor ich mich gezeigt habe.

Da er wusste das Stray sogleich in einem Sturm von Protest aufgehen würde, hob er beschwichtigend die Hand um sie zu stoppen, bevor der Orkan über ihn hereinbrechen konnte, denn sicher würde sie denken, dass er jetzt anfangen wolle ihr das auszureden. Manche Dinge wollte nicht mal der Leid geprüfte Nosferatu Veteran, der in dieser Stadt schon jede beinahe Apocalypse mitgemacht hatte, über sich ergehen lassen. Eine Standpauke von Jenny Färber gehörte sicher dazu.

Ich hoffe du schaffst es so nahe heran zu kommen wie irgend möglich. Ich hoffe das Rückendeckung unnötig sein wird, aber wenn irgendetwas dort passiert, werden wir alles aufbieten müssen was wir im Köcher haben.

Er hoffte das seine Zustimmung zu ihrem Plan dafür sorgen würde, dass sie nicht los schimpfen würde wie ein Rohrspatz. Anscheinend hatte der Verborgene aber akzeptiert das die Adoptiv Nosferatu das Recht hatte sich ihren Platz auf dem Schlachtfeld selber auszusuchen und das sie sich dabei in Gefahr brachte, so wie er selber das auch tat.
Sie alle waren in Gefahr, in der Vergangenheit, sowie auch jetzt und sie würden es nur gemeinsam schaffen. Sie hatte es selber so gesagt und gewünscht, sie war seine Tochter, seine Begleiterin, sie war Nosferatu und sie war seine Kampfgefährtin.

Und nun würde es gleich an der Zeit sein sie vollständig in seinen Plan zu involvieren. Als Einzige.
 
Verflucht!

Jenny war weniger erzürnt als erschrocken! Sie hatte sich wirklich große Mühe gegeben, ihren Plan so unaufällig wie möglich durchzuziehen und war doch aufgeflogen. Natürlich, war sie das. Wer sonst außer Lurker war über alles was sich in der Stadt tat besser informiert? Besonders, wenn es sich in seinem eigenen Reich abspielte. Trotzdem hatte Jenny in einem Anflug stark übersteigerten Selbstvertrauens wetten können, dass ihr nichts und niemand auf die Schliche gekommen war.

"Manchmal machst du mir Angst, Vater!", sagte sie mit einem Lächeln. An eine Schimpftirade dachte Jenny nicht für einen Augenblick. Im Gegenteil, sie nahm Lurkers Hinweise als Grund, beim nächsten Mal noch vorsichtiger zu Werke zu gehen. "Ich werde mich im Hintergrund halten und nur beobachten, versprochen! Aber ich traue der Bonzenriege nicht über den Weg. Zuviel ist in den letzten Wochen geschehen und ich weiß wie dieses Pack tickt. Irgendwer wird den Kopf hinhalten müssen um das Bauernopfer zu spielen. Diesmal reicht es nicht einen kleinen Clanlosen wie mich vor die Hunde gehen zu lassen... Es muss jemand angesehenes sein, mit Verantwortung und hoher Position. Meinen bisherigen Erfahrungen nach, wohl am ehesten einen aus den... verzichtbaren Clans. Also dich, oder Roxanna. Das aber werde ich nicht hinnehmen, daher bin ich froh dass du auf meiner Seite bist. Ich habe nämlich nicht vor, dich kampflos herzugeben..."

Sie grinste schüchtern.

"Mein Plan ist gut und wird funktionieren! Ich werde da sein und zusehen. Solange sie dich in Ruhe lassen ist alles gut. Nun, wenn nicht, werden sie es bereuen! Aber es wird schon alles gut gehen, nicht wahr?"

Das blieb zu hoffen! Jenny machte sich keine Illusionen. Sollte die Sitzung in der Akademie eskalieren, wäre sie sicher eine der ersten die ins Gras beißen musste. Allerdings nicht, ohne den ein oder anderen mitzunehmen. Die Caitiff hoffte inständig, dass es nicht nötig war.

"Wegen deiner Bemerkung zu gestern... du hattest ja recht. Ich weiß nicht, was mich da geritten hat? Ein Blutband ist etwas, dass ich normalerweise zutiefst verachte. Selbst wenn es dazu dient sich einen Menschen zu diensten zu machen. Diese falsche Loyalität ist nichts, dass man für sich ausnutzen sollte. Also danke! Danke, dass du mich mal wieder vor einer großen Dummheit bewahrt hast! Aber ich mag Duke sehr gern und werde ihn auch weiterhin als eine Art Gefährten oder Partner betrachten. Ich werde mich allerdings nicht mehr unwideruflich an ihn binden. Mach dir keine Gedanken, was das angeht, bin ich wieder klar. Das ich die Verantwortung für ihn übernommen habe, mag ein Fehler gewesen sein, aber du weißt dass ich zu meinen Entscheidungen stehe. Dukes Fehler sind meine Fehler, das war nicht klug... zugegeben. Aber es fühlt sich immer noch richtig an. Ich mag diesen groben Klotz...."

Die letzten Worte sprach Jenny mit ungewohnt viel Zuneigung in der Stimme.

"Vielleicht spielt das aber auch alles keine Rolle! Sehen wir zu, dass wie diese Nacht heil überstehen, dann sind wir schon einen großen Schritt weiter!"
 
Er winkte ab, auf ihr Lob hin und hockte sich im Schneidersitz auf den Boden nieder. Es stimmte nämlich, dass er sie für gewöhnlich nicht belauschte und es war wirklich reiner Zufall gewesen, dass er ihr Gespräch mit dem Brujah mitbekommen hatte. Hätte sie ihm in dieser Nacht nicht die Nachricht, mit der Bitte sie zu kontaktieren, zukommen lassen, wäre er erst viel später in dieser Nacht bei ihr aufgetaucht.

Ich gehe nicht davon aus das uns derartige Gefahren aus dem Innerem drohen, dazu ist der alte Belgier zu schlau. Wenn er versucht mit Steinen nach Schwächeren zu werfen, vor allem nach Schwächeren die seine Suppe auslöffeln mussten....zwei Mal... würde ihm die versammelte Riege vermutlich direkt an Ort und Stelle lynchen und da er es sich vorgestern in der Mine auch noch direkt mit diesem Galante versaut hat, wie ich vermute, wird der eher geneigt sein energisch zu protestieren, während er Platz macht auf den Weg zum Scheiterhaufen, damit alle auch gut durch kommen.

Er schenkte ihr ein viel zu weites Grinsen mit seinen schadhaften Zahnreihen.

Aber man weiß nie was sonst noch passiert. Es könnte sein das noch ganz andere Dinge in Bewegung geraten während wir da drin hocken und dafür kann es nötig werden, dass du handelst. Hier ist mein Plan.

Damit bedeutete er seiner Tochter sich zu ihm hinab zu bewegen und hielt ihr seine schmutzig bandagierte Hand hin, damit diese sie ergreifen konnte. Sobald sie dies getan hatte, würde er seine mentalen Finger hinaus senden in die schmutzige, verqualmte Luft und dort sorgsam damit beginnen einen Streifen aus Unachtsamkeit zu ergreifen, hier einen Faden aus Aufmerksamkeit zu lösen und ihn sachte in eine andere Richtung zu legen, dort einen Strom aus Schweigen und nicht-sehen umzuleiten und am Ende eine schützende Decke aus wärmender nicht Beachtung um sich und die Caitiff zu legen.

Wir werden die ehemalige Seneschall, Lady Noir oder Magdalena Buchett, zum Prinzen dieser Stadt machen. Wir sind schon länger mit ihr verbündet, was aber natürlich niemand weiß und auch niemals jemand erfahren wird. Allerdings ist das nur der Zuckerguß, die Dinge die halt dringend erledigt werden müssen. Wirklich wichtig ist dieser Wiedergänger, Martin Zieglowski, und sein Gemälde, das ihn irgendwie am Leben erhält. Beides muss vernichtet werden, zusammen mit dem Geheimnis wie der Mensch in diesen Zustand geraten konnte. Vermutlich kann eine wandelnde Leiche wie wir gar nichts mit diesem Geheimnis anfangen, aber dennoch gibt es Mächte die alles dafür tun würden um es zu erlangen und mit alles meine ich, dass diese Stadt im Zweifel auch von der Landkarte verschwinden könnte.

Seine Stimme war eindringlich und sein Blick hielt Strays Augen gefangen, damit er sicher gehen konnte, dass sie verstand um was im Zweifel gehen würde. Wenn irgend so ein Irrer, alter Blutsauger völlig ausrastete in dem Versuch unsterblich zu werden und dabei die Maskerade so nachhaltig zerdepperte das nicht mal der dümmste, leichtgläubigste Mensch mehr ignorieren konnte was vor sich ging, weil er mit einer Horde Vampire gegen Finstertal in den Krieg zog, dann würde vermutlich die Zivilisation vor die Hunde gehen. Grundsätzlich waren die Menschen mehr. Viel mehr und die Untoten waren alles andere als ein geschlossenes Lager, aber oftmals hielten die Vampire die Schlüssel für enorm wichtige, zentrale Positionen in den Händen, eben weil sie alles beeinflussten.
Die heutige Welt, wie sie alle sie kannten, war aber in Wahrheit eine mehr als chaotische Maschine, bei der kein großer Über-Ingenieur wirklich noch einen Gesamtüberblick hatte. Alles war irgendwie miteinander verbunden und leider in einem mehr als fragilem Zustand. Wenn die Transportwege versagten, würde innerhalb weniger Wochen nicht mehr genug Nahrung ankommen um alle Menschen zu versorgen, weil es viel zu viele von Ihnen gab um sich mit herkömmlichen Methoden zu versorgen. Alles in ihrer industrialisierten Welt musste auch wirklich im industriellem Maßstab hergestellt werden, sonst würde alles zum erliegen kommen und was würde wohl passieren, wenn die Väter und Mütter überall im Lande die Wahl hatten ihre Kinder verhungern zu lassen, oder einem Fremden für eine Dose Erbsen die Eingeweide herauszuprügeln?

Kiera Mc Kinney wird sich auf die Suche nach dem Bild machen. Enio ist ebenfalls auf unserer Seite und bis zu einem gewissem Grad auf der neue Sheriff, Moishe Ben Levy. Aber es gibt eine große Gefahr. Die Hexer wollen das Bild und wenn es soweit kommt, das wir feststellen, dass ihr Oberzauberzeremonien Meister Johardo versucht sich das Ding zu sichern, dann werden wir versuchen Zieglowski vollständig zu vernichten, in der Hoffnung das er in der Nähe seines verdammten Bildes wieder zurückkehrt. Kiera ist nämlich in der Lage den Kerl zu finden, so wie sie auch den ehemaligen Prinzen in diesem Loch finden konnte. Es ist nur ein Notfallplan und ein ziemlich verzweifelter noch dazu, weil wir dabei von jede Menge Dingen einfach nur ausgehen können, ohne zu wissen ob sie funktionieren, aber bevor die Hexer wieder alles in die Finger bekommen Müssen wir alles versucht haben.

Während er ihr den Plan erklärte, hatte er den Druck seiner Hand immer mehr gesteigert und löste diesen Druck nun, ohne jedoch den Kontakt zu seiner Tochter zu lösen.

Ich habe Zieglowski für heute Nacht in die Nähe der Müllkippe gebracht. Es gibt unterhalb der großen Kreuzung in der Nähe der Hauptzufahrt diesen unterirdischen Bereich den wir normalerweise komplett geflutet halten, weil man dort eine Passage in die tieferen Ebenen hat. Du kennst die Stelle, dort wo diese alten Auto Wracks unter Wasser liegen. Für diesen Raum haben wir mehrere Flutungsschächte angelegt. Jeder etwa drei Meter im Durchmesser. Das sind diese Dinger die wir immer warten und unter Wasser halten müssen, damit der geflutete Bereich auch geflutet bleibt. Der Wiedergänger steckt im nördlichen Flutungsschacht, vom Haupteingang der Deponie aus gesehen. Wenn ich während der Verhandlung mit beiden Händen in meine Kapuze greife und meinen Kragen festhalte ist das dein Zeichen. Finde Kiera Mc Kinney und geh mit ihr zu dem toten Mistkerl. Verbrennt ihn zu Asche, das geht auf der Müllkippe am schnellsten. Anschließend musst du Kiera dorthin bringen wo der Wiedergänger zurückkehrt. Nehmt Gasmasken oder Plastiktüten mit, wenn der Kerl anfängt zu bluten, werden alle Vampire in der Nähe ausrasten und nur noch daran denken können alles vom Boden aufzulecken was aus ihm herausläuft. Zieglowski ist für einen Menschen extrem Kampfstark und es ist möglich das er noch Waffenverstecke in der Stadt hat von denen wir nichts wissen. Spezialwaffen. Solche die auch unsereins den Garaus machen können. Hast du alles verstanden Stray?

Ja, er verließ sich auf sie. Natürlich auch auf Kiera, aber nur auf seine Tochter verließ er sich zu hundertprozent. Nur sie kannte die ganze Wahrheit, wusste wo Ziege war und nur sie und Lurker selber waren nun in der Lage den Plan durchzusetzen.
Das war es was sie gewollt hatte. Das war es was der Nosferatu seinerzeit mit seinem Bruder geteilt hatte. Die volle Verantwortung.
 
Wortlos setzte sich die Caitiff zu ihrem Vater, zündete sich eine Zigarette an und beschränkte sich darauf seinem Plan zu lauschen. Auf seine stumme Bitte hin, reichte sie ihm die Hand. Sie drückte die seine ein wenig, um Zuversicht zu beweisen und Sicherheit auszustrahlen. Anscheinend hatte Lurker großes vor und es war Jenny wichtig, dass ihm von der ersten Sekunde an klar war, das er voll auf sie zählen konnte.

Als er seinen Monolog jedoch mit seinem geplanten Umsturz begann, konnte die Anarche nicht anders als ihn verblüfft anzublicken. Man würde sich also tatsächlich gegen den mächtigsten Mann der Stadt stellen, offen gegen ihn revoltieren und zu allem Überfluss noch, seine eigene Ehefrau auf den Thron heben. Und das vor seinen Augen! Jenny war ja keine Fachfrau in solchen Angelegenheiten, aber für sie klang das sehr nach einer Demütigung, die ein Mann wie Oliver Buchet nicht so ohne weiteres hinnehmen würde. Dafür war der Verrat an ihm zu deutlich... Der Caitiff gefiel der grundsätzliche Gedanke, nichts war besser für ihre eigenen Interessen, als ein wenig Chaos auf der Spitze des Olymp. Und das alles ganz ohne eigenes zutun!

Andersherum, wenn es während der Verhandlung derart massiv zuging, derart mächtige Vampirahnen in aller Öffentlichkeit gestürzt wurden, schwebte auch ihr Vater in großer Gefahr. Das konnte verflucht böse enden! Jenny gefiel das gar nicht. Aber sie zwang sich, weiter zuzuhören und die dunklen Gedanken auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben...

Das Lurkers Plan sich als nächstes Richtung Zieglowski bewegte, war hingegen keine wirkliche Neuigkeit. Es war klar, dass dieses Problem gelöst werden musste. Jenny würde laut aufatmen, wenn dieser Mistsack endlich aus der Kanalisation verschwand. Sie fürchtete nichts und niemanden, aber dieser Ziege mit seiner offen zur Schau gestellten Boshaftigkeit, seiner Verachtung für alles Lebende und seiner dreimal verfluchten Unsterblichkeit, jagte ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken.

"Ich kenne die Stelle die du meinst und werde tun was du verlangst. Kein Problem! Sobald du das Zeichen gibst, werde ich mich auf den Weg machen. Unterwegs rufe ich Kiera an und dann werden wir diesen Mistkerl von einem Zuhälter den Arsch grillen. Ne Gasmaske habe ich noch aus den Zeiten mit Fabian irgendwo rumfliegen. Er stand bei seinen Raves besonders auf diese Art Accessoir. Wegen allem anderen, musst du dir keine Sorgen machen, ich zieh das durch. Sollten sich mir die Tremere in den Weg stellen, werden sie auf schmerzhafte Weise erfahren dass auch Magie seine Grenzen hat. Sie mögen mächtiger sein, aber ich bin schneller und brauche selten mehr als einen einzigen gut gezielten Treffern! Ich werde meinen Teil leisten! Hauptsache dieser Ziege verschwindet ein für alle Mal von der Blidfläche. Seine Anwesenheit bei uns da unten zu Hause, lässt mich schon seit Tagen schlecht schlafen. Der Kerl jagt mir ne scheiß Angst ein."

Er und die Tatsache, dass du Buchet vom Thron schubsen willst...

"Eine Frage habe ich noch! Denkst du wirklich, dass Kiera mächtig genug ist, Ziege zu vernichten? Das ihr gelingt woran soviele andere gescheitert sind? Ich kann es mir irgendwie nicht vorstellen..."
 
Immer noch mit der Hand seiner Tochter in der seinen lies er die Nacht beinahe mühelos an ihr und sich vorbei gleiten. Es fühlte sich an wie ein Kokon aus Geborgenheit, beinahe besser als wenn man sich den ständigen Blicken der Welt aussetzen musste und besonders leise bleiben musste um ihren Lauschern zu entgehen. Um wie vieles einfacher mochte es sein einfach auf dieser verborgenen Seite der Realität zu bleiben? Besonders heute Nacht.

Es war gut das Stray mit dem nötigem Respekt an den Blutsklaven heran ging. Das würde verhindern, dass er sich befreite.

Sieh zu das die Atemmaske dicht ist und verklebe die Filter, so dass keine Luft rein oder raus kann. Da du nicht atmen brauchst ist es am sichersten wenn gar keine Luft zu dir durch kommt. Außerdem ist es wichtig das ihr ihn verpackt lasst. Wenn ihr ihn raus holen müsst, dann muss er mindestens geknebelt bleiben und am besten bleiben auch seine Augen verbunden. Lass ihn nicht reden. Mal davon abgesehen das man gelinde gesagt nichts verpasst wenn man eine Konversation mit dem Mistkerl auslässt, treibt er einen sonst nur in den Wahnsinn. Vermutlich könnte er sogar Mutter Theresa dazu bringen dass sie ihn in Streifen schneiden will.

Er schenkte ihr etwas, das seine Tochter als schräges Grinsen erkennen konnte. Für Andere wäre es vermutlich nur eine Grimasse gewesen, denn die wulstigen Lippen und der viel zu große Mund taugten kaum für diese Mimik.
Es gab kaum jemanden und praktisch keinen außerhalb der Familie, mit dem der Nosferatu derartig flapsig reden würde, aber bevor heute Abend der große Tanz los ging und alle gemeinsam den Prinzen absägen würden, brauchte er eine ausgiebige Ladung Zuversicht und eine Auffrischung seiner Erinnerung warum und wofür er diesen ganzen Unsinn überhaupt durchzog.

Kiera alleine mit Sicherheit nicht. Aber wir alle...wir Finstertaler, sind eine Macht mit der man rechnen sollte. Wir haben Zacharii geschafft. Ok...zweimal..

Gab er zu und grinste dabei noch breiter, denn natürlich hatten sie ihn nur einmal vernichtet, daher war es natürlich eingermaßen amüsant davon zu sprechen das man ihn zwei Mal erledigt hatte, aber grundsätzlich hatte man ihn zwei Mal zurück geschlagen. Wenn das nichts war.

Und außerdem haben wir noch eine ganze Menge mehr auf dem Kerbholz. Zusammen können die Finstertaler Vampire das schaffen. Genauso wie wir gemeinsam diese Stadt ein für alle mal vor Buchett retten können. Weil wir zwar nach Außen hin, da wo die Bonzen hinsehen, zerstritten sind und uns gegenseitig an die Gurgel gehen. Aber hinter den Kulissen arbeiten mehr Leute zusammen als die Leute selber wissen. Vermutlich ist es deswegen auch so eine wunderbare Verschwörung, weil gar keiner weiß wer da so alles mit arbeitet. Es besteht so eine Art Gewebe in dem sich einige von uns bewegen, weißt du. Du, ich und noch einige Andere. Die meisten ohne es zu bemerken. Aber es sind diese Verbindungen die in solchen Momenten wirken. Glaube ich...du hälst deinen alten Vater für senil, wenn ich so was erzähle, oder?

Irgendwie war ihm sein Gespräch mit Kiera McKinney vielleicht nicht so ganz bekommen, dass er hier so einen Mumpitz frei heraus erzählte. Hauptsache er fing nicht an ihr die Karten zu legen, oder den Kaffesatz zu lesen.
 
Für Jenny war Lurker einer der weistesten Männer, den sie je getroffen hatte.
Wenn er etwas sagte, dann war es auch so und wenn er einen Plan hatte, dann wurde der durchgeführt. Die Caitiff drückte die Hand ihre Ziehvaters und lächelte.

"Es war schon cool, wie wir den Wölfen und diesem Zachariiwichser in den Arsch getreten haben. In stadtübergreifender Teamarbeit! Hätte da schon nicht gedacht, dass wir das hinbekommen, aber es hat geklappt. Meiner Meinung nach, aber nur wegen Enio und dir. Euch ist es sogar gelungen die Bonzenclans zur Mitarbeit zu bewegen. So einflussreich, dass ich lange dachte der olle Brujah könnte es selbst zum Prinzen bringen. Wenn du denkst, das die Verhandlung in die richtige Richtung geht, dann reicht mir das und wenn du mir das Zeichen gibst, werde ich Kiera anrufen und Ziege vernichten. Ich werde dort sein und dich sehen, versprochen."

Ihr Plan wies noch einige Lücken auf.

Verdammt, dass reicht so nicht!

Für eine persönliche kleine Abenteuerreise war er mehr als ausreichend, nun aber wo es um entscheidende Taten ging, schicksalhaft und wichtig, durfte es keinen Fehler geben. Jenny fiel ein, dass sie aus der Anarchenszene noch eine durchgeknallte Aktionskünstlerin mit großer Abneigung zur Kunstakademie kannte. Vielleicht hatte die noch eine Idee für ein standesgemäßes Ablenkungsmanöver? Vor Jahren war die Frau aus der Schule geflogen, weil sie dem damaligen Dekan bei einer Protestveranstaltung zwischen die Beine getreten hatte.

"Mach dir wegen mir bitte keine Sorgen! Ich werde mich so gut schützen wie ich kann. Ist nur ne Ziege gegen die ich in den Ring trete, du gehst und tauchst im Haifischbecken!"
 
Wie schade nur, dass sich der unglaublich weise Vater kein bisschen weise und klug fühlte. Er hatte zwar nun schon einige kleinere Runden in der Arena gedreht, aber gefühlt waren die anderen Gladiatoren da gerade zu Tisch und die Löwen im Käfig gewesen. Er würde gegen einen Toreador antreten auf einem Schlachtfeld bei dem die Worte und der Vortrag die Waffen waren.
In der Vergangenheit hatte es genügt wenn der Belgier kurz sein Jacket zurecht gerückt hatte und schon war Lurker verstummt und nachhaltig damit beschäftigt gewesen sich wie ein Wurm zu fühlen.
Vorgestern noch, in dieser verdammten Mine, hatte er es gespürt. Das was Oliver Buchet zum Prinzen dieser Stadt gemacht hatte. Verve, Charme, Ausstrahlung, das gewisse etwas, egal wie man es nannte, der Rosenprinz konnte es spielen wie ein Musikinstrument.

Alles was ihm blieb, war die Beharrlichkeit der Ratte. Während oben der Pfau auf der Bühne auf und ab stolzierte, musste die Ratte unter der Bühne an genügend Stellen nagen und zur richtigen Zeit den Abfall und Mist des Pfau heranzerren, den dieser lieber weggespült sehen wollte, so das am Ende, wenn die Bühne zusammenbrach, der Pfau in seinem eigenem Dreck landete und das Publikum sah, dass auch Pfauenscheiße erbärmlich stank.

Er hoffte genug Rädchen gestellt, Informationen in der richtigen Art und Weise an die richtigen Personen gegeben zu haben und die Anderen korrekt genug eingeschätzt zu haben um zu kompensieren, dass er Oliver Buchet in der Königsdisziplin seines Clans einfach nicht das Wasser würde reichen können.

Im Haifischbecken war und blieb er vermutlich eine Qualle.

Immerhin sind die Viecher schön giftig.

Er schenkte seiner Tochter ein erneutes Lächeln, als er sie mit sich hinauf in den Stand zog.

Ich weiß das ich mich auf dich verlassen kann und natürlich werde ich mir Sorgen machen, aber wie du selber sagtest. Wir beschützen uns gegenseitig am besten, wenn jeder das tut was er am besten kann. Also...los gehts?
 
"Sorgen gehören dazu, Vater!"

Jenny lächelte so warm wie sie es nur selten tat.

"Wir haben schon Dinge durchgezogen, die gefährlicher waren. Weißt du noch, als wir durch den Wald gekrochen sind um Werwölfe zu jagen? Was für ne komplett beschissene Idee!"

Aus dem Lächeln wurde ein Grinsen.

"Los geht's! Und bitte, Vater, gib auf dich acht!"

Mehr gab es nicht zu sagen. Die junge Anarche drückte ihren Vater noch einmal fest an sich -war sie schon wieder stärker geworden?- und verschwand dann in der Dunkelheit. Es gab so verdammt viel das noch erledigt werden musste und noch soviel mehr das schief gehen konnte. In dieser Nacht pokerte der Clan der Nosferatu sehr hoch und ging ein erhebliches Risiko ein.

"Zum Wohle der Stadt!"

Bullshit!
Schatz, dich juckt doch nur das Risiko... Das du im Moment auf der guten Seite stehst, ist doch purer Zufall! Dich reizt ausschließlich der Krawall!

"Scheiße ja!", flüsterte die Anarche und lachte leise.
 
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