[16.05.2008] - Was die Nacht einem abringt

Eldrige

Zombie-Survival Experte
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In die Dunkelheit der Nacht, hatte sich bereits ein blasses grau geschlichen, das allmählich begann vom Horizont hinauf zu kriechen und langsam die Sterne zu erreichen versuchte. Noch waren es nicht die Vorboten des Tages, aber die Nacht wandte sich unaufhaltsam ihrem Ende zu, soviel war zu spüren.
Das Kopfsteinpflaster des kleinen Platzes würde schon bald glänzen vom Morgentau, genährt durch die Feuchtigkeit eines kleinen Brunnens, der gurgelnd eine feine Gischt versprühte. Ein geschlossener Kiosk und zwei Bänke, mitten in der Stadt, die Gebäude ein wenig an die mittelalterlich anmutende Architektur einer Teile des Stieeds angelehnt, hatte dieser kleine Fleck wenig mehr zu bieten als das kleine Frühstück, das die Beschäftigten der anliegenden Büros hier in einigen Stunden an abwischbaren Stehtischen zu sich nehmen würden.
Eines aber gab es hier, an diesem unwichtigem, vergessenswertem Örtchen. Eine Telefonzelle. Eine der letzten ihrer Art, denn die einstmals weit verbreiteten Münzfernsprecher, früher ein wichtiger Bestandteil des Lebens, waren heutzutage, wo jeder ein Telefon mit sich herum trug, im Grunde überflüssig wie eine Winterjacke in den Tropen.

In dieser Telefonzelle hatte es sich eine Gestalt bequem gemacht und trug dafür sorge, dass sich eine sanfte Decke der langeweile und der Unachtsamkeit über den Fernsprecher und alles in seinem unmittelbarem Umkreis legte. Das war das dankbare an diesen Geräten. Es war leicht die Leute vergessen zu lassen das es sie gab, weil sie niemand mehr brauchte. Wenn doch noch mal jemand einen sah, schweiften seine Gedanken oft schon auch so mit einem versonnenem Schmunzeln in die Vergangenheit ab, ganz ohne das ein Nosferatu sich noch Mühe geben musste irgendetwas zu verbergen. Die Kunst nicht bemerkt zu werden bedeutete mit dem zu arbeiten was man hatte und die natürlichen Voraussetzungen einer Telefonzelle übersehen zu werden waren geradezu ideal.

Lurker wählte mit spitzen Fingern auf den Tasten die Telefonnummer des Brujah Primogens. Die Nacht hatte ihren Tribut gefordert, auch von dem Verborgenem und die Zeit reichte einfach nicht aus um noch einmal persönlich bei Enio Pareto vorstellig zu werden. Also musste er auf dieses Mittel zurückgreifen, egal wie wenig er davon hielt fernmündlich zu arbeiten. Aber diese Nacht war zu wichtig um die Bitte des ehemaligen Sheriff und Kriegsherren der Stadt auf den morgigen Tag zu verschieben und falls der Turiner noch etwas wichtiges hatte, würde der Nosferatu die wenige, verbleibende Zeit nutzen können um zu handeln. Also wartete er genervt, bis das blecherne Tuten im schwarzen Plastikhörer ihn gnädigerweise mit dem Italiener verbinden würde. Er hatte einige Kontaktnummern für den Brujah. Einige waren vermutlich direkte Durchwahlen, mit anderen mochte er das Personal des Black Hammer erreichen, bei dem er sich dann schlecht gelaunt würde durchstellen lassen müssen. So er es denn schaffte Enio an die Strippe zu bekommen, konnte der Contest des mürrischen in die Sprechmuschel schnarrens eröffnet werden und er würde sich mit einem,

Lurker hier,

zu erkennen geben.
 
Das Büro war so inspirierend wie die Person die darin saß. Reglos vor sich hin starrend und bemüht seine Gedanken einigermaßen zu sortieren saß Enio Pareto in dem Raum und gab dem tristen Büro noch zusätzlich eine ungastfreundliche Note. Mitlerweile war sogar das Ungeziefer verschwunden, weil es den Blick des Brujah nicht mehr ertragen konnte und selbst eine Stubenfliege, mit einem Gedächnis von 0,7 Sekunden und einem Lymphknoten statt eines Gehirns, irgendwann einmal lieber den Freitod im Lüfterschaft des Computers suchte, als sich noch ein paar weitere Stunden dem übellaunigen und vernichtenden Blick des Brujah-Primogens auszusetzen.

Das Telefon hatte sich offenbar trotzdem noch nicht einschüchtern lassen und war nach wie vor gewillt die Stille des Raumes durch Geräusche zu unterbrechen… auch gegen den Willen von Enio Pareto. Es gab doch auch noch Mut unter den technischen Geräten.
Enio ging davon aus, daß irgenjemand vom Personal anrief, da der Festnetzapparat klingelte und der das recht selten tat um Anrufe von Extern anzunehmen. Aber die Nummer die angezeigt wurde… sah irgendwie seltsam aus. Irgendwas aus Finstertal… jedenfalls ohne Vorwahl. Enios Nummer stand nicht im Telefonbuch und die anderen Verdammten dieser stadt riefen ihn eigentlich ständig auf Handy an. Merkwürdig das man sich so schnell an einen Zustand gewöhnte, der eigentlich erst vor kurzem möglich war. Jedenfalls am Zeitempfinden eines Kainskindes gemessen.

Als Der Nosferatu sich meldete war Enio noch überraschter. Wann hatte Lurker ihn schon jemals angerufen? „Ah… Lurker… sehr gut.“ Der Brujah warf einen Blick auf die Uhr. Grübeln lies wohl die Zeit schnell voranschreiten. Es war schon spät. Normalerweise würde er dem Verborgenen vorschlagen sich zu treffen aber auch wenn ein Trip zum Güterbahnhof sehr kurz war, wollte er heute ganz sicher nicht auch noch in die unagenehme Lage kommen nach hause zu hetzen, weil der Morgen graute. Daher mußte wohl ein Anruf genügen. Sehr schlechtes Timing. Enio hatte eine Frage zu stellen und solche Dinge erledigte man normalerweise von Angesicht zu Angesicht.

„Ich habe diese Nacht ein paar Schwätzchen gehalten und da hat sich die eine oder andere Frage aufgetan. Eines muß ich vor Morgen Nacht wissen. Wenn ich von ihnen Ziege zurückfordere… würden sie ihn dann auch herausrücken. Und könnten sie das dann auch noch?“ Die Frage war eigentlich simpel. Das mit dem können war klar auf den Uralten Nosferatu abgezielt. Womöglich würde er Lurker verbieten Ziege wieder Enio zu übergeben. Ansonsten war dem Brujah klar was für einen Wert diese Frage hatte und vor allem… die Antwort. Lurker könnte ihm jetzt alles Mögliche erzählen und er müßte es glauben. Dazu kam noch, daß Enio am liebsten eine Antwort wäre, die ihm selbst den Rücken frei halten würde und damit meinte er keine positive. Enio war gespannt. Das war der einfache Teil. Wesentlich schwieriger würde das mit Noir werden. Wie sollte man so etwas locker flockig am Telefon bequasseln?
 
Hatte der Brujah schon eine Aversion dagegen so zu kommunizieren, konnte man bei Lurker von waschechter Abscheu sprechen. Es war irgendwie würdelos, seine Stimme in Impulse umwandeln und dann durch Drähte jagen zu lassen. Es gab zwar durchaus Nosferatu die ganz versessen auf diese Art der Kommunikation waren und die der Meinung waren das mehr Informationen die transportiert wurden auch gut war, aber nach Lurkers Erfahrung vermehrte sich irgendwie nur das Geschnatter und das Gros an Wissen musste anschließend auch noch gefiltert werden.
Aber was sein musste, das musste nun mal sein und tatsächlich war der Verborgene lange nicht so alt, dass er beim Schrillen eines Telefones hätte aufspringen und lauthals 'Hexenwerk, Teufelszeug' rufen müssen.

Zieglowski ist ihr Gefangener und wenn sie ihn wollen, werden sie ihn bekommen, solange unser Geschäft noch steht und es darum geht dem Mistkerl den Garaus zu machen. Ich verlege ihn ohnehin jede Nacht, wenn ich ihn dann an sie gäbe, würde das vermutlich ohnehin erst zu spät auffallen. Ob sie dann in der Lage wären ihn auch zu behalten, nachdem ich ihn übergeben habe ist da die viel interessantere Frage.

Hierbei zielte Lurker tatsächlich genauso auf den Uralten seines eigenen Blutes, als auch auf den gesamten Clan der Hexer und jedes Bluthundes ab, der das nette Briefchen von Haus und Clan erhalten hatte. Wer wusste schon, was sich alles an Kopfgeldjägern auf den Weg gemacht hatte?
Im Augenblick zumindest schützte der Vertrag zwischen Enio und Lurker den Italiener und ermöglichte ihm den Zugriff. Wenn der Italiener aber das Geschäft beendete, dann wäre auch Evangelistos nicht mehr an das Wort gebunden, das Lurker gegeben hatte.
Der Turiner war sicherlich schon lange genug in der Nacht und hatte auch schon genug Erfahrungen mit den Kanalratten sammeln können um zu wissen wie so ein Geschäft ablief.

Es gab da aber auch noch das Eine oder Andere das wiederum den Verborgenen interessierte. Es gab da nämlich noch das offene Thema der Sicherheit für ihn.

Wenn sie sich die ganze Nacht so angenehm unterhalten haben, ich hatte nämlich heute Abend auch ungewöhnlich viele Freunde, haben sie herausfinden können woher die Mc Kinney wusste das sie den Blutsklaven an mich übergeben haben?

'Herausfinden' hieß in diesem Fall ja eigentlich nur, ob Enio die Regentin gefragt hatte. Nicht das er eine ehrliche Antwort erwartet hätte, aber es wäre doch Interessant auf welche Ausrede sich die Oberhexe zurückgezogen hatte.
 
Also gut... Lurker stand zu seinem Wort. Enio kannte sich zu wenig aus in den Reihen der Nosferatu um überschauen zu können wieviel sein Wort gegenüber Evangelistos zählen würde und ob der Alte Ober-sticht-Unter spielen könnte. Vorerst mußte er einfach so hinnehmen was Lurker ihm gesagt hatte. Der Verborgene würde vielleicht erahnen warum er ihn gefragt hatte. Enio mußte einfach vor morgen wissen wie leicht es für ihn wäre wieder an Ziege heranzukommen. Rein theoretisch! „Okay... gut. Unser Geschäft steht und das Ziel ist dasselbe geblieben. Machen sie sich keine Sorgen... ich habe nicht vor ihn herauszufordern und für irgendeinen Kuhhandel zu benutzen. Meine Chancen ihn zu behalten betrachte ich recht realistisch. Daher bleibt er unten.“ Mehr gab es dazu nicht zu sagen. Lurker würde sicherlich verstehen.

Die Frage nach Caitlins Kentnissen über Zieges Aufenthaltsort traf Enio etwas überraschend. Der Brujah-Ahn hatte lediglich über ihr Wissen und die Quelle Andeutungen in ihrem Gespräch gemacht, sie aber nicht direkt gefragt. Womöglich war das ein Fehler gewesen aber für Enio war es warscheinlich auch weniger wichtig gewesen als für den Nosferatu woher die Regentin ihre Fakten hatte. Im Prinzip war es trivial. Es hätte in der gruseligen Nacht bei Zieges Übergabe lediglich jemand hinter Enio her spionieren müssen. Er war relativ offen mit einem menschlichen Körper über der Schulter durch das menschenleere Finstertal gegangen. Jeder Idiot hätte sich an seine Fersen heften können. Zumindest jeder Idiot, der sich in dieser Nacht aus dem Haus getraut hatte.

Enio antwortete relativ wahrheitsgetreu und so unverfänglich wie möglich. „Nein habe ich nicht. Ich hab aber auch nicht sonderlich nachgebort. Erschien mir nicht so wichtig und sie war diesbezüglich nicht besonders redseelig.“

Soso... Lurker hatte also diese Nacht ungewöhnlich viele Freunde. Kein Wunder. Enio vermutete, daß heute Nacht ganz Finstertal nur ein Thema hatte und das war der Prozess Morgen. Ach ja... da war ja noch der Grund warum Enio Lurker sprechen wollte. Das war auch Mist am Telefon aber was sollte man machen. Keine Zeit mehr für Gespräche in der Raucherlounge. „Der Sheriff war heute Nacht auch bei mir. Die Alternative mit Noir... können wir ihr überhaupt trauen? Wissen wir überhaupt in welchem Team sie mitspielt und was genau sie eigentlich ist?“ Ja ben Levy hatte offenbar heute Nacht die Werbetrommel gerührt und war auch bei Enio Pareto vorstellig geworden.
 
Es lag wohl am Blut, also an der Familie, dass der Nosferatu der Frage nach dem Sicherheitsleck mehr Bedeutung bei Maß als Enio. Gleichzeitig war es aber gar nicht wirklich darum gegangen ernsthaft herauszufinden aus welcher Quelle genau die Tremere ihre Informationen bekamen, sondern darum dem Turiner klar zu machen, dass die Mc Kinney ihn bespitzelte. Sicher machte sich der Andere keine Illusionen darüber was die Hexer taten, oder nicht und natürlich versuchten sie so viel heraus zu bekommen wie nur möglich. Das taten alle. Aber um zu erfahren was sie geplant hatten, hatte es nur einen Weg gegeben. Haus und Clan Zauberstabschwinger hatte sie direkt bespitzelt, obwohl der damalige Sheriff und Kriegsherr eigentlich von einer Zusammenarbeit ausgegangen war und da sich Pareto bei ihrem letztem Gespräch ausreichend verblüfft und auch sauer gezeigt hatte darüber, war Lurker davon ausgegangen, dass der Italiener diesem Punkt durchaus mehr Aufmerksamkeit hatte schenken wollen.

Das denke ich mir, dass die Hexe zu dem Punkt nicht übermäßig geschwätzig war. Ich dachte nur das es gut wäre so viel wie möglich dazu zu erfahren, zum Einen weil sie selber sagten das sie wissen wollten woher die Zauberlehrlinge wussten wohin sie den Blutsklaven bringen wollten und zum Anderen, weil wir uns ja eigentlich einen strategischen Vorteil dadurch erhofft hatten, dass alle anderen erstmal herausbekommen müssen was sie mit Zieglowski gemacht haben. Das hätte sicher nicht verhindert das irgend jemand es irgendwann herausfindet, aber wir stünden heute besser da, wenn wir den Vorsprung gehabt hätten. Vielleicht nächstes Mal.

Der Tonfall des Verborgenen schaffte es recht gut eine art verbales Schulterzucken zu transportieren, so als wollte er damit sagen, dass es jetzt im Nachhinein für den aktuellen Fall egal war. Tatsächlich hoffte er aber, dass die Zahnräder im Kopf des Brujah wieder anspringen würden, denn es bedeutete ja nichts anderes als den Beweis, dass die Hexer falsch spielten und ihm auf der einen Seite Kooperation versprachen, hinten herum aber alles ausspähten was er tat. Zumindest für die Zukunft sollte das ja wohl bedacht werden.

Der neue Sheriff war also brav unterwegs gewesen und hatte überall die nötigen Knöpfe gedrückt. Das war ja noch besser gelaufen als er es gedacht hatte. Am Ende würde das kollektive Gedächtnis der Vampire dieser Stadt sich nur noch daran erinnern, dass der Ventrue von Haus zu Haus gezogen und sich um alles gekümmert hatte. Besser konnte es ja kaum laufen. Enio sprach sogar so mit Lurker, als wenn er davon ausging, dass dies alles eher Ben Levys Idee sein würde.

Die Noir? Natürlich wissen wir da nichts genaues, aber sie kann ohne die Zustimmung der Primogene nichts auf die Beine stellen, weil sie von Außen nur Druck hat und stark auf uns angewiesen sein wird. Stark genug um zu gewährleisten das nicht wieder so ein riesen Mist passiert. Außerdem hat sie die Stadt schon mal geführt, hat bei Buchet gelernt, der zugegebenermaßen alles gut im Griff hatte, bis diese dumme kleine Sache mit den Dämonen und der Hölle passiert ist und kann dessen Ressourcen zumindest eingeschränkt nutzen. Mir fiele niemand ein der soviel gehandelt und geholfen hat und ich denke wir sind uns einig das das mehr zählt als warme Worte. Wenn man das also zusammen nimmt und dann noch hinzu zieht das die Thronfolgerliste unerfreulich kurz ist, nehme ich lieber die Noir, als Buchett.

Fasste er dann also noch einmal alles hübsch zusammen, was er Moishe an diesem Abend bereits so schön verpackt verkauft hatte. Natürlich zögerten und zauderten alle immer noch ein wenig herum, weil alle vermuteten das Magdalena Buchett gar nicht mehr die nette Lena war, sondern das die böse, schwarze Witwe das Heft in der Hand hielt und sie alle an der Nase herumführte. Lurker was das allerdings einigermaßen egal. Von ihm aus konnte diese Frau auch diese uralte Lasombra sein und alles perfekt geplant haben. Für ihn zählte nur das die Stadt Stabilität bekam und das er Verbündete in der neuen Chefetage hatte, ohne das jemand dies wusste.
Es war ja schließlich nicht so, dass sich die Frau, sobald sie auf dem Thron saß, die Maske vom Gesicht reißen konnte, nur um dann mit einem irrem Bösewicht Lachen aus dem Märchenfilm Finstertal in ihr böses Märchenschloss verwandeln konnte. Selbst wenn die Noir nicht mehr die war die sie vorgab zu sein, würde sie eine Schattenherrschaft ausüben müssen und leise im Dunkeln warten, bis sich die Zeiten irgendwann so geändert hatten, dass sie sich würde offenbaren können, ohne das die Camarilla die Stadt von der Landkarte fegen musste.
 
Enio gab ein schwer zu interpretierendes Brummeln von sich, das alles möglich bedeuten könnte. Der Nosferatu hatte natürlich recht und Enio wußte das. Die Nacht hatte zu viele Gespräche bebracht und so sehr der Turiner die Stille liebte so sehr beeinflusste es seine Aufmerksamkeitsspanne negativ, wenn ein gewisses Laberkontingent überschritten war. Das die Unterhaltung mit Caitlin schon relativ früh stattgefunden hatte wurde dabei getrost unter den Teppich gekehrt. Man machte halt Fehler und Enio war kein Typ der dazu nicht auch stand. Daher nickte er stumm vor sich hin um Lurker eine Bestätigung zu geben und zu signalisieren, daß er verstanden hatte. Blöd war nur... das man so etwas in einem Telefongespräch nicht wahrnehmen konnte. Der Brujah war es wohl einfach nicht gewöhnt sich mit Lurker auf diese Weise zu unterhalten.

Aber auch ein verspätetes Erkennen war immer noch eines und Enio besann sich nach zwei Sekunden Schweigen, daß er einen Hörer in der Hand hielt und keinen Verborgenen vor sich hatte. „Ja... ist schon so. Sie haben recht.“ Und damit war die Kuh vom Eis.

Der italiener lauschte der Zusammenfassung des Nosferatu. Es klang ein bißchen wie eine Werbekampagne für Noir... nur in Kurzform. Sicherlich waren alle Fakten aufgezählt und wenn man das Soll und Haben in einen Topf warf und kräftig umrührte, dann konnte bei Noir durchaus ein gutes Haben herauskommen. Aber die Vergangenheit hatte Enio einfach zu skeptisch gemacht. Wurde er womöglich langsam wirklich paranoid und glaube hinter jedem und allem eine Intrige, falsches Spiel, Doppelagenten und Verrat? Und wenn ja... machte ihn das schlechter oder besser als vorher? Wurde man so nur verrückt oder überdauerte man so tatsächlich länger? Enio würde während dem Gespräch mit dem Nosferatu sicher nicht mehr auf die Antwort kommen. Der Turiner mußte irgendetwas sagen. Immerhin hatte er ja das Gespräch auf das Thema gebracht. Aber was? Enio war sich keines Falls sicher was er über Noir denken sollte aber er gab Lurker in einem Punkt recht und der war warscheinlich entscheidend. Lieber Noir und das Riskio als Buchet und die dreifach Verdammnis als Gewissheit.

„Okay ich verstehe. Womöglich müssen wir in dieser Sache einfach ein Risiko eingehen. Wohin uns Buchet bringt wissen wir ja bereits. Ob, wie schnell und auf welche Weise die Talfahrt in die Hölle mit Noir beginnen wird... müssen wir dann wohl einfach herausfinden.“ Das war nett umschrieben aber für Lurker dürfte damit klar sein wie sich Enio morgen entscheiden wollte und welche Wahl er getroffen hatte.

„Von meiner Seite wars das. Wir sehen uns Morgen.“ Falls Lurker nicht noch etwas auf Lager hatte war für Enio das Gespräch beendet. Nach dem Ende der Unterhaltung würde der Brujah auf jeden Fall noch eine Weile still und bewegungslos dasitzen und ein paar Dinge durch seinen Kopf wälzen. Warum war nur schon wieder alles so kompliziert? Er hätte doch noch zwei weitere Wochen in Irland bleiben sollen. Vielleicht würde dann bis dahin jemand ein Einsehen haben und Finstertal von der Landkarte streichen.
 
Kurz nach dem Gespräch piepte sein Telefon wieder, diesemal eine SMS von Caitlin. Sie war kurz gehalten, offenbar war die Regentin schon sehr müde oder hatte viel zu tun.

Hey, Schattenrose womöglich die Lösung unserer Sorgen?!? Prüfe heute noch auf Blutsband mit OB. Sprechen morgen! LG und schlaf gut - Caitlin
 
Enio laß die SMS und unterdrückte ein Lachen. Lustig! Irgendwer hatte die offebar hier die Fäden in der Hand und hatte es geschafft die meisten Finstertaler unter einen Hut zu bringen.
Das innere Lächeln erstarb abrupt. Und wenn dem wirklich so war? Mist! Langsam wurde dieses Finstertal wirklich unheimlich. Noch unheimlicher als zu Zachariis Wirken.
Enio schrieb nicht zurück. Wozu auch?
Seine Antwort wäre warscheinlich sowieso als Verballhornung dieser unsäglichen Abkürzungsscheiße bei SMS Nachrichten geworden. Enio hasste das. LG war ungefähr so aussagekräftig wie LMAA.
So würde dann wohl Enios ungeschriebene Antwort zu Caitlin lauten:
Cool! Btw wäre ein Blutsband imho der wc im falle MB. Aber egal ywc ganz sicher. CU Caitlin.
OMG jetzt hätt ich doch fast vergessen meiner BFE noch hinzuzufügen... hdl *smile*
Aber so blieb das handy einfach ungenutzt und diese Nachricht mußte leider in einem anderen Paralelluniversum geschrieben werden.
 
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