Meyye wirft noch einen kurzen Blick auf Viktor, dann nimmt sie Tatjanas Hand, bedeutet ihr aber noch, zu warten. "Hört zu... ganz schnell.. der Geist war mal ein Vampir, glaub ich... und er will sich an den Vampiren der Stadt rächen. Die Menschen könnts aber auch erwischen. Es hörte sich an, als würde er etwas mit ihrem Blut machen, damit Vampire es nicht mehr trinken können. Er sagte, er hätte das Kloster gebaut. Und dass wir Gerüchte finden können, wie wir den Fluch brechen können. Was ich in den nächsten Nächten mache, weiß ich jetzt."
Damit nickt sie Tati zu und sie gehen ein Stück, um in der Gasse wieder in die reale Welt zu wechseln. Sofort tippt Meyye eine abgespeicherte Nummer. 'Julian' steht da, wenn Tatjana neugierig genug ist um zu schauen.
Natürlich ist Tatjana neugierig und linst auf das Display. Aber das war ihr auch so klar, als sie die Überlegungen gehört hatte.
Am anderen Ende der Leitung klingelte es ungewöhnlich lange. Dann meldete sich eine etwas müde klingende Stimme. "Ja? Hallo?"
Mit einer Mischung aus Erleichterung und Besorgnis vernimmt sie die mitgenommene Stimme. Aber was erwartet sie auch, wenn sie in den frühen Morgenstunden anruft in einer Nacht, in der er keine Vampirin zu Besuch erwartet hat? "Hey, Julian... ich weiß das hört sich komisch an.. ich wollte wissen, wie es dir geht. Ist... irgendwas?"
Es dauerte etwas, dann hörte sie ein unterdrücktes Gähnen. "Schatz ... weißt du, wie spät es ist? Ich fühl mich ... etwas deprimiert. Das beschissene Wetter zieht einen in den Keller ... und du bist nicht da ... also ... mir geht es nicht so toll ... Und dir?"
"Auch nicht." ist die spontane Antwort als sie das so hört. "Tut mir leid dass ich dich jetzt anrufe, aber... ich hab gerade was erfahren. Julian.. bitte sieh zu, dass du aus der Stadt kommst. Gleich morgen, egal wohin, in den Wald oder eine Nachbarstadt oder sonstwohin, nur.. bleib nicht in Finstertal. Vertrau mir, bitte." So ernst und mit flehentlichem Unterton hat sie lange nicht mehr geredet.
-Stille-
"Wie stellst du dir das vor? Ich will bei dir bleiben. Außerdem, ich bin kein Werwolf. Was meinst du, wie lange ich im Wald überleben würde? Ich vertrau dir ja ... aber ich will hier nicht fort ... "
"Wenn alles gut geht, ist es nicht für lange. Vielleicht komm ich ja auch bald nach. Die Menschen in der Stadt sind in Gefahr, und ich will dass du sicher bist." Auf den Wald geht sie nicht mehr ein... sie dachte da eigentlich auch an die Gesellschaft der Garou, die wohl für das Überleben ihrer menschlichen Verwandten sorgen könnten, aber dann fällt ihr ein dass die auch alle in der Stadt zu wohnen scheinen. "Bitte... versprich es mir. Ich werd dich so bald wie möglich wieder anrufen und auf dem Laufenden halten."
Julian seufzte. "Ja ... mal schaun. Wenn ich die Zeit dazu finde..."
Erst glaubt Meyye, sich verhört zu haben. Dann erinnert sie sich, dass er deprimiert ist und beißt sich auf die Unterlippe. Sie will ihn eigentlich nicht verärgern... aber sie muß drängen. Wer weiß schon, was dieser Fluch bewirkt und wann er in die 'heiße Phase' tritt. "Julian.. bitte... ich bitte dich auf Knien... versprich mir, dass du morgen die Stadt verläßt." Da geht sie hin, die stolze Gangrel, weit entfernt von jener, wie sie Julian gezeichnet hat... und es ist ihr auch egal, dass Tatjana und Richard Zeugen sind.
Sie hörte Julian, wie er sich im Bett wohl aufsetzte. "Bitte beruhige dich. Dann werde ich halt morgen gehen ... wenn du mich unbedingt loshaben willst? Ist ja klar ... passt alles im Augenblick so gut zueinander. Ich sehne mich nach dir und du schickst mich weg. Danke." Es mischte sich Trauer und Wut in die Stimme.
Ohne es zu wollen fühlt sie die Wut in sich aufsteigen. Versteht er denn nicht? Hat er nicht zugehört? Wie kommt er auf solchen Unsinn? "Ich will dich nicht..." loshaben, aber sie stockt vorher, denn das war ein wenig zu laut. Gedämpfter fährt sie fort: "Ich will nicht dass dir was zustößt. Verstehst du das? Ich..." Ihre Stimme wird jetzt sehr leise. "Ich sehne mich auch nach dir." Damit unterbricht sie die Verbindung lieber und sieht zu Tatjana und Richard. Besonders letzterem gilt ein düsterer 'Ihr habt nix gesehen und nix gehört!'-Blick.