[14.05.2008] Nochmal zurück zum Anfang

Marta stand nun unmittelbar vor dem Bild. Sieht aus als wärst du jemandem besonders wichtig. Eine Lichtquelle war nirgendwo zu erkennen. Entweder ein guter Trick oder Hexerei. Inwieweit es da überhaupt Unterschiede gab. Die junge Frau streckte die Hand aus und fuhr mit den Fingern an den Kanten des Glases entlang. Möglicherweise gab es Dinge, die für das Auge unsichtbar waren, doch nicht für ihre anderen Sinne.
 
Sie konnte feststellen, daß die Übergänge im Glas so fein waren, als wäre es erst vor kurzem maschinell hergestellt worden, aber die Technik erinnerte doch sehr an Kirtschfenster, die mindestens 400 bis 500 Jahre alt waren, es war auf jeden Fall ein Künstler gewesen, der dieses Fenster hergestellt hatte. Und es war einfach nur wunderschön. Sie entdeckte auch einen Schriftzug, aber in einer Sprache, die sie nicht kannte.
 
Das Gebilde war ein richtiges Kunstwerk. Fühlt sich so gut an, wie es aussieht. Vermutlich war es neueren Ursprungs. Zumindest wirkt es so. Allerding konnte auch die kürzliche Reinigung ihren Teil dazu beigetragen haben. Für die Schrift wurde der Block erneut hervorgekramt und dann so gut möglich kopiert. Das Bild auch? - Nein. Zum einen glaubte sie nicht, dass es ihr etwas bringen würde, zum anderen war sie einfach keine Künstlerin, die das Gemälde auch nur ansatzweise zu geschickt zu Papier bringen konnte.

Stattdessen untersuchte sie nun die Ränder des Gebildes und die Wand um es herum. Noch einmal ein Blick in den Raum, ob es noch irgendwelche Nischen oder Öffnungen gab.
 
Es gab zwar Nischen, aber keine weiteren Ausgänge und was da wohl mal in den Nischen gewesen war, war schon ewig verschwunden. Mit sehr viel Geschick würde man das Fenster vermutlich ausbauen können, doch Marta würde dies nicht können, das war ihr sehr schnell klar.
 
Verdammter Mist! Keine Chance das Glas zu bewegen, geschweige denn zu entfernen. Brutale Gewalt fiel jedenfalls aus. Nicht, dass das gute Stück noch kaputt geht. Im besten Fall hätte sie damit ein erstklassiges Kunstwerk zerstört, im schlimmsten Fall zog sie den Hass desjenigen auf sich, der hier geputzt hatte. Du willst dich sicher nicht mit Unbekannt anlegen... Vor allem, wenn 'Unbekannt' seinen Schatz an einem solchen Ort aufbewahrte und dann noch sauber hielt. Das ist mindestens ein Spinner...

Wenn sie genauer darüber nachdachte, hatte Marta keine Lust mehr hier länger zu verweilen. Weiter geht es nicht - also zurück. Die Sachen wurden nun wieder verstaut, sodass nur die Lampe in ihren Händen verblieb. Dann stieg sie die Treppe hinab in die Dunkelheit. War das Ding vorhin schon so steil?
 
Länger war die Treppe nicht geworden, aber irgendwie unheimlicher, zumal ihr nun der Gestank wieder entgegen schlug, den sie schon überwunden glaubte.
 
Zum Teufel mit diesem Gestank! Gut, vermutlich lag dessen Ursache in einem ganz ähnlichen Gedanken. Und was auch immer da verbrannt war, musste es wohl auch als die Hölle empfunden haben. Denk nicht drüber nach! Marta war die Dunkelheit nicht mehr so geheuer. Ist vielleicht wirklich besser, dass du jetzt verschwindest. Auf halber Höhe - zumindest ihrem Empfinden nach - hielt sie an.

Vorsichtig an die Wand gelehnt, griff sie langsam in die Tasche und zog das Messer wieder hervor. Falls doch noch jemand eine Betstunde abhalten möchte. Danach ging es weiter abwärts, das spärliche Licht nach unten gerichten, die eingeklappte Klinge in der anderen Hand, deren Finger an der Wand entlang strichen, zusätzliche Orientierung gaben. Was für ein Loch...
 
Wenn Marta sich nur nach draußen begeben wollte, würde sie nichts und niemand aufhalten, es gab hier nichts mehr für sie zu holen und es blieb nichts außer einem klamen Gefühl und dem Eindruck, daß sie irgendwie zu spät gekommen war.
 
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