[14.05.2008] Nochmal zurück zum Anfang

Drakun

Pflanze
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9. Juni 2007
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Während sich immer mehr Finstertaler Bürger zur wohlverdienten Ruhe begaben und andere schon längst friedlich schlummernd in ihren Betten lagen, gab es für andere immer noch etwas zu erledigen. Nach dem Vergnügen mit Ricco war Marta natürlich nicht direkt zu ihrer Unterkunft zurückgekehrt, wie sie ihn glauben machen wollte. Nachdem sie sich versichert hatte, dass er ihr weder folgte, noch anderweilig begegnete, war sie quer durch die Stadt gelaufen, ohne Umwege zum Bestimmungsort. Sie hatte noch eine Rechnung zu begleichen.

Runde zwei! Zögerlich schritt sie auf den Platz. Schwarz ragte der gewaltige Umriss in die Nacht. Vor ihr saß die Bestie, groß, mächtig und vollkommen reglos. Es war nicht zu erkennen, ob sie schlief, lauerte oder sich zum Sprung bereit machte. Vielleicht war sie ja auch gestorben und das mächtige Gebilde war nun so harmlos wie jedes andere Gebäude. Diesmal verjagst du mich nicht so schnell. Natürlich würde der Dom keine Antwort geben.

Das hoffte sie zumindest...
 
Der Dom machte dieses Mal auch nicht wirklich einen bedrohlichen Eindruck, direkt unschuldig wirkte er, wenn man daran dachte, was sich hier abgespielt hatte. Die Treppe führte zum Hauptportal und dort hing ein Schild. An der Seite war ein Teil abgesperrt mit einem Band wie es auch di Polizei für Tatortabsperrung benutzte. Ansonsten war wirklich nichts auffälliges zu bemerken.
 
Was denn? Keine Lust heute? Ihr war das nicht geheuer, alles war zu normal. Jetzt war es ihr beinahe lieber, sie würde das Unwohlsein verspüren, das sie bei ihrem letzten Besuch geplagt hatte. Aber auch nur solange bis es dann wirklich da ist. Eigentlich war es ja nicht schlecht, dass nichts passierte...

Marta umrundete das Gebäude zunächst in einiger Entfernung, betrachtete sowohl den Dom selbst als auch die Umgebung, bereit bei einer Auffälligkeit oder auch nur einem unguten Gefühl plötzlich zur Salzsäule zu erstarren. Sollte hier nichts außergewöhnliches zu entdecken sein, würde sie, nachdem sie die Runde abgeschlossen hatte, langsam auf den Eingang zulaufen, auch hier mit der Vorsicht einer jagenden Katze.
 
Vielleicht würde Marta ja auf fallen, daß am Seitengang nur eine Holztür war und sich dort geschwärzte Spuren befanden, die auf einen stark russenden Brand hindeutete. Es war ja auch die Frage, ob sie eine Ahnung hatte, warum dieser Ort nun friedlich war oder friedlich wirkte. Der Haupteingang war verschlossen und es hing ein Schild dran: "Wegen Renovierung geschlossen!"
Würde sie sich davon abschrecken lassen?
 
Sie war ja eben hier, weil sie keine Ahnung hatte. Vermutlich hatte es etwas mit der Müdigkeit zu tun, vielleicht auch mit den Hexern. Es muss hier doch irgendwelche Hinweise geben. Brandspuren, das Schild, hier hatte ein Feuer gewütet. Wenn du jetzt noch wüsstest, wann... Sie würde das nachträglich in Erfahrung bringen müssen, nachdem sie sich umgesehen hatte. Hoffentlich gibt es überhaupt noch irgendwelche Spuren. Aber zuerst musste sie irgendwie ins Innere.

Das Haupttor war natürlich, wie man durch das Schild bereits erahnen konnte, verschlossen. Marta wandte sich also der Holztür zu. Sie versicherte sich, dass sie niemand beobachtete oder gerade zufällig vorbei kam. Schließlich überzeugt, dass die Luft tatsächlich rein war, unterzog sieden zweiten Eingang einer genaueren Inspektion. Na dann wollen wir mal. War die Tür verschlossen? Wie war sie befestigt? Gab es Lücken oder Schwachstellen in der Konstruktion? Marta wollte möglichst bleibende Spuren und erst recht Lärmerzeugung vermeiden. Es muss ja nicht gleich jeder etwas mitbekommen... In diesem Sinne prüfte sie auch alle paar Augenblicke, dass niemand weiter auftauchte.
 
naja, die Tür, hinter der der Brand gewütet hatte, würde sich mit nur ganz wenig Gewalt und komplett geräuschlos öffnen lassen, dann schlug ihr allerdings der Geruch von verbranntem Fleisch entgegen. Ein ekliger süsslicher Gestank, der nicht zu verkennen war.
 
Das ging ja leichter als gedacht, doch die Sache hatte natürlich wie immer einen Haken. Bäh! Das ist ja widerlich! Hätte sie heute etwas anderes als reines Blut zu sich genommen, so wäre es wohl wieder nach oben gekommen. So blieb ihr ein nicht zu ignorierbarer Würgereiz. Du willst da echt rein? Ja, sie wollte. Auch wenn es unangenehm war, sie wollte wissen was es hiermit auf sich hatte. Verbranntes Fleisch ist alles, aber sicher nicht normal...

Marta verzichtete darauf, die Tür komplett zu öffnen. Sie öffnete einen Spalt, der gerade groß genug für ihre zierliche Statur war - und entsprechend unauffällig. Noch einmal kurz umgesehen, dann zwängte sie sich dem Gestank entgegen. Das bereust du noch... Vorsichtig schob sie sich ins Innere.
 
sie stand in einem Gang, der ziemlich rauch geschwärzt war und der zu einer kleinen Kammer führte. Dort waren die Überreste einen Treppe zu sehen, die als Wendeltreppe nach unten führte. Leider waren von den Stufen nur noch die Metallrahmen vorhanden und die hölzernen Trittstufen verbrannt. Allerdings war ganz deutlich zu merken, daß der Geruch von dort unten mehr als stärker wurde.
 
Sie stand nun vor dem Loch und sah nach unten. Zu erkennen gab es nicht viel, doch der Gestank kam eindeutig von dort. Da musst du wohl runter. Sie kramte in ihrer Tasche und förderte ein Lämpchen hervor. Dieses war zwar mehr Positionsleuchte als alles andere, verbesserte ihre Sicht aber doch etwas. Gerade wenn sie nach unten stieg, wo das Licht von der Straße wohl kaum hinreichte. Eine funktionstüchtige Beleuchtung würde sie wohl kaum vorfinden.

Den stärker gewordenen Würgereiz versuchte sie so gut wie möglich zu ignorieren. Ihre Tasche schlang sie sich um den Körper, sodass sie möglichst wenig störte und auch nicht verloren ging. Wer weiß, was du da unten alles brauchst. Die Leuchte nahm sie in die Linke, die Rechte suchte nach einer Haltemöglichkeit. Gut, dass du diesmal keine Absätze hast... Ihr Fuß prüfte den Rest der ersten Stufe. War sie sich sicher, dass das Metall hielt, stieg sie darauf und wiederholte die Prozedur mit der nächsten. So kletterte sie langsam nach unten, prüfen und steigen , wenn alles in Ordnung war. Wenn nicht suchte sie eine Alternative, im Zweifelsfall nahm sie die nächste Stufe. Dabei sorgten die rechte Hand und jeweils eines ihrer Beine für Halt und die Linke für die nötige Sicht. Wie weit geht das denn hier?
 
Nun, die Metallteile würden Marta schon halten, auch wenn es alles in allen schon ziemlich wackelig war, als sie hinunter in einen dunklen Gang stieg, in dem das winzige Licht so gut wie nutzlos war, allerdings würde das erste, was sie unten sah, eine Wand sein, die mit Resten von verkohltem Fleisch bedeckt war, das nun vor sich hinmoderte. irgendwo fiel ihr Licht dann auch auf eine Tür, die wohl auch von dem Fleisch bedeckt gewesen war.

Hatte die Caitiff jemals davon gehört, daß es einen Clan gab, der ganze Gebäude als Fleischtempel erbaute?
 
Die ganze Kletterei war eine komplizierte Angelegenheit, ein paar Mal musste sie anhalten und besseren Halt suchen. Der Gestank wurde immer stärker, als würde sie in einen stinkenden Rachen klettern. Endlich spürte sie wieder festen Boden unter den Füßen. Langsam sah sie sich um und lies den dürftigen Lichtkegel durch den Raum streifen. Da erblickte sie die Quelle des Gestankes.Ihhh, das ist ja eklig! Das war eindeutig zu viel für ihren Magen. Instinktiv beugte sie sich vornüber, würgte trocken, natürlich ohne dass etwas hervorkam. Den tiefen Atemzug bereute sie sofort wieder, musste ein zweites Mal würgen. Nicht atmen! Da sie nichts dabei hatte, mit dem sie Mund und Nase bedecken konnte, musste sie wohl mit dem Geruch leben.

Sie sah auf und untersuchte widerwillig das Gebilde. Die ganze Wand voll totem Fleisch... Sie hatte von den Fleischformern gehört, doch nicht von einer Tapete aus Biomasse. Hat das Ding vor dem Brand gelebt? In diesem Falle sollte es ja auch Reste von Organen geben, nicht nur Haut und Muskeln. Keine Chance, das Ding ist weggebrannt und verfault. Mit Martas Medizinkenntnissen war es auch nicht gerade weit her. Abscheu im Gesicht suchte sie also weiter. Schon besser! Anscheinend war hinter dem Fleisch eine Tür verborgen gewesen. Auch diese wurde zuerst sorgsam in Augenschein genommen, bevor Marta vorsichtig versuchte, sie zu öffnen. Was verbirgst du hier drin?
 
Die Tür würde sich nicht öffnen lassen, zumindest nicht einfach so, es gab keine Klinke, es gab nicht mal einen Ritz durch den man hin durch schauen konnte, doch wenn sie lange genug mit ihrem kleinen Licht suchen würde, würde sie ein sternförmiges Schlüsselloch entdecken können, eine sehr ausgefallene Form auf jeden Fall, aber der Schlüssel lag nicht in der Nähe dabei
 
Keine Ritzen, keine Klinke und das verdammte Ding gab auch keinen Zentimeter nach. Marta suchte weiter, doch es schien, als wäre sie in einer Sackgasse gelandet. Ist das überhaupt eine Tür? Möglicherweise hatte auch irgendjemand einen türartigen Umriss in die Wand arbeiten lassen um Neugierige zum Verzweifeln zu bringen. Und dann noch zur Abschreckung Haut darüber gespannt... klar! Wahrscheinlicher war, dass sie einfach noch nicht gründlich genug gesucht hatte. Schließlich wurde sie fündig, das sternförmige Loch bestätigte sie gleich zweimal. Also wirklich eine Sackgasse!

Doch mit leeren Händen würde die junge Frau nicht wieder gehen. Sie zückte Stift und Papier und versuchte so gut möglich, die Umrisse des Loches nachzuzeichnen und es im Zweifelsfall zu skizzieren. Auch wenn sie keine begabte Zeichnerin war, versuchte Marta so genau wie möglich an der Realität zu bleiben. Wer weiß, ob das noch wichtig ist. Die Verteifung wurde näher unter die Lupe genommen und Auffälligkeiten kurz notiert. Sollte sie auf keine weiteren Ergebnisse kommen, wurde das Ganze auf den Raum ausgedehnt. Vielleicht findet sich ja noch etwas...
 
Hier würden sich nur noch Überreste von Brandbeschleunigern finden, die eindeutig zeigten, daß das Feuer gelegt worden war. Aber der Gang war hier ja nicht zu Ende er ging weiter. Nur war das Ganze in dem Licht nicht so optimal, es konnte viel zu viel in den Ecken lauern, die Frage war doch, wie mutig war die Caitiff.
 
Sieht nach Brandstiftung aus... Scheinbar wollte hier jemand etwas vernichten. Schwer zu sagen, ob er Erfolg gehabt hatte. Jedenfalls ging der Gang noch weiter! Na also, geht doch! Hier unten hatte Marta tatsächlich mehr Angst vor Licht als vor der Dunkelheit. Doch bis zum Tagesanbruch war noch etwas Zeit. Und wenn es hier unten... unwahrscheinlich. Was für Wesen sollten denn in ein ausgebranntes Loch kriechen? Wenn man einmal von der Vampirin absah, die ja auch nicht ganz wehrlos war.

Nur zur Vorsicht zog sie ihre Klinge während Block und Stift wieder in der Tasche verschanden. Die Wurfmesser waren bei den Lichtverhältnissen nicht zu gebrauchen. Wirst du auch nicht brauchen... Sie folgte den Gang, mit der Linken das Licht haltend und in der rechten das Messer, zusammengeklappt, doch bereit sich zu entfalten, wenn es denn doch benötigt wurde. Ihre Augen suchten den Lichtkegel ab, ihre Ohren lauschten und ihre Nase... Bäh! Dieser Gestank! ...also ihre Nase eher nicht. Zumindest wollte sie jede Auffälligkeit bemerken.
 
Mit etwas Glück würde sie auf dem Boden noch die eine oder andere Fußspur erkennen können, die hin und her gegangen war. Dann kam sie in eine Schreibstube, wie man sie wohl nur in Filmen über das frühe Mittelalter sah. Ein Stehpult, eine Art Sockel, der irgendwann etwas getragen hatte, auf dem nun aber nur noch etwas Asche lag, ein altes Regal auf dem noch diverse Reste von Schriftrollen und seltsame Gefässe standen, die eingetrocknete Dinge enthielten, die kaum noch zu identifizieren waren. Es gab auch Kandelaber, aber leider nirgends mehr Kerzen, auch nicht auf den beiden Kerzenständern bei dem Stehpult.

Dafür gab es eine schmale Holztür.
 
Die Spuren waren wenig aussagekräfig. Hier war jemand entlanggegangen, doch wer oder wann - unmöglich zu sagen. Die Stube erstaunte sie dann aber. Was für ein unfähiger Brandstifter! Die Schriftrollen waren wohl eher durch die Hitze zusammengeschrumpft, das Feuer hätte sicherlich auch Tür und Möbel vernichtet. Und was war das früher mal? Auch dem Inhalt der Gefäße hatte das Klima nicht gutgetan. Nutzlos! Nachdem sie auch hier nach Verwertbarem gesucht hatte, wandte sie sich der Tür zu. Du wirst doch wohl zu öffnen sein...
 
Natürlich liess sich die Tür öffnen und eine steile Wendeltreppe führte nach oben in einen kleinen Raum mit einer Betbank, die auf ein Glasgemälde ausgerichtet war, das von irgendwo Licht erhielt. Jemand hatte es wohl gereinigt, denn im Gegensatz zu allem anderen war es blitzsauber. Vielleicht war es aber auch mit einem Zauber belegt, wer wusste das schon. Zwei Männer waren auf dem Bildnis zu erkennen, doch erkennen können, würde Marta keinen. Doch einer von ihnen betete den anderen an.
 
Es geht wieder aufwärts? Die Vampirin folgte der Treppe und kam letztendlich in eine Betkammer. Auffallend war hier vor allem das Glasgebilde. Die beiden Männer darauf kannte sie nicht. Bestimmt nur irgendwelche Heilige... Marta hatte nicht wirklich Interesse an solchem religiösen Kram. Interessanter war, dass das Bild frei von jeglichem Dreck war. Hier hat jemand geputzt! Das bedeutete natürlich, dass hier jemand vor nicht allzu langer Zeit gewesen sein musste. Auf jedem Fall nach dem Feuer. Auch die Beleuchtung war ungewöhnlich. Das solltest du dir mal näher ansehen.

Vorher ließ die junge Frau nochmal ihren Blick durch das Kämmerchen schweifen. Vielleicht gab es ja noch weitere Auffälligkeiten. Hatte man auch den Rest des Raumes gereinigt? Schließlich trat sie an das Glas heran.
 
Alles andere war nicht gereinigt worden, aber die Spuren, daß hier Putzeimer gestanden hatten. Sie trat an das Fenster heran, doch auch hier war nicht zu erkennen, wo das Licht herkam, denn eigentlich sollte sie einige Meter unter dem Boden sein. Sie würde sich auch nichts anderes vorstellen, daß hier jemand Magie gewirkt hatte.
 
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